{Rezension} Great Big Beautiful Life

Great Big Beautiful Life
von Emily Henry
übersetzt von Katharina Naumann

Knaur TB
Taschenbuch
464 Seiten
ISBN: 978-3-426-28435-3
Ersterscheinung: 02.05.2025

Ein Sommer.
Zwei Rivalen.
Ein Plottwist, mit dem sie nicht gerechnet haben…

Inhalt:
Alice Scott ist eine leidenschaftliche, aber noch unbekannte Autorin, die davon träumt, ihren großen Durchbruch zu schaffen. Hayden Anderson hingegen ist ein gefeierter Schriftsteller und Pulitzer-Preisträger – wortkarg, analytisch und eher zurückgezogen. Beide treffen auf der abgeschiedenen Insel Little Crescent Island aufeinander, wo sie konkurrieren: Jeder von ihnen möchte die exklusive Biografie der legendären Margaret Ives schreiben, einer Ikone mit bewegter Vergangenheit. Margaret gewährt ihnen Bruchstücke ihrer Geschichte – aber nicht mehr. Zwischen den beiden Rivalen entwickelt sich mehr als beruflicher Ehrgeiz, während sie in einem dichten Geflecht aus Geheimnissen, Familienverstrickungen und verborgenen Wahrheiten recherchieren.

Meinung:
Emily Henry gelingt es immer wieder, mit einem atmosphärisch dichten Setting und sprachlichem Feingefühl die Lesenden in eine ganz eigene Welt zu entführen. „Great Big Beautiful Life“ unterscheidet sich allerdings deutlich von ihren bisherigen Romanen, denn diese Liebesgeschichte ist langsamer, schwerer, ernster. Die Lovestory zwischen Alice und Hayden entfaltet sich nicht leichtfüßig, sondern beinahe widerwillig – zwischen professioneller Konkurrenz, gegenseitigem Misstrauen und dem emotionalen Ballast, den beide mit sich herumtragen. Was mich berührt hat, war die langsame Annäherung der beiden – das ungeschönte Aufeinanderprallen zweier völlig unterschiedlicher Menschen, die dennoch etwas in einander erkennen. Gleichzeitig empfand ich Alice in ihrer sprunghaften Art manchmal als zu bemüht optimistisch, fast karikaturhaft „lebensfroh“. Hayden hingegen blieb mir lange zu blass – seine Geschichte und Motivation wurden zu spät geöffnet, was es schwer machte, seine Entwicklung wirklich mitzugehen. Die biografischen Einschübe zur Familie Ives hatten einen gewissen „Evelyn-Hugo-Vibe“, aber die Rückblicke zogen sich oft zu sehr in die Länge – die eigentliche Margaret blieb mir über weite Strecken zu passiv, zu gefiltert. Ich hätte mir mehr emotionale Nähe zu ihrer Stimme gewünscht. Nichtsdestotrotz sind einige Twists und Enthüllungen gut platziert und geben dem Ganzen einen dramaturgischen Bogen, der am Ende durchaus Wirkung zeigt.

Fazit:
Emily Henrys „Great Big Beautiful Life“ ist ein vielschichtiger Roman über Erinnerung, Wahrheit und zweite Chancen – sowohl im Leben als auch in der Liebe. Die Beziehung zwischen Alice und Hayden entwickelt sich zögerlich, aber glaubwürdig, während Margaret Ives’ Vergangenheit als dramatischer Hintergrund alles überstrahlt. Leider bleibt das Buch emotional schwer zugänglich und kann das Tempo und die Leichtigkeit früherer Werke nicht halten. Wer Emily Henrys ernsteren Ton akzeptiert, findet hier eine tiefgründige, aber auch stellenweise zähe Geschichte. Von mir gibt es 3,5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitat:
Eine alte Redensart besagt, dass es immer drei Versionen einer Geschichte gibt: deine, meine und die Wahrheit. Derjenige, der diese Redensart geprägt hat, hat im Filmbusiness gearbeitet. Aber sie trifft auch auf den Journalismus zu. Wir sollen uns nicht auf eine Seite schlagen. Wir sollen uns nur an Fakten halten. Gesammelte Fakten ergeben die Wahrheit.“ (S. 7)

{Rezension} Funny Story

Funny Story
von Emily Henry
übersetzt von Katharina Naumann und Silke Jellinghaus

Knaur TB
Paperback mit Klappen / Limitierte Auflage mit Farbschnitt
464 Seiten
ISBN: 978-3-426-28432-2
Ersterscheinung: 02.05.2024

Zwei Fremde.
Eine Gemeinsamkeit.
Und der Beginn einer FUNNY STORY
.

