Interview mit Tobias Krell

Auf Grund meiner großen Leidenschaft zu Büchern schaue ich kaum fern. Allerdings mache ich für bestimmte Sendungen auch mal eine Ausnahme und lege (wenn auch nur für kurze Zeit) gerne mal mein Buch zur Seite. Kinderwissenssendungen wie „Wissen macht Ah!“ mit Ralph, Clarissa und Shary oder auch die „Checker“-Reihe mit Can, Tobi und Julian können mich selbst heute noch begeistern. Die „Checker“-Shows sind Entdeckershows für Grundschulkinder. Hier werden immer am Anfang der Show interessante Checkerfragen gestellt und dann während der Show kindgerecht für die Zielgruppe der 6-10-Jährigen beantwortet. Seit Oktober 2014 gibt es außerdem noch die Sendung „CheXperiment“, die man beim KiKa und im Ersten sehen kann. Hier stellt sich Tobias Krell, Moderator und Namensgeber der Sendung „Checker Tobi“, verschiedenen kniffligen Herausforderungen. Wer Tobi gerne mal live erleben möchte, der sollte sich unbedingt seine Wissensshow „Tobi und seine Freunde“ anschauen. Mit Themen wie „Räuber und Gendarm“, „Der Traum vom Fliegen“ oder „Schnee und Eis“ begeistert er mit seinen Freunden Antonia und Feridun Kinder ab 6 Jahren und die ganze Familie. Wenn man im Anschluss an eine dieser Shows zur Autogrammstunde geht, blickt man in strahlende Kinderaugen, die voller Begeisterung erzählen, wie schön es doch war. Tobi unterschreibt dann übrigens nicht nur fleißig Autogrammkärtchen, sondern beantwortet auch zahlreiche Fragen – auch wenn diese nicht immer etwas mit der Show zu tun haben. Hier musste ich tatsächlich einige Male lachen, denn die Kinder haben teilweise urkomische Fragen gestellt. 😉  Nachdem die Kinder die „Vorarbeit“ geleistet hatten, durfte ich im Anschluss auch noch folgende Fragen loswerden.

LEO: Weißt du eigentlich, wieso die Sendung „Checker Tobi so erfolgreich ist?

TOBI: Nein. Verrate du’s mir.

LEO: Ich kann es dir sagen, denn ich habe sie schon oft gesehen. Es ist die Art, wie du oder auch Can und Julian, wie ihr den Kindern etwas erklärt. Man hat als Kind das Gefühl, ihr nehmt uns ernst. Ihr redet auf Augenhöhe mit uns. Viele Erwachsene erklären Dinge einfach nur oberlehrerhaft und dann auch noch kompliziert. Und ihr macht das eben nicht so!

TOBI: Das freut mich!

LEO: Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ihr bereits schon mehr als 100 Folgen für KiKa gedreht habt.

TOBI: Wenn man alle zusammenzählt, sind es sogar über 200 Folgen. Es wurden zwar noch nicht alle ausgestrahlt, aber insgesamt sind es schon über 200 Folgen.

LEO: Wie kommt ihr auf all die Ideen?

TOBI: Es gibt natürlich viele Kinder, die mir bzw. der Redaktion schreiben, dass sie sich dieses oder jenes Thema für die Folge wünschen. Wir als Checker-Team, also die Redaktion und ich, sammeln immer wieder Themen. Und wenn ich gerade durch die Stadt laufe und keine Checker-Folgen drehe und denke, „Oh, wow. Das müsste man auch mal als Thema bringen.“ Dann können wir das auch als Thema nutzen. Uns fallen also ständig Sachen ein, die man noch checken könnte und dann gibt es ja auch noch den Fernsehsender, das ist in diesem Fall gar nicht KiKa direkt, sondern der Bayerische Rundfunk und da gibt es auch eine Chefin, mit der wir ganz eng und ganz gerne zusammenarbeiten. Und die hat natürlich auch noch Ideen für weitere Themen.

LEO: Aber habt ihr nicht Angst, dass euch irgendwann die Ideen ausgehen?

TOBI: Ehrlich gesagt, nicht, da man beim Kinderfernsehen zu ALLEM eine Sendung machen kann, denn wenn man sich alles genau genug anguckt, dann ist auch alles echt spannend. Als wir z.B. den „Body-Check gemacht haben, dann haben wir da schon gelernt, was das Gehirn macht und wie das Herz pumpt. Aber man kann trotzdem noch eine einzelne Sendung NUR übers Herz oder NUR übers Gehirn machen. Deshalb kann man, glaube ich, nie genug Themen finden. Wir haben irgendwann demnächst 220 Folgen und uns fallen bestimmt nochmal mindestens fünfzig ein.

LEO: Der „Leben- und Sterben-Check ist mir persönlich sehr nahe gegangen. Ich finde es toll, dass ihr für diese Sendung für den Grimme-Preis nominiert worden seid. War es schwer, diese Folge zu drehen? Sonst bist du immer lustig, aber in dieser Folge eher ruhig, traurig und nachdenklich.

TOBI: Das stimmt und so war es auch. Das war für mich auf jeden Fall schwierig, diese Folge zu drehen. Zumal ich ja vorher und jetzt immer noch nicht mit dem Tod in Berührung gekommen bin. Meine Familie ist sehr klein und ich habe noch nie eine Oma oder einen Opa verloren, es sei denn, sie waren schon vorher tot. Das Thema war also noch nicht so nah an mir dran und – ich denke, das ist aber ganz normal – ich hatte ein bisschen Angst davor. Um ehrlich zu sein sogar richtig doll Angst davor, weil ich einfach nicht wusste, wie man mit Leuten spricht, die gerade jemanden verloren haben oder mit jemandem, der weiß, dass er bald stirbt.

LEO: Vor allem waren das ja auch Kinder, mit denen du gesprochen hast.

TOBI: Genau. Und bei denen ist die Mama oder der Papa gestorben. Da habe ich mich echt gefragt, wie die jetzt drauf sind. Ich hatte Angst vor dieser Begegnung! Aber dann habe ich eben auch gemerkt, dass das letzten Endes Quatsch ist, wenn man denkt: „Die haben Mama oder Papa verloren und sonst sieht man nichts mehr von denen. Das sind ja trotzdem ganz normale Kinder, die Lust  haben, zu spielen. Man kann mit denen ganz normal umgehen. Das sind lauter solche Sachen, die ich in dieser Sendung gelernt habe und deshalb ist die Folge von der Stimmung her auch ganz anders, weil das Thema natürlich viel ernster ist. Trotzdem merkt man währenddessen, dass Leute, die mit dem Tod zu tun haben, auch Spaß haben. Das Leben ist bei denen also nicht nur traurig.

LEO: Welche Checker-Folge war für dich bisher die spannendste oder die interessanteste?

TOBI: Tatsächlich auch der „Leben- und Sterben-Check, einfach weil die Folge auch so besonders ist und weil wir auch so lange daran gearbeitet haben. Allerdings ist auch der „Pups-Check eine Sendung ist, die ich sehr witzig finde. Die schaue ich immer noch gerne.

LEO: D.h., dass du die alten Checker Tobi-Folgen auch nach langer Zeit immer mal wieder anschaust?

TOBI: Na ja, heute haben wir ja wieder etwas zum Thema „Ungeheuer gemacht und dafür haben wir uns natürlich den „Angst- und Grusel-Check und den „Hexen-Check angeschaut, obwohl die schon fünf Jahre alt sind. Oder wenn ich irgendwo einen Vortrag halte, dann frage ich mich, wovon ich erzählen könnte und dann schaue ich einfach in eine alte Folge rein und denke mir „Ah, der „Pups-Check ist einfach immer wieder lustig!. So ist das eher.

LEO: Wenn du dir dann so eine alte Folge nochmal anschaust, denkst du dir dann an der oder der Stelle, dass du das uns das anders hättest machen können?

TOBI: Ja, total! Das ist bei mir immer so und je länger die Folgen her sind, desto mehr merke ich natürlich auch, dass ich heute an einer Stelle etwas ganz anders machen würde. Z.B. hätte ich da diese Frage anders gestellt oder ich hätte auf irgendeine Sache nicht so doll reagiert. Das ist ganz interessant. Das ist bei mir schon so, wenn ich mir zwei Wochen später die Folge anschaue, nachdem sie ganz neu fertig ist. Wenn ich sie mir aber fünf Jahre später angucke, dann wird das noch extremer.

LEO: Kannst du mir eine Folge nennen, die dich besonders herausgefordert hat?

TOBI: Der „Tauch-Check. Den haben wir gedreht, weil ich für den Kinofilm tauchen lernen musste. Und das ist mir nicht so leicht gefallen, wie aber auch viele andere Sachen. Ich hab wegen dem Druckausgleich echt schnell Schmerzen gehabt.

LEO: Wie tief bist du da ungefähr getaucht?

TOBI: Beim „Tauch-Check war ich ungefähr 10 Meter unter Wasser und beim Kinofilm, als ich dann richtig tauchen war, ein bisschen mehr als 20 Meter. Eigentlich ist das noch nicht so ultratief, aber für mich, jemand der darin nicht so erfahren ist, war das schon eine große Herausforderung.

LEO: Was war für dich in deinem Kinofilm „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten die aufregendste Erfahrung?

TOBI:Ich glaube, die Sache, an die ich mich am liebsten und auch am meisten erinnere, ist, in Grönland zu sein und in dieses Forschercamp zu fliegen, in dem die Wissenschaftler arbeiten. Das war nämlich so, wie auf einem anderen Stern zu landen. Da war einfach nichts mehr um uns herum außer Schnee und Eis. Keine Tiere, keine Pflanzen, dort fliegen keine Vögel und da sind natürlich auch keine Menschen. Und das ist echt so, als ob wir im Weltall gewesen wären. Das war echt abgefahren!

LEO: Und welcher Ort hat dir persönlich am meisten gefallen?

