Interview mit Marie-Therese Stedry (Goldener Spatz)

Ich habe eben in meinen Kalender geschaut und festgestellt, dass es tatsächlich nur noch zwei Wochen bis zum diesjährigen Deutschen Kinder Medien Festival Goldener Spatz sind. Als Spatz Insiderin Leo will ich natürlich ganz nah dran sein am Festival, um ja keine Neuigkeiten, Informationen oder Highlights zu verpassen. Aber jetzt so kurz vor der Eröffnung des Festivals gibt es noch ziemlich viel zu tun und da möchte ich ungern bei den Vorbereitungen stören. Gerne hätte ich einen Blick hinter die Kulissen gewagt, aber damit auch alles wie am Schnürchen läuft, sollte ich wohl lieber nicht überall mein wissbegieriges Näschen stecken. Alle sind schwer beschäftigt und ziemlich aufgeregt. Moment mal! Nein, nicht alle sind aufgeregt, denn es gibt jemanden im Team, der schon ziemlich lange beim Festival dabei ist und deshalb könnte man auch schon von einem „alten Hasen“ sprechen. Aber eigentlich ist es kein Hase, sondern ein Vogel. Genau genommen ein Spatz. Als ich letztes Jahr die Bühne mit dem Spatz geteilt habe (s. Foto ganz unten), hatte ich tausend Fragen im Kopf – aber da der Spatz leider nicht reden kann, wurde erstmal nichts aus dem Interview. Doch als Spatz Insiderin Leo lasse ich nicht locker. Immer auf der Suche nach neuen Informationen rund ums Festival habe ich nun endlich eine Möglichkeit gefunden. Ihr fragt euch jetzt sicher, wie ich es geschafft habe, den Spatz doch noch zu interviewen. Hat die Leo etwa „spatzisch“ gelernt? Nein! Viel einfacher: ich habe einfach Marie-Therese Stedry antworten lassen. Denn, jetzt verrate ich ein ganz großes Geheimnis, der Spatz ist nämlich gar kein „er“, sondern eine „sie“. Marie-Therese ist hauptberuflich Medienpädagogin und ab und an auch der Goldene Spatz – dieses Jahr allerdings ausnahmsweise nicht selbst dabei. Weshalb sie ein Jahr aussetzt, hat spatztastische Gründe. Daher bin ich froh, dass Marie-Therese dennoch ein klein wenig Zeit für meine Fragen hatte.

Leo: Was magst du mehr – Eröffnungsfeier oder Preisverleihung?

Marie-Therese: Ich finde natürlich beide Anlässe ganz großartig, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich für die Eröffnungsfeier entscheiden, weil man da noch die ganze Festivalwoche vor sich hat und der Spaß erst noch so richtig losgeht. Bei der Preisverleihung ist man immer schon ein bisschen wehmütig, weil die Woche so schnell vorbeigegangen ist und man dann wieder ein Jahr warten muss, bis es das nächste Mal soweit ist.

Leo: Was ist die Lieblingsfarbe vom Spatz?

Marie-Therese: GOLD! Was auch sonst!?

Leo: Wie groß ist der Spatz?

Marie-Therese: Auf jeden Fall zu groß für jedes normale Vogelnest.

Leo: Bist du während des Festivals manchmal aufgeregt?

Marie-Therese: Nein, mittlerweile bin ich nicht mehr aufgeregt. Ganz im Gegenteil: Vielmehr freue ich mich jedes Jahr aufs Neue, endlich das gesamte Spatzen-Team wiedersehen zu können und mit ihnen eine tolle Zeit im Kino zu erleben.

Leo: Gibt es noch eine Spatz-Familie oder bist du der einzige Spatz?

Marie-Therese: Es gibt tatsächlich eine ganze Spatzen-Familie! Das liegt allein schon daran, dass der Spatz ja im Vorfeld des Festivals, also während der Promo-Tour, sowohl in Gera als auch in Erfurt herumflattert. Und so zauberhaft dieses kleine, kuschelige Vögelchen auch ist…zerteilen kann er sich (noch) nicht und deshalb braucht er da immer ein bisschen Spatzen-Verstärkung. Das ist ähnlich wie beim Weihnachtsmann oder dem Osterhasen. 😉 Aber während der Festival-Woche ist der Spatz normalerweise immer der Selbe…egal ob die Mütze richtig oder verkehrt herum sitzt und egal ob mit oder ohne Schärpe bzw. Krawatte.

Leo: Was machst du, wenn das Festival gerade nicht stattfindet?

Marie-Therese: Also der Spatz selber hat immer ein bisschen Langeweile, wenn das Festival nicht stattfindet. Deshalb sitzt er meist im Büro oder direkt im Kino in irgendeinem Raum versteckt und futtert heimlich Popcorn in sich rein. Irgendwo muss der große Kuschelbauch ja schließlich herkommen! 😉 Aber der Spatz kann auch kreativ sein: Er wurde zum Beispiel schon beim Klavierspielen oder basteln gesichtet. Zum Glück gibt es (zumindest wenn nicht gerade Corona ist) auch noch solche Aktionen wie die Spatzen-Tour. Da kann der Spatz auch außerhalb des Festivals mal ein bisschen durch die Kinos flattern und gute Laune verbreiten. Und hin und wieder gibt es auch Veranstaltungen und Aktionstage in Gera und Erfurt, wo sich der Spatz gern mal blicken (und knuddeln) lässt.

Leo: Bist du immer das ganze Festival da? Oder hast du auch Pause?

Marie-Therese: Ich bin grundsätzlich immer das ganze Festival über da, habe aber zwischen den verschiedenen Veranstaltungen auch Pausen. Gerade wenn die Festivalwochen sehr warm sind, ist das auch wichtig! Denn der Spatz verbraucht bei dem ganzen Rumtanzen und Quatschmachen einfach sehr viel Wasser, welches dann in den Pausen wieder „nachgefüllt“ werden muss. Und manchmal will der Spatz auch einfach mal seine großen Plüschfüße hochlegen und die Seele baumeln lassen.

Leo: Was gehört zu deinen Aufgaben während des Festivals?

Marie-Therese: Zu meinen Hauptaufgaben während des Festivals gehören unter anderem Hände schütteln und Leute umarmen – alles etwas schwierig in Corona-Zeiten. Aber wir haben das letztes Jahr hinbekommen und werden es in diesem Jahr sicher wieder genauso gut machen. Außerdem geht es mir als Spatz vor allem darum, Jung und Alt fürs Kino und die Filme zu begeistern. Und natürlich möchte ich die Wartezeiten bis zum Filmstart überbrücken indem ich die Zuschauer*innen im Kinosaal zum Lachen bringe und unterhalte. Meistens verteile ich dabei auch noch ein paar kleine Spatz-Geschenke wie Süßigkeiten, Fähnchen, Stundenpläne oder Lesezeichen, damit man auch im Nachgang an den Kinobesuch noch eine kleine Erinnerung an das Festival hat.

Leo: Hast du dir den Festivalnamen ausgedacht, weil es heißt ja wie du?

Marie-Therese: Wow – das ist echt eine gute Frage und ich muss zugeben, dass das jetzt schon so lange her ist, dass ich selber gar nicht mehr genau weiß, wie das damals war. Immerhin ist das ja mittlerweile schon über 40 Jahre her! Da kann man auch mal was vergessen. Aber ich weiß, dass das Spatzen-Team eine tolle Internetseite – das „Spatzwiki“ – pflegt. Dort kann man alle geschichtlichen Details rund um das Festival ganz in Ruhe nachlesen. Vielleicht sollte ich selbst da auch nochmal genauer reinschauen, um meine Erinnerung etwas aufzufrischen. 🙂

Leo: Wie bist du zum Festival gekommen?

Marie-Therese: Da spreche ich jetzt mal aus meiner Sicht als „Spezial-Assistentin-für-Tiere-im-Zentrum-der-Aufmerksamkeit“ und nicht aus der Perspektive des Spatzen selbst. Ich bin von 2011 bis 2015 während meines Studiums an der Universität Erfurt jedes Jahr als akkreditierte Besucherin beim Festival dabei gewesen, weil ich mich schon immer für Kindermedien interessiert habe und auch unbedingt „Kinder- und Jugendmedien“ in Erfurt studieren wollte – was ich dann übrigens auch getan habe. 2014 war ich zum ersten Mal ein Teil des Spatzen-Teams, weil ich in diesem Jahr erstmalig bei der Promo-Tour in Gera mitmachen durfte. Und was soll ich sagen: Es war einfach Liebe auf den ersten Blick. Den Spatz zum Leben zu erwecken ist einfach eine ganz großartige Arbeit, die unfassbar viel Spaß macht! Deshalb habe ich 2015 gleich noch ein zweites Mal bei der Promo-Tour in Gera mitgemacht, obwohl ich da schon voll mit dem Schreiben meiner Masterarbeit beschäftigt war. Und weil ich mich anscheinend auch wirklich gut angestellt habe, wurde ich im Vorfeld des Festivals 2017 angefragt, ob ich nicht Lust hätte fortan den Festival-Spatz mit Leben zu füllen. Tja, und es kam, wie es kommen musste: Seit 2017 stecke ich nun also jedes Jahr im Festival-Spatz und habe das große Vergnügen, die Festivalwoche aus einer ganz besonderen Perspektive miterleben und mitgestalten zu dürfen. In diesem Jahr werde ich allerdings ausnahmsweise mal vertreten, weil ich nämlich selber ein kleines „Spätzchen“ erwarte und wegen meines großen Babybauches dieses Jahr mal nicht ins Kostüm schlüpfen kann. Aber nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder LIVE mit am Start.

