Die Unausstehlichen & ich Freunde halten das Universum zusammen (Folge 2) von Vanessa Walder gelesen von Maximiliane Häcke
der Hörverlag (Verlagsgruppe Random House GmbH) Gekürzte Lesung 3 CDs Laufzeit: ca. 3 Std. 27 Min. Altersempfehlung: ab 9 Jahren ISBN: 978-3-8445-3591-4 Ersterscheinung: 16.03.2020
Inhalt: Endlich ist Enni so richtig im Internat auf der Saakser Spitze angekommen, als alles drunter und drüber geht. Bei der blinden Lilith wird eingebrochen, das Zimmer verwüstet und „Verräter“ auf die Wand geschmiert, der Traktor Mo ist verschwunden, aus dem See kommt farbiges Licht und der gesamte Alkoholvorrat der Internatsküche wird gestohlen. Für all das wird plötzlich Enni beschuldigt – dabei war sie das doch gar nicht! Enni ist unschuldig! Als die Direktorin Frau Halbach ihr mit einem Schulverweis droht, ist Enni verzweifelt, denn ihr Bruder Noah ist von zu Hause abgehauen, um sie zu finden. Was soll Enni nun machen? Wird sie ihren Bruder wiedersehen? Wird sie tatsächlich von der Schule fliegen? Ein spannendes Abenteuer rund um die Unausstehlichen und Enni beginnt…
Meinung: Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr, sehr lange gefreut. Immer wieder auf sich allein gestellt und vom Leben geprägt, reagiert Enni oft emotional und etwas unbeherrscht. Allerdings ist Enni tatsächlich reifer und ruhiger geworden – sie flucht nicht mehr gar so oft. Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Ausgrenzung, Akzeptanz, Vertrauen und Mut wurden von Vanessa Walder in eine herrlich witzige Geschichte verpackt – leicht, lustig, lebhaft und absolut lesens- und auch hörenswert. Maximiliane Häcke ist es zu verdanken, dass die Geschichte so lebendig erscheint, denn sie verleiht jedem einzelnen Charakter ein witziges Eigenleben. Einfach großartig! Ich musste ständig lachen. Die gekürzte Lesung mit einer Laufzeit von 3 Stunden und 27 Minuten ist definitiv ein Highlight und für kleine und große Lauscher ein wunderbares Hörvergnügen.
Fazit: Mit „Die Unausstehlichen und ich – Freunde halten das Universum zusammen“ ist der Autorin Vanessa Walder eine grandiose Fortsetzung gelungen. Die Geschichte der 11-jährigen Enni ist nicht nur lustig und unterhaltsam, sondern vor allem auch gefühlvoll und tiefgründig. Kinder ab 9 Jahren werden ihre wahre Freude an dieser außergewöhnlichen Freundschaftsgeschichte haben, denn das von Maximiliane Häcke gelesene Hörbuch ist ein grandioser Hörspaß für die ganze Familie und erhält selbstverständlich 5 von 5 Sternchen.
Herzlichen Dank an die Verlagsgruppe Random House GmbH für dieses Rezensionsexemplar.
Die Unausstehlichen & ich Freunde halten das Universum zusammen (Bd. 2) von Vanessa Walder mit Illustrationen von Barbara Korthues
Loewe Verlag Hardcover mit Spotlack Kinderbuch 256 Seiten Altersempfehlung: ab 10 Jahren ISBN: 978-3-7855-8951-9 Ersterscheinung: 11.03.2020
Inhalt: Endlich ist Enni so richtig im Internat auf der Saakser Spitze angekommen, als alles drunter und drüber geht. Bei der blinden Lilith wird eingebrochen, das Zimmer verwüstet und „Verräter“ auf die Wand geschmiert, der Traktor Mo ist verschwunden, aus dem See kommt farbiges Licht und der gesamte Alkoholvorrat der Internatsküche wird gestohlen. Für all das wird plötzlich Enni beschuldigt – dabei war sie das doch gar nicht! Enni ist unschuldig! Als die Direktorin Frau Halbach ihr mit einem Schulverweis droht, ist Enni verzweifelt, denn ihr Bruder Noah ist von zu Hause abgehauen, um sie zu finden. Was soll Enni nun machen? Wird sie ihren Bruder wiedersehen? Wird sie tatsächlich von der Schule fliegen? Ein spannendes Abenteuer rund um die Unausstehlichen und Enni beginnt…
Meinung: Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr, sehr lange gefreut. Denn als mir die Autorin Vanessa Walder letztes Jahr verraten hat, dass das Buch den Titel „Freunde halten das Universum zusammen“ trägt, musste ich zwangsläufig schmunzeln. „Nomen est omen!“ dachte ich mir, denn in meinem Universum – also in Leos Universum – spielen Freunde eine sehr wichtige Rolle. Wer mich zur Freundin hat, weiß, dass man sich immer auf mich verlassen kann und dass ich immer loyal und ehrlich bin. Das erwarte ich allerdings auch von meinen Freunden und genau deshalb wäre ich sehr gerne Ennis Freundin. Enni ist authentisch, manchmal etwas rebellisch, aber sie trägt ihr Herz auf jeden Fall am rechten Fleck. Mit ihrem lebendigen und spritzigen Schreibstil lässt die Autorin den Leser tief in die Gedankenwelt eines 11-jährigen Kindes blicken. Die Protagonistin Enni berührt jeden Leser, zumindest hat sie mein Herz im Sturm erobert. Immer wieder auf sich allein gestellt und vom Leben geprägt, reagiert Enni oft emotional und etwas unbeherrscht. Allerdings ist Enni tatsächlich reifer und ruhiger geworden – sie flucht nicht mehr gar so oft. Diese Schimpfwörter wurden selbstverständlich auch in diesem Band geschwärzt. Neben dieser Besonderheit sind aber auch die Illustrationen von Barbara Korthues erwähnenswert, die stimmig in den Text eingebettet wurden. Genau wie das Cover sind die Illustrationen zwar schlicht, aber passend zur Story gewählt. Die Fortsetzung schließt sich zeitlich gesehen direkt an die Handlung des Reihenauftaktes an, weshalb ich jedem definitiv dazu raten würde, diese Reihe in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Die Autorin hat es auf wunderbare Art und Weise geschafft, Ennis Erlebnisse und Emotionen bildlich und lebhaft darzustellen, sodass wir einen hervorragenden Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt erhalten. Die Geschichte ist einfühlsam und berührend, aber dennoch lustig und unterhaltsam, sodass ich dieses Buch tatsächlich nicht nur Kindern, sondern auch älteren Lesern ans Herz legen möchte. Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Ausgrenzung, Akzeptanz, Vertrauen und Mut wurden von Vanessa Walder in eine herrlich witzige Geschichte verpackt – leicht, lustig, lebhaft und absolut lesenswert.
