{Rezension} Vielleicht nie
(Bd. 2 der „Vielleicht“-Reihe)

Vielleicht nie
(Bd. 2 der „Vielleicht“-Reihe)
von Carolin Wahl

Loewe Intense
Paperback
New Adult
416 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1096-7
Ersterscheinung: 13.10.2021

Sie verbirgt ihr wahres Ich mit einer Maske.
Nur er blickt dahinter – und in ihr Herz.

Inhalt:
Joanas Leben scheint perfekt: Sie studiert, lebt in einer tollen WG und hat einen festen Freund. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine andere Wahrheit. Sie lebt nicht ihr eigenes Leben, sondern richtet sich nach den Erwartungen, die sie glaubt, dass andere an sie haben. Als Kilian, der Bruder ihrer besten Freundin, nach Jahren wieder in München auftaucht, beginnt sich alles zu verändern. Kilian, ein abenteuerlustiger Adrenalinjunkie, ist der Einzige, der hinter ihre Maske blickt und sie zu verstehen scheint. Doch Joana weiß, dass er nicht in ihre geplante Zukunft passt und sie eigentlich nicht in seine Welt. Trotzdem kann sie die wachsenden Gefühle für ihn nicht ignorieren.

Meinung:
Dieser zweite Band der „Vielleicht“-Trilogie ist eine Geschichte, die mich emotional wirklich berührt hat. Die Dynamik zwischen Joana und Kilian ist von Beginn an faszinierend. Joana ist eine komplexe Figur – nach außen hin kühl und distanziert, doch im Inneren von Schuldgefühlen und Ängsten geplagt. Ihre Entwicklung, wie sie langsam lernt, für sich selbst einzustehen und ihre eigenen Wünsche zu verfolgen, hat mich tief beeindruckt. Besonders die Darstellung ihrer inneren Konflikte und die Art, wie sie sich von Kilian helfen lässt, fühlte sich authentisch und berührend an. Kilian ist der Gegenpol zu Joana – ein lebenslustiger, waghalsiger Mann, der genau weiß, wie er Joana aus ihrer Reserve locken kann. Ihre Dialoge und das Spiel zwischen ihnen sind einfach klasse und haben mich oft zum Lächeln gebracht. Der Mix aus Humor und den ernsteren Themen, wie Trauerbewältigung und Zukunftsangst, macht das Buch besonders. Der Schreibstil von Carolin Wahl ist flüssig und fesselnd, wodurch ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Zwar gibt es auch Momente, in denen sich die Handlung etwas in die Länge zieht, aber insgesamt war es ein Leseerlebnis, das ich sehr genossen habe.

Fazit:
„Vielleicht nie“ von Carolin Wahl ist eine berührende und mitreißende Liebesgeschichte, die nicht nur romantisch ist, sondern auch tiefgehende Themen wie Verlust und die Suche nach dem eigenen Weg behandelt. Die Protagonisten Joana und Kilian sind hervorragend ausgearbeitet und ihre Entwicklung geht unter die Haut. Trotz kleinerer Längen in der Mitte des Buches, war es insgesamt ein wunderbares Leseerlebnis. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternchen und freue mich schon auf den letzten Band der Trilogie.

{Rezension} Vielleicht jetzt
(Bd. 1 der „Vielleicht“-Reihe)

Vielleicht jetzt
(Bd. 1 der „Vielleicht“-Reihe)
von Carolin Wahl

Loewe Intense
Paperback
New Adult
448 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1095–0
Ersterscheinung: 21.07.2021

Er hat klare Regeln.
Doch mit ihr bricht er jede davon…

Inhalt:
Gabriella, eine junge Brasilianerin, fliegt nach München, um ihren Vater kennenzulernen. Kurz zuvor trifft sie im Flugzeug auf Anton, der zwar mit seinem distanzierten und regelorientierten Verhalten eher unfreundlich wirkt, doch eine gewisse Anziehungskraft auf sie ausübt. Um mehr über ihren Vater herauszufinden, beginnt Gabriella heimlich ein Praktikum in seiner Catering-Firma – und trifft dort ausgerechnet auf Anton, der nun ihr Ausbilder ist. Zwischen den beiden beginnt es zu knistern, doch Antons klare Regeln zum Thema Beziehungen am Arbeitsplatz stellen eine Barriere zwischen ihnen dar.

