{Rezension} Today I’ll Steal His Heart
(Bd. 2 der „Today“-Reihe)

Today I’ll Steal His Heart
(Bd. 2 der „Today“-Reihe)
von Bianca Wege

Arena Verlag
Taschenbuch
Romance
416  Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-401-60705-4
Ersterscheinung: 11.10.2024

Inhalt:
India hat ein Problem: Für die Hochzeit ihrer Mutter braucht sie dringend ein Date, denn schließlich hat sie ihrer Familie bereits einen Freund präsentiert, der allerdings nur in ihrer Fantasie existiert. Hilfe naht in Form einer neuen Uni-Dating-App, auf der sie Brian matcht. Doch dann kreuzt ausgerechnet Asher Woods, Volleyballspieler und notorischer Charmeur, ihren Weg und mischt ihr ohnehin schon chaotisches Liebesleben ordentlich auf. Als er vorschlägt, sie auf die Hochzeit zu begleiten, wird es ernst, denn plötzlich steht India nicht nur zwischen zwei Männern, sondern auch zwischen Kopf und Herz.

Meinung:
Ich hatte große Lust auf eine humorvolle Fake-Dating-Romance und genau das habe ich bekommen. Aber ich habe auch etwas Tieferes gefunden, das ich so gar nicht erwartet hatte. India war mir zu Beginn ehrlich gesagt gar nicht so sympathisch. Sie wirkte verschlossen, fast schon abweisend, mit einem zynischen Unterton, der sich durch ihre Gedankenwelt zieht. Aber gerade das hat sie für mich letztlich so greifbar gemacht. Denn ihre Art ist kein Selbstzweck – sie schützt sich. Ihre Mauern sind das Resultat aus Unsicherheiten, Enttäuschungen und einer komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr wuchs mir India ans Herz. Sie war nicht leicht zu lieben, aber genau das machte es so besonders, ihr beim „Weicherwerden“ zuzusehen. Asher hingegen ist das genaue Gegenteil: ein absoluter Good Guy, bei dem man sich fragt, ob er zu perfekt ist, um realistisch zu wirken – und dann doch staunt, wie glaubwürdig Bianca Wege ihn gezeichnet hat. Kein Bad Boy, keine toxische Masche, sondern jemand, der hartnäckig, charmant und emotional offen um India kämpft. Besonders gelungen fand ich, dass er selbst nicht nur als Love Interest fungiert, sondern eigene Themen wie Verletzlichkeit, Druck durch den Leistungssport und Selbstzweifel mitbringt. Und seine „Mission India“ ist nicht nur süß, sondern durchweg herzerwärmend. Die Dynamik zwischen den beiden hat für mich wunderbar funktioniert. Wortgefechte, zaghafte Annäherungen, stille Verletzlichkeit – ein Spiel zwischen Nähe und Distanz, das emotional total gepasst hat. Besonders mochte ich, dass ihre Entwicklung nicht überhastet wirkte. Es war kein „Er liebt sie, sie liebt ihn und dann Ende“, sondern ein echter Prozess mit Rückschlägen, Zweifeln, und langsamen Schritten. Das macht die Liebesgeschichte nicht nur glaubwürdig, sondern auch tiefgründig – trotz der eher leichten, humorvollen Grundstimmung. Der Schreibstil von Bianca Wege ist dabei ein echtes Highlight. Locker, modern, mit Witz und gleichzeitig Gefühl. Ich musste oft schmunzeln und gleichzeitig hatte ich immer wieder einen Kloß im Hals, wenn die emotionale Tiefe durchbrach. Auch die kleinen, kreativen Details wie das Pflanzentagebuch oder Ashers Schrittzähler-Aktion fand ich einfach nur liebenswert. Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich dennoch: Der „Plottwist“ rund um Brian war relativ früh vorhersehbar. Wirklich überraschend war da nichts. Und auch wenn ich die langsame Entwicklung bei India nachvollziehbar fand, dauerte es doch recht lange, bis man emotional bei ihr „ankommt“. Der Einstieg hätte also etwas zugänglicher sein dürfen. Dennoch: Das emotionale Payoff zum Schluss war diese Geduld definitiv wert.

