{Rezension} Willkommen bei den Grauses
Wer ist schon normal? (Bd. 1)

Willkommen bei den Grauses
Wer ist schon normal? (Bd. 1)
von Sabine Bohlmann
mit Illustrationen von Daniel Steudtner

Planet!
Hardcover
Kinderbuch
192 Seiten
Altersempfehlung: ab 9 Jahren
ISBN: 978-3-522-50828-5
Ersterscheinung: 24.02.2024

Inhalt:
Ottilie Schmidt ist ein eher zurückhaltendes, etwas introvertiertes Mädchen, das sich nach einer neuen Freundin sehnt. In den Sommerferien bekommt sie jedoch nicht nur eine neue Freundin, sondern gleich eine ganze Familie als Nachbarn: die Grauses. Die Familie scheint zunächst ganz normal, aber schon bald bemerkt Ottilie, dass nicht alles ist, wie es scheint. Muh, eines der Kinder, versteckt Hörner unter seiner Mütze, Wolfi zeigt beim Lachen spitze Zähne und die kleine Schwester Husch ist unsichtbar. Zudem ist Opa Grause ein schlecht gelaunter Schrat, der in der normalen Welt immer wieder aneckt. Die Grauses gehören einer Welt für andersartige Wesen an und müssen sich in der Menschenwelt zurechtfinden, wobei sie es unbedingt vermeiden müssen, aufzufallen. Ottilie freundet sich mit ihnen an und hilft ihnen, zusammenzuhalten, besonders als es darum geht, Opa Grause zu behalten, der sich oft nicht an die normalen Regeln hält.

Meinung:
Ich habe dieses Buch unglaublich gerne gelesen, denn es ist eine erfrischende Mischung aus Humor, Fantasie und wichtigen Botschaften über Akzeptanz und Freundschaft. Sabine Bohlmann hat eine wunderbare Welt erschaffen, in der Anderssein nicht nur normal ist, sondern gefeiert wird. Die Charaktere der Grauses sind so skurril und liebenswert, dass man sie sofort ins Herz schließt – angefangen bei Ottilie, die sich in einer Welt von lauter außergewöhnlichen Wesen langsam selbst findet, bis hin zu Opa Grause, dem alten Schrat, der mit seinem Zorn und seiner Eigenartigkeit das Gegenteil von „normal“ ist. Aber gerade diese Unvollkommenheit macht die Familie so besonders und real. Es ist berührend zu sehen, wie die Grauses trotz ihrer Differenzen und Missverständnisse eine Familie werden und füreinander einstehen. Das Thema der Toleranz zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Besonders toll fand ich auch die vielen humorvollen Momente, die für das Lächeln und Schmunzeln sorgen – ob es die peinlichen Missgeschicke von Opa Grause oder die verrückten Vorlieben der Familienmitglieder sind. Die liebevollen Illustrationen runden das Leseerlebnis ab und erwecken die skurrilen Charaktere und ihre Abenteuer perfekt zum Leben.

Fazit:
„Willkommen bei den Grauses: Wer ist schon normal?“ von Sabine Bohlmann ist eine herzerwärmende und humorvolle Geschichte über Familie, Freundschaft und das Feiern von Andersartigkeit. Die skurrilen Charaktere und die Botschaften zu Toleranz und Akzeptanz machen das Buch zu einem einzigartigen Leseerlebnis für Kinder und auch für Erwachsene. Der Autorin gelingt es, eine spannende und unterhaltsame Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Ein wunderbarer Reihenauftakt, der definitiv Lust auf mehr macht. Von mir gibt es auf jeden Fall 5 von 5 Sternchen.

Interview mit Emily von „Dein Song“ 2025

Am 17. Februar 2025 startete die neue Staffel von „Dein Song“ auf KiKA. In dieser Musikshow schreiben junge Talente ihre eigenen Songs und präsentieren sie einem breiten Publikum. Sie bekommen dabei Unterstützung von prominenten Musikcoaches und können ihre Kreativität in der Musikproduktion voll ausleben. Die Show ist besonders bei Jugendlichen beliebt, da sie nicht nur die Musik, sondern auch die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden in den Mittelpunkt stellt. Es gibt auch immer wieder spannende Geschichten von den jungen Talenten, die ihre eigene Musikgeschichte erzählen. Unter ihnen ist Emily, eine 16-jährige Schülerin aus Stuttgart, die mit ihrem selbstgeschriebenen Song „Hör nicht auf den Schmetterling“ das Publikum begeistern möchte. Mit einer einzigartigen Mischung aus Rock, Pop und Klassik hat sie nicht nur die Musikszene erobert, sondern auch unsere Herzen. Ich habe mit Emily über ihre Teilnahme an der Show, ihre Inspiration und ihre musikalische Reise gesprochen.

