Interview mit THiLO

Im Sommer vor meiner Einschulung habe ich die erste Bekanntschaft mit Büchern von THiLO gemacht. Damals habe ich nämlich zum ersten Mal an der Aktion „Heiß auf Lesen“ in unserer Bücherei teilgenommen. Eigentlich geht es bei „Heiß auf Lesen“ darum, die Kinder zum Lesen zu animieren – ganz egal, ob nur ein Buch oder auch mehrere gelesen werden. Mich wollte man zuerst nicht mitmachen lassen, da ich ja noch ein Kindergartenkind war und es ist ja bekannt, dass Kindergartenkinder nicht lesen können. Wie bitte? Das hat mich richtig wütend gemacht! Bei dieser Aktion soll doch die Liebe zum Lesen gefördert werden und dann lässt man ein Kind nicht teilnehmen, nur weil es vor dem Durchschnittslesealter schon lesen kann! Kurzum – ich habe dann geschummelt. Ich bin tags drauf in die Bücherei gegangen, diesmal zu einer anderen Dame, die mich noch nicht kannte, und dann habe ich gesagt, dass ich nach dem Sommer in die zweite Klasse komme. Somit war ich angemeldet und vor allem aber auch angestachelt. Ich wollte es allen zeigen, dass sie im Unrecht waren. Ich ging dann also fast täglich in die Bücherei und habe ein Buch nach dem anderen gelesen und danach mündlich rezensiert. Am Ende der Sommerferien waren es stolze 36 Bücher. Nicht schlecht für ein Kindergartenkind, oder? Die Vielzahl war natürlich nur möglich, weil sich die Bücher für Leseanfänger leicht und schnell lesen lassen. Immer mal wieder kam mir dann ein Buch in die Hand, dessen Autor sich THiLO nannte. Ich habe mich schon damals über den Namen gewundert und mich gefreut, dass mir THiLO jetzt diese Frage und natürlich noch ein paar weitere beantworten konnte.

(Foto: © THiLO)

Leo: Ich habe ein wenig im Vorfeld zu diesem Interview recherchiert und weiß nun einiges mehr von Ihnen, aber vielleicht erzählen Sie mal, wie und wann Sie zum Schreiben und zum Beruf „Autor“ kamen. Ich gehe davon aus, dass die elterliche Buchhandlung wahrscheinlich prägend dafür war, oder?

THiLO: Klar, das war natürlich toll, eine Mutter zu haben, die Buchhändlerin ist. Wenn man Schreiner werden will ist es auch ein Vorteil, wenn man schon mal einen Tisch gesehen hat. Ich habe auch als Schüler schon gerne geschrieben – nur nicht das, was die Lehrer wollten. Die Aufsätze wie „Mein schönster Ferientag“ gingen bei mir so: Ich war von morgens bis abends mit meinen Freunden auf dem Fußballplatz – Aufsatzende. Auf meinem Zeugnis in der Dritten Klasse waren alle Fächer gut, nur Aufsätze schreiben ausreichend
Später wollte ich dann Journalist werden und habe während des Studiums bei Zeitungen und beim Radio gearbeitet. Als ich beim ZDF ein Praktikum gemacht habe, brauchten sie gerade Drehbuchautoren für die Sendung 1, 2 oder 3 – und der Prakti durfte es auch mal versuchen. Das Drehbuch wurde tatsächlich genommen und von da ab habe ich mich in der Kindergeschichtenlandschaft wie ein Krake ausgebreitet.

Leo: Es ist ein Traum aller Leseratten: Aufwachsen in einer Buchhandlung! Welche Bücher haben Ihr Interesse damals als Kind geweckt und waren Sie überhaupt schon buchbegeistert als Kind? Bei vielen Menschen entwickelt sich die Liebe zu Büchern ja erst viel später.

THiLO: Ich habe als Kind wirklich sehr viel gelesen, aber eben auch Fußball gespielt, es war eine gesunde Mischung. Ich durfte mir aber trotzdem nicht alle Bücher aus der Buchhandlung einfach so mitnehmen. Deshalb war ich auch in der Bücherei Dauergast. Ich glaube, ich habe alle Kinderbücher gelesen, die es damals gab. Gerne auch Sachbücher.

Leo: Was war Ihr Lieblingsbuch in Ihrer Kindheit?

THiLO: Robinson Crusoe. 27 Jahre alleine auf einer Insel zu leben und sich rundherum selbst zu versorgen fand ich damals sehr faszinierend (heute auch noch).

Leo: Welche Bücher gehören heute zu Ihren Lieblingsbüchern? Was lesen Sie gerne?

THiLO: Das ist immer unterschiedlich. Nach meinem Abitur – als ich nicht mehr musste – habe ich bei der Ferienarbeit alle Klassiker gelesen, Goethe, Schiller, Brecht, Hesse, Fontane (das sind ähnlich gute Schriftsteller wie ich). Ich habe extra anders Pause gemacht, als die Arbeiter dort, damit die mich nicht eingebildet finden und verkloppen. Heute lese ich manchmal ein halbes Jahr lang nur Krimis, dann wieder Biografien. Es gibt wenige Bücher, die mich überhaupt nicht interessieren.

Leo: Wieso nennen Sie sich THiLO? Das ist doch schon ein etwas außergewöhnlicher Künstlername.

THiLO: Das ist wirklich mein Vorname, ich schreibe ihn noch immer so, wie ich es mir mit vier Jahren beigebracht habe.

Leo: Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus? Wie arbeiten Sie am liebsten? Und wo schreiben Sie? Konzentrierte Ruhe und allein im Büro oder ein Spaziergang an einem belebten Ort?

THiLO: Einen typischen Arbeitsplatz habe ich gar nicht. Ich kann überall schreiben, im Zug, im Café, am Strand. Ich bin etwa 200 Tage im Jahr – in normalen Jahren – unterwegs. Ich brauche nicht mehr als mein Laptop, wenn es rundherum zu unruhig ist, setze ich mir Kopfhörer auf.

Leo: Wie sieht so ein typischer Arbeitstag aus? Haben Sie überhaupt einen typischen Alltag?

THiLO: Auch das ist sehr unterschiedlich. Mal ist es wie bei den meisten anderen Menschen, ich beginne um 8 Uhr und höre um 17 Uhr auf. Oft schreibe ich aber auch an Sonntagen oder abends. Da ich so unglaublich gerne schreibe, habe ich dann trotzdem nicht das Gefühl, dass ich gerade arbeite.

Leo: Wie kommen Sie auf die zahlreichen Ideen? Gibt es Vorgaben von Verlagen? Oder schreiben Sie einfach, was Ihnen in den Sinn kommt? Was machen Sie, um Ideen zu sammeln?

THiLO: Die Ideen gehen mir tatsächlich nie aus – bisher jedenfalls. Es kann sein, dass das mit den vielen Büchern zu tun hat, die ich als Kind verschlungen habe. Generell sind ja alle guten Geschichten ähnlich aufgebaut, also das Skelett ist gleich, sozusagen. Das Fleisch ist dann neu. Und wenn ich mitten in einer Geschichte steckenbleibe, gehe ich auf den Friedhof, zu den ganz alten Gräbern. Ich lese mir die Namen und Daten durch und sofort rattert es in meinem Kopf los, wie deren Leben wohl gewesen ist. Das setzt dann auch andere Ideen frei.

Leo: Wer darf Ihre neuen Texte und Werke als erstes lesen?

THiLO: Meine Texte lesen immer die Lektor/Innen als Erste nach mir. Früher habe ich meistens meinen Kindern sofort die fertigen Geschichten vorgelesen. Aber die sind nun alle schon zu alt für Kinderbücher und noch nicht alt genug, um wieder welche zu lesen. Manchmal, wenn ich Rat brauche, lese ich ihnen aber doch ein, zwei Kapitel vor. Und was sie mir sagen, setze ich um.

Leo: Zum Thema Leseförderung habe ich mal gehört, dass die Zahl der lesenden Kinder wieder steigt. Das finde ich gut. Was müsste man tun, um Kindern (und deren Eltern) das Thema „Lesen“ näherzubringen?

THiLO: Erstens natürlich von klein an Vorlesen, aber nicht so nebenbei, sondern am besten in kuscheliger Umgebung. Dann wird Lesen generell mit Wohlfühlen verbunden. Zweitens ist es gut, wenn die Eltern selbst lesen und ruhig auch mal sagen: „Ich kann gerade nicht, mein Buch ist so spannend.“ Das macht dann neugierig, was es mit diesen schwarzen Zeichen auf dem Papier auf sich hat. Und drittens sollte man als Eltern nicht in gute und schlechte Literatur einteilen. Comics sind genauso gut geeignet, ein Kind zum Leser zu machen, wie Bücher. Auch Eltern lesen ja nicht immer nur Goethe oder THiLO, sondern auch mal leichte Unterhaltung.

