{Rezension} Gondelküsse und Zeitensprünge

Gondelküsse und Zeitensprünge
von Stefanie Gerstenberger

Fischer Sauerländer
Paperback
Jugendbuch
368 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-7373-7396-8
Ersterscheinung: 16.07.2025

Lucia geht die Liebe suchen

Inhalt:
Die sechzehnjährige Lucy reist im verregneten November eher widerwillig zu ihrem Vater nach Venedig. Statt Dolce Vita erwartet sie trübes Wetter, viele alte Leute – und zunächst keinerlei Abenteuer. Doch als sie aus Versehen den Koffer eines fremden Jungen mitnimmt, dem geheimnisvollen Typen mit der Wollmütze, den sie auf dem Boot gesehen hat, beginnt für Lucy eine Reise, die alles andere als gewöhnlich ist. Zwischen engen Gassen, einem seltsamen Trödelladen und einem jungen Mann aus einer ganz anderen Zeit findet sie sich plötzlich mitten in einem magischen Abenteuer wieder.

Meinung:
Dieser Jugendroman ist so ein Buch, das man eigentlich nur mal kurz anlesen will und dann abends um eins feststellt, dass man gerade aus Venedig zurückgekehrt ist. Ich hatte große Freude daran, Lucy durch dieses liebevoll geschriebene Abenteuer zu begleiten. Ihre Stimme ist echt, sensibel und sehr glaubwürdig für eine Jugendliche, die nach einem Unfall nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden mit sich trägt. Man merkt ihr an, dass sie sich noch nicht ganz wiedergefunden hat. Die Geschichte lebt von kleinen Überraschungen, einer wunderbar verwinkelten Stadt voller Flair, und Figuren, die genauso charmant wie schräg sind. Auch die romantischen Elemente haben mich überzeugt – nicht zu kitschig, sondern eher süß und leicht schwebend wie die Gondeln auf dem Wasser. Was Stefanie Gerstenberger besonders gut gelingt, ist die Balance zwischen Realität und Magie. Die fantastischen Elemente wirken nie zu aufgesetzt, sondern fügen sich ganz natürlich in die melancholisch-schöne Atmosphäre Venedigs ein. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich, dass das Ende ein wenig abrupt wirkte. Da hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, um bestimmte Entwicklungen noch runder abzuschließen.

Fazit:
Stefanie Gerstenberger hat mit „Gondelküsse und Zeitensprünge“ eine wunderbar warme, charmante Geschichte geschrieben, die Jugendliche ab 12 Jahren ebenso fesseln wird wie ältere Fans von Cozy Romance mit magischem Einschlag. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Find Me at Sunset
(Bd. 2 der „Greek Summer“-Dilogie)

Find Me at Sunset
(Bd. 2 der „Greek Summer“-Dilogie)
von Mareike Allnoch

everlove (ein Imprint der Piper Verlag GmbH)
Paperback
Romance / New Adult
368 Seiten
ISBN: 978-3-492-0694–7
Ersterscheinung: 29.08.2025

Inhalt:
Eigentlich hatte sich Malina auf eine ruhige Zeit als Köchin im White Sands Boutique Hotel Corfu gefreut, doch ihr erster Arbeitstag hält eine Überraschung bereit: Vor ihr steht Elyas, ihr heimlicher Schwarm aus Schulzeiten. Nur erkennt er sie nicht. Kein Wunder, schließlich hat sich Malina optisch gesehen sehr stark verändert. Aber warum checkt Elyas unter falschem Namen im Hotel ein? Will er einfach nur untertauchen oder steckt mehr dahinter? Zwischen griechischer Küche, heißen Sommertagen und prickelnden Begegnungen muss Malina entscheiden, ob sie sich auf dieses Spiel einlassen will…

