{Rezension} Foul Play
(Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie)

Foul Play
(Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie)
von Laura Willud

Kyss (Rowohlt Taschenbuch Verlag)
Paperback
Romance
432 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-499-01703-2
Ersterscheinung: 17.06.2025

Inhalt:
Ein einziger Kuss mit Joshua Reed hat gereicht, um Loris Herz in Aufruhr zu versetzen. Zwei Jahre lang hat sie ihn konsequent ignoriert, bis ausgerechnet ein gemeinsames Projekt sie wieder zusammenbringt. Joshua wiederum will nur eines: Profisportler werden. Ein Sporttag für Kinder passt da ebenso wenig in seinen Plan wie die Anziehung zu Lori, der besten Freundin seiner Schwester. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto schwieriger wird es, alten Regeln treu zu bleiben und den Gefühlen aus dem Weg zu gehen.

Meinung:
Schon nach wenigen Seiten hat mich Foul Play ganz anders abgeholt, als ich es vom ersten Band gewohnt war. Die Geschichte fühlt sich reifer an – nicht, weil sie schwerer oder dramatischer wäre, sondern weil sie tiefer geht. Während ich bei Mismatch stellenweise das Gefühl hatte, dass Charakterentwicklung und Handlung nebeneinanderherlaufen, greifen hier Emotion und Handlung deutlich besser ineinander. Lori und Joshua sind zwei Menschen, die sich nicht verlieren, sondern sich selbst suchen – und dabei in der Nähe des anderen Dinge über sich erfahren, die sie vorher nicht zulassen konnten oder wollten. Was mich besonders berührt hat, war, wie leise und gleichzeitig eindringlich Lori mit ihren Gefühlen umgeht. Ihr innerer Kampf ist keine große Show, sondern zeigt sich in Momenten des Zweifels, in kurzen Gedankengängen, in Versuchen, sich selbst zu ordnen. Dass sie Listen schreibt, um wieder klarzukommen, wirkt fast naiv – aber genau das macht es so ehrlich. Diese Art, sich selbst zu reflektieren, ohne dabei melodramatisch zu werden, hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, wirklich in ihrem Kopf zu sein – nicht nur als Beobachterin, sondern als Mitfühlende. Joshua wiederum überrascht. Anfangs wirkt er wie der klassische disziplinierte Athlet: hart an sich arbeitend, durchstrukturiert, keine Ablenkung zulassend. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr wird klar, dass hinter dieser Fassade jemand steckt, der Angst hat, falsche Entscheidungen zu treffen. Jemand, der nicht scheitern will – weder sportlich noch emotional. Und genau darin liegt seine Verletzlichkeit. Es gibt eine schöne Szene, in der deutlich wird, dass Joshua gar nicht so unnahbar ist, wie er gerne tut – dass seine Art, Menschen auf Abstand zu halten, auch Selbstschutz ist. Diese Vielschichtigkeit hat ihn mir sehr nah gebracht. Was ich besonders schön fand: Die Geschichte hetzt nicht. Sie nimmt sich Zeit, lässt Zwischenräume in den Dialogen entstehen und gibt Gedanken Raum zur Entfaltung. Das ist kein überhitzter Schlagabtausch, sondern eher ein emotionales Tasten, vorsichtig und trotzdem intensiv. Auch der Schreibstil passt perfekt dazu, denn dieser ist klar, aber mit Gefühl. Immer wieder tauchen kurze, fast poetische Formulierungen auf, die etwas in einem anstoßen, ohne aufdringlich zu sein. Was mich ebenfalls sehr angesprochen hat, war die Art, wie der Sport hier eingebettet wurde. Basketball ist nicht nur Kulisse, sondern hat Substanz. Es geht nicht nur um Training und Spiele, sondern auch um das, was Sport mit einem Menschen macht: wie er Ziele formt, Selbstbilder schafft, Erwartungen verstärkt. Gerade durch Joshuas Haltung dazu, dieses permanente Streben, bekommt man ein gutes Gefühl für den Druck, unter dem jemand stehen kann, der versucht, beides zu schaffen: persönliche Nähe und berufliche Höchstleistung. Im Vergleich zum ersten Band wirkt Foul Play klarer, fokussierter, erwachsener – ohne dabei an Leichtigkeit zu verlieren. Wo Mismatch manchmal auf der Stelle trat, hat diese Geschichte eine Richtung, eine innere Dynamik, die mich ganz natürlich durch die Seiten getragen hat.