Fazit: Mit „Die Unausstehlichen und ich – Freunde halten das Universum zusammen“ ist der Autorin Vanessa Walder eine grandiose Fortsetzung gelungen. Die Geschichte der 11-jährigen Enni ist nicht nur lustig und unterhaltsam, sondern vor allem auch gefühlvoll und tiefgründig. Kinder ab 10 Jahren werden ihre wahre Freude an dieser außergewöhnlichen Freundschaftsgeschichte haben. Dieses authentische und spannende Leseerlebnis erhält auf jeden Fall 5 von 5 Sternchen.
Herzlichen Dank an Vanessa Walder für dieses Rezensionsexemplar.
Ich wurde in den letzten Tagen häufig gefragt, in welcher Folge des Tigerenten Clubs ich mit meiner Klasse zu sehen war. Dieses Video und das Video von meinem Besuch beim Tigerenten Club im Mai 2017 findet ihr hier.
Mit
Romanen wie „Berühre mich. Nicht.“ und „Verliere mich. Nicht.“ hat sich Laura Kneidl bereits eine eigene
Fangemeinde erschrieben. Die beliebte Autorin schreibt Romane über die Liebe,
aber auch über alltägliche Herausforderungen und fantastische Welten. Inspiriert
von ihren Lieblingsbüchern begann sie im Jahr 2009, selbst
an ihrem ersten Roman zu arbeiten. Laura Kneidl schreibt aber nicht nur Bestseller,
sie ist auch in sozialen Netzwerken aktiv, wo sie sich sehr gerne mit ihren
Leserinnen und Lesern austauscht. Ich tausche mich auch gerne aus – gerne auch
mal im realen Leben – deshalb war ich sehr erfreut, dass Laura Kneidl Zeit für
ein Interview im Rahmen ihrer Lesung zu „Someone Else“ in Stuttgart hatte.
Leo:
In
deiner Bibliographie habe ich gesehen, dass du bereits sehr viele Bücher
geschrieben hast. Ich muss zugeben, dass ich altersbedingt erst jetzt so
langsam anfange, Jugendbücher für das Lesealter ab 14 Jahren zu lesen, denn
meine Mutter meinte immer, dass ich mir noch Zeit lassen soll, bis ich reif
genug dafür wäre. Das bin ich nun scheinbar und deshalb will ich jetzt von dir
wissen, mit welchem Buch ich anfangen sollte. Welches ist dein persönliches
Lieblingsbuch, das du selbst geschrieben hast?
Laura Kneidl: Ich mag alle meine
Bücher sehr gerne, deswegen kann ich nicht sagen, welches mein Lieblingsbuch
ist. Es kommt vor allem darauf an, was man lesen möchte, ob etwas Realistisches
oder Fantasy. Wenn man realistische Bücher mag, dann wären „Someone New“ oder
„Berühre mich. Nicht.“ die ersten Bücher, die ich empfehlen würde. Bei Fantasy hingegen,
ist mein Debüt „Light & Darkness“ ein guter Einstieg, weil das mit ein paar
Fantasy-Elementen gespickt ist. Oder auch „Herz aus Schatten“. Das wären die
Jugendbücher, wenn man schon etwas älter ist, kann man auch „Die Krone der
Dunkelheit“ lesen.
Leo:
Erzähl
doch mal, wie und wann du zum Schreiben und zum Beruf „Autorin“ kamst. Wolltest
du schon immer Autorin werden oder hattest du früher andere Ziele und das
Schreiben hat sich einfach nur so ergeben?
Laura Kneidl: Ich habe 2007 oder 2008 angefangen, zu schreiben. Das war, nachdem ich „Twilight“ gelesen habe. Die Bücher fand ich damals unglaublich toll und ich habe angefangen, Fan-Fictions über Jacob Black zu schreiben. Das hat mir viel Spaß gemacht. Danach habe ich immer mehr gelesen und irgendwann habe ich „Die Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare entdeckt und war einfach so begeistert, dass ich unbedingt eine eigene Geschichte erfinden und eine komplett eigene Welt erschaffen wollte. So bin ich zum Schreiben gekommen. Ich habe dann einige Bücher geschrieben, Ideen verworfen und neue aufgegriffen. Meistens einfach nur zum Spaß – ohne den Gedanken zu haben, dass ich Autorin werde. Das hat so eine Weile angedauert, bis ich das Manuskript von „Light & Darkness“ 2011 beendet habe. Das war der erste Text von mir, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er funktioniert und auch gut ist, sodass ich ihn selbst gerne lesen würde und das wollte ich mit anderen teilen. Das war der erste Moment, wo ich mir überlegt habe, dass ich Autorin werden könnte. Daraufhin habe ich das Buch an Verlage und Agenturen geschickt und es hat sich tatsächlich ein Verlag gefunden, der es veröffentlichen wollte, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Leo:
Diese
Frage wurde dir sicherlich schon oft gestellt, aber welche Tipps kannst du
jungen, heranwachsenden Autoren geben?
Laura Kneidl: Ganz, ganz wichtig ist das Lesen. Ich habe durchs Lesen so viel gelernt. Vor allem in der Anfangszeit habe ich versucht, mindestens 50 Bücher pro Jahr oder mehr zu lesen. Was auch sehr hilft ist der Austausch mit anderen Leuten. Das bedeutet, dass man, wenn man einen Text schreibt, sich einen Kritikpartner sucht, der den Text liest und einem sagt, dass beispielsweise eine bestimmte Stelle noch nicht ganz ausgereift ist. Ich habe meine Kritikpartner damals in Schreibforen gefunden, heute eignen sich dazu auch irgendwelche Facebook-Gruppen oder Wattpad-Communitys. Das ist auf jeden Fall ein guter Tipp, aber wenn man wirklich Romane schreiben möchte, ist es, glaube ich, auch ganz wichtig, sich nicht ablenken zu lassen von irgendwelchen neuen Ideen, die einem kommen, sondern dass man sich eine Idee rauspickt, für die man wirklich brennt und das Buch auf jeden Fall dann auch fertigschreibt. In diesem Beruf ist es nämlich unverzeihlich wichtig, dass man Dinge fertigschreibt.
Leo:
Wie
sieht dein Arbeitsplatz aus? Wo schreibst du? Es gibt Autoren, die ihre Ruhe
haben wollen und in einem Büro schreiben, andere wiederum schreiben sehr gerne
in Cafés.
Laura Kneidl: Mein Arbeitsplatz? Äh…
Ich schreibe auf der Couch. Wenn es wirklich ums neu schreiben geht. Wenn ich
aber meine Texte überarbeite, im Lektorat oder im Korrektorat, Ideen ausarbeite
oder Exposés schreibe, dann sitze ich an meinem Schreibtisch. Ich habe ein
eigenes Arbeitszimmer und darin hängen alle Illustrationen, die ich irgendwie
zu meinen Büchern bekommen habe. Auch die aus „Someone New“, „Someone Else“ und
„Die Kronen der Dunkelheit“ hängen da, damit ich die auch immer angucken kann.
Leo:
Cool!
Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag?
Laura Kneidl: Einen typischen
Arbeitstag gibt es nicht. Ich bemühe mich zwar, mir immer wieder Routinen
anzugewöhnen und zu erarbeiten. Ich stehe immer zu einer relativ „normalen“
Zeit auf, wenn auch andere Menschen aufstehen, die arbeiten oder in die Schule
gehen müssen. Dann setze ich mich hin und schreibe. Das mache ich, damit ich
jeden Tag weiß, was zu tun ist. Allerdings ist es wirklich ein sehr
abwechslungsreicher Job. Man denkt gar nicht, wie viel Zeit ich damit
verbringe, Sachen zu machen, die gar nicht „Schreiben“ sind. Da kommen dann
eben Interviews dazu oder auch Veranstaltungen. Manchmal kommen aber auch ganz
unromantische Dinge hinzu, wie beispielsweise Bürokratie, also Rechnungen
abheften und Buchhaltung. Es gibt dann aber auch solche Tage, an denen ich
einfach nur dasitze und nachdenke über irgendwelche Geschichten. Daher gibt es keinen
typischen Arbeitsalltag. Aber wie gesagt, versuche ich, Dinge regelmäßig zu
machen, damit ich meine Sachen auch geschafft bekomme.
Leo:
Du
hast gerade gesagt, dass du an manchen Tagen einfach nur dasitzt und überlegst.
Heißt das, du machst dir einen konkreten Plan und schreibst nicht einfach drauf
los?
Laura Kneidl: Ja, ich plane sogar
sehr, sehr ausführlich, was ich schreiben möchte. Bevor ich auch nur die erste
Seite geschrieben habe, kenne ich die wichtigsten Szenen im Buch. Ich weiß
auch, was mit den Protagonisten passiert, wann sich etwas ändert und wann der
Protagonist etwas herausfinden wird und natürlich kenne ich auch das Ende. Ich
muss wissen, worauf ich hinschreibe, so kann ich mich nicht in irgendwelches
Geschwafel verlieren. Deswegen weiß ich immer sehr genau, um was es in den
Büchern gehen wird.
Leo:
Das
könnte ich überhaupt nicht. Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Mensch und ich
schreibe eigentlich immer einfach drauf los.
Laura Kneidl: Ja, für manche
funktioniert das richtig gut. Man sagt, dass es unter den Autoren die „Plotter“
gibt, die eben einen Plot haben und genau wissen, was sie tun und dann eben die
„Pantser“, die einfach drauflosschreiben. Aber für beide funktioniert es total
gut. Eine Methode von Dan Wells, die ich gerne benutze, ist die
7-Punkte-Struktur. Sie ist auch sehr simplen, denn die Methode besagt, dass
jedes Buch aus sieben Punkten besteht und wenn man diese sieben Punkte hat,
dann funktioniert die Geschichte. Und irgendwie stimmt das auch.
Leo:
Wann
kommen dir die besten Ideen?
Laura Kneidl: Meistens, wenn es
gerade ziemlich unpassend ist. Also immer dann, wenn ich mich eigentlich auf
andere Dinge konzentrieren sollte – und dann lass ich mich ablenken.
Leo:
Und
was machst du, wenn es beim Schreiben mal hakt, wenn dir gar nichts einfällt
und du gar keine Idee hast?
Laura Kneidl: Ich muss sagen, was
mir wirklich am allermeisten hilft ist, um nochmal auf das Thema Kritikpartner
zurückzukommen, nochmal mit anderen Leuten über meine Ideen zu reden. Denn noch
während ich darüber rede fällt mir meistens selbst schon eine Lösung ein.
Leo:
Arbeitest
du mehrgleisig an verschiedenen Büchern oder Projekten?
Laura Kneidl: Ich kann immer nur an
einem Projekt schreiben, aber nebenbei denke ich natürlich noch über andere
Ideen nach. Bei einem Kaffee am Morgen über eine Idee nachzugrübeln, das funktioniert
schon, aber beim Schreiben fokussiere ich mich gerne.
Leo:
Wer
darf deine neuen Texte und Werke als erstes lesen?
Laura Kneidl: Das ist relativ
unterschiedlich. Aber meistens bekommen die Lektoren in den Verlagen meine
Texte als erstes zu lesen, ab und an, es hängt vom Projekt ab, habe ich noch
Testleser, die es dann zuerst bekommen.
Leo:
Hast
du Lampenfieber vor Lesungen oder ist das eher so etwas wie ein entspanntes
Lesen unter Freunden?
Laura Kneidl: Nein, es ist kein
entspanntes Lesen. Ich bin ziemlich aufgeregt und wirklich sehr nervös. Die
Sache ist die, dass ich total gerne über das Schreiben rede, ich beantworte
auch die Fragen zu meinen Büchern sehr gerne, aber ich lese überhaupt nicht
gerne vor. Aber das Lampenfieber verschwindet auch, sobald ich vor den Leuten
sitze und einmal angefangen habe vorzulesen.
Leo:
Das
ist ähnlich wie bei mir. Ich bin bei uns in der Schule beim Musical und bevor
man da auf die Bühne geht, ist man total aufgeregt und dann geht’s aber
eigentlich.
Laura Kneidl: Eben. Dann hat man nämlich
andere Sorgen und muss sich konzentrieren.
Leo:
Du
bist Katzenliebhaberin und einige andere Autorinnen auch. Erzähl mal, wie kam
es dazu, dass du dir mit Tanja Voosen und Tami Fischer den Account @writerscats
auf Instagram zugelegt hast?
Laura Kneidl: Ich weiß gar nicht mehr, wie das genau kam. Mit Tanja Voosen habe ich schon mal darüber geredet, dass es cool wäre, einen Instagram-Account für unsere Katzen zu machen. Wir beide lieben es, Fotos von unseren Katzen zu machen. Mindestens 80% meiner Fotos auf dem Handy sind von meinen Katzen. Aber ich kann die natürlich nicht alle auf meinem Autorenprofil teilen, denn das wäre für manche vielleicht ein bisschen zu viel an Katzenfotos. Wir beide haben dann ein bisschen darüber geredet, aber nicht so direkt konkretisiert. Dann hat Tami Fischer ihre zwei Katzen bekommen und natürlich hat sie auch sofort damit angefangen, nur noch Bilder von den beiden zu machen. Sie war es, die ohne groß Nachzudenken den Account dann erstellt hat. Und so können wir immer wieder, wenn wir gerade Lust haben, Bilder von unseren Katzen dauerhaft teilen. Ich selber habe in meinem Autoren-Feed keine privaten oder persönlichen Fotos drin, sondern wirklich nur welche zu meinen Büchern und auch zu meinen Projekten oder zum Schreiben allgemein. So kann man die Katzenbilder aber auch ein bisschen besser verewigen.
Leo:
Die
Kinder- und Drehbuchautorin Vanessa Walder schickt mir oft per WhatsApp Bilder
ihrer Katze. Sie selbst hält nicht viel von Social Media, aber vielleicht
sollte ich ihr vorschlagen, einen Account für ihre Katze zu eröffnen. Auf
Instagram ist ja heutzutage alles möglich. Ich verliere mich sehr oft und
vergesse dabei ganz die Zeit. Wie ist das bei dir? Ist Social Media ein Fluch
oder ein Segen?
Laura Kneidl: Beides. Es stimmt, es
kann sehr zeitraubend sein und manchmal verliert man sich darin. Man will nur
einmal kurz in Instagram reinschauen, und plötzlich ist eine ganze Stunde
vergangen. Das ist dann natürlich nicht so schön. Aber man kann sich so leicht
mit seinen Lesern austauschen und wundervolle Bilder zu seinen Büchern
betrachten. Ich liebe es auch, mir einfach irgendwelche Hashtags über
Schottland, vor allem aber auch über Edinburgh, anzusehen. Ich glaube, dass man
immer die Balance finden muss. Gerade beim Schreiben finde ich es dann aber
wichtig, mein Handy in ein anderes Zimmer zu legen – damit dieser Griff von der
Tastatur zum Handy nicht so leicht ist.
Leo:
Hast
du bereits als Kind schon gerne gelesen?
Laura Kneidl: Ich habe gelesen, aber
ich muss sagen, dass das tatsächlich nicht besonders viel war. Ich habe gerne
die Gänsehaut-Bücher gelesen, aber ich war generell nicht so begeistert von
Büchern. Das kam tatsächlich erst mit „Twilight“. Also mit 17 oder 18 Jahren.
Leo:
Kannst
du dich an dein liebstes Kinderbuch erinnern?
Laura Kneidl: Das ist eine gute
Frage. Ich muss tatsächlich sagen, dass das Märchenbücher waren. An all diese
ganzen Klassiker, die man so vorgelesen bekommen hat, erinnere ich mich am
liebsten zurück. Das waren so die Bücher meiner Kindheit.
Leo:
Hattest
du schon einmal eine Anfrage für eine Verfilmung deiner Bücher?