Meinung:
Was für eine Rückkehr ins „Greek Summer“-Universum! Nachdem ich mit Toni durch die verwinkelten Gassen Santorinis geschlendert bin, war ich mehr als bereit für Malinas Geschichte. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn Mareike Allnoch gelingt es erneut, mit wenigen Worten einen Ort so lebendig werden zu lassen, dass man glaubt, selbst auf Korfu zu stehen. Der Duft von frischen Orangen, Eukalyptus, Oliven und Pinien in der Luft und das Glitzern des Meeres in der Nachmittagssonne – ich habe jede einzelne Seite mit allen Sinnen erlebt. Malina ist eine Protagonistin, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Ihre verträumte, gleichzeitig aber entschlossene Art macht sie unheimlich sympathisch. Sie will ihren eigenen Weg gehen, hat sich durch ihre Ausbildung eine innere Stärke erarbeitet und begegnet der Welt mit einem offenen Herzen – selbst wenn sie tief in sich weiß, dass sie sich leicht verletzen lässt. Gerade diese Verletzlichkeit macht sie für mich so echt. Ihre Sehnsucht nach etwas „Größerem“ in der Liebe, nach Magie und Tiefe, das alles konnte ich unglaublich gut nachempfinden. Elyas hingegen ist zunächst eine undurchdringliche Figur, eher kühl, distanziert, fast unnahbar. Und doch schimmert schnell durch, dass hinter seinem Verhalten viel mehr steckt: Druck, Erwartungen, ein Leben im Rampenlicht, dem er zu entkommen versucht. Wie sich seine Fassade langsam löst, wie Malina hinter seine Rolle blickt, das wurde nicht nur spannend, sondern auch sehr gefühlvoll erzählt. Ich mochte besonders, wie wenig dramatisch und klischeehaft ihre Annäherung verläuft. Es gibt prickelnde Momente, ja, aber auch leise, melancholische, ehrliche Szenen, die eine ganz eigene Tiefe erzeugen. Ein echtes Highlight ist auch die fortgeführte Verbindung zu Toni, Malinas Schwester. Die tägliche Foto-Challenge zwischen den beiden ist ein so kleines, aber berührendes Detail, das die emotionale Klammer zwischen den beiden Bänden wunderbar schließt. Überhaupt ist es diese Mischung aus familiärer Wärme, Sehnsucht, Neuanfang und einer ordentlichen Portion griechischer Sonne, die das Buch für mich zu einer perfekten Sommerlektüre macht.

Fazit:
Mit „Find Me at Sunset“ entführt Mareike Allnoch uns erneut auf eine malerische griechische Insel – diesmal nach Korfu – und schenkt uns eine romantische, bittersüße und zugleich hoffnungsvolle Geschichte über zweite Chancen, Identität und die große Liebe. Malina und Elyas sind zwei starke, glaubwürdige Charaktere, deren Entwicklung mich tief berührt hat. Das Setting ist traumhaft, die Emotionen echt, die Vibes absolut sommerlich. Ich vergebe auch für diesen zweiten Band der „Greek Summer“-Dilogie volle 5 von 5 Sternchen und wünsche mir fast, es gäbe noch eine dritte Schwester, die uns auf eine weitere Insel mitnehmen könnte.

{Rezension} Not My Problem

Not My Problem
von Ciara Smyth

Magellan Verlag
Paperback
Young Adult-Romance
384 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7348-507–8
Ersterscheinung: 18.01.2024

Inhalt:
Aideen ist ein ganz normales Teenagermädchen – zumindest auf den ersten Blick. Doch hinter ihrem scharfen Humor und ihrer coolen Fassade verbirgt sich ein ganzes Bündel ungelöster Probleme: Ihre Mutter trinkt, in der Schule kommt sie kaum mit, und ihre soziale Welt ist auf eine einzige (nicht ganz gesunde) Freundschaft beschränkt. Als sie mitbekommt, wie die überforderte Musterschülerin Meabh kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht, bietet sie Hilfe an – auf ihre eigene schräge Art. Ein kleiner, eigentlich verrückter Gefallen wird zum Anfang einer seltsamen Art von Problemlöser-Service, der Aideen nicht nur neue Aufgaben, sondern auch neue Freundschaften und eine unerwartete Liebe bringt.

Meinung:
Ich habe Aideen von der ersten Seite an geliebt. Nicht, weil sie perfekt ist, sondern gerade, weil sie es nicht ist. Sie ist sarkastisch, widersprüchlich, impulsiv, klug und manchmal gnadenlos unfair. Aber sie ist auch verletzlich, loyal und wahnsinnig echt. Diese Art von Figur, die man sofort in den Arm nehmen oder anschreien will – je nach Szene. Was mich besonders bewegt hat, ist die Art, wie die Autorin mit schweren Themen wie Alkoholismus, Einsamkeit, soziale Unsicherheit umgeht. Das Buch macht kein großes Drama daraus, sondern lässt all das einfach da sein. Wie im echten Leben. Und trotzdem ist die Geschichte durchzogen von einem ganz eigenen Humor, der nie respektlos, aber oft bitter-komisch ist. Ich habe stellenweise laut gelacht und dann eine Seite später mit einem Kloß im Hals weitergelesen. Die Dynamik zwischen Aideen und Meabh hat mir sehr gefallen. Keine klischeehafte Feindin-wird-zur-Freundin-Geschichte, sondern eine Entwicklung, die in kleinen Schritten geschieht. Mit Missverständnissen, unausgesprochenen Gefühlen und Momenten echter Nähe. Dass es queer ist? Ja. Aber nicht auf eine Art, die sich plakativ anfühlt. Es ist einfach ein Teil dieser Geschichte – so selbstverständlich, wie es sein sollte. Und dann ist da noch Kavi. Wenn Aideen das Herz ist, dann ist Kavi die Seele dieser Geschichte. Eine Figur, die man nie wieder vergessen möchte, weil sie mit ihrer Wärme, Energie und Offenheit alles heller macht. Ciara Smyth hat ein echtes Talent dafür, Charaktere so zu schreiben, dass sie sich anfühlen wie Menschen, die man kennt.