Inhalt:
Daphne steht vor den Trümmern ihres Lebens: Ihr Verlobter Peter verlässt sie kurz vor der Hochzeit – ausgerechnet für seine Kindheitsfreundin Petra. Zurück bleibt Daphne in Peters Heimatort, ohne Familie, ohne Freundeskreis – aber mit einem neuen Mitbewohner: Miles, Petras ebenfalls frisch verlassener Ex. Zwei gebrochene Herzen in einer Zweck-WG, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch aus vorsichtiger Distanz entwickelt sich eine Freundschaft, und bald auch mehr – begleitet von einem kleinen Plan, der ihre Ex-Partner eifersüchtig machen soll. Nur: Was, wenn aus dem Spiel plötzlich echte Gefühle werden?

Meinung:
Dieses Buch hat mich mit einem Augenzwinkern angelockt – und mit leiser Tiefe überrascht. Emily Henry gelingt es einmal mehr, Figuren zu erschaffen, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Eigenheiten sofort nahbar wirken. Daphne war für mich von Anfang an greifbar: verletzt, überfordert, aber nicht bereit, sich unterkriegen zu lassen. Besonders gelungen fand ich, wie die Autorin Daphnes emotionale Entwicklung schildert – sie ist nicht einfach „die Verlassene“, sondern eine Frau, die ihr Leben reflektiert, sich neu sortieren muss und sich zaghaft wieder öffnet. Miles ist dabei nicht nur ein charmanter Love Interest, sondern ein vielschichtiger Charakter, der seine eigene emotionale Geschichte mitbringt. Anfangs wirkt er wie das Gegenteil von Daphne – ein bisschen verplant, leicht melancholisch, ein Mensch, der in Lovesongs Trost sucht. Doch nach und nach zeigt sich, wie feinfühlig er ist, wie er Daphne zuhört, sie sieht – und wie ihre Gegensätze nicht trennen, sondern verbinden. Die Friends-to-Lovers-Dynamik ist wunderbar erzählt. Es ist kein „Knall und alles ist anders“-Moment, sondern eine stille, langsame Annäherung, bei der jede gemeinsame Szene leise knistert. Besonders gut hat mir gefallen, wie natürlich sich die Gefühle zwischen ihnen entwickeln – nicht trotz, sondern wegen ihrer emotionalen Altlasten. Ja, der Anfang ist gemächlich. Und ja, einige Nebenhandlungen hätten straffer erzählt werden können. Aber vielleicht ist genau das auch ein Teil des Charmes: Diese Geschichte nimmt sich Zeit, um sich zu entfalten. Der Humor ist nicht vordergründig laut, sondern oft subtil – ein sarkastischer Gedanke, ein schräger Dialog, ein unausgesprochener Blick. Waning Bay als Setting fühlt sich dabei fast wie eine Figur an – ruhig, mal ein bisschen langweilig, aber voller kleiner Momente, die das Herz berühren. Die Ausflüge, die Gespräche im Halbdunkel, die kleinen Schritte aufeinander zu: Das alles ergibt eine romantische Geschichte, die mehr ist als ein bloßer Zeitvertreib.

