Vom 17. – 25. April fand der Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart statt – dieses Jahr allerdings ohne Publikum, denn Zuschauer waren beim Weltklasse-Damen-Turnier pandemiebedingt nicht erlaubt. Aber ich gebe zu, obwohl ich ziemlich sportbegeistert bin, kann ich mit Tennis überhaupt nichts anfangen. Deshalb wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, eine Persönlichkeit des Tennissports zu interviewen. Ich begab mich viel mehr auf den Weg zur Porsche Arena, um der Sportjournalistin und ehemaligen Tigerenten Club Moderatorin Amelie Stiefvatter ein paar Fragen zu stellen.
Leo: Vor einem Interview recherchiere ich gerne und nutze die digitalen Medien, um mich über das Leben meines Interviewpartners zu informieren. Aber obwohl du schon so viel gemacht hast, war ich echt erstaunt, doch so wenig über dich gefunden zu haben. Angefangen hast du bereits 2008 – mit 18 Jahren also – mit der monatlichen TV-Talkshow „Jugend ohne Grenzen“, die von der Deutschen Welle und Egypt TV produziert wurde. Ab März 2013 hast du dann beim Sender ServusTV als Sport Producerin und Reporterin gearbeitet und dann kam der Tigerenten Club. Du warst nun ein Jahr Moderatorin beim Tigerenten Club – machst du gerade einfach nur eine Pause oder hast du tatsächlich ganz aufgehört?
Amelie: Meine Zeit beim Tigerenten Club ist vorbei. Es war ein schönes Jahr und jetzt sind Muschda und Jess zurück.
Leo: Oh, schade. Wie kamst du eigentlich zum Tigerenten Club?
Amelie: Ich bin eigentlich ausgebildete Sportjournalistin und ich mache viele Sportbeiträge für ServusTV und verschiedene Anbieter. Vor mittlerweile drei Jahren ist dann aber meine Mama schwer krank geworden. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich zu meiner Mama gehen will, um sie zu pflegen. Deshalb habe ich alles gekündigt und bin zurück nach Hause gegangen. Dann ist meine Mama aber an Krebs gestorben und das war für mich der Moment, in dem ich gesagt habe, dass ich irgendetwas ändern möchte. So in der Art „Mal schauen, wo es hingeht, jetzt habe ich ja 7 Jahre bei ServusTV gearbeitet, es ist Zeit für was Neues, für Herzensprojekte“. Und genau in dem Moment kam dann die E-Mail, dass der Tigerenten Club eine neue Moderatorin sucht. Und das war natürlich mein Kinderwunsch, denn ich glaube, jeder will einmal den Tigerenten Club moderieren. Dann dachte ich mir „Okay Amelie, das ist deine Chance. Du schickst jetzt dein Bewerbungsvideo hin.“ und dann hat es tatsächlich geklappt. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Leo: Ich muss sagen, dass ich dem Johannes ja auch schon angeboten habe, dass ich, wenn er in Rente geht, seinen Posten übernehme. 😉
Amelie: Ja, das würde total passen.
Leo: Was war das Erste, an das du gedacht hast, nachdem du erfahren hast, dass du die neue Tigerenten Club Moderatorin sein wirst?
Amelie: Dass ich mich total auf den Günter Kastenfrosch freue. Ich war total gespannt, wie der in Echt aussieht.
Leo: Ich war ja auch schon ein paar Mal im Tigerenten Club und habe ihn live erlebt. Und Günter Kastenfrosch ist tatsächlich genauso tollpatschig wie ich. Hattest du eigentlich Bammel, in die Fußstapfen von so vielen anderen Moderatoren zu treten, die bereits vor dir moderiert haben?
Amelie: Total, denn ich bin ein großer Fan von Muschda. Ich finde sie wirklich richtig toll. Ich mag ihre Art und dass sie einfach sie selbst und so authentisch ist. Man muss aber auch immer so ein bisschen seinen Platz finden. Da dachte ich mir dann „Gut, das kriege ich auch hin.“, aber natürlich schaut man auf die anderen und versucht, sich ein paar Dinge abzuschauen.