Leo: Welches Ihrer eigenen Bücher ist Ihr liebstes Buch? Mögen Sie eins mehr als alle anderen?

THiLO: Ich mag tatsächlich fast alle meiner Bücher immer noch sehr, sehr gerne. Das ist wie, wenn man viele Kinder hat: Alle sind verschiedenen, aber ich liebe sie alle gleich stark. Es gibt unter ihnen keines (jetzt meine ich wieder die Bücher), für das ich mich heute schäme (für meine Kinder sowieso nicht…)

Leo: Sie schreiben sehr viel. Wie lange benötigen Sie im Schnitt für ein Buchprojekt?

THiLO: Ich bin tatsächlich ein sehr schneller Schreiber. Und je weniger Zeit ich für ein Buch habe, desto besser wird es. Oft vergesse ich dann, was ich geschrieben habe und erkenne ganze Kapitel nicht wieder, wenn ich es gedruckt in Händen halte. Als Journalist mussten die Texte für die 12 Uhr Nachrichten um 11 Uhr 30 fertig sein, um 12 Uhr 1 konnte sie niemand mehr gebrauchen.

Leo: Ich habe auf Instagram bei Ihnen reingeschaut und bin erstaunt. Der Account ist mal so ganz anders, als der von anderen Autoren. Finde ich cool. Die meisten Instagram Accounts gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Kennt man einen, kennt man alle. Ihr Account ist ja noch relativ neu, wie kam es dazu? Weil alle einen haben und es zeitgemäß ist? Oder hatten Sie Langeweile während der Corona-freien Zeit? Wurden Sie etwa von Ihren Kindern dazu überredet? Wie viel Zeit investieren Sie in Ihre Social Media Aktivität?

THiLO: Langeweile habe ich nie. Aber mein Einstieg bei Instagram war eine Folge von anderen Projekten, die ich im Corona-April begonnen habe. Da allein in diesem Jahr 80 Lesungen von mir ausgefallen sind, habe ich einen Weg gesucht, um mit meinen Lesern, deren Eltern, BuchhändlerInnen und BibliothekarInnen in Kontakt zu bleiben. Meine Kinder haben mir dabei gute Tipps gegeben. Ich wollte einen Account haben, der meinen Abonnenten auch wirklich einen Gewinn bringt, nicht nur immer meine neusten Bücher in einem Karton zeigen. Ich erzähle etwas von mir, dazu gibt es schöne Bilder. Manchmal bin ich damit 15 Minuten beschäftigt, an manchen Tagen aber auch mal 3 Stunden.

Leo: Welchen ultimativen Tipp können Sie mir geben, damit das mit meinem Berufswunsch, Buchautorin zu werden, auch klappt?

THiLO: Oh, schwere Frage. Bei mir war es ganz leicht. Ich hatte vorher schon jede Menge Drehbücher fürs Kinderfernsehen geschrieben, Sesamstraße, Bibi & Tina, Schloss Einstein, Siebenstein und andere. Da hat mein erster Verlag natürlich Hurra! geschrien, als ich sie angerufen habe. Mein Tipp ist nur: Schreibe einfach weiter. Lass diese Geschichte liegen und beginne eine ganz neue. Und dann noch eine. Es wird automatisch immer besser.

Leo: Sie bieten auch Schreibworkshops an. Das klingt ziemlich interessant. Was sind das für Menschen, die da mitmachen? Sind wirklich alle schreibbegabt?

THiLO: Zu den Workshops kommen Menschen mit unterschiedlichstem Anspruch. Manche wollen in den nächsten 12 Monaten einen Bestseller in den Buchcharts haben, andere nur für ihre Nachfahren ihre Lebensgeschichte spannend aufschreiben. Manche haben schon Kurzgeschichten veröffentlicht, manche noch kein Wort zu Papier gebracht. Bei manchen wird es wahrscheinlich nicht zu einem Buchvertrag reichen, aber unbegabt zum Schreiben ist niemand. Ich zeige ihnen dann einige Tricks, das Handwerkszeug sozusagen. Viele kommen aber auch zu mir, um sich einfach eine Woche lang voll aufs Schreiben konzentrieren zu können. Bei meinen Workshops stört nichts, es gibt keinen Lärm, alle Teilnehmer waren ausnahmslos sehr nett und die Landschaft drumherum ist schön – und obendrein stehe ich mit Rat und Tat zur Seite.

Leo: Während der letzten Monate mussten wir alle unser Leben umstellen. Was haben Sie die letzten vier Monate gemacht? Hat sich für Sie viel geändert? Schreiben kann man ja auch trotz Corona, aber fehlen Ihnen die öffentlichen Auftritte bzw. Lesungen?

THiLO: Bei mir sind ab Mitte März alle Lesungen weggefallen. Plötzlich hatte ich unerwartet viel freie Zeit – um mal etwas Positives in dem Ganzen zu sehen. Wie Millionen andere Menschen auch war ich mit meinen Kindern den ganzen Tag zuhause. Da kam mir die Idee, einen Escape-Room zum Ausdrucken zu entwickeln. Die Lockdown-Agents sind kein Buch oder Spiel, das man am Tisch macht, sondern die ganze Wohnung wird in einen Escape-Room verwandelt. Alles, was man dazu braucht, ist in der PDF enthalten, die man auf www.thilos-gute-seite.de herunterladen kann. Das Thema war dann sofort in vielen Zeitungen und ich wurde zu Online-Workshops eingeladen – und das Abenteuer wurde bis jetzt schon fast 10.000 mal heruntergeladen.
Die öffentlichen Auftritte, besonders die Kontakte zu meinen LeserInnen fehlen mir natürlich. Aber ich nehme es so hin, wie es ist. Irgendwann komme ich zurück in die Schulen, Buchhandlungen und Bibliotheken und dann wissen alle diese Lesungen noch mehr zu schätzen.

Wer noch mehr über THiLO erfahren möchte, darf nun gerne zur Homepage des Autors springen. Dort findet ihr übrigens auch die Abenteuer der Lockdown-Agents.

Leo on TV

Ich wurde in den letzten Tagen häufig gefragt, in welcher Folge des Tigerenten Clubs ich mit meiner Klasse zu sehen war. Dieses Video und das Video von meinem Besuch beim Tigerenten Club im Mai 2017 findet ihr hier.

Interview mit Laura Kneidl

Mit Romanen wie „Berühre mich. Nicht.“ und „Verliere mich. Nicht.“ hat sich Laura Kneidl bereits eine eigene Fangemeinde erschrieben. Die beliebte Autorin schreibt Romane über die Liebe, aber auch über alltägliche Herausforderungen und fantastische Welten. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie im Jahr 2009, selbst an ihrem ersten Roman zu arbeiten. Laura Kneidl schreibt aber nicht nur Bestseller, sie ist auch in sozialen Netzwerken aktiv, wo sie sich sehr gerne mit ihren Leserinnen und Lesern austauscht. Ich tausche mich auch gerne aus – gerne auch mal im realen Leben – deshalb war ich sehr erfreut, dass Laura Kneidl Zeit für ein Interview im Rahmen ihrer Lesung zu „Someone Else“ in Stuttgart hatte.

Leo: In deiner Bibliographie habe ich gesehen, dass du bereits sehr viele Bücher geschrieben hast. Ich muss zugeben, dass ich altersbedingt erst jetzt so langsam anfange, Jugendbücher für das Lesealter ab 14 Jahren zu lesen, denn meine Mutter meinte immer, dass ich mir noch Zeit lassen soll, bis ich reif genug dafür wäre. Das bin ich nun scheinbar und deshalb will ich jetzt von dir wissen, mit welchem Buch ich anfangen sollte. Welches ist dein persönliches Lieblingsbuch, das du selbst geschrieben hast?

Laura Kneidl: Ich mag alle meine Bücher sehr gerne, deswegen kann ich nicht sagen, welches mein Lieblingsbuch ist. Es kommt vor allem darauf an, was man lesen möchte, ob etwas Realistisches oder Fantasy. Wenn man realistische Bücher mag, dann wären „Someone New“ oder „Berühre mich. Nicht.“ die ersten Bücher, die ich empfehlen würde. Bei Fantasy hingegen, ist mein Debüt „Light & Darkness“ ein guter Einstieg, weil das mit ein paar Fantasy-Elementen gespickt ist. Oder auch „Herz aus Schatten“. Das wären die Jugendbücher, wenn man schon etwas älter ist, kann man auch „Die Krone der Dunkelheit“ lesen.

Leo: Erzähl doch mal, wie und wann du zum Schreiben und zum Beruf „Autorin“ kamst. Wolltest du schon immer Autorin werden oder hattest du früher andere Ziele und das Schreiben hat sich einfach nur so ergeben?

