Dass ich ein ganz großer Fan der Reihe „Die Haferhorde“ von Suza Kolb bin, ist ziemlich offensichtlich. Auch wenn ich bereits aus der eigentlichen Zielgruppe nun entwachsen bin, kann ich mich dennoch an jedem neuen Abenteuer auf dem Blümchenhof erfreuen. Vor einiger Zeit habe ich nun auch die Liebe zum Hörbuch dieser zauberhaften Reihe entdeckt. Zu jedem einzelnen der mittlerweile 13 Abenteuer gib es auch eine Hörbuch-Variante, die von Bürger Lars Dietrich in ungekürzter Länge gesprochen wird. Gesprochen? Nein, das wäre jetzt wirklich untertrieben, denn Bürger Lars Dietrich schafft es, die Bewohner des Blümchenhofes zum Leben zu erwecken. Umso mehr war ich erfreut, dass Bürger Lars Dietrich sich die Zeit genommen hat, um mit mir ein wenig über das Synchronisieren und seine weiteren Projekte zu reden.
Leo: Lars, du bist ein sehr vielseitiger Künstler. Im Fernsehen sieht man dich sehr oft als Musiker, Komiker, Moderator oder auch Schauspieler. Allerdings, was viele nicht wissen, du bist auch Tänzer und hast eine Ballettausbildung an der Palucca-Schule in Dresden absolviert, du bist Synchronsprecher und sogar Buchautor. Außerdem warst du bis zum 01.09.2019 auch in der Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater mit dem Stück „Zuhause bin ich Darling“ zu sehen. Bei der Vielzahl an verschiedenen Tätigkeiten, gibt es da etwas, was du am liebsten machst?
BLD: Das werde ich auch immer wieder gefragt. Ich glaube, ich bin Entertainer, weil ich eigentlich alles gerne mache. Das ist zwar eine langweilige Antwort, aber ich denke, wenn ich nur schauspielern würde, dann würden mir das Singen und die Musik oder auch das Moderieren fehlen. Genauso umgekehrt. Momentan habe ich an der Musik viel Spaß, weil ich das jetzt wieder verstärkt mache – auch für Kids. Da habe ich demnächst einen großen Auftritt. Das wird auch mal wieder ein großes Ding, nach langer Zeit mal wieder vor Tausenden Musik zu machen. Das ist auch eine Sache, da komme ich eigentlich her. Ich habe damals als Musiker angefangen, daher ist die Musik natürlich auch schon so ein bisschen ein wichtiges Ausdrucksmittel von mir. Die Songs zum Beispiel schreibe ich mir auch immer sozusagen auf den Leib. Aber das Schauspielern macht mir natürlich auch ganz großen Spaß. Bei dem Kinofilm „Alfons Zitterbacke“ mitspielen zu dürfen, das war ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist, weil ich ein großer Fan vom Kinderbuch „Alfons Zitterbacke“ bin. Im Laufe meiner Karriere haben sich bisher schon ganz tolle Sachen ergeben. Momentan spiele ich auch sehr gerne Theater. Aber am liebsten performe ich vor Publikum, weil ich dann eben die Nähe zu den Leuten habe. Da bekomme ich die Reaktionen auch sofort und weiß, ob der Witz gut war oder der Gag eben nicht so gut angekommen ist. Eigentlich ist es also egal, was ich mache, Hauptsache ich mache es vor Publikum.
Leo: Am 25. August hast du beim GEOlino LIVE Open Air Konzert mit zahlreichen Stars die Bühne gerockt. Das war bestimmt ein großes Ereignis. Musiker wie Volker Rosin und Namika waren dabei. Kannst du mir sagen, wie das so ist in der Musikbranche, kennt man sich untereinander? Wie ist der Kontakt bei so einem Festival? Sieht man die anderen Musiker überhaupt?
BLD: Das kommt immer drauf an, es gibt Festivals, da geht das so wie am Fließband nach dem Motto: „So, der Nächste, der Nächste, der Nächste…“. Da sieht man kurz den einen Künstler von der Bühne huschen, bevor man selbst rauf muss. Aber das ist halt so, weil die richtig großen Konzerte zeitlich durchgetaktet sind. Aber ich kenne die ja alle. Vor kurzem war ich beim SingAlarm bei Volker Rosin oder auch schon früher, wo ich bei Nickolodeon Kinderfernsehen gemacht habe. Und Namika, die war bei uns Patin bei der Sendung „Dein Song“. Vor allem viele moderne Künstler aus der Musikszene kenne ich natürlich durch meine Sendungen, die ich auf KiKa moderiere. Das ist schon so, dass das ein Beruf ist und untereinander sind wir irgendwie Kollegen und wenn wir aufeinandertreffen, hat man jeweils vom anderen schon mal etwas gehört, ob im Radio oder im Fernsehen. Oder man hat gemeinsame Bekannte, mit denen man vielleicht zusammen gearbeitet hat. Aber eigentlich ist das immer sehr schön, wenn man Mittagspause nach einem Soundcheck hat und sich dann unterhalten kann. So wie man das bei anderen Berufen auch macht, wenn man Kollegen trifft.