Emily (Foto: © Andrea Enderlein/ZDF)

Leo: Wie bist du zum Songwriting gekommen?

Emily: Mein musikalisches Talent hat mein Papa als Hobbymusiker entdeckt. Er hat schon damals erkannt, dass ich mir schwere Melodien merken kann und war sehr erstaunt. Dann hat er mit meiner Stimmbildung angefangen. Ich war damals sechs Jahre alt. Seit dem trete ich jedes Jahr bei mehreren Stuttgarter Festen auf, wie auch in der Staatsoper Stuttgart in den Produktionen. Ich liebe es aufzutreten. Mit meinen Gesangsauftritten schenke ich den Menschen Freude und lade mich gleichzeitig vom Publikum auf. Und das macht mir riesengroßen Spaß! Doch plötzlich kam die Corona-Pandemie und das ganze Kulturleben wurde auf 0 gesetzt. Auch meine Motivation wurde immer kleiner. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben und habe stattdessen meine Gefühle in Songs umgewandelt. Und so kam es dazu, dass ich meine eigenen Songs schreibe. 

Leo: Was steckt hinter dem Titel deines Songs „Hör nicht auf den Schmetterling“?

Emily: Ich mache mir selbst oft zu viele Sorgen und Gedanken über die Zukunft. 
Irgendwann war ich im Garten und habe eine grüne Raupe beim Blätter essen beobachtet. 
Und da hab ich mich gefragt: Was wäre, wenn ich der Raupe erzählen würde, dass sie in einigen Wochen zu einem wunderschönen Schmetterling wird und hoch in die Luft fliegt. Ich bin mir sicher, die Raupe würde mir eiskalt ins Gesicht lachen. Und genauso würde mir der Schmetterling ebenso nicht glauben, dass er von einer Raupe stammt. 
Und wir Menschen? Von wo kommen wir? Und was wird aus uns in der Zukunft? 
Keiner, auch nicht der Schmetterling wissen die Antwort dazu. Deswegen hör nicht auf den panischen Schmetterling und genieße stattdessen dein jetziges Leben!

Leo: Welchen Einfluss haben die verschiedenen Musikrichtungen, die du magst, auf deinen Song?

Emily: Das finde ich tatsächlich eine sehr interessante Frage. Seit meiner Kindheit habe ich ein äußerst vielseitiges Repertoire an Songs, die ich singe.  Von Rock und Pop bis zu Chanson und Klassik. Doch ich singe nicht nur in verschieden Musikrichtungen, sondern höre auch ganz viel Unterschiedliches. Ich würde sagen, ich lasse mich sehr stark von meiner Umgebung beeinflussen, was Musik angeht. Von Freunden und sozialen Medien kenne ich eher die trendigen Pop-Songs. Von meiner Oper, in der ich singe, komme ich der Klassik näher. Und dann kommt noch mein Vater, der mir seine Liebe zu Classic-Rock weitergegeben hat. Ich würde sagen, ich habe auch eine ziemlich vielseitige Persönlichkeit. Ich liebe es, neue Sachen auszuprobieren, was ich in meinen Songs auch tue. „Hör nicht auf den Schmetterling“ ist ein gutes Beispiel dafür.

Leo: Wie fühlt es sich an, mit anderen Talenten an „Dein Song“ teilzunehmen?

Emily: Musik verbindet Menschen. Ich finde es wirklich toll, dass man bei „Dein Song“ die Möglichkeit hat, mit Jugendlichen im gleichen Alter und den gleichen Interessen in Kontakt zu kommen. Manchmal fühle ich mich missverstanden und da ist es schön Leute kennenzulernen, die so sind wie ich. 
Wir haben auch eine Chat-Gruppe, wo wir sehr oft schreiben und uns im Gruppen-Call anrufen. Während dem Songwriting-Camp haben wir sogar einen gemeinsamen Song namens „Break the Chain“ geschrieben!

