{Rezension} Say You’ll Remember Me
Perfektes Date – miserables Timing

Say You’ll Remember Me
Perfektes Date – miserables Timing
von Abby Jimenez

dtv
Paperback
Romance
432 Seiten
ISBN: 978-3-423-26440-3
Ersterscheinung: 10.07.2025

Inhalt:
Samantha verbringt ihren letzten Abend in Minneapolis und rechnet nicht damit, dass ihr ein Date mit einem grummeligen Tierarzt das Herz brechen könnte – aber genau das passiert. Xavier, hinter dessen rauer Schale sich ein fürsorglicher, emotional tiefgründiger Mensch verbirgt, ist alles, was sie sich je gewünscht hat. Doch gleich am nächsten Morgen zieht Sam nach Kalifornien, um sich um ihre demente Mutter zu kümmern – und für eine Fernbeziehung fehlt beiden die Zeit, Energie oder Hoffnung. Trotzdem bleibt die Verbindung bestehen. Über tausende Meilen hinweg kämpfen sie mit Distanz, Alltagslast und der Frage: Ist eine Liebe, die zeitlich wie räumlich kaum Raum bekommt, es dennoch wert?

Meinung:
Ich bin mit hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, nicht zuletzt, weil ich „Just for the Summer“ sehr mochte – und wurde emotional anders, aber auf eine eigene Weise berührt. Die Geschichte von Samantha und Xavier ist keine klassische Lovestory mit ständigem Knistern, dramatischem Streit und kitschiger Versöhnung – sondern eine stille, reife, oft erschütternde Auseinandersetzung mit dem, was Liebe im echten Leben bedeutet. Abby Jimenez gelingt es, durch den Wechsel zwischen Sams und Xaviers Perspektiven eine Nähe zu schaffen, die mich direkt in ihre Gefühlswelten gezogen hat. Xavier war für mich dabei die Figur, die ich am stärksten empfunden habe: Ja, ein bisschen zu perfekt vielleicht – aber auch gebrochen, müde, zutiefst menschlich. Dass er sich so aufopfernd um Tiere kümmert, dabei mit seiner eigenen Vergangenheit ringt und dann trotzdem für Sam da sein will, hat mich wirklich berührt. Samantha hingegen ist tough, witzig, voller Selbstironie – aber innerlich zunehmend zerrissen zwischen Pflicht, Schuld und Sehnsucht. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter wurde nicht nur emotional, sondern sehr realistisch geschildert: Die Frustration, das Loslassen, die Suche nach Momenten, in denen noch etwas wie Nähe spürbar ist. Das hat mich persönlich getroffen – nicht, weil ich es eins zu eins kenne, sondern weil ich das Gefühl hatte, einer echten Tochter beim Trauern zuzusehen. Was mir im Mittelteil ein wenig fehlte: Luft und Raum für Zweisamkeit. Es reiht sich ein Schicksalsschlag an den nächsten, die Dialoge werden schwerer, die Momente der Leichtigkeit seltener. Die Popkultur-Referenzen (vor allem Rhysand – ja, wir lieben ihn, aber muss er immer als Maßstab herhalten?) waren für meinen Geschmack manchmal ein bisschen drüber. Auch mit dem Humor bin ich nicht immer warm geworden – die Senfwitze fand ich eher bemüht als charmant. Und dennoch: Ich habe jede Seite mit einem Gefühl von Nähe gelesen. Das liegt an Abby Jimenez’ großem Talent, emotionale Wahrhaftigkeit zu erzählen – ohne Kitsch, ohne künstliches Drama, aber mit all den Zwischentönen, die das echte Leben schreibt. Die Liebesgeschichte zwischen Xavier und Samantha mag sich langsam entfalten, aber sie ist ehrlich, tief und voller stiller Kraft.