Fazit:
„Today I’ll Steal His Heart“ von Bianca Wege ist eine charmante, humorvolle und gleichzeitig gefühlvolle Fake-Dating-Romance, die mit einer starken, aber verletzlichen Heldin und einem absolut liebenswerten Love Interest punktet. Zwar ist die Handlung nicht immer überraschend und India braucht etwas, um einem ans Herz zu wachsen, doch gerade das macht die Geschichte so authentisch und berührend. Von mir gibt es deshalb 4,5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitat:
„Und mach dir keine Sorgen um mich. Du hast mich nicht darum gebeten, mein Herz zu riskieren. Auch das war meine eigene Entscheidung.“ (S. 296)

{Rezension} Today I’ll Talk to Him
(Bd. 1 der „Today“-Reihe)

Today I’ll Talk to Him
(Bd. 1 der „Today“-Reihe)
von Bianca Wege

Arena Verlag
Taschenbuch
Romance
384  Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-401-60704-7
Ersterscheinung: 12.10.2023

Inhalt:
Layla ist schüchtern, liebt Sims und hält sich im echten Leben lieber im Hintergrund. Online hingegen hat sie sich unter einer Maske ein kleines Twitch-Imperium aufgebaut, in dem sie ihr digitales Alter Ego mit ihrem Schwarm Asher verkuppelt. Im wahren Leben hat sie allerdings noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Das möchte sie nun ändern. Mit der Unterstützung ihrer Community ruft Layla die Challenge „Today I’ll Talk to Him“ ins Leben. Doch ausgerechnet Henry, Ashers mürrischer Erzfeind, funkt ihr immer wieder dazwischen und weckt Gefühle, mit denen sie nicht gerechnet hätte.

Meinung:
Ich war überrascht, wie sehr mich diese Geschichte mitgenommen hat, obwohl ich mit Streams und Sims eigentlich gar nichts am Hut habe. Bianca Wege hat es geschafft, eine Geschichte zu schreiben, die sich trotz der nerdigen Elemente nicht auf eine Zielgruppe beschränkt. Im Mittelpunkt stehen die Themen Mut, Selbstfindung und erste Liebe – und die erzählt sie mit viel Herz, Charme und Humor. Layla ist eine Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt. Ihre Unsicherheiten, ihre inneren Kämpfe, ihre Versuche, über sich hinauszuwachsen – all das ist so liebevoll und echt beschrieben, dass man sich oft selbst in ihr wiederfindet. Es war schön zu lesen, wie sie langsam auftaut, Vertrauen fasst und ihren Platz in einer neuen Umgebung findet. Besonders ihre Entwicklung gegenüber Henry war wunderbar feinfühlig erzählt. Henry ist ein typischer Grumpy Love Interest – aber einer von der besten Sorte. Hinter seiner mürrischen Art verbirgt sich ein großes Herz, und je mehr man über ihn erfährt, desto mehr versteht man ihn. Die Chemie zwischen ihm und Layla war für mich das emotionale Herzstück des Buches. Ich habe ihre Gespräche geliebt, die stillen Momente zwischen ihnen und auch die Reibung, die alles so lebendig gemacht hat. Die Twitch-Elemente und Sims-Anspielungen waren eine originelle Idee, die frischen Wind in die Geschichte gebracht haben. Auch wenn ich das Spiel nie gespielt habe, konnte ich allem folgen und wurde teilweise sogar neugierig. Die Idee mit der Community-Challenge hat für viel Dynamik und witzige Situationen gesorgt und gleichzeitig Laylas Entwicklung glaubhaft vorangetrieben. Die Nebenfiguren waren lebendig und haben die Welt um Layla wunderbar ergänzt. Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich die Vorhersehbarkeit der Handlung. Manche Entwicklungen zeichnen sich früh ab, und auch das Drama am Ende fühlte sich etwas konstruiert an. Dennoch bleibt die Geschichte emotional glaubwürdig, ohne in übertriebene Klischees abzudriften. Ein, zwei tiefere Überraschungen hätten dem Buch gutgetan, aber gestört hat es nicht stark.