Fazit:
„Foul Play“ von Laura Willud ist eine gelungene, emotional aufgeladene Sports-Romance, die viel mehr ist als nur knisternde Spannung zwischen zwei gegensätzlichen Charakteren. Der Fokus auf Basketball als integraler Bestandteil der Handlung war für mich ein echtes Highlight und hat dem Buch eine besondere Tiefe gegeben. Lori und Joshua sind authentische Figuren, deren innerer Zwiespalt nachvollziehbar und berührend erzählt wird. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen – für eine gefühlvolle, sportlich-dynamische Lovestory, die das Herz genauso anspricht wie den Kopf.

Lieblingszitate:
„Du hast kein Recht dazu, so etwas zu tun. Du hast kein Recht dazu, mein Liebesleben zu sabotieren. Genauso wenig, wie du das Recht hattest, mein verdammtes Herz zu berühren und es damit für immer zu verfluchen.“ (S. 109 f.)
und
„Was zusammengehört, findet einen Weg. Egal, wie viele Extrameilen es manchmal sind, und egal, wie viele Felsen es zu überwinden gibt. Man darf nur nicht aufgeben, weil die Strecke einem gerade so holprig und schwierig erscheint.“ (S. 349)

{Rezension} Ohne dich kein Sommer

Ohne dich kein Sommer
(Bd. 2 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie)
von Jenny Han

dtv
(Reihe Hanser)
Taschenbuch
Jugendbuch
320 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: It’s Not Summer Without You
ISBN: 978-3-423-08680-6
Ersterscheinung: 18.05.2023

Inhalt:
Belly steht zwischen zwei Brüdern – und zwischen zwei Entscheidungen. Nach einem schmerzhaften Verlust und einer zerbrochenen Beziehung versucht sie, ihr Leben neu zu ordnen. Als sie mit Jeremiah zusammenkommt, scheint ihr Glück greifbar. Doch als er ihr überraschend einen Heiratsantrag macht, wird alles komplizierter. Während sie voller Vorfreude in die Hochzeitsvorbereitungen stürzt, begegnet sie Conrad erneut – und plötzlich ist nichts mehr so klar, wie sie dachte.

Meinung:
Dieser zweite Band der Reihe fühlt sich an wie ein bittersüßer Sommerabend: Weich gezeichnet, ein bisschen melancholisch – und irgendwie zu schnell vorbei. Wo mich der Reihenauftakt mit seiner unaufgeregten Echtheit und dem Coming-of-Age-Charme überrascht hat, war dieser Teil für mich durchwachsener. Die Trauer um Susannah ist das emotionale Zentrum des Romans – und wird aufrichtig, wenn auch manchmal ein wenig platt erzählt. Besonders Conrads Rückzug wirkt nachvollziehbar, auch wenn seine Distanziertheit (wie schon im ersten Band) oft frustrierend bleibt. Ich mochte, dass diesmal auch Jeremiah eine stärkere Stimme bekommt. Die wechselnden Perspektiven helfen dabei, die Brüder besser zu verstehen – gerade in ihrer Unterschiedlichkeit. Mit Belly hingegen hatte ich diesmal mehr Schwierigkeiten. Ihre Handlungen wirken oft impulsiv und unreif – was in gewisser Weise authentisch ist für eine Siebzehnjährige, die zwischen Vergangenheit und Zukunft schwankt, sich verliebt, verletzt fühlt und nicht wirklich weiß, was sie will. Trotzdem hat sie mich als Figur hier deutlich weniger berührt. Ihre emotionale Abhängigkeit von Conrad fand ich stellenweise problematisch – besonders, weil sie nicht reflektiert wird. Die Hochzeit wirkt konstruiert und dient vor allem als erzählerisches Mittel für neues Drama. Das hat die emotionale Glaubwürdigkeit für mich ein wenig untergraben. Trotzdem hat mich das Buch nicht kaltgelassen. Die Rückblicke, die vielen Sommerbilder, die leisen Momente zwischen Trauer und Hoffnung – das alles ist sprachlich schön verpackt. Jenny Han bleibt ihrer atmosphärischen Erzählweise treu, auch wenn der Plot in diesem Band manchmal etwas verloren wirkt zwischen Zeitsprüngen, innerem Aufruhr und Beziehungsgeschichten, die in Wiederholungsschleife zu laufen scheinen.