Fazit:
Abby Jimenez erzählt in „Say You’ll Remember Me“ eine berührende Geschichte über Nähe trotz Distanz, Liebe inmitten von Verantwortung – und das Bedürfnis, sich Erinnerungen zu bewahren, bevor alles zerbricht. Die emotionale Tiefe ist eindrucksvoll, die Charaktere glaubwürdig und liebevoll gezeichnet, auch wenn der Humor nicht immer trifft und einige Passagen etwas überfrachtet wirken. Wer Liebesromane mit echtem Leben, echten Hürden und einem bittersüßen Happy End mag, wird hier fündig. Ich vergebe 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Downhill Dreams

Downhill Dreams
von Nadine Schojer

dtv
Paperback
Sports Romance
416 Seiten
ISBN: 978-3-423-74127-9
Ersterscheinung: 10.07.2025

Inhalt:
Josie ist jung, wild und ehrgeizig – sie kennt die Berge rund um Garmisch wie ihre Westentasche und träumt davon, in den USA an einem der härtesten Downhill-Rennen teilzunehmen. Als Tochter eines ehemaligen Radsportprofis trainiert sie hart, doch ihre Vergangenheit mit einer abwesenden Mutter lässt sie Nähe und echte Gefühle meiden. Dann begegnet sie Levi – einem gefeierten Star der Mountainbike-Szene, der sich weder von Risiken noch von Beziehungen aufhalten lässt. Nach einem intensiven, aber abrupt endenden Aufeinandertreffen kreuzen sich ihre Wege Monate später wieder: am Sportcollege in Kalifornien, wo Levi ausgerechnet Josies Trainer wird. Und obwohl zwischen ihnen nichts sein darf, ist da diese unausweichliche Anziehung…

Meinung:
Dieser Roman hat mich nicht wegen der großen Gesten oder dramatischen Wendungen gepackt – sondern wegen der Zwischentöne. Es ist diese Mischung aus jugendlichem Übermut, emotionalen Wunden und dem langsamen, zarten Prozess des Vertrauens, der mich berührt hat. Josie und Levi sind zwei Figuren, die auf den ersten Blick kaum verletzlicher sein könnten – sie brettern mit Höchstgeschwindigkeit Berge hinunter, aber vor ihren Gefühlen drücken sie die Bremse. Und genau das macht die Geschichte so nachvollziehbar. Besonders gelungen fand ich, wie Nadine Schojer es schafft, die Extremsport-Welt so spürbar und greifbar zu machen, ohne die Charakterentwicklung aus dem Blick zu verlieren. Die Beschreibung des Downhill-Fahrens ist nicht nur Action-Kulisse, sondern eine Metapher für das emotionale Auf und Ab der Protagonisten. Die Angst zu stürzen – körperlich wie seelisch – durchzieht das ganze Buch. Das sorgt für eine ungewöhnliche Tiefe im Genre der Sports Romance. Nicht jede Szene war ein Volltreffer für mich. Manche Gespräche wirkten leicht konstruiert und Josies impulsive Art hat mich zwischenzeitlich etwas erschöpft. Aber genau darin liegt auch ihre Stärke: Sie ist keine perfekte Heldin, sondern echt. Levi wiederum bleibt lange distanziert, doch seine Entwicklung hin zum greifbaren, fühlenden Menschen passiert still und glaubwürdig. Diese Geschichte ist keine lineare Lovestory, sondern eher eine emotionale Berg- und Talfahrt – und das meine ich im besten Sinne.

Fazit:
In „Downhill Dreams“ von Nadine Schojer rasen nicht nur Bikes steile Trails hinunter, sondern auch Herzen durch emotionale Schluchten. Zwischen Sehnsucht, Zweifel und Adrenalin erzählt die Autorin eine intensive Forbidden-Love-Story, die spürbar unter die Haut geht. Die Protagonisten sind roh, echt und voller Widersprüche – genau das macht ihre Reise so lesenswert. Von mir gibt es deshalb 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Just for the Summer
Sie wollen sich verlieben – bloß nicht ineinander

Just for the Summer
Sie wollen sich verlieben – bloß nicht ineinander
von Abby Jimenez

dtv
Paperback
Romance
480 Seiten
ISBN: 978-3-423-26428-0
Ersterscheinung: 15.05.2025