Leo: Woher kommst du?

Marie-Therese: Also der Spatz selber schlüpfte vor über 40 Jahren in Gera aus dem Ei und hat sich seitdem ein sehr schönes Nest in seiner Heimatstadt eingerichtet. Seit 2003 hat er aber auch einen „Zweitwohnsitz“ in Erfurt, den er regelmäßig anfliegt und dort seinen Schabernack treibt. Ich als „Spezial-Assistentin-für-Tiere-im-Zentrum-der-Aufmerksamkeit“ komme aus Teichwolframsdorf, einem kleinen Dorf ca. 25km entfernt von Gera. 

Leo: Was wärst du von Beruf geworden, wenn du kein Spatz geworden wärst?

Marie-Therese: Da ich selber ja (leider) nicht das ganze Jahr als Festival-Spatz arbeiten kann, habe ich tatsächlich einen „richtigen“ Beruf gelernt, den ich ausübe, wenn ich nicht gerade im Spatz-Kostüm stecke: Und zwar bin ich Medienpädagogin. Das heißt ich bringe Kindern und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) bei, wie sie gut und sinnvoll mit Medien umgehen können und worauf man bei der Mediennutzung achten sollte. Wenn ihr euch mehr für mich und meine Arbeit interessiert, könnt ihr gern mal mein Profil auf Instagram besuchen (@waldspatzmedien).

Leo: Was gefällt dir am Festival besonders gut? Auf was freust du dich am meisten?

Marie-Therese: Ich liebe das Festival vor allem wegen der Filme und der tollen Atmosphäre im Kino. Ich bin generell sehr, sehr gern im Kino und wenn ich dann mal die Zeit und die Gelegenheit habe, eine ganze Woche lang im Kino sein zu dürfen, ist das natürlich immer ein großes Highlight im Jahr. Aber mindestens genauso sehr freue ich mich auch immer wieder auf das Wiedersehen mit dem Spatzen-Team. Das ist immer ein bisschen wie Familien- oder Klassentreffen, weil man sich meistens wirklich nur dieses eine Mal im Jahr trifft und immer alle an einem Strang ziehen, um das Festival gut über die Bühne zu bringen. Und bisher ist uns das (wie ich finde) auch immer gut gelungen.

Leo: Du bist ja gut gepolstert. Ist es dir manchmal nicht sehr heiß im Kostüm?

Marie-Therese: Ohhhh ja, es ist definitiv sehr warm im Kostüm. Das kann man schlicht und ergreifend nicht anders sagen. Aber der beste Überlebenstrick für die Festival-Woche ist genauso simpel: trinken, trinken, trinken! In jeder Pause mindestens eine 0,5l-Flasche Wasser wieder nachfüllen, dann klappt das eigentlich ganz gut mit dem Durchhalten.

Leo: Du kannst ja leider nicht sprechen. Gibt es Momente, in denen du gerne was sagen würdest?

Marie-Therese: Och na ja…eigentlich ist es auch ganz schön, mal nichts sagen zu müssen. Ich rede in meinem „normalen“ Leben schon relativ viel und genieße es dann auch einfach mal, wenn ich buchstäblich meinen Schnabel halten kann. 🙂

Leo: Du bist während des Festivals sehr viel unterwegs. Was machst du, wenn du keinen Pressetermin hast?

Marie-Therese: Wenn ich gerade keinen Pressetermin oder ähnliches habe, bin ich meistens in irgendeinem Kinosaal und schaue mir einen der Beiträge an. 

Leo: Was sind deine Highlights während der Festivalwoche?

Marie-Therese: Puh, das ist auch schwierig zu beantworten, weil jede Festivalwoche immer von einem Highlight nach dem anderen geprägt ist. Besonders cool ist eigentlich immer schon die Ankunft der Kinderjury am Tag vor der offiziellen Eröffnung. Da nehmen wir die Kids am Geraer Hauptbahnhof in Empfang und laufen dann gemeinsam zum Hotel. Das ist immer schon direkt die erste sportliche Einheit für den Spatz in der Festivalwoche. Dann ist natürlich die Eröffnungsfeier immer ein großes Highlight und auch die Preisverleihung brauche ich wohl nicht extra aufzuführen, denn das ist natürlich DAS Highlight der Woche.

Beim Deutschen Kinder Medien Festival Goldener Spatz im September 2020.

Für mich war tatsächlich die Preisverleihung mein Highlight, denn es war der perfekte Abschluss des Festivals 2020. Dieses Jahr erlebe ich das Festival aus einer anderen Perspektive und ich bin gespannt, welche Höhepunkte mich als Spatz Insiderin erwarten. Eins weiß ich aber jetzt schon ganz sicher: es wird wieder ein einmaliges Erlebnis.

Interview mit Assata Frauhammer

Nach ihrem deutsch-französischen Journalistik-Studium in Freiburg und Straßburg machte Assata Frauhammer sich als freie Journalistin selbstständig und schreibt seitdem am liebsten für Kinder. Nach „Weltraum – Alles über unser Sonnensystem“ ist nun der zweite Band der lehrreichen und informativen Kombination aus Buch, Virtual-Reality-Brille und App erschienen. „Ozeane“ lädt Kinder zwischen 8 und 11 Jahren zu einer virtuellen Reise durch die faszinierende Unterwasserwelt ein.

Leo: Assata, wir beide haben uns vor fünf Jahren kennengelernt, das war damals auf dem SWR Sommerfestival beim Interview mit Namika. Die erfolgreiche Sängerin war die erste prominente Persönlichkeit, die ich interviewen durfte, und mittlerweile kamen noch viele weitere hinzu. Du interviewst natürlich nicht jeden Tag irgendwelche Promis, denn als freie Journalistin schreibst du selbstverständlich auch viele spannende und interessante Artikel – vor allem über Themen, die uns Kinder interessieren. Mit großer Begeisterung habe ich vor einiger Zeit erfahren, dass du nun auch Autorin bist. Dein erstes Buch „Weltraum“ konnte mich persönlich richtig begeistern. Nun ist auch mit „Ozeane“ ein weiteres Wissensbuch erschienen, das mithilfe der beiliegenden Virtual-Reality-Brille und der App Kindern nicht nur lehrreiche Informationen, sondern auch ein dreidimensionales Abenteuer bietet. Erzähl mal, wie kam es zu dieser Idee.

Assata: Die Idee zum Buch mit VR-App hatte der Carlsen Verlag. Ich war natürlich begeistert dabei! Es ist doch so cool, dass es heutzutage möglich ist, ein Buch mit einer App noch anschaulicher und spannender zu machen. Mich hat auch die Herausforderung gereizt, etwas ganz Neues auszuprobieren.

Leo: Das sind so immens viele Informationen, die du in den Büchern verarbeitet hast – wie lange hast du an den Projekten Weltraum und Ozean jeweils gearbeitet?

Assata: Viele Monate. Lustigerweise war ich beide Male schwanger, während ich an den Büchern gearbeitet habe. Sie fühlen sich fast wie zwei weitere Babys an. 😉 Es war wirklich viel Arbeit, die ganzen Infos zusammenzutragen, auszuwählen und verständlich zu erklären.

Leo: Wie bist du an die Informationen gekommen?

Assata: Ich habe zunächst einmal sehr viel gelesen, Bücher und im Internet. Alles, was ich finden konnte. So habe ich mir einen Überblick verschafft darüber, was wichtig ist und was man erwähnen könnte. Als die Inhalte grob feststanden, habe ich für die verschiedenen Themenbereiche Fachliteratur gesucht, wissenschaftliche Aufsätze zum Beispiel. Gerade im Internet muss man ja sehr aufpassen, ob Infos überhaupt stimmen. Für das Ozeane-Buch habe ich eng mit dem Leiter des Ozeaneums in Stralsund zusammengearbeitet. Er hat mir viele Dinge sehr detailliert erklärt und mir alle meine Fragen beantwortet, wenn noch etwas unklar war.