Laura Kneidl: Noch habe ich keine
konkrete Anfrage bekommen, aber ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn
irgendwann eins meiner Bücher verfilmt werden würde.
Leo:
Und
welche Schauspieler würdest du dann gerne in deinem Film mitspielen lassen?
Laura Kneidl: Ich habe da jetzt
keine konkreten Schauspieler im Kopf. Es gibt natürlich Schauspieler, die ich
einfach sehr gerne mag. Ich mag zum Beispiel Wentworth Miller, der in der Serie
„Prison Break“ mitgespielt hat, gerne. Ganz aktuell aus dem Film „Joker“ mag
ich Joaquin Phoenix, den fand ich auch in „Walk the Line“ toll.
Leo:
Angenommen,
du hättest einen Wusch frei, welcher wäre das?
Laura Kneidl: Nur einen Wunsch? Mehr
Wünsche!
Leo:
Das
sagt meine Schwester auch immer. Das ist tatsächlich ein sehr kluger Gedanke.
Laura Kneidl: Ja. Aber ich glaube,
ich würde mir einfach generell wünschen, dass es für alle gut weitergeht. Was
immer das auch bedeuten mag. Ich wünsche mir, dass alles gut bleibt und alle
gesund sind.
Leo:
Wenn
du dein Leben mit jemandem tauschen könntest, wer wäre das?
Laura Kneidl: Mit meinen Katzen. Das
wär‘ das ultimative Leben! Die ganze Zeit nur schlafen und fressen und
gestreichelt werden. Bestes Leben!
Dem
möchte ich in keiner Weise widersprechen, denn das klingt nach einem perfekten
Leben! 😉
Bereits vor einem Jahr hatte ich das Vergnügen, einer Lesung von Ralph Caspers lauschen zu dürfen. Ich kann euch sagen, ein wahrhaftiges Vergnügen – nicht nur für die kleinen Zuhörer! Ich habe mittlerweile schon unzählige Lesungen besucht, aber keine war so lustig wie die von Ralph Caspers. Ob Groß oder Klein, alle Augen strahlten am Ende. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Ralph Casper nun sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement für die Bildung ausgezeichnet wurde. Als Moderator der „Sendung mit der Maus“ und „Wissen macht Ah!“ erklärt er uns Kindern Interessantes und Wissenswertes aus der ganzen Welt und das nicht nur lustig und urkomisch, sondern tatsächlich auch lehrreich. Klar, dass ich nun die Gelegenheit genutzt habe, um noch mehr über ihn zu erfahren.
Leo: Liest du eigentlich gerne?
Ralph: Ja, sehr gerne.
Leo: Und was war dein Lieblingsbuch in der Kindheit?
Ralph: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe früher total viel gelesen. Natürlich habe ich sowas wie „Die drei ???“ oder „TKKG“ und „Burg Schreckenstein“, diese typischen Kinder- und Jugendbücher gelesen. Und ich habe total gerne „Edgar Allen Poe“ gelesen. Es war nämlich so, dass wir bei irgendeinem Familienfest waren, da war ich so alt wie du, gerade 10 und mir war wahnsinnig langweilig, weil die Familienfeste früher einfach so unglaublich langweilig waren. Das war bei meinem Onkel und da bin ich einfach zum Bücherschrank gegangen, habe geschaut, was es da für Bücher gibt und habe da irgendein Buch herausgezogen. Das war eben von Edgar Allen Poe und aus diesem Buch habe ich dann Geschichten gelesen. Die waren echt super! Und seitdem bin ich ein großer Edgar Allen Poe-Fan.
Leo: Und was ist heutzutage dein Lieblingsbuch?
Ralph: Heutzutage? Hmm…
Leo: Es kann auch dein eigenes sein. 😉
Ralph: Ja, natürlich ist mein eigenes Buch mein Lieblingsbuch. Das
Tolle ist ja, wenn man ein eigenes Buch hat, dann kann man genau die
Geschichten schreiben, die man selbst lesen möchte oder die Geschichten, die
man selber gerne vorlesen möchte. Das ist schon echt angenehm. Ansonsten habe
ich nicht unbedingt DAS Lieblingsbuch. Das wechselt immer. Ich versuche immer,
das Buch, das ich gerade lese, am liebsten zu lesen.
Leo: Wie bist du eigentlich zum Bücherschreiben gekommen?
Ralph: Aus Langeweile. Ich habe meiner Tochter immer Sachen
vorlesen müssen zum Einschlafen. Als sie ganz klein war, war das eben hauptsächlich
Conni. Und Conni wird irgendwann echt langweilig.
Leo: Ich erhebe Einspruch. Conni ist echt genial! Es gibt z.B.
auch eine Conni 15-Reihe, d.h., man kann es von klein bis groß lesen.
Ralph: Ja, aber es ist echt nicht toll, wenn man fünfzehnmal hintereinander „Conni geht zum Zahnarzt“ oder „Conni kommt in den Kindergarten“ liest. Dann ist es mir passiert, dass ich die Bücher schon auswendig konnte und beim Vorlesen eingeschlafen bin. Trotzdem habe ich aber weitergesprochen, weil ich sie eben schon auswendig konnte. Irgendwann habe ich selbst Sachen dazuerfunden. Das kam aber nicht so gut an. Dann habe ich Conni weggelegt und gesagt „Ich erzähle dir jetzt was ganz anderes“. Also habe ich was ganz anderes erzählt. Das waren nach einer Weile aber so viele Geschichten, dass ich diese nur noch aufschreiben musste.
Leo: Wem liest du als Erstes deine Texte vor?