TOBI: Das kann man so schwer sagen, denn ich fand alle Orte ganz besonders, weil ich es auch einfach toll finde, für meine Arbeit so weit reisen zu dürfen. Aber ich glaube, dass ich da nicht sagen kann, was mir am besten gefallen hat. Grönland ist einfach sehr beeindruckend gewesen.

LEO: Gibt es irgendetwas, wovor du Angst hast?

TOBI: Da gibt es natürlich viele Sachen. Zum einen vor allem persönliche Sachen. Ich habe Angst davor, einen lieben Menschen zu verlieren. Meine Geschwister, meine Eltern, na ja, meine ganze Familie ist mir sehr wichtig. Ich hätte z.B. Angst, dass ich mit denen keinen guten Kontakt mehr habe. Meine Oma ist auch schon ganz schön alt, irgendwann demnächst wird sie wahrscheinlich sterben, denn sie ist schon weit über 90. Da habe ich auch ein bisschen Angst vor. Es gibt aber auch alltäglich Dinge. D.h., bevor ich auf so eine Bühne gehe, bin ich wahnsinnig aufgeregt und habe ein bisschen Schiss, dass es nicht gut wird oder so. Ich glaube, es gehört zum Leben dazu, dass man mit Angst konfrontiert wird und das hört bestimmt auch nie auf.

LEO: Du hast gerade gesagt, dass du vor so einer Show Angst hast. Was machst du lieber? Fernsehen, wo man einfach so oft die einzelnen Szenen drehen kann, bis diese perfekt sitzen oder so eine Show wie „Tobi und seine Freunde live mit Antonia und Feridun auf der Bühne, wo auch mal was schief gehen kann?

TOBI: Ich glaube nicht, dass ich sagen kann, dass ich das oder jenes lieber mache. Ich mag beides total gerne. Es ist eben komplett unterschiedlich. Aber ich stehe schon gerne vor der Kamera und mir macht die Arbeit furchtbar viel Spaß, weil ich so viele Sachen ausprobieren kann, es ist aber trotzdem schön, dass es diese Abwechslung gibt. Es ist aber auch toll, dass ich mit Feridun und Antonia Theater spielen darf.

LEO: Du stehst ja inzwischen schon viele Jahre vor der Kamera. Hast du vor einer Sendung trotzdem noch Lampenfieber?

TOBI: Nein. Ich arbeite mit dem Team zusammen und das sind alles meine engen Freunde und ich fühle mich da wahnsinnig wohl und deswegen habe ich auch keine Angst.

LEO: Erzähl mal, wie übt man so eine Live-Show ein?

TOBI: Die übe ich um ehrlich zu sein nicht, sondern ich bereite mich nur darauf vor. Aber es ist nicht so, dass ich vorm Spiegel stehe und die und die Moderation übe. Wenn ich z.B. große Preisverleihungen moderiere, wo hunderte und tausende Menschen sitzen, dann gehe ich das im Kopf oft durch und versuche einfach, genau zu wissen, was passiert, weil je genauer man vorbereitet ist, desto leichter kann man dann spontan reagieren und doch abweichen.

LEO: D.h. also, dass du nichts auswendig lernst, sondern du denkst dir im Kopf sogenannte „Schlüsselwörter aus?

TOBI: Genau. Ich habe noch nie Texte auswendig gelernt, sondern es ist mir wichtig, dass sie spontan klingen. Den Satz formuliere ich erst in dem Moment, ich lerne ihn nicht auswendig. Aber ich weiß natürlich, was für einen Inhalt der Satz haben soll.

LEO: Wenn ich z.B. Instagram-Storys mache, dann mache ich das ähnlich. Ich weiß, was ich sagen will und dann sage ich es spontan.

TOBI: Ja. Genauso mache ich es auch.

LEO: Was war die gefährlichste Sache, die du je gemacht hast?

TOBI: Puh. Also, ich habe mal für den „Gummi-Check einen Bungee-Sprung gemacht. Das war sehr aufregend und bestimmt auch nicht ungefährlich und ich war mal für den „Zirkus-Check mit sechs oder acht ausgewachsenen Löwen in einem Käfig. Natürlich war der Dompteur auch dabei, denn sonst wäre ich da nie reingegangen. Der hat mir zwar auch gesagt, dass da nichts passieren kann, weil die mich kennen, aber es war trotzdem nicht ungefährlich. Da hatte ich ein bisschen Schiss.

LEO: Angenommen, du hättest einen Wunsch frei – welcher wäre das?

TOBI: Das kommt drauf an. Eigentlich habe ich fünftausend Wünsche. Im Moment, wenn ich jetzt mal politisch denke, würde ich mir wünschen, dass in Deutschland all das, was gerade passiert, dass die Leute so sehr für uns gefährliche Parteien wählen, dass das wieder weniger wird. Das macht mir nämlich ein bisschen Angst, was da gerade passiert.

LEO: Meine Schwester sagt immer, dass sie sich einfach noch mehr Wünsche wünschen würde.

TOBI: Das ist ein kluger Gedanke. Das ist in der Hinsicht wahrscheinlich auch das Beste, was man machen kann.

LEO: Wenn du drei Dinge auf Knopfdruck verändern könntest, welche wären das?

TOBI: Ich würde mich darum kümmern, dass die Leute, die hungern und denen es nicht gut geht, dass es ihnen besser geht. Dass es mehr Gerechtigkeit gibt. Was würde ich noch verändern? Damit habe ich ja eigentlich schon ziemlich viel abgedeckt. So würde es einigen Leuten ja schon deutlich besser gehen. Was jetzt gerade akut wäre, ist, dass ich riesengroßen Hunger habe. Ich würde auf einen Knopf drücken und mein Hungergefühl löschen und mit dem dritten Knopf würde ich dir auch noch was zu essen hierherbestellen.

LEO: Dankeschön! Das ist nett. Ich meine, ich habe auch immer Hunger.

TOBI: Ja! Siehst du? Ich auch. Und ich habe heute schon lange nichts mehr gegessen.

LEO: Wo wir gerade beim Thema sind – ich mag ja sehr gerne Spinat.

TOBI: Den mag ich auch.

LEO: Was ist denn dein Lieblingsessen?

Doch bevor Tobi antworten kann, ruft ANTONIA schon rüber: Ich weiß es! Ich weiß es!

TOBI: Sag du’s.

ANTONIA: Nudeln mit Pesto.

TOBI: Genau. Ich liebe Spaghetti mit Pesto. Spaghetti und Pasta aller Art. Aber Pesto ist wirklich fantastisch! Das könnte ich jeden Tag essen.

LEO: Ich liebe Raclette, aber das gibt es leider nicht immer.

TOBI: Genau. Das gibt es ja nur an Weihnachten und Silvester.

LEO: Ja, leider.

TOBI: Aber Raclette-Käse, den mag ich nicht so gerne. Der ist mir zu kräftig. Aber mit Gouda esse ich Raclette auch sehr gerne.

LEO: Und was magst du gar nicht?

TOBI: Ich mag kräftigen Käse, aber zum Beispiel Blauschimmelkäse oder Gorgonzola, die kann ich einfach nicht essen, da wird mir sonst schlecht. Aber sonst esse ich eigentlich ziemlich viel. Ich bin aber kein Fan von Süß-Sauer-Sachen. Pizza Hawaii würde ich zum Beispiel nie kaufen. Ich verstehe einfach nicht, wie man Ananas auf eine herzhafte Pizza tun kann.

LEO: Pizza Hawaii finde ich echt lecker, aber das ist eine der wenigen Sachen, die ich in dieser Kombination esse.

TOBI: Nee, also wirklich. Ich verstehe es einfach nicht, wie man sich Mandarinen in einen herzhaften Tomatensalat tun kann. Das begreife ich einfach nicht. Ich meine, was soll das auch?! Obst kann man morgens essen, Salat gibt’s abends – zack, fertig.

LEO: Was ist der Ratschlag deiner Mutter, der dir am meisten geholfen hat?

TOBI: Meine Mutter hat mir keine Ratschläge gegeben, aber sie hat mir bei allem immer vertraut. Sie hat immer die Haltung gehabt „Der Tobi macht das schon! und mir nie reingeredet. Und dieses Urvertrauen, das hat mir mehr mitgegeben, als jeder Ratschlag, den sie mir hätte geben können.

LEO: Wenn du ein Held mit Superkräften wärst, welche Superkraft wäre dies und was würdest du dann als erstes tun?

TOBI: Ich wäre gerne ein egoistischer Superheld. Einer, der die Kraft nur für sich selbst nutzt. Dann wäre die Superkraft natürlich „Fliegen. Und dann würde ich einfach sofort losfliegen. Ich glaube, ich kann mir kein schöneres Gefühl vorstellen, als zu fliegen.

LEO: Und wohin würdest du dann fliegen?

TOBI: Einfach über die Städte. Über mein Heimatdorf, über München oder über Berlin. Schnell von A nach B kommen. Auch noch eine Superkraft wäre z.B., sich beamen zu können. Ich muss so viel unterwegs sein, ich sitze gefühlt 150 Jahre im Zug. Allein dieses Jahr habe ich, wenn man alles zusammenrechnet, über eine Woche im Zug verbracht. Und so wäre es einfach cool, sich beamen zu können.

LEO: Welchen großen Wunsch hast du dir mit deinem ersten selbst verdienten Geld erfüllt?

TOBI: Ich habe mir eine Stereoanlage gekauft. Da war ich ungefähr fünfzehn und ich wollte unbedingt eine Stereoanlage haben und habe einen Schülerjob in einem Bootsverleih gehabt. Damit habe ich dann diese Stereoanlage gekauft.

LEO: Du hast mal erzählt, dass du früher Sportreporter werden wolltest. Bist du denn auch sportlich? Was ist dein Lieblingssport?

TOBI: Ich bin sportlich, aber ich bin nicht mehr sportinteressiert. Also ich interessiere mich überhaupt nicht für Fußball oder für Leichtathletik. Ich gucke auch keine WMs und EMs. Irgendwie macht es nichts mit mir, Sport zu verfolgen. Trotzdem war es gut, dass ich diesen Berufswunsch hatte, weil ich so schon ganz früh gewusst habe, wie das Fernsehen funktioniert. Damals war ich ein totaler Fußballfan und wollte Fußball unbedingt mit Fernsehen verbinden und so wusste ich, dass ich Reporter werden muss.

