{Rezension} Thea Magica
Das Geheimnis von Port Mint
(Bd. 1 der „Thea Magica“-Dilogie)

Thea Magica –
Das Geheimnis von Port Mint
(Bd. 1 der „Thea Magica“-Dilogie)
von Vivien Verley
mit Illustrationen von Caroline Garcia

Ravensburger Buchverlag
Hardcover
Kinderbuch
288 Seiten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-473-40559-6
Ersterscheinung: 01.09.2025

Inhalt:
Robin zieht mit ihrer Mutter und Schwester in das verschlafene Küstenstädtchen Port Mint – sehr zu ihrem Unmut. Dort gibt es jedoch eine Besonderheit: Magie wird durch das Trinken eines speziellen Tees freigesetzt. Als Robin ihre erste Tasse trinkt, offenbart sich ihre Gabe: das Gedankenlesen. Doch diese Fähigkeit ist nicht nur verboten, sondern auch extrem gefährlich. Schnell merkt sie, dass jemand es gezielt auf ihre Kraft abgesehen hat. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Mailin und Cornelius stürzt sie sich in ein Abenteuer voller Geheimnisse…

Meinung:
Was für ein charmantes, mitreißendes und liebevoll gestaltetes Buch. Ich bin begeistert davon, wie Vivien Verley es geschafft hat, mit einer scheinbar kleinen Idee – Magie durch Tee – eine völlig neue, atmosphärische Welt zu schaffen, die sich frisch und eigenständig anfühlt. Man riecht beim Lesen fast den Duft der dampfenden Tasse, die so viel mehr bedeutet als nur ein Heißgetränk. Robin ist eine wunderbare Hauptfigur: verletzlich, wütend, neugierig, mutig – alles zur gleichen Zeit. Ihr innerer Konflikt, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden und gleichzeitig ihre gefährliche Gabe geheim zu halten, wurde glaubhaft und fesselnd erzählt. Besonders gelungen finde ich die Dynamik zwischen ihr, Mailin und Cornelius. Das Trio hat etwas von klassischen Detektivgruppen, wirkt aber gleichzeitig ganz zeitgemäß und authentisch. Ihre Dialoge sind spritzig, ihre Pläne oft improvisiert, ihre Freundschaft noch fragil, aber ehrlich. Das gibt der Geschichte ein schönes Gegengewicht zur übergeordneten Bedrohung durch Quinton Chest. Der Schreibstil ist lebendig, klar und voller schöner Details. Port Mint ist mehr als nur eine Kulisse – es wirkt wie ein lebender, atmender Ort mit Geheimnissen an jeder Ecke. Die Mischung aus Schule, Magie, Teekultur und persönlicher Geschichte ist so gut balanciert, dass man förmlich durch die Seiten fliegt. Die Kapitel sind angenehm kurz, halten die Spannung aufrecht und lassen Raum für kleine Pausen, obwohl ich persönlich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ein Kritikpunkt bleibt aber nicht aus: Das Ende. Der Showdown kommt sehr plötzlich, fast überstürzt, und wirkt im Vergleich zum bis dahin gut entwickelten Tempo gehetzt. Viele Fragen bleiben offen. Eindeutig zu viele, wenn man bedenkt, dass der zweite Band erst im Frühjahr erscheint. Natürlich soll ein Serienauftakt neugierig machen, aber ein runderer Abschluss wäre für mich deutlich befriedigender gewesen. So wirkt der Schluss eher wie eine abrupte Unterbrechung. Trotzdem: Die Magie, die Charaktere, die Stimmung – all das hat mich so überzeugt, dass ich definitiv weiterlesen werde. Und ja, ich freue mich sehr darauf, mehr über Robins Herkunft und die mysteriösen Hintergründe der Teemagie zu erfahren.