Leo: Du bist eigentlich Sportjournalistin. Was war die größte Umstellung oder auch Angst, als du dann beim Tigerenten Club angefangen hast? Mit Kindern zu arbeiten ist ja schon etwas anders als vielleicht mit Profisportlern, oder?
Amelie: Das war aber genau das, was ich wollte. Wenn man 7 Jahre lang Sportlern hinterherrennt und die immer das Gleiche gefragt werden, weil jeder wissen will, wieso du gewonnen oder verloren hast, was gefehlt hat oder woran du arbeiten musst, ist das Arbeiten mit Kindern einfach wie Durchatmen, denn auf einmal hat man Zeit und kann auf Augenhöhe Spaß haben. Es geht um Spaß, gute Laune und das Miteinander. Das war dann genau das, was mir gefehlt hat. Das hat mir beim Casting aber auch so viel Spaß gemacht, mit den Kids rumzutollen. Darum war ich auch ziemlich traurig, dass ich die Kinder im Studio nicht erleben durfte.
Leo: Und wie kann man sich das Casting vorstellen?
Amelie: Ich kam an und war ganz nervös und hatte schwitzige Hände. Dann kam eine ganz, ganz liebe Aufnahmeleiterin, die hieß damals Jasmin, und holte mich ab. Dabei habe ich mich sehr wohl gefühlt, denn sie hat mich beruhigt und in den Raum gebeten, in dem ich mich ausbreiten und meine Klamotten auspacken konnte. Da gab es außerdem ganz viele Süßigkeiten und ich habe mir fast den ganzen Süßigkeitenteller reingehauen. Danach hatte ich einen kleinen Zuckerschock. Dann wurde ich aufgerufen, mein Herz pochte, ich kam in den Raum und traf Johannes, der super lieb war und mir gleich die Nervosität genommen hat, und dann performte ich. Dann, muss ich sagen, ging die eine Stunde sehr, sehr schnell vorbei, weil es wie am Schnürchen lief.
Leo: Du stehst inzwischen schon viele Jahre vor der Kamera. Hast du vor einer Sendung trotzdem noch Lampenfieber?
Amelie: Ja, sehr. Ich bin davor tatsächlich als klassische Sportjournalistin unterwegs gewesen, die den Sportlern einfach das Mikrofon unter die Nase gehalten hat und ein paar O-Töne eingesammelt hat. Also so klassische Vox pops, wie das im Fernsehen heißt. Und dann habe ich Facebook live moderiert, so Onlineformate, wo ich mit Sportlern über lustige Dinge aus ihrem Leben geredet habe. Aber so wirklich im Studio mit vielen Kameras und Kindern und Aufgaben, das hatte ich davor noch nie. Das war für mich natürlich eine große Herausforderung, weil ich dann einen Knopf im Ohr hatte, einen Regisseur, der die ganze Zeit mit mir geredet hat, einen Johannes, der mit mir geredet hat, die Kinder, die mit mir geredet haben, die Kameraleute… Es war also ein sehr großer Umbruch, aber das Team vom Tigerenten Club ist mega cool. Die haben mich alle an die Hand genommen und es hat dann eigentlich ganz gut funktioniert und sehr viel Spaß gemacht.
Leo: Wie kamst du eigentlich zu deinem Beruf „Sportjournalistin“? Wusstest du schon während deiner Schulzeit, dass du eines Tages in der Medienbranche arbeiten möchtest?
Amelie: Ja, ziemlich früh. Es gibt Kindervideos von mir, wo ich die Modenschau mit meinen Schwestern moderiere oder den Tigerenten Club. Ich habe immer die Kamera von meinem Papa geklaut und die Urlaubsvideos überspielt und eigene Shows darauf moderiert. Also ich wusste, dass ich was mit Fernsehen machen möchte. Eigentlich wollte ich Schauspielerin werden, das war so mein Traumberuf. Dann bin ich aber ziemlich früh bei der Deutschen Welle in das Format „Jugend ohne Grenzen“ gekommen, sehr gut recherchiert übrigens, und habe gemerkt, dass es mir Spaß macht, Dinge rauszufinden und mit Menschen zu sprechen. Geschichten zu erzählen, deren Geschichte zu erzählen. Und so bin ich dann eigentlich von Kultur zum Sport gekommen, weil ich selbst ja auch sehr sportbegeistert bin und habe da einfach nie aufgehört, dran zu glauben.
Leo: Du bist ja nicht nur Sportjournalistin, also eine Journalistin, die über Sport berichtet, sondern du bist auch selbst sehr sportlich. Was machst du so alles in deiner Freizeit? Oder was ist dein Lieblingssport?
Amelie: Oh, das ist schwer. In Berlin, als ich noch dort gewohnt habe, war ich im Volleyball- und im Schwimmverein. Dann bin ich nach Österreich gekommen und habe dort dann angefangen mit dem Stand-up-Paddling, dem Wandern dem Skifahren und dem Snowboarden. Mittlerweile paraglide ich auch, außerdem bin ich Fallschirmspringerin.
Leo: Ich muss sagen, mit Stand-up-Paddling habe ich im letzten Sommer auch angefangen und ich habe mich total überschätzt. Mir hat danach alles weh getan, ich hatte totalen Muskelkater.
Amelie: Das geht so auf die Tiefenmuskulatur.
Leo: Ja, es war für mich halt total ungewohnt, weil ich in meiner Freizeit nur Feldhockey und Fußball spiele.
Amelie: Und wo bist du Stand-up-Paddeln gewesen? Im Fluss?
Leo: In der Nordsee, ich war auf Sylt im Urlaub.
Amelie: Ui, also auch noch mit Wellen.
Leo: Ja, und an meinem ersten Tag hatten wir ziemlichen Wellengang. Am zweiten Tag ging es dann schon besser, aber es war für mich total ungewohnt. Ich selbst spiele ja Fußball, da frage ich mich natürlich, ob du Fußball magst.
Amelie: Ich liebe Fußball, aber ich bin leider echt schlecht darin. Ich habe gemerkt, dass der einzige Ballsport, den ich kann, Volleyball ist. Fußball verfolge ich leidenschaftlich gern für mich, aber beim Spielen kannst du mich ins Tor stellen und ich schaffe es nicht, irgendeinen Ball zu halten.
Leo: Und welcher Verein ist dein Lieblingsverein?
Amelie: Hertha BSC, denn ich komme aus Berlin.
Leo: Ich darf es hier direkt am Trainigsgelände und Stadion des VfB Stuttgart angrenzend gar nicht laut sagen, aber wenn mein Heimatverein nicht spielt, dann bin ich ein ganz großer Fan des FC Bayern. Nur eins habe ich tatsächlich noch nicht geschafft, mir ein Spiel live in der Allianz Arena anzuschauen. Im Stadion selbst war ich schon, aber leider noch nie live bei einem Spiel. Das muss ich unbedingt noch machen. Ich hatte vor Corona mit meiner Familie eine große Stadiontour quer durch Deutschland geplant, aber das mussten wir zwangsweise erst einmal verschieben. Du kommst ja bei deiner Arbeit auch relativ viel rum und hast vermutlich schon viel von der Welt gesehen – wo hat es dir persönlich bisher am besten gefallen?
Amelie: Ich habe mal eine Doku gemacht, „Russland hört ein Huh!“, da ging es um die Fußball WM und dafür bin ich nach Island gereist. Ich habe geschaut, was denn so die Isländer anders machen mit ihren Fußballtrainings, -stätten und -förderung. Das war wirklich super spannend zu sehen, denn ich liebe das Land und den Gedanken, dass sie Straßen eckig bauen, weil da Elfen wohnen könnten oder dass sie minikleine Inseln im Wasser haben, wo nur ein Fußballfeld drauf ist und mehr nicht. Das hat mich fasziniert. Ich glaube, Island war so eines der schönsten Reiseländer. Und ich mache ja auch sehr viel Wintersport, da bin ich immer dem Weltcup-Tross hinterhergereist und da war ich mit den Jungs zur Vorbereitung in Chile, das war auch sehr, sehr schön.
Leo: Ich reise auch sehr gerne und liebe die Vielfältigkeit der verschiedenen Kulturen. Vor zwei Jahren war ich in St. Petersburg und ich war echt überwältigt von dem Prunk. Überall Gold, wohin man nur schaut. Allerdings dann etwas weiter außerhalb des Zentrums sah es natürlich nicht mehr gar so protzig aus.
Amelie: Ja, das ist dieser Kontrast zwischen arm und reich. Ich war auch mal in St. Petersburg zu den weißen Nächten, wo es nicht dunkel wird. Da habe ich mal einen Segelfilm gemacht. Das war auch verrückt, aber eine wirklich schöne Stadt.
Leo: Ansonsten finde ich Estland sehr schön, da hat es mir richtig gut gefallen. Da gibt es tatsächlich das Recht auf kostenfreies WLAN für jeden Bürger. Die sind unserer Zeit echt um einiges voraus.
Amelie: Was aber auch Sinn macht.
Leo: Ja, vor allem zurzeit. Gibt es ein Land oder einen Ort, wohin du noch unbedingt mal hin möchtest?
Amelie: Ich war noch nie in China, da will ich unbedingt mal hin. Asiatische Länder wie China, Thailand, Vietnam… Europa habe ich jetzt eigentlich komplett gesehen. In Brasilien war ich bei den Olympischen Spielen in Rio. Durch den Wintersport bin ich halt viel nach Chile und Neuseeland gekommen. Nach meinem Abitur bin ich durch Australien gereist. Ja, ich würde einfach gerne mal die asiatischen Länder bereisen.
Leo: Was ich gerne mal sehen würde sind die USA, das wäre sehr cool. Ein Land mit vielen Facetten.
Amelie: Ja, in den USA war ich ein Jahr, da habe ich mein Auslandsjahr gemacht. Das habe ich in Amerika in Oregon gemacht. Das fand ich sehr toll und es war auch ziemlich irre. Da habe ich das Surfen gelernt, weil ich direkt am Strand gelebt habe, das war mega. Und ich habe auch immer noch Kontakt mit meinen Freunden. Und eigentlich wollte ich dieses Jahr hinfliegen, weil eine Freundin von mir ein Baby bekommen hat, das hole ich dann nach.
Leo: Was ich gerne machen würde, wäre einmal quer durch alle Staaten zu fahren.
Amelie: Ja, das wäre toll. Mit einem Wohnwagen.
Leo: Ja, wir haben ja einen Van und damit wollten wir eigentlich auch in Europa rumfahren, aber das geht halt leider alles nicht.
Amelie: Ja, das verstehe ich. Aber das würde ich auch gerne machen. Und ich würde gerne Barack und Michelle Obama treffen und mit denen sprechen.
Leo: Ich habe neulich das Buch von Michelle Obama gelesen.
Amelie: Hast du das gelesen?
Leo: Ja, das finde ich wirklich total cool.
Amelie: Das ist wirklich sehr spannend geschrieben. Sie ist eine tolle Frau. Und ich finde es schön, wie sie auch Einblicke gibt ins normale Leben und wie sie zu dem geworden ist. Und sie gibt nie die Hoffnung auf. Ich finde auch, dass das ein tolles Buch ist.
Leo: Michelle Obama ermuntert vor allem Mädchen, an sich selbst zu glauben und gibt ihnen Mut, nichts unversucht zu lassen, um an ihre Träume und Ziele zu gelangen. Zeitgleich als ich ihr Buch gelesen hatte, wurde ich gefragt, wo ich mich denn in zehn Jahren sehe und was ich glaube, was aus mir wird. Ich mit meinen 12 Jahren finde es aber sehr schwierig, ein ganzes Leben vorzuplanen. Das hat mich fast an den Rand der Verzweiflung gebracht.
Amelie: Was hast du geantwortet?
Leo: Noch nichts, denn ich weiß tatsächlich nicht, was ich darauf antworten soll. Noch habe ich ein paar Tage Zeit zum Überlegen und deshalb wollte ich dich fragen, welchen Tipp du mir geben würdest oder wo du dich in zehn Jahren siehst.