Fazit:
„Today I’ll Talk to Him“ von Bianca Wege ist eine charmante, moderne Liebesgeschichte mit einem originellen Twist, liebenswerten Charakteren und einem tollen Mix aus Humor und Emotion. Obwohl ich kein Sims-Fan bin, hat mich das Buch abgeholt und bestens unterhalten. Die leichten Schwächen in der Vorhersehbarkeit fallen kaum ins Gewicht, denn die Figuren, die Atmosphäre und der wunderbar ehrliche Schreibstil machen daraus ein echtes Wohlfühlbuch. Ich vergebe liebend gerne sehr gute 4 von 5 Sternchen.

Lieblingszitat:
„»Ist das jetzt eigentlich …? Also ist das ein Date mit … na ja, Potenzial für mehr oder …?« Ich weiß, dass es unklug ist, das direkt am Anfang zu fragen, weil Henrys Antwort das Potenzial hat, den Abend zu zerstören. Aber ich muss es wissen, bevor ich zulasse, dass ich mich noch mehr in diesen Moment fallen lasse.“ (S. 312)

{Rezension} Thea Magica
Das Geheimnis von Port Mint
(Bd. 1 der „Thea Magica“-Dilogie)

Thea Magica –
Das Geheimnis von Port Mint
(Bd. 1 der „Thea Magica“-Dilogie)
von Vivien Verley
mit Illustrationen von Caroline Garcia

Ravensburger Buchverlag
Hardcover
Kinderbuch
288 Seiten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-473-40559-6
Ersterscheinung: 01.09.2025

Inhalt:
Robin zieht mit ihrer Mutter und Schwester in das verschlafene Küstenstädtchen Port Mint – sehr zu ihrem Unmut. Dort gibt es jedoch eine Besonderheit: Magie wird durch das Trinken eines speziellen Tees freigesetzt. Als Robin ihre erste Tasse trinkt, offenbart sich ihre Gabe: das Gedankenlesen. Doch diese Fähigkeit ist nicht nur verboten, sondern auch extrem gefährlich. Schnell merkt sie, dass jemand es gezielt auf ihre Kraft abgesehen hat. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Mailin und Cornelius stürzt sie sich in ein Abenteuer voller Geheimnisse…

Meinung:
Was für ein charmantes, mitreißendes und liebevoll gestaltetes Buch. Ich bin begeistert davon, wie Vivien Verley es geschafft hat, mit einer scheinbar kleinen Idee – Magie durch Tee – eine völlig neue, atmosphärische Welt zu schaffen, die sich frisch und eigenständig anfühlt. Man riecht beim Lesen fast den Duft der dampfenden Tasse, die so viel mehr bedeutet als nur ein Heißgetränk. Robin ist eine wunderbare Hauptfigur: verletzlich, wütend, neugierig, mutig – alles zur gleichen Zeit. Ihr innerer Konflikt, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden und gleichzeitig ihre gefährliche Gabe geheim zu halten, wurde glaubhaft und fesselnd erzählt. Besonders gelungen finde ich die Dynamik zwischen ihr, Mailin und Cornelius. Das Trio hat etwas von klassischen Detektivgruppen, wirkt aber gleichzeitig ganz zeitgemäß und authentisch. Ihre Dialoge sind spritzig, ihre Pläne oft improvisiert, ihre Freundschaft noch fragil, aber ehrlich. Das gibt der Geschichte ein schönes Gegengewicht zur übergeordneten Bedrohung durch Quinton Chest. Der Schreibstil ist lebendig, klar und voller schöner Details. Port Mint ist mehr als nur eine Kulisse – es wirkt wie ein lebender, atmender Ort mit Geheimnissen an jeder Ecke. Die Mischung aus Schule, Magie, Teekultur und persönlicher Geschichte ist so gut balanciert, dass man förmlich durch die Seiten fliegt. Die Kapitel sind angenehm kurz, halten die Spannung aufrecht und lassen Raum für kleine Pausen, obwohl ich persönlich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ein Kritikpunkt bleibt aber nicht aus: Das Ende. Der Showdown kommt sehr plötzlich, fast überstürzt, und wirkt im Vergleich zum bis dahin gut entwickelten Tempo gehetzt. Viele Fragen bleiben offen. Eindeutig zu viele, wenn man bedenkt, dass der zweite Band erst im Frühjahr erscheint. Natürlich soll ein Serienauftakt neugierig machen, aber ein runderer Abschluss wäre für mich deutlich befriedigender gewesen. So wirkt der Schluss eher wie eine abrupte Unterbrechung. Trotzdem: Die Magie, die Charaktere, die Stimmung – all das hat mich so überzeugt, dass ich definitiv weiterlesen werde. Und ja, ich freue mich sehr darauf, mehr über Robins Herkunft und die mysteriösen Hintergründe der Teemagie zu erfahren.

