{Rezension} If only I had told her

If only I had told her
(Bd. 2 der „Friends-to-Lovers“-Reihe)
von Laura Nowlin
übersetzt von Bettina Hengesbach

Penguin Verlag
Paperback
432 Seiten
Meine persönliche Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-328-11110-8
Ersterscheinung: 14.02.2024

Inhalt:
Autumn und Finn sind seit ihrer Kindheit beste Freunde, bis Finn eines Tages feststellt, dass seine Gefühle für sie mehr als nur Freundschaft sind. Verwirrt und unsicher, ob Autumn dasselbe empfindet, kämpft er mit seiner Zuneigung und der Angst, ihre Freundschaft zu gefährden. Doch das Schicksal nimmt eine tragische Wendung, als Finn stirbt. In der Fortsetzung wird die Geschichte nun aus Finns Perspektive erzählt, jedoch nicht nur aus der Zeit, in der er lebt. Ein großer Teil des Buches widmet sich auch seiner besten Freundin Autumn und seinem Freund Jack, die mit dem Verlust kämpfen und ihre Trauer auf unterschiedliche Weise bewältigen.

Meinung:
Es passiert mir wirklich selten, dass ein Buch mich komplett aus der Bahn wirft, aber das hier hat es geschafft. Keine Ahnung, wohin mit all den Gefühlen im Moment… „If only I had told her“ hat mich, ähnlich wie der erste Band, emotional sehr mitgenommen. Laura Nowlin gelingt es, die komplexen Gefühle der Protagonisten authentisch und eindrucksvoll darzustellen. Finns Perspektive bietet neue Einblicke in die Gefühle und Gedanken, die im ersten Band nur angedeutet wurden. Gerade die Passagen, in denen er von seiner Liebe zu Autumn erzählt, sind besonders berührend, weil sie so unglaublich echt wirken – Finn ist ein liebenswerter, unsicherer junger Mann, dessen Gedankenflüsse voller Süße und Unschuld sind. Der Wechsel der Perspektiven im weiteren Verlauf des Buches – von Jack und Autumn – bringt zwar Abwechslung, aber auch eine gewisse Wehmut. Besonders Jack, Finns bester Freund, ist ein faszinierender Charakter. Seine Trauer und seine Versuche, mit dem Verlust klarzukommen, spiegeln eine Realität wider, die vielen Jugendlichen vielleicht noch unbekannt oder zu schmerzhaft ist. Auch Autumns Entwicklung nach Finns Tod, ihre tiefgreifende Trauer und der Kampf, mit der Leere umzugehen, sind beeindruckend und sehr berührend. Trotz der Tiefe der Charaktere und der emotionsgeladenen Themen habe ich manchmal das Gefühl, dass die Geschichte nicht genügend Raum bekommt, um wirklich zu atmen. Im Vergleich zum ersten Band, der mich völlig in seinen Bann gezogen hat, fehlt diesem Buch etwas die Leichtigkeit und die Nähe zur Entwicklung der Beziehung zwischen Finn und Autumn. Während im ersten Band die aufkeimende Liebe der beiden die Handlung trug, wird in der Fortsetzung vor allem die Trauer behandelt – was natürlich sehr realistisch und ernst ist, jedoch für mich etwas zu schwerfällig daherkommt.

Fazit:
„If only I had told her“ von Laura Nowlin ist eine gelungene Fortsetzung der tragischen Liebesgeschichte von Finn und Autumn, die mich erneut in die Abgründe der Trauer und des Verlusts führte. Die Erzählweise aus Finns Sicht sowie die Perspektiven von Jack und Autumn bringen zusätzliche Tiefe und Emotion in die Geschichte, auch wenn der Fokus stärker auf der Trauer und weniger auf der Liebe liegt. Trotz kleinerer Schwächen im Vergleich zum ersten Band, hat mich das Buch emotional abgeholt und die Geschichte berührt. Wer den ersten Band mochte und bereit ist, sich auf die schwere Thematik einzulassen, wird auch in dieser Fortsetzung nicht enttäuscht werden. Von mir gibt es sehr gute 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Wie Farben im Regen
(Bd. 3 der „Liebe ist“-Reihe)

Wie Farben im Regen
(Bd. 3 der „Liebe ist“-Reihe)
von Alicia Zett

One Verlag
Paperback
Erzählendes für junge Erwachsene / Jugendbuch
496  Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-8466-0184-6
Ersterscheinung: 29.02.2024

Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten.