LEO: Ich spiele auch ziemlich gerne Fußball.

TOBI: Cool! Und was willst du mal werden? Journalistin?

LEO: Ja. Journalistin oder so. Mal schauen. Sag mal, du hast ja einen alten VW-Bus. Wo hast du schon Urlaub mit deinem Bus gemacht? Und wie viele Länder hast du schon bereist?

TOBI: Ich bin bis nach Albanien runtergefahren. Kroatien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Österreich und auch Slowenien. Ich habe damit aber auch Dänemark bereist. Frankreich – Italien natürlich. Na ja, also einfach ganz viele Länder um Deutschland herum.

LEO: Welches war dein Lieblingsland?

TOBI: Ich mag das italienische Essen sehr gerne und wenn man durch Italien fährt und alle paar Meter richtig geiles Zeug kriegt, dann wäre also wahrscheinlich Italien mein Lieblingsland.

LEO: Hattest du als Kind Vorbilder?

TOBI: Mhm, ja. Klar. Das waren zwar nie solche Vorbilder, im Sinne davon, dass ich denen nachgeeifert habe, aber es gab schon Leute, die ich toll fand und bewundert habe. Ich habe auch ganz lange geturnt und da fand ich Andreas Wecker, das war damals ein ganz toller, deutscher Turner, natürlich super toll. Den habe ich auch sehr bewundert. Aber auch Leute, die Fernsehen machen und gemacht haben, damals wahrscheinlich Fußballreporter, fand ich toll. Ganz früh fand ich die „Toten Hosen sehr toll und habe die als Lieblingsband für mich entdeckt. Da war ich natürlich ein Riesenfan von Campino, dem Sänger von den „Toten Hosen. Das waren also ganz verschiedene Sachen.

LEO: Die Lieder von den „Toten Hosen finde ich auch toll.

TOBI: Tolle Texte und allgemein gute Musik.

LEO: Denkst du, dass du ein gutes Vorbild bist?

TOBI: Da habe ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht. Das ist eine tolle Frage. Wenn es Leute gibt die sagen, dass Checker Tobi ihr Vorbild ist, dann freue ich mich natürlich wahnsinnig.

LEO: Hast du das schon mal gehört?

TOBI: Nein. Vorbild hat, soweit ich das weiß, noch nie jemand gesagt. Das weiß ich also nicht. Ich kriege natürlich schon mit, dass die Leute die Sendung toll finden, aber ob ich ein Vorbild bin… Keine Ahnung! Aber es ist natürlich auch eine große Verantwortung, finde ich. Das ist aber irgendwie schön, zu merken, dass man Leuten eine Inspiration ist.

LEO: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen müsstest, wer wäre das?

TOBI: Für einen Tag würde ich mein Leben auf jeden Fall mit einer Frau tauschen wollen. Ich fände es total interessant, einen Tag als Frau zu verbringen, um zu merken, wie allein das körperliche Gefühl ist. Wie sich das anfühlt. Außerdem glaube ich, dass man, wenn man als Frau durch die Welt geht, anders angeschaut wird. Ich glaube, dass es für einen Mann sehr lehrreich und interessant wäre, zu merken, wie es als Frau so ist. Aber mein ganzes Leben würde ich nicht tauschen wollen. Ich mag mein Leben.

LEO: Auch eine sehr coole Antwort!

TOBI: Ja.

LEO: Bist du privat auch der lässige und coole Checker Tobi, den alle vor der Kamera zu Gesicht bekommen oder bist du da anders? Carolin Kebekus, die ja eine bekannte Comedienne ist, habe ich neulich interviewt und die hat mir erzählt, dass es ihr Job ist, lustig zu sein und wenn sie von der Bühne runtergeht, muss sie ja nicht mehr lustig sein, weil das dann ihr Privatleben ist und da ist sie so, wie sie privat eben drauf ist. Ist das bei dir ähnlich?

TOBI: Ja, ich bin in der Sendung immer ziemlich gut gelaunt und so weiter. Ich bin schon sehr oft gut gelaunt, dass aber auch nicht immer. Aber ich glaube, dass ganz viel, wie ich als private Person bin, auch Checker Tobi ist. Deshalb gibt es zwischen Tobias Krell und Checker Tobi zwar Unterschiede, aber ganz viel von Checker Tobi ist eben auch Tobias Krell und auch umgekehrt.

LEO: Gibt es Tage, an denen du schlecht gelaunt bist und am liebsten nicht aus dem Haus gehen magst, aber musst? So wie jetzt für deine Shows „Tobi und seine Freunde, wenn du tagelang unterwegs bist – ohne Ruhepausen. Hast du dafür einen Gute-Laune-Tipp?

TOBI: Ich mag ja meine Arbeit. Ich glaube, dass wäre schwieriger, wenn ich das machen müsste und ich mich dabei zu irgendetwas zwingen müsste. Aber so ist das ja nie. Ich finde das immer total toll, was ich da machen darf. Das ist auch ein großes Geschenk. Insofern kommt irgendwann von selbst die gute Laune, wenn ich mit schlechter Laune aufstehe, weil ich ja mit meinen Leuten arbeiten darf und ich mich daran erinnere, was ich für einen tollen Job habe.

LEO: Übers Schreiben und Lesen bin ich mittlerweile Bloggerin für Kinder- und Jugendbücher geworden. Da interessiert es mich natürlich, ob du auch gerne liest.

TOBI: Total gerne. Ich lese jeden Tag. Ich fahre zwar oft mit dem Fahrrad zur Arbeit, aber gerade im Winter, wenn ich dann U-Bahn oder Bus fahre, dann lese ich die Stunde, die ich dann in der U-Bahn oder im Bus verbringe. Aber ich liebe auch Filme. Deswegen gucke ich abends dann eher einen Film. Aber ich lese einfach viel und vor allem jeden Tag.

LEO: Mir wird im Bus oder in der Bahn leider schlecht, wenn ich lese.

TOBI: Echt? Ach, wie ärgerlich.

LEO: Deswegen kann ich mir nur Hörbücher anhören.

TOBI: Das ist ja aber auch okay. Was liest du gerade?

LEO: Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig.

TOBI: Krass. Das mache ich immer nur ganz selten.

LEO: Na ja, ich bekomme die Bücher ja von den Verlagen zugeschickt und die rezensiere ich dann auch. Und damit ich die Bücher möglichst schnell rezensieren kann, lese ich dann immer mehrere Bücher auf einmal.

TOBI: Krass! Und wie kriegst du das hin? Dass du die Inhalte und so nicht durcheinanderbringst?

LEO: Keine Ahnung, wie ich das mache. Das ist bei mir einfach so. Ich kann mir auch nach zwei Jahren merken, was in dem einen und dem anderen Buch stand.

TOBI: Das ist beeindruckend.

LEO: Hattest du ein Lieblingsbuch in der Kindheit?

TOBI: Also, ich liebe die Bücher von Jo Pestum, das ist ein Kinder- und Jugendbuchautor aus den 80-er oder 90-er Jahren, als ich ein Kind war.

LEO: Nicht meine Zeit!

TOBI: Ja. Der hat aber ganz tolle Bücher geschrieben, die man auch heute noch gut lesen kann. Demnächst ist ja wieder Vorlesetag und letztes Jahr war ich in Duisburg und da habe ich vorgelesen und mir überlegt, welches Buch ich nehmen soll. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich das Buch „Das Monster im Moor von Jo Pestum als Kind total geliebt und mehr als fünfmal gelesen habe. Ich glaube, dass das eines meiner Lieblingsbücher aus meiner Kindheit war. Er hat aber auch einen Nachkriegsroman geschrieben. „Die Schwarzfüße hieß der und der hat mich damals auch sehr berührt. Die Bücher von Jo Pestum fand ich immer wirklich richtig gut.

LEO: Und welches Buch ist gerade zurzeit dein Lieblingsbuch?

TOBI: Ich lese gerade einen großen Klassiker – „Die Pest von Albert Camus. Zuletzt habe ich ein Buch gelesen, das war „Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara, das habe ich wirklich verschlungen, obwohl es über tausend Seiten hat. Das Buch hat mich wirklich total fertig gemacht! Dabei musste ich auch ganz viel weinen, denn es ist ein wahnsinnig berührendes Buch. Dieses Buch hat mich zuletzt richtig bewegt.

LEO: Warst du eigentlich beliebt in der Schule?

TOBI: Ich glaube schon. Ich war zumindest oft Klassensprecher. Ich war aber nicht „der Coole in der Klasse, den von Anfang an jeder super fand. Aber ich habe mich mit jedem gut verstanden und ich war keiner von den Doofis, der irgendwen gemobbt hat und deswegen nur von den Coolen cool gefunden wurde, sondern ich kam mit jedem gut klar.

LEO: Ich habe neulich, als ich für ein Interview mit Ralph Caspers recherchiert habe, eine lustige Podcast-Folge angehört. Da erzählt Ralph Caspers, wie er versehentlich für den Bundespräsidenten gehalten wurde. Er hat diesen nämlich auf einer Südamerika-Reise begleitet und da waren sie dann auf den Galapagos Inseln. Dort trafen sie eine deutsche Schüleraustauschgruppe aus Ecuador. Die hatten gehört, dass der Bundespräsident kommt und wollten diesen treffen. Die Austauschgruppe hat die Lehrer bequatscht und gefragt, ob sie nicht ausnahmsweise einen Ausflug machen könnten, um den deutschen Bundespräsidenten mal zu sehen. Also haben sie einen kleinen Studienausflug auf die Galapagos Inseln gemacht. Als die Gruppe aber Ralph Caspers entdeckt hat, waren die total aus dem Häuschen und sind auf ihn zugerannt. Nach einiger Zeit hat der Lehrer, der aus Ecuador stammt, dann gemeint: „So Kinder, genug Fotos gemacht! Jetzt lasst mal den deutschen Bundespräsidenten wieder seine Arbeit machen! Bist du auch schon mal irgendwie verwechselt worden?