Fazit:
„Thea Magica – Das Geheimnis von Port Mint“ von Vivien Verley ist ein bezaubernder Reihenauftakt voller Magie, Freundschaft und Spannung. Die originelle Idee der Teemagie, kombiniert mit starken Figuren und einer bildhaften Erzählweise, sorgt für ein besonderes Leseerlebnis. Lediglich das abrupt erzählte Ende mit offen gebliebenen Handlungssträngen trübt den Gesamteindruck etwas. Trotzdem ein rundum empfehlenswertes Buch – nicht nur für Kinder ab 10 Jahren, sondern auch für junggebliebene Erwachsene. Von mir gibt es sehr gute 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Gondelküsse und Zeitensprünge

Gondelküsse und Zeitensprünge
von Stefanie Gerstenberger

Fischer Sauerländer
Paperback
Jugendbuch
368 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-7373-7396-8
Ersterscheinung: 16.07.2025

Lucia geht die Liebe suchen

Inhalt:
Die sechzehnjährige Lucy reist im verregneten November eher widerwillig zu ihrem Vater nach Venedig. Statt Dolce Vita erwartet sie trübes Wetter, viele alte Leute – und zunächst keinerlei Abenteuer. Doch als sie aus Versehen den Koffer eines fremden Jungen mitnimmt, dem geheimnisvollen Typen mit der Wollmütze, den sie auf dem Boot gesehen hat, beginnt für Lucy eine Reise, die alles andere als gewöhnlich ist. Zwischen engen Gassen, einem seltsamen Trödelladen und einem jungen Mann aus einer ganz anderen Zeit findet sie sich plötzlich mitten in einem magischen Abenteuer wieder.

Meinung:
Dieser Jugendroman ist so ein Buch, das man eigentlich nur mal kurz anlesen will und dann abends um eins feststellt, dass man gerade aus Venedig zurückgekehrt ist. Ich hatte große Freude daran, Lucy durch dieses liebevoll geschriebene Abenteuer zu begleiten. Ihre Stimme ist echt, sensibel und sehr glaubwürdig für eine Jugendliche, die nach einem Unfall nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wunden mit sich trägt. Man merkt ihr an, dass sie sich noch nicht ganz wiedergefunden hat. Die Geschichte lebt von kleinen Überraschungen, einer wunderbar verwinkelten Stadt voller Flair, und Figuren, die genauso charmant wie schräg sind. Auch die romantischen Elemente haben mich überzeugt – nicht zu kitschig, sondern eher süß und leicht schwebend wie die Gondeln auf dem Wasser. Was Stefanie Gerstenberger besonders gut gelingt, ist die Balance zwischen Realität und Magie. Die fantastischen Elemente wirken nie zu aufgesetzt, sondern fügen sich ganz natürlich in die melancholisch-schöne Atmosphäre Venedigs ein. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich, dass das Ende ein wenig abrupt wirkte. Da hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, um bestimmte Entwicklungen noch runder abzuschließen.

Fazit:
Stefanie Gerstenberger hat mit „Gondelküsse und Zeitensprünge“ eine wunderbar warme, charmante Geschichte geschrieben, die Jugendliche ab 12 Jahren ebenso fesseln wird wie ältere Fans von Cozy Romance mit magischem Einschlag. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Red Flags
Was, wenn die falsche Person die richtige ist?