Fazit:
„Not My Problem“ von Ciara Smyth ist ein klug erzählter und gleichzeitig humorvoller Coming-of-Age-Roman, der wichtige Themen wie Familie, Freundschaft und Selbstwertgefühl sensibel behandelt. Die queere Liebesgeschichte ist zart, authentisch und selbstverständlich eingebettet. Eine Geschichte mit viel Witz, einer wunderbar widersprüchlichen Hauptfigur und berührenden Momenten, die sowohl unterhält als auch nachdenklich macht. Ich vergebe 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Wednesday

Wednesday
Romanfassung zur ersten Staffel
von Tehlor Kay Mejia & The Wednesday TV Show Writers

cbt
Taschenbuch
Jugendbuch
448  Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: Wednesday: A Novelization of Season One
ISBN: 978-3-570-3173–7
Ersterscheinung: 16.07.2025

Inhalt:
Wednesday Addams, ein Mädchen mit einer Vorliebe für Sarkasmus, Schwarz und das Makabre, wird an eine ganz besondere Schule geschickt: die Nevermore Academy. Dort, wo Außenseiter mit übersinnlichen Fähigkeiten aufeinandertreffen, muss sie nicht nur ihre eigenen Kräfte kontrollieren, sondern auch eine mysteriöse Mordserie aufklären, die ihren Ursprung in einem lange zurückliegenden Familiengeheimnis haben könnte. Während sie versucht, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden, gerät sie immer tiefer in ein Netz aus Geheimnissen, dunkler Magie und unerwarteten Verbindungen.

Meinung:
Ich wusste, worauf ich mich einlasse, denn immerhin basiert der Roman auf einer Serie, die längst Kultstatus erreicht hat. Aber was ich nicht erwartet hatte, dass sich das alles plötzlich noch näher, noch intensiver, noch bissiger anfühlt. Dieses Buch ist mehr als nur ein Nacherzählen der bekannten Folgen. Es ist eine Einladung in den Kopf einer Figur, die man sonst meist nur beobachtet. Und dieser Kopf ist rabenschwarz, ironisch, hochintelligent und überraschend verletzlich. Mit scharfem Blick beobachtet, analysiert und zerlegt sie nicht nur ihre Umgebung, sondern auch ihr eigenes Inneres. Dabei trifft Tehlor Kay Mejia genau den richtigen Ton: pointiert, bitterböse und trotzdem nie flach oder zynisch um des Zynismus willen. Man merkt, dass hier nicht einfach ein Drehbuch in Prosa verwandelt wurde. Stattdessen wurde wirklich Literatur daraus gemacht – mit fein dosierten Einblicken, zusätzlichen Szenen und einer Tiefe, die der Serie so gar nicht möglich ist. Besonders gelungen fand ich die Erweiterung der bekannten Dialoge durch innere Monologe. Wednesdays Gedankengänge sind ein Genuss und manchmal auch ein Schlag in die Magengrube. Für Fans der Serie ist dieses Buch ein Fest. Man erkennt alles wieder: den berühmten Tanz, die angespannte Beziehung zu Morticia, die unkonventionelle Dynamik mit Enid, die düstere Ermittlungsarbeit. Aber man erlebt es neu. Als wäre alles ein bisschen weniger Netflix und ein bisschen mehr Gothic-Novelle. Für mich persönlich war das die eigentliche Überraschung: wie sehr sich dieses Buch nicht wie Merch liest, sondern wie ein eigenständiger literarischer Beitrag zur Figur Wednesday Addams.

Fazit:
„Wednesday – Romanfassung zur ersten Staffel“ von Tehlor Kay Mejia ist keine bloße Adaption, es ist eine stilvoll düstere Vertiefung einer ohnehin schon ikonischen Figur. Wer Wednesday liebt, wird ihr hier näher kommen als je zuvor. Sarkastisch, clever, unheimlich unterhaltsam und für mich ein echtes Highlight, weshalb ich sehr gerne 5 von 5 Sternchen vergebe.

