Foul Play (Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie) von Laura Willud
Kyss (Rowohlt Taschenbuch Verlag) Paperback Romance 432 Seiten Altersempfehlung: ab 16 Jahren ISBN: 978-3-499-01703-2 Ersterscheinung: 17.06.2025
Inhalt: Ein einziger Kuss mit Joshua Reed hat gereicht, um Loris Herz in Aufruhr zu versetzen. Zwei Jahre lang hat sie ihn konsequent ignoriert, bis ausgerechnet ein gemeinsames Projekt sie wieder zusammenbringt. Joshua wiederum will nur eines: Profisportler werden. Ein Sporttag für Kinder passt da ebenso wenig in seinen Plan wie die Anziehung zu Lori, der besten Freundin seiner Schwester. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto schwieriger wird es, alten Regeln treu zu bleiben und den Gefühlen aus dem Weg zu gehen.
Meinung: Schon nach wenigen Seiten hat mich Foul Play ganz anders abgeholt, als ich es vom ersten Band gewohnt war. Die Geschichte fühlt sich reifer an – nicht, weil sie schwerer oder dramatischer wäre, sondern weil sie tiefer geht. Während ich bei Mismatch stellenweise das Gefühl hatte, dass Charakterentwicklung und Handlung nebeneinanderherlaufen, greifen hier Emotion und Handlung deutlich besser ineinander. Lori und Joshua sind zwei Menschen, die sich nicht verlieren, sondern sich selbst suchen – und dabei in der Nähe des anderen Dinge über sich erfahren, die sie vorher nicht zulassen konnten oder wollten. Was mich besonders berührt hat, war, wie leise und gleichzeitig eindringlich Lori mit ihren Gefühlen umgeht. Ihr innerer Kampf ist keine große Show, sondern zeigt sich in Momenten des Zweifels, in kurzen Gedankengängen, in Versuchen, sich selbst zu ordnen. Dass sie Listen schreibt, um wieder klarzukommen, wirkt fast naiv – aber genau das macht es so ehrlich. Diese Art, sich selbst zu reflektieren, ohne dabei melodramatisch zu werden, hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, wirklich in ihrem Kopf zu sein – nicht nur als Beobachterin, sondern als Mitfühlende. Joshua wiederum überrascht. Anfangs wirkt er wie der klassische disziplinierte Athlet: hart an sich arbeitend, durchstrukturiert, keine Ablenkung zulassend. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr wird klar, dass hinter dieser Fassade jemand steckt, der Angst hat, falsche Entscheidungen zu treffen. Jemand, der nicht scheitern will – weder sportlich noch emotional. Und genau darin liegt seine Verletzlichkeit. Es gibt eine schöne Szene, in der deutlich wird, dass Joshua gar nicht so unnahbar ist, wie er gerne tut – dass seine Art, Menschen auf Abstand zu halten, auch Selbstschutz ist. Diese Vielschichtigkeit hat ihn mir sehr nah gebracht. Was ich besonders schön fand: Die Geschichte hetzt nicht. Sie nimmt sich Zeit, lässt Zwischenräume in den Dialogen entstehen und gibt Gedanken Raum zur Entfaltung. Das ist kein überhitzter Schlagabtausch, sondern eher ein emotionales Tasten, vorsichtig und trotzdem intensiv. Auch der Schreibstil passt perfekt dazu, denn dieser ist klar, aber mit Gefühl. Immer wieder tauchen kurze, fast poetische Formulierungen auf, die etwas in einem anstoßen, ohne aufdringlich zu sein. Was mich ebenfalls sehr angesprochen hat, war die Art, wie der Sport hier eingebettet wurde. Basketball ist nicht nur Kulisse, sondern hat Substanz. Es geht nicht nur um Training und Spiele, sondern auch um das, was Sport mit einem Menschen macht: wie er Ziele formt, Selbstbilder schafft, Erwartungen verstärkt. Gerade durch Joshuas Haltung dazu, dieses permanente Streben, bekommt man ein gutes Gefühl für den Druck, unter dem jemand stehen kann, der versucht, beides zu schaffen: persönliche Nähe und berufliche Höchstleistung. Im Vergleich zum ersten Band wirkt Foul Play klarer, fokussierter, erwachsener – ohne dabei an Leichtigkeit zu verlieren. Wo Mismatch manchmal auf der Stelle trat, hat diese Geschichte eine Richtung, eine innere Dynamik, die mich ganz natürlich durch die Seiten getragen hat.