Laura Kneidl: Ich habe 2007 oder 2008 angefangen, zu schreiben. Das war, nachdem ich „Twilight“ gelesen habe. Die Bücher fand ich damals unglaublich toll und ich habe angefangen, Fan-Fictions über Jacob Black zu schreiben. Das hat mir viel Spaß gemacht. Danach habe ich immer mehr gelesen und irgendwann habe ich „Die Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare entdeckt und war einfach so begeistert, dass ich unbedingt eine eigene Geschichte erfinden und eine komplett eigene Welt erschaffen wollte. So bin ich zum Schreiben gekommen.
Ich habe dann einige Bücher geschrieben, Ideen verworfen und neue aufgegriffen. Meistens einfach nur zum Spaß – ohne den Gedanken zu haben, dass ich Autorin werde. Das hat so eine Weile angedauert, bis ich das  Manuskript von „Light & Darkness“ 2011 beendet habe. Das war der erste Text von mir, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er funktioniert und auch gut ist, sodass ich ihn selbst gerne lesen würde und das wollte ich mit anderen teilen.
Das war der erste Moment, wo ich mir überlegt habe, dass ich Autorin werden könnte. Daraufhin habe ich das Buch an Verlage und Agenturen geschickt und es hat sich tatsächlich ein Verlag gefunden, der es veröffentlichen wollte, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Leo: Diese Frage wurde dir sicherlich schon oft gestellt, aber welche Tipps kannst du jungen, heranwachsenden Autoren geben?

Laura Kneidl: Ganz, ganz wichtig ist das Lesen. Ich habe durchs Lesen so viel gelernt. Vor allem in der Anfangszeit habe ich versucht, mindestens 50 Bücher pro Jahr oder mehr zu lesen. Was auch sehr hilft ist der Austausch mit anderen Leuten. Das bedeutet, dass man, wenn man einen Text schreibt, sich einen Kritikpartner sucht, der den Text liest und einem sagt, dass beispielsweise eine bestimmte Stelle noch nicht ganz ausgereift ist. Ich habe meine Kritikpartner damals in Schreibforen gefunden, heute eignen sich dazu auch irgendwelche Facebook-Gruppen oder Wattpad-Communitys.
Das ist auf jeden Fall ein guter Tipp, aber wenn man wirklich Romane schreiben möchte, ist es, glaube ich, auch ganz wichtig, sich nicht ablenken zu lassen von irgendwelchen neuen Ideen, die einem kommen, sondern dass man sich eine Idee rauspickt, für die man wirklich brennt und das Buch auf jeden Fall dann auch fertigschreibt. In diesem Beruf ist es nämlich unverzeihlich wichtig, dass man Dinge fertigschreibt.

Leo: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Wo schreibst du? Es gibt Autoren, die ihre Ruhe haben wollen und in einem Büro schreiben, andere wiederum schreiben sehr gerne in Cafés.

Laura Kneidl: Mein Arbeitsplatz? Äh… Ich schreibe auf der Couch. Wenn es wirklich ums neu schreiben geht. Wenn ich aber meine Texte überarbeite, im Lektorat oder im Korrektorat, Ideen ausarbeite oder Exposés schreibe, dann sitze ich an meinem Schreibtisch. Ich habe ein eigenes Arbeitszimmer und darin hängen alle Illustrationen, die ich irgendwie zu meinen Büchern bekommen habe. Auch die aus „Someone New“, „Someone Else“ und „Die Kronen der Dunkelheit“ hängen da, damit ich die auch immer angucken kann.

Leo: Cool! Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag?

Laura Kneidl: Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht. Ich bemühe mich zwar, mir immer wieder Routinen anzugewöhnen und zu erarbeiten. Ich stehe immer zu einer relativ „normalen“ Zeit auf, wenn auch andere Menschen aufstehen, die arbeiten oder in die Schule gehen müssen. Dann setze ich mich hin und schreibe. Das mache ich, damit ich jeden Tag weiß, was zu tun ist. Allerdings ist es wirklich ein sehr abwechslungsreicher Job. Man denkt gar nicht, wie viel Zeit ich damit verbringe, Sachen zu machen, die gar nicht „Schreiben“ sind. Da kommen dann eben Interviews dazu oder auch Veranstaltungen. Manchmal kommen aber auch ganz unromantische Dinge hinzu, wie beispielsweise Bürokratie, also Rechnungen abheften und Buchhaltung. Es gibt dann aber auch solche Tage, an denen ich einfach nur dasitze und nachdenke über irgendwelche Geschichten. Daher gibt es keinen typischen Arbeitsalltag. Aber wie gesagt, versuche ich, Dinge regelmäßig zu machen, damit ich meine Sachen auch geschafft bekomme.

Leo: Du hast gerade gesagt, dass du an manchen Tagen einfach nur dasitzt und überlegst. Heißt das, du machst dir einen konkreten Plan und schreibst nicht einfach drauf los?

Laura Kneidl: Ja, ich plane sogar sehr, sehr ausführlich, was ich schreiben möchte. Bevor ich auch nur die erste Seite geschrieben habe, kenne ich die wichtigsten Szenen im Buch. Ich weiß auch, was mit den Protagonisten passiert, wann sich etwas ändert und wann der Protagonist etwas herausfinden wird und natürlich kenne ich auch das Ende. Ich muss wissen, worauf ich hinschreibe, so kann ich mich nicht in irgendwelches Geschwafel verlieren. Deswegen weiß ich immer sehr genau, um was es in den Büchern gehen wird.

Leo: Das könnte ich überhaupt nicht. Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Mensch und ich schreibe eigentlich immer einfach drauf los.

Laura Kneidl: Ja, für manche funktioniert das richtig gut. Man sagt, dass es unter den Autoren die „Plotter“ gibt, die eben einen Plot haben und genau wissen, was sie tun und dann eben die „Pantser“, die einfach drauflosschreiben. Aber für beide funktioniert es total gut. Eine Methode von Dan Wells, die ich gerne benutze, ist die 7-Punkte-Struktur. Sie ist auch sehr simplen, denn die Methode besagt, dass jedes Buch aus sieben Punkten besteht und wenn man diese sieben Punkte hat, dann funktioniert die Geschichte. Und irgendwie stimmt das auch.

Leo: Wann kommen dir die besten Ideen?

Laura Kneidl: Meistens, wenn es gerade ziemlich unpassend ist. Also immer dann, wenn ich mich eigentlich auf andere Dinge konzentrieren sollte – und dann lass ich mich ablenken.

Leo: Und was machst du, wenn es beim Schreiben mal hakt, wenn dir gar nichts einfällt und du gar keine Idee hast?

Laura Kneidl: Ich muss sagen, was mir wirklich am allermeisten hilft ist, um nochmal auf das Thema Kritikpartner zurückzukommen, nochmal mit anderen Leuten über meine Ideen zu reden. Denn noch während ich darüber rede fällt mir meistens selbst schon eine Lösung ein.

Leo: Arbeitest du mehrgleisig an verschiedenen Büchern oder Projekten?

Laura Kneidl: Ich kann immer nur an einem Projekt schreiben, aber nebenbei denke ich natürlich noch über andere Ideen nach. Bei einem Kaffee am Morgen über eine Idee nachzugrübeln, das funktioniert schon, aber beim Schreiben fokussiere ich mich gerne.

Leo: Wer darf deine neuen Texte und Werke als erstes lesen?

Laura Kneidl: Das ist relativ unterschiedlich. Aber meistens bekommen die Lektoren in den Verlagen meine Texte als erstes zu lesen, ab und an, es hängt vom Projekt ab, habe ich noch Testleser, die es dann zuerst bekommen.

Leo: Hast du Lampenfieber vor Lesungen oder ist das eher so etwas wie ein entspanntes Lesen unter Freunden?

Laura Kneidl: Nein, es ist kein entspanntes Lesen. Ich bin ziemlich aufgeregt und wirklich sehr nervös. Die Sache ist die, dass ich total gerne über das Schreiben rede, ich beantworte auch die Fragen zu meinen Büchern sehr gerne, aber ich lese überhaupt nicht gerne vor. Aber das Lampenfieber verschwindet auch, sobald ich vor den Leuten sitze und einmal angefangen habe vorzulesen.

Leo: Das ist ähnlich wie bei mir. Ich bin bei uns in der Schule beim Musical und bevor man da auf die Bühne geht, ist man total aufgeregt und dann geht’s aber eigentlich.

Laura Kneidl: Eben. Dann hat man nämlich andere Sorgen und muss sich konzentrieren.

Leo: Du bist Katzenliebhaberin und einige andere Autorinnen auch. Erzähl mal, wie kam es dazu, dass du dir mit Tanja Voosen und Tami Fischer den Account @writerscats auf Instagram zugelegt hast?