Inhalt:
Caro und Sam gelten als das Traumpaar am Internat Schloss Mare. Sie sind nicht nur in der Queer & Friends AG aktiv, sondern spielen auch im Fußballteam. Doch als das letzte Schuljahr anbricht, hat Caro das Gefühl, dass Sam ihr immer mehr entgleitet. Der Grund dafür ist, dass Sam nicht die beliebte Stürmerin ist, für die ihn alle halten, sondern Samuel, der beliebte Stürmer. Als Samuel sich endlich Caro anvertraut, stellen sich viele Fragen: Wie wird sich sein Coming-out auf ihre Beziehung auswirken? Darf Samuel weiterhin im Fußballteam spielen? Und wie verändert sich ihre Liebe, wenn Caro als lesbische Frau plötzlich mit neuen Unsicherheiten konfrontiert wird? Während sie versuchen, Antworten zu finden, müssen sie ihre Beziehung und ihre Identitäten neu definieren.

Meinung:
Der dritte Band der Reihe entführt uns wieder in die vertraute Atmosphäre des Internats Schloss Mare, doch dieses Mal wird die Geschichte von Caro und Samuel auf eine neue Ebene gehoben. Die Thematik der Transidentität ist in dieser Konstellation eine willkommene und wertvolle Abwechslung zu anderen Jugendromanen. Alicia Zett gelingt es, die komplexen Themen wie Selbstfindung und Akzeptanz auf eine einfühlsame und authentische Weise zu behandeln, die nie platt wirkt, sondern vielmehr eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und der Bedeutung von Liebe ermöglicht. Die Wahl, die Geschichte aus Caros Perspektive zu erzählen, gewährt uns einen sehr intimen Einblick in ihre Gedankenwelt. Caro ist eine lebendige und sympathische Figur, die oft zwischen Zuneigung und Unsicherheit schwankt. Ihre Ängste und Zweifel, besonders im Hinblick auf ihre lesbische Identität und Samuels Transsexualität, werden eindrucksvoll dargestellt. Man versteht ihre Gefühlswelt und ihre innere Zerrissenheit, wodurch die Geschichte emotional packend wird. Allerdings hätte ich mir an manchen Stellen etwas mehr Einblick in Samuels Gedankenwelt gewünscht, besonders in den Momenten, in denen er sich mit seiner eigenen Veränderung auseinandersetzt. Dadurch bleibt seine Perspektive für mich etwas blasser im Vergleich zu Caros. Dennoch wird seine Entwicklung sehr gut über Caros Wahrnehmungen transportiert, was die Beziehung der beiden glaubwürdig und tiefgründig macht. Besonders schön fand ich, dass die Geschichte nicht nur um Samuels Coming-out kreist, sondern auch um Caros eigene Entwicklung und ihre Auseinandersetzung mit ihrer sexuellen Identität. Die Geschichte thematisiert die Herausforderungen, die mit einem Coming-out innerhalb einer bestehenden Beziehung verbunden sind, und bringt eine realistische, aber auch hoffnungsvolle Botschaft: Liebe ist flexibel und anpassungsfähig, solange sie auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt basiert. Die Erzählweise ist, wie man es von Alicia Zett gewohnt ist, sehr fesselnd und gefühlvoll. Die emotionale Tiefe der Geschichte kommt besonders in den ruhigeren Momenten gut zur Geltung, und auch die Darstellung der Nebenfiguren trägt zur Authentizität des Romans bei. Die Verbindung zu den vorherigen Bänden der Reihe wird zwar immer wieder aufgegriffen, dennoch bleibt der dritte Band eigenständig und gut verständlich, selbst wenn man die ersten beiden Teile noch nicht gelesen hat.