Meinung:
Dieser erste Band der „Vielleicht“-Reihe hat mich auf viele Arten überrascht. Gabriella ist eine erfrischende Heldin, die mit ihrem offenen und entschlossenen Wesen direkt ins Herz trifft. Ihre Reise, sowohl in der beruflichen als auch in der persönlichen Entwicklung, ist spannend und authentisch. Besonders gefallen hat mir die Darstellung ihrer brasilianischen Wurzeln, die dem Buch eine besondere Note verleihen und für viel Atmosphäre sorgen. Anton ist als Charakter anfangs eher verschlossen und wirkt fast schon zu starr in seinen Prinzipien, was die Spannung zwischen den beiden noch verstärkt. Es war faszinierend zu sehen, wie sich ihre Beziehung Schritt für Schritt entwickelt, von anfänglichem Misstrauen hin zu einer zarten, aber intensiven Liebe. Die Autorin hat es geschafft, die Geschichte sowohl emotional als auch humorvoll zu gestalten, sodass man immer wieder mit einem Lächeln im Gesicht liest. Besonders die Dynamik zwischen den beiden Hauptcharakteren und ihre kleinen, aber bedeutungsvollen Momente haben mir sehr gefallen. Auch wenn die Grundthematik der Geschichte nicht unbedingt neu ist, fühlt sich die Erzählweise frisch und charmant an, was das Buch zu einem angenehmen und kurzweiligen Lesevergnügen macht.

Fazit:
„Vielleicht jetzt“ ist eine charmante und einfühlsame Geschichte, die die Themen Liebe und Selbstfindung auf eine frische und moderne Weise behandelt. Carolin Wahl gelingt es, die komplexen Emotionen ihrer Protagonisten authentisch darzustellen, ohne dabei in Kitsch abzudriften. Besonders gelungen ist die Balance zwischen Humor und den ernsteren Momenten, die die Geschichte umso tiefgründiger machen. Zwar verfolgt das Buch eine klassische Erzählstruktur, doch es ist gerade diese vertraute Mischung, die es zu einem angenehmen Leseerlebnis macht. Wer romantische und zugleich nachdenkliche Lektüre schätzt, wird sich in dieser Geschichte schnell zurechtfinden und sie nicht mehr aus der Hand legen wollen. Eine klare Empfehlung für alle, die eine herzerwärmende Geschichte suchen. Ich vergebe sehr gute 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Magical Winter Nights

Magical Winter Nights
(Fünf Autorinnen – fünf Geschichten – ein unvergesslicher Dezember)
von Gabriella Santos de Lima, Kyra Groh, Marina Neumeier, Alexandra Flint und Franka Neubauer

Loewe Intense
Paperback
Winter Romance / New Adult
272 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Meine persönliche Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1854-3
Ersterscheinung: 09.10.2024

A Perfect Winter Love

Inhalt:
Diese Antholgie beinhaltet fünf in sich abgeschlossene Kurzgeschichten, die uns magische Weihnachtsmomente bescheren sollen.

