Interview mit Timon Krause

Ich beschäftige mich tatsächlich schon etwas länger mit diversen Kommunikationstechniken und bin fasziniert davon, wie man allein durch Menschenkenntnis, Empathie und einer schnellen Beobachtungsgabe sein Gegenüber lesen und beeinflussen kann. Um das „Lesen und Schreiben“ der Menschen geht es mir dabei weniger, sondern tatsächlich um die Geheimnisse der zwischenmenschlichen Kommunikation. Natürlich habe ich zu diesem Thema auch viel recherchiert und dabei die Bücher von Timon Krause entdeckt. Er ist Gedankenleser, Philosoph und Trainer für Menschenkenntnis. Außerdem gewann er mit nur 16 Jahren den Titel „Best European Mentalist“. Im Rahmen seiner Show „Mind Games“ war Timon Krause Ende September auch in Stuttgart und deshalb habe ich direkt die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Leo: Okay, ich finde es gerade sehr spannend, aber auch creepy, dir gegenüber zu sitzen. Ich habe deine Bücher gelesen und auch online einige Videos gesehen und ich weiß, dass du aus der Mimik und Gestik sehr viel schon auf den ersten Blick deuten kannst. Kannst du jetzt gerade im Moment irgendetwas über mich sagen? Also im Prinzip, dass du spontan versuchst, mich zu „lesen“.

Timon Krause: Eigentlich gar nicht. Wenn ich es darauf anlegen würde ggf. schon, aber es ist so, dass ich das auf der Bühne anschalte und im Alltag nicht ausschalten muss. Das heißt, dass das etwas ist, das ich bewusst machen muss. Natürlich geht ein bisschen was in den Habitus über, aber es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit Menschen analysiere. Ich glaube, das wäre auch sehr anstrengend. Aber wenn ich es darauf anlegen würde, ich weiß ja jetzt ein paar Sachen über dich. Ich würde schätzen, dass du – ähnlich wie ich – dich in der Schule manchmal selbst abgegrenzt hast oder abgegrenzt wurdest, weil du sehr stark deinen eigenen Weg gehst. Aber auch, weil du ein bestimmtes Opfer dafür bringst, dass du sagst, dass du bereits jetzt weißt, was du machen möchtest und du da auch ganz viel daran setzt. Das war zumindest meine Erfahrung in der Schule und ich kann mir vorstellen, dass es dir ähnlich damit geht, dass du sagst, dass du jetzt schon weißt, was du machst. Nicht dass man jetzt gemobbt wird oder so – weiß ich jetzt nicht, ob das so ist, mir ging es eine Zeit lang so und dann nicht mehr. Aber eine gewisse Abgrenzung war da, weil ich einfach ganz bestimmte Vorstellungen von dem hatte, was ich gerne machen wollte und ich würde das jetzt mal auf dich projizieren – aber es könnte auch falsch sein. Ich glaube, dass du nach außen hin für die Interviews gelernt hast, eine gewisse Unsicherheit zu verbergen, die aber da ist und sich manchmal ganz kurz in deinen Augen widerspiegelt, die drückst du dann aber wieder nach unten, weil du in einen Modus für die Interviews reinkommst. In dem Moment, wo wir uns kennengelernt haben und hier hergelaufen sind, warst du eindeutig etwas unsicherer – vielleicht auch weil es kein Kontext ist, in dem du schon einmal gewesen bist. Du warst sofort deutlich sicherer in dem Moment, in dem du die Interviewkarten in die Hand genommen hast und angefangen hast, zu interviewen, weil du das kennst und weißt, wie der Prozess abläuft. Du bist neugierig und hörst extrem gut zu und schaust genau hin. Das ist interessant, weil viele Interviewer und Interviewerinnen bzw. Journalisten und Journalistinnen zuhören, aber nicht hinschauen, du bist aber mit dem Augenkontakt da und ich glaube, das wird dir in deiner Interviewlaufbahn wahrscheinlich einiges bringen, weil du es dann einfacher haben wirst, mit Menschen Rapport zu bauen, das heißt, mit ihnen auf eine Wellenlänge zu kommen. Das wär so aus dem Stegreif.