Amelie: Also, du bist jetzt 12 und dann bist du 22. Da liegt ja total viel noch dazwischen. Mit Ausbildung und reinschnuppern in verschiedene Jobs. Aber du fokussierst dich ja so auf das Reden mit Menschen und dem Nahelegen von Büchern und dem an die Hand geben von Rezensionen, Tipps und Tricks. Also sehe ich dich eigentlich schon auch in der Medienwelt, da bist du ja wie geboren für. Dich interessiert es, Sachen zu lesen und zu hinterfragen und dann den Zuschauern aufzubereiten. Also eigentlich genau das Gleiche wie ich. Ich würde dich also eigentlich auch in meiner Welt sehen. Und wo sehe ich mich in 10 Jahren? Da bin ich dann schon 40. Da habe ich dann zwei Kinder und moderiere die Tagesschau. 😉
Leo: Im letzten Jahr warst du nicht nur beim Tigerenten Club zu sehen, sondern auch als Urlaubsvertretung bei der Sendung „Timster“ beim KiKA, bei „Verstehen Sie Spaß? Kids“ wurdest du geprankt und bei „Wer weiß denn sowas?“ warst du erst neulich Kandidatin. Wo wird man dich in nächster Zeit noch sehen können? Gibt es irgendwelche Projekte, die in Planung sind, von denen du erzählen darfst?
Amelie: Wir strecken gerade so die Fühler aus. Es wird wahrscheinlich irgendetwas mit Sport und Ausprobieren, aber leider ist das noch nicht fix, deshalb kann ich dir das noch nicht sagen. Aber ich werde dir dann Bescheid geben.
Leo: Ich bringe dich irgendwie immer nur mit Wintersport in Verbindung. Was machst du hier beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart?
Amelie: Ich bin ja eigentlich Sportjournalistin, das heißt, ich verdiene mein Geld damit, Filme zu produzieren. Ich arbeite für verschiedene Agenturen, die mich immer wieder buchen, dass ich für sie Filme mache. Ich bin also eine klassische Redakteurin, die jetzt beim Porsche Tennis Grand Prix Geschichten hinter den Kulissen erzählt. Ich begleite Tennisspielerinnen, um herauszufinden, wie ihr Fitnessprogramm ist oder wie sie nach einem Sieg in die Pressekonferenz gehen. Ich überlege mir dann Geschichten, die den Zuschauern gefallen könnten, weil ja keine Zuschauer da sind, die sie sich dann zu Hause anschauen können und dadurch noch Tennis bei sich haben.
Leo: Du hast ja auch eine eigene Produktionsfirma namens AMOVIE, richtig? Was produzierst du da so?
Amelie: Ich habe mich ja vor 3 Jahren mit AMOVIE selbstständig gemacht, das ist ein toller Name, den gab es noch nicht und da bin ich sehr stolz drauf. Und da habe ich jetzt für RedBull Schweiz eine Doku produziert, da habe ich den Marco Odermatt und Loïc Meillard, zwei tolle Schweizer Skirennläufer, eine ganze Saison lang begleitet und hinter die Kulissen eines Sportlerlebens geschaut. Dann mache ich viele Werbefilme für Autofirmen oder für Firmen, die auf mich zukommen, die mal einfach Content produzieren möchten. Ich habe außerdem meinen eigenen Podcast, wo ich auch mit inspirierenden Persönlichkeiten spreche, es ist also eine bunte Mischung.
Leo: Da ich nebenbei nun irgendwie zufällig Buchbloggerin geworden bin, stelle ich meinen Interviewpartnern natürlich gerne Fragen zum Thema Lesen. Von dir weiß ich bereits, dass du gerne liest. Welches Buch würdest du als dein Lieblingsbuch bezeichnen?
Amelie: Ich liebe ja Biografien, deshalb könnte ich dir jetzt ganz viele Biografien aufzählen, aber das Buch, das mich am meisten geprägt hat, war „Die unendliche Geschichte“.
Leo: Und welches Buch, hast du zuletzt gelesen?
Amelie: Mein letztes Buch? Hm… Also ich bin gerade noch am Buch von Barack Obama.
Leo: Das Buch habe ich noch nicht gelesen.
Amelie: Das ist auch ein bisschen schwieriger, da braucht man mehr Zeit. Barack geht viel mehr ins Politische rein, Michelle war da eher ein bisschen softer.