Meinung:
Da ich bisher nur Werke von Kyra Groh und Alexandra Flint gelesen hatte, konnte ich vorab überhaupt nicht einschätzen, was mich tatsächlich erwarten würde. Immerhin kannte ich ja den Schreibstil von Gabriella Santos de Lima, Marina Neumeier und Franka Neubauer nicht. Aber ich freute mich trotzdem sehr auf diese Anthologie, denn allein das äußere Erscheinungsbild machte schon so viel her, dass ich mich bei einer warmen Tasse Tee in meine Lieblingsdecke kuschelte, um mich an fünf winterlichen Liebesgeschichten zu erfreuen. Kyra Grohs Bücher mag ich eigentlich sehr, denn sie sind meist authentisch und emotional ergreifend. Allerdings muss ich nun zugeben, dass mir ihre Geschichte „Sternenknistern“ gar nicht gefallen hat. Die ganze Story war ein heilloses Durcheinander. Kurzgeschichten sind – wie sollte es auch anders sein – ziemlich kurz. Man kann also keine tiefgründigen Dialoge oder gut ausgearbeiteten Charaktere erwarten. Dennoch bin ich der Meinung, dass auch Kurzgeschichten einen Plot vorweisen sollten, dem man folgen kann und auch will. Mit jedem Kapitel sehnte ich mir das Ende der Geschichte herbei. Die Charaktere wurden sehr oberflächlich dargestellt, außerdem wechselten die Perspektiven mit jedem Kapitel. Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren es insgesamt acht Kapitel und sieben verschiedene Sichtweisen. Nicht nur, dass ich mir die vielen Namen gar nicht merken konnte und so nie wusste, wer denn jetzt zu wem gehört, gab es aufgrund der Kürze der einzelnen Kapitel auch kaum Möglichkeiten, tatsächlich mehr über die handelnden Personen zu erfahren. Und zum Ende will ich auch nichts sagen, da ich nicht spoilern will, aber damit konnte ich wirklich nichts anfangen. Was war das denn? Unter einer winterlicher Romance verstehe ich wohl was ganz anderes als die Autorin. Nun denn… zum Glück gab es noch vier weitere Kurzgeschichten, die mich aber leider nur mäßig begeistern konnten. „Jetzt sind wir unendlich“ von Gabriella Santos de Lima war für eine Kurzgeschichte eigentlich ganz nett, allerdings fehlte mir der Bezug zum Winter. Allein ein nächtlicher Spaziergang im Schnee und das spontane Crashen einer Wichtelparty machen aus einer Kurzgeschichte noch lange keine Winter Romance. Hier hatte ich das Gefühl, dass diese Geschichte eventuell bereits fertig geschrieben in der Schublade der Autorin lag und mit ein wenig Feinschliff und ein paar kleinen Änderungen… Ihr wisst schon, worauf ich hinauswill: Du kannst nicht ständig von einer tollen Zeit im sonnigen Rom erzählen und dann hoffen, dass ich als Leserin an Kälte, Schnee und Weihnachten denke. Die Geschichte war wirklich unterhaltsam und lesenswert, für mich jedoch am Thema vorbei. Marina Neumeiers Kurzgeschichte „Christmas Crush“ hingegen hat mich komplett begeistert. Ein wahres Weihnachts-Highlight! Hierzu mag ich kaum was schreiben, denn das müsst ihr alle selbst lesen! Für mich ist das die perfekte weihnachtliche Lovestory. Ihr neues Werk habe ich deshalb direkt auf meine Wunschliste gesetzt. Als Fußballerin kann ich es natürlich kaum erwarten, „Knightsbridge United: Offsided“, eine Fake Dating-Sports Romance, im kommenden Sommer zu lesen. Ich freue mich wirklich sehr darauf. Zurück zu den „Magical Winter Nights“, die mich anfangs mäßig bis kaum begeistern konnten und mir dann mit der dritten Kurzgeschichte ein Highlight beschert haben. Die vierte Story war ein Wiedersehen mit alten Bekannten der „Tales of Sylt“-Reihe, denn Alexandra Flint schickt uns wieder auf die wunderschöne Insel Sylt. Noch immer beißen sich die Charaktere von innen auf die Wange und noch immer führt Lenis Großmutter ein Café im Kampener Leuchtturm Langer Christian, wo wir doch alle wissen, dass der schwarz-weiße Leuchtturm, der im Süden Kampens steht, nicht begehbar ist und somit nur von außen aus der Ferne besichtigt werden kann. Insgesamt gesehen ist diese Story eher tiefgründig und ernst – also keine Kurzgeschichte, die zur kurzweiligen Unterhaltung dient. Zwar passt die Geschichte jahreszeitlich gesehen sehr gut in dieses Buch, aber eigentlich hatte ich eher Storys erwartet, die ein leichtes und beschwingtes Gefühl hinterlassen. Tut das Ende der Geschichte zwar auch irgendwie, jedoch stimmt mich die Thematik insgesamt eher etwas nachdenklich. Tja, und dann kam die letzte der fünf Geschichten… Und eigentlich mochte ich sowohl die Charaktere als auch den Schreibstil der Autorin. Was ich allerdings gar nicht mochte, war das abrupte Ende. Somit nicht nur das abrupte Ende dieser letzten Geschichte, sondern auch das abrupte Ende des Buches. Ich habe tatsächlich die letzten beiden Seiten dreimal lesen müssen, weil ich dachte, dass ich etwas falsch verstanden oder schlichtweg überlesen hätte. Für mich machte das gar keinen Sinn. Diese Geschichte als Abschluss der „magischen Winternächte“ zu wählen, halte ich für einen ziemlich undurchdachten Entschluss oder für einen überaus schlechten Witz. Das kann nur ein Grinch so entschieden haben. Jemand, der Weihnachten abgrundtief hasst. Aber eventuell bin ich einfach nur mit einer falschen Erwartungshaltung an das Buch gegangen, denn bei diesem traumhaft schönen Cover und diesem prächtigen Farbschnitt machte sich bei mir die Sehnsucht nach fünf romantischen Lovestorys breit. Bei den ersten vier Geschichten lässt es sich noch darüber streiten, ob diese nun weihnachtlich bzw. winterlich angehaucht sind. Was aber die letzte Kurzgeschichte in solch einem Buch zu suchen hat, kann ich mir wirklich nicht erklären. Wer auf der Suche nach einem Buch ist, das den Charme eines überdurchschnittlich kitschigen, vor Romantik triefenden Weihnachtsfilmes versprüht, wird hier zutiefst enttäuscht sein. Schade, wirklich schade. Für mich hat sich das Lesen dennoch gelohnt, denn ich habe eine neue Autorin entdeckt, die ich bisher noch nicht auf dem Schirm hatte.