Leo: Das Jahr 2020 hat viel von uns Kindern abverlangt, vieles hat sich geändert. Ich habe nicht sonderlich viel erleben können, aber ich habe dennoch viel gelernt. Ohne die langen Lockdownphasen hätte ich nie zu schätzen gelernt, wie schön mein Alltag eigentlich war. Auch schulisch hat es mich ein Stück weit geprägt, denn im Umgang mit den digitalen Medien bin ich nun fast ein Profi. Wie ging es dir die letzten Monate? Bei deiner journalistischen Tätigkeit hast du wahrscheinlich auch früher schon viel von zu Hause aus gearbeitet. Hat sich überhaupt was für dich geändert?

Assata: Das stimmt, ich arbeite hauptsächlich von zu Hause aus. Durch den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hat sich aber schon vieles geändert. Viele Termine wurden abgesagt, weil man sich nicht mehr treffen durfte, und Interviews konnten nur noch online geführt werden. Das war schade, weil gerade die Außer-Haus-Termine immer eine nette Abwechslung waren. Dafür gab es plötzlich viele neue Themen rund um die Pandemie. Die größte Herausforderung war natürlich, dass mein Sohn nicht mehr im Kindergarten war und mein Mann und ich uns abwechseln mussten mit der Arbeit. Ich bin wirklich sehr beeindruckt, wie ihr Schulkinder das Homeschooling gemeistert habt oder immer noch meistert!

Leo: Wenn du die Möglichkeit hättest, sagen wir mal eine gute Fee schenkt dir einen Wunsch, was würdest du dir wünschen? Du musst mit dem Wunsch nicht die Welt retten, der soll einzig und allein für dich sein.

Assata: Ich würde mir Gesundheit wünschen für meine Familie und mich. Es wird gerade noch einmal so deutlich, wie wichtig das ist. Ohne Gesundheit bringt einem alles andere auch nichts. Wenn dieser Wunsch immernoch zu weitreichend ist, würde ich mir einfach ein Wochenende Zeit nur für mich wünschen – zum lesen, entspannen und schlafen. 😉

Leo: Wenn du nun noch einen weiteren Wunsch frei hättest, um etwas Globales zu bewirken, welcher Wunsch wäre das?

Assata: Oh, super schwierig. Es gibt so viele Baustellen. Den Klimawandel aufhalten, Hass und Gewalt abschaffen, Armut beenden… Ich würde eine Weile nachdenken, ob mir eine Formulierung einfällt, die das alles abdeckt. Dass Mensch und Natur gut und in Frieden leben können vielleicht. Die Arbeit am Ozeane-Buch hat mir wieder so deutlich gezeigt, wie wundervoll unsere Erde ist!

Leo: Welches Buch war eigentlich dein Lieblingsbuch in der Kindheit? Und welches ist es heute?

Assata: Ich liebe Bücher und habe immer viel gelesen. Ich glaube nicht, dass ich mich für eines entscheiden kann. Könntest du das? Ich erinnere mich noch daran, wie ich bis tief in die Nacht die Tintenwelt-Bücher von Cornelia Funke gelesen habe, weil sie so spannend waren. Heute lese ich vor allem zur Unterhaltung und brauche eher leichte Kost, wenn ich überhaupt zum Lesen komme. Ich mag zum Beispiel die Bücher von Jojo Moyes sehr gerne.

Leo: Welches Buch hast du als letztes gelesen?

Assata: Ich wünschte, das könnte ich ganz einfach beantworten – aber da ich gerade in Elternzeit mit meinem drei Monate alten Baby bin, kommt das Lesen leider viel zu kurz! Die letzten Bücher waren allesamt Ratgeber oder Sachbücher…

Leo: Und nun habe ich noch eine letzte Frage, die mich schon seit unserem ersten Treffen vor fünf Jahren interessiert. Kannst du mir sagen, ob dein Name irgendeine Bedeutung hat? Wäre ich ein Junge geworden, hätte meine Mutter mich Felix (der Glückliche) genannt. Bei Mädchennamen waren sich meine Eltern etwas unschlüssig. Als meine Mutter mich dann aber in den Armen hielt, war es für sie sofort klar, dass ich Leo heißen sollte – nicht wegen der Wuschelmähne, die ich tatsächlich von Geburt an schon hatte, sondern weil es ein Kampf ums Überleben war und ich gewonnen hatte. Dementsprechend sollte ich die Starke bzw. die Kämpferin heißen. Gibt es eine Geschichte zu deinem Namen? Irgendwie klingt Assata sehr vertraut, aber ich habe außer dir noch niemanden mit dem gleichen Namen getroffen.

Assata: Das ist lustig, denn unsere Namen scheinen gut zusammen zu passen. Meine Mutter hatte in der Schwangerschaft ein Buch gelesen von einer Frau, die Assata hieß. Die hat sie sehr beeindruckt, deshalb gab sie mir diesen Namen. Und der Name ist afrikanisch und bedeutet „die, die kämpft“. Ich mag ihn sehr gerne!

Interview mit Amelie Stiefvatter

Vom 17. – 25. April fand der Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart statt – dieses Jahr allerdings ohne Publikum, denn Zuschauer waren beim Weltklasse-Damen-Turnier pandemiebedingt nicht erlaubt. Aber ich gebe zu, obwohl ich ziemlich sportbegeistert bin, kann ich mit Tennis überhaupt nichts anfangen. Deshalb wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, eine Persönlichkeit des Tennissports zu interviewen. Ich begab mich viel mehr auf den Weg zur Porsche Arena, um der Sportjournalistin und ehemaligen Tigerenten Club Moderatorin Amelie Stiefvatter ein paar Fragen zu stellen.  

Leo: Vor einem Interview recherchiere ich gerne und nutze die digitalen Medien, um mich über das Leben meines Interviewpartners zu informieren. Aber obwohl du schon so viel gemacht hast, war ich echt erstaunt, doch so wenig über dich gefunden zu haben. Angefangen hast du bereits 2008 – mit 18 Jahren also – mit der monatlichen TV-Talkshow „Jugend ohne Grenzen“, die von der Deutschen Welle und Egypt TV produziert wurde. Ab März 2013 hast du dann beim Sender ServusTV als Sport Producerin und Reporterin gearbeitet und dann kam der Tigerenten Club. Du warst nun ein Jahr Moderatorin beim Tigerenten Club – machst du gerade einfach nur eine Pause oder hast du tatsächlich ganz aufgehört?

Amelie: Meine Zeit beim Tigerenten Club ist vorbei. Es war ein schönes Jahr und jetzt sind Muschda und Jess zurück.

Leo: Oh, schade. Wie kamst du eigentlich zum Tigerenten Club?

Amelie: Ich bin eigentlich ausgebildete Sportjournalistin und ich mache viele Sportbeiträge für ServusTV und verschiedene Anbieter. Vor mittlerweile drei Jahren ist dann aber meine Mama schwer krank geworden. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich zu meiner Mama gehen will, um sie zu pflegen. Deshalb habe ich alles gekündigt und bin zurück nach Hause gegangen. Dann ist meine Mama aber an Krebs gestorben und das war für mich der Moment, in dem ich gesagt habe, dass ich irgendetwas ändern möchte. So in der Art „Mal schauen, wo es hingeht, jetzt habe ich ja 7 Jahre bei ServusTV gearbeitet, es ist Zeit für was Neues, für Herzensprojekte“. Und genau in dem Moment kam dann die E-Mail, dass der Tigerenten Club eine neue Moderatorin sucht. Und das war natürlich mein Kinderwunsch, denn ich glaube, jeder will einmal den Tigerenten Club moderieren. Dann dachte ich mir „Okay Amelie, das ist deine Chance. Du schickst jetzt dein Bewerbungsvideo hin.“ und dann hat es tatsächlich geklappt. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Leo: Ich muss sagen, dass ich dem Johannes ja auch schon angeboten habe, dass ich, wenn er in Rente geht, seinen Posten übernehme. 😉

Amelie: Ja, das würde total passen.

Leo: Was war das Erste, an das du gedacht hast, nachdem du erfahren hast, dass du die neue Tigerenten Club Moderatorin sein wirst?

Amelie: Dass ich mich total auf den Günter Kastenfrosch freue. Ich war total gespannt, wie der in Echt aussieht.

Leo: Ich war ja auch schon ein paar Mal im Tigerenten Club und habe ihn live erlebt. Und Günter Kastenfrosch ist tatsächlich genauso tollpatschig wie ich. Hattest du eigentlich Bammel, in die Fußstapfen von so vielen anderen Moderatoren zu treten, die bereits vor dir moderiert haben?

Amelie: Total, denn ich bin ein großer Fan von Muschda. Ich finde sie wirklich richtig toll. Ich mag ihre Art und dass sie einfach sie selbst und so authentisch ist. Man muss aber auch immer so ein bisschen seinen Platz finden. Da dachte ich mir dann „Gut, das kriege ich auch hin.“, aber natürlich schaut man auf die anderen und versucht, sich ein paar Dinge abzuschauen.

