{Rezension} Red Flags
Was, wenn die falsche Person die richtige ist?

Red Flags
Was, wenn die falsche Person die richtige ist?
von Sophie Jo
übersetzt von Jana Körner

‎Insel Verlag
Paperback
Jugenduch
348 Seiten
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-458-64539-9
Ersterscheinung: 18.08.2025

Inhalt:
Poppy ist 18, schlagfertig und kompromisslos – vor allem, wenn es ums Dating geht. Ihre Liste mit No-Gos ist lang, und sobald ein Typ auch nur eine klitzekleine Red Flag zeigt, ist sie weg. Cam tickt ähnlich – Beziehungen enden bei ihm, sobald es ernst wird. Beide haben also keine große Erfolgsbilanz in Sachen Liebe. Doch als ihre Freunde sie jeweils zu einer Dating-Challenge herausfordern, kreuzen sich ihre Wege: Zwei Monate durchhalten, ohne selbst Schluss zu machen. Was als eine Art Spiel beginnt, entwickelt sich zu einem komplizierten Balanceakt zwischen Prinzipien, Gefühlen und der Frage: Was, wenn man sein Perfect Match ausgerechnet in der Person findet, die man eigentlich direkt aussortieren wollte?

Meinung:
Dieser Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen, weil es genau das liefert, was eine gute YA-RomCom braucht: Witz, Herz und Tiefe – aber auch den Mut, Themen wie emotionale Reife, Beziehungsangst und Selbstschutz aufzugreifen, ohne ins Kitschige oder Predigende abzudriften. Die Hauptfiguren sind keine klassischen Stereotypen. Poppy mit ihrem kontrollierten Perfektionismus und Cam mit seiner Fluchtreflex-Mentalität stehen sich nicht nur auf Augenhöhe gegenüber – sie halten sich auch gegenseitig einen Spiegel vor. Und genau das macht ihre Dynamik so spannend. Ihre Reibungspunkte sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch zutiefst menschlich. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Art, wie Sophie Jo mit emotionalen Themen umgeht, ohne dass es je belehrend wirkt. Es ist ein Jugendbuch, ja – aber eines, das Teenager ernst nehmen. Die Dialoge wirken nie aufgesetzt, die Gedankengänge der Figuren sind nachvollziehbar, und es gibt immer wieder Momente, in denen man sich selbst ertappt fühlt – sei es in Poppys Bedürfnis nach Kontrolle oder in Cams Angst vor Verletzlichkeit. Hinzu kommt, dass die Nebencharaktere nicht einfach nur dekoratives Beiwerk sind. Besonders Opa Stan sticht hervor: warmherzig, weise, und mit genau dem richtigen Maß an trockener Lebensklugheit. Auch die freundschaftlichen Beziehungen sind authentisch und tragen viel zur Geschichte bei. Es wird schnell deutlich: Dieses Buch geht nicht nur um romantische Beziehungen, sondern auch um Selbstbild, Erwartungen und die oft unbequeme Erkenntnis, dass man selbst manchmal die größte Red Flag im eigenen Leben ist. Ein kleiner Kritikpunkt: An wenigen Stellen wird die Botschaft des Buchs – der Unterschied zwischen gesunden und toxischen Beziehungsmustern – ein wenig zu sehr in den Vordergrund gestellt. Diese Momente wirken minimal konstruiert und nehmen dem sonst sehr natürlichen Erzählfluss etwas an Leichtigkeit. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit:
„Red Flags“ von Sophie Jo ist eine warmherzige, clevere und stellenweise schmerzlich ehrliche Enemies-to-Lovers-RomCom, die sich traut, die unbequemen Seiten von Dating, Selbstschutz und emotionaler Reife zu beleuchten. Mit viel Humor, einer Prise Drama und authentischen Charakteren trifft sie genau den Nerv ihrer Zielgruppe – und darüber hinaus. Ein wunderbares Buch für alle, die an zweite Chancen glauben und bereit sind, sich auch mit den eigenen Red Flags auseinanderzusetzen. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Manchmal laufen dir Leute über den Weg, die nett anzuschauen sind. Aber dann laufen dir Leute über den Weg, bei denen »nett« einfach nicht ausreichend ist. Die haben es in eine völlig neue Sphäre von »unverschämt heiß« geschafft.“ (S. 62)
und
„Auf die Zukunft. Auf dass sie wundervoll und aufregend wird, und niemals scheiße. Sollte sie aber doch mal scheiße sein, wozu es vermutlich irgendwann kommen wird, stehen wir das zusammen durch.“ (S. 288)