Fazit:
„Magical Winter Nights“ verspricht fünf Geschichten von fünf Autorinnen und einen unvergesslichen Dezember. Gehalten wurde das Versprechen nicht, denn das Buch werde ich sicherlich schnell wieder verdrängen und hoffentlich auch vergessen. Einzig und allein Marina Neumeiers Kurzgeschichte „Christmas Crush“ konnte mein Herz erwärmen, weshalb es auch nur ihrer Lovestory zu verdanken ist, dass dieses Buch eine Gesamtbewertung von 2,5 von 5 Sternchen erhält.

Lieblingszitate:
„Dabei erwartete ich keinen Liebesfilm, der Realität wurde. Ich brauchte keine Rosenblätter über der Bettdecke oder Gedichte, die mir heimlich zugesteckt wurden. Alles, was ich wollte, war, dass die Person, die ich mochte, mich genauso gut behandelte, wie ich versuchte, sie zu behandeln. Ohne Ghosting, Unsicherheiten und Nie-wissen-woran-ich-bin.“ (S. 8)
und
„Ich verteufelte Männer nicht, aber ich hielt sie gefühlstechnisch absichtlich auf Abstand. Nicht weil ich ihnen etwas Böses wollte, sondern weil ich das Beste für mich wollte. Weil ich nicht mehr verletzt oder enttäuscht werden wollte.“ (S. 8)
und
„Ich habe mir eine Chance mit dir gewünscht. Dich kennenlernen zu dürfen, bis ich alles über dich in- und auswendig weiß. Noch öfter neben dir aufwachen und einschlafen und Autofahrten wie gestern verbringen zu können. Ich hab mir ein Mehr mit dir gewünscht...“ (S. 163)

{Rezension} Kommissar Pfote
Hier riecht doch was faul! (Bd. 5)

Kommissar Pfote
Hier riecht doch was faul! (Bd. 5)
von Katja Reider
mit Illustrationen von Dirk Hennig

LOEWE Verlag
Hardcover
Kinderbuch
80  Seiten
Altersempfehlung: 6 – 8 Jahre
ISBN: 978-3-7432-1157-5
Ersterscheinung: 08.02.2023

Inhalt:
In der Schillerstraße 12 soll es spuken. Frau Hansen hat schon mehrfach bei der Polizei angerufen, weil sie Gespenster gesehen haben will, aber bisher konnte die Polizei keine Eindringlinge auf frischer Tat ertappen. Vielmehr glauben mittlerweile alle, dass die alte Dame etwas verwirrt ist. Aber sie ist sich sicher, dass sie Gespenster gesehen hat. Gibt es eine plausible Erklärung? Können Pepper und Paul den Fall lösen?

Meinung:
Bereits mit dem ersten Band der Reihe hat Pepper, vielen auch als Kommissar Pfote bekannt, mein Herz im Sturm erobert. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und locker, der Text ist kindgerecht und leicht verständlich und die Schrift ist groß und lesefreundlich, daher ist diese Reihe bestens für das erste Selberlesen, aber auch für jüngere Kinder zum gemeinsamen Vorlesen geeignet. Die Hauptcharaktere werden am Anfang des Buches kurz vorgestellt, denn neben dem cleveren Polizeihund Pepper und seinem Partner Paul gibt es auch noch ein paar weitere Charaktere, die alle sehr sympathisch sind. Vor allem Lulu, die ebenfalls in der Polizeihund-Ausbildung ist, finde ich sehr liebenswert. Das charmante und witzige an dieser Geschichte ist auf jeden Fall die Erzählperspektive, denn wir erleben das Abenteuer aus Peppers Sicht. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, denn Pepper und Paul bei ihren Abenteuern zu begleiten, ist immer wieder ein spannender Lesespaß.

Fazit:
Mit „Hier riecht doch was faul!“ ist der Autorin Katja Reider eine tolle Fortsetzung gelungen. Die Erstleserreihe „Kommissar Pfote“ überzeugt durch ein ausgewogenes Text-Bild-Verhältnis und ist daher bestens zum ersten Selberlesen ab 7 Jahren oder aber zum gemeinsamen Lesen ab 5 Jahren geeignet. Kommissar Pfote erhält von mir 5 von 5 Pfötchen.

Herzlichen Dank an Katja Reider für dieses Rezensionsexemplar.

{Rezension} Kein Horizont zu weit
(Bd. 1 der „Tales of Sylt“-Reihe)

Kein Horizont zu weit
(Bd. 1 der „Tales of Sylt“-Reihe)
von Alexandra Flint

Loewe Intense
Paperback
New Adult
480 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Meine persönliche Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1407-1
Ersterscheinung: 08.02.2023

Sie ist sein Leuchten.
Er ihr Horizont.

Inhalt:
Vor fünf Jahren hat Raffael Sylt und somit auch seine große Liebe Leni wortlos verlassen. Doch nun kehrt er zurück, um den Wiederaufbau des Familienhotels zu überwachen. Ausgerechnet die Werft, in der Leni ihre Ausbildung zur Schiffsbauerin macht, ist an dem Projekt beteiligt. Langsam keimen in beiden wieder die alten Gefühle auf… Doch kann Leni darauf hoffen und vertrauen, dass Raffael dieses Mal bleibt?