Leo: Ich selbst bin mittlerweile vom schreibenden Kinderreporter nun zum Blogger für Kinder- und Jugendbücher gestolpert, da interessiert es mich natürlich, ob du auch gerne liest.
BLD: Ja, ich lese sehr gerne. Ich habe immer sehr viele Drehbücher und Theaterbücher zu lesen. Ansonsten lese ich auch gerne Zeitungen. Aber so richtige Bücher? Da bräuchte ich wahrscheinlich ein bisschen mehr Zeit oder Ruhe. Aber ich bin ein sehr großer Freund von Hörbüchern oder Hörspielen. Die kann ich mir nämlich auch anhören, wenn ich auf Reisen bin oder im Auto sitze.
Leo: Was war denn dein Lieblingsbuch in der Kindheit?
BLD: Da habe ich mich sehr für „Alfons Zitterbacke“ interessiert.
Leo: Erzähl doch mal, wie es dazu kam, dass du ein Buch geschrieben hast. War das schon immer ein Herzenswunsch? Oder hat dich jemand dazu überredet?
BLD: Ich habe viel zu erzählen, vor allem aber aus meiner Kindheit und Jugend. Mein Buch kam zum 20. Jubiläum des Mauerfalls raus. Der Rowohlt Verlag kam damals auf mich zu. Die wussten, dass ich eine Geschichte zu erzählen habe, über mich und dass es auch ganz spannend zu lesen wäre, für die Leute, die das alles nicht miterlebt haben. Wie der Alltag damals eben so aussah im Osten. Dann habe ich mich mit einem Kumpel hingesetzt und meine Geschichten, die ich erlebt und zu erzählen hatte, in mehreren Kapiteln zu einem Buch aufgeschrieben. Das alles habe ich dann auch ein bisschen so gestaltet, wie das „Alfons Zitterbacke“-Kinderbuch von damals. Ich finde, das Ganze ist sehr interessant geworden und mit Anekdoten aus meiner Kindheit und Jugend gestaltet. Das ist aber auch alles sehr schräg, weil einiges früher verboten war, von dem man heute den Kopf schüttelt und sagt „So war das früher?“. Das ist bestimmt auch sehr unterhaltsam und lustig und spannend, sich diese Geschichten mal anzuhören.
Leo: Wie kamst du zum Synchronisieren? Bist du da mal zufällig angefragt worden oder wolltest du das schon immer machen?
BLD: Ich war damals offen für alles und habe mich für alles interessiert, was mit Unterhaltung zu tun hatte.
Leo: Mal ehrlich, die Synchronisation zur Reihe „Die Haferhorde“ ist eigentlich gar keine richtige Arbeit, oder? Das muss doch eher unter Spaß verbucht werden! Jedenfalls hat der Zuhörer den Eindruck, als hättest du sehr viel Spaß dabei gehabt. Auf jeden Fall ist das eine große Gaudi für uns Zuhörer.
BLD: Naja, es ist schon eine Arbeit, weil du innerhalb eines Tages ein komplettes Buch einlesen musst. Das ist ziemlich anstrengend und irgendwann lässt auch die Stimme ein bisschen nach, man wird müde und die Zunge immer schwerer. Und natürlich ist man, nachdem man so ein komplettes Buch gelesen hat, auch ziemlich kaputt. Es ist also schon Arbeit, auch wenn es natürlich Spaß macht!
Leo: Du hast gerade gesagt, dass das Synchronisieren an einem Tag gemacht werden muss. Warum hast du denn nur so wenig Zeit?
BLD: Das ist wahrscheinlich eine Geldfrage. Das Studio wird nur an einem Tag gebucht. Außerdem bin ich auch viel unterwegs. Insofern muss man immer irgendwie einen Termin finden, wo das dann alles geht. Beim Einlesen wird dann bei Hörbüchern auch immer eine bestimmte Zeit gemessen, die ich für eine Seite brauche und dann muss ich in sechs Stunden ein ganzes Buch einlesen.
Leo: Wie lange musst du dich vorher vorbereiten und auf das Synchronisieren einstimmen?