Fazit: „Foul Play“ von Laura Willud ist eine gelungene, emotional aufgeladene Sports-Romance, die viel mehr ist als nur knisternde Spannung zwischen zwei gegensätzlichen Charakteren. Der Fokus auf Basketball als integraler Bestandteil der Handlung war für mich ein echtes Highlight und hat dem Buch eine besondere Tiefe gegeben. Lori und Joshua sind authentische Figuren, deren innerer Zwiespalt nachvollziehbar und berührend erzählt wird. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen – für eine gefühlvolle, sportlich-dynamische Lovestory, die das Herz genauso anspricht wie den Kopf.
Lieblingszitate: „Du hast kein Recht dazu, so etwas zu tun. Du hast kein Recht dazu, mein Liebesleben zu sabotieren. Genauso wenig, wie du das Recht hattest, mein verdammtes Herz zu berühren und es damit für immer zu verfluchen.“ (S. 109 f.) und „Was zusammengehört, findet einen Weg. Egal, wie viele Extrameilen es manchmal sind, und egal, wie viele Felsen es zu überwinden gibt. Man darf nur nicht aufgeben, weil die Strecke einem gerade so holprig und schwierig erscheint.“ (S. 349)
Manche Interviews sind mehr als nur ein Gespräch über Bücher – sie sind Begegnungen, die Spuren hinterlassen. 2019 durfte ich Vanessa Walder zum ersten Mal interviewen. Was damals mit einem neugierigen Austausch begann, ist inzwischen eine echte Freundschaft geworden. Vanessa ist für mich nicht nur eine beeindruckende Autorin mit einem feinen Gespür für Sprache, Spannung und Humor, sondern auch eine Mentorin, die mich immer wieder mit ihrer Offenheit, Direktheit und Kreativität inspiriert. In unserem aktuellen Gespräch dreht sich alles um ihr neues Buch „Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt: Plötzlich Werwolf“ – den ersten Band einer vielversprechenden Reihe, in der es humorvoll, düster und herrlich anders zugeht. Viel Spaß beim Lesen dieses Interviews mit einer Autorin, die genauso viel Herzblut wie Biss in ihre Geschichten steckt!
Leo: Die Charaktere sind wirklich außergewöhnlich – von der Selkie Isla bis zum Zombie Edgar. Gibt es eine Figur im Buch, die dir beim Schreiben besonders ans Herz gewachsen ist? Und wenn ja, warum?
Vanessa Walder: Sinista! Ich hab lange gebraucht, bis ich gefunden habe, wer die weibliche Hauptrolle spielen soll. Erst dachte ich, vielleicht eine Vampirin, aber das hat nicht so wirklich gepasst. Und dann hatte ich eines Tages ihre kratzige, raue Stimme im Ohr und da war sie. Ich liebe ihre Art die Welt zu sehen und wäre gerne noch viel mehr wie sie. Super pragmatisch, grausam ehrlich, mega loyal und ohne falsche Scham.
Leo: Wie viel Arbeit steckt in der Planung einer Welt wie Nightmore, in der alles ein bisschen „anders“ ist?
Vanessa Walder: In diesem Fall sehr, sehr viel. Für dieses Buch hat mir der Loewe Verlag an allen Ecken und Enden Ausnahmen gewährt. Und immer, wenn du bestehende Regeln brechen willst, musst du das gut begründen und argumentieren können. Ein Grusel-Erstleser, über 100 Seiten, schwarzweiße Innenillus, ein englischer Titel, englische Namen und Begriffe im Text, schwarzer Humor. Und dann ist da immer die feine Balance zwischen hochwertigem Aussehen und schöner Ausstattung und einem Preis, den man sich auch mit einem kleinen Taschengeld leisten kann. Inhaltlich ging es vor allem darum, eine zeitlose Welt zu schaffen. Ich wollte nicht in der Vergangenheit erzählen, aber ich wollte auch keine Handys und kein Internet im Buch. Irgendwann ist mir klar geworden, dass es in Nightmore einfach keinen Strom gibt. Von der ersten Idee bis zum fertigen Buch sind ziemlich genau drei Jahre vergangen. In der Zeit war ich fast täglich in irgendeiner Form mit Nightmore beschäftigt. Besprechungen, Pitches, Schreiben, Lektorat, Illustrationen, Cover, Schriftarten, Präsentation usw. Aber am Ende ist es für mich wirklich rundum geglückt. Ich könnte Tausende Abenteuer aus Nightmore erzählen. Das Schöne ist: Der Ort ändert sich nicht, die Charaktere sind unsterblich: Das perfekte Setting für eine Serie!