Leo: Du bist eigentlich Sportjournalistin. Was war die größte Umstellung oder auch Angst, als du dann beim Tigerenten Club angefangen hast? Mit Kindern zu arbeiten ist ja schon etwas anders als vielleicht mit Profisportlern, oder?

Amelie: Das war aber genau das, was ich wollte. Wenn man 7 Jahre lang Sportlern hinterherrennt und die immer das Gleiche gefragt werden, weil jeder wissen will, wieso du gewonnen oder verloren hast, was gefehlt hat oder woran du arbeiten musst, ist das Arbeiten mit Kindern einfach wie Durchatmen, denn auf einmal hat man Zeit und kann auf Augenhöhe Spaß haben. Es geht um Spaß, gute Laune und das Miteinander. Das war dann genau das, was mir gefehlt hat. Das hat mir beim Casting aber auch so viel Spaß gemacht, mit den Kids rumzutollen. Darum war ich auch ziemlich traurig, dass ich die Kinder im Studio nicht erleben durfte.

Leo: Und wie kann man sich das Casting vorstellen?

Amelie: Ich kam an und war ganz nervös und hatte schwitzige Hände. Dann kam eine ganz, ganz liebe Aufnahmeleiterin, die hieß damals Jasmin, und holte mich ab. Dabei habe ich mich sehr wohl gefühlt, denn sie hat mich beruhigt und in den Raum gebeten, in dem ich mich ausbreiten und meine Klamotten auspacken konnte. Da gab es außerdem ganz viele Süßigkeiten und ich habe mir fast den ganzen Süßigkeitenteller reingehauen. Danach hatte ich einen kleinen Zuckerschock. Dann wurde ich aufgerufen, mein Herz pochte, ich kam in den Raum und traf Johannes, der super lieb war und mir gleich die Nervosität genommen hat, und dann performte ich. Dann, muss ich sagen, ging die eine Stunde sehr, sehr schnell vorbei, weil es wie am Schnürchen lief.

Leo: Du stehst inzwischen schon viele Jahre vor der Kamera. Hast du vor einer Sendung trotzdem noch Lampenfieber?

Amelie: Ja, sehr. Ich bin davor tatsächlich als klassische Sportjournalistin unterwegs gewesen, die den Sportlern einfach das Mikrofon unter die Nase gehalten hat und ein paar O-Töne eingesammelt hat. Also so klassische Vox pops, wie das im Fernsehen heißt. Und dann habe ich Facebook live moderiert, so Onlineformate, wo ich mit Sportlern über lustige Dinge aus ihrem Leben geredet habe. Aber so wirklich im Studio mit vielen Kameras und Kindern und Aufgaben, das hatte ich davor noch nie. Das war für mich natürlich eine große Herausforderung, weil ich dann einen Knopf im Ohr hatte, einen Regisseur, der die ganze Zeit mit mir geredet hat, einen Johannes, der mit mir geredet hat, die Kinder, die mit mir geredet haben, die Kameraleute… Es war also ein sehr großer Umbruch, aber das Team vom Tigerenten Club ist mega cool. Die haben mich alle an die Hand genommen und es hat dann eigentlich ganz gut funktioniert und sehr viel Spaß gemacht.

Leo: Wie kamst du eigentlich zu deinem Beruf „Sportjournalistin“? Wusstest du schon während deiner Schulzeit, dass du eines Tages in der Medienbranche arbeiten möchtest?

Amelie: Ja, ziemlich früh. Es gibt Kindervideos von mir, wo ich die Modenschau mit meinen Schwestern moderiere oder den Tigerenten Club. Ich habe immer die Kamera von meinem Papa geklaut und die Urlaubsvideos überspielt und eigene Shows darauf moderiert. Also ich wusste, dass ich was mit Fernsehen machen möchte. Eigentlich wollte ich Schauspielerin werden, das war so mein Traumberuf. Dann bin ich aber ziemlich früh bei der Deutschen Welle in das Format „Jugend ohne Grenzen“ gekommen, sehr gut recherchiert übrigens, und habe gemerkt, dass es mir Spaß macht, Dinge rauszufinden und mit Menschen zu sprechen. Geschichten zu erzählen, deren Geschichte zu erzählen. Und so bin ich dann eigentlich von Kultur zum Sport gekommen, weil ich selbst ja auch sehr sportbegeistert bin und habe da einfach nie aufgehört, dran zu glauben.

Leo: Du bist ja nicht nur Sportjournalistin, also eine Journalistin, die über Sport berichtet, sondern du bist auch selbst sehr sportlich. Was machst du so alles in deiner Freizeit? Oder was ist dein Lieblingssport?

Amelie: Oh, das ist schwer. In Berlin, als ich noch dort gewohnt habe, war ich im Volleyball- und im Schwimmverein. Dann bin ich nach Österreich gekommen und habe dort dann angefangen mit dem Stand-up-Paddling, dem Wandern dem Skifahren und dem Snowboarden. Mittlerweile paraglide ich auch, außerdem bin ich Fallschirmspringerin.

Leo: Ich muss sagen, mit Stand-up-Paddling habe ich im letzten Sommer auch angefangen und ich habe mich total überschätzt. Mir hat danach alles weh getan, ich hatte totalen Muskelkater.

Amelie: Das geht so auf die Tiefenmuskulatur.

Leo: Ja, es war für mich halt total ungewohnt, weil ich in meiner Freizeit nur Feldhockey und Fußball spiele.

Amelie: Und wo bist du Stand-up-Paddeln gewesen? Im Fluss?

Leo: In der Nordsee, ich war auf Sylt im Urlaub.

Amelie: Ui, also auch noch mit Wellen.

Leo: Ja, und an meinem ersten Tag hatten wir ziemlichen Wellengang. Am zweiten Tag ging es dann schon besser, aber es war für mich total ungewohnt. Ich selbst spiele ja Fußball, da frage ich mich natürlich, ob du Fußball magst.

Amelie: Ich liebe Fußball, aber ich bin leider echt schlecht darin. Ich habe gemerkt, dass der einzige Ballsport, den ich kann, Volleyball ist. Fußball verfolge ich leidenschaftlich gern für mich, aber beim Spielen kannst du mich ins Tor stellen und ich schaffe es nicht, irgendeinen Ball zu halten.

Leo: Und welcher Verein ist dein Lieblingsverein?

Amelie: Hertha BSC, denn ich komme aus Berlin.

Leo: Ich darf es hier direkt am Trainigsgelände und Stadion des VfB Stuttgart angrenzend gar nicht laut sagen, aber wenn mein Heimatverein nicht spielt, dann bin ich ein ganz großer Fan des FC Bayern. Nur eins habe ich tatsächlich noch nicht geschafft, mir ein Spiel live in der Allianz Arena anzuschauen. Im Stadion selbst war ich schon, aber leider noch nie live bei einem Spiel. Das muss ich unbedingt noch machen. Ich hatte vor Corona mit meiner Familie eine große Stadiontour quer durch Deutschland geplant, aber das mussten wir zwangsweise erst einmal verschieben. Du kommst ja bei deiner Arbeit auch relativ viel rum und hast vermutlich schon viel von der Welt gesehen – wo hat es dir persönlich bisher am besten gefallen?

Amelie: Ich habe mal eine Doku gemacht, „Russland hört ein Huh!“, da ging es um die Fußball WM und dafür bin ich nach Island gereist. Ich habe geschaut, was denn so die Isländer anders machen mit ihren Fußballtrainings, -stätten und -förderung. Das war wirklich super spannend zu sehen, denn ich liebe das Land und den Gedanken, dass sie Straßen eckig bauen, weil da Elfen wohnen könnten oder dass sie minikleine Inseln im Wasser haben, wo nur ein Fußballfeld drauf ist und mehr nicht. Das hat mich fasziniert. Ich glaube, Island war so eines der schönsten Reiseländer. Und ich mache ja auch sehr viel Wintersport, da bin ich immer dem Weltcup-Tross hinterhergereist und da war ich mit den Jungs zur Vorbereitung in Chile, das war auch sehr, sehr schön.

Leo: Ich reise auch sehr gerne und liebe die Vielfältigkeit der verschiedenen Kulturen. Vor zwei Jahren war ich in St. Petersburg und ich war echt überwältigt von dem Prunk. Überall Gold, wohin man nur schaut. Allerdings dann etwas weiter außerhalb des Zentrums sah es natürlich nicht mehr gar so protzig aus.

Amelie: Ja, das ist dieser Kontrast zwischen arm und reich. Ich war auch mal in St. Petersburg zu den weißen Nächten, wo es nicht dunkel wird. Da habe ich mal einen Segelfilm gemacht. Das war auch verrückt, aber eine wirklich schöne Stadt.

Leo: Ansonsten finde ich Estland sehr schön, da hat es mir richtig gut gefallen. Da gibt es tatsächlich das Recht auf kostenfreies WLAN für jeden Bürger. Die sind unserer Zeit echt um einiges voraus.