Laura Kneidl: Ich weiß gar nicht mehr, wie das genau kam. Mit Tanja Voosen habe ich schon mal darüber geredet, dass es cool wäre, einen Instagram-Account für unsere Katzen zu machen. Wir beide lieben es, Fotos von unseren Katzen zu machen. Mindestens 80% meiner Fotos auf dem Handy sind von meinen Katzen. Aber ich kann die natürlich nicht alle auf meinem Autorenprofil teilen, denn das wäre für manche vielleicht ein bisschen zu viel an Katzenfotos. Wir beide haben dann ein bisschen darüber geredet, aber nicht so direkt konkretisiert. Dann hat Tami Fischer ihre zwei Katzen bekommen und natürlich hat sie auch sofort damit angefangen, nur noch Bilder von den beiden zu machen. Sie war es, die ohne groß Nachzudenken den Account dann erstellt hat. Und so können wir immer wieder, wenn wir gerade Lust haben, Bilder von unseren Katzen dauerhaft teilen.
Ich selber habe in meinem Autoren-Feed keine privaten oder persönlichen Fotos drin, sondern wirklich nur welche zu meinen Büchern und auch zu meinen Projekten oder zum Schreiben allgemein. So kann man die Katzenbilder aber auch ein bisschen besser verewigen.

Leo: Die Kinder- und Drehbuchautorin Vanessa Walder schickt mir oft per WhatsApp Bilder ihrer Katze. Sie selbst hält nicht viel von Social Media, aber vielleicht sollte ich ihr vorschlagen, einen Account für ihre Katze zu eröffnen. Auf Instagram ist ja heutzutage alles möglich. Ich verliere mich sehr oft und vergesse dabei ganz die Zeit. Wie ist das bei dir? Ist Social Media ein Fluch oder ein Segen?

Laura Kneidl: Beides. Es stimmt, es kann sehr zeitraubend sein und manchmal verliert man sich darin. Man will nur einmal kurz in Instagram reinschauen, und plötzlich ist eine ganze Stunde vergangen. Das ist dann natürlich nicht so schön. Aber man kann sich so leicht mit seinen Lesern austauschen und wundervolle Bilder zu seinen Büchern betrachten. Ich liebe es auch, mir einfach irgendwelche Hashtags über Schottland, vor allem aber auch über Edinburgh, anzusehen. Ich glaube, dass man immer die Balance finden muss. Gerade beim Schreiben finde ich es dann aber wichtig, mein Handy in ein anderes Zimmer zu legen – damit dieser Griff von der Tastatur zum Handy nicht so leicht ist.

Leo: Hast du bereits als Kind schon gerne gelesen?

Laura Kneidl: Ich habe gelesen, aber ich muss sagen, dass das tatsächlich nicht besonders viel war. Ich habe gerne die Gänsehaut-Bücher gelesen, aber ich war generell nicht so begeistert von Büchern. Das kam tatsächlich erst mit „Twilight“. Also mit 17 oder 18 Jahren.  

Leo: Kannst du dich an dein liebstes Kinderbuch erinnern?

Laura Kneidl: Das ist eine gute Frage. Ich muss tatsächlich sagen, dass das Märchenbücher waren. An all diese ganzen Klassiker, die man so vorgelesen bekommen hat, erinnere ich mich am liebsten zurück. Das waren so die Bücher meiner Kindheit.

Leo: Hattest du schon einmal eine Anfrage für eine Verfilmung deiner Bücher?

Laura Kneidl: Noch habe ich keine konkrete Anfrage bekommen, aber ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn irgendwann eins meiner Bücher verfilmt werden würde.

Leo: Und welche Schauspieler würdest du dann gerne in deinem Film mitspielen lassen?

Laura Kneidl: Ich habe da jetzt keine konkreten Schauspieler im Kopf. Es gibt natürlich Schauspieler, die ich einfach sehr gerne mag. Ich mag zum Beispiel Wentworth Miller, der in der Serie „Prison Break“ mitgespielt hat, gerne. Ganz aktuell aus dem Film „Joker“ mag ich Joaquin Phoenix, den fand ich auch in „Walk the Line“ toll.

Leo: Angenommen, du hättest einen Wusch frei, welcher wäre das?

Laura Kneidl: Nur einen Wunsch? Mehr Wünsche!

Leo: Das sagt meine Schwester auch immer. Das ist tatsächlich ein sehr kluger Gedanke.

Laura Kneidl: Ja. Aber ich glaube, ich würde mir einfach generell wünschen, dass es für alle gut weitergeht. Was immer das auch bedeuten mag. Ich wünsche mir, dass alles gut bleibt und alle gesund sind.

Leo: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen könntest, wer wäre das?

Laura Kneidl: Mit meinen Katzen. Das wär‘ das ultimative Leben! Die ganze Zeit nur schlafen und fressen und gestreichelt werden. Bestes Leben!

Dem möchte ich in keiner Weise widersprechen, denn das klingt nach einem perfekten Leben! 😉

Interview mit Ralph Caspers

Bereits vor einem Jahr hatte ich das Vergnügen, einer Lesung von Ralph Caspers lauschen zu dürfen. Ich kann euch sagen, ein wahrhaftiges Vergnügen – nicht nur für die kleinen Zuhörer! Ich habe mittlerweile schon unzählige Lesungen besucht, aber keine war so lustig wie die von Ralph Caspers. Ob Groß oder Klein, alle Augen strahlten am Ende. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Ralph Casper nun sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement für die Bildung ausgezeichnet wurde. Als Moderator der Sendung mit der Maus“ und Wissen macht Ah!“ erklärt er uns Kindern Interessantes und Wissenswertes aus der ganzen Welt und das nicht nur lustig und urkomisch, sondern tatsächlich auch lehrreich. Klar, dass ich nun die Gelegenheit genutzt habe, um noch mehr über ihn zu erfahren.

Leo: Liest du eigentlich gerne?

Ralph: Ja, sehr gerne.

Leo: Und was war dein Lieblingsbuch in der Kindheit?

Ralph: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe früher total viel gelesen. Natürlich habe ich sowas wie „Die drei ??? oder „TKKG und „Burg Schreckenstein, diese typischen Kinder- und Jugendbücher gelesen. Und ich habe total gerne „Edgar Allen Poe gelesen. Es war nämlich so, dass wir bei irgendeinem Familienfest waren, da war ich so alt wie du, gerade 10 und mir war wahnsinnig langweilig, weil die Familienfeste früher einfach so unglaublich langweilig waren. Das war bei meinem Onkel und da bin ich einfach zum Bücherschrank gegangen, habe geschaut, was es da für Bücher gibt und habe da irgendein Buch herausgezogen. Das war eben von Edgar Allen Poe und aus diesem Buch habe ich dann Geschichten gelesen. Die waren echt super! Und seitdem bin ich ein großer Edgar Allen Poe-Fan.

Leo: Und was ist heutzutage dein Lieblingsbuch?

Ralph: Heutzutage? Hmm…

Leo: Es kann auch dein eigenes sein. 😉

Ralph: Ja, natürlich ist mein eigenes Buch mein Lieblingsbuch. Das Tolle ist ja, wenn man ein eigenes Buch hat, dann kann man genau die Geschichten schreiben, die man selbst lesen möchte oder die Geschichten, die man selber gerne vorlesen möchte. Das ist schon echt angenehm. Ansonsten habe ich nicht unbedingt DAS Lieblingsbuch. Das wechselt immer. Ich versuche immer, das Buch, das ich gerade lese, am liebsten zu lesen.

Leo: Wie bist du eigentlich zum Bücherschreiben gekommen?

Ralph: Aus Langeweile. Ich habe meiner Tochter immer Sachen vorlesen müssen zum Einschlafen. Als sie ganz klein war, war das eben hauptsächlich Conni. Und Conni wird irgendwann echt langweilig.

Leo: Ich erhebe Einspruch. Conni ist echt genial! Es gibt z.B. auch eine Conni 15-Reihe, d.h., man kann es von klein bis groß lesen.

Ralph: Ja, aber es ist echt nicht toll, wenn man fünfzehnmal hintereinander „Conni geht zum Zahnarzt oder „Conni kommt in den Kindergarten liest. Dann ist es mir passiert, dass ich die Bücher schon auswendig konnte und beim Vorlesen eingeschlafen bin. Trotzdem habe ich aber weitergesprochen, weil ich sie eben schon auswendig konnte. Irgendwann habe ich selbst Sachen dazuerfunden. Das kam aber nicht so gut an. Dann habe ich Conni weggelegt und gesagt „Ich erzähle dir jetzt was ganz anderes. Also habe ich was ganz anderes erzählt. Das waren nach einer Weile aber so viele Geschichten, dass ich diese nur noch aufschreiben musste.

Leo: Wem liest du als Erstes deine Texte vor?