{Rezension} Küsse im Sommerregen sind auch nur nass

Küsse im Sommerregen sind auch nur nass
von Ciara Smyth

Magellan Verlag
Taschenbuch
Young Adult-Romance
400 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7348-8229-6
Ersterscheinung: 13.02.2025

Inhalt:
Saoirse hat sich fest vorgenommen, in ihrem Leben nichts mehr dem Zufall oder der Hoffnung auf Happy Ends zu überlassen. Ihre Mutter leidet an Demenz und erkennt sie nicht mehr, ihr Vater will neu heiraten, ihre Ex hat sie verlassen. Das Leben hat ihr deutlich gemacht, dass Vertrauen und Liebe nur wehtun. Auf einer Party begegnet sie Ruby, einem freigeistigen, strahlenden RomCom-Fan. Ruby schlägt ihr einen Deal vor: Ein Sommer voller typischer romantischer Dates, aber ohne Verpflichtungen. Nur ein Spiel, ganz ohne echtes Risiko. Aber wie romantische Komödien eben so enden, bleibt es natürlich nicht nur bei der Spielerei…

Meinung:
Ich bin mit recht hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, nicht nur, weil der Titel sofort ins Auge sticht, sondern auch, weil ich Geschichten liebe, die queere Liebesgeschichten selbstverständlich und natürlich erzählen. Und obwohl ich anfangs mit Saoirse als Figur zu kämpfen hatte, wurde sie im Laufe der Geschichte zu einer der komplexesten Protagonistinnen, die mir seit Langem begegnet sind. Saoirse ist kein einfacher Charakter. Sie ist verbittert, scharfzüngig, manchmal absichtlich verletzend. Sie misstraut allem und jedem – aus gutem Grund. Ihre Lebenssituation ist emotional zermürbend, und sie hat gelernt, sich durch Ironie und Abstand zu schützen. Diese Haltung macht es zunächst schwer, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Doch je mehr man sie begleitet, desto mehr spürt man, wie viel Schmerz unter ihrer rauen Oberfläche liegt, und wie sehr sie sich eigentlich nach Nähe und Sicherheit sehnt. Gerade deshalb war ihre Entwicklung im Laufe des Buches so glaubhaft und bewegend. Ruby als Kontrastfigur war für mich eine echte Wohltat: offen, chaotisch, voller Liebe für die kleinen, kitschigen Momente des Lebens. Ihre Idee, RomCom-Momente im echten Leben nachzustellen, klingt erst albern, ist aber ein cleverer erzählerischer Kniff. Denn genau dadurch kann man zusehen, wie Saoirse sich öffnet, wie ihre Angst, verletzt zu werden, an Relevanz verliert, weil da plötzlich jemand ist, der sie trotz (oder gerade wegen) ihrer Widersprüche sieht. Was mir besonders gut gefallen hat, war die Vielschichtigkeit der Geschichte. Es geht hier nicht nur um Verliebtheit. Es geht um familiäre Verantwortung, um den Umgang mit Krankheit, um Angst vor der Zukunft und letztlich darum, wie man sich selbst wiederfindet, wenn alles um einen herum ins Wanken gerät. Die Beziehung zwischen Saoirse und ihrer Mutter hat mich tief bewegt, gerade weil sie nicht idealisiert wird. Es ist schmerzhaft, ehrlich und real. Auch der Humor war genau mein Geschmack: sarkastisch, mit klugen Wortgefechten und pointierten Dialogen. Und obwohl ich ein kleines bisschen gebraucht habe, bis mich die Geschichte richtig gepackt hat, wurde ich am Ende mit einem bittersüßen, aber passenden Abschluss belohnt, der nicht in die typische RomCom-Falle tappt. Was der Geschichte zu einem perfekten Leseerlebnis gefehlt hat, ist schwer zu sagen. Vielleicht hätte ich mir an manchen Stellen noch mehr Tempo gewünscht oder ein paar emotionalere oder intensivere Szenen. Aber unterm Strich überwiegt ganz klar die Begeisterung.

Fazit:
Ciara Smyth erzählt in „Küsse im Sommerregen sind auch nur nass“ eine ungewöhnliche, charmante Liebesgeschichte, die den RomCom-Klischees nicht blind folgt, sondern sie clever bricht. Für alle, die nicht nur eine süße Lovestory, sondern auch ein bisschen Herzschmerz und Charakterentwicklung suchen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternchen.