{Rezension} Sportstars erzählen
Mein Traum vom Profi-Fußball (Bd. 1)

Sportstars erzählen
Mein Traum vom Profi-Fußball (Bd. 1)
von Robin Gosens
mit Illustrationen von Thilo Krapp

Coppenrath Verlag
Hardcover
Kinderbuch
72 Seiten
Altersempfehlung: 6 – 8 Jahre
ISBN: 978-3-649-64662-4
Ersterscheinung: 01.03.2024

Inhalt:
Fußballprofi und deutscher Nationalspieler Robin Gosens erzählt von seinem ersten Spiel bei Fortuna Elten bis hin zum großen Torerfolg bei der Fußball-EM 2021.

Meinung:
In dieser neuen Reihe kommen Sportstars zu Wort, sie erzählen Leseanfängern von ihrem Weg zum Erfolg. Im ersten Band berichtet Robin Gosens, welches Ereignis seine Fußballleidenschaft geweckt hat und welche Mühen und Strapazen notwendig waren, um ans Ziel zu kommen. Es wird nichts beschönigt und so erfahren wir, wie viel Ehrgeiz und Ausdauer Robin Gosens aufgebracht hat, um ans gewünschte Ziel zu kommen. Die Botschaft, dass zwangsläufig viel Fleiß unerlässlich ist und dass der Weg manchmal steinig war, ist ebenso vertreten wie auch der Hinweis, dass es ohne die Unterstützung der Familie und die seiner Freunde kaum zu meistern gewesen wäre. Die Schrift ist angenehm groß und die Sätze sind dem Lesealter entsprechend einfach gehalten. Nach jedem Kapitel gibt es Fußballfakten, die für Abwechslung beim Lesen sorgen. Was mir allerdings negativ aufgefallen ist, sind gewisse Redewendungen, die nicht zum Sprachgebrauch der Zielgruppe gehören. Beispielsweise nennt Robins Vater seinen Sohn nicht beim Namen, er sagt tatsächlich unentwegt „Sohnemann“ zu ihm. Außerdem wird fälschlicherweise das Land Niederlande mehrfach als „Holland“ bezeichnet. Und dann wird auch dauernd die Kugel geschoben oder auch wahlweise gepflückt. Sorry, aber ich spiele selbst Fußball – genau genommen seit meinem fünften Lebensjahr, aber das sind Redewendungen, die höchstens am Altherrenstammtisch noch zu hören sind. Definitiv gehören solche Sätze nicht zum Wortschatz der heutigen Jugend. Das hätte man ein wenig anpassen können bzw. müssen. Cool finde ich den QR-Code, über den man zu einer persönlichen Botschaft von Robin Gosens gelangt. Eventuell hätte man ihn allerdings darauf hinweisen können, dass er hier Kindern von seinem großen Traum erzählt und dass dies nur rüberkommt, wenn man Emotionen zeigt. Der kurze Clip wäre jetzt für mich kein Anreiz, dieses Buch zu lesen oder gar zu kaufen.

Fazit:
„Sportstars erzählen – Mein Traum vom Profi-Fußball“ ist der Auftakt einer Reihe, die Kinder inspirieren soll, an ihre Träume und Wünsche zu glauben. In diesem ersten Band erzählt uns Robin Gosens seine Geschichte – vom Wunsch Fußballprofi zu werden bis hin zum Torerfolg bei der deutschen Nationalmannschaft. Das Buch ist flüssig und leicht verständlich geschrieben und somit eine gute Lektüre für fußballbegeisterte Leseanfänger ab 6 Jahren. Von mir gibt es gute 3,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} »Du hattest 90 Minuten Zeit«
90 verdammt gute Fragen an Toni Kroos

»Du hattest 90 Minuten Zeit«
90 verdammt gute Fragen an Toni Kroos
von Toni Kroos und Oliver Wurm

Heyne Verlag
Taschenbuch
176 Seiten
ISBN: 978-3-453-60663-0
Ersterscheinung: 13.09.2023

Inhalt:
Dieses kleine Taschenbuch beinhaltet 90 Fragen von mehr oder minder prominenten Persönlichkeiten. Die Antworten sollen wohl einen tiefen Einblick in das Privat- und Sportlerleben von Toni Kroos bieten, aber dazu muss sich jeder selbst ein Bild machen.