Fazit:
„Wie Farben im Regen“ von Alicia Zett bietet einen emotionalen und gelungenen Abschluss der „Liebe ist“-Trilogie, der sich mit wichtigen und aktuellen Themen wie Transidentität, Identitätsfindung und der Veränderung von Beziehungen auseinandersetzt. Der Autorin gelingt es, eine fesselnde Geschichte zu erzählen, die sowohl die Herausforderungen als auch die schönen Seiten der Liebe zeigt. Auch wenn mir an manchen Stellen ein tieferer Einblick in Samuels Gedankenwelt gefehlt hat, bietet der Roman insgesamt ein tiefgründiges Leseerlebnis und wird sicherlich vielen Jugendlichen ab 14 Jahren als wertvolle Orientierung dienen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sterne.

{Rezension} Wie Wellen im Sturm
(Bd. 1 der „Liebe ist“-Reihe)

Wie Wellen im Sturm
(Bd. 1 der „Liebe ist“-Reihe)
von Alicia Zett

One Verlag
Paperback
Erzählendes für junge Erwachsene / Jugendbuch
448  Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-8466-0165-5
Ersterscheinung: 26.05.2023

Ich glaube, ich könnte Mika auf jede erdenkliche Art küssen,
und alle davon würden mir den Atem rauben.

Inhalt:
Die sechzehnjährige Louise fühlt sich an ihrer alten Schule oft ausgeschlossen. Als sie jedoch durch ihre Leidenschaft fürs Schreiben ein Stipendium für das Internat Schloss Mare an der Nordseeküste erhält, ändert sich ihr Leben. Schnell findet sie Anschluss in der Fußballmannschaft und beginnt, sich dort zu Hause zu fühlen. Doch besonders Mika, die Kapitänin des Teams, bleibt für sie ein Rätsel. Als Louise bemerkt, dass ihre Gefühle für Mika immer mehr in Richtung Liebe gehen, wird ihr klar, dass sie sich mit ihrer Identität und ihren Gefühlen auseinandersetzen muss – eine Reise, die nicht ohne Hürden verläuft.

Meinung:
Der Auftakt der „Liebe ist“-Reihe ist eine berührende und authentische Coming-of-Age-Geschichte, die nicht nur die erste Liebe thematisiert, sondern auch das Finden von sich selbst und den Mut, zu seiner Identität zu stehen. Alicia Zett gelingt es, diese Themen mit viel Empathie und Feingefühl zu behandeln. Besonders schön ist die Darstellung der LGBTQIA+-Thematik, die hier ganz selbstverständlich und ohne Klischees in die Geschichte integriert wird. Louise ist eine Protagonistin, die man schnell ins Herz schließt – ihre Unsicherheit und die Herausforderungen, mit denen sie zu kämpfen hat, sind sehr nachvollziehbar und realistisch dargestellt. Der Erzählstil der Autorin passt wunderbar zu Louise‘ Charakter. Die Geschichte wird in einer Mischung aus Erlebnissen im Internat und Auszügen aus Louises eigener Fantasygeschichte erzählt, was dem Buch einen besonderen Touch verleiht. Gerade die Passagen aus Louises Roman fügen sich harmonisch in die Handlung ein und geben ihrem Charakter zusätzliche Tiefe. Ein kleiner Kritikpunkt: Die Fantasygeschichten, in die Louise flüchtet, sind nicht jedermanns Sache, und ich persönlich hätte mir in diesen Abschnitten mehr von Louises direkter Entwicklung gewünscht, aber das ist natürlich Geschmackssache. Die Dynamik zwischen Louise und Mika entwickelt sich mit der Zeit, wobei Mika zunächst eine eher unangenehme Person zu sein scheint, die Louise immer wieder zurückweist. Doch im Laufe der Geschichte wird klar, dass auch Mika ihre eigenen Konflikte und Ängste hat, was ihre Zurückhaltung erklärt. Die langsame Annäherung der beiden Mädchen ist realistisch und kommt nicht zu plötzlich, was die Entwicklung der Beziehung besonders glaubwürdig macht. Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist das Setting des Internats, das mit seiner offenen und akzeptierenden Atmosphäre eine willkommene Zuflucht für Louise darstellt. Besonders gefallen hat mir, wie die verschiedenen Charaktere, die Louise im Fußballteam trifft, miteinander interagieren. Es ist eine bunte, vielfältige Gruppe, die sich gegenseitig stützt. Die Fußballgeschichte ist ebenfalls gut eingebunden und trägt zur Entwicklung von Louise und den Beziehungen zwischen den Charakteren bei. Der Sport als gemeinschaftliche Aktivität und als Teil des Selbstfindungsprozesses der Protagonistin ist geschickt in die Handlung integriert und bietet zusätzliche Spannung und Dynamik.