Ralph: Mir. Beim Schreiben. Und dann lach‘ ich mich meistens kaputt. Aber ansonsten kommt es darauf an, was es für Texte sind. „Wissen macht Ah!-Texte, die ich ja auch schreibe, die lese ich nur mir vor. Aber wenn ich Geschichten schreibe, dann sind meine Kinder eigentlich die ersten, denen ich davon erzähle und das dann vorlese.

Leo: Du machst ja Lesungen mit Kindern. Fällt dir dazu spontan ein Erlebnis ein?

Ralph: Ja, da fallen mir viele ein. An was hast du denn gedacht?

Leo: Vielleicht an was Witziges?

Ralph: Das, was ich da immer vorlese, sind ja Gute-Nacht-Geschichten. Und ich versuche immer, so langweilig und monoton wie nur möglich vorzulesen, damit alle einschlafen. Das ist mir bis heute aber noch nicht geglückt.

Leo: D.h., das ist dein Ziel bei deinen Lesungen?

Ralph: Ja. Mein Ziel ist es, dass alle einschlafen. Ich arbeite daran und vielleicht klappt es ja hier bei dieser Lesung. Das Schöne ist ja, dass die Chance, je später man liest, steigt, dass die Leute schon müde sind. Aber wir werden es ja sehen, ob heute jemand einschläft. Also ist es vollkommen okay, wenn du einschläfst. Ich nehme es nicht persönlich.

Lesung vom 07. Dezember 2019 in Stuttgart aus dem Buch „Wenn Riesen reisen“

Leo: Gibt es bei dir so etwas wie einen typischen Arbeitstag?

Ralph: Ja, den gibt es. Wenn ich für „Wissen macht Ah! arbeite, sieht mein typischer Arbeitstag so aus, dass ich um 9 Uhr im Studio anfange. Dann mache ich erst mal eine Besprechung mit allen Leuten, die irgendwie mithelfen, wie der Drehtag aussehen soll. Anschließend werde ich geschminkt, während die dann schon mal die erste Moderation einrichten, also das Licht aufbauen, die Requisiten hinstellen und so. Wenn Clarissa und ich dann fertig sind, gehen wir ins Studio und machen eine Probe mit Kamera, Ton und allen Requisiten. Das wiederholt sich dann ein paar Mal, bis eine ganze Sendung fertig ist. Zusammen sind das sechs Moderationen, die sich wiederholen. Am Abend gegen 18 Uhr schminke ich mich dann ab und fahre nach Hause. Das ist dann so der typische Arbeitstag, wenn ich für „Wissen macht Ah! im Studio bin. Wenn ich aber schreibe und nicht ins Studio fahre, dann gibt es keinen typischen Tag. Manchmal bleibe ich einfach im Bett liegen. Manchmal stehe ich auf, ziehe mich aber nicht an und schreibe in der Küche. Manchmal setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Manchmal fahre ich ins Büro und arbeite da. Manchmal gehe ich mit dem Hund spazieren und überlege mir da neue Geschichten. Manchmal fahre ich irgendwo hin und lese vor. Es gibt also keinen typischen Arbeitstag, den ich jeden Tag habe.

Leo: Welche Arbeit magst du am meisten? Bücher schreiben, im Studio drehen oder die Arbeit zusammen mit Kindern und Jugendlichen, denen du etwas beibringen oder auch vorlesen kannst?

Ralph: Ich mag alles. Also, ich kann nicht sagen, was ich lieber mag. Tut mir leid.

Leo: Ist ja aber auch schön, wenn dir deine Arbeit Spaß macht.

Ralph: Ja, das finde ich auch! Ich habe kein Hobby. Hobbys sind ja immer solche Sachen, die man braucht, um den Arbeitstag zu kompensieren, damit man da einen Ausgleich hat. Aber weil meine Arbeitstage immer so schön sind, brauche ich keine Hobbys zum Ausgleich.

Leo: Ich brauch‘ meine Hobbys, damit mir nicht langweilig wird. Ich hasse es, wenn ich Freizeit und nichts zu tun habe.

Ralph: Aber ehrlich gesagt, finde ich Langeweile total angenehm. Als ich angefangen habe, zu studieren, hat der Rektor der Hochschule gesagt „Ihr habt hier alles, was ihr euch vorstellen könnt. Ihr habt die neuesten Geräte und ihr habt eine Codekarte, mit der ihr – egal, wann euch die Muse küsst – zu uns an die Hochschule kommen und eure Arbeiten machen könnt. Das war nämlich eine Kunsthochschule. „Ihr könnt jederzeit hier rein und euch auch zu Tode arbeiten, hat der gesagt, „aber das Allerwichtigste, das, was ihr niemals vergessen dürft, ist, dass ihr regelmäßig die weiße Wand anstarren müsst Und das fand ich – ich bin ja eher faul – sehr angenehm. Ich dachte mir damals, dass endlich jemand sagt, dass es völlig okay ist, nichts zu tun. Das mache ich eigentlich auch total gerne. Natürlich tue ich nicht nichts, weil man ja trotzdem denkt. Oder selbst wenn man nicht das Gefühl hat, dass man denkt, arbeitet das Gehirn trotzdem irgendwie weiter. Bei mir zumindest ist es oft so, dass ich, wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, das okay finde und einfach was anderes mache. Ich fange z.B. an, zu zeichnen oder ich mache eben gar nichts. Irgendwann ist es dann so wie bei einer Mikrowelle. Wenn man ein Fertiggericht in die Mikrowelle reingetan hat und die Mikrowelle anschaltet, macht es irgendwann „Pling! und es ist fertig. Genauso ist es auch, wenn ich über etwas nachdenke und keine Lösung habe. Ich mache etwas anderes und vergesse es bald, aber mein Gehirn arbeitet weiter daran. Und irgendwann macht es dann eben „Pling! und dann muss ich es nur noch aufschreiben und dann war’s das.

Leo: Wenn ich nichts tue, dann kommen mir immer die verrücktesten Ideen. Dann fange ich sogar manchmal an, ohne Anforderung mein Zimmer aufzuräumen.

Ralph: Das ist krank. Wenn ich müde bin und wenn mir langweilig ist – langweilig ist mir oft, wenn ich eine stupide Arbeit habe oder irgendwo zu Gast bin – dann mache ich meistens Unsinn und Quatsch. Die Leute sind dann meistens sehr irritiert, aber das ist auch sehr lustig. Bei Müdigkeit und Langeweile passiert das bei mir häufig. Da habe ich oft auch am meisten Spaß.

Leo: Warst du früher in der Schule der typische Klassenclown?

Ralph: Nein. Ich war in der Schule total unauffällig. Ich glaube, die meisten Lehrer erinnern sich gar nicht mehr an mich, weil ich so unauffällig war. Ich war immer sehr blass, meine Hautfarbe entsprach der weiß getünchten Wand. Ich konnte super Mimese machen, also ich konnte praktisch eins werden mit meiner Umgebung und keiner hat mich bemerkt. Darin war ich echt gut.

Leo: Wie bei Harry Potter dieser Zauberumhang, mit dem man unsichtbar wird.

Ralph: Ja, genau so. Ich brauchte nur keinen Umhang, dafür habe ich selbst gereicht.

Leo: Was fällt dir als erstes ein, wenn du an deine Abi-Zeit zurückdenkst?

Ralph: Ich glaube, das Schönste war das Austauschjahr, das ich in der elften Klasse in den USA gemacht habe. Das war super!

Leo: Cool!

Ralph: Aber ansonsten fallen mir als erstes die Leute ein, mit denen ich Abi gemacht habe. Mit den meisten meiner Freunde, das sind zwar nicht so viele, aber mit denen habe ich immer noch Kontakt. Das war echt schön. Ich fand die Abi-Zeit eigentlich ganz angenehm. Wenn man Abitur macht, ist es ja eigentlich so, dass man weiß, wann die Klausuren sind und man teilt sich den Lernstoff ein bisschen ein.

Leo: Auch wenn ich weiß, wann ich meine Arbeiten schreibe, lerne ich eh nicht drauf.

Ralph: Ja, das ist das große Problem. Das habe ich auch nicht gemacht. Ich habe meistens in der Nacht vorher versucht, irgendwie noch was zu lernen…

Leo: Genau das mache ich auch immer.

Ralph: Das Problem dabei ist, dass man nie, wenn’s immer klappt und funktioniert, die Motivation hat, etwas zu ändern.

Leo: Das sagt meine Mutter auch immer zu mir.

Ralph: Aber das ist echt doof. Wichtig ist aber, dass man irgendwann auch auf die Arbeiten lernt. Dass man lernt, wie man sich Sachen einprägt und im Gedächtnis behält. Irgendwo kommt nämlich ein Punkt, an dem sich nicht mehr durchwurschteln kann. Tja…

Leo: Genau so klingt meine Mutter immer!