{Rezension} Say You’ll Remember Me
Perfektes Date – miserables Timing

Say You’ll Remember Me
Perfektes Date – miserables Timing
von Abby Jimenez

dtv
Paperback
Romance
432 Seiten
ISBN: 978-3-423-26440-3
Ersterscheinung: 10.07.2025

Inhalt:
Samantha verbringt ihren letzten Abend in Minneapolis und rechnet nicht damit, dass ihr ein Date mit einem grummeligen Tierarzt das Herz brechen könnte – aber genau das passiert. Xavier, hinter dessen rauer Schale sich ein fürsorglicher, emotional tiefgründiger Mensch verbirgt, ist alles, was sie sich je gewünscht hat. Doch gleich am nächsten Morgen zieht Sam nach Kalifornien, um sich um ihre demente Mutter zu kümmern – und für eine Fernbeziehung fehlt beiden die Zeit, Energie oder Hoffnung. Trotzdem bleibt die Verbindung bestehen. Über tausende Meilen hinweg kämpfen sie mit Distanz, Alltagslast und der Frage: Ist eine Liebe, die zeitlich wie räumlich kaum Raum bekommt, es dennoch wert?

Meinung:
Ich bin mit hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, nicht zuletzt, weil ich „Just for the Summer“ sehr mochte – und wurde emotional anders, aber auf eine eigene Weise berührt. Die Geschichte von Samantha und Xavier ist keine klassische Lovestory mit ständigem Knistern, dramatischem Streit und kitschiger Versöhnung – sondern eine stille, reife, oft erschütternde Auseinandersetzung mit dem, was Liebe im echten Leben bedeutet. Abby Jimenez gelingt es, durch den Wechsel zwischen Sams und Xaviers Perspektiven eine Nähe zu schaffen, die mich direkt in ihre Gefühlswelten gezogen hat. Xavier war für mich dabei die Figur, die ich am stärksten empfunden habe: Ja, ein bisschen zu perfekt vielleicht – aber auch gebrochen, müde, zutiefst menschlich. Dass er sich so aufopfernd um Tiere kümmert, dabei mit seiner eigenen Vergangenheit ringt und dann trotzdem für Sam da sein will, hat mich wirklich berührt. Samantha hingegen ist tough, witzig, voller Selbstironie – aber innerlich zunehmend zerrissen zwischen Pflicht, Schuld und Sehnsucht. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter wurde nicht nur emotional, sondern sehr realistisch geschildert: Die Frustration, das Loslassen, die Suche nach Momenten, in denen noch etwas wie Nähe spürbar ist. Das hat mich persönlich getroffen – nicht, weil ich es eins zu eins kenne, sondern weil ich das Gefühl hatte, einer echten Tochter beim Trauern zuzusehen. Was mir im Mittelteil ein wenig fehlte: Luft und Raum für Zweisamkeit. Es reiht sich ein Schicksalsschlag an den nächsten, die Dialoge werden schwerer, die Momente der Leichtigkeit seltener. Die Popkultur-Referenzen (vor allem Rhysand – ja, wir lieben ihn, aber muss er immer als Maßstab herhalten?) waren für meinen Geschmack manchmal ein bisschen drüber. Auch mit dem Humor bin ich nicht immer warm geworden – die Senfwitze fand ich eher bemüht als charmant. Und dennoch: Ich habe jede Seite mit einem Gefühl von Nähe gelesen. Das liegt an Abby Jimenez’ großem Talent, emotionale Wahrhaftigkeit zu erzählen – ohne Kitsch, ohne künstliches Drama, aber mit all den Zwischentönen, die das echte Leben schreibt. Die Liebesgeschichte zwischen Xavier und Samantha mag sich langsam entfalten, aber sie ist ehrlich, tief und voller stiller Kraft.