Leo: Na ja, ich habe ja auch nicht die normale Ausgabe gelesen, sondern die für Jugendliche aufbereitete.
Amelie: Cool!
Leo: Angenommen, du hättest einen Wunsch frei – welcher wäre das?
Amelie: Das ist eine sehr gute Frage. Was würde ich mir wünschen? Vielleicht, dass wir einfach viel mehr positive Menschen auf der Welt haben, die miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Ich habe oft das Gefühl, dass wir uns gegenseitig eher zur Verzweiflung bringen und dann gibt es so viel Mobbing und Hass und Leute, die einfach nur böse Sachen machen. Das müsste doch nicht sein. Uns geht es so gut auf der Welt. Wir haben alles, dann lasst uns doch einfach miteinander gut zurechtkommen, dem anderen was Positives wünschen und gerecht sein. Das würde ich mir wünschen. Einfach viel mehr Positivität auf der Erde.
Leo: Hast du ein verborgenes Talent? Kannst du jonglieren oder zaubern oder vielleicht irgendetwas Außergewöhnliches, was sonst nicht jeder kann?
Amelie: Ganz ehrlich? Nein! Ich war immer überall gut, aber nirgends richtig gut. Ich habe alles immer gekonnt, also vom Sport bis hin zum Lesen und zu Sprachen. Ich habe auch Arabisch studiert. Ich kann also alles gut, aber ich bin nirgendwo richtig gut. Deshalb kam ich mir als Kind manchmal blöd vor, weil ich mir dachte, dass ich kein Talent habe. Anders herum gefällt es mir aber, dass ich mich so breit aufstelle.
Leo: Ich mache ja auch sehr viel, also von Feldhockey bis hin zu Gitarre spielen ist alles ein bisschen vertreten, aber ich bin der Meinung, dass man einfach so viele gute Erfahrungen sammeln kann, wenn man viel ausprobiert. Von dem her ist es also in Ordnung nicht einfach nur eine Sache zu können.
Amelie: Man muss es einfach positiv sehen!
Leo: Ja, genau. Ich habe jetzt schon mehrfach gehört, dass deine Lieblingstiere Hühner sind. Stimmt das? Und wenn ja, warum?
Amelie: Ja, das stimmt. Ich liebe Hühner. Meine Mutter war Tirolerin und mein Papa aus dem Schwarzwald, also hier in der Gegend, und dann sind wir oft im Sommerurlaub bei meinen Großeltern im Schwarzwald, denn die sind Kirsch- und Weinbauern und dann haben wir immer Kirschen gepflückt, im Winter war ich dann immer in Tirol Ski fahren. Meine Großeltern und meine Tante hatten aber immer Hühner und als Kind, da war ich so 5 oder 6 Jahre alt, bin ich immer zu den Hühner gerannt. Und als richtiges Stadtmädchen, weil ich ja aus Berlin komme, habe ich dann immer gesagt „Ich gehe Eier pflücken“, weil ich gedacht habe, dass die Eier da in diesem Stall wachsen. Und seitdem ziehen mich in dem Dorf immer noch alle mit „Amelie, die Eier pflücken geht“ auf. Aber die Liebe zu den Hühnern ist geblieben.
Leo: Was war die gefährlichste Sache, die du je gemacht hast?
Amelie: Da gibt es auch viel. Das Fallschirmspringen aus einem Flugzeug, das hat meiner Mama gar nicht gefallen. Das klingt für andere Leute gefährlich, aber ich weiß, wo meine Grenzen sind und deshalb sehe ich das nicht als gefährlich an. Nach dem Abitur bin ich alleine als Mädchen durch Australien gereist, ich bin getrampt und bin da natürlich auch mit vielen fremden Menschen zusammengekommen. Ich hatte davor keine Angst, aber da hätte es auch eng werden können.
Leo: Gibt es irgendetwas, was du nie machen würdest? Oder vielleicht auch nie wieder?
Amelie: Nein, eigentlich nicht. Ich bin super neugierig und will alles machen und ausprobieren. Ich möchte jetzt noch das Kiten lernen, das fehlt mir noch. Außerdem möchte ich einmal Bungee-Jumpen, auch wenn ich Angst davor habe. Aber ich möchte es probieren. Nein, ich möchte alles ausprobieren.