Amelie: Was aber auch Sinn macht.

Leo: Ja, vor allem zurzeit. Gibt es ein Land oder einen Ort, wohin du noch unbedingt mal hin möchtest?

Amelie: Ich war noch nie in China, da will ich unbedingt mal hin. Asiatische Länder wie China, Thailand, Vietnam… Europa habe ich jetzt eigentlich komplett gesehen. In Brasilien war ich bei den Olympischen Spielen in Rio. Durch den Wintersport bin ich halt viel nach Chile und Neuseeland gekommen. Nach meinem Abitur bin ich durch Australien gereist. Ja, ich würde einfach gerne mal die asiatischen Länder bereisen.

Leo: Was ich gerne mal sehen würde sind die USA, das wäre sehr cool. Ein Land mit vielen Facetten.

Amelie: Ja, in den USA war ich ein Jahr, da habe ich mein Auslandsjahr gemacht. Das habe ich in Amerika in Oregon gemacht. Das fand ich sehr toll und es war auch ziemlich irre. Da habe ich das Surfen gelernt, weil ich direkt am Strand gelebt habe, das war mega. Und ich habe auch immer noch Kontakt mit meinen Freunden. Und eigentlich wollte ich dieses Jahr hinfliegen, weil eine Freundin von mir ein Baby bekommen hat, das hole ich dann nach.

Leo: Was ich gerne machen würde, wäre einmal quer durch alle Staaten zu fahren.

Amelie: Ja, das wäre toll. Mit einem Wohnwagen.

Leo: Ja, wir haben ja einen Van und damit wollten wir eigentlich auch in Europa rumfahren, aber das geht halt leider alles nicht.

Amelie: Ja, das verstehe ich. Aber das würde ich auch gerne machen. Und ich würde gerne Barack und Michelle Obama treffen und mit denen sprechen.

Leo: Ich habe neulich das Buch von Michelle Obama gelesen.

Amelie: Hast du das gelesen?

Leo: Ja, das finde ich wirklich total cool.

Amelie: Das ist wirklich sehr spannend geschrieben. Sie ist eine tolle Frau. Und ich finde es schön, wie sie auch Einblicke gibt ins normale Leben und wie sie zu dem geworden ist. Und sie gibt nie die Hoffnung auf. Ich finde auch, dass das ein tolles Buch ist.

Leo: Michelle Obama ermuntert vor allem Mädchen, an sich selbst zu glauben und gibt ihnen Mut, nichts unversucht zu lassen, um an ihre Träume und Ziele zu gelangen. Zeitgleich als ich ihr Buch gelesen hatte, wurde ich gefragt, wo ich mich denn in zehn Jahren sehe und was ich glaube, was aus mir wird. Ich mit meinen 12 Jahren finde es aber sehr schwierig, ein ganzes Leben vorzuplanen. Das hat mich fast an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Amelie: Was hast du geantwortet?

Leo: Noch nichts, denn ich weiß tatsächlich nicht, was ich darauf antworten soll. Noch habe ich ein paar Tage Zeit zum Überlegen und deshalb wollte ich dich fragen, welchen Tipp du mir geben würdest oder wo du dich in zehn Jahren siehst.

Amelie: Also, du bist jetzt 12 und dann bist du 22. Da liegt ja total viel noch dazwischen. Mit Ausbildung und reinschnuppern in verschiedene Jobs. Aber du fokussierst dich ja so auf das Reden mit Menschen und dem Nahelegen von Büchern und dem an die Hand geben von Rezensionen, Tipps und Tricks. Also sehe ich dich eigentlich schon auch in der Medienwelt, da bist du ja wie geboren für. Dich interessiert es, Sachen zu lesen und zu hinterfragen und dann den Zuschauern aufzubereiten. Also eigentlich genau das Gleiche wie ich. Ich würde dich also eigentlich auch in meiner Welt sehen. Und wo sehe ich mich in 10 Jahren? Da bin ich dann schon 40. Da habe ich dann zwei Kinder und moderiere die Tagesschau. 😉

Leo: Im letzten Jahr warst du nicht nur beim Tigerenten Club zu sehen, sondern auch als Urlaubsvertretung bei der Sendung „Timster“ beim KiKA, bei „Verstehen Sie Spaß? Kids“ wurdest du geprankt und bei „Wer weiß denn sowas?“ warst du erst neulich Kandidatin. Wo wird man dich in nächster Zeit noch sehen können? Gibt es irgendwelche Projekte, die in Planung sind, von denen du erzählen darfst?

Amelie: Wir strecken gerade so die Fühler aus. Es wird wahrscheinlich irgendetwas mit Sport und Ausprobieren, aber leider ist das noch nicht fix, deshalb kann ich dir das noch nicht sagen. Aber ich werde dir dann Bescheid geben.

Leo: Ich bringe dich irgendwie immer nur mit Wintersport in Verbindung. Was machst du hier beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart?

Amelie: Ich bin ja eigentlich Sportjournalistin, das heißt, ich verdiene mein Geld damit, Filme zu produzieren. Ich arbeite für verschiedene Agenturen, die mich immer wieder buchen, dass ich für sie Filme mache. Ich bin also eine klassische Redakteurin, die jetzt beim Porsche Tennis Grand Prix Geschichten hinter den Kulissen erzählt. Ich begleite Tennisspielerinnen, um herauszufinden, wie ihr Fitnessprogramm ist oder wie sie nach einem Sieg in die Pressekonferenz gehen. Ich überlege mir dann Geschichten, die den Zuschauern gefallen könnten, weil ja keine Zuschauer da sind, die sie sich dann zu Hause anschauen können und dadurch noch Tennis bei sich haben.

Leo: Du hast ja auch eine eigene Produktionsfirma namens AMOVIE, richtig? Was produzierst du da so?

Amelie: Ich habe mich ja vor 3 Jahren mit AMOVIE selbstständig gemacht, das ist ein toller Name, den gab es noch nicht und da bin ich sehr stolz drauf. Und da habe ich jetzt für RedBull Schweiz eine Doku produziert, da habe ich den Marco Odermatt und Loïc Meillard, zwei tolle Schweizer Skirennläufer, eine ganze Saison lang begleitet und hinter die Kulissen eines Sportlerlebens geschaut. Dann mache ich viele Werbefilme für Autofirmen oder für Firmen, die auf mich zukommen, die mal einfach Content produzieren möchten. Ich habe außerdem meinen eigenen Podcast, wo ich auch mit inspirierenden Persönlichkeiten spreche, es ist also eine bunte Mischung.

Leo: Da ich nebenbei nun irgendwie zufällig Buchbloggerin geworden bin, stelle ich meinen Interviewpartnern natürlich gerne Fragen zum Thema Lesen. Von dir weiß ich bereits, dass du gerne liest. Welches Buch würdest du als dein Lieblingsbuch bezeichnen?

Amelie: Ich liebe ja Biografien, deshalb könnte ich dir jetzt ganz viele Biografien aufzählen, aber das Buch, das mich am meisten geprägt hat, war „Die unendliche Geschichte“.

Leo: Und welches Buch, hast du zuletzt gelesen?

Amelie: Mein letztes Buch? Hm… Also ich bin gerade noch am Buch von Barack Obama.

Leo: Das Buch habe ich noch nicht gelesen.

Amelie: Das ist auch ein bisschen schwieriger, da braucht man mehr Zeit. Barack geht viel mehr ins Politische rein, Michelle war da eher ein bisschen softer.

Leo: Na ja, ich habe ja auch nicht die normale Ausgabe gelesen, sondern die für Jugendliche aufbereitete.

Amelie: Cool!

Leo: Angenommen, du hättest einen Wunsch frei – welcher wäre das?

Amelie: Das ist eine sehr gute Frage. Was würde ich mir wünschen? Vielleicht, dass wir einfach viel mehr positive Menschen auf der Welt haben, die miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Ich habe oft das Gefühl, dass wir uns gegenseitig eher zur Verzweiflung bringen und dann gibt es so viel Mobbing und Hass und Leute, die einfach nur böse Sachen machen. Das müsste doch nicht sein. Uns geht es so gut auf der Welt. Wir haben alles, dann lasst uns doch einfach miteinander gut zurechtkommen, dem anderen was Positives wünschen und gerecht sein. Das würde ich mir wünschen. Einfach viel mehr Positivität auf der Erde.

Leo: Hast du ein verborgenes Talent? Kannst du jonglieren oder zaubern oder vielleicht irgendetwas Außergewöhnliches, was sonst nicht jeder kann?

Amelie: Ganz ehrlich? Nein! Ich war immer überall gut, aber nirgends richtig gut. Ich habe alles immer gekonnt, also vom Sport bis hin zum Lesen und zu Sprachen. Ich habe auch Arabisch studiert. Ich kann also alles gut, aber ich bin nirgendwo richtig gut. Deshalb kam ich mir als Kind manchmal blöd vor, weil ich mir dachte, dass ich kein Talent habe. Anders herum gefällt es mir aber, dass ich mich so breit aufstelle.