TOBI: Nein. Ich glaube, das ist mir noch nie passiert. Also, klar, als ich angefangen habe, das zu machen, wurde ich oft gefragt, ob ich nicht Checker Can bin. Weil das Format ja das Gleiche ist und wir eben beide Reporter für Kinder sind. Aber so eine coole Verwechslungsgeschichte, die habe ich nicht erlebt. Natürlich werde ich manchmal von Kindern erkannt und es ist mir einmal passiert, dass ich mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bin. Dann habe ich gesehen, wie ein Junge, der noch ein paar hundert Meter von mir entfernt war, mit seinem Rad über eine Ampel gefahren ist. Dann hat er mich aus dem Augenwinkel gesehen und hat sich nach mir umgedreht. Weil er sich dann so schnell umgedreht hat, hat er mit dem Fahrrad einen Unfall gebaut und ist hingefallen. Da bin ich natürlich sofort hingefahren und habe ihm dann geholfen. Das ist die einzige witzige Geschichte, die mir gerade so einfällt, die ich mit dem Thema „Erkannt werden erlebt habe.

LEO: Ganz oft gibt es doch so Situationen, wo man denkt „Mensch, den kenn‘ ich doch, aber ich weiß nicht, woher! Wirst du da oft angesprochen?

TOBI: Ja, das passiert schon oft, dass Leute sagen, dass sie mich kennen. Dann sage ich meistens: „Ja. Aus dem Kinderfernsehen vielleicht. Und gerade bei jüngeren Kindern, die so drei oder vier Jahre alt sind, ist es so, dass sie die Sendung durchaus aus dem Fernsehen kennen, aber noch nicht so richtig kapieren, dass es den Typen aus dem Fernsehen auch in echt gibt. Die starren mich dann ganz lange an und man merkt, wie es im Kopf rattert und die sich denken: „Hä? Wie kann denn das jetzt sein? Der ist doch eigentlich immer samstagabends bei mir im Fernseher. Das passiert mir manchmal.

LEO: Kannst du mir vielleicht zum Schluss noch deinen Lieblingswitz erzählen?

TOBI: Ich kann mir Witze so schlecht merken. Aber ich mag diese Witze mit Wortspielen. Zum Beispiel: Was qualmt und hoppelt über die Wiese? – Ein Kaminchen!

LEO: Die mag ich auch!

TOBI: Was spricht undeutlich und lebt unter Wasser?

LEO: Den kenne ich! Das ist auch der Lieblingswitz meiner Schwester! Die Lösung ist: Eine Nuschel.

TOBI: Was gibt es denn noch für Witze? Ah! Was klebt und wandert durch die Wüste?

LEO: Puh. Keine Ahnung!

TOBI: Ein Karamel!

TOBI ruft zu Antonia rüber: Antonia, du kennst diese Witze auch!

ANTONIA: Was ist süß und schwingt von Baum zu  Baum? – Ein Tarzipan!

TOBI: Und wie geht nochmal der mit der orangenen Frucht? Ah, ja, genau. Was ist orange und wandert? – Eine Wanderine! Oder geht spazieren? Ach, keine Ahnung! Was ist denn dein Lieblingswitz?

LEO: Was sagt der große Stift zum kleinen Stift? – Wachs-mal-Stift!

TOBI: Der ist sehr gut!

LEO: Dann bin ich jetzt mit meinen Fragen durch und bedanke mich für das Interview!

TOBI: Ja, ich danke dir ebenfalls. Das war ein tolles Interview!

TKKG – Das Live-Hörspiel

„TKKG – Das Live-Hörspiel“ ist derzeit mit dem brandneuen Fall „Das unheimliche Dorf“ auf Tour durch ganz Deutschland. Zum 40-jährigen Jubiläum stehen die aktuellen vier Originalstimmen nun auf der Bühne und nehmen große und kleine Spürnasen mit auf Verbrecherjagd.

Seit 1979 haben die Profis in spe weit über 200 Fälle gelöst – zuerst in Buchform, zwei Jahre später dann auch als Hörspiel. Nun bietet das Live-Hörspiel eine nie dagewesene Möglichkeit, die Jungdetektive endlich hautnah zu erleben. Ein fantastisches Erlebnis für die ganze Familie, bei dem das Publikum mitfiebern kann, wenn es wieder heißt: „Das ist ein Fall für TKKG!“

Das Live-Hörspiel ist kein Theaterstück, denn die vier Sprecher spielen die einzelnen Szenen nicht auf der Bühne nach. Als Zuschauer hat man eher das Gefühl, man wäre live bei einer Hörspielaufnahme im Tonstudio dabei – mit dem kleinen Unterschied, dass auf der Bühne die Szenen nicht mehrfach wiederholt werden können. Wenn mal aus einem „blutigen Auge auf dem Shirt“ ein „blaues Auge“ wird, sorgt das für Lacher, die das Ganze zu einem einmaligen Erlebnis für das Publikum machen. Tatkräftige Unterstützung erhalten die vier Sprecher übrigens noch von Luise Lunow sowie von Michael Lott, der nicht nur Erzähler und Sprecher, sondern auch Regisseur dieser unheimlichen Geschichte ist. Außerdem gehören auch Almut Schwacke und Peter Sandmann zum Team, die äußerst kreativ Geräusche aus den verschiedensten Dingen zaubern können.

„TKKG – Das Live-Hörspiel“ ist mehr als nur ein Vorlesen einer spannenden Detektivgeschichte, es ist ein Hörerlebnis und ein Highlight für die ganze Familie.

„Das unheimliche Dorf“ (Folge 213)
Es sind Sommerferien und Tim, Karl, Klößchen und Gaby sind in den Ferien mit ihren Fahrrädern unterwegs. Als sie an einem kleinen See vorbeifahren, entdecken sie den im Wasser treibenden Arne Aalreiter. Ein Badeunfall? Nein! Denn was zunächst nach einem Badeunfall aussieht, entpuppt sich als klarer Fall für TKKG! Die Profis in spe machen sich auf den Weg in das nahegelegene Dorf und ermitteln auf eigene Faust, denn alle Einwohner haben ein Motiv.

Präsentiert wird das Live-Hörspiel von Semmel Concerts und dem Hörspiellabel EUROPA (Sony Music Entertainment).

Interview mit Vanessa Walder

Als ich im Frühsommer das Buch „Die Unausstehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler“ von Vanessa Walder gelesen hatte, ist es mir zuerst gar nicht aufgefallen, dass ich es hier mit einer ganz bekannten Autorin zu tun hatte. Erst als ich anfing, kleine Notizen nach dem Lesen in mein Notizbuch zu kritzeln, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Ach so! Die ist das! Ja klar, die Vanessa Walder kenne ich doch!“ Dazu müsst ihr wissen, dass ich so ein kleines Notizbuch zum Film „Conni & Co“ besitze. Und was glaubt ihr, wer das Drehbuch zu diesem Film geschrieben hat? Genau! Die liebe Vanessa. Denn Vanessa Walder ist nicht nur Buchautorin, sie schreibt auch ganz viele Drehbücher. Da ich mit „Meiner Freundin Conni“ in den Kindergarten gegangen bin, danach noch in die Schule und zu guter Letzt sogar ins Kino, musste ich unbedingt die Person kennenlernen, die meine buchige Freundin Conni zum Leben erweckt hat. Selbstverständlich fand ich den Kinofilm mit der bezaubernden Emma Schweiger in der Rolle als Conni Klawitter klasse, aber noch genialer fand ich es, dass Vanessa Walder sich die Zeit genommen hat, meine zahlreichen Fragen zu beantworten.

Leo: Neulich habe ich dein neues Buch ‚Die Unausstehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler‘ gelesen und ich war begeistert.

Vanessa Walder: Das freut mich sehr!

Leo: Einige Tage später ist mir dann aber aufgefallen, dass ich tatsächlich auch noch andere Bücher von dir gelesen habe (LesePiraten, Leserabe und die Reihe ‚Das wilde Määäh‘), die aber mittlerweile in das Bücherregal meiner Schwester umgezogen sind.

Vanessa Walder: Toll, dass du die Bücher weitergibst.

Leo: Nicht alle! ‚Conni & Co‘ natürlich nicht, denn ich bin ein ganz großer Conni-Fan. Wenn man sich die Bandbreite deiner Bücher anschaut, sind das schon eine ganze Menge – und vor allem ist auch für jeden etwas dabei.

Vanessa Walder: Ja, stimmt. Ich habe mein erstes Buch 1999 geschrieben. Es ist 2001 im Loewe Verlag erschienen. Also sind es jetzt fast genau 20 Jahre, in denen ich ausschließlich vom Schreiben lebe.

Leo: Erzähl doch mal, wie und wann du zum Schreiben und zum Beruf ‚Autorin‘ kamst.

Vanessa Walder: Ich habe Kurzgeschichten an ein Magazin geschickt, damals war ich 17. Die haben mir einige abgekauft. Daraufhin kam ein Angebot von einem Magazin und ich habe ein paar Jahre als Journalistin gearbeitet. Eines Tages habe ich den Schriftsteller Christian Bieniek interviewt. Und der hat mir geraten, es mal mit einem Roman zu versuchen. Das habe ich gemacht, und den hat er einer Agentur und einem Verlag gezeigt. Seitdem bin ich Schriftstellerin.

Leo: Wie viele Bücher hast du mittlerweile schon geschrieben? Ich habe mir deine Bibliographie angeschaut und war erstaunt.

Vanessa Walder: Das geht mir manchmal auch so. Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, aber über 90 sind es auf jeden Fall. Allerdings sind auch kurze Bücher dabei, die sehr viele Illustrationen haben.