Leo: Was war der spannendste Moment für dich während der Dreharbeiten?

Emily: Es gibt tatsächlich unzählige Sachen, die ich aufzählen könnte, aber wenn ich mich sehr kurzhalte, habe ich mich wirklich sehr auf die Bandsession gefreut. Ich habe ja bereits im Casting erwähnt, dass ich meinen Song in Rock umwandeln möchte – und mit der Dein Song-Band kann das dann hoffentlich auch umgesetzt werden!

Leo: Was sind deine nächsten Ziele, sowohl musikalisch als auch privat?

Emily: Ich werde auf jeden Fall weiterhin viel Musik machen, neue Songs schreiben und diese auch auf der Bühne mit meinen Gesangsauftritten vorstellen. In Zukunft will ich mein eigenes Album rausbringen mit vielen vielseitigen Songs von mir. Und privat würde ich währenddessen noch mein Abitur bestehen.

Leo: Abschließend: Was können die Zuschauer von dir in dieser Staffel erwarten?

Emily: Ich werde mein Versprechen halten und aus meinem Song eine Rockversion schaffen. Ebenso können die Zuschauer von mir mit viel Neugier und Ausprobieren rechnen. 😉

(Foto: © ZDF/Domburg Fotografie/Tanja Günsch)

Emily ist ein echtes Naturtalent, das mit ihrer Musik und ihrer Leidenschaft nicht nur die Bühne, sondern auch unsere Herzen erobert hat. Wir können gespannt sein, wie ihre Reise bei „Dein Song“ weitergeht und welche musikalischen Überraschungen sie noch für uns bereithält.

TV-Tipp:
Die 17. Staffel von „Dein Song“ startete am 17. Februar 2025. Insgesamt 16 Folgen sind immer montags bis donnerstags um 19:25 Uhr bei KiKA zu sehen. Die Final-Show wird am 14. März 2025 ab 19:05 Uhr live bei KiKA zu sehen sein.

{Rezension} Konrad – Ein Koala mit Karacho


Konrad – Ein Koala mit Karacho
von Smilla Blau
mit Illustrationen von Katja Gehrmann

dtv junior
Hardcover
Kinderbuch / Vorlesebuch
128  Seiten
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-423-76554-1
Ersterscheinung: 13.02.2025

Wer klaut denn da die Zahnpasta?

Inhalt:
Juri und seine Familie wohnen in einem Mietshaus. Eines Morgens entdeckt Juri, dass die teure Eukalyptus-Zahnpasta seiner Mutter über Nacht im Badezimmer verschmiert wurde. Obwohl Juri die Zahnpasta absolut ekelhaft findet, ist er sicher, dass er mit der Sauerei nichts zu tun hat. Also setzt er sich abends auf die Lauer und beobachtet das Bad. Bald darauf springt ein kleines, pelziges Wesen ins Fenster – ein Einbrecher mit vier Pfoten, einer knubbeligen Nase und weichem Fell. Der freche Eindringling sorgt für ordentlich Aufregung in der Wohnung und mischt das Leben der Hausgemeinschaft gehörig auf.

Meinung:
Die Geschichte ist eine wahre Freude und steckt voller Humor. Die Idee, ein freches Koala-Tier als Hauptfigur zu wählen, ist einfach klasse. Dieser kleine Kerl sorgt für mächtig Wirbel, und während er Chaos anrichtet, erobert er gleichzeitig die Herzen aller. Die Erzählweise ist lebendig und sprüht nur so vor Witz. Besonders die lautmalerischen Elemente machen das Vorlesen zu einem echten Erlebnis, bei dem man gar nicht anders kann, als mitzulachen. Was mir außerdem besonders gefällt, ist die Darstellung von Vielfalt in der Geschichte, die authentisch und einfühlsam wirkt. Der kleine Koala, der anfangs für Chaos sorgt, wird nach und nach zu einem wahren Liebling – und ich fand es toll zu erleben, wie sich die Menschen langsam an ihn gewöhnen. Auch die farbenfrohen Illustrationen tragen enorm dazu bei, dass die Geschichte lebendig wird und das Lesen zu einem visuellen Vergnügen macht.