Leo: Warum hast du die Schule ausgerechnet in die Hochmoore Schottlands verlegt – und nicht in ein düsteres Schloss in Transsilvanien oder einen Vulkan?
Vanessa Walder: Die Frage kannst du natürlich immer stellen: Warum da und nicht woanders? Warum der und nicht die? Stephen King hat mal gesagt „Schreiben heißt Entscheidungen treffen“. Für mich war der Ausgangspunkt der Gedanke, dass ich ein Internat erzählen will. Und die sind in Großbitannien einfach üblich, während sie bei uns selten sind. Dann kommt dazu, dass ich Schottland liebe. Ich war selbst als Kind und Jugendliche länger dort und kenne mich deshalb ein bisschen aus. Für mich gibt es keine mystischere, geheimnisvollere Landschaft. Wenn es irgendwo echte Feen und Fabelwesen gibt, dann da. Also habe ich angefangen zu recherchieren und ganz viele wunderbare Bücher zu Schottischen Fabeln und Mythen und Legenden gelesen. Kaum jemand weiß zum Beispiel, was es UNTER Eddinburgh zu entdecken gibt. Es gibt auch mehrere tolle Karten von Schottland mit den verschiedenen Wesen und wo sie zu finden sind. Ich habe in Band 1 erstmal nur Nessie, den Beithir und die Selkies erzählt. Aber es werden noch ganz viele andere schottische Wesen auftauchen. Da gibt es so viele und alle sind faszinierend.
Leo: Wenn du einen Tag als Schülerin an der Nightmore Academy verbringen dürftest: An welchem Unterricht würdest du teilnehmen wollen – und bei welchem Lehrer?
Vanessa Walder: Nicht am Folterunterricht, vielen Dank! Ich würde gerne in einem Ruderboot auf den Wellen des Sees schaukeln und dem Ungeheuer von Loch Ness zuhören. Aber in Band 2 taucht auch der Geist von Mary, Queen of Scots auf, die „Kompotte & Komplotte“ unterrichtet – Kochen und Staatskunde. Das würde mich auch sehr interessieren.
Leo: Was ist deine persönliche Lieblings-Ecke auf dem Schulgelände? (z. B. das Blutballfeld, der Friedhof, der Burggraben mit Krokodilen…)
Vanessa Walder: Das Seeufer. Im See wohnt ein krakenartiges Monster, das bei Sonnenuntergang und Sonnenaufgang tanzt und seine Tentakel dabei aus dem Wasser streckt. Das würde ich gerne mal sehen. Wow. Und schon freue ich mich auf Band 3!
Leo: Wie würdest du die Freundschaft zwischen Fynn und Sinista in einem Satz beschreiben?
Vanessa Walder: Fynn bringt Sinistas fürsorgliche Seite zum Vorschein und Sinista kitzelt Fynns Mut an die Oberfläche – eine Freundschaft, die in beiden das Beste hervorruft, ohne einen zu verbiegen.
Leo: Welche besonderen Herausforderungen bringt es mit sich, für Leseanfänger zu schreiben?
Vanessa Walder: Es gibt tausend Regeln für Erstleser. Die Satzlänge, die Wortlänge, die Anzahl der Zeilen und Sätze pro Seite und der Anschläge pro Kapitel. Keine Fremdwörter, keine komplizierten grammatikalischen Konstruktionen. Du solltest nicht voraussetzen, dass Erstleser wissen, zu wem eine direkte Rede gehört, auch wenn nur zwei Leute miteinander reden und der andere gerade was gesagt hat. Wir haben bei diesem Buch viele dieser Regeln verbogen. Ich habe mir oft gedacht, dass ich gerne mehr Platz hätte, mehr Athmosphäre schreiben würde, mehr beschreiben. Aber am Ende liegt genau darin die Herausforderung: mit wenigen Buchstaben eine Welt und Charaktere zu zeichnen, die im Leser leben. Ich weiß dieses ökonomische Schreiben immer mehr zu schätzen, wo du dich bei jeder Zeile fragst, ob sie nötig ist.
Leo: Was liest du selbst gerne, wenn du mal nicht schreibst – und liest du auch Kinderbücher?