Meinung:
Zum Cover gibt es nicht viel zu sagen, denn es ist ein optisches Highlight. Würde ich allein das äußere Erscheinungsbild bewerten, dann hätte dieser Auftakt der „Tales of Sylt“-Reihe definitiv eine glatte Eins mit Sternchen verdient – allerdings geht es bei einer objektiven Bewertung nicht um die Covergestaltung, sondern um den Inhalt. Und hier habe ich tatsächlich mehr erwartet… Keine Frage, das Buch ist ein Wohlfühlbuch, ein Buch, das man gerne mal zwischendurch zum Abschalten lesen kann, aber es hat mich nicht so berührt, wie ich es mir erhofft hatte. Wahrscheinlich habe ich die Messlatte ein wenig zu hoch gelegt, denn als ich im Klappenumschlag gelesen habe, dass die Autorin bereits als „Kind unzählige Stunden mit ihrer Familie auf Sylt verbracht und in den Wellen das Schwimmen gelernt“ hat, dachte ich mir, dass ich endlich eine Autorin gefunden habe, die beim Gedanken an Sylt das gleiche verspürt wie ich. Mag sein, dass Alexandra Flint tatsächlich unzählige schöne Momente auf der Insel verbracht hat, aber dennoch vermag sie es nicht, die wahre Pracht und Schönheit Sylts wiederzugeben. Es fängt schon bei Kleinigkeiten wie den genannten Sehenswürdigkeiten an: Die Flaschenpost gibt es nicht! Das ist grundsätzlich auch nicht das ausschlaggebende Problem, sondern die Tatsache, dass uns beim Lesen suggeriert wird, dass man den „Langen Christian“, also Oma Eddas Flaschenpost, besuchen könnte. Das ist allerdings falsch, denn der schwarz-weiße Leuchtturm, der im Süden Kampens steht, ist nicht begehbar und nur von außen aus der Ferne zu besichtigen. Auch das Schiffswrack, das angeblich im Naturschutzgebiet Ellenbogen steht, ist einfach nur ausgedacht. Ich mag es nicht, wenn real bestehende Settings mit fiktiven Beiwerken ausgeschmückt werden. Wozu auch? Sylt ist so wunderschön, da braucht es kein zusätzliches Wrack. Im Buch wurde es zwar nicht erwähnt, aber es gibt tatsächlich ein echtes Wrack auf Sylt. Bei einer Wattwanderung kann man im Ort Wenningstedt-Braderup wenige Meter vom Strand entfernt das alte Holzschiffswrack Mariann, Reste eines schwedischen Dreimasters, besichtigen. Viel gibt es dort nicht zu erkunden, aber zumindest wäre dieses nicht fiktiv gewesen. Nun denn, wenn man selbst noch nie auf Sylt war, dann wird es einen auch nicht stören – mich als halbes Inselkind schon. Man hätte so viel mehr aus diesem Setting machen können – aber ich will ja nicht vorweggreifen, denn vielleicht gibt es hierzu in den Folgebänden der Reihe noch ein paar weitere Ausführungen. Eines machte mich dann aber doch stutzig, denn dass Leni, die Protagonistin, sich „nur“ aufgrund ihrer Berufswahl als Schiffsbauerin mit Seemannsknoten auskennt, aber Raffael davon keinen blassen Schimmer haben soll, zeigt mir, dass die Autorin leider kaum Ahnung vom wahren Leben auf Sylt hat und die Insel nur als Touristin kennenlernen durfte. Wenn Raffael Insulaner ist, dann sollte er mindestens einen Knoten fachmännisch binden können, denn ansonsten würde ich an Lenis Stelle schnell das Weite suchen. Ein Inselkind, das keinen Seemannsknoten binden kann? Wo hat man denn das bitteschön gesehen? Das lernt man bereits im Kindergarten oder spätestens in der Grundschule oder bei irgendeinem Kindergeburtstag. Gut, vielleicht hat Raffael all diese Dinge einfach nur vergessen in seiner fünfjährigen Abwesenheit – es gibt ja durchaus Wichtigeres im Leben als Seemannsknoten. Immerhin hat er ja scheinbar auch die größte Liebe seines Lebens vergessen – oder zumidest versucht. Denn, oh Schreck! Wie sollte es auch anders sein? Er hat sie doch nicht vergessen und sie ihn auch nicht. Wie schön! Leider fehlte mir hier an dieser Stelle ein richtiger Grund, weshalb er sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen hat. Die Erklärung war mir persönlich zu schwammig und daher auch nicht nachvollziehbar. Wäre ich an Lenis Stelle Raffael gegenüber gestanden, hätte ich bei den genannten Gründen einfach eine Kehrtwende gemacht. Aber nein! Leni und Raffael sind füreinander bestimmt und deshalb führt kein Weg daran vorbei, weshalb die beiden natürlich zusammenkommen, nur damit Rafe abermals einen Rückzieher machen kann. RED FLAG!!! So süß der Typ auch sein mag, muss er ja wohl, denn seine Heterochromie und sein äußeres Erscheinungsbild flößen uns ein, er wäre es, könnte er bei mir dennoch nicht punkten. Was es mit der Heterochromie auf sich hat, habe ich bis zum Schluss nicht verstanden. Denn obwohl es unzählige Male erwähnt wird, hat es keine große Bedeutung. Ich gehe schlichtweg davon aus, dass die Autorin ein Faible für Männer mit einer Störung der Pigmentierung der Regenbogenhäute der Augen hat. Und dann wären da auch noch die ständigen Wiederholungen gewisser Floskeln. Gefühlt in jedem zweiten Kapitel beißt sich Leni in die Unterlippe und errötet. Wenn nicht sie, dann hat zumindest Rafe errötete Wangen. Oder er haucht ihr einen Kuss auf ihre Haare oder auch wahlweise ihr Vater. Nicht falsch verstehen, ich mag den Schreibstil der Autorin sehr, aber gewisse Sätze wiederholen sich schon ziemlich oft. Zu oft. Sprachlich gesehen ist das Buch daher leider kein Highlight. Insgesamt kann ich das Buch trotz der vielen Schwächen als kurzweilige Urlaubslektüre empfehlen – eventuell als Einstimmung auf einen Urlaub an der Nordsee.

Fazit:
„Kein Horizont zu weit“ ist der Auftakt der „Tales of Sylt“-Reihe von Alexandra Flint. Perfekt war diese Liebesgeschichte nicht, aber ich hatte dennoch ein paar schöne Lesemomente. Wer die Idylle und die Atmosphäre einer Nordseeinsel erleben will, wird wohl gut unterhalten werden. Mir hat das allerdings nicht gereicht, weshalb es leider nur 3 von 5 Sternchen gibt.