Leo: Ich mache ja auch sehr viel, also von Feldhockey bis hin zu Gitarre spielen ist alles ein bisschen vertreten, aber ich bin der Meinung, dass man einfach so viele gute Erfahrungen sammeln kann, wenn man viel ausprobiert. Von dem her ist es also in Ordnung nicht einfach nur eine Sache zu können.

Amelie: Man muss es einfach positiv sehen!

Leo: Ja, genau. Ich habe jetzt schon mehrfach gehört, dass deine Lieblingstiere Hühner sind. Stimmt das? Und wenn ja, warum?

Amelie: Ja, das stimmt. Ich liebe Hühner. Meine Mutter war Tirolerin und mein Papa aus dem Schwarzwald, also hier in der Gegend, und dann sind wir oft im Sommerurlaub bei meinen Großeltern im Schwarzwald, denn die sind Kirsch- und Weinbauern und dann haben wir immer Kirschen gepflückt, im Winter war ich dann immer in Tirol Ski fahren. Meine Großeltern und meine Tante hatten aber immer Hühner und als Kind, da war ich so 5 oder 6 Jahre alt, bin ich immer zu den Hühner gerannt. Und als richtiges Stadtmädchen, weil ich ja aus Berlin komme, habe ich dann immer gesagt „Ich gehe Eier pflücken“, weil ich gedacht habe, dass die Eier da in diesem Stall wachsen. Und seitdem ziehen mich in dem Dorf immer noch alle mit „Amelie, die Eier pflücken geht“ auf. Aber die Liebe zu den Hühnern ist geblieben.

Leo: Was war die gefährlichste Sache, die du je gemacht hast?

Amelie: Da gibt es auch viel. Das Fallschirmspringen aus einem Flugzeug, das hat meiner Mama gar nicht gefallen. Das klingt für andere Leute gefährlich, aber ich weiß, wo meine Grenzen sind und deshalb sehe ich das nicht als gefährlich an. Nach dem Abitur bin ich alleine als Mädchen durch Australien gereist, ich bin getrampt und bin da natürlich auch mit vielen fremden Menschen zusammengekommen. Ich hatte davor keine Angst, aber da hätte es auch eng werden können.

Leo: Gibt es irgendetwas, was du nie machen würdest? Oder vielleicht auch nie wieder?

Amelie: Nein, eigentlich nicht. Ich bin super neugierig und will alles machen und ausprobieren. Ich möchte jetzt noch das Kiten lernen, das fehlt mir noch. Außerdem möchte ich einmal Bungee-Jumpen, auch wenn ich Angst davor habe. Aber ich möchte es probieren. Nein, ich möchte alles ausprobieren.

Leo: Beschreibe dich in drei Worten!

Amelie: Ich würde sagen, ich bin neugierig, aufgedreht und herzensgut.

Leo: Ich würde sagen, ich bin wissbegierig, loyal und chaotisch. Chaotisch allerdings eher im Sinne von kreativem Chaos, das dann sehr oft in Tollpatschigkeit endet.

Amelie: Was aber positiv ist. Das ist ja meistens so bei kreativen Leuten, dass die so chaotisch sind. Und dann kommt aber was Geniales dabei raus.

Leo: Na ja, kreativ meistens, aber in Fettnäpfchen trete ich jeden Tag.

Amelie: Das ist bei mir aber auch so. Ich habe sogar schon mal Sportler beim falschen Namen genannt.

Leo: Oh nein! Mit wem würdest du denn gerne mal einen Tag verbringen wollen?

Amelie: Barack Obama.

Leo: Und warum?

Amelie: Weil ich ihn unglaublich spannend finde, ich mag seine lässige Art und den Versuch, die Politik umzuändern. Ich würde einfach total viel von ihm wissen wollen. Und am besten kommt Michelle auch noch dazu und dann verbringen wir den Tag zusammen.

Leo: Und mit wem würdest du gerne einen Tag tauschen wollen?

Amelie: Ich glaube, mit einem Mann, denn es würde mich interessieren, wie es ist, als Mann durch die Welt zu gehen. Alles durch andere Augen zu sehen, ein anderer Körper, wie wird man wahrgenommen… Ja, ich würde einfach mal in diese Rolle reinschlüpfen.

Leo: Das ist interessant, das haben mir auch schon ganz viele geantwortet, denen ich diese Frage gestellt habe.

Amelie: Lustig, nicht?

Leo: Na ja, man erwartet eigentlich immer, dass die Leute in die Rolle ihres Idols schlüpfen wollen, aber es ist eigentlich ganz simpel.

Amelie: Ja, total. Ich würde jetzt auch nicht das Leben von jemand anderem leben wollen. Ich finde mein Leben ganz gut so, wie es ist. Das Einzige, was mich interessiert, ist, wie Männer sich fühlen.

Leo: Deine Wahlheimat ist ja Österreich und du kennst dich da bestens aus. Erzähl‘ mir mal, welche Orte oder Sehenswürdigkeiten ich unbedingt sehen muss.

Amelie: Du musst, wenn du nach Österreich kommst, unbedingt einmal nach Wien. Wien als Hauptstadt ist eine der schönsten Städte, in der ich je gelebt habe. Ich habe da nämlich studiert. Da gibt es wunderschöne, alte Architektur. Von der Uni, die wirkt wie eine Harry-Potter-Uni – also ich kam mir damals auf jeden Fall so vor, als ob ich back in Hogwarts wäre -, aber dann musst du auch unbedingt aufs Land fahren. Am besten gen Westen in die Berge und dann einfach nur die Natur genießen. So Sehenswürdigkeiten müssen es gar nicht sein, es gibt einfach nur unzählig viele Berge, die ich dir empfehlen würde und Strecken, die du wandern könntest. Und natürlich Seen, in denen du Stand-up-Paddeln könntest. Der Wolfgangsee oder auch Hallstatt. Wenn du da hinkommst, fühlst du dich gleich geborgen und spürst, dass da alte Seelen rumschwirren.

Wien steht schon etwas länger auf meiner Bucket List. Vielleicht trifft man sich ja dann zufällig in Österreich. Ich würde mich sehr freuen, denn ich habe tatsächlich schon einige Interviews führen dürfen, aber ich muss zugeben, dieses wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Amelie ist nicht nur eine erfahrene, sportbegeisterte und schlagfertige TV-Moderatorin, sondern eine ganz sympathische und herzensgute Person. Ob man mit ihr Kirschen aus Nachbars Garten klauen kann, das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass man mit ihr heimlich durch Hecken schlüpfen kann. Näheres dazu erzähle ich lieber nicht, das bleibt Amelies und mein Geheimnis.

Interview mit Susanne Fülscher

Wer kennt sie nicht, die wunderschönen Kinderbücher wie die „Mia“-Reihe aus der Feder von Susanne Fülscher? Oder auch die Geschichten für Erstleser rund um die magische Babysitterin „Miss Elli“? Die Autorin schreibt aber auch sehr erfolgreiche und preisgekrönte Romane und Kurzgeschichten für Jugendliche und Erwachsene – und neuerdings auch unter einem Pseudonym.

Leo: Obwohl ich deine Bücher schon ganz lange kenne – ich bin ein ganz großer Fan der „Mia“-Reihe – haben wir uns leider noch nicht im realen Leben kennenlernen können. Glücklicherweise gibt es aber Instagram, sodass man auch zu Zeiten von Corona hervorragend miteinander kommunizieren kann. Es gibt da eine Frage, die ich mir tatsächlich schon oft gestellt habe: wie sieht das Social Media Leben eigentlich von der anderen Seite aus – aus Sicht der Autoren? Wir Buchblogger haben es da ziemlich einfach, wir haben ständig was zu berichten, denn irgendein Buch findet sich immer. Aber wie ist das bei Autoren? Ist das nicht schwierig regelmäßig was posten zu müssen? Auch in Zeiten, wo vielleicht nicht gar so viel los ist? Ich selbst weiß, dass das Leben mit Instagram ein Segen und Fluch zugleich ist, denn es macht auf der einen Seite sehr viel Spaß, aber es raubt einem auch sehr viel Zeit. Aber es gibt auch Tage, an denen einfach nichts passiert. Was berichten Autoren an solchen Tagen? Hast du dafür einen Notfallplan? Wie regelmäßig postest du?

Susanne: Du hast recht, Social Media, Leserunden sowieso das Aktualisieren der Website und der Profile auf anderen Literatur-Portalen – das sind alles Zeitfresser, man kann sich leicht verzetteln. Da ich fürs Schreiben Ruhe brauche, bin ich seit einiger Zeit fast nur noch auf Instagram unterwegs, dort dafür umso regelmäßiger. Abgesehen von meinen Büchern gibt es immer etwas zu posten. Naturaufnahmen, Stadtbilder oder Fotos von meinen Reisen, manchmal darf es sogar das Essen sein. Wenn mir zum Beispiel eine Pasta richtig gut gelungen ist. Das bedeutet keinen großen Aufwand und es macht mir Freude, ohne dass ich mich verbiegen oder in Szene setzen muss.

Leo: Ich habe mir deine Bibliographie angeschaut und war erstaunt. Da findet man eigentlich für jede Altersgruppe etwas: Kinder- und Jugendbücher, Romane für Erwachsene – ja sogar Drehbücher hast du geschrieben. Wie unterscheidet sich das Schreiben der jeweiligen Bücher? Und welches ist dein Lieblingsgenre?

Susanne: Ich liebe es, für verschiedene Altersklassen zu schreiben! Es ist zwar eine große Herausforderung, sich immer wieder neu einzufühlen, aber gerade das macht das Schreiben spannend. Mal darf ich Kind sein, mal 16, mal Mitte 40, mal 80, mal eine Frau, mal ein Mann – da habe ich Schauspieler*innen einiges voraus. Mein Lieblingsgenre ist der realistische Roman, der in der Gegenwart spielt. Ich schreibe unterhaltend, gern auch komisch, dabei bringe ich (ohne erhobenen Zeigefinger) gesellschaftlich relevante und ernste Themen zur Sprache (zum Beispiel Essstörungen, Umweltprobleme, Konsum, sexueller Missbrauch). In der „Miss Elli“- und der „Fritzi“-Reihe habe ich erstmals realistische Geschichten mit Fantasie-Elementen verwoben; das war eine ganz wunderbare Erfahrung. Möglich, dass da noch mehr von mir kommt. Das Schreiben von Romanen und Drehbüchern läuft ganz unterschiedlich ab. Während ich einen Roman allein konzipiere und mir nur den Rat meiner Lektorin hole, sind bei Drehbüchern (egal, ob für eine Serie oder einen Spielfilm) wesentlich mehr Leute beteiligt. Den Kinofilm „Zwischen uns die Mauer“ habe ich beispielsweise zusammen mit dem Regisseur und Produzenten sowie einer weiteren Autorin geschrieben. Da ist Teamarbeit gefragt, was ich sehr liebe. Beim „einsamen“ Romanschreiben vermisse ich das manchmal.

Leo: Ich war furchtbar traurig, als ich festgestellt habe, dass es mit dem 14. Band der „Mia“-Reihe keine weitere Fortsetzung mehr geben wird. Mia und vor allem ihre Omi Olga sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Ich verstehe aber auch, dass irgendwann nach so vielen erfolgreichen Jahren auch mal Schluss sein muss. Wie erging es dir beim Schreiben der letzten Zeilen?

Susanne: Ach, liebe Leo, ich war auch so traurig! Mia konnte/kann ich ganz schwer loslassen, aber so viel ist sicher: Sie wird immer in meinem Herzen bleiben, inklusive Omi Olga, der dauerverliebten Jette und all den anderen Figuren. Die Illustratorin Dagmar Henze hat mir freundlicherweise ein paar Originalillustrationen geschenkt, die jetzt mein Arbeitszimmer schmücken. Zum Glück habe ich inzwischen eine neue Reihen-Figur entwickelt, die mir auch wieder große Freude bereitet.

Leo: Nun, da wir von Mia Hansen also nichts mehr zu lesen bekommen, vermute ich, dass da aber bestimmt ein neues Projekt in Planung ist. Kannst du bzw. darfst du mir da schon etwas erzählen?

Susanne: Wie das immer so ist, darf ich noch nichts ausplaudern. Nur so viel: Ich bleibe dem realistischen Erzählen treu und habe wieder eine weibliche Heldin erfunden. Sie ist zwölf und lebt in Berlin, allerdings ist der Ton der Geschichte ein wenig „älter“ als bei Mia, obgleich die Zielgruppe die gleiche ist. Die Familienkonstellation wird auch eine vollkommen andere sein. Sobald ich mehr verraten darf, werde ich natürlich auf Instagram darüber berichten.

Leo: Wie sieht eigentlich dein typischer Arbeitstag aus? Hast du einen speziellen Arbeitsplatz – also ein Büro? Oder kannst du überall schreiben, wie beispielsweise in einem Café oder im Zug?

Susanne: Ich kann tatsächlich überall schreiben: auf Reisen, im Zug, im Café. Seit der Pandemie bin ich aber nur noch im Homeoffice. Ich habe einen sehr schönen Arbeitsplatz, eine Espressomaschine J und im Sommer kann ich auch auf den Balkon oder meinen kleinen Garten ausweichen. Mein Arbeitsalltag ist recht strukturiert. Ich feile am Text vom Vortag, danach schreibe ich etwa fünf neue Seiten. Steht die Rohfassung, überarbeite ich den kompletten Roman mindestens dreimal, bevor er ins Lektorat geht.

Leo: Wie bist du zum Schreiben gekommen? Wie alt warst du, als dein erstes Buch verlegt wurde?

Susanne: Ich wollte schon seit meinem 12. Lebensjahr schreiben. Nach dem Abitur habe ich aber erst mal Germanistik und Romanistik auf Lehramt studiert, danach eine Journalistenschule in Hamburg besucht und eine Weile als Journalistin gearbeitet. Als mein erstes Buch verlegt wurde, war ich 30. Ein paar Jahre darauf habe ich das Drehbuchschreiben als Stipendiatin der „Drehbuchwerkstatt München“ erlernt.

Leo: Kannst du dich an dein erstes selbst gelesenes Buch erinnern? Wenn ja, welches Buch war es?

Susanne: Oh, das weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich aber noch sehr genau daran, wie stolz ich war, als ich eine ganze Seite geschafft hatte! Puh, das war so schwer. Mit Sicherheit gehörten die Astrid-Lindgren-Bücher zu meinen ersten Büchern. Außerdem „Die kleine Hexe“ und „Der kleine Wassermann“ von Otfried Preußler.

Leo: Welches Buch hast du als letztes gelesen und welches Buch liest du aktuell?

Susanne: „Hard Land“ von Benedict Wells war mein letztes Buch; jetzt habe ich mir „Damals“ von Siri Hustvedt von meinem SuB geschnappt.

Leo: Gibt es ein Buch, das vielleicht Spuren hinterlassen und dich beeindruckt oder gar bei deinen eigenen Werken beeinflusst hat?

Susanne: Ja, mit zwölf Jahren bekam ich „Harriet – Spionage aller Art“ von Louise Fitzhugh geschenkt. Das war der Moment, in dem ich wusste: Ich will schreiben! Wie Harriet habe ich alles Wichtige in meinem Spionageheft notiert, daneben Tagebuch geführt, Romananfänge und Gedichte geschrieben.

Leo: Ich vermute, dass Venedig zu deinen Lieblingsreisezielen gehört, denn in deinem neuen Jugendroman „Die Spur führt zu dir“, den du unter dem Pseudonym Amy Stern geschrieben hast, geht es um Ella und Fabio, die sich auf der Zugfahrt nach Venedig näherkommen, sich dann aber nach ihrer Ankunft prompt aus den Augen verlieren. Erzähl‘ mir doch was von Venedig. Ich war noch nie da, aber das will ich auf jeden Fall bald nachholen. Wo muss ich unbedingt als erstes hingehen, wenn ich in Venedig bin?

Susanne: Hach, Venedig! Wo soll ich anfangen? Wo aufhören? Venedig ist seit vielen Jahrzehnten meine Lieblings- oder besser Herzensstadt. Als ich mit Anfang zwanzig zum ersten Mal dort war, habe ich mich schon beim Aussteigen aus dem Zug (ja, damals fuhr man noch stundenlang mit dem Nachtzug) schockverliebt. Wenn man aus dem Bahnhof tritt, taucht man nicht in eine üble Bahnhofsgegend ein, sondern erblickt sofort den schilfgrünen Canal Grande mit seinen Palästen, Museen und Kirchen. Das ist ganz einmalig! Lass dich einfach durch die Gassen treiben, die Stadt ist klein, früher oder später kommst du sowieso zur Rialtobrücke oder zum Markusplatz. Den wirklichen Zauber der Stadt kann man in jedem noch so abgelegenen Winkel entdecken.