Inhalt:
Ein viraler Reddit-Post bringt zwei Fremde zusammen: Justin und Emma. Beide glauben an einen eigenartigen Fluch – jedes Mal, wenn sie eine Beziehung beenden, finden ihre Ex-Partner sofort ihre große Liebe. Um diesen Fluch zu brechen, beschließen sie, sich gegenseitig zu daten – mit der klaren Absicht, sich wieder zu trennen. Emma, die als reisende Krankenschwester durchs Land zieht, nimmt einen Sommerjob in Minnesota an, wo Justin lebt. Doch was als kalkuliertes Spiel beginnt, entwickelt sich zu etwas viel Tieferem – trotz traumatischer Vergangenheit, familiärer Verpflichtungen und der Erkenntnis, dass der Sommer vielleicht zu kurz ist für eine Zukunft.

Meinung:
Der Roman hat mich mehr berührt, als ich erwartet hatte. Der Einstieg mit dem augenzwinkernden „Dating-Fluch“-Konzept war herrlich originell und versprach eine leichte RomCom – aber was ich bekommen habe, war ein Roman mit erstaunlicher Tiefe, sensibel erzählten Schicksalen und emotionaler Wucht. Besonders beeindruckt hat mich, wie Abby Jimenez komplexe Themen wie Kindheitstrauma, Bindungsängste, mentale Gesundheit und familiäre Verantwortung mit Leichtigkeit und Respekt integriert. Emma und Justin sind keine klassischen Hochglanz-RomCom-Charaktere, sondern verletzliche, vielschichtige Menschen, die sich in ihrer Zerrissenheit begegnen. Während Emma als rastlose Krankenschwester mit tief verwurzelten Ängsten kämpft, steht Justin kurz davor, Verantwortung für seine drei jüngeren Geschwister zu übernehmen – ein Gegensatz zu Emmas Ungebundenheit, der für echte Spannung sorgt. Die Chemie zwischen ihnen? Knisternd. Die Dialoge? Mal süß, mal frech, oft tiefgründig. Besonders Justin hat mein Herz im Sturm erobert – mit seiner Geduld, seinem Humor und seiner Offenheit. Er ist kein Klischeeheld, sondern jemand, der sich nicht zu schade ist, Verantwortung zu übernehmen, Liebe zu zeigen, und sich verletzlich zu machen. Seine Geduld mit Emma, sein Umgang mit seinen Geschwistern und selbst mit seinem Hund Chad (!) – das alles machte ihn zu einem der charmantesten männlichen Hauptfiguren, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Emma hingegen war für mich zwiespältiger. Ihre emotionale Mauer und ihre Fluchtreflexe waren zwar nachvollziehbar, haben mich aber zwischendurch frustriert – gerade, weil sie gleichzeitig so klug und einfühlsam ist. Aber gerade das macht sie glaubwürdig: Sie ist nicht perfekt, sie ist menschlich. Was das Buch für mich so besonders gemacht hat, war diese seltene Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit. Ich habe laut gelacht, geschmunzelt, aber auch mit einem Kloß im Hals gelesen. Abby Jimenez hat eine Art zu schreiben, bei der man sich mitten im Geschehen fühlt – so nah an den Charakteren, dass man glaubt, sie persönlich zu kennen. Es war, als würde ich nicht einfach ein Buch lesen, sondern einen Sommer lang Teil von Justins und Emmas Leben sein. Das Wiedersehen mit Figuren aus den ersten beiden Bänden war ein besonderes Highlight – nicht zwingend notwendig, aber für Fans der Reihe definitiv ein Wohlfühlmoment.