Leo: Du schreibst ja nicht nur Kinder- und Jugendbücher, sondern auch Drehbücher. Wie unterscheidet sich das Schreiben der jeweiligen Bücher? Und was schreibst du lieber, Bücher oder Drehbücher für Kinoproduktionen?

Vanessa Walder: Der größte Unterschied ist, dass Drehbücher keine fertigen Werke sind wie Bücher. Ich gebe nicht den Text ab und am Ende bleibt er genau so stehen. Jedes Drehbuch durchläuft mehrere Fassungen. Und schon die erste Fassung des Drehbuchs basiert auf mehreren Fassungen eines Exposés und meistens auch noch mehrerer Treatments, das sind extra lange Exposés. Nach jeder Fassung gibt es Buchbesprechungen, bei denen die Produzenten oder Redakteure mir sagen, welche Änderungen sie sich wünschen. Am Ende kommen meistens noch Änderungen vom Filmverleih und von der Regie dazu. Manchmal kommt es sogar vor, dass ein Drehbuch vorher oder nachher noch von einem oder sogar mehreren anderen Autoren bearbeitet wurde oder wird. Das Drehbuch ist also von Anfang an ein gemeinschaftliches Werk, bei dem meine Entscheidungen nie endgültig sind und ich die letzte Fassung nie allein verantworte. Das ist beim Buch anders. Da kommt es nur in Ausnahmefällen vor, dass der Verlag nicht einverstanden ist mit Inhalten. Und da kann ich immer noch sagen: Das ist mein Buch, ich möchte, dass das so bleibt. Dafür trage ich für den Inhalt auch allein die Verantwortung.

Leo: In Kürze kommt ‚Bayala – Das magische Elfenabenteuer‘ ins Kino, erzähle doch mal, für welche Filmproduktionen du schon Drehbücher geschrieben hast.

Vanessa Walder: ‚Bayala‘ startet im Oktober in den Kinos. Ich habe die ersten Fassungen des Drehbuchs geschrieben und sitze jetzt an der ersten Fassung des 2. Teils.

Leo: Wieso hast du die Reihe ‚sisters‘ unter dem Pseudonym C.B. Lessmann herausgebracht?

Vanessa Walder: Weil ich den Plot der Serie nicht selbst gemacht hatte. Christian Bieniek und Marlene Jablonski hatten sich die Figuren und die Handlung ausgedacht. Ich habe die Bücher geschrieben. Ab dem 5. Band hab ich dann auch allein geplottet, aber bis dahin war es eben nicht nur ich. Deshalb hätte ich mich nicht wohl gefühlt, wenn da nur mein Name draufgeständen wäre.

Leo: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Gibt es einen speziellen Arbeitsplatz? Wie arbeitest du am liebsten? Und wo schreibst du?

Vanessa Walder: Ich wohne in einem alten Haus mit einem großen Garten an einem mittelgroßen See in Berlin. Im Erdgeschoß gibt es einen Erker mit vielen Fenstern, durch die ich die Blumen im Vorgarten sehe. Da steht mein Schreibtisch. Im Sommer sitze ich aber auch oft auf der Terrasse im Garten und schreibe da. In Cafés bin ich eher selten. Das habe ich in Wien oft gemacht, aber mittlerweile lebe ich seit über zehn Jahren in Berlin, und die Kaffeehäuser hier haben nicht dieselbe Atmosphäre. (Sorry, Berlin.)

Leo: Wie kommst du auf die zahlreichen Ideen? Was machst du, um Ideen zu sammeln? Konzentrierte Ruhe und allein im Büro oder ein Spaziergang an einem belebten Ort?

Vanessa Walder: Alles. Jedes Gespräch mit Freunden kann inspirierend sein. Jedes Buch, das ich lese. Musik. Segeln. Gartenarbeit. Ein Spaziergang um den See. Es ist wichtig, diese stressfreien Inseln zu haben, wo man einfach mal nicht nachdenkt und nicht konzentriert ist, sondern abschaltet. Ich glaube, dabei tankt man Inspiration für neue Geschichten.

Leo: Wann kommen dir die besten Ideen?

Vanessa Walder: Das ist mit Ideen genauso wie mit Parkplätzen, Briefkästen und öffentlichen Toiletten: Du findest jede Menge, wenn du sie nicht gerade verzweifelt suchst.

Leo: Gibt es Tage, an denen dir gar nichts einfällt? Tage, an denen du einfach ideenlos bist? Und vor allem, was machst du, wenn dir nichts einfällt?

Vanessa Walder: Ja, die gibt es. Dann mach ich was anderes. Obstbäume schneiden. Belege für die Steuer sammeln. Mails beantworten. Wenn deine Muse nicht will, musst du das akzeptieren. Ich weiß nicht, ob es da eine Gewerkschaft gibt, aber sie hat auch ein Recht auf ihre freien Tage.

Leo: Wer darf deine neuen Texte und Werke als erstes lesen? Ich lasse z.B. gerne meine Mutter einen Blick auf meine Geschichten werfen, denn ihre Kritik ist ehrlich, sodass ich mich darauf verlassen kann, ob die Geschichte wirklich gut ist oder ob ich mich in etwas verrenne, was ich lieber bleiben lassen sollte.

Vanessa Walder: Niemand. Ich bin selbst immer mein schärfster Kritiker gewesen. Ich schätze, 90% meiner Ideen landen im Müll. Von dem, was schreibe, bleibt der Großteil im Zuge mehrerer Überarbeitungen auch nicht stehen. Ich habe früher ein paar Textanfänge anderen gezeigt. Aber das ist alles noch so roh und verletzlich, dass jedes kritische Wort alles vernichten kann. Wenn du im Winter Samen keimen lässt, setzt du die Jungpflanzen auch erst raus, wenn sie groß genug sind und kein Frost mehr kommt. Das ist mit Ideen nicht anders. Ich weiß, wo ich damit hin will und was am Ende rauskommen soll. Auf dem Weg muss ich an meine Geschichte glauben und meine Charaktere lieb haben, sonst zerfällt alles wieder zu Buchstabenstaub. Es hat wenig Sinn, das in einer Vorstufe jemand anderem zur Beurteilung zu geben. Stephen King hat dazu mal gesagt: Schreiben bei geschlossener Tür, Überarbeiten bei geöffneter Tür. Also Leute erst reinlassen, wenn du fertig bist. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass dieselbe Geschichte bei dem einen absolute Begeisterung auslöst, während der andere sie grauenhaft findet und persönlich beleidigt ist, dass ich sie geschrieben habe. Wenn ein Buch fertig ist, geht es an den Verlag. Das ist meine erste Rückmeldung. Da kommen dann manchmal noch Anmerkungen. Aber letztlich geht es darum, zu hoffen, dass das Buch die Leser findet, die es anspricht und die es verstehen und schätzen. Wenn das passiert, ist das wunderschön. Als hätte ich ihnen die Geschichte persönlich erzählt. Es wird aber immer auch welche geben, die deine Geschichte hassen. Und das ist okay. Jeder Mensch bringt seine eigenen Geschichten mit, wenn er deine liest, seine eigenen Erwartungen und Vorstellungen. Du kannst es nie jedem Recht machen und dich nicht jedem verständlich machen. Umso schöner sind die Momente, in denen es glückt. Das ist fast Zauberei.

Leo: Was war denn dein Lieblingsbuch in der Kindheit?

Vanessa Walder: ‚Wind in den Zäunen‘ von Jim Dodge

Leo: Und welche Bücher gehören heute zu deinen Lieblingsbüchern? Was liest du gerne?

Vanessa Walder: Ich lese immer noch viel und sehr viel Unterschiedliches. Manchmal Sachbücher, manchmal Gedichtbände, alte Klassiker … Manchmal Bücher von Kollegen.

Leo: Welches deiner eigenen Bücher ist dein liebstes Buch? Magst du eins mehr als alle anderen? Welches Buch magst du gar nicht? Kirsten Boie hat mir mal erzählt, dass sie ein bestimmtes Buch ganz schrecklich findet, da sie dieses unter Zeitdruck fertigstellen musste und sie sich sehr darüber ärgert, weil man tatsächlich beim Lesen einen Qualitätsunterschied merkt.

Vanessa Walder: Ich habe zweimal Bücher nicht pünktlich abgegeben. Das ist zwar sehr unangenehm dem Verlag gegenüber, hat sich aber leider nicht vermeiden lassen. Ich war vorher inhaltlich einfach nicht zufrieden. Zeitdruck gibt es immer, wenn man vom Schreiben leben will. Oder von der Schauspielerei. Oder von der Musik. Beyonce hat auch Termine, wann das neue Album fertig sein muss. Und Leonardo diCaprio muss auch dann am Set sein, wenn sein Regisseur ihn vor der Kamera haben will. Zeit spielt immer eine Rolle. Ich glaube, das ist bei den meisten Berufen so. Ja, wenn ich zwei Wochen mehr gehabt hätte, hätte ich den Text noch mal überarbeitet. Und wenn ich noch zwei Wochen gehabt hätte … Irgendwann musst du immer sagen: Fertig, jetzt geht‘s in den Druck. Ich mag meine Bücher eigentlich alle immer noch. Ich würde heute vieles anders machen, aber gerade das finde ich spannend. Zu sehen, wie ich es mit 22 gemacht habe. Perfekt ist keines. Ich glaube nicht, dass es das gibt. Vielleicht ‚Anna Karenina‘ … Mein liebstes Buch von mir ist mein neuestes: ‚Die Unausstehlichen‘. Ich habe lange daran gearbeitet, es war nicht leicht, und ich bin froh, dass es so geworden ist, wie ich es im Kopf hatte.

Leo: Du hast ja mittlerweile schon mehr als 80 Bücher geschrieben, die teilweise in 27 Sprachen erhältlich sind. Du warst sehr fleißig. Wie lange benötigst du im Schnitt für ein Buchprojekt? Arbeitest du mehrgleisig an verschiedenen Büchern?

Vanessa Walder: Nein, immer nur ein Buch. Aber wie gesagt sind da viele sehr dünne Erstleser dabei. Vier Wochen brauche ich aber auch für die. An den Unausstehlichen hab ich ein Jahr gearbeitet.