Ralph: Ja. Die hat Ahnung.

Leo: Stell‘ dir mal vor, du wärst noch einmal 18. Was würdest du nach dem Abi machen? Würdest du etwas anders machen?

Ralph: Nein. Ich fand es nach dem Abi immer richtig schlimm, dass ich nicht wusste, was ich machen sollte. Aber jetzt, rückblickend betrachtet, war das total gut, dass ich überhaupt keinen Plan hatte. Dadurch habe ich nämlich das alles gemacht, was ich gemacht habe und sitze jetzt hier. Und das ist ganz schön.

Leo: Hast du deine Karriere also nicht geplant? Bist du da also eher irgendwie „reingerutscht?

Ralph: Ja. Ich habe überhaupt nichts geplant. Es war ein Zufall nach dem anderen und ich bin einfach nur immer weitergerutscht. Das Tolle, wenn man keinen Plan und kein Ziel vor Augen hat, ist, dass man dann eher guckt, was sich rechts und links vom Weg noch so ergibt. Dann hat man nicht immer so einen Tunnelblick und ist ganz auf das Ziel fixiert. So ein Tunnelblick sorgt dafür, dass man gar nicht richtig mitbekommt, was sich neben einem noch ergibt. Wenn man aber keinen Plan hat – zumindest war das bei mir so – dann habe ich immer geguckt, was sonst noch so da ist und habe Sachen gesehen, die ich sonst vielleicht gar nicht bemerkt hätte. So konnte ich jede Gelegenheit, die sich so ergab, beim Schopfe greifen.

Leo: Wann wurde daraus ein konkreter Berufswunsch?

Ralph: Ich hatte nie einen konkreten Berufswunsch. Ich wollte auch nie Moderator werden, das ist einfach so durch Zufall passiert. Ich glaube, man muss viele Sachen ausprobieren. Es gibt ja eine große Anzahl an Tätigkeiten, die man gerne macht, aber da ist man nicht unbedingt überall gut drin. Dann gibt es wiederum Sachen, die kann man gut, aber die macht man nicht gerne. Ich kann z.B. sehr gut Zimmeraufräumen, aber ich hasse es. Ich mache das nicht sehr gerne. Auf der anderen Seite backe ich total gerne, aber das kann ich nicht so besonders gut. Aber wenn man viele Sachen ausprobiert, dann hat man irgendwann eine Schnittmenge. Dann findet man irgendwann etwas, das man gern macht und das man gut kann. Und wenn man das gefunden hat, dann ergibt sich der Rest meistens von ganz alleine.

Leo: Heutzutage kennen dich sehr viele Kinder, teilweise auch Jugendliche oder auch Erwachsene. Wie fühlt sich das an?

Ralph: Die Menschen, die die Sendungen gucken, die ich mache, die sind sehr nett und sehr offen und freundlich. Das bedeutet, dass es, wenn ich angesprochen werde, immer sehr positiv ist.

Leo: Wirst du oft auf der Straße angesprochen?

Ralph: Ich bin sehr schnell. Ich habe sehr lange Beine und gehe meistens sehr zielstrebig irgendwo hin. Dann bin ich meistens zu schnell wieder weg, als das mich jemand abfangen könnte.

Leo: Träumst du manchmal von deinen Buchfiguren?

Ralph: Nein, bisher habe ich das noch nicht getan. Na ja, sagen wir es anders. Wenn ich träume, dann sind das manchmal Geschichten. Die wandle ich dann um und die kommen dann ins Buch rein.

Leo: Kommen dir also im Schlaf die besten Ideen?

Ralph: Im Schlaf kommen einem gute Ideen. Zumindest denkt man, dass sie gut sind. Dann schreibt man das aber auf, guckt am nächsten Morgen auf den Zettel, den man beschrieben hat und denkt sich, dass das total langweilig ist. Im Schlaf wirken die Sachen also immer viel, viel besser. Manchmal ist aber trotzdem eine gute Idee dabei. Oder eben ein Bild, das toll ist und aus dem man was machen kann. Ansonsten kommen mir die Ideen einfach immer und überall. Alles, was ich erlebe, hat das Potenzial, mich zu einer Idee für eine Geschichte oder eine Moderation zu bringen. Das ist wirklich das Tolle an den Sachen, die ich mache. Denn alles bringt mich irgendwie einen Schritt weiter.

Leo: Mir ist neulich aufgefallen, dass du den „Atlas Obscura auf CD eingesprochen hast. Man merkt, dass dir das liegt und dass du das gerne machst.

Ralph: Das macht einfach total Spaß! Ich mache das bei „Wissen macht Ah! oder auch bei der „Sendung mit der Maus auch. Da vertone und spreche ich die Beiträge und irgendwie ist das eine total schöne Arbeit. Man kann einfach reden und erzählen und ich erzähle ganz gerne.

Leo: Das merk‘ ich!

Ralph: Oh Gott! Ich rede zu viel, oder?

Leo: Nein, nein. Das passt schon!

Ralph: Gut.

Leo: Wie lange musstest du dich fürs Einlesen des „Atlas Obscura vorbereiten?

Ralph: Ähm… Das muss jetzt aber unter uns bleiben! Beim „Atlas Obscura habe ich einfach so abgelesen. Da habe ich mich überhaupt nicht vorbereitet. Ich wollte mir das Buch vorher mal durchlesen, aber da gab es das noch nicht. Und dann habe ich das vergessen. Aber die Texte sind ja sehr gut geschrieben und die kann man auch sehr gut lesen, insofern ist das nicht so schlimm. Wenn ich anspruchsvolle Literatur sprechen würde, dann müsste ich mich anders vorbereiten.

Leo: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen müsstest, wer wäre das?

Ralph: Das kann ich so spontan gar nicht sagen. Aber ich glaube, dass es mal ganz interessant wäre, mein Leben mit einer Frau zu tauschen, weil ich glaube, dass die Welt da ganz anders aussieht und ganz anders auf einen reagiert. Es wäre natürlich aber auch schön, wenn man das wieder rückgängig machen könnte. Ansonsten müsste ich da erstmal überlegen. Mit wem würdest du denn tauschen?

Leo: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn es gibt viele tolle Menschen, aber es kommt natürlich immer darauf an, wie lange das anhält.

Ralph: Genau, das stimmt.

Leo: Erzähle mir doch zum Schluss noch deinen Lieblingswitz!

Ralph: Ich habe viele Lieblingswitze. Aber einer meiner Lieblingswitze ist der da: Ein Huhn steht an einer Straße und sieht auf der anderen Straßenseite ein anderes Huhn und fragt das Huhn: „Hey! Wie komm‘ ich rüber auf die andere Seite? Worauf das andere Huhn antwortet: „Du bist auf der anderen Seite!Okay, der war jetzt wohl nicht so lustig. Gut, ein anderer. Wusstest du das Jungs schlauer sind als Mädchen?

Leo: Wieso?

Ralph: Mist! Du hättest sagen müssen: „Nee, wusste ich nicht! Dann hätte ich gesagt: „Siehst du? Aber eigentlich gehört der Witz eigentlich anders herum: Die kleine Schwester sagt zu ihrem großen Bruder: „Wusstest du, dass Mädchen schlauer sind als Jungs? Der dann so: „Nee, wusste ich nicht! und sie dann so: „Siehst du?

Leo: Ich selbst kann zwar sehr schlecht Witze erzählen, aber mein Lieblingswitz ist: Was sagt der große Stift zum kleinen Stift? Wachs-Mal-Stift!

Ralph (lacht): Sehr gut!

Abschließend kann ich nur sagen, dass nicht nur die Lesungen von Ralph Caspers der absolute Wahnsinn sind, sondern auch das Interview. Es war herrlich lustig und sogar mein 13. Interview im Jahr 2019. Mal schauen, was das neue Jahrzehnt noch so alles mit sich bringt. Ich kann es kaum erwarten.

Interview mit Carolin Kebekus

Carolin Kebekus ist selbstbewusst, schlagfertig und wahnsinnig erfolgreich. Sie mag vielleicht polarisieren und ihre Witze sind nicht immer für Kinderohren geeignet, jedoch spricht sie gerade für uns Mädchen und junge Frauen äußerst wichtige Themen an. Daher war ich sehr erfreut, dass sie tatsächlich noch ein halbes Stündchen direkt vor ihrer Show „Pussy Nation“ am 07. November in Stuttgart Zeit für mich hatte. Aber lest selbst…

LEO: Carolin, du bist eine sehr vielseitige Künstlerin. Du bist Comedienne, Moderatorin, Schauspielerin, Sängerin, Synchronsprecherin und vieles mehr. Bei der Vielzahl an verschiedenen Tätigkeiten, gibt es da etwas, was du am liebsten machst?