Vanessa Walder: Ja, ich lese auch Kinderbücher. Ich lese sehr viel, aber kaum privat. Also selten so, dass ich einfach nach Geschmack entscheide, was ich gerne lesen möchte. Ich lese, um Stoffe für Filme oder Serien zu finden oder um für ein neues Projekt zu recherchieren. Im Moment bin ich ganz tief im Thema Hirsche und Wölfe im Yellowstone National Park und Trophische Kaskade. Die Recherche nähert sich dem Ende, dann fange ich an, den 5. Band von „Das geheime Leben der Tiere“ zu schreiben. Davor waren es Dutzende Bücher über Pflanzen und ihre Sinneswahrnehmungen. Kräuter und wie man sie verwendet. Die Heilkräfte verschiedener Inhaltsstoffe. Das war für den 3. Band von „Flora Magica“. Das klingt im ersten Moment seltsam, dass jemand nicht nach Geschmack entscheidet, was er liest, ich weiß. Aber auf die Art sind so viele Themen in mein Leben gekommen, mit denen ich mich sonst nie beschäftigt hätte.
Leo: Nightmore ist perfekt für Kinder, die sich ein bisschen gruseln und viel lachen wollen. Was wünschst du dir, dass junge Leserinnen und Leser aus der Geschichte mitnehmen – außer Werwolfwissen und Blutballregeln?
Vanessa Walder: Da sagen Kinderbuchautoren dann traditionell, dass es um innere Werte geht und Zusammenhalt und das Hinterfragen von Vorurteilen – das stimmt auch alles. Aber mit dieser Serie will ich nur eines: Lesespaß erzeugen! Ob und was ein Leser davon mitnimmt, ist für mich zweitranging. Ich will, dass Kinder zwischen 7 und 12 dieses Buch lesen und sich amüsieren und lachen und gespannt sind und es am besten in einem Rutsch durchlesen. Das ist keine Geschichte, die man erstmal verdauen muss, die einem im Magen liegt. Das ist ein Snack. Und danach soll der Hunger größer sein als vorher. Der Lesehunger. Dann sollen sie sich gleich das nächste Buch schnappen. Egal, was das ist. Was bleiben soll, ist das Bauchgefühl: Lesen = Spaß. Das ist in den letzten Jahren leider verloren gegangen. Immer weniger Kinder können oder wollen lesen. Viele Erstlesebücher richten sich aber nur an kleine Kinder und erzählen dann sehr zahme, brave Geschichten. Was, wenn der „Erstleser“ zehn ist? Dann muss ihn die Geschichte anders packen. Die Kinder wachsen mit TikTok und YouTube auf. Da sagt ihnen das Video in den ersten 2 Sekunden, worum es geht. Alles hängt an den Hooks. Daran habe ich mich bei diesem Buch orientiert. Es erzählt nicht erst, wie traurig Fynn ist und dass er ganz neu und verloren an eine Schule kommt, um dann im 2. Kapitel mit der Action anzufangen. Auf der 2. Seite klettern wir mit Fynn aus dem Fenster und hängen über dem Burggraben mit den Krokodilen. Ich hoffe, dass Kinder dieses Buch verschlingen – und am Ende mehr Bücher wollen. Die Jahre der Bücherwürmer und Leseratten und Büchereulen sind vorbei. Vielleicht brauchen wir jetzt Bücherkrokodile und Lesemonster?
Leo: Wenn du selbst ein Wesen aus der Nightmore-Welt sein müsstest – wärst du lieber Vampir, Werwolf oder Dämonin?
Vanessa Walder: Dämonin. 100%.
Leo: Stell dir vor, du darfst eine Halloweenparty an der Nightmore Academy planen – was steht auf dem Buffet?
Vanessa Walder: Uuuuuh. Was für eine Idee! Für die Gäste auf jeden Fall Augapfelstrudel, Schleimkuchen, Spinnenkekse und Madentorte. Für mich wär’s dann aber doch etwas konservativer, aber ich kann meine Schokoladentaler ja heimlich futtern.
Leo: Hast du als Kind selbst gerne Gruselgeschichten gelesen – und wenn ja, welche war deine liebste?