Fazit:
„Ohne dich kein Sommer“ von Jenny Han ist ein gefühlvoller, wenn auch schwächerer zweiter Band, der den Figuren mehr Tiefe verleiht, aber an der Handlung etwas schwächelt. Während Themen wie Verlust und Erwachsenwerden gut getroffen sind, wirkt die Liebesgeschichte zwischenzeitlich unausgewogen und stellenweise überdramatisiert. Dennoch: Wer Belly, Conrad und Jeremiah ins Herz geschlossen hat, wird auch diesen Teil mitfiebernd lesen – und sich fragen, wo all das enden soll. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde
(Bd. 1 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie)
von Jenny Han

dtv
(Reihe Hanser)
Taschenbuch
Jugendbuch
320 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: The Summer I Turned Pretty
ISBN: 978-3-423-08676-9
Ersterscheinung: 18.05.2022

Inhalt:
Seit sie denken kann, fährt Belly jeden Sommer mit ihrer Familie ins Strandhaus der Fishers – wo sie unvergessliche Wochen mit Susannah und deren Söhnen Jeremiah und Conrad verbringt. Doch dieser Sommer ist anders. Belly fühlt sich zum ersten Mal nicht mehr wie das kleine Mädchen von früher, sondern wie jemand, den man plötzlich bemerkt. Zwischen Lagerfeuern, Poolpartys und alten Erinnerungen spürt sie, wie sich nicht nur ihr Blick auf die Jungs verändert, sondern auch ihrer auf sie. Und während Gefühle aufbrechen und Geheimnisse ans Licht kommen, wird klar: Nichts bleibt für immer gleich – schon gar nicht in jenem Sommer, der alles verändert.

Meinung:
Manchmal stolpert man in eine Geschichte und merkt gar nicht, wie sehr sie einen berühren wird – bis man am Ende das Buch schließt und einfach nur dasitzt, ein bisschen wehmütig, ein bisschen verliebt, ganz sicher aber nicht mehr dieselbe Person wie vorher. Genau so ging es mir mit dem ersten Band der „Sommer“-Trilogie. Jenny Han schafft es mit bemerkenswerter Leichtigkeit, einen Sommer zum Leben zu erwecken, der so viel mehr ist als Sonne, Salzwasser und erste Küsse. Es ist ein Sommer des Übergangs – von Kindheit zu Jugend, von Freundschaft zu Liebe, von Gewohnheit zu Veränderung. Die Geschichte ist aus Bellys Sicht erzählt, und obwohl sie manchmal naiv wirkt, wirkt sie nie unauthentisch. Ganz im Gegenteil: Ihre inneren Konflikte kamen mir so vertraut vor, dass ich mich ihr auf eine Weise verbunden fühlte, wie ich es selten beim Lesen erlebe. Die Dynamik zwischen Conrad, Jeremiah und Belly ist intensiv, unausgesprochen und unglaublich gut getroffen. Gerade weil nicht alles ausgesprochen wird, hallen viele Szenen länger nach, als man erwartet. Ich konnte spüren, wie viel unter der Oberfläche brodelt – sowohl zwischen den Figuren als auch in ihrer jeweiligen Entwicklung. Auch die Rückblenden in frühere Sommer fand ich gelungen, denn sie füllen die emotionale Tiefe der Geschichte auf stille, aber kraftvolle Weise. Was mich besonders berührt hat, war die unterschwellige Traurigkeit, die wie ein Schatten über diesem Sommer liegt. Der Roman behandelt viel mehr als nur Teenie-Romantik. Es geht um Familie, Krankheit, Verlust und darum, wie man lernt, loszulassen – ohne den Halt ganz zu verlieren. Dieser bittersüße Ton macht das Buch für mich so besonders. Es ist keine typische, oberflächliche Sommerromanze, sondern ein stilles Coming-of-Age, das mitten ins Herz trifft.