Fazit:
Emily Henry beweist mit „Funny Story” erneut ihr Gespür für tiefe Gefühle, leisen Witz und fein gezeichnete Figuren. Die Friends-to-Lovers-Romanze zwischen Daphne und Miles ist zart, berührend und trotz aller melancholischer Untertöne auch einfühlsam witzig. Zwar hat die Geschichte kleine Längen und bleibt etwas ruhiger als mancher Vorgänger, aber sie trifft dafür genau die Zwischentöne, die oft übersehen werden. Für Fans von gefühlvoller Romantik mit Herz und Humor. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
Auf die besten Dinge im Leben lohnt es sich zu warten.“ (S. 10)
und
Das Leben ist wie eine Drehtür. Die meisten Dinge, die hereinkommen, bleiben nicht allzu lange.“ (S. 27)
und
Er hat dir gesagt, du sollest ihm vertrauen, und das hast du getan. Das ist es, was man bei Leuten, die man liebt, auch tun sollte. Aber sie können dem manchmal eben nicht gerecht wer
den.“ (S. 104 f.)
und
Das Kribbeln in meiner Brust verschwindet, stattdessen ist jetzt Blei drin.“ (S. 179)
und
Verlass dich auf Handlungen, nicht auf Worte.
Liebe niemanden, der nicht bereit ist, dich zurückzulieben.
Lass die Menschen los, die nicht an dir festhalten.
Warte nicht auf Menschen, die sich für dich nicht beeilen.“ (S. 195 f.)
und
Lass mich nicht fallen. … Niemals.“ (S. 345)
und
Es ist leicht, mit Leuten zusammen zu sein, die dich nicht kennen. Aber sobald jemand anfängt, dich zu durchschauen – sobald du nicht mehr perfekt sein kannst -, ist es einfacher, weiterzuziehen. Jemand Neuen finden, für den du wieder der coole, lustige, entspannte Typ sein kannst.“ (S. 356)
und
Du, mein Mädchen, bist, was auch immer du sein willst. Aber ich hoffe, dass du dir immer ein Stück von dem Mädchen erhältst, das am Fenster gesessen und auf das Beste gehofft hat. Das Leben ist zu kurz, um uns jede Hoffnung auszureden und den Versuch zu machen, jedem schlechten Gefühl auszuweichen. Manchmal muss man Unangenehmes aushalten, anstatt davonzulaufen.“ (S. 394)
und
Wie sich herausstellt, ist eine Überraschung etwas anderes, wenn sie von jemandem kommt, der einen kennt und liebt.“ (S. 429)

{Rezension} Happy Place
Urlaub mit dem Ex

Happy Place
Urlaub mit dem Ex
von Emily Henry
übersetzt von

Knaur TB
Taschenbuch
432 Seiten
ISBN: 978-3-426-52519-7
Ersterscheinung: 01.07.2022

Zwei beste Freunde.
Zehn gemeinsame Urlaube.
Eine letzte Chance für die Liebe?

Inhalt:
Harriet und Wyn galten jahrelang als das perfekte Paar – für sich und alle anderen. Doch heimlich haben sie sich getrennt. Als sie sich nun bei einem letzten gemeinsamen Urlaub mit ihrer Freundesclique wiedersehen, steht mehr auf dem Spiel als nur eine perfekte Fassade. Während die Erinnerungen an alte Zeiten sie einholen und unausgesprochene Fragen in der Luft hängen, versuchen sie, die Illusion ihrer Liebe aufrechtzuerhalten – obwohl längst nichts mehr so ist wie früher. Oder doch?

Meinung:
Dieses Buch hat mich überrascht – nicht mit dramatischen Wendungen oder einem reißerischen Plot, sondern mit emotionaler Tiefe, leiser Melancholie und einer unerwartet intensiven Auseinandersetzung mit der Frage: Was bedeutet es, glücklich zu sein – wirklich glücklich? Was wie eine klassische „Fake-Dating“-RomCom beginnt, entwickelt sich schnell zu einem vielschichtigen Roman über Beziehungsmuster, Selbstaufgabe, Angst vor Nähe und die Zerbrechlichkeit von Freundschaften. Emily Henry gelingt es, Harriet als Hauptfigur so greifbar zu machen, dass man als Leserin fast schmerzhaft miterlebt, wie sie zwischen Pflichtgefühl, Selbstzweifeln und verloren gegangenen Träumen taumelt. Ihr Wunsch nach Harmonie, ihre Unfähigkeit, Grenzen zu setzen, und das ständige Funktionieren im Beruf und in der Clique machen sie unglaublich real. Ich habe mich oft ertappt gefühlt – und das im besten Sinne. Wyn ist dabei nicht bloß der „verlorene Lover“, sondern ein stiller Spiegel für Harriets Ängste. Seine Unsicherheiten, sein Wunsch, genug zu sein, seine Entscheidungen, die verletzen und zugleich aus Selbstschutz entstehen – all das macht ihn zu einem glaubwürdigen, ambivalenten Gegenpart. Und genau diese Ambivalenz zieht sich durch das ganze Buch: Die Freundesgruppe, die so liebevoll als „Found Family“ inszeniert wird, hat Risse. Die Sommeridylle in Maine ist gleichzeitig ein Ort voller Sehnsucht und Abschied. Der Humor ist da – subtil und manchmal bitter – aber nie aufdringlich. Was mich besonders berührt hat, war die Art, wie über Zeit und Veränderung gesprochen wird. Wie schwer es ist, sich selbst zu erlauben, sich zu verändern – oder zuzugeben, dass man nicht mehr dieselbe Version der eigenen Geschichte will. Die Rückblicke in Harriet und Wyns Vergangenheit waren nicht bloß Füllmaterial, sondern ein Puzzle, das langsam sichtbar macht, warum Nähe nicht immer reicht. Kritik? Ja – manchmal hätte ich mir mehr Raum für die Nebenfiguren gewünscht, deren Konflikte zu angedeutet blieben. Und ja, manche Szenen zogen sich, gerade weil die Hauptfiguren so lange um den heißen Brei herumreden. Aber vielleicht ist das genau der Punkt: dass Kommunikation schwer ist. Und Liebe nicht immer klar, laut oder einfach.