Leo: Was können wir in nächster Zeit noch erwarten? Gibt es schon neue Projekte?

Vanessa Walder: Ich habe gerade den 2. Band der Unausstehlichen abgegeben. Das Buch erscheint noch dieses Jahr. Im Oktober kommt ‚Bayala‘ ins Kino. Wenn der Film gut läuft, kommt bald der 2. Teil. Und für nächstes Jahr arbeite ich auch an einem Kinofilm.

Leo: Bist du eigentlich auf den Social Media Kanälen aktiv? Ich konnte leider nichts finden. Wenn nicht, wieso? Zu zeitaufwändig oder einfach kein Interesse?

Vanessa Walder: Nein, bin ich nicht. Ich glaube, es gibt mehr als genug Leute, die ihre Meinungen im Netz verteilen und ihr Leben mit der Welt teilen. Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Stimme dringend benötigt wird und nicht das Bedürfnis, mich Menschen mitzuteilen, die ich nicht kenne. Das tue ich ja schon durch meine Bücher. Mein Privatleben möchte ich auch gern weiter privat leben. 😉

Leo: Zum Thema Leseförderung habe ich erst vor einigen Tagen gehört, dass die Zahl der lesenden Kinder wieder steigt. Das finde ich gut. Ich bin ja bereits sehr früh zum Selbstlesen gekommen, denn als mir im Kindergarten keiner etwas vorlesen wollte, musste ich zwangsläufig das Lesen lernen.

Vanessa Walder: Dir wollte keiner was vorlesen?

Leo: Ja, tatsächlich war das leider so. Man könne nicht auf die Bedürfnisse einzelner eingehen. Kurzerhand habe ich innerhalb von 3 Wochen fließend lesen gelernt. Ich weiß, dass dies nicht der ‚normale“ Weg ist.

Vanessa Walder: Nein. Ich glaube, das ist tatsächlich ganz dein Weg. Toll!

Leo: Aber ich bin der Meinung, dass sich eine Leseförderung im Kindergartenalter auf das zukünftige Leseverhalten auswirkt. Ich war in dieser Hinsicht ein ‚Außenseiter‘, andere Kinder konnten nicht verstehen, was mich an Büchern so fasziniert. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb ich zu meinem Bücherblog kam.

Vanessa Walder: Das ist wirklich einzigartig und ich bin ganz deiner Meinung! Ich muss allerdings sagen, dass ich nie pessimistisch war, was das Leseverhalten von Kindern angeht. Oder von Erwachsenen. Meine Eltern waren gerade noch im Krieg geboren und sind in der Nachkriegszeit aufgewachsen. Sie haben mir oft erzählt, wie selten und kostbar Bücher in ihrer Kindheit waren. Da hatten Kinder keine eigenen Bücheregale. Hin und wieder gab‘s mal ein Buch zu einem besonderen Anlass. Das wurde dann im Freundeskreis weitergereicht. Aber kaum ein Kind hatte genug Taschengeld, um sich davon selbst ein Buch zu kaufen. Heute haben alle Kinder in meinem Umfeld zahlreiche Bücher im Regal. Wir leben in einer Zeit, in der Kinder vor Buchhandlungen kampierten, um als erste den neuen Harry Potter kaufen zu können, und viele Kinderbücher stehen auf den Bestsellerlisten. Die meisten Erwachsenen, die ich kenne, lesen ihren Kindern vor.

Leo: Was müsste man tun, um die Kinder (und deren Eltern) noch näher ans Thema ‚Lesen‘ zu bringen?

Vanessa Walder: Du hast natürlich Recht, Vielleser haben einen klaren Vorsprung im Leben, egal, welchen Berufsweg sie mal einschlagen. Insofern ist Leseförderung immer wichtig. Meiner Meinung nach machst du das genau richtig: Wenn du tolle, spannende Bücher entdeckst – weitersagen. Ich werde nie verstehen, warum manche Schulen ihre Schüler immer noch durch Goethe und Schiller zwingen. Wunderbare Schriftsteller, aber doch nichts, was Teenager anspricht! Auf die Art versaut man ihnen die Freude am Lesen. Mein Rat an Schüler ist immer: Wenn euch ein Buch auf Seite 3 noch nicht gepackt hat, legt es weg und lest ein anderes. Das Leben ist kurz und die Welt der Bücher ist groß. Spannende Bücher sind die beste Leseförderung.

Leo: Ich schreibe auch gerne Geschichten. Aktuell ist es eine längere Geschichte, da ich mir fest vorgenommen habe, nicht nur Kurzgeschichten, sondern endlich auch ein ganzes Buch zu schreiben. Welchen ultimativen Tipp kannst du mir geben, damit das mit meinem Berufswunsch, Buchautorin zu werden, auch klappt?

Vanessa Walder: Ich hab meinen ersten Roman mit 14 angefangen und bin auf Seite 22 stecken geblieben. Danach hab ich weiter nur Kurzgeschichten geschrieben, bis ich 19 war. Ich glaube, am Wichtigsten ist es, dich nicht eine Form zu zwingen, die sich nicht von selbst ergibt. Es gibt Ideen, die sind toll für Kurzgeschichten, aber zu wenig für Romane. Deshalb sind es aber keine schlechten Ideen. Mein Rat ist: Lern so viel du kannst über Struktur. Meiner Erfahrung nach ist es das, woran viele natürliche Erzähltalente scheitern, ohne zu wissen, woran es liegt. Was muss der Leser wann erfahren? Was muss deine Hauptfigur wann durchleben? Wo muss die Handlung welchen Bogen durchlaufen? Das kannst du später immer noch aufbrechen und verbiegen. Aber ein Autor sollte dabei immer wissen, was er tut und warum. Für Viel-Leser ist das meistens leichter zu durchschauen, weil sie es aus den Büchern anderer schon gelernt haben. Aber es ist trotzdem gut zu wissen, welches Handwerkszeug dieser Kunst zugrunde liegt. Am wichtigsten aber – und das wünsche ich dir von Herzen: Ganz viel Glück!!!

Liebe Vanessa, vielen Dank für das Interview und natürlich für alles, was danach noch kam. Vanessa Walder war es nämlich, die mich einige Tage nach unserem Interview gefragt hatte, ob sie meinen Blog nominieren dürfe, denn sie hatte gesehen, dass dies noch keiner getan hat. Ich muss zugeben, ich kannte den Buchblog-Award bis dahin noch gar nicht und war natürlich begeistert, dass sie das machen wollte. Sich selbst zu nominieren, was man bei diesem Award natürlich auch machen kann, entspricht jedoch nicht dem, für was ich stehe. Ich möchte ehrlich und authentisch sein. Das war irgendwann in den Sommerferien kurz vor unserem Familienurlaub, und ich hatte den Buchblog-Award natürlich komplett vergessen, da ich mir selbst eine Chance von 0,0 % errechnet hatte. Nicht, weil ich meinen Blog und das, was ich hier mache, nicht toll finde. Aber irgendwie schien mir das alles unmöglich. Wer interessiert sich denn für eine junge Bloggerin, deren Herz beim Anblick von Büchern erblüht? Im Laufe der Zeit müssen aber wohl doch noch einige Stimmen dazugekommen sein, denn während der Rückfahrt aus dem Urlaub erreichte mich dann die freudige Nachricht, dass mein Blog es tatsächlich bis ins Finale geschafft hat. Ist das nicht toll? Wahnsinn!

Interview mit Bürger Lars Dietrich

Dass ich ein ganz großer Fan der Reihe „Die Haferhorde“ von Suza Kolb bin, ist ziemlich offensichtlich. Auch wenn ich bereits aus der eigentlichen Zielgruppe nun entwachsen bin, kann ich mich dennoch an jedem neuen Abenteuer auf dem Blümchenhof erfreuen. Vor einiger Zeit habe ich nun auch die Liebe zum Hörbuch dieser zauberhaften Reihe entdeckt. Zu jedem einzelnen der mittlerweile 13 Abenteuer gib es auch eine Hörbuch-Variante, die von Bürger Lars Dietrich in ungekürzter Länge gesprochen wird. Gesprochen? Nein, das wäre jetzt wirklich untertrieben, denn Bürger Lars Dietrich schafft es, die Bewohner des Blümchenhofes zum Leben zu erwecken. Umso mehr war ich erfreut, dass Bürger Lars Dietrich sich die Zeit genommen hat, um mit mir ein wenig über das Synchronisieren und seine weiteren Projekte zu reden.

(Foto: © Chris Gonz)

Leo: Lars, du bist ein sehr vielseitiger Künstler. Im Fernsehen sieht man dich sehr oft als Musiker, Komiker, Moderator oder auch Schauspieler. Allerdings, was viele nicht wissen, du bist auch Tänzer und hast eine Ballettausbildung an der Palucca-Schule in Dresden absolviert, du bist Synchronsprecher und sogar Buchautor. Außerdem warst du bis zum 01.09.2019 auch in der Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater mit dem Stück „Zuhause bin ich Darling“ zu sehen. Bei der Vielzahl an verschiedenen Tätigkeiten, gibt es da etwas, was du am liebsten machst?

BLD: Das werde ich auch immer wieder gefragt. Ich glaube, ich bin Entertainer, weil ich eigentlich alles gerne mache. Das ist zwar eine langweilige Antwort, aber ich denke, wenn ich nur schauspielern würde, dann würden mir das Singen und die Musik oder auch das Moderieren fehlen. Genauso umgekehrt. Momentan habe ich an der Musik viel Spaß, weil ich das jetzt wieder verstärkt mache – auch für Kids. Da habe ich demnächst einen großen Auftritt. Das wird auch mal wieder ein großes Ding, nach langer Zeit mal wieder vor Tausenden Musik zu machen. Das ist auch eine Sache, da komme ich eigentlich her. Ich habe damals als Musiker angefangen, daher ist die Musik natürlich auch schon so ein bisschen ein wichtiges Ausdrucksmittel von mir. Die Songs zum Beispiel schreibe ich mir auch immer sozusagen auf den Leib. Aber das Schauspielern macht mir natürlich auch ganz großen Spaß. Bei dem Kinofilm „Alfons Zitterbacke“ mitspielen zu dürfen, das war ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist, weil ich ein großer Fan vom Kinderbuch „Alfons Zitterbacke“ bin. Im Laufe meiner Karriere haben sich bisher schon ganz tolle Sachen ergeben. Momentan spiele ich auch sehr gerne Theater. Aber am liebsten performe ich vor Publikum, weil ich dann eben die Nähe zu den Leuten habe. Da bekomme ich die Reaktionen auch sofort und weiß, ob der Witz gut war oder der Gag eben nicht so gut angekommen ist. Eigentlich ist es also egal, was ich mache, Hauptsache ich mache es vor Publikum.