Den Rat werde ich befolgen. Denn nun, da ich „Die Spur führt zu dir“ gelesen habe, kann ich Susannes Liebe zu Venedig nachempfinden. Ich werde diese Traumstadt auf jeden Fall auf meine Bucket List setzen und dann bei einem Nugateis in Nicos Eisdiele an Susanne, an Amy Stern und an Ella & Fabio denken. 😉

Interview mit Sissi Flegel

Ich muss sagen, ich war echt überrascht, als ich im Zuge meiner Recherche gesehen habe, wie viele Bücher die Autorin Sissi Flegel mittlerweile geschrieben hat. Neben den Romanen für erwachsene Leser hat sie auch noch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Ich selbst kenne Sissi Flegel von den Büchern der Jugendbuchreihe „Freche Mädchen – freche Bücher“. Viele ihrer Kinder- und Jugendbücher wurden in Fremdsprachen übersetzt, u. a. ins Katalanische, Spanische, Türkische, Koreanische, Slowenische, Englische, Tschechische und Polnische. Ihr Jugendroman „Zauber des Labyrinths“ wurde zusätzlich in Brailleschrift (Blindenschrift) veröffentlicht. Das sind bemerkenswerte Fakten, die mich beeindrucken. Ich muss tatsächlich gestehen, dass ich erst seit meiner Arbeit für das Projekt „Literatur in Winnenden“ weiß, dass überhaupt so viele namhafte Persönlichkeiten in Winnenden leb(t)en. Sissi Flegels Bücher sind mir davor schon begegnet, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass wir in der direkten Nachbarschaft wohnen. Wie gerne hätte ich mich daher auf mein Fahrrad gesetzt, um kurz zu ihr zu radeln, um sie persönlich kennenzulernen. Aufgrund von Corona ändern sich aber viele spontane Aktivitäten im Leben, sodass ich froh bin, dass ich dieses Interview zumindest digital mit ihr führen konnte.

Leo: Sie sind in Schwäbisch Hall geboren und leben nun in einem Ortsteil der Stadt Winnenden. Wenn ich gefragt werde, woher ich komme, antworte ich meist „aus der näheren Umgebung von Stuttgart“. Die meisten kennen unser schönes Städtchen erst gar nicht oder aber sie bringen es mit der Negativschlagzeile des Amoklaufs in Verbindung. Haben Sie das damals auch miterlebt? Wohnten Sie im Jahr 2009 schon in Winnenden? Wenn ja, wie haben Sie das Geschehen miterlebt? Ich persönlich kenne es nur durch Erzählungen, da ich damals gerade drei Wochen alt war. Allerdings war mein Vater am Rande involviert, sodass ich schon einen etwas größeren Bezug dazu habe, als andere Kinder meines Jahrgangs. Mein Vater ist dem Täter auf der Flucht begegnet und hatte Glück – es hätte auch anders verlaufen können.

Sissi Flegel: Im Jahr des Amoklaufs habe ich noch nicht hier gewohnt; immer, wenn irgendwo auf der Welt etwas Vergleichbares passiert, muss ich an den armen, irregeleiteten, jungen Menschen denken. Wie muss er gelitten haben, bevor er zu einem solch verzweifelten Schritt fähig war? Und dann natürlich die Opfer! Als Lehrerin, die ich mal war, denke ich natürlich zuallererst an die Schüler und die Kollegen. Wie hätte ich gehandelt? Wäre ich zum Handeln überhaupt in der Lage gewesen? Ich bin mir nicht sicher… Dein Vater hatte wirklich einen Schutzengel!

Leo: Als Buchbloggerin interessiert es mich natürlich, wie Sie zum Schreiben gekommen sind.

Sissi Flegel: Es war und ist etwas, was im Inneren steckt und herauskommen will – man muss sich hinsetzen, denn sonst verschwindet die Idee irgendwann.

Leo: Sie haben aber recht spät als Autorin angefangen, oder?

Sissi Flegel: Eigentlich hätte ich gerne Germanistik studiert, allerdings brauchte man damals noch das Große Latinum. Ich hatte nicht mal das Kleine, weshalb ich den leichteren Weg ging und an der PH Deutsch, Englisch und Geschichte studierte, denn ich wollte an der HS unterrichten. Tatsächlich wurde ich sofort „Sie sind eine Frau!“ Klassenlehrerin einer 1. Klasse mit Fachunterricht in Klasse 8 und 9. Nach wenigen Jahren war das keine Herausforderung mehr, weshalb ich zu schreiben begann: Klar, Kinder- und Jugendbücher, ich war ja noch jung und fast nur mit Kindern zusammen. Nach wenigen Jahren wurde der Thienemann Verlag auf mich aufmerksam. Der Verleger, Hansjörg Weitbrecht, nahm mich unter seine Fittiche, und Junge – was habe ich von ihm gelernt! Es waren wirkliche Lehrjahre im Sinne von: „Was ist Schreiben? Was macht ein gutes Buch aus?“

Leo: Ich habe mir Ihre Bibliographie etwas näher angeschaut und war erstaunt. Da findet man eigentlich für jede Altersgruppe etwas. Wie unterscheidet sich das Schreiben der jeweiligen Bücher? Schreiben Sie lieber Kinder- und Jugendbücher oder doch lieber Romane für erwachsene Leser?

Sissi Flegel: Ich schrieb und unterrichtete, bis ich etwa 50 Jahre plus alt war. Dann wurde der Thienemann Verlag verkauft, ich sprach die Sprache der Kinder nicht mehr, mich interessierten auch andere Themen – es lag nahe, dass ich dann für Erwachsene schrieb und noch schreibe. Das ist keine Frage des Vergnügens, ich denke, es hängt mit dem Alter und anderen Erkenntnissen zusammen.

Leo: Welches Ihrer eigenen Bücher ist Ihr liebstes Buch? Mögen Sie eins mehr als alle anderen?

Sissi Flegel: Ich liebe besonders „Frei wie ein Vogel“ und „Die Keltenfürstin“. Aber alle anderen Bücher sind auch ok!

Leo: Gibt es auch ein Buch von Ihnen, das Sie nicht so sehr mögen und im Nachhinein vielleicht doch lieber nicht veröffentlicht hätten?

Sissi Flegel: Nein, wirklich nicht.

Leo: Sie schreiben sehr viel. Wie lange benötigen Sie im Schnitt für ein Buchprojekt? Arbeiten Sie mehrgleisig an verschiedenen Büchern?

Sissi Flegel: Ich arbeite immer nur an einem Manuskript, das dauert etwa 3 Monate. Nur für den Keltenroman habe ich bedeutend länger gebraucht, weil ich viel dafür recherchiert habe.

Leo: Wie kommen Sie auf die zahlreichen Ideen? Gibt es Vorgaben von Verlagen? Oder schreiben Sie einfach, was Ihnen in den Sinn kommt? Was machen Sie, um Ideen zu sammeln?

Sissi Flegel: Ich sammle keine Ideen, die kommen ganz von alleine zu mir. Aber es kommt vor, dass ein Verleger anfragt, ob man mit dieser oder jener Idee etwas anfangen kann.

Leo: Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Sissi Flegel: Gerade lese ich den Krimi „Inspektor Takeda und die stille Schuld“ von Henrik Siebold.

Leo: Welches Buch würden Sie als Ihr Lieblingsbuch bezeichnen? Was lesen Sie gerne?

Sissi Flegel: Ich bin ein Allesleser und habe zu viele Bücher, die mir etwas bedeuten, sodass ich sie einfach nicht alle aufführen kann.

Leo: Welches Buch sollte Ihrer Meinung nach jedes Kind gelesen haben?

Sissi Flegel: Keine Ahnung! Vielleicht „Jim Knopf“?

Leo: Was macht ein gutes Kinderbuch für Sie aus?

Sissi Flegel: Dazu möchte ich Michael Ende zitieren, der mal (sinngemäß) gesagt haben soll: „Ein Kinderbuch muss so gut geschrieben sein wie eines für Erwachsene, nur eben noch besser.“ Er hat recht, denn Kinder spüren sofort, wenn jemand nicht hinter dem steht, was er schreibt.

Leo: Welchen ultimativen Geheimtipp haben Sie für all diejenigen, die genauso wie Sie Buchautor oder Buchautorin werden möchten?

Sissi Flegel: Liebe Leonie, wenn in deinem Inneren keine Geschichte steckt, die unbedingt herauskommen will, wirst du vermutlich nichts richtig Gutes zustande bringen – es sei denn, du versuchst dich als Ghostwriter. Schreiben funktioniert meiner Erfahrung nach nicht beliebig und nach dem Motto: Gehe ich shoppen oder doch lieber zum Schwimmen? Oder vielleicht esse ich einfach nur ein Eis… Andererseits: Wenn du an Charles Dickens denkst, so hat der jeden Tag eine Fortsetzung hingekriegt. Fazit: Es gibt keinen ultimativen Geheimtipp, nur eben den: Wer schreibt, braucht eine Menge Disziplin und Sitzfleisch, schließlich schreibt sich keine Geschichte von allein.

Ich freue mich tatsächlich jetzt schon auf unser erstes analoges Treffen, denn wir haben festgestellt, dass wir beide eine ganz große Leidenschaft teilen: das Reisen bedeutet uns beiden sehr viel und wir vermissen es sehr. Hier gibt es bestimmt noch einige interessante Geschichten, die wir uns erzählen können.