Fazit:
Abby Jimenez erzählt in „Say You’ll Remember Me“ eine berührende Geschichte über Nähe trotz Distanz, Liebe inmitten von Verantwortung – und das Bedürfnis, sich Erinnerungen zu bewahren, bevor alles zerbricht. Die emotionale Tiefe ist eindrucksvoll, die Charaktere glaubwürdig und liebevoll gezeichnet, auch wenn der Humor nicht immer trifft und einige Passagen etwas überfrachtet wirken. Wer Liebesromane mit echtem Leben, echten Hürden und einem bittersüßen Happy End mag, wird hier fündig. Ich vergebe 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Und plötzlich ist es wunderbar

Und plötzlich ist es wunderbar
von Mhairi McFarlane
übersetzt von Maria Hochsieder

Knaur TB
Taschenbuch
416 Seiten
Originaltitel: You Belong With Me
ISBN: 978-3-426-56038-9
Ersterscheinung: 01.07.2025

Wie behältst du deinen Traum-Mann,
wenn ihn auch alle anderen wollen?

Inhalt:
Edie lebt in Nottingham, fernab vom Glamour der Filmwelt, während Elliot, ein berühmter Schauspieler, in Hollywood Karriere macht. Einst verband sie eine intensive Liebe, doch der Druck von Öffentlichkeit, Zeitverschiebung und grundverschiedenen Lebenswelten ließ ihre Beziehung zerbrechen. Nun, an Weihnachten, steht Elliot plötzlich wieder vor Edies Tür – mit einem Geständnis: Er will es noch einmal versuchen. Die alten Gefühle flammen auf, doch schon bald werden Edie und Elliot erneut von Problemen eingeholt – zwischen Medienrummel, räumlicher Trennung und Zweifeln am Fundament ihrer Beziehung. Als auch noch Edies neuer Kollege Declan ins Spiel kommt, stellt sich die Frage, ob Liebe allein wirklich reicht.

Meinung:
Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, denn Mhairi McFarlane steht für scharfsinnige Dialoge, unaufgeregten Humor und echte Emotionen. Doch diesmal fiel mir der Einstieg ungewöhnlich schwer. Vielleicht, weil ich den Vorgängerroman vor Jahren gelesen hatte und mir kaum etwas aus der damaligen Geschichte präsent war. Es wurde zwar behauptet, man könne beide Bände unabhängig voneinander lesen, doch davon hatte ich beim Lesen wenig gemerkt. Viele Figurenbeziehungen wirkten zunächst unklar, manche Nebenfiguren fast schon überflüssig oder blass. Die Ausgangsidee – Was passiert nach dem Happy End? – finde ich grundsätzlich spannend und realitätsnah. Nur leider fühlte sich genau dieses „Danach“ über weite Strecken erstaunlich spannungsarm an. Edie und Elliot führen eine Fernbeziehung, aber statt Fernweh und Herzklopfen spürt man vor allem Unsicherheit, Misstrauen und emotionale Distanz. Es fehlt die Chemie. Es fehlt das Prickeln. Die wenigen gemeinsamen Szenen der beiden wirken eher bemüht als berührend. Zwar wird mit dem Einfluss der Medien ein reales Thema angesprochen, doch auch diese Spannungsebene verliert mit der Zeit an Zugkraft, weil sich vieles wiederholt und die Handlung oft auf der Stelle tritt. Declan, die neue Figur, hätte frischen Wind bringen können – potenzieller Love Interest oder wenigstens ein Katalysator für Edies Entwicklung. Aber auch er bleibt farblos und wird letztlich kaum relevant für die Handlung. Statt überraschender Wendungen gibt es vorhersehbare Konflikte, statt Aufbruch eher ein Kreisen um alte Unsicherheiten. Der Sprachstil bleibt zwar typisch McFarlane – pointiert, stellenweise witzig –, aber ohne die gewohnte emotionale Tiefe. Nur einige Dialoge und Nebenfiguren wie Edies schräge Schwester oder Elliots Bruder konnten mich aufhorchen lassen. Ich habe das Buch nicht abgebrochen – es war nett, streckenweise unterhaltsam, stellenweise sogar klug – aber es hat mich nicht gepackt. Das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen, stellte sich einfach nicht ein.