Fazit:
„Wie Wellen im Sturm“ von Alicia Zett ist ein wunderschöner, emotionaler Roman über Selbstfindung, die erste Liebe und das Überwinden von Ängsten. Der Autorin gelingt es, die queere Thematik auf eine sehr zugängliche und herzliche Weise zu behandeln. Trotz kleinerer Kritikpunkte, wie der Fantasygeschichte und dem etwas abrupten Ende, ist dies ein absolut empfehlenswerter Jugendroman für das Lesealter ab 14 Jahren. Ich freue mich schon auf den nächsten Band und bin gespannt, wie sich die Geschichte weiter entfaltet. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sterne.

{Rezension} Alice in La La Land

Alice in La La Land
von Kelly Oram
übersetzt von Stephanie Pannen

One Verlag
Paperback
Erzählendes für junge Erwachsene / Jugendbuch
544 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-8466-0199-0
Ersterscheinung: 24.11.2023

Inhalt:
Die siebzehnjährige Alice muss sich ihren Traum, Musikerin zu werden, gegen den Willen ihrer Mutter, die sie lieber an einem Elite-College sehen würde, erkämpfen. Als sie herausfindet, dass ihr leiblicher Vater ein berühmter Schauspieler ist und ihr Bruder niemand Geringeres als Brian Oliver, schmiedet sie einen Plan, um beide endlich zu treffen. Auf der Filmpremiere ihres Vaters wird sie jedoch von Teeniestar Dylan Reese erwischt. Statt sie zu verraten, schlägt Dylan ihr einen Deal vor: Wenn sie ihm hilft, seine Ex-Freundin eifersüchtig zu machen, wird er ihr helfen, ihren Vater kennenzulernen…