Meinung:
Ich bin seit fast fünf Jahren Buchbloggerin und in dieser Zeit habe ich tatsächlich schon mehr als 1.000 Bücher gelesen und rezensiert, darunter natürlich hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher, aber ab und zu auch mal ein Buch, das sportliche Inhalte bietet. Ich selbst spiele schon seit meinem fünften Lebensjahr Fußball und wenn es wirklich etwas gibt, dass ich ein klein wenig mehr liebe als das Lesen und das Schreiben, dann ist es alles rund um das Thema Fußball. Ich besitze einen Haufen Bücher, die einer ambitionierten Fußballspielerin wie mir Skills und Fachwissen bieten. Zwischendurch lese ich auch gerne Biografien wie die von Alexandra Popp, von Robin Gosens oder auch von Luka Modrić. Und als ich dann dieses Cover online entdeckt habe, suggerierte mir mein Fußballherz, dass ich dieses Buch unbedingt haben müsste, denn Toni Kroos ist nicht nur einer der besten deutschen Fußballprofis, sondern auch ein Mann mit einem sehr großen Herzen für Kinder. Es gibt viele Promis, die viel Geld verdienen, aber nicht viele davon teilen es auch gerne. Toni Kroos schon. Im Jahre 2015 wurde die Toni Kroos Stiftung mit dem Ziel, schwerkranken Kindern zu helfen, gegründet. Als mir dann vor einigen Tagen der Briefträger das Paket mit diesem Buch überbrachte, war ich zuerst verwundert und dann sehr enttäuscht. Dieses Buch als Buch zu bezeichnen, ist in meinen Augen ein Witz, denn es handelt sich wohl eher um ein Bilderbuch oder größtenfalls um eine Lektüre für Leseanfänger. Sehr viele Bilder und eine sehr große Schrift ließen mich im Glauben, dass es hier nur darum ging, auf die Schnelle ein Buch zu füllen, mit dem man noch schneller sehr viel Geld verdienen könnte. Laut Sports Illustrated könnte die Liste der prominenten Fragenden kaum hochkarätiger sein, allerdings sehe ich das ein klein wenig anders. Natürlich sind da Hochkaräter dabei, die man definitiv zu Wort kommen lassen sollte, aber leider nicht alle. 90 Prominente aus Sport, Medien und Show (und nicht alle haben tatsächlich was mit Fußball zu tun) wurden gebeten, je eine Frage an Toni Kroos zu richten. Toni Kroos bezeichnte dieses Interview sogar auf X (früher Twitter) als das wichtigste Interview seiner Karriere. Dazu mag ich mich nicht äußern, denn wenn das tatsächlich das wichtigste Interview gewesen sein soll, dann frage ich mich, was für Interviews er bisher gegeben hat?!? Ich bin zwar kein Promi, aber wenn ich Toni Kroos jemals begegnen sollte, werde ich ihn bitten, ob ich Hochkaräter Nr. 91 sein darf und ob ich ihm auch eine Frage stellen kann. Denn das „Warum?“ interessiert mich ernsthaft. Warum lässt ein Profifußballer wie Toni Kroos solch ein Buch in seinem Namen und mit seinem Antlitz drucken? Laut Vorwort erschienen 90 Fragen exakt 90 Tage nach dem Finale von Paris (Champions-League-Finalsieg mit Real Madrid gegen den FC Liverpool am 28. Mai 2022) zunächst als PDF und von deren Erlös gingen je Download 90 Cent in die Toni Kroos Stiftung. Wie viel der Download gekostet hat und ob der Erlös somit vollständig oder nur teilweise in die Stiftung geflossen ist, wird hier im Buch nicht näher erläutert. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass mit jedem verkauften Exemplar dieses Buches die Toni Kroos Stiftung finanziell unterstützt wird. Ob der vollständige Erlös gespendet wird oder nur ein Bruchteil, ist für mich ein äußerst wichtiger Aspekt, den ich gerne in meine Beurteilung mit einfließen lassen würde. Sollte sich jemals die Gelegenheit ergeben, dass mir Toni Kroos hierzu Rede und Antwort steht, werde ich dementsprechend meine Bewertung eventuell abändern. Für ein Buch wie dieses würde ich sogar noch viel mehr bezahlen, wenn ich wüsste, dass der Erlös schwerkranken Kindern zu Gute kommt. Aber solange ich das nicht weiß, muss ich einfach bewerten, was ich vor mir liegen habe – und das ist wahrlich keine 13 € wert. Die zahlreichen Fotos sind alle ganz toll und für Fans ein Must-have, aber die teilweise banalen Fragen und die dazugehörigen Antworten haben mich jetzt nicht vom Hocker gerissen oder mir tatsächlich einen privaten Einblick in das Leben eines Profisportlers gewährt.