CK: Also am liebsten eigentlich das hier. Auf der Bühne zu stehen. Das ist, finde ich, das Beste. Denn da steht man direkt vor den Leuten und man erhält auch sofort eine unmittelbare Reaktion.

LEO: Wie lange bereitest du dich auf deine Show vor? Lernst du alles auswendig?

CK: Ja, klar.

LEO: Oh Gott!

CK: Aber das ist ein langer Prozess. Man fängt ja an, kleine Nummern zu spielen. Dafür sammle ich dann immer Themen, die mich interessieren und dann schreibe ich dazu Nummern. Die sind teilweise fünf bis zehn Minuten lang und die probiere ich dann in kleinen Shows aus, in so Mix-Shows. Das sind dann solche Abende, an denen verschiedene Künstler auftreten. Dort mache ich dann meine fünf oder zehn Minuten Show und von diesen kleinen Nummern mache ich dann so viele, bis das ganze Programm fertig ist.

LEO: Warum sieht man dich eigentlich nicht so oft im Fernsehen?

CK: Weil ich nicht jeden Sch… mache. 😉 Naja, eigentlich bin ich bei der „heute-show. Da kann ich aber nicht so viel sein, weil ich auf Tour bin. Dann habe ich noch meine eigene Sendung. Die ist aber nur achtmal im Jahr im Frühjahr. Und ansonsten gibt es eigentlich keinen Grund, noch mehr zu machen. Zeitlich geht das nämlich gar nicht, das würde ich nicht hinbekommen.

LEO: Bist du nach all den Shows noch nervös vor einem Auftritt oder ist alles schon in Routine übergegangen?

CK: Davor schon, da ist man auf jeden Fall voller Adrenalin und auf einem höheren Energielevel. Aber auf der Bühne bin ich nicht mehr aufgeregt. Da ist das dann weg.

LEO: Ja, das kenne ich. Ich spiele an meiner Schule auch Theater und das ist in dieser Hinsicht genauso wie bei dir.

CK: Vorher denkt man immer, ich muss ganz dringend auf Toilette und dann auf der Bühne ist das alles weg.

LEO: Gibt es Tage, an denen du schlecht gelaunt bist und am liebsten nicht aus dem Bett willst, aber musst?

CK: Ja, diese Tage gibt es oft. Da denke ich, ich könnte den ganzen Tag im Bett liegen bleiben, aber ich muss raus. Das ist aber in jedem Job so, also ist das auch nicht ungewöhnlich. Ich habe aber das Glück, dass ich in meinem Job relativ selten früh aufstehen muss.

LEO: Hast du einen Gute-Laune-Tipp für solche Tage?

CK: Also, ich bin zwar so, dass ich morgens total müde bin. Aber je schneller ich aufstehe, desto besser ist es. Deshalb bringe ich das schnell hinter mich. Ich stehe einfach schnell auf und dann ist die Zeit, in der ich schlecht gelaunt bin, eben ganz kurz.

LEO: Das erste, was ich zu Recherchezwecken vor einem Interview mache, ist, mal bei Wikipedia und Google zu schauen, was ich finden kann. Du polarisierst. Die einen lieben und feiern dich, die anderen können dich nicht abhaben. Wenn man bei Google „Kebekus eingibt, weißt du, was da als erstes kommt? Hast du dich schon mal selbst gegoogelt? Die erste Frage lautet „Wie alt ist die Kebekus? und dann „Ist Kebekus verheiratet?. Ist das nicht deprimierend, wenn man so oft den Comedypreis gewinnt und die Leute sich nur für dein Privatleben und nicht für deine Leistung interessieren?

CK: Naja, ich glaube, da könnte echt Schlimmeres stehen. Das sind ja sowieso Sachen, über die ich nicht rede. Mein Alter z.B. 😉

LEO: Wie gehst du mit Leuten um, die dich beleidigen? Im Internet auf den Social-Media-Kanälen oder gar auf der Straße? Wirst du in der Öffentlichkeit angepöbelt und beschimpft?

CK: Also im Internet werde ich ganz schlimm beschimpft, aber das würden sich die Leute im wahren Leben NIEMALS trauen. Und ich habe keine Zeit, die Sachen zu beantworten. Manchmal leite ich was weiter oder so und dann reagieren manchmal andere Leute für mich auf das, was da geschrieben wird. Aber ich mache da eigentlich gar nichts. Wenn man gar nichts macht, dann regt das die Leute meistens auch am meisten auf. Ich habe meine Meinung ja schon gesagt, bei der Sache, worüber die sich aufregen. Also in dem Artikel oder in der Nummer. Da regen sich die ganzen Leute dann auf, aber das, was ich dazu zu sagen habe, habe ich in dem Moment dann bereits gesagt. Und dass die das jetzt blöd finden, das ändert ja nichts an meiner Meinung.

LEO: Ich habe neulich ein Interview mit Christian Ulmen gelesen. Er erzählte, dass sein absoluter Horror wäre, in einer ruhigen Schlange beim Bäcker anzustehen und etwas weiter vorne ruft einer: „Ey, krass, da steht der Ulmen, worauf sich dann alle umdrehen. Getoppt wird das durch die Frage des Hintermannes: „Entschuldigen Sie, wieso ruft der so? Muss man Sie kennen? Geht es dir auch so?

CK: Ja, das ist ganz oft so. Das Blöde ist, dass man dann im Mittelpunkt steht und das Allerschlimmste ist es dann aber, wenn sich die Leute nicht sicher sind. Dann wird man selber gefragt, woher man denn bekannt ist. Das läuft dann meistens so ab: „Also, ich kenne sie, aber ich weiß gerade nicht woher! Und dann muss man selber, obwohl man es eigentlich gar nicht will, aufzählen, wer man ist und was man alles gemacht hat. Das ist echt sehr unangenehm.

LEO: Vor allem in deiner Heimatstadt Köln kennt dich wirklich jeder. Da kannst du ja nicht mal mehr vor die Haustür treten, ohne dass dich jemand erkennt. Verkleidest du dich dann oder ist dir das egal, wenn dich ständig jemand anquatscht?

CK: Nein, ich verkleide mich nicht. Ich gehe einfach raus. Ich gehe aber nicht unbedingt über Straßen, bei denen ich weiß, dass da viele Leute sein werden, die mich auf jeden Fall erkennen oder wo sehr viele Betrunkene sind. Denn die sprechen mich sehr gerne an. Das ist aber komplett sinnlos, weil die nur meinen Namen brüllen und ich dann nicht weiß, was ich machen soll. Aber ansonsten kann ich eigentlich ganz normal über die Straße gehen. Ich denke, bei mir in der Straße, da wo ich wohne, geht es vielleicht vielen Leuten so „Guck‘ mal, da ist ja die!. Aber beim zweiten Mal, wenn ich vorbeilaufe, ist es dann so „Ja, klar. Die wohnt ja auch hier!

LEO: Warst du als Kind auch schon lustig und der typische Klassenclown in der Schule oder auf Familienfesten?

CK: Ich habe schon immer gerne Witze erzählt. Als ich klein war auch in der Schule, aber in der Pubertät bin ich in der Schule dann ganz schüchtern gewesen und später erst wieder laut. Als Kind habe ich wahnsinnig gerne Witze erzählt und Dinge vorgespielt. Immer, wenn ich Witze erzählt habe und wenn dann aber niemand gelacht hat, weil ich es zum Beispiel nicht gut erzählt habe, dann habe ich die Geschichte einfach noch weitererzählt, so als wäre das noch nicht die Pointe. Dann habe ich immer gesagt: „Anschließend ist das Häschen weitergelaufen und ist immer weiter und hat an einem Bauernhof geklingelt! Das konnten auch 2-Stunden-Witze sein. Die anderen haben immer ganz höflich zugehört, aber das hat nicht so gut funktioniert. Ich musste eben noch üben.

LEO: Und was passiert, wenn bei deinen Shows niemand lacht und der Witz nicht so gut ankommt, wie du dachtest?

CK: Das gibt’s Gott sei Dank nicht mehr! Das war früher mal, als ich geübt habe. Aber das passiert jetzt nicht mehr. Das wäre echt furchtbar.

LEO: Stell dir vor, du wärst noch einmal 18 oder 19 Jahre alt. Was würdest du nach dem Abi tun? Würdest du etwas anders machen wollen?

CK: Ich würde alles genauso machen. Denn ich glaube, dass das der Weg war, den ich machen musste, um hierhin zu kommen. Ich würde nichts anders machen.

LEO: Wolltest du auch schon vor deinem Praktikum bei den „RTL Freitag Nacht News schon Comedian werden oder ist das eher dadurch entstanden?