Meinung:
Kelly Oram hat es erneut geschafft, ihren ganz eigenen Charme und Humor in eine spannende Fake-Dating-Romance zu packen, die Fans von „Cinder & Ella“ sicher genauso begeistern wird. Alice ist eine sehr sympathische Protagonistin, die von Beginn an mit ihrem Konflikt zwischen den eigenen Wünschen und den Erwartungen ihrer Mutter zu kämpfen hat. Ihre Reise nach Los Angeles, um ihren Vater zu finden und sich selbst als Musikerin zu behaupten, ist gleichzeitig eine Reise zu mehr Selbstbewusstsein und persönlicher Freiheit. Zwar war mir Alice in einigen Momenten zu passiv und zu sehr darauf bedacht, es allen recht zu machen – gerade in Bezug auf ihre Mutter – doch genau das macht ihren Entwicklungspfad umso faszinierender. Dylan, der Teeniestar mit dem Herz aus Gold, ist von der ersten Begegnung an unwiderstehlich charmant. Die Chemie zwischen ihm und Alice ist spürbar und wächst von einer rein funktionalen Beziehung zu einer echten, emotionalen Bindung. Dylan kämpft ebenfalls mit den Erwartungen anderer, insbesondere seiner Agentin und seiner Ex-Freundin, was ihn besonders authentisch und menschlich macht. Es ist ein wahres Vergnügen, die beiden auf ihrem Weg zu sehen, während sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche durchzusetzen – auch wenn es auf humorvolle und unerwartete Weise geschieht. Die Nebenfiguren Matt und Lexie bringen die nötige Frische und Dynamik ins Spiel, auch wenn ich zu Beginn ihre Rolle als Drängler nicht ganz nachvollziehen konnte. Im Laufe der Geschichte wird jedoch deutlich, dass sie es nur gut mit Alice meinen und ihre Motivationen gut durchdacht sind. Besonders schön ist es, wie Kelly Oram in ihrer Geschichte erneut den Bezug zu „Cinder & Ella“ aufgreift, indem sie Brian Oliver einbindet, was den Fans des ersten Buches einen zusätzlichen, nostalgischen Genuss bietet. Was den Schreibstil betrifft, so ist Kelly Oram wieder einmal auf der Höhe. Der Roman liest sich leicht und flüssig, mit vielen humorvollen und herzerwärmenden Momenten. Auch wenn einige Wendungen vorhersehbar sind, verliert die Geschichte nie ihren Reiz und bleibt spannend. Die Mischung aus Hollywood-Glanz und den realen, oft schwierigen Themen rund um Familie, Selbstverwirklichung und Beziehungen machen diesen Roman zu einem unterhaltsamen und berührenden Leseerlebnis.

Fazit:
„Alice in La La Land“ von Kelly Oram ist eine herzerwärmende und überaus lustige Lovestory mit liebenswerten und äußerst sympathischen Charakteren. Dieser romantische Young Adult Roman ist leicht vorhersehbar, aber dennoch unterhaltsam und absolut lesenswert. Von mir gibt es 5 von 5 Sterne.

{Rezension} If he had been with me

If he had been with me
(Bd. 1 der „Friends-to-Lovers“-Reihe)
von Laura Nowlin

Sourcebooks Fire
Collector‘s Edition (Englische Ausgabe)
400 Seiten
Meine persönliche Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-1-4642-3102-5
Ersterscheinung: 08.11.2024

Inhalt:
Da ihre Mütter beste Freundinnen sind, wachsen Autumn und Finn Tür an Tür auf und verbringen jede freie Minute gemeinsam. Mit dem Wechsel an die Highschool finden beide neue Freunde und sie entfremden sich. Trotzdem bleibt ihre Freundschaft bestehen, auch wenn sie nicht mehr so eng wie früher ist. Doch Autumn kann nicht leugnen, dass sie Finny noch immer mag, sogar mehr als das. Sie mag diese Gefühle allerdings nicht zulassen und so versucht sie, ihn zu vergessen…