Leo: Beschreibe dich in drei Worten!
Amelie: Ich würde sagen, ich bin neugierig, aufgedreht und herzensgut.
Leo: Ich würde sagen, ich bin wissbegierig, loyal und chaotisch. Chaotisch allerdings eher im Sinne von kreativem Chaos, das dann sehr oft in Tollpatschigkeit endet.
Amelie: Was aber positiv ist. Das ist ja meistens so bei kreativen Leuten, dass die so chaotisch sind. Und dann kommt aber was Geniales dabei raus.
Leo: Na ja, kreativ meistens, aber in Fettnäpfchen trete ich jeden Tag.
Amelie: Das ist bei mir aber auch so. Ich habe sogar schon mal Sportler beim falschen Namen genannt.
Leo: Oh nein! Mit wem würdest du denn gerne mal einen Tag verbringen wollen?
Amelie: Barack Obama.
Leo: Und warum?
Amelie: Weil ich ihn unglaublich spannend finde, ich mag seine lässige Art und den Versuch, die Politik umzuändern. Ich würde einfach total viel von ihm wissen wollen. Und am besten kommt Michelle auch noch dazu und dann verbringen wir den Tag zusammen.
Leo: Und mit wem würdest du gerne einen Tag tauschen wollen?
Amelie: Ich glaube, mit einem Mann, denn es würde mich interessieren, wie es ist, als Mann durch die Welt zu gehen. Alles durch andere Augen zu sehen, ein anderer Körper, wie wird man wahrgenommen… Ja, ich würde einfach mal in diese Rolle reinschlüpfen.
Leo: Das ist interessant, das haben mir auch schon ganz viele geantwortet, denen ich diese Frage gestellt habe.
Amelie: Lustig, nicht?
Leo: Na ja, man erwartet eigentlich immer, dass die Leute in die Rolle ihres Idols schlüpfen wollen, aber es ist eigentlich ganz simpel.
Amelie: Ja, total. Ich würde jetzt auch nicht das Leben von jemand anderem leben wollen. Ich finde mein Leben ganz gut so, wie es ist. Das Einzige, was mich interessiert, ist, wie Männer sich fühlen.
Leo: Deine Wahlheimat ist ja Österreich und du kennst dich da bestens aus. Erzähl‘ mir mal, welche Orte oder Sehenswürdigkeiten ich unbedingt sehen muss.
Amelie: Du musst, wenn du nach Österreich kommst, unbedingt einmal nach Wien. Wien als Hauptstadt ist eine der schönsten Städte, in der ich je gelebt habe. Ich habe da nämlich studiert. Da gibt es wunderschöne, alte Architektur. Von der Uni, die wirkt wie eine Harry-Potter-Uni – also ich kam mir damals auf jeden Fall so vor, als ob ich back in Hogwarts wäre -, aber dann musst du auch unbedingt aufs Land fahren. Am besten gen Westen in die Berge und dann einfach nur die Natur genießen. So Sehenswürdigkeiten müssen es gar nicht sein, es gibt einfach nur unzählig viele Berge, die ich dir empfehlen würde und Strecken, die du wandern könntest. Und natürlich Seen, in denen du Stand-up-Paddeln könntest. Der Wolfgangsee oder auch Hallstatt. Wenn du da hinkommst, fühlst du dich gleich geborgen und spürst, dass da alte Seelen rumschwirren.
Wien steht schon etwas länger auf meiner Bucket List. Vielleicht trifft man sich ja dann zufällig in Österreich. Ich würde mich sehr freuen, denn ich habe tatsächlich schon einige Interviews führen dürfen, aber ich muss zugeben, dieses wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Amelie ist nicht nur eine erfahrene, sportbegeisterte und schlagfertige TV-Moderatorin, sondern eine ganz sympathische und herzensgute Person. Ob man mit ihr Kirschen aus Nachbars Garten klauen kann, das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass man mit ihr heimlich durch Hecken schlüpfen kann. Näheres dazu erzähle ich lieber nicht, das bleibt Amelies und mein Geheimnis.