Fazit:
„Happy Place: Urlaub mit dem Ex” von Emily Henry ist weit mehr als eine romantische Komödie. Es ist ein leiser, berührender Roman über das Ende von Sicherheiten, das Festhalten an Erinnerungen und die schwierige Suche nach einem echten, eigenen Glück. Die Charaktere wirken echt, verletzlich und vertraut – so, als könnte man ihnen auf der Straße begegnen. Ein Roman, der wehtut, wärmt und zum Nachdenken anregt. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen – für einen Roman, der die richtigen Fragen stellt, auch wenn er nicht immer einfache Antworten liefert.

{Rezension} Kein Sommer ohne dich

Kein Sommer ohne dich
von Emily Henry

Knaur TB
Taschenbuch
432 Seiten
ISBN: 978-3-426-52519-7
Ersterscheinung: 01.07.2022

Zwei beste Freunde.
Zehn gemeinsame Urlaube.
Eine letzte Chance für die Liebe?

Inhalt:
Zwei Menschen, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Die abenteuerlustige Poppy lebt in der Großstadt und schreibt für ein Reisemagazin – Alex ist ruhiger, strukturierter und in seiner Heimat verwurzelt. Doch seit dem College verbindet die beiden eine ganz besondere Freundschaft. Über ein Jahrzehnt lang haben sie jeden Sommer gemeinsam verbracht – bis vor zwei Jahren etwas geschah, das alles veränderte. Nun, nach langer Funkstille, bittet Poppy Alex um einen letzten gemeinsamen Urlaub. Sie will herausfinden, ob das Band zwischen ihnen noch existiert – oder ob sich hinter ihrer Freundschaft nicht vielleicht schon immer etwas Tieferes verborgen hat.

Meinung:
Schon nach wenigen Seiten war ich emotional mittendrin in der Geschichte von Poppy und Alex – einer dieser Romanzen, die auf so viel mehr beruhen als reiner Anziehung. Die Dynamik zwischen den beiden ist feinfühlig und glaubhaft gezeichnet: Poppy, mit ihrer sprunghaften, lebenshungrigen Art, trifft auf den introvertierten, verlässlichen Alex – und es funktioniert. Ihr Zusammenspiel fühlt sich nie künstlich an, sondern so echt, dass man ihnen sofort abnimmt, warum gerade sie sich über Jahre hinweg so nah bleiben konnten. Was Emily Henry hier meisterhaft schafft, ist die Balance zwischen Humor und Tiefe. Das Buch liest sich an der Oberfläche wie eine charmante Sommerlektüre, doch darunter liegt eine melancholische, manchmal fast schmerzhafte Geschichte über verpasste Chancen, unausgesprochene Gefühle und persönliche Entwicklung. Ich habe gelacht, geschmunzelt – aber auch mit einem Kloß im Hals gelesen, wenn die Distanz zwischen den beiden spürbar wurde. Die Erzählweise mit Zeitsprüngen – mal im Hier und Jetzt, mal in einem der früheren Sommer – hat mir persönlich sehr gefallen. Sie macht die Beziehung greifbar, lässt uns zusehen, wie sie wächst und sich verändert. Zwar musste ich mich am Anfang kurz orientieren, doch schnell wurde klar: Dieses Fragmentieren der Zeit ist ein geschicktes Stilmittel, das Spannung erzeugt und das Puzzle ihrer Vergangenheit Stück für Stück zusammensetzt. Poppys Entwicklung war für mich das emotionale Zentrum. Ihre Unsicherheit, ihre Fragen nach dem eigenen Glück und der wachsende Wunsch, ehrlich mit sich und ihren Gefühlen zu sein, sind nachvollziehbar und berührend. Alex bleibt dagegen etwas distanzierter – was jedoch gut zu seinem Charakter passt. Es ist letztlich diese emotionale Zurückhaltung, die seine Szenen so still und doch wirkungsvoll macht.