Leo: Das ist aber relativ viel aus dem Stegreif, das ist tatsächlich sehr beeindruckend.

Timon Krause: Ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht. Vielleicht sagst du auch: „Timon, das war ganz weit weg vom Schuss!“ und du denkst dir: „Alter, was ist das denn für ein Typ, was labert der?“. Das kann auch sein. Wäre für mich aber auch in Ordnung, das würde mir auch keinen Zacken aus der Krone brechen.

Leo: Ich sag dir nachher am Ende des Interviews, ob du richtig liegst. Das war einfach ein kleines Experiment, das mich interessiert hat. Okay, dann machen wir weiter mit den anderen Fragen. Seit du den 1. Platz der Show „Fool us“ gewonnen hast und alle mit deinen Fähigkeiten beeindruckt hast, bist du für viele junge Menschen, die sich mit Psychologie auseinandersetzen, ein Vorbild geworden. In einem Interview hast du mal erzählt, dass du mit 12 Jahren nach einer Hypnose-Show erkannt hast, dass du Mentalist werden willst. Aber dass du zu jung warst und dich das niemand lehren wollte. Wenn du nun so ein paar Jahre zurückdenkst, hättest du jemals gedacht, dass du es eines Tages soweit schaffst? Hattest du immer dieses Urvertrauen in dich selbst, dass du alles erreichen kannst, was du dir vornimmst?

Timon Krause: Das nicht, ich habe einen Urrealismus gehabt, sodass ich gesagt habe, wenn ich erreichen möchte, was ich erreichen möchte, dann muss ich alles dafür geben. Der Realismus ist aber, dass ich gesagt habe, das kann auch nicht klappen. Ich habe extrem viel Glück gehabt und ich bin extrem häufig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen und auch mit den richtigen Menschen. Und auch jetzt sind die Menschen, die du da gesehen hast… wir haben beide sehr gelacht, mein Techniker und ich, denn als du reinkamst und der Herr gesagt hat: „Hey, Timon, dein Interview ist da“, kam Niklas direkt angelaufen und hat mir das Headset abgenommen, als wäre er mein Assistent, der auf einmal so erscheint „Boom, ja, alles klar, Chef!“ – es ist nicht so! Das war kompletter Zufall. Aber das Team zieht, ich würde mal sagen, 80% der Show. Ich stehe vorne, ich performe das dann und ich schreibe und entwickle natürlich die Show, das ist natürlich ein großer Teil. Aber das Team, das da ist, und natürlich auch dahinter, also z.B. die Agentur und das Management, das mir dabei hilft, das wirklich alles auf die Beine zu stellen, die sind so wertvoll! Und ohne die hätte ich nicht die Hälfte und auch nicht ein Viertel und auch nicht ein Achtel von dem geschafft, was ich jetzt schaffen durfte bzw. was wir schaffen durften. Aber ich habe immer gesagt, ich würde lieber alles geben und es nicht schaffen. Oder was heißt nicht schaffen, das ist auch falsch formuliert. Früher hatte ich konkrete Zielsetzungen, wo ich gesagt habe, ich möchte dieses und dieses Ziel erreichen, ich möchte mal „Fool us“ machen, ich möchte mal in Las Vegas spielen, ich möchte mal einen Titel gewinnen – das habe ich alles gemacht. Und jetzt ist es vager geworden, ich möchte mich ausdrücken, ich möchte Kunst machen, ich habe bestimmte Showvisionen, die ich umsetzten möchte, die ich die letzten Jahre nicht umsetzten konnte, weil die Locations zu klein waren, das Budget nicht da war und das kommt jetzt langsam, dass das geht und das ist mega nice. Aber ich glaube, ich wäre vermutlich genauso zufrieden, wenn es weniger weit gekommen wäre und ich trotzdem alles gegeben hätte. Dann wüsste ich zumindest bei mir selbst, dass ich alles gegeben habe und mehr halt nicht geht. Manchmal ist es Glück, manchmal ist es Pech und ich habe viel Glück gehabt.

Leo: Du warst mit 16 Jahren ein Jahr als Austauschschüler in Neuseeland. Dort hast du dann die Technik des Cold Readings von Richard Webster erlernt. Ihn selbst nennst du ja auch deinen