Vanessa Walder: NEIN! Ich hab nicht gern Grusel gelesen. Ich hab’s trotzdem gemacht und mich dann lange gefürchtet. Ich habe als Kind einen Band der ??? gelesen, in dem ein Phantom vorkam. Als das zum ersten Mal aufgetaucht ist (es hat Klavier gespielt), hatte ich schon genug. Ich hab das Buch ins Eisfach gepackt. Übrigens scheine ich mit der Methode nicht allein gewesen zu sein. Das kam nämlich (Jahre später) in einer Episode der Serie Friends auch vor. Nur war es da Stephen Kings Shining. Das hab ich auch gelesen, als ich etwas älter war. Schrecklich! Ich hatte Albträume. Aber es ist halt leider sehr gut geschrieben. Ich wollte auf keinen Fall Grusel in einem Ausmaß erzählen, das Kindern echte Ängste bereitet. Ich will nicht, dass mein Buch im Eisfach landet. Davon hat keiner was. Es gibt ein bisschen Grusel und sehr viele gruselige Gestalten, aber der Grusel wird immer wieder durch Witze gebrochen. Trotzdem weiß ich von einer Testleserin, dass sie auf Seite 1 abgebrochen hat. Da hat Fynn ein „blutiges Steak“ dabei, mit dem er die Krokodile füttern will. Das Wort „blutig“ hat gereicht fürs Eisfach…
Vanessa Walder schafft es wie kaum eine andere, Geschichten mit Tiefgang, Witz und einer Portion Gänsehaut zu erzählen – und das nicht nur auf dem Papier. Auch im echten Leben ist sie jemand, der andere mitreißen, ermutigen und weiterbringen kann. Ich bin dankbar für dieses erneute Interview, für Vanessas Vertrauen – und vor allem für unseren regelmäßigen Austausch seit unserem ersten Gespräch. Wer „Nightmore“ noch nicht gelesen hat, sollte dringend einen Blick riskieren. Es lohnt sich. Und ich bin mir sicher: Auch Band 2 wird wieder so wild, klug und unheimlich unterhaltsam wie Vanessa selbst.
Ohne dich kein Sommer (Bd. 2 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie) von Jenny Han
dtv (Reihe Hanser) Taschenbuch Jugendbuch 320 Seiten Altersempfehlung: ab 14 Jahren Originaltitel: It’s Not Summer Without You ISBN: 978-3-423-08680-6 Ersterscheinung: 18.05.2023
Inhalt: Belly steht zwischen zwei Brüdern – und zwischen zwei Entscheidungen. Nach einem schmerzhaften Verlust und einer zerbrochenen Beziehung versucht sie, ihr Leben neu zu ordnen. Als sie mit Jeremiah zusammenkommt, scheint ihr Glück greifbar. Doch als er ihr überraschend einen Heiratsantrag macht, wird alles komplizierter. Während sie voller Vorfreude in die Hochzeitsvorbereitungen stürzt, begegnet sie Conrad erneut – und plötzlich ist nichts mehr so klar, wie sie dachte.
Meinung: Dieser zweite Band der Reihe fühlt sich an wie ein bittersüßer Sommerabend: Weich gezeichnet, ein bisschen melancholisch – und irgendwie zu schnell vorbei. Wo mich der Reihenauftakt mit seiner unaufgeregten Echtheit und dem Coming-of-Age-Charme überrascht hat, war dieser Teil für mich durchwachsener. Die Trauer um Susannah ist das emotionale Zentrum des Romans – und wird aufrichtig, wenn auch manchmal ein wenig platt erzählt. Besonders Conrads Rückzug wirkt nachvollziehbar, auch wenn seine Distanziertheit (wie schon im ersten Band) oft frustrierend bleibt. Ich mochte, dass diesmal auch Jeremiah eine stärkere Stimme bekommt. Die wechselnden Perspektiven helfen dabei, die Brüder besser zu verstehen – gerade in ihrer Unterschiedlichkeit. Mit Belly hingegen hatte ich diesmal mehr Schwierigkeiten. Ihre Handlungen wirken oft impulsiv und unreif – was in gewisser Weise authentisch ist für eine Siebzehnjährige, die zwischen Vergangenheit und Zukunft schwankt, sich verliebt, verletzt fühlt und nicht wirklich weiß, was sie will. Trotzdem hat sie mich als Figur hier deutlich weniger berührt. Ihre emotionale Abhängigkeit von Conrad fand ich stellenweise problematisch – besonders, weil sie nicht reflektiert wird. Die Hochzeit wirkt konstruiert und dient vor allem als erzählerisches Mittel für neues Drama. Das hat die emotionale Glaubwürdigkeit für mich ein wenig untergraben. Trotzdem hat mich das Buch nicht kaltgelassen. Die Rückblicke, die vielen Sommerbilder, die leisen Momente zwischen Trauer und Hoffnung – das alles ist sprachlich schön verpackt. Jenny Han bleibt ihrer atmosphärischen Erzählweise treu, auch wenn der Plot in diesem Band manchmal etwas verloren wirkt zwischen Zeitsprüngen, innerem Aufruhr und Beziehungsgeschichten, die in Wiederholungsschleife zu laufen scheinen.