Fazit:
„Und plötzlich ist es wunderbar“ von Mhairi McFarlane setzt die Geschichte von Edie und Elliot fort, bleibt dabei aber deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der Roman ist nett geschrieben, mit gelungenen Dialogen und einer interessanten Grundidee – doch mangelt es an emotionaler Tiefe und erzählerischem Drive. Die Liebesgeschichte wirkt oft distanziert, die Figurenentwicklung bleibt flach, und auch potenzielle Spannungsmomente verlaufen im Sande. Wer den ersten Band mochte, mag sich über das Wiedersehen mit bekannten Figuren freuen – für alle anderen könnte es schwer sein, in diese Geschichte wirklich hineinzufinden. Von mir gibt es dieses Mal leider nur 3,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Bye bye, Butterfly

Bye bye, Butterfly
von Sandra Maiterth

Independently published
Taschenbuch
Romance
340 Seiten
Meine persönliche Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 979-8282921694
Ersterscheinung: 21.06.2025

Manchmal fliegt das Herz dorthin zurück, wo es einst gebrochen wurde.

Inhalt:
Als Emilia und Liam sich zum ersten Mal begegnen, scheint alles zu passen – bis ein unglückliches Missverständnis sie auseinanderreißt. Fünf Jahre später treffen sie erneut aufeinander, diesmal unter anderen Umständen. Alte Gefühle flammen wieder auf, aber auch alte Verletzungen und Unsicherheiten mischen sich ein. Beide stehen vor der Entscheidung, ob sie der Vergangenheit trotzen und dem anderen erneut vertrauen können – oder ob der Schmerz von damals doch zu tief sitzt.

Meinung:
Dieser Liebesroman hat mich mit einer klaren Stärke sofort abgeholt: dem Perspektivwechsel zwischen Emilia und Liam. Diese abwechselnde Erzählweise bringt eine schöne Dynamik in die Geschichte und ermöglicht tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Figuren. Gerade zu Beginn funktioniert das sehr gut – die Annäherung wirkt glaubwürdig, die Atmosphäre ist dicht, das Zusammenspiel von Emotion und Zurückhaltung feinfühlig gestaltet. Die Sprache ist schnörkellos, oft knapp, manchmal fast fragmentarisch, was den Lesefluss erleichtert und dem Roman eine gewisse Leichtigkeit verleiht, selbst wenn die Themen emotional schwerer wiegen. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin ein Gespür für zwischenmenschliche Spannungen hat. Die Art, wie Missverständnisse, unausgesprochene Gefühle und alte Verletzungen in die Begegnung zwischen den Protagonisten einfließen, wirkt in vielen Momenten authentisch und nachvollziehbar. Allerdings schleichen sich ab der Mitte der Geschichte gewisse Längen ein. Die Dynamik zwischen Emilia und Liam beginnt sich zu wiederholen, und einige Konflikte wirken ein wenig konstruiert, als hätte man das Drama bewusst hochgedreht, um Spannung zu erzeugen. Das ist nicht unbedingt störend, aber es nimmt der Handlung stellenweise ihre Natürlichkeit. Trotzdem bleibt das Buch emotional zugänglich und hält die Verbindung zu seinen Figuren aufrecht. Besonders Lesende, die gerne in Gefühlen schwelgen, aber keine Lust auf unnötig komplizierte Handlungsstränge haben, werden hier auf ihre Kosten kommen. Man spürt, dass Sandra Maiterth beim Schreiben Herzblut investiert hat – die Geschichte wirkt persönlich, fast vertraut, wie ein Gespräch mit einer guten Freundin über eine alte Liebe, die nie ganz verschwunden ist. Insgesamt ist „Bye bye, Butterfly“ ein gelungener Debütroman, der sich trotz kleiner Schwächen durch seine emotionale Ehrlichkeit und die Nähe zu seinen Figuren auszeichnet. Kein lauter, aber ein aufrichtiger Roman, der die Sehnsucht nach einem echten Neuanfang auf leise Weise greifbar macht.

Fazit:
„Bye bye, Butterfly“ von Sandra Maiterth ist ein emotionaler Roman über Vertrauen, Trennung und das Wagnis eines Neuanfangs. Trotz kleiner Schwächen in der Dramaturgie und einem teils überinszenierten Mittelteil überzeugt die Geschichte durch einfühlsame Figuren, Perspektivwechsel und einen flüssigen Schreibstil. Für ein Debüt bemerkenswert stimmig – und absolut lesenswert für Fans von zweiten Chancen und großen Gefühlen. Ich vergebe sehr gerne 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Knights & Heirs
Die Erben der Schlange (Bd. 2)

Knights & Heirs
Die Erben der Schlange (Bd. 2)
von Rena Fischer

Oetinger Verlag
Paperback
Jugendbuch
464 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7512-0539-9
Ersterscheinung: 11.07.2025

Ihre Gabe macht sie zur Gejagten – und ihn zum Jäger.

