Unter dem Motto „Miteinander.Leben“ finden dieses Jahr unzählige Veranstaltungen im Rahmen der „Heimattage Baden-Württemberg“ in Winnenden statt. Aber was bedeutet dieses kleine Wörtchen „Heimat“? Ist Heimat ein Ort? Eine vertraute Gegend? Naja, nicht nur, denn Heimat ist auch ein Gefühl. Wärme, Geborgenheit und Zusammenhalt. Heimat kann so vieles sein, für jeden einzelnen etwas anderes. Um herauszufinden, ob man den Begriff „Heimat“ näher definieren kann, habe ich nicht nur mir, sondern auch meinen Mitmenschen und einigen Persönlichkeiten aus der Region einige Fragen gestellt. Im Rahmen der Baden-Württemberg-Tage am vergangenen Wochenende hat sich beispielsweise Peter Freudenthaler mit meinen Fragen auseinandergesetzt.
Peter Freudenthaler ist Sänger und Songwriter der Band „Fools Garden“. Den großen Hit „Lemon Tree“ kennt wahrscheinlich jeder. Die älteren Fans schwelgen in Erinnerungen und die jüngeren summen nun im Musikunterricht die Melodie mit dem eingängigen Text, in dessen Mittelpunkt ein Zitronenbaum steht. Mit diesem Lied schaffte die Band den großen Durchbruch. Es folgten Preise und Auszeichnungen wie Bambi, Echo, Goldene Stimmgabel, Goldene Europa und noch viele mehr.
Gründungsmitglied von Fools Garden
Mich hat interessiert, ob ein Musiker, der die ganze Welt bereist hat und auf eine fast 30-jährige Karriere zurückblicken kann, den Begriff „Heimat“ vielleicht aus einer ganz anderen Perspektive beschreiben kann. So nutzte ich die Gelegenheit zwischen Soundcheck und Konzertauftritt am Samstag und erhielt ein paar interessante Antworten.
Leonie: Sie und Ihre Band „Fools Garden“ treten im Rahmen der „Heimattage Baden-Württemberg“ auf. Was verbinden Sie mit „Heimat“?
Peter Freudenthaler: Heimat ist für mich der Platz, wo ich mich sehr, sehr wohl fühle, wo ich mich zu Hause fühle. Das ist tatsächlich hier in Süddeutschland, denn ich komme aus einem kleinen Dorf im Nordschwarzwald. Mittlerweile wohne ich aber in einem Ort, der etwa eine halbe Stunde entfernt liegt. Aber jedes Mal, wenn ich in mein altes Dorf zurückkomme, dann ist das für mich ziemlich vertraut, weil ich wirklich jeden Winkel kenne, jede Ecke im Wald und auch die Menschen. Ich verbinde ganz viele Geschichten damit. Das ist für mich Heimat. Gleichzeitig ist Heimat für mich aber auch der Platz, wo es das Essen gibt, das ich am meisten mag. Zwiebelrostbraten mag ich besonders gerne.
Leonie: Haben Sie so etwas wie Heimweh, wenn Sie mit Ihrer Band unterwegs sind?
Peter Freudenthaler: Nein, das habe ich nicht. Ich habe manchmal ein bisschen Sehnsucht nach meiner Familie, nach meinen Kindern, wenn ich längere Zeit weg bin. Aber so richtiges Heimweh habe ich nicht mehr.
Leonie: Sie haben bereits viel von der Welt gesehen, wo ist es denn am schönsten? Unterwegs auf Tour? Oder doch zu Hause?