Red Flags
Was, wenn die falsche Person die richtige ist?
von Sophie Jo
übersetzt von Jana Körner

‎Insel Verlag
Paperback
Jugenduch
348 Seiten
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-458-64539-9
Ersterscheinung: 18.08.2025

Inhalt:
Poppy ist 18, schlagfertig und kompromisslos – vor allem, wenn es ums Dating geht. Ihre Liste mit No-Gos ist lang, und sobald ein Typ auch nur eine klitzekleine Red Flag zeigt, ist sie weg. Cam tickt ähnlich – Beziehungen enden bei ihm, sobald es ernst wird. Beide haben also keine große Erfolgsbilanz in Sachen Liebe. Doch als ihre Freunde sie jeweils zu einer Dating-Challenge herausfordern, kreuzen sich ihre Wege: Zwei Monate durchhalten, ohne selbst Schluss zu machen. Was als eine Art Spiel beginnt, entwickelt sich zu einem komplizierten Balanceakt zwischen Prinzipien, Gefühlen und der Frage: Was, wenn man sein Perfect Match ausgerechnet in der Person findet, die man eigentlich direkt aussortieren wollte?

Meinung:
Dieser Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen, weil es genau das liefert, was eine gute YA-RomCom braucht: Witz, Herz und Tiefe – aber auch den Mut, Themen wie emotionale Reife, Beziehungsangst und Selbstschutz aufzugreifen, ohne ins Kitschige oder Predigende abzudriften. Die Hauptfiguren sind keine klassischen Stereotypen. Poppy mit ihrem kontrollierten Perfektionismus und Cam mit seiner Fluchtreflex-Mentalität stehen sich nicht nur auf Augenhöhe gegenüber – sie halten sich auch gegenseitig einen Spiegel vor. Und genau das macht ihre Dynamik so spannend. Ihre Reibungspunkte sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch zutiefst menschlich. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Art, wie Sophie Jo mit emotionalen Themen umgeht, ohne dass es je belehrend wirkt. Es ist ein Jugendbuch, ja – aber eines, das Teenager ernst nehmen. Die Dialoge wirken nie aufgesetzt, die Gedankengänge der Figuren sind nachvollziehbar, und es gibt immer wieder Momente, in denen man sich selbst ertappt fühlt – sei es in Poppys Bedürfnis nach Kontrolle oder in Cams Angst vor Verletzlichkeit. Hinzu kommt, dass die Nebencharaktere nicht einfach nur dekoratives Beiwerk sind. Besonders Opa Stan sticht hervor: warmherzig, weise, und mit genau dem richtigen Maß an trockener Lebensklugheit. Auch die freundschaftlichen Beziehungen sind authentisch und tragen viel zur Geschichte bei. Es wird schnell deutlich: Dieses Buch geht nicht nur um romantische Beziehungen, sondern auch um Selbstbild, Erwartungen und die oft unbequeme Erkenntnis, dass man selbst manchmal die größte Red Flag im eigenen Leben ist. Ein kleiner Kritikpunkt: An wenigen Stellen wird die Botschaft des Buchs – der Unterschied zwischen gesunden und toxischen Beziehungsmustern – ein wenig zu sehr in den Vordergrund gestellt. Diese Momente wirken minimal konstruiert und nehmen dem sonst sehr natürlichen Erzählfluss etwas an Leichtigkeit. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit:
„Red Flags“ von Sophie Jo ist eine warmherzige, clevere und stellenweise schmerzlich ehrliche Enemies-to-Lovers-RomCom, die sich traut, die unbequemen Seiten von Dating, Selbstschutz und emotionaler Reife zu beleuchten. Mit viel Humor, einer Prise Drama und authentischen Charakteren trifft sie genau den Nerv ihrer Zielgruppe – und darüber hinaus. Ein wunderbares Buch für alle, die an zweite Chancen glauben und bereit sind, sich auch mit den eigenen Red Flags auseinanderzusetzen. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Manchmal laufen dir Leute über den Weg, die nett anzuschauen sind. Aber dann laufen dir Leute über den Weg, bei denen »nett« einfach nicht ausreichend ist. Die haben es in eine völlig neue Sphäre von »unverschämt heiß« geschafft.“ (S. 62)
und
„Auf die Zukunft. Auf dass sie wundervoll und aufregend wird, und niemals scheiße. Sollte sie aber doch mal scheiße sein, wozu es vermutlich irgendwann kommen wird, stehen wir das zusammen durch.“ (S. 288)