Fazit:
„Der Sommer, als ich schön wurde“ von Jenny Han ist eine zarte, berührende und tiefgründige Sommergeschichte über das Erwachsenwerden, die erste Liebe und den Abschied von der Kindheit. Mit authentischen Charakteren, emotionalem Tiefgang und einer Atmosphäre, die nach Salz auf der Haut und Sonnenlicht auf dem Herzen schmeckt, hat mich dieses Buch vollkommen eingenommen. Für mich ein echtes Highlight, weshalb ich sehr gerne 5 von 5 Sternchen vergebe.

{Rezension} Silvercliff Hall
Hinter Spiegeln gefangen
(Bd. 2 der „Silvercliff Hall“-Dilogie)

Silvercliff Hall
Hinter Spiegeln gefangen
(Bd. 2 der „Silvercliff Hall“-Dilogie)
von Aniela Ley

dtv
Hardcover
Jugendbuch
384 Seiten
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-423-76574-9
Ersterscheinung: 12.06.2025

Um den zu retten, den sie liebt, muss Emilia alles riskieren!

Inhalt:
Um Nathan zu retten, wagt Emilia den Sprung durch den Spiegel in ein gefährliches und düsteres Anwesen. Dort muss sie sich einem gefährlichen Duell stellen, bei dem mehr auf dem Spiel steht als nur ihre Kräfte. Der Gegner? Ein manipulativer Hausherr, der sich nicht an Regeln hält. Während Emilia und Nathan der wahren Bedrohung hinter dem Angriff auf Silvercliff Hall auf die Spur kommen, müssen sie alles riskieren, um die magische Welt zu retten.

Meinung:
Ich hatte mich sehr auf das Finale von Silvercliff Hall gefreut – gerade weil mir der erste Band mit seinem Humor, der Leichtigkeit und dem Oxford-Flair so gut gefallen hatte. Doch leider hat mich der Abschluss der „Silvercliff Hall“-Dilogie enttäuscht. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich den Auftakt gelesen habe, aber schon beim Einstieg in den zweiten Band fühlte ich mich orientierungslos. Rückblicke oder eine kleine Auffrischung hätte ich mir sehr gewünscht, denn ohne die Details des Vorgängers gerät man schnell ins Straucheln. Der Handlungsverlauf selbst wirkte überladen und gleichzeitig erstaunlich gehetzt. Es gibt so viele Ideen, neue Figuren, Wendungen und Schauplätze – aber kaum etwas davon wird zu Ende gedacht oder überzeugend ausgearbeitet. Die Geschichte springt, ohne sich ausreichend Zeit für Tiefe oder Logik zu nehmen. Besonders störend empfand ich, dass manche Handlungsstränge fast schon beiläufig abgewickelt oder gar nicht aufgelöst wurden. Statt Spannung fühlte ich oft Verwirrung. Auch die Beziehung zwischen Emilia und Nathan wirkte in diesem Band plötzlich überdramatisiert. Zwei Teenager, die sich in wenigen Tagen mehrfach selbstlos für den anderen opfern wollen? Das fühlte sich für mich schlicht nicht glaubwürdig an – besonders, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit ihnen bleibt, um wirklich zu wachsen oder sich emotional glaubhaft zu entwickeln. Dabei ist das Grundsetting weiterhin reizvoll – die magische Akademie, das historische Oxford, die fantastische Parallelwelt. Aber genau diese Stärke wurde in meinen Augen verschenkt. Es wirkte, als hätte die Geschichte Stoff für drei oder vier Bände gehabt, aber musste auf Biegen und Brechen in einen Abschluss gezwungen werden. Die Konsequenz: zu viel Inhalt in zu kurzer Zeit, zu wenig Tiefe und leider ein unbefriedigendes Ende.