Ralph: Mir. Beim Schreiben. Und dann lach‘ ich mich meistens kaputt. Aber ansonsten kommt es darauf an, was es für Texte sind. „Wissen macht Ah!“-Texte, die ich ja auch schreibe, die lese ich nur mir vor. Aber wenn ich Geschichten schreibe, dann sind meine Kinder eigentlich die ersten, denen ich davon erzähle und das dann vorlese.
Leo: Du machst ja Lesungen mit Kindern. Fällt dir dazu spontan ein Erlebnis ein?
Ralph: Ja, da fallen mir viele ein. An was hast du denn gedacht?
Leo: Vielleicht an was Witziges?
Ralph: Das, was ich da immer vorlese, sind ja
Gute-Nacht-Geschichten. Und ich versuche immer, so langweilig und monoton wie
nur möglich vorzulesen, damit alle einschlafen. Das ist mir bis heute aber noch
nicht geglückt.
Leo: D.h., das ist dein Ziel bei deinen Lesungen?
Ralph: Ja. Mein Ziel ist es, dass alle einschlafen. Ich arbeite
daran und vielleicht klappt es ja hier bei dieser Lesung. Das Schöne ist ja,
dass die Chance, je später man liest, steigt, dass die Leute schon müde sind. Aber
wir werden es ja sehen, ob heute jemand einschläft. Also ist es vollkommen
okay, wenn du einschläfst. Ich nehme es nicht persönlich.
Lesung vom 07. Dezember 2019 in Stuttgart aus dem Buch „Wenn Riesen reisen“
Leo: Gibt es bei dir so etwas wie einen typischen Arbeitstag?
Ralph: Ja, den gibt es. Wenn ich für „Wissen macht Ah!“ arbeite, sieht mein typischer Arbeitstag so aus, dass ich um 9 Uhr im Studio anfange. Dann mache ich erst mal eine Besprechung mit allen Leuten, die irgendwie mithelfen, wie der Drehtag aussehen soll. Anschließend werde ich geschminkt, während die dann schon mal die erste Moderation einrichten, also das Licht aufbauen, die Requisiten hinstellen und so. Wenn Clarissa und ich dann fertig sind, gehen wir ins Studio und machen eine Probe mit Kamera, Ton und allen Requisiten. Das wiederholt sich dann ein paar Mal, bis eine ganze Sendung fertig ist. Zusammen sind das sechs Moderationen, die sich wiederholen. Am Abend gegen 18 Uhr schminke ich mich dann ab und fahre nach Hause. Das ist dann so der typische Arbeitstag, wenn ich für „Wissen macht Ah!“ im Studio bin. Wenn ich aber schreibe und nicht ins Studio fahre, dann gibt es keinen typischen Tag. Manchmal bleibe ich einfach im Bett liegen. Manchmal stehe ich auf, ziehe mich aber nicht an und schreibe in der Küche. Manchmal setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Manchmal fahre ich ins Büro und arbeite da. Manchmal gehe ich mit dem Hund spazieren und überlege mir da neue Geschichten. Manchmal fahre ich irgendwo hin und lese vor. Es gibt also keinen typischen Arbeitstag, den ich jeden Tag habe.
Leo: Welche Arbeit magst du am meisten? Bücher schreiben, im Studio drehen oder die Arbeit zusammen mit Kindern und Jugendlichen, denen du etwas beibringen oder auch vorlesen kannst?
Ralph: Ich mag alles. Also, ich kann nicht sagen, was ich lieber
mag. Tut mir leid.
Leo: Ist ja aber auch schön, wenn dir deine Arbeit Spaß macht.
Ralph: Ja, das finde ich auch! Ich habe kein Hobby. Hobbys sind
ja immer solche Sachen, die man braucht, um den Arbeitstag zu kompensieren,
damit man da einen Ausgleich hat. Aber weil meine Arbeitstage immer so schön
sind, brauche ich keine Hobbys zum Ausgleich.
Leo: Ich brauch‘ meine Hobbys, damit mir nicht langweilig wird. Ich
hasse es, wenn ich Freizeit und nichts zu tun habe.
Ralph: Aber ehrlich gesagt, finde ich Langeweile total angenehm. Als ich angefangen habe, zu studieren, hat der Rektor der Hochschule gesagt „Ihr habt hier alles, was ihr euch vorstellen könnt. Ihr habt die neuesten Geräte und ihr habt eine Codekarte, mit der ihr – egal, wann euch die Muse küsst – zu uns an die Hochschule kommen und eure Arbeiten machen könnt.“ Das war nämlich eine Kunsthochschule. „Ihr könnt jederzeit hier rein und euch auch zu Tode arbeiten“, hat der gesagt, „aber das Allerwichtigste, das, was ihr niemals vergessen dürft, ist, dass ihr regelmäßig die weiße Wand anstarren müsst“ Und das fand ich – ich bin ja eher faul – sehr angenehm. Ich dachte mir damals, dass endlich jemand sagt, dass es völlig okay ist, nichts zu tun. Das mache ich eigentlich auch total gerne. Natürlich tue ich nicht nichts, weil man ja trotzdem denkt. Oder selbst wenn man nicht das Gefühl hat, dass man denkt, arbeitet das Gehirn trotzdem irgendwie weiter. Bei mir zumindest ist es oft so, dass ich, wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, das okay finde und einfach was anderes mache. Ich fange z.B. an, zu zeichnen oder ich mache eben gar nichts. Irgendwann ist es dann so wie bei einer Mikrowelle. Wenn man ein Fertiggericht in die Mikrowelle reingetan hat und die Mikrowelle anschaltet, macht es irgendwann „Pling!“ und es ist fertig. Genauso ist es auch, wenn ich über etwas nachdenke und keine Lösung habe. Ich mache etwas anderes und vergesse es bald, aber mein Gehirn arbeitet weiter daran. Und irgendwann macht es dann eben „Pling!“ und dann muss ich es nur noch aufschreiben und dann war’s das.