Fazit:
Mit „Just for the Summer“ beweist Abby Jimenez einmal mehr, wie klug, witzig und emotional tief Liebesromane sein können. Die Geschichte von Emma und Justin beginnt mit einem humorvollen Ausgangspunkt und entwickelt sich zu einer berührenden Reise über Heilung, Vertrauen und die Frage, ob man ankommen kann, selbst wenn man gelernt hat, ständig weiterzuziehen. Die Autorin trifft den perfekten Ton zwischen Romantik, Humor und echtem Leben. Von mir gibt es deshalb 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Der Sommer, der nur uns gehörte

Der Sommer, der nur uns gehörte
(Bd. 3 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie)
von Jenny Han

dtv
(Reihe Hanser)
Taschenbuch
Jugendbuch
336 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: We’ll always have Summer
ISBN: 978-3-423-08683-7
Ersterscheinung: 12.06.2025

Inhalt:
Zwei Jahre sind vergangen, seit Belly sich für Jeremiah entschieden hat – sie sind ein Paar, studieren gemeinsam in Boston und planen plötzlich ihre Hochzeit. Während sie in die Vorbereitungen eintaucht, beginnen jedoch Zweifel zu wachsen: Ihre Eltern sind alles andere als begeistert, alte Konflikte brechen auf, und Belly fühlt sich zunehmend unsicher. Als sie wieder an den Ort ihrer schönsten Sommer zurückkehrt, begegnet sie Conrad – und mit ihm ihrer Vergangenheit und den Gefühlen, die sie nie ganz losgelassen haben.

Meinung:
Ich muss ehrlich sagen, ich habe diesen letzten Band mit gemischten Gefühlen gelesen. Die Trilogie hat mich über drei Bücher hinweg durch viele Emotionen begleitet – durch Jugendschwärmerei, erste Liebe, Verlust, Reifeprozesse – und ich war sehr gespannt, wie Jenny Han die Geschichte zu Ende bringt. Und auch wenn ich viel Kritisches anmerken muss, ist mir klar, dieses Buch hat mich berührt, weil ich mit diesen Figuren gewachsen bin. Was mir gefallen hat, ist der Perspektivwechsel. Die Kapitel aus Conrads Sicht geben der Geschichte mehr Tiefe, auch wenn ich mir gewünscht hätte, noch stärker in seine Gedankenwelt eintauchen zu dürfen. Endlich verstehen wir mehr von seinem inneren Konflikt – der Kontrast zu dem impulsiven, oft unreifen Jeremiah wird dadurch noch spürbarer. Und genau hier beginnt mein Dilemma mit diesem Band: Ich konnte Bellys Entscheidung für Jeremiah nie ganz nachvollziehen – und spätestens mit der völlig überhasteten Verlobung wird das emotionale Ungleichgewicht der Beziehung deutlich. Dass sich Belly von der Vorstellung, „alles müsse perfekt sein“, treiben lässt, obwohl sie spürt, dass es das nicht ist, ist einerseits authentisch (sie ist jung, überfordert, sucht Halt), andererseits auch frustrierend. Die Hochzeitsvorbereitungen nehmen einen zu großen Raum ein und drängen die eigentliche Entwicklung der Figuren manchmal zu sehr in den Hintergrund. Auch die Konfrontation mit ihren Eltern hätte mehr emotionale Tiefe verdient. Stattdessen bleibt vieles an der Oberfläche oder wird in Dialogen abgehandelt, die sich nicht wirklich entfalten. Dennoch bleibt Jenny Hans Schreibstil ein großer Pluspunkt. Sie schafft es mit wenigen Worten, Atmosphäre zu erzeugen – das Strandhaus, das Licht, die Erinnerungen an vergangene Sommer. Diese Stimmung ist es, die mich durchgetragen hat, auch wenn ich die Handlung streckenweise als zu vorhersehbar und konstruiert empfand. Ich hätte mir mehr innere Konflikte, weniger äußeres Drama gewünscht. Aber vielleicht ist genau das Teil des Konzepts: Dass man mit 19 manchmal keine großen Antworten braucht, sondern das Chaos zulassen muss, um herauszufinden, wer man wirklich ist.

Fazit:
„Der Sommer, der nur uns gehörte“ von Jenny Han ist ein emotionaler Abschluss der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie, der vor allem durch seine stimmungsvolle Sprache und die vertrauten Charaktere lebt. Die Geschichte rund um Belly, Conrad und Jeremiah bleibt bewegend, auch wenn das letzte Kapitel ihrer Dreiecksgeschichte nicht ganz die Tiefe erreicht, die man sich gewünscht hätte. Trotz mancher erzählerischer Schwächen ist der Roman ein schöner Schlusspunkt einer Jugendbuchreihe, die Herz und Sommergefühl vereint. Von mir gibt es für den Abschluss der Trilogie 4 von 5 Sternchen und eine absolute Leseempfehlung.