Fazit: „Ohne dich kein Sommer“ von Jenny Han ist ein gefühlvoller, wenn auch schwächerer zweiter Band, der den Figuren mehr Tiefe verleiht, aber an der Handlung etwas schwächelt. Während Themen wie Verlust und Erwachsenwerden gut getroffen sind, wirkt die Liebesgeschichte zwischenzeitlich unausgewogen und stellenweise überdramatisiert. Dennoch: Wer Belly, Conrad und Jeremiah ins Herz geschlossen hat, wird auch diesen Teil mitfiebernd lesen – und sich fragen, wo all das enden soll. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.
Der Sommer, als ich schön wurde (Bd. 1 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie) von Jenny Han
dtv (Reihe Hanser) Taschenbuch Jugendbuch 320 Seiten Altersempfehlung: ab 14 Jahren Originaltitel: The Summer I Turned Pretty ISBN: 978-3-423-08676-9 Ersterscheinung: 18.05.2022
Inhalt: Seit sie denken kann, fährt Belly jeden Sommer mit ihrer Familie ins Strandhaus der Fishers – wo sie unvergessliche Wochen mit Susannah und deren Söhnen Jeremiah und Conrad verbringt. Doch dieser Sommer ist anders. Belly fühlt sich zum ersten Mal nicht mehr wie das kleine Mädchen von früher, sondern wie jemand, den man plötzlich bemerkt. Zwischen Lagerfeuern, Poolpartys und alten Erinnerungen spürt sie, wie sich nicht nur ihr Blick auf die Jungs verändert, sondern auch ihrer auf sie. Und während Gefühle aufbrechen und Geheimnisse ans Licht kommen, wird klar: Nichts bleibt für immer gleich – schon gar nicht in jenem Sommer, der alles verändert.
Meinung: Manchmal stolpert man in eine Geschichte und merkt gar nicht, wie sehr sie einen berühren wird – bis man am Ende das Buch schließt und einfach nur dasitzt, ein bisschen wehmütig, ein bisschen verliebt, ganz sicher aber nicht mehr dieselbe Person wie vorher. Genau so ging es mir mit dem ersten Band der „Sommer“-Trilogie. Jenny Han schafft es mit bemerkenswerter Leichtigkeit, einen Sommer zum Leben zu erwecken, der so viel mehr ist als Sonne, Salzwasser und erste Küsse. Es ist ein Sommer des Übergangs – von Kindheit zu Jugend, von Freundschaft zu Liebe, von Gewohnheit zu Veränderung. Die Geschichte ist aus Bellys Sicht erzählt, und obwohl sie manchmal naiv wirkt, wirkt sie nie unauthentisch. Ganz im Gegenteil: Ihre inneren Konflikte kamen mir so vertraut vor, dass ich mich ihr auf eine Weise verbunden fühlte, wie ich es selten beim Lesen erlebe. Die Dynamik zwischen Conrad, Jeremiah und Belly ist intensiv, unausgesprochen und unglaublich gut getroffen. Gerade weil nicht alles ausgesprochen wird, hallen viele Szenen länger nach, als man erwartet. Ich konnte spüren, wie viel unter der Oberfläche brodelt – sowohl zwischen den Figuren als auch in ihrer jeweiligen Entwicklung. Auch die Rückblenden in frühere Sommer fand ich gelungen, denn sie füllen die emotionale Tiefe der Geschichte auf stille, aber kraftvolle Weise. Was mich besonders berührt hat, war die unterschwellige Traurigkeit, die wie ein Schatten über diesem Sommer liegt. Der Roman behandelt viel mehr als nur Teenie-Romantik. Es geht um Familie, Krankheit, Verlust und darum, wie man lernt, loszulassen – ohne den Halt ganz zu verlieren. Dieser bittersüße Ton macht das Buch für mich so besonders. Es ist keine typische, oberflächliche Sommerromanze, sondern ein stilles Coming-of-Age, das mitten ins Herz trifft.