Inhalt:
Nach den schockierenden Enthüllungen am Ende des ersten Bandes ist für Mags nichts mehr, wie es war. Verrat und Misstrauen umgeben sie, selbst die Menschen, denen sie einst vertraute, scheinen eigene Ziele zu verfolgen. Um Antworten auf ihre Herkunft, ihre Fähigkeiten und die wahren Absichten der geheimen Organisation zu finden, begibt sie sich mit Stella auf eine gefährliche Reise. Dabei stößt sie auf die Gegenspieler der Knights, die Heirs of the Serpent – und auf Wahrheiten, die ihre bisherige Welt in Frage stellen. Währenddessen hat sich der Konflikt zwischen den verfeindeten Logen zugespitzt, und auch Cyrus steht vor einer Entscheidung, die nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern das vieler verändern könnte.

Meinung:
Ich habe selten ein Finale gelesen, das mich so atemlos zurückgelassen hat. Dieser zweite Band der fesselnden Romantasy-Dilogie knüpft nahtlos an den ersten Band an – keine Wiederholungen, kein langes Einleiten, sondern ein direktes Eintauchen in eine Welt voller Verschwörungen, düsterer Geheimnisse und moralischer Grauzonen. Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, ist die emotionale Tiefe: Mags ist nicht mehr das naive Mädchen, sondern eine junge Frau, die kämpfen muss – für sich, für die Wahrheit, für eine Liebe, die eigentlich nicht sein darf. Ihre Entwicklung ist glaubhaft, vielschichtig und manchmal schmerzhaft mitanzusehen, gerade weil sie so echt wirkt. Cyrus hingegen bleibt ein faszinierendes Rätsel. Seine Zerrissenheit hat mich während des gesamten Buchs beschäftigt – er steht zwischen Familie, Verpflichtung und einer Liebe, die ihn verändert. Es ist diese ständige Unsicherheit, die ihn so spannend macht. Auch die Nebencharaktere, insbesondere Stella, bekommen Tiefe und Relevanz, was der Geschichte zusätzlichen Reiz verleiht. Der Plot? Grandios. Die Enthüllungen kamen oft überraschend, aber nie unlogisch. Es ist ein langsamer Aufbau, der in einem dramatischen Showdown mündet, der nicht nur actiongeladen, sondern auch emotional mitreißend ist. Rena Fischer hat ein großartiges Gespür für Timing und setzt ihre Twists gezielt ein – nicht überladen, sondern genau richtig dosiert. Auch die Perspektivwechsel bereichern die Story ungemein, da sie neue Blickwinkel eröffnen und die Komplexität der Ereignisse greifbarer machen. Ein kleiner Kritikpunkt bleibt das Ende – einige Fragen rund um die Tabletten, ihre Folgen und langfristige Auswirkungen bleiben offen. Gleichzeitig empfinde ich diese Offenheit nicht als störend, sondern eher als realistisches Stilmittel: Nicht alles im Leben lässt sich abschließend erklären, und das verleiht dem Finale einen Hauch von Nachdenklichkeit. Vielleicht ein versteckter Wink auf ein mögliches Spin-Off? Ich würde es lesen. Sofort.

Fazit:
„Knights & Heirs – Die Erben der Schlange“ von Rena Fischer ist ein spannendes und emotionales Finale, das durch eine dichte Atmosphäre, überraschende Wendungen und starke Charakterentwicklungen überzeugt. Die Geschichte hält konstant die Spannung, erweitert geschickt das Worldbuilding und liefert einen stimmigen Abschluss, der dennoch Raum für Gedanken lässt. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit der Autorin, komplexe Zusammenhänge greifbar zu machen und dabei stets die emotionale Ebene im Blick zu behalten. Eine eindringliche Urban Fantasy voller Geheimnisse, Machtspiele und innerer Konflikte. Von mir gibt es verdientermaßen 5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitat:
„Ich starre ihm hinterher und fühle mich, als hätte er mich und die ganze Welt um mich herum in Brand gesteckt.“ (S. 175)