Fazit:
„Konrad – Ein Koala mit Karacho“ von Smilla Blau ist ein rundum gelungenes Vorlesebuch. Die Geschichte rund um den frechen Koala, der das Leben einer Hausgemeinschaft aufmischt, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch charmant und lehrreich. Das humorvolle Zusammenspiel von Text und Bildern sorgt für viel Spaß beim Vorlesen und Zuhören.

Bewertung:
5 von 5 Sternen

{Rezension} Thirteen Witches
Die Erinnerungsdiebin (Bd. 1)

Thirteen Witches
Die Erinnerungsdiebin (Bd. 1)
von Jodi Lynn Anderson

Beltz & Gelberg
Hardcover
Kinderbuch
280 Seiten
Altersempfehlung: ab 11 Jahren
ISBN: 978-3-407-75972-6
Ersterscheinung: 20.02.2025

Inhalt:
Rosie lebt mit ihrer Mutter in einem kleinen Haus, doch ihre Beziehung ist von Kälte und Distanz geprägt. Ihre Mutter ist nicht nur abwesend, sondern scheint auch jede Erinnerung an ihre Tochter zu verlieren. Rosie entdeckt, dass eine Hexe ihrer Mutter die wertvollsten Erinnerungen gestohlen hat und macht sich auf die Suche nach einer Lösung. Bei ihrer Reise wird sie von dem Geist Ebb unterstützt und erkennt bald, dass sie selbst der Schlüssel zum Kampf gegen die Hexen sein könnte. Ihr Schicksal ist es, die Hexen zu besiegen und ihre Mutter zu retten, doch dafür muss sie sich ihrer eigenen Bestimmung stellen.

Meinung:
Dieser Auftakt der „Thirteen Witches“-Reihe ist ein wunderschönes und zugleich düsteres Abenteuer, das die Lesenden in eine Welt entführt, in der Magie, Familie und der Mut, sich selbst zu finden, im Vordergrund stehen. Die Geschichte ist in ihrer Tiefe und Komplexität überraschend, da sie nicht nur von der Fantasie lebt, sondern auch von den emotionalen Aspekten der Charaktere. Besonders berührend ist die Beziehung zwischen Rosie und ihrer Mutter, die von Anfang an durch ihre kühle und distanzierte Art geprägt ist. Die Autorin fängt diese Zerbrechlichkeit wunderbar ein, sodass die traurige Realität von Rosies Leben nie zu weit entfernt ist, während sie sich mit der magischen Welt auseinandersetzt. Rosie als Protagonistin ist ein Charakter, mit dem man sich sofort identifizieren kann. Ihre Gefühle der Verlassenheit und ihr Wunsch nach familiärer Liebe sind so nachvollziehbar, dass sie einem im Herzen bleibt. Auch ihre Entwicklung von einem schüchternen, unsicheren Mädchen zu einer mutigen Kämpferin wird feinfühlig und realistisch dargestellt. Die Atmosphäre der Geschichte, die zwischen gruseligen, mystischen Momenten und herzergreifenden Szenen schwankt, zog mich tief in ihren Bann. Besonders die Geister, allen voran Ebb, verleihen der Geschichte einen charmanten und gleichzeitig unheimlichen Touch. Ein kleiner Wermutstropfen ist der Mittelteil des Buches, der sich stellenweise etwas zieht, als Rosie mehr über die Hexen und ihre Herkunft erfährt. Trotzdem bleibt das Buch spannend und wird zum Ende hin wieder packend und atmosphärisch stark.

Fazit:
„Thirteen Witches: Die Erinnerungsdiebin“ von Jodi Lynn Anderson ist ein magisches, tiefgründiges Abenteuer, das sowohl mit seiner fantasievollen Welt als auch mit seinen emotionalen Momenten überzeugt. Die Autorin verwebt gekonnt Themen wie Freundschaft, Mut und familiäre Bindungen mit einer düsteren und mystischen Atmosphäre. Trotz eines leicht schleppenden Mittelstücks, das für die Erzählung notwendig ist, bleibt das Buch ein fesselnder Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Ich freue mich auf die Fortsetzung und vergebe 4 von 5 Sternchen.