CK: Ich glaube, das war nie so ein konkreter Berufswunsch von mir, weil mir nicht richtig klar war, dass das ein Beruf ist. Ich fand es lustig, aber ich habe das nie als einen Beruf gesehen, den man wirklich ausüben kann und auch Geld damit verdienen kann und dass es irgendwann ganz viele Leute gibt, die davon leben können. Das alles habe ich damals eben noch nicht gewusst, vor allem nicht, dass es irgendwann so weit gehen kann. Ich habe das alles einfach gemacht und auch Theater gespielt, alles mit so einem „Naja, ich mach‘ irgendwann schon noch etwas Richtiges!. Und irgendwann wurde das eben etwas Richtiges.

LEO: Und wo wärst du jetzt, wenn du das Praktikum nicht gemacht hättest?

CK: Ich glaube, es wäre trotzdem dazu gekommen, dass ich heute auf der Bühne stehe. Ich hätte wahrscheinlich irgendeinen anderen Weg genommen.

LEO: Was für einen anderen Weg?

CK: Ich hätte irgendein anderes Praktikum gemacht. (lacht) Oder ein Jahr später dasselbe Praktikum. Aber ich glaube nicht, dass mein Weg ein anderer gewesen wäre. Das kann ich mir nicht vorstellen, dass ich z.B. plötzlich Ärztin geworden wäre.

LEO: Denkst du, dass du ein gutes Vorbild bist?

CK: Über sich selbst etwas zu sagen, ist jetzt bestimmt ein bisschen komisch, aber ich höre das immer wieder von Leuten. Vor allem von jungen Frauen – und das ist natürlich gut. Denn ich versuche, zumindest nicht nur leere Worte zu verpacken, sondern auch etwas mitzugeben, wenn ich auf der Bühne stehe.

LEO: Was kannst du Mädchen oder jungen Frauen für ihren Lebensweg raten?

CK: Sie müssen sich nicht kleiner machen, als sie sind, dass nicht jeder sie mögen muss und dass man sich für ganz viele Sachen nicht entschuldigen muss. Wenn man Ambitionen hat, Sachen erreichen will, gut werden will, bei einer Zeitung arbeiten will, dann muss man nicht so tun, als würde man es nicht wollen oder „Ich mache das doch nur zum Spaß, sondern das ist ein Beruf und dann sollte man diesen Weg auch gehen. Und ich finde, dass sich Frauen mehr untereinander unterstützen sollten.

LEO: Ich selbst bin ja Kinderreporterin, die gerne über das Leben und den Alltag schreibt. Aber ich spiele auch gerne Theater und kann mir ein Leben auf der Bühne gut vorstellen. Was kann ich als Schülerin tun, um mich auf eine Laufbahn in den Medien vorzubereiten?

CK: Ich glaube, man darf gar nicht zu sehr an irgendeine Branche denken, sondern eher überlegen, was für ein Künstler man sein will. Das muss man sich überlegen. Aber das kommt auch mit der Zeit, denn, wenn man seinen Weg gefunden hat, sollte man so viel und so oft es geht, auf der Bühne stehen.

LEO: Übers Schreiben und Lesen bin ich mittlerweile Bloggerin für Kinder- und Jugendbücher geworden. Da interessiert es mich natürlich, ob du auch gerne liest. Hattest du ein Lieblingsbuch in der Kindheit?

CK: Ich habe immer schon gerne gelesen. Mein Lieblingsbuch in meiner Kindheit war „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpusch. Kennst du das?

LEO: Ja, das kenne ich. Das habe ich beim Vorlesewettbewerb vorgelesen.

CK: Echt? Das habe ich auch beim Vorlesewettbewerb gelesen. Super. Kennst du auch die Hörbücher davon?

LEO: Nein.

CK: Die musst du dir unbedingt mal anhören. Die sind echt super!

LEO: Wie kam es dazu, dass du ein Buch geschrieben hast? War das deine Idee?

CK: Ich habe ja nicht unbedingt ein Buch geschrieben. Das ist einfach mein erstes Programm, das ich auf der Bühne gemacht habe. Nur eben in gekürzter Form und aufgeteilt in einige Kurzgeschichten. Ich finde, dass „ein Buch geschrieben so klingt, als ob man eine Geschichte erfunden hat. Das finde ich jetzt ein bisschen zu viel. Es ist einfach nur mein erstes Programm gewesen.

LEO: Wenn du eine Heldin mit Superkräften wärst, welche Superkraft wäre dies und was würdest du dann als erstes tun?

CK: Wenn ich eine Superkraft hätte und etwas Gutes für die Menschheit tun sollte, dann würde ich irgendetwas in den Köpfen der Leute umprogrammieren, damit sich alle mehr ums Klima kümmern, damit die Welt nicht zugrunde geht. Wenn ich aber eine Fähigkeit haben könnte, die nur für mich cool wäre, dann fände ich es total super, wenn ich immer, wenn ich in einem Land bin oder jemandem begegne, dass ich die Person oder allgemein die Menschen verstehen und ihre Sprache sprechen kann. D.h., selbst wenn ich in Brasilien im tiefsten Dschungel irgendein Naturvolk treffen würde, dass ich die Menschen verstehen könnte. Das wäre doch Wahnsinn, oder? Du fährst nach Amerika, du fährst nach Frankreich, Italien und so weiter und du kannst immer die Sprache verstehen.

LEO: Das wäre wirklich cool! Dann müsste ich auf meine Latein- und Englisch-Klassenarbeiten auch nicht mehr lernen.

CK: Richtig.

LEO: Welcher Ratschlag deiner Mutter hat dir im Leben am meisten geholfen?

CK: Von meiner Mutter wüsste ich jetzt keine Ratschläge, aber meine Oma hat immer gesagt, als sie älter wurde, dass sie merkt, dass sie alt wird. Da habe ich sie gefragt, woran sie das denn merkt. Und da hat sie gesagt: „Mir ist irgendwie alles egal. Ich glaube, dass das bedeutet, dass man Sachen nicht so schwer nehmen soll. Das finde ich gut.

LEO: Ist es eigentlich anstrengend, immer witzig sein zu müssen? Ist der Job als Comedian harte Arbeit?

CK: Naja, ich muss das ja nur beruflich machen. Privat kann ich auch richtig traurig sein. Spaß, ich bin einfach so. Ich glaube, ich mag das und deshalb ist das auch gar nicht anstrengend für mich.

LEO: Wie ist das so bei Familienfesten, wenn man 2 Comedians in der Familie hat, muss man dann immer irgendwelche Witze und Parodien auf Lager haben? Oder darf man da einfach mal nur die Carolin und der David sein?

CK: Ja, das können wir sein. Aber wenn sich jemand aus der Familie dumm benimmt oder etwas Lustiges passiert, dann sind mein Bruder und ich so, dass wir schnell sagen „Ich mach das auf der Bühne! oder „Ich erzähl das!.

LEO: Also eher eine Art Wettstreit?

CK: Ja.

LEO: Ist dir bei einem deiner Auftritte schon mal was richtig Peinliches passiert?

CK: Ja. Ich habe schon mal einen falschen Stadtnamen gesagt. Obwohl ich in Karlsruhe war, habe ich Krefeld gesagt. Das war echt furchtbar. Dann hatte ich mal bei einer Show – da waren nicht so viele Leute da – einen Ständer gehabt. Da musste man draufdrücken und dann konnte man das Mikro verschieben. Das war aber ein bisschen fester. Dann habe ich den Ständer runtergemacht. Der ging schnell runter und da habe ich mir ein bisschen an der Hand wehgetan, ich habe aber nicht weiter darauf geachtet, weil ich dann ja gespielt habe. Etwas später habe ich dann eine Nummer gehabt, da habe ich mir im Gesicht rumgemanscht. Da habe ich eine Massage nachgemacht. Die Leute haben aber nicht so richtig gelacht, sondern haben mich so richtig komisch angeguckt. Ich hatte vorhin ja nicht gemerkt, dass ich mich da an der Hand verletzt hatte, dabei habe ich richtig geblutet. Alles war voller Blut und dann hatte ich mir das wohl ins Gesicht geschmiert und meine ganzen Klamotten waren voll und dann musste ich von der Bühne runtergehen. Ich sah wirklich aus, als hätte ich jemanden gegessen. Das ist mir letztens auf der Bühne aber auch nochmal passiert. Da haben wir in einer großen Halle gespielt. Ohne Leinwand. Dann habe ich mir das Mikro aber so gegen die Lippe gehauen und gemerkt, dass meine Lippe blutet. Dann musste ich das so abschlecken. Ich glaube, das war in München. Aber das war alles so richtig peinlich. Aber mir ist noch nie die Hose geplatzt oder so. Das ist mir zum Glück noch nie passiert.

Und wer ihre Show im November verpasst hat, braucht nicht traurig sein, denn Carolin Kebekus kommt wieder. Am 29. Februar 2020 ist Carolin Kebekus wieder in Stuttgart – und Karten gibt es auch noch.