Fazit:
In »Du hattest 90 Minuten Zeit« von Toni Kroos und Oliver Wurm stellen 90 mehr oder minder prominente Persönlichkeiten Fragen, die man einem Profifußballer stellen kann, wenn man Lust auf Smalltalk hat, aber ungern über das Wetter reden möchte. Von mir gibt es leider nur 2 von 5 Sternchen, einen Stern für die vielen Fotos und einen für Toni Kroos und seine Stiftung, mit der er viele Kinder glücklich macht.

{Rezension} Mein Spiel

Mein Spiel
von Luka Modrić mit Robert Matteoni

Edel Sports (ein Verlag der Edel Verlagsgruppe)
Hardcover mit Schutzumschlag
Biografie
400 Seiten
ISBN: 978-3-98588-079-9
Ersterscheinung: 06.05.2023

Inhalt:
Luka Modrić ist Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft, Mittelfeldstratege bei Real Madrid und außerdem mein absoluter Lieblingsspieler. In seiner Autobiografie erzählt er unverblümt seine Geschichte von einem kleinen Jungen, der davon träumt, Fußballprofi zu werden, bis hin zu einem der erfolgreichsten Spieler der Welt, der im Finale der Weltmeisterschaft stand und den Ballon d‘Or gewinnt.

Meinung:
In dieser Autobiografie erzählt Luka Modrić davon, wie er seinen Traum verfolgt hat und Fußballprofi geworden ist, auch wenn es einige Hürden zu überwinden gab. Er berichtet von seiner frühen Kindheit, vom Krieg im damaligen Jugoslawien geprägt, und dem Wunsch, Fußballprofi zu werden, von seinen Anfängen als Amateurfußballer und schließlich von seinen ersten Schritten als Profi. Ganz offen und ehrlich teilt Luka Modrić seine Erfahrungen und Gedanken über die Herausforderungen, die er auf seinem Weg zum Erfolg gemeistert hat. Sehr gut gefallen hat mir der Schreibstil, der es einem erlaubt, tief in die Geschichte einzutauchen. Man kann Luka Modrić praktisch auf seinem Weg zum Profi begleiten und bekommt alles hautnah mit. Er bindet beispielsweise viele Anekdoten aus seinem Leben abseits des Fußballplatzes ein und schreibt sehr viel über seine Familie und wie sie ihn im Laufe der Jahre immer unterstützt hat. Der Teil, der mir am meisten gefallen hat, war seine Sicht der Dinge über die Weltmeisterschaft 2018, bei der er als Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft mit den „Vatreni“ das Finale erreichte, in der Zeit danach aber auch noch viele persönliche Ehrungen entgegennehmen durfte. „Mein Spiel“ ist eine tolle Biografie, das Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht und es gab auch eine kleine Fotogalerie in der Mitte des Buchs. Auch die Vorworte von Toni Kroos, Sir Alex Ferguson und Zvonimir Boban waren sehr eindrucksvoll. Das Einzige, das mir nicht so gut gefallen hat, waren die zahlreichen Fehler – ich rede hier nicht von Rechtschreibfehlern! Ich meine eher die Fehler, die beim Übersetzen dieser Biografie entstanden sind. Ich finde es recht problematisch, wenn in solch einem Buch Namen falsch geschrieben werden. Hier ein Beispiel, das dürfte ein Fehler bei der Übersetzung aufgrund der kroatischen Grammatik gewesen sein: Luka Modrić wurde viele Jahre von Slaven Bilić trainiert, hier wurde er jedoch Slavena Bilića geschrieben. Und ein weiterer Namensfehler, der mir innerhalb der Fotogalerie aufgefallen ist, betrifft den WM-Dritten von 1998, denn aus Zvonimir Boban wurde Zvonomir Boban. Ansonsten hat mir das Buch aber sehr gut gefallen. Es ist natürlich vor allem etwas für Fußballfans. Was ich persönlich inspirierend finde, ist die Tatsache, dass Modrić auch stark auf Themen eingeht, die ihm wichtig sind, beispielsweise Familie, Freundschaft und Mentalität. Er betont vielmals auch die Bedeutung von Durchhaltevermögen und Entschlossenheit, vor allem zeigt er aber, wie wichtig der Glaube an sich selbst ist, denn nur wenn man an sich selbst glaubt, schafft man es auch, erfolgreich zu werden und zu sein.