Leo: Am 25. August hast du beim GEOlino LIVE Open Air Konzert mit zahlreichen Stars die Bühne gerockt. Das war bestimmt ein großes Ereignis. Musiker wie Volker Rosin und Namika waren dabei. Kannst du mir sagen, wie das so ist in der Musikbranche, kennt man sich untereinander? Wie ist der Kontakt bei so einem Festival? Sieht man die anderen Musiker überhaupt?

BLD: Das kommt immer drauf an, es gibt Festivals, da geht das so wie am Fließband nach dem Motto: „So, der Nächste, der Nächste, der Nächste…“. Da sieht man kurz den einen Künstler von der Bühne huschen, bevor man selbst rauf muss. Aber das ist halt so, weil die richtig großen Konzerte zeitlich durchgetaktet sind. Aber ich kenne die ja alle. Vor kurzem war ich beim SingAlarm bei Volker Rosin oder auch schon früher, wo ich bei Nickolodeon Kinderfernsehen gemacht habe. Und Namika, die war bei uns Patin bei der Sendung „Dein Song“. Vor allem viele moderne Künstler aus der Musikszene kenne ich natürlich durch meine Sendungen, die ich auf KiKa moderiere. Das ist schon so, dass das ein Beruf ist und untereinander sind wir irgendwie Kollegen und wenn wir aufeinandertreffen, hat man jeweils vom anderen schon mal etwas gehört, ob im Radio oder im Fernsehen. Oder man hat gemeinsame Bekannte, mit denen man vielleicht zusammen gearbeitet hat. Aber eigentlich ist das immer sehr schön, wenn man Mittagspause nach einem Soundcheck hat und sich dann unterhalten kann. So wie man das bei anderen Berufen auch macht, wenn man Kollegen trifft.

Leo: Ich selbst bin mittlerweile vom schreibenden Kinderreporter nun zum Blogger für Kinder- und Jugendbücher gestolpert, da interessiert es mich natürlich, ob du auch gerne liest.

BLD: Ja, ich lese sehr gerne. Ich habe immer sehr viele Drehbücher und Theaterbücher zu lesen. Ansonsten lese ich auch gerne Zeitungen. Aber so richtige Bücher? Da bräuchte ich wahrscheinlich ein bisschen mehr Zeit oder Ruhe. Aber ich bin ein sehr großer Freund von Hörbüchern oder Hörspielen. Die kann ich mir nämlich auch anhören, wenn ich auf Reisen bin oder im Auto sitze.

Leo: Was war denn dein Lieblingsbuch in der Kindheit?

BLD: Da habe ich mich sehr für „Alfons Zitterbacke“ interessiert.

Leo: Erzähl doch mal, wie es dazu kam, dass du ein Buch geschrieben hast. War das schon immer ein Herzenswunsch? Oder hat dich jemand dazu überredet?

BLD: Ich habe viel zu erzählen, vor allem aber aus meiner Kindheit und Jugend. Mein Buch kam zum 20. Jubiläum des Mauerfalls raus. Der Rowohlt Verlag kam damals auf mich zu. Die wussten, dass ich eine Geschichte zu erzählen habe, über mich und dass es auch ganz spannend zu lesen wäre, für die Leute, die das alles nicht miterlebt haben. Wie der Alltag damals eben so aussah im Osten. Dann habe ich mich mit einem Kumpel hingesetzt und meine Geschichten, die ich erlebt und zu erzählen hatte, in mehreren Kapiteln zu einem Buch aufgeschrieben. Das alles habe ich dann auch ein bisschen so gestaltet, wie das „Alfons Zitterbacke“-Kinderbuch von damals. Ich finde, das Ganze ist sehr interessant geworden und mit Anekdoten aus meiner Kindheit und Jugend gestaltet. Das ist aber auch alles sehr schräg, weil einiges früher verboten war, von dem man heute den Kopf schüttelt und sagt „So war das früher?“. Das ist bestimmt auch sehr unterhaltsam und lustig und spannend, sich diese Geschichten mal anzuhören.

Leo: Wie kamst du zum Synchronisieren? Bist du da mal zufällig angefragt worden oder wolltest du das schon immer machen?

BLD: Ich war damals offen für alles und habe mich für alles interessiert, was mit Unterhaltung zu tun hatte.

Leo: Mal ehrlich, die Synchronisation zur Reihe „Die Haferhorde“ ist eigentlich gar keine richtige Arbeit, oder? Das muss doch eher unter Spaß verbucht werden! Jedenfalls hat der Zuhörer den Eindruck, als hättest du sehr viel Spaß dabei gehabt. Auf jeden Fall ist das eine große Gaudi für uns Zuhörer.

BLD: Naja, es ist schon eine Arbeit, weil du innerhalb eines Tages ein komplettes Buch einlesen musst. Das ist ziemlich anstrengend und irgendwann lässt auch die Stimme ein bisschen nach, man wird müde und die Zunge immer schwerer. Und natürlich ist man, nachdem man so ein komplettes Buch gelesen hat, auch ziemlich kaputt. Es ist also schon Arbeit, auch wenn es natürlich Spaß macht!

Leo: Du hast gerade gesagt, dass das Synchronisieren an einem Tag gemacht werden muss. Warum hast du denn nur so wenig Zeit?

BLD: Das ist wahrscheinlich eine Geldfrage. Das Studio wird nur an einem Tag gebucht. Außerdem bin ich auch viel unterwegs. Insofern muss man immer irgendwie einen Termin finden, wo das dann alles geht. Beim Einlesen wird dann bei Hörbüchern auch immer eine bestimmte Zeit gemessen, die ich für eine Seite brauche und dann muss ich in sechs Stunden ein ganzes Buch einlesen.

Leo: Wie lange musst du dich vorher vorbereiten und auf das Synchronisieren einstimmen?

BLD: Ich freue mich auf die Haferhorde – was das angeht, bereite ich mich eigentlich nicht vor. Ich freue mich einfach auf die nächsten Geschichten und dann fahre ich ins Studio und muss erst mal schön frühstücken, damit die Stimme auch schön geölt ist. Dann setze ich mich hin und bin gespannt, welches Abenteuer mich erwartet.

Leo: Welches ist dein Lieblingscharakter der Haferhorde? Und wieso?

BLD: Ich mag den Toni sehr. Das macht mir Spaß, mich in dieses bayerische Bergpony hineinzuversetzen, weil er auch eine süße Stimme hat und weil er letzten Endes auch nicht viel sagt. Wenn er dann aber mal was sagt, dann muss man immer schmunzeln.

Leo: Ich finde den bayerischen Dialekt auch richtig süß!

BLD: Ja, das finde ich auch! Der ist total süß! Die Suza Kolb schreibt das ja auch immer bayerisch auf und dann muss ich auch immer erst gucken, was das heißt, was der Toni da sagt.

Leo: Dafür gibt es vorne im Buch den Hinweis, dass man auf www.magellan.de schauen kann, was Toni sagt und was er damit meint.

BLD: Genau! Aber die Zeit habe ich dann nicht, wenn ich Einlesen muss. Ich habe dann ausgedruckte DIN A4 Seiten. Ich habe beim Lesen also gar nicht das Buch in der Hand, sondern die Papierform. Das ist dann schon ein dicker Stapel Seiten. Und dann guckst du immer: „Oh Gott, noch so viel zu lesen!“ Und dann siehst du, wie ein Berg aus dünnem Papier immer kleiner wird.

Leo: Ich habe gesehen, dass du auch auf den Social Media Kanälen aktiv bist. Machst du das gerne oder gehört das heutzutage einfach zum „Geschäft“ und es ist mehr Pflicht als Spaß? Mir ist nämlich bei meiner Recherche aufgefallen, dass es zum privaten Lars Dietrich eigentlich nichts zu finden gibt.

BLD: Man kann zwar schon ein paar Sachen finden, ich hatte vor ein paar Jahren zum Beispiel mit meinen Kindern ein paar Fotos gemacht und die kann man immer noch sehen. Aber ansonsten geht es auf meinen Social Media Kanälen natürlich um meine Person und die Leute, die sich dafür interessieren und gerne auch nett unterhalten werden wollen. Für die mache ich dann immer kleine Gags, die ich sowieso immer mache – und nun hat man dafür auch eine Plattform. Eigentlich macht es Spaß, andererseits kostet es natürlich aber auch ein bisschen Zeit.

Leo: Was können wir in nächster Zeit von dir noch erwarten? Gibt es Projekte, die du bereits benennen kannst und darfst?

BLD: Ja, unbedingt. Im November wird es auf KiKa eine neue Fernsehshow geben, die wird „Leider Laut!“ heißen. Das ist eine Musik-Comedy-Show und die moderiere ich dann zusammen mit meinem Kumpel und Kollegen Marti Fischer, der ja auch schon „Leider lustig!“ moderiert hat. Das ist dann sozusagen eine Weiterführung von „Leider lustig!“. Wir haben dann auch musikalische Gäste da, wie Lea, Sasha oder Lukas Rieger. Das wird wirklich verrückt. Also was KiKa angeht, lassen die uns ganz schön viel Freiraum zum Quatsch machen. Das ist genau das richtige für mich und genau das brauche ich. Außerdem ist auch ein neues Album in Arbeit und wir drehen auch eine neue Staffel „Dein Song“. Das Casting ist schon vorbei und jetzt sind wir dann bald im Komponistencamp auf Ibiza.