Leo: Wenn ich nichts tue, dann kommen mir immer die
verrücktesten Ideen. Dann fange ich sogar manchmal an, ohne Anforderung mein
Zimmer aufzuräumen.
Ralph: Das ist krank. Wenn ich müde bin und wenn mir langweilig
ist – langweilig ist mir oft, wenn ich eine stupide Arbeit habe oder irgendwo
zu Gast bin – dann mache ich meistens Unsinn und Quatsch. Die Leute sind dann
meistens sehr irritiert, aber das ist auch sehr lustig. Bei Müdigkeit und Langeweile
passiert das bei mir häufig. Da habe ich oft auch am meisten Spaß.
Leo: Warst du früher in der Schule der typische Klassenclown?
Ralph: Nein. Ich war in der Schule total unauffällig. Ich glaube,
die meisten Lehrer erinnern sich gar nicht mehr an mich, weil ich so
unauffällig war. Ich war immer sehr blass, meine Hautfarbe entsprach der weiß
getünchten Wand. Ich konnte super Mimese machen, also ich konnte praktisch eins
werden mit meiner Umgebung und keiner hat mich bemerkt. Darin war ich echt gut.
Leo: Wie bei Harry Potter dieser Zauberumhang, mit dem man
unsichtbar wird.
Ralph: Ja, genau so. Ich brauchte nur keinen Umhang, dafür habe
ich selbst gereicht.
Leo: Was fällt dir als erstes ein, wenn du an deine Abi-Zeit zurückdenkst?
Ralph: Ich glaube, das Schönste war das Austauschjahr, das ich in
der elften Klasse in den USA gemacht habe. Das war super!
Leo: Cool!
Ralph: Aber ansonsten fallen mir als erstes die Leute ein, mit
denen ich Abi gemacht habe. Mit den meisten meiner Freunde, das sind zwar nicht
so viele, aber mit denen habe ich immer noch Kontakt. Das war echt schön. Ich
fand die Abi-Zeit eigentlich ganz angenehm. Wenn man Abitur macht, ist es ja
eigentlich so, dass man weiß, wann die Klausuren sind und man teilt sich den
Lernstoff ein bisschen ein.
Leo: Auch wenn ich weiß, wann ich meine Arbeiten schreibe, lerne
ich eh nicht drauf.
Ralph: Ja, das ist das große Problem. Das habe ich auch nicht
gemacht. Ich habe meistens in der Nacht vorher versucht, irgendwie noch was zu
lernen…
Leo: Genau das mache ich auch immer.
Ralph: Das Problem dabei ist, dass man nie, wenn’s immer klappt
und funktioniert, die Motivation hat, etwas zu ändern.
Leo: Das sagt meine Mutter auch immer zu mir.
Ralph: Aber das ist echt doof. Wichtig ist aber, dass man
irgendwann auch auf die Arbeiten lernt. Dass man lernt, wie man sich Sachen
einprägt und im Gedächtnis behält. Irgendwo kommt nämlich ein Punkt, an dem sich
nicht mehr durchwurschteln kann. Tja…
Leo: Genau so klingt meine Mutter immer!
Ralph: Ja. Die hat Ahnung.
Leo: Stell‘ dir mal vor, du wärst noch einmal 18. Was würdest du nach dem Abi machen? Würdest du etwas anders machen?
Ralph: Nein. Ich fand es nach dem Abi immer richtig schlimm, dass
ich nicht wusste, was ich machen sollte. Aber jetzt, rückblickend betrachtet, war
das total gut, dass ich überhaupt keinen Plan hatte. Dadurch habe ich nämlich
das alles gemacht, was ich gemacht habe und sitze jetzt hier. Und das ist ganz schön.
Leo: Hast du deine Karriere also nicht geplant? Bist du da also eher irgendwie „reingerutscht“?
Ralph: Ja. Ich habe überhaupt nichts geplant. Es war ein Zufall
nach dem anderen und ich bin einfach nur immer weitergerutscht. Das Tolle, wenn
man keinen Plan und kein Ziel vor Augen hat, ist, dass man dann eher guckt, was
sich rechts und links vom Weg noch so ergibt. Dann hat man nicht immer so einen
Tunnelblick und ist ganz auf das Ziel fixiert. So ein Tunnelblick sorgt dafür,
dass man gar nicht richtig mitbekommt, was sich neben einem noch ergibt. Wenn
man aber keinen Plan hat – zumindest war das bei mir so – dann habe ich immer
geguckt, was sonst noch so da ist und habe Sachen gesehen, die ich sonst vielleicht
gar nicht bemerkt hätte. So konnte ich jede Gelegenheit, die sich so ergab,
beim Schopfe greifen.
Leo: Wann wurde daraus ein konkreter Berufswunsch?
Ralph: Ich hatte nie einen konkreten Berufswunsch. Ich wollte
auch nie Moderator werden, das ist einfach so durch Zufall passiert. Ich
glaube, man muss viele Sachen ausprobieren. Es gibt ja eine große Anzahl an
Tätigkeiten, die man gerne macht, aber da ist man nicht unbedingt überall gut
drin. Dann gibt es wiederum Sachen, die kann man gut, aber die macht man nicht
gerne. Ich kann z.B. sehr gut Zimmeraufräumen, aber ich hasse es. Ich mache das
nicht sehr gerne. Auf der anderen Seite backe ich total gerne, aber das kann
ich nicht so besonders gut. Aber wenn man viele Sachen ausprobiert, dann hat
man irgendwann eine Schnittmenge. Dann findet man irgendwann etwas, das man
gern macht und das man gut kann. Und wenn man das gefunden hat, dann ergibt
sich der Rest meistens von ganz alleine.