{Rezension} Ohne dich kein Sommer

Ohne dich kein Sommer
(Bd. 2 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie)
von Jenny Han

dtv
(Reihe Hanser)
Taschenbuch
Jugendbuch
320 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: It’s Not Summer Without You
ISBN: 978-3-423-08680-6
Ersterscheinung: 18.05.2023

Inhalt:
Belly steht zwischen zwei Brüdern – und zwischen zwei Entscheidungen. Nach einem schmerzhaften Verlust und einer zerbrochenen Beziehung versucht sie, ihr Leben neu zu ordnen. Als sie mit Jeremiah zusammenkommt, scheint ihr Glück greifbar. Doch als er ihr überraschend einen Heiratsantrag macht, wird alles komplizierter. Während sie voller Vorfreude in die Hochzeitsvorbereitungen stürzt, begegnet sie Conrad erneut – und plötzlich ist nichts mehr so klar, wie sie dachte.

Meinung:
Dieser zweite Band der Reihe fühlt sich an wie ein bittersüßer Sommerabend: Weich gezeichnet, ein bisschen melancholisch – und irgendwie zu schnell vorbei. Wo mich der Reihenauftakt mit seiner unaufgeregten Echtheit und dem Coming-of-Age-Charme überrascht hat, war dieser Teil für mich durchwachsener. Die Trauer um Susannah ist das emotionale Zentrum des Romans – und wird aufrichtig, wenn auch manchmal ein wenig platt erzählt. Besonders Conrads Rückzug wirkt nachvollziehbar, auch wenn seine Distanziertheit (wie schon im ersten Band) oft frustrierend bleibt. Ich mochte, dass diesmal auch Jeremiah eine stärkere Stimme bekommt. Die wechselnden Perspektiven helfen dabei, die Brüder besser zu verstehen – gerade in ihrer Unterschiedlichkeit. Mit Belly hingegen hatte ich diesmal mehr Schwierigkeiten. Ihre Handlungen wirken oft impulsiv und unreif – was in gewisser Weise authentisch ist für eine Siebzehnjährige, die zwischen Vergangenheit und Zukunft schwankt, sich verliebt, verletzt fühlt und nicht wirklich weiß, was sie will. Trotzdem hat sie mich als Figur hier deutlich weniger berührt. Ihre emotionale Abhängigkeit von Conrad fand ich stellenweise problematisch – besonders, weil sie nicht reflektiert wird. Die Hochzeit wirkt konstruiert und dient vor allem als erzählerisches Mittel für neues Drama. Das hat die emotionale Glaubwürdigkeit für mich ein wenig untergraben. Trotzdem hat mich das Buch nicht kaltgelassen. Die Rückblicke, die vielen Sommerbilder, die leisen Momente zwischen Trauer und Hoffnung – das alles ist sprachlich schön verpackt. Jenny Han bleibt ihrer atmosphärischen Erzählweise treu, auch wenn der Plot in diesem Band manchmal etwas verloren wirkt zwischen Zeitsprüngen, innerem Aufruhr und Beziehungsgeschichten, die in Wiederholungsschleife zu laufen scheinen.

Fazit:
„Ohne dich kein Sommer“ von Jenny Han ist ein gefühlvoller, wenn auch schwächerer zweiter Band, der den Figuren mehr Tiefe verleiht, aber an der Handlung etwas schwächelt. Während Themen wie Verlust und Erwachsenwerden gut getroffen sind, wirkt die Liebesgeschichte zwischenzeitlich unausgewogen und stellenweise überdramatisiert. Dennoch: Wer Belly, Conrad und Jeremiah ins Herz geschlossen hat, wird auch diesen Teil mitfiebernd lesen – und sich fragen, wo all das enden soll. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.