Leo: Ja, aber dann bist du ja fleißig dabei!

BLD: Ja, das kann man sagen. Ich habe auch schon den ganzen Sommer gedreht. Leider konnte ich die ganzen Sommerferien nichts mit meinen Kindern unternehmen. Das ist an der ganzen Sache das Schwierige, den Beruf und das Private, alles unter einen Hut zu bringen. Aber für den Urlaub können wir dann die Herbstferien nutzen.

Leo: Dann bin ich jetzt mit meinen Fragen durch und ich würde mich für das Interview bedanken.

BLD: Ich bedanke mich bei dir. Es war ein sehr angenehmes Gespräch!

Mein Bauchgefühl hatte mich auch diesmal nicht getäuscht, denn Bürger Lars Dietrich ist genauso, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: sympathisch, lustig und vor allem redselig. Und wir freuen uns alle auf den Herbst und schalten dann rechtzeitig zu „Leider laut!“ bei KiKa ein.

Interview mit Katja Reider

Vor ein paar Wochen habe ich das neue Buch „Cool in 10 Tagen“ von Katja Reider verschlungen und ich war begeistert. Als ich dann einige Tage später das Buch „Hops & Holly – Die Schule geht los!“ entdeckt habe, musste ich dieses natürlich auch unbedingt lesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich tatsächlich auch noch andere Bücher von der erfogreichen Autorin Katja Reider besessen habe (LesePiraten / LeseTiger), diese aber mittlerweile in das Bücherregal meiner kleinen Schwester umgezogen sind. Wenn man sich die Bandbreite der Bücher anschaut, die Katja Reider bereits geschrieben hat, sind das schon eine ganze Menge – und vor allem ist auch für jede Altersgruppe etwas dabei. Ich habe mich daher sehr gefreut, dass Katja Reider die Zeit gefunden hat, sich meinen zahlreichen Fragen zu stellen.

(Foto: © Gunnar Dethlefsen)

Leo: Liebe Frau Reider, ich kenne die Geschichte zwar schon, da ich im Vorfeld zu diesem Interview gründlich recherchiert habe, aber vielleicht erzählen Sie mal, wie und wann Sie zum Schreiben und zum Beruf ‚Autorin‘ kamen.

Katja Reider: Geschrieben habe ich schon als Kind sehr gerne, hätte aber NIE gedacht, dass das Schreiben mal mein Beruf wird. Also studierte ich erstmal Germanistik und Publizistik und arbeitete als Pressesprecherin eines großen Jugendwettwerbs. Während eines verregneten Sylt-Urlaubs schrieb ich meine erste Bilderbuch-Geschichte, schickte sie auf gut Glück an einige Verlage und gleich mehrere antworteten begeistert. Tja, so fing es an… Irgendwann hängte ich meinen ursprünglichen Beruf an den Nagel und bin seitdem Autorin.

Leo: Wie viele Bücher haben Sie mittlerweile schon geschrieben? Ich habe mir Ihre Bibliographie angeschaut und war erstaunt. Da findet man eigentlich für jede Altersgruppe etwas: Bilderbücher, Kinder- und Jugendbücher, Geschenkbücher und Erwachsenenliteratur. Wie unterscheidet sich das Schreiben der jeweiligen Bücher? Und welches ist Ihr Lieblingsgenre?

Katja Reider: Stimmt, ich schreibe für sehr unterschiedliche Zielgruppen! Aber die Abwechslung macht mir Spaß und ist immer wieder eine neue Herausforderung. Ich mache ehrlich alles gleich gern: Bilderbuch, Leseanfänger-Geschichte, Geschenkbuch… jedes hat seinen eigenen ganz besonderen Reiz. Inzwischen habe ich sicher mehr als 150 Titel veröffentlicht.

Leo: Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit Ihren Autorenkolleginnen Sylvia Heinlein und Cornelia Franz vorstellen? Wie kann man zu dritt schreiben? Und wie kam es überhaupt zum Pseudonym Lia Norden?

Katja Reider: Wir haben uns bei einem Autorenstammtisch hier in Hamburg kennengelernt, freundeten uns an und schnell kam die Frage auf: Warum schreiben wir nicht mal zusammen ein Buch? Also fuhren wir ein Wochenende lang zusammen an die See, schrieben einen Plot und dann ging es los. Beim ersten Buch ‚Vier Wahrheiten und ein Todesfall‘ war übrigens auch Hilke Rosenboom dabei, die inzwischen leider verstorben ist. Wir haben unsere Kapitel nacheinander geschrieben, mussten also immer warten, bis die jeweilige ‚Vorgängerin‘ fertig war. Daher haben diese beiden Romane viel mehr Zeit in Anspruch genommen als ein normales Buch. Aber wir hatten es nicht eilig, fertig zu werden. Der Weg war das Ziel.

Leo: Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus? Gibt es einen speziellen Arbeitsplatz? Wie arbeiten Sie am liebsten? Und wo schreiben Sie?

Katja Reider: Ich schreibe ausschließlich an meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer bei uns zu Hause. So gern ich sonst mit anderen unterwegs bin oder mich zum Sport verabrede etc. – zum Schreiben brauche ich Ruhe.

Leo: Wie sieht so ein typischer Arbeitstag aus?

Katja Reider: Gar nicht so viel anders als bei Menschen, die ins Büro gehen: Ich bin ziemlich diszipliniert, was aber auch nicht schwierig ist, weil ich meine Arbeit liebe. Wenn meine Familie morgens aus dem Haus ist, setze ich mich an den Schreibtisch und lege los, nachmittags drehe ich eine Runde mit unserem Hund oder gehe zum Sport und setze mich manchmal danach noch mal an meinen Schreibtisch. Aber eine Abend-Arbeiterin bin ich nicht.

Leo: Wie kommen Sie auf die zahlreichen Ideen? Was machen Sie, um Ideen zu sammeln?

Katja Reider: Ach, das ist ganz unterschiedlich: Manchmal entsteht eine Idee durch ein Gespräch oder durch eine Bemerkung, die ich aufschnappe. Oft habe ich aber auch gute Ideen während ich mit unserem Hund Poldi durch den Stadtpark laufe. Dabei können die Gedanken gut ‚fließen‘…

Leo: Gibt es Tage, an denen Ihnen gar nichts einfällt? Tage, an denen Sie einfach ideenlos sind? Und vor allem, was machen Sie, wenn Ihnen nichts einfällt?

Katja Reider: Natürlich habe auch ich schlechte Tage – wie jeder. Dann schreibe ich eher Mails als am Manuskript zu feilen, telefoniere mit Freundinnen und Kollegen, hole mir öfter einen Kaffee aus der Küche, knabbere Schokolade – aber ich bleibe meistens ‚brav‘ am Schreibtisch.

Leo: Wer darf Ihre neuen Texte und Werke als erstes lesen?

Katja Reider: Inzwischen sind es meistens tatsächlich meine Lektorinnen, die meine Text als erste lesen. Aber wenn ich unsicher bin oder mal feststecke, tausche ich mich auch gern mit meinen Kolleginnen Cornelia Franz und Sylvia Heinlein aus. Wir drei können uns gut gegenseitig helfen – und nicht zuletzt durch das gemeinsame Schreiben sind wir enge Freundinnen geworden.

Leo: Ich finde Ihr Projekt ‚Das Hamburger VorleseVergnügen‘ einfach klasse. Es ist sehr wichtig, dass Kinder schon in jungen Jahren gefördert werden. Wie kam es zu diesem Lesefestival und zum Projekt ‚Das Hamburger VorleseVergnügen‘? Idee, Gründung, Durchführung?

Katja Reider: Wir vier Kollegen (Cornelia Franz, Andreas Schlüter, Kai Pannen und ich) kennen uns schon lange und engagieren uns seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Leseförderung. Und natürlich sind wir alle auch ein bisschen stolz darauf, dass es uns vor fünf Jahren gelungen ist, ein eigenes Kinder-Lesefestival zu initiieren, das so gut ankommt.

Leo: Was war Ihr Lieblingsbuch in Ihrer Kindheit?

Katja Reider: ‚Der kleine Nick‘ von Sempé und Goscinny

Leo: Welche Bücher gehören heute zu Ihren Lieblingsbüchern? Was lesen Sie gerne?

Katja Reider: Ich mag Meg Wollitzer und Juli Zeh, lese aber auch gerne gute Krimis, z.B. von Liza Marklund.

Leo: Dieses Jahr kamen ja bereits unzählige neue Bücher von Ihnen auf den Markt. Sie waren sehr fleißig. Wie lange benötigen Sie im Schnitt für ein Buchprojekt? Arbeiten Sie mehrgleisig an verschiedenen Büchern?

Katja Reider: Da meine Bücher einen sehr unterschiedliche Umfang haben, lässt sich das schwer sagen. Für eine Bilderbuch-Geschichte brauche ich etwa 3-4 Wochen, für ein Kinderbuch wie ‚Cool in 10 Tagen‘ etwa drei Monate. Mehrgleisig arbeite ich fast nie, das würde mir auch schwerfallen, weil ich ja immer in das Buch vertieft bin, an dem ich gerade arbeite.

Leo: Was können wir in nächster Zeit noch erwarten? Gibt es schon neue Projekte?

Katja Reider: Oh, es gibt immer neue Projekte, auf die ich mich besonders freue! Aber ich verrate noch nichts… 🙂

(Foto: © Gunnar Dethlefsen)

Wer noch mehr über Katja Reider erfahren möchte, darf nun gerne zur Homepage der Autorin springen www.katjareider.de oder aber beim NDR vorbeischauen, denn dort gibt es ein aktuelles Interview vom 02.08.2019 ( NDR Kultur – Klassik à la carte – Katja Reider schreibt Bücher für Kinder ) .

Ein kurzer Smalltalk auf der FBM 2019.