Peter Freudenthaler: Wenn wir unterwegs waren, hatten wir oftmals zu wenig Zeit, uns etwas anzuschauen. Erst in den letzten paar Jahren haben wir uns tatsächlich ein paar Tage mehr Zeit genommen und noch ein paar Tage an das jeweilige Konzert drangehängt. Ich bin aber sehr gerne in Russland, denn ich mag das Land und im Baltikum ist es sehr, sehr schön. Südostasien ist auch ein ganz toller Kontinent. Aber da gibt es dieses Problem mit dem Essen. Ich bin nicht so ein Fan von asiatischem Essen und Essen ist für mich sehr, sehr wichtig. Wenn man dann mal vier oder fünf Wochen asiatisch gegessen hat, dann freut man sich wieder auf schwäbisches Essen.
Leonie: Sie blicken auf eine ziemlich lange Karriere zurück. Können Sie vielleicht ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern? Gab es irgendein richtig lustiges oder peinliches Erlebnis?
Peter Freudenthaler: Wenn ich jetzt anfangen würde, zu erzählen, dann könnte ich wahrscheinlich den ganzen Abend hier sitzen. Da gab es schon sehr, sehr vieles, aber mein peinlichster Moment war wohl das erste Konzert in einem Stadion, wo wir im Vorprogramm von „PUR“ aufgetreten sind. Das war in Düsseldorf und das Wetter war ungefähr genauso schlecht wie heute hier. Für uns war es das erste Mal in so einem großen Stadion zu spielen. Die Band war schon auf der Bühne und ein Intro lief und ich sprang von hinter der Bühne nach vorn zum Mikrofon. Aber vor meinem Mikrofon war eine Wasserpfütze und ich bin ausgerutscht und vor 70.000 Menschen einfach mal so quer über die Bühne geflutscht. Das war mein erster Auftritt vor so vielen Menschen und das war natürlich etwas peinlich, aber das Konzert war dann trotzdem ganz gut.
Leonie: Sie sind mit Ihrem großen Hit „Lemon Tree“ auch international ziemlich bekannt gewesen. Teilweise geben sie heute noch in aller Welt Konzerte. Wie ist da das Gefühl, wenn Sie zum Beispiel in Asien irgendwo auftreten und dann die Sprache der Fans gar nicht sprechen, gibt es da eine Geheimsprache zwischen Band und Fans?
Peter Freudenthaler: Naja, ich meine, die Sprache, die wir sprechen, ist die Sprache der Musik und die versteht man überall auf der ganzen Welt. Deshalb ist es auch so schön, dass das Lied auf der ganzen Welt so erfolgreich wurde. Und egal wo wir hinkommen, überall können die Leute mitsingen. Das ist ein ganz großes Geschenk, das ist uns ziemlich bewusst, dass wir einen Song haben, der es auch wirklich einmal um die Welt herum geschafft hat. Das ist natürlich ein tolles Gefühl, wenn man in Bangkok oder in Jakarta oder sonst wo auf der Bühne steht und die Leute singen ein Lied von dir mit, das du irgendwann mal im kleinen Kämmerchen vor über 25 Jahren geschrieben hast. Außerdem sprechen die Menschen natürlich auch überall Englisch und inzwischen sprechen auch wir alle ein paar Brocken Chinesisch und Russisch.
Leonie: Jetzt, nach 28 Jahren Karriere, würden Sie da irgendetwas anders machen bzw. anders entscheiden?
Peter Freudenthaler: Nein, das würde ich nicht. Wobei wir vielleicht ein bisschen früher hätten anfangen sollen, uns noch mehr Zeit zu nehmen. Ich war bereits in so vielen Ländern, habe aber so wenig davon gesehen, weil einfach ein Termin den anderen gejagt hat. Vom Flughafen zum Hotel, dann zum Fernsehen oder zum Radio, zu irgendeiner Pressekonferenz und dann zum Konzert und am nächsten Tag ganz früh weiter in die nächste Stadt. Da hätten wir hin und wieder sagen müssen: „Wir hängen jetzt zwei Tage Urlaub dran!“ Aber sonst ist alles gut.
Man merkt den Herren von Fools Garden tatsächlich an, dass Sie sich nun mehr Zeit für alles nehmen, selbst für kurzfristig angefragte Interviews. Vielen Dank.