Fazit:
„Mein Spiel“ von Luka Modrić mit Robert Matteoni ist eine sehr empfehlenswerte Autobiografie, die einen tiefen Einblick in das Leben des erfolgreichen Fußballspielers gewährt. Die Geschichte von Luka Modrić ist sehr inspirierend und motivierend und seine ehrlichen Gedanken und Gefühle machen das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Ich vergebe 5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Team Alva
Fußball ist für alle da

Team Alva
Fußball ist für alle da
von Robby Hunke
mit Illustrationen von Katja Wehner

Karibu (Edel Kids Books)
Hardcover
Bilderbuch
32  Seiten
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
ISBN: 978-3-96129-277-6
Ersterscheinung: 11.10.2022

Inhalt:
Alva ist traurig und wütend zugleich, denn Felix Fuchs lässt einige Kinder nicht in seiner Fußballmannschaft mitspielen. Er ist der Meinung, dass sie keine Ahnung von Fußball haben und viel zu schlecht spielen. Wird Alva es schaffen, Felix Fuchs davon zu überzeugen, dass Fußball für alle da ist?

Meinung:
Das Vorwort von Bibiana Steinhaus-Webb rührt mich fast zu Tränen, denn es sagt alles über dieses Buch, den Fußball an sich und auch über die Menschen, die ihr Herz an den Fußball verloren haben, aus. Ich selbst habe mit dem Fußball spielen im Alter von fünf Jahren angefangen und ich hatte es auch nicht immer leicht. Als einziges Mädchen in einer reinen Jungsmannschaft werden einem viele Stolpersteine in den Weg gestellt. Ich hatte immerzu das Gefühl, besser sein zu müssen als die Jungs. Böse Bemerkungen (tatsächlich von den eigenen Mitspielern) habe ich mir nicht anmerken lassen – auch wenn ich diese gehört habe und es oft noch Tage später tief in mir drinnen wehgetan hat. Eventuell haben mich aber all diese Erlebnisse so stark geprägt, dass ich zu der Person geworden bin, die ich heute bin. Mag sein, dass ich nicht so talentiert wie Messi und Ronaldo bin, aber meine Leidenschaft für den Fußball ist so groß, dass ich mir das alles wegen ein paar blöden Sprüchen und Kommentaren nicht nehmen ließ und auch nie nehmen lassen werde. Deshalb finde ich dieses Buch nicht nur zuckersüß und liebenswert, sondern absolut wichtig. Ausgrenzung und Intoleranz haben im Fußball keinen Platz und die Ausübung des Sports ist für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet. Diese Botschaft kann man nicht oft genug verbreiten, denn leider haben es nicht alle verinnerlicht.

Fazit:
„Team Alva – Fußball ist für alle da“ ist eine Bilderbuchgeschichte von Fußball-Kommentatoren-Legende Robby Hunke über die vereinende Kraft des Fußballs. Dieses liebevoll gestaltete Bilderbuch mit einer starken Botschaft, das ich als Vorlesegeschichte für Kinder ab 4 Jahren empfehle, erhält von mir auf jeden Fall 5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Warum Frauen den besseren Fußball spielen

Warum Frauen den besseren Fußball spielen
von Weltmeisterin Nia Künzer und TV-Experte Bernd Schmelzer

Edel Sports (ein Verlag der Edel Verlagsgruppe)
Paperback
272  Seiten
ISBN: 978-3-98588-056-0
Ersterscheinung: 03.06.2023

Inhalt:
Nia Künzer, mehrfache deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin, UEFA-Cup-Siegerin und Weltmeisterin, und Bernd Schmelzer, Sportjournalist und Fußballkommentator, erläutern in ihrem Plädoyer über den Frauenfußball, warum man diesen nicht mit dem Männerfußball vergleichen sollte. Trotz vieler positiver Veränderungen, die in den letzten Jahren im Frauenfußball stattgefunden haben, gibt es immer noch viel Nachholbedarf. Die beiden berichten aber auch hautnah und ehrlich von eigenen Erfahrungen und lassen hinter die Kulissen blicken, blicken zugleich aber auch über den Tellerrand hinaus und z.B. zu anderen Fußballverbänden rund um die Welt.