Fazit:
„Thea Magica – Das Geheimnis von Port Mint“ von Vivien Verley ist ein bezaubernder Reihenauftakt voller Magie, Freundschaft und Spannung. Die originelle Idee der Teemagie, kombiniert mit starken Figuren und einer bildhaften Erzählweise, sorgt für ein besonderes Leseerlebnis. Lediglich das abrupt erzählte Ende mit offen gebliebenen Handlungssträngen trübt den Gesamteindruck etwas. Trotzdem ein rundum empfehlenswertes Buch – nicht nur für Kinder ab 10 Jahren, sondern auch für junggebliebene Erwachsene. Von mir gibt es sehr gute 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt
Plötzlich Werwolf (Bd. 1)

Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt
Plötzlich Werwolf (Bd. 1)
von Vanessa Walder
mit Illustrationen von Philipp Ach

Loewe Verlag
Hardcover
Kinderbuch
112  Seiten
Altersempfehlung: ab 7 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1956-4
Ersterscheinung: 12.06.2025

Inhalt:
Fynn ist eigentlich ein ganz normaler Junge – mit Schule, Freunden und einem nervigen Bruder. Doch dann wird er von einem seltsamen Hund gebissen und plötzlich ist nichts mehr wie vorher, denn beim nächsten Vollmond wächst ihm eine Rute und er beginnt zu heulen. Fynn ist ein Werwolf und landet prompt auf einem Internat für Kreaturen der Nacht mitten in den nebligen Hochmooren Schottlands. Die Nightmore Academy ist alles andere als gewöhnlich: Der Burggraben ist von Krokodilen bewohnt, im Unterricht unterrichtet ein Seeungeheuer und die Direktorin ist eine echte Todesfee. Für Fynn steht fest, dass er hier auf keinen Fall bleiben will. Doch dann lernt er Sinista kennen, eine uralte Dämonin mit Rauswurferfahrung – und gemeinsam schmieden sie einen Plan, der alles verändern könnte…

Meinung:
Ich muss ehrlich sagen: Dieses Buch hat mich wirklich überrascht – und zwar positiv. Als ich „Plötzlich Werwolf“ in die Hand genommen habe, habe ich mit einer niedlichen, leicht schrägen Gruselgeschichte für Kinder gerechnet. Bekommen habe ich aber viel mehr: Humor, Herz, originelle Ideen und Charaktere, die man nicht so schnell vergisst. Vanessa Walder schafft es mit beeindruckender Leichtigkeit, eine Welt zu erschaffen, die einerseits unheimlich ist – mit Friedhof, Werwölfen, Untoten und Todesfeen – aber gleichzeitig nie wirklich bedrohlich wirkt. Stattdessen ist sie auf angenehm schräge Weise sympathisch, wie ein Halloweenkostüm, das eher zum Lachen als zum Fürchten einlädt. Fynn als Hauptfigur ist wunderbar nachvollziehbar: Ein Junge, der seine Welt plötzlich nicht mehr versteht und lernen muss, mit seiner neuen Realität umzugehen. Dass er sich ausgerechnet mit der tausende Jahre alten Dämonin Sinista anfreundet, ist nicht nur witzig, sondern auch ein schöner Hinweis darauf, dass Freundschaft manchmal da entsteht, wo man es am wenigsten erwartet. Besonders gelungen fand ich, wie humorvoll mit klassischen Monstermotiven gespielt wird: Da ist ein Zombie, der sich selbst nicht mehr erinnert, eine Selkie mit starkem Kopfball und eine Direktorin, die nachts noch als Todesfee jobbt – alles mit einem Augenzwinkern und ganz viel Fantasie erzählt. Der Stil ist locker, lebendig und sehr kindgerecht, ohne dabei banal zu wirken – eine echte Kunst. Es gibt viele kleine sprachliche Gags, die auch Erwachsene zum Schmunzeln bringen, und das Tempo ist genau richtig für junge Kinder. Die übersichtliche Gestaltung mit kurzen Kapiteln, großer Schrift und liebevollen Illustrationen unterstützt gezielt das erste selbstständige Lesen. Und trotzdem ist die Geschichte nicht oberflächlich, sondern transportiert neben all dem Witz auch eine tiefere Botschaft: Es ist okay, anders zu sein. Und manchmal ist man genau dort richtig, wo man sich am fremdesten fühlt.

Fazit:
Mit „Plötzlich Werwolf“ gelingt Vanessa Walder ein herrlich schräger, fantasievoller und warmherziger Einstieg in die neue Kinderbuchreihe „Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt“, die witzig, spannend und herrlich durchgeknallt ist. Die Figuren sind einfallsreich, die Sprache altersgerecht und der Humor punktgenau. Ein Lesespaß für alle ab 7 Jahren – und alle, die ihr inneres Kind noch kennen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sternchen.