Fazit:
„Kein Sommer ohne dich” von Emily Henry ist weit mehr als eine sommerliche Lovestory: Es ist eine gefühlvolle, ehrliche und zugleich unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Liebe und die Momente dazwischen. Emily Henry gelingt es, große Emotionen mit einem leichten Ton zu erzählen, ohne dabei je ins Kitschige abzurutschen. Wer romantische Geschichten mit Substanz liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen – ein Herzensbuch mit Fernweh-Garantie.

{Rezension} Lakestone Campus of Seattle
What We Fear
(Bd. 1 der „Lakestone Campus of Seattle“-Reihe)

Lakestone Campus of Seattle
What We Fear
(Bd. 1 der „Lakestone Campus of Seattle“-Reihe)
von Alexandra Flint

Ravensburger Buchverlag
Paperback
New Adult
512 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-473-58633-2
Ersterscheinung: 29.02.2024

Inhalt:
Harlow wird für eine mutige, aber illegale Tat zur Rechenschaft gezogen: Um das Leben ihres Bruders zu retten, hat sie ein milliardenschweres Bankkonto gehackt. Statt Gefängnis erwartet sie jedoch ein ungewöhnlicher Deal – ein Stipendium an einer Eliteuniversität, dem Lakestone Campus in Seattle, kombiniert mit Sozialstunden. Dort beginnt für sie ein Neuanfang, den sie mit aller Kraft verteidigen will – auch wenn ihre dunkle Vergangenheit sie bald wieder einholt. Besonders schwierig wird es, als sie Zack begegnet – ein stiller, tiefgründiger Literaturstudent, der sie mehr berührt, als sie erwartet hätte.

Meinung:
Was mich gleich zu Beginn begeistert hat, war die ungewöhnliche Mischung aus Hightech-Hacking-Welt und typischem New-Adult-Campusroman. Eine Protagonistin wie Harlow, die sich mit ihrer kriminellen Vergangenheit herumschlägt und zugleich eine moralisch klare Motivation hat, ist selten in diesem Genre. Ihre Zerrissenheit, das ständige Schwanken zwischen Loyalität, Angst und Sehnsucht nach einem normalen Leben, hat mich emotional abgeholt. Auch dass die Autorin mit Zack einen stillen, verletzlichen, aber zugleich selbstbewussten Charakter einführt, der aufgrund seines Gendefekts nicht sprechen kann, fand ich sehr einfühlsam und gut umgesetzt. Ihre Verbindung entwickelt sich sanft und auf Augenhöhe – das war erfrischend anders als viele typische „Enemies to Lovers“-Dynamiken. Allerdings hatte das Buch auch Längen. Einige Szenen fühlten sich wie Wiederholungen an, und manche Nebenhandlungen oder Figuren schienen eher angedeutet als wirklich ausgearbeitet. Vor allem zum Ende hin zog sich die Handlung, obwohl man längst wusste, worauf alles hinausläuft. Der Campus selbst hätte als Setting noch greifbarer sein dürfen – vieles bleibt vage, besonders wenn es um den Uni-Alltag oder die Spezialisierungen der Figuren geht. Trotzdem hat mich die Geschichte durchgehend beschäftigt, vor allem wegen Harlows innerem Konflikt, der zwar manchmal etwas überdramatisiert, aber trotzdem nachvollziehbar war.

Fazit:
„Lakestone Campus of Seattle – What We Fear“ von Alexandra Flint ist ein gelungener Auftakt mit einer ungewöhnlichen, moralisch komplexen Heldin und einer zarten, berührenden Liebesgeschichte. Die Mischung aus Hacker-Thriller und romantischem Campusleben ist spannend und emotional – auch wenn der Plot nicht ganz frei von Klischees und Längen ist. Fans von New Adult mit Tiefgang und einem Hauch Spannung werden hier definitiv fündig. Von mir gibt es 3,5 von 5 Sternchen.