BLD: Ich freue mich auf die Haferhorde – was das angeht, bereite ich mich eigentlich nicht vor. Ich freue mich einfach auf die nächsten Geschichten und dann fahre ich ins Studio und muss erst mal schön frühstücken, damit die Stimme auch schön geölt ist. Dann setze ich mich hin und bin gespannt, welches Abenteuer mich erwartet.
Leo: Welches ist dein Lieblingscharakter der Haferhorde? Und wieso?
BLD: Ich mag den Toni sehr. Das macht mir Spaß, mich in dieses bayerische Bergpony hineinzuversetzen, weil er auch eine süße Stimme hat und weil er letzten Endes auch nicht viel sagt. Wenn er dann aber mal was sagt, dann muss man immer schmunzeln.
Leo: Ich finde den bayerischen Dialekt auch richtig süß!
BLD: Ja, das finde ich auch! Der ist total süß! Die Suza Kolb schreibt das ja auch immer bayerisch auf und dann muss ich auch immer erst gucken, was das heißt, was der Toni da sagt.
Leo: Dafür gibt es vorne im Buch den Hinweis, dass man auf www.magellan.de schauen kann, was Toni sagt und was er damit meint.
BLD: Genau! Aber die Zeit habe ich dann nicht, wenn ich Einlesen muss. Ich habe dann ausgedruckte DIN A4 Seiten. Ich habe beim Lesen also gar nicht das Buch in der Hand, sondern die Papierform. Das ist dann schon ein dicker Stapel Seiten. Und dann guckst du immer: „Oh Gott, noch so viel zu lesen!“ Und dann siehst du, wie ein Berg aus dünnem Papier immer kleiner wird.
Leo: Ich habe gesehen, dass du auch auf den Social Media Kanälen aktiv bist. Machst du das gerne oder gehört das heutzutage einfach zum „Geschäft“ und es ist mehr Pflicht als Spaß? Mir ist nämlich bei meiner Recherche aufgefallen, dass es zum privaten Lars Dietrich eigentlich nichts zu finden gibt.
BLD: Man kann zwar schon ein paar Sachen finden, ich hatte vor ein paar Jahren zum Beispiel mit meinen Kindern ein paar Fotos gemacht und die kann man immer noch sehen. Aber ansonsten geht es auf meinen Social Media Kanälen natürlich um meine Person und die Leute, die sich dafür interessieren und gerne auch nett unterhalten werden wollen. Für die mache ich dann immer kleine Gags, die ich sowieso immer mache – und nun hat man dafür auch eine Plattform. Eigentlich macht es Spaß, andererseits kostet es natürlich aber auch ein bisschen Zeit.
Leo: Was können wir in nächster Zeit von dir noch erwarten? Gibt es Projekte, die du bereits benennen kannst und darfst?
BLD: Ja, unbedingt. Im November wird es auf KiKa eine neue Fernsehshow geben, die wird „Leider Laut!“ heißen. Das ist eine Musik-Comedy-Show und die moderiere ich dann zusammen mit meinem Kumpel und Kollegen Marti Fischer, der ja auch schon „Leider lustig!“ moderiert hat. Das ist dann sozusagen eine Weiterführung von „Leider lustig!“. Wir haben dann auch musikalische Gäste da, wie Lea, Sasha oder Lukas Rieger. Das wird wirklich verrückt. Also was KiKa angeht, lassen die uns ganz schön viel Freiraum zum Quatsch machen. Das ist genau das richtige für mich und genau das brauche ich. Außerdem ist auch ein neues Album in Arbeit und wir drehen auch eine neue Staffel „Dein Song“. Das Casting ist schon vorbei und jetzt sind wir dann bald im Komponistencamp auf Ibiza.
Leo: Ja, aber dann bist du ja fleißig dabei!
BLD: Ja, das kann man sagen. Ich habe auch schon den ganzen Sommer gedreht. Leider konnte ich die ganzen Sommerferien nichts mit meinen Kindern unternehmen. Das ist an der ganzen Sache das Schwierige, den Beruf und das Private, alles unter einen Hut zu bringen. Aber für den Urlaub können wir dann die Herbstferien nutzen.
Leo: Dann bin ich jetzt mit meinen Fragen durch und ich würde mich für das Interview bedanken.
BLD: Ich bedanke mich bei dir. Es war ein sehr angenehmes Gespräch!
Mein Bauchgefühl hatte mich auch diesmal nicht getäuscht, denn Bürger Lars Dietrich ist genauso, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: sympathisch, lustig und vor allem redselig. Und wir freuen uns alle auf den Herbst und schalten dann rechtzeitig zu „Leider laut!“ bei KiKa ein.