Fazit:
Mit „Silvercliff Hall – Hinter Spiegeln gefangen“ schließt Aniela Ley ihre Light-Academia-Dilogie ab – leider mit einem überfrachteten und konfusen Finale. Trotz schöner Ansätze und sympathischer Figuren mangelt es der Geschichte an Struktur, Tiefe und emotionaler Glaubwürdigkeit. Für mich blieb zu viel offen, zu viel wurde nur angedeutet, das Ende konnte mich daher nicht wirklich überzeugen. Schade um das vielversprechende Setting – von mir gibt es 2,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt
Plötzlich Werwolf (Bd. 1)

Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt
Plötzlich Werwolf (Bd. 1)
von Vanessa Walder
mit Illustrationen von Philipp Ach

Loewe Verlag
Hardcover
Kinderbuch
112  Seiten
Altersempfehlung: ab 7 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1956-4
Ersterscheinung: 12.06.2025

Inhalt:
Fynn ist eigentlich ein ganz normaler Junge – mit Schule, Freunden und einem nervigen Bruder. Doch dann wird er von einem seltsamen Hund gebissen und plötzlich ist nichts mehr wie vorher, denn beim nächsten Vollmond wächst ihm eine Rute und er beginnt zu heulen. Fynn ist ein Werwolf und landet prompt auf einem Internat für Kreaturen der Nacht mitten in den nebligen Hochmooren Schottlands. Die Nightmore Academy ist alles andere als gewöhnlich: Der Burggraben ist von Krokodilen bewohnt, im Unterricht unterrichtet ein Seeungeheuer und die Direktorin ist eine echte Todesfee. Für Fynn steht fest, dass er hier auf keinen Fall bleiben will. Doch dann lernt er Sinista kennen, eine uralte Dämonin mit Rauswurferfahrung – und gemeinsam schmieden sie einen Plan, der alles verändern könnte…

Meinung:
Ich muss ehrlich sagen: Dieses Buch hat mich wirklich überrascht – und zwar positiv. Als ich „Plötzlich Werwolf“ in die Hand genommen habe, habe ich mit einer niedlichen, leicht schrägen Gruselgeschichte für Kinder gerechnet. Bekommen habe ich aber viel mehr: Humor, Herz, originelle Ideen und Charaktere, die man nicht so schnell vergisst. Vanessa Walder schafft es mit beeindruckender Leichtigkeit, eine Welt zu erschaffen, die einerseits unheimlich ist – mit Friedhof, Werwölfen, Untoten und Todesfeen – aber gleichzeitig nie wirklich bedrohlich wirkt. Stattdessen ist sie auf angenehm schräge Weise sympathisch, wie ein Halloweenkostüm, das eher zum Lachen als zum Fürchten einlädt. Fynn als Hauptfigur ist wunderbar nachvollziehbar: Ein Junge, der seine Welt plötzlich nicht mehr versteht und lernen muss, mit seiner neuen Realität umzugehen. Dass er sich ausgerechnet mit der tausende Jahre alten Dämonin Sinista anfreundet, ist nicht nur witzig, sondern auch ein schöner Hinweis darauf, dass Freundschaft manchmal da entsteht, wo man es am wenigsten erwartet. Besonders gelungen fand ich, wie humorvoll mit klassischen Monstermotiven gespielt wird: Da ist ein Zombie, der sich selbst nicht mehr erinnert, eine Selkie mit starkem Kopfball und eine Direktorin, die nachts noch als Todesfee jobbt – alles mit einem Augenzwinkern und ganz viel Fantasie erzählt. Der Stil ist locker, lebendig und sehr kindgerecht, ohne dabei banal zu wirken – eine echte Kunst. Es gibt viele kleine sprachliche Gags, die auch Erwachsene zum Schmunzeln bringen, und das Tempo ist genau richtig für junge Kinder. Die übersichtliche Gestaltung mit kurzen Kapiteln, großer Schrift und liebevollen Illustrationen unterstützt gezielt das erste selbstständige Lesen. Und trotzdem ist die Geschichte nicht oberflächlich, sondern transportiert neben all dem Witz auch eine tiefere Botschaft: Es ist okay, anders zu sein. Und manchmal ist man genau dort richtig, wo man sich am fremdesten fühlt.

Fazit:
Mit „Plötzlich Werwolf“ gelingt Vanessa Walder ein herrlich schräger, fantasievoller und warmherziger Einstieg in die neue Kinderbuchreihe „Nightmore – Das gruseligste Internat der Welt“, die witzig, spannend und herrlich durchgeknallt ist. Die Figuren sind einfallsreich, die Sprache altersgerecht und der Humor punktgenau. Ein Lesespaß für alle ab 7 Jahren – und alle, die ihr inneres Kind noch kennen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sternchen.