Meinung:
Ich gebe zu, dass mich das erste Kapitel etwas irritiert hat, denn ich war mir nicht sicher, ob ich richtig verstanden hatte, was ich da gerade gelesen hatte. Ich versuchte, die Gedanken beiseite zu schieben, und widmete mich den kommenden Seiten, die ich anfangs recht anstrengend fand. Ich fragte mich wirklich, wie solch ein Buch einen derartigen Hype in Amerika auslösen konnte, denn mir gefiel es gar nicht. Der Schreibstil war sehr gewöhnungsbedürftig. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Der Schreibstil war nicht gewöhnungsbedürftig, sondern einfach nur genial. Die Geschichte beginnt an der Highschool und wir begleiten eine Gruppe Jugendlicher auf dem Weg zu erwachsenen Individuen. Natürlich sind die Unterhaltungen daher am Anfang des Romans etwas einfacher und abgehakter. Dies ändert sich aber im Laufe der vier Jahre. In der Tat ist es der Autorin gelungen, mithilfe der gewählten Worte und Satzkonstruktionen zu zeigen, wie sehr sich die einzelnen Teenager, vor allem aber Autumn, in dieser Zeit verändern. Autumn wirkt größtenteils einfach nur nervig, teilweise auch naiv, aber wenn wir mal ehrlich sind, verhält sie sich ihrem Alter entsprechend, denn sie ist ein Teenager in der Findungsphase. Endlich hat sie eigene Freunde gefunden, sodass sie nicht mehr Finnys Anhängsel sein muss. Als sie dann aber feststellt, dass sie tatsächlich mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Finny empfindet, traut sie sich nicht, ihm diese Liebe zu gestehen, denn sie hat Angst, er könnte ihre Gefühle nicht erwidern. Es passiert also im Grunde nicht viel und dennoch mochte ich die Geschichte. Denn auch wenn ich zuvor schon viel traurigere Bücher gelesen habe, fühlte sich dieser Roman echt, ehrlich und authentisch an. Und obwohl dieses Buch mit dem Ende beginnt und man sozusagen also von Anfang an weiß, wie es enden wird, hat mich das Ende trotzdem überrascht und überwältigt. Natürlich muss ich auch anmerken, dass mir einige Stellen nicht gefallen haben, denn ich bin fassungslos, dass ungeschützter Sex und Teenager-Schwangerschaften einfach so in Kauf genommen werden. Außerdem hätte man das Buch gut und gerne um die Hälfte kürzen können, denn die ersten 200 Seiten passiert wirklich rein gar nichts, wohingegen dann das Ende in quasi zehn Seiten abgefertigt wird. Zusammenfassend hat dieser Roman mir aber mein Herz gebrochen und in tausend Teile gerissen. Ich fühlte mich leer. Das Buch hat leider kein Happy End, aber irgendwie liebe ich es trotzdem.

Fazit:
„If he had been with me“ von Laura Nowlin ist ein fesselnder und herzzerreißender Liebesroman für Jugendliche, die gerne hochgradig emotionale und romantische Geschichten lesen. Dieser Roman ist aus oben genannten Gründen eigentlich nicht perfekt, aber für mich war vor allem das Ende so aufwühlend, dass ich selbst von meinen eigenen Gefühlen überrollt wurde. Das schaffen nicht viele Bücher und deshalb gehört dieses Buch ab sofort zu meinen Lieblingsbüchern. Objektiv würde ich den Roman mit 3,5 von 5 Sternchen bewerten, aber weil das letzte Viertel so berührend war, gibt es auf jeden Fall die Höchstwertung von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Nicht dass es mir etwas gebracht hätte. Die Erwachsenen schienen das zwar zu glauben, doch in meiner Kindheit erfreuten sie sich mehr an meiner Schönheit als ich selbst. Für die anderen Kinder war meine hervorstechende Eigenschaft eine andere Tatsache, die ich über mich wusste. Ich war irgendwie seltsam. Das war keine Absicht, und ich hasste es, so gesehen zu werden. Es war eher, als würde mir die Fähigkeit fehlen, zu erkennen, ob etwas, das ich sagte oder tat, sonderbar war, und so war ich quasi darin gefangen, ich selbst zu sein. Hübsch zu sein, war in meinen Augen ein schwacher Trost. Finny stand zu mir; er beschimpfte jeden, der es wagte, mich zu ärgern, fuhr jedem über den Mund, der sich über mich lustig machte, und wählte immer mich als Erste in sein Team.“ (S. 14)
und
„Was ist mit Romeo und Julia? … Das ist schön und traurig.“ (S. 167)
und
„Erneut zähle ich all die Dinge zusammen, die ich vom Leben erwarte. Es gibt das echte Leben, und es gibt Bücher. Ich versuche zu enträtseln, was echt ist und was nicht, was ich haben kann und was niemals.“ (S. 167)
und
„Versuch, deine erste große Liebe zu heiraten. Für den Rest deines Lebens wird dich nie wieder jemand so gut behandeln.“ (S. 170)
und
„Früher habe ich mir immer gesagt, dass ich den Winter nur überstehen muss, dass ich nur abwarten muss. Dass danach alles besser wird. Und ich weiß, dass der Winter irgendwann vorbei sein soll, aber es ist nicht immer alles so, wie es sein sollte.“ (S. 201)