Leo: Heutzutage kennen dich sehr viele Kinder, teilweise auch Jugendliche oder auch Erwachsene. Wie fühlt sich das an?
Ralph: Die Menschen, die die Sendungen gucken, die ich mache, die
sind sehr nett und sehr offen und freundlich. Das bedeutet, dass es, wenn ich
angesprochen werde, immer sehr positiv ist.
Leo: Wirst du oft auf der Straße angesprochen?
Ralph: Ich bin sehr schnell. Ich habe sehr lange Beine und gehe
meistens sehr zielstrebig irgendwo hin. Dann bin ich meistens zu schnell wieder
weg, als das mich jemand abfangen könnte.
Leo: Träumst du manchmal von deinen Buchfiguren?
Ralph: Nein, bisher habe ich das noch nicht getan. Na ja, sagen wir es anders. Wenn ich träume, dann sind das manchmal Geschichten. Die wandle ich dann um und die kommen dann ins Buch rein.
Leo: Kommen dir also im Schlaf die besten Ideen?
Ralph: Im Schlaf kommen einem gute Ideen. Zumindest denkt man,
dass sie gut sind. Dann schreibt man das aber auf, guckt am nächsten Morgen auf
den Zettel, den man beschrieben hat und denkt sich, dass das total langweilig
ist. Im Schlaf wirken die Sachen also immer viel, viel besser. Manchmal ist
aber trotzdem eine gute Idee dabei. Oder eben ein Bild, das toll ist und aus
dem man was machen kann. Ansonsten kommen mir die Ideen einfach immer und
überall. Alles, was ich erlebe, hat das Potenzial, mich zu einer Idee für eine
Geschichte oder eine Moderation zu bringen. Das ist wirklich das Tolle an den
Sachen, die ich mache. Denn alles bringt mich irgendwie einen Schritt weiter.
Leo: Mir ist neulich aufgefallen, dass du den „Atlas Obscura“ auf CD eingesprochen hast. Man merkt, dass dir das liegt und dass du das gerne machst.
Ralph: Das macht einfach total Spaß! Ich mache das bei „Wissen macht Ah!“ oder auch bei der „Sendung mit der Maus“ auch. Da vertone und spreche ich die Beiträge und irgendwie ist das eine total schöne Arbeit. Man kann einfach reden und erzählen und ich erzähle ganz gerne.
Leo: Das merk‘ ich!
Ralph: Oh Gott! Ich rede zu viel, oder?
Leo: Nein, nein. Das passt schon!
Ralph: Gut.
Leo: Wie lange musstest du dich fürs Einlesen des „Atlas Obscura“ vorbereiten?
Ralph: Ähm… Das muss jetzt aber unter uns bleiben! Beim „Atlas Obscura“ habe ich einfach so abgelesen. Da habe ich mich überhaupt nicht vorbereitet. Ich wollte mir das Buch vorher mal durchlesen, aber da gab es das noch nicht. Und dann habe ich das vergessen. Aber die Texte sind ja sehr gut geschrieben und die kann man auch sehr gut lesen, insofern ist das nicht so schlimm. Wenn ich anspruchsvolle Literatur sprechen würde, dann müsste ich mich anders vorbereiten.
Leo: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen müsstest, wer wäre
das?
Ralph: Das kann ich so spontan gar nicht sagen. Aber ich glaube,
dass es mal ganz interessant wäre, mein Leben mit einer Frau zu tauschen, weil
ich glaube, dass die Welt da ganz anders aussieht und ganz anders auf einen
reagiert. Es wäre natürlich aber auch schön, wenn man das wieder rückgängig
machen könnte. Ansonsten müsste ich da erstmal überlegen. Mit wem würdest du
denn tauschen?
Leo: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn es gibt viele tolle
Menschen, aber es kommt natürlich immer darauf an, wie lange das anhält.
Ralph: Genau, das stimmt.
Leo: Erzähle mir doch zum Schluss noch deinen Lieblingswitz!
Ralph: Ich habe viele Lieblingswitze. Aber einer meiner Lieblingswitze ist der da: Ein Huhn steht an einer Straße und sieht auf der anderen Straßenseite ein anderes Huhn und fragt das Huhn: „Hey! Wie komm‘ ich rüber auf die andere Seite?“ Worauf das andere Huhn antwortet: „Du bist auf der anderen Seite!“ Okay, der war jetzt wohl nicht so lustig. Gut, ein anderer. Wusstest du das Jungs schlauer sind als Mädchen?
Leo: Wieso?
Ralph: Mist! Du hättest sagen müssen: „Nee, wusste ich nicht!“ Dann hätte ich gesagt: „Siehst du?“ Aber eigentlich gehört der Witz eigentlich anders herum: Die kleine Schwester sagt zu ihrem großen Bruder: „Wusstest du, dass Mädchen schlauer sind als Jungs?“ Der dann so: „Nee, wusste ich nicht!“ und sie dann so: „Siehst du?“
Leo: Ich selbst kann zwar sehr schlecht Witze erzählen, aber mein
Lieblingswitz ist: Was sagt der große Stift zum kleinen Stift? Wachs-Mal-Stift!
Ralph (lacht): Sehr gut!
Selfie-Time die Erste: Mein Arm ist zu kurz! Aber mit Ralphs Hilfe klappt’s dann doch noch.
Abschließend kann ich nur sagen, dass nicht nur die Lesungen von Ralph Caspers der absolute Wahnsinn sind, sondern auch das Interview. Es war herrlich lustig und sogar mein 13. Interview im Jahr 2019. Mal schauen, was das neue Jahrzehnt noch so alles mit sich bringt. Ich kann es kaum erwarten.