Fazit: „Der Sommer, als ich schön wurde“ von Jenny Han ist eine zarte, berührende und tiefgründige Sommergeschichte über das Erwachsenwerden, die erste Liebe und den Abschied von der Kindheit. Mit authentischen Charakteren, emotionalem Tiefgang und einer Atmosphäre, die nach Salz auf der Haut und Sonnenlicht auf dem Herzen schmeckt, hat mich dieses Buch vollkommen eingenommen. Für mich ein echtes Highlight, weshalb ich sehr gerne 5 von 5 Sternchen vergebe.
Silvercliff Hall Hinter Spiegeln gefangen (Bd. 2 der „Silvercliff Hall“-Dilogie) von Aniela Ley
dtv Hardcover Jugendbuch 384 Seiten Altersempfehlung: ab 13 Jahren ISBN: 978-3-423-76574-9 Ersterscheinung: 12.06.2025
Um den zu retten, den sie liebt, muss Emilia alles riskieren!
Inhalt: Um Nathan zu retten, wagt Emilia den Sprung durch den Spiegel in ein gefährliches und düsteres Anwesen. Dort muss sie sich einem gefährlichen Duell stellen, bei dem mehr auf dem Spiel steht als nur ihre Kräfte. Der Gegner? Ein manipulativer Hausherr, der sich nicht an Regeln hält. Während Emilia und Nathan der wahren Bedrohung hinter dem Angriff auf Silvercliff Hall auf die Spur kommen, müssen sie alles riskieren, um die magische Welt zu retten.
Meinung: Ich hatte mich sehr auf das Finale von Silvercliff Hall gefreut – gerade weil mir der erste Band mit seinem Humor, der Leichtigkeit und dem Oxford-Flair so gut gefallen hatte. Doch leider hat mich der Abschluss der „Silvercliff Hall“-Dilogie enttäuscht. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich den Auftakt gelesen habe, aber schon beim Einstieg in den zweiten Band fühlte ich mich orientierungslos. Rückblicke oder eine kleine Auffrischung hätte ich mir sehr gewünscht, denn ohne die Details des Vorgängers gerät man schnell ins Straucheln. Der Handlungsverlauf selbst wirkte überladen und gleichzeitig erstaunlich gehetzt. Es gibt so viele Ideen, neue Figuren, Wendungen und Schauplätze – aber kaum etwas davon wird zu Ende gedacht oder überzeugend ausgearbeitet. Die Geschichte springt, ohne sich ausreichend Zeit für Tiefe oder Logik zu nehmen. Besonders störend empfand ich, dass manche Handlungsstränge fast schon beiläufig abgewickelt oder gar nicht aufgelöst wurden. Statt Spannung fühlte ich oft Verwirrung. Auch die Beziehung zwischen Emilia und Nathan wirkte in diesem Band plötzlich überdramatisiert. Zwei Teenager, die sich in wenigen Tagen mehrfach selbstlos für den anderen opfern wollen? Das fühlte sich für mich schlicht nicht glaubwürdig an – besonders, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit ihnen bleibt, um wirklich zu wachsen oder sich emotional glaubhaft zu entwickeln. Dabei ist das Grundsetting weiterhin reizvoll – die magische Akademie, das historische Oxford, die fantastische Parallelwelt. Aber genau diese Stärke wurde in meinen Augen verschenkt. Es wirkte, als hätte die Geschichte Stoff für drei oder vier Bände gehabt, aber musste auf Biegen und Brechen in einen Abschluss gezwungen werden. Die Konsequenz: zu viel Inhalt in zu kurzer Zeit, zu wenig Tiefe und leider ein unbefriedigendes Ende.
Fazit: Mit „Silvercliff Hall – Hinter Spiegeln gefangen“ schließt Aniela Ley ihre Light-Academia-Dilogie ab – leider mit einem überfrachteten und konfusen Finale. Trotz schöner Ansätze und sympathischer Figuren mangelt es der Geschichte an Struktur, Tiefe und emotionaler Glaubwürdigkeit. Für mich blieb zu viel offen, zu viel wurde nur angedeutet, das Ende konnte mich daher nicht wirklich überzeugen. Schade um das vielversprechende Setting – von mir gibt es 2,5 von 5 Sternchen.