Meinung:
Pünktlich zur Frauenweltmeisterschaft in Australien und Neuseeland ist mir dieses Buch von Nia Künzer und Bernd Schmelzer in die Hände gefallen. Das passt natürlich perfekt, denn der seit der EM 2022 entstandene Boom rund um den Frauenfußball in Deutschland lässt auch zur WM nicht nach. Jedoch gibt es dennoch viele Dinge, die im Frauenfußball noch Veränderungen bedürfen, auch wenn es bereits viele positive Veränderungen gab. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil man einen Blick hinter die Kulissen bekommt. Sowohl Nia Künzer, die selbst mit der deutschen Frauennationalmannschaft sogar Weltmeisterin geworden ist, berichtet davon, wie der Alltag im Frauenfußball früher aussah und heute aussieht, als auch Bernd Schmelzer, der seit Jahren die Frauenfußballspiele im Fernsehen kommentiert, lässt viele interessante Beiträge hineinfließen. Besonders interessant fand ich, zu lesen, dass er, um sich aufs Kommentieren vorzubereiten, von der Bundestrainerin oftmals sogar die Aufstellung bekommen hat, bevor die Spielerinnen Bescheid wussten, wer spielt. Diese privaten Gespräche zwischen Trainerstab und Journalisten gibt es im Männerfußball nicht. Allgemein wird deutlich, dass der Frauenfußball den männlichen Kollegen weit voraus ist was Fair Play angeht. Hier werden keine Showeinlagen zum Besten gegeben oder sich bei der Schiedsrichterin beschwert, nein. Den Spielerinnen geht es mehr um das Spiel selbst, als um die Show – die beiden schreiben, dass Frauenfußball der ehrlichere Fußball ist. Neben zahlreichen Anekdoten bestehend aus eigenen Erfahrungen und Geschehnissen im Frauenfußball werden auch viele abwechslungsreiche Zahlen und Fakten genannt. Gut fand ich übrigens, dass auch immer wieder betont wurde, dass nur die sportliche Ebene betrachtet wird und kein Vergleich zwischen dem Männer- und Frauenfußball gezogen wird, schließlich ist das in anderen Sportarten auch nicht der Fall. Aber auch die vielen Kurzporträts zu den einzelnen Spielerinnen und Persönlichkeiten haben mir gut gefallen. Was ich cool fand, war, dass es drei verschiedene Erzählformen gab. Manche Abschnitte hat Nia Künzer verfasst, manche sind aus der Sicht von Bernd Schmelzer geschrieben und manche Abschnitte wurden in der sachlichen dritten Perspektive erzählt. Es wurden in den einzelnen Kapiteln viele verschiedene Themen wie beispielsweise die Bezahlung im Frauenfußball (mega interessant und gleichzeitig auch schockierend), Fair Play, Familienplanung im Leistungssport oder Equal Pay näher beleuchtet – alles Themen, die gerade jetzt zur WM natürlich hochaktuell sind. So toll ich das Buch aber auch fand, so enttäuscht bin ich über die Schludrigkeit. Neben zahlreichen Rechtschreibfehlern, über die ich eventuell noch hätte hinwegsehen können, gab es noch einige immense Fehler, die in so einem Buch nicht vorkommen dürfen. Ein absolutes No-Go ist beispielsweise die Verwechslung von wichtigen Turnieren. Auf Seite 62 ist nämlich plötzlich von der „WM im Sommer 2022“ die Rede. Das mag vielleicht bloß ein Flüchtigkeitsfehler gewesen sein, aber schon ein sehr ungeschickter, wenn Welt- und Europameisterschaft miteinander vertauscht werden. Wie gesagt, die vielen Rechtschreibfehler lasse ich wirklich außer Acht, aber leider gab es noch zwei weitere große Fehler, bei denen ich echt den Kopf schütteln musste. In der Bildergalerie in der Mitte des Buches (die echt cool gemacht ist), ist ein Bild abgebildet, auf dem man Nia Künzer gemeinsam mit Angela Merkel, sowie einem Sockel, auf dem der Pokal steht, sieht. Darunter ist getitelt: „Nach dem Gewinn des UEFA Woman‘s Cup (heute Champions League) 2006 gratuliert mir Angela Merkel […]“ Blöd nur, wenn dummerweise auf dem Bild direkt darüber auf dem Sockel der korrekte Name des Turniers steht: „UEFA Women‘s Cup“. Außerdem bin ich beim Lesen noch über den kurzen Steckbrief der US-amerikanischen Spielerin Carli Lloyd gestolpert. Dort wurde Lloyd plötzlich zehn Jahre älter als sie eigentlich ist: Im Steckbrief steht, dass sie am 16. Juli 1972 geboren ist, Carli Lloyd ist jedoch 1982 geboren.

Fazit:
In ihrem Plädoyer „Warum Frauen den besseren Fußball spielen“ beleuchten die Weltmeisterin Nia Künzer und der Sportjournalist Bernd Schmelzer die verschiedensten Aspekte und Themen rund um den Frauenfußball. Gerade jetzt zur Frauenweltmeisterschaft natürlich ein brandaktuelles Thema. Mir hat das Buch mit den vielen Anekdoten, Fakten und Zahlen sehr gut gefallen, weshalb es von mir wohl verdiente 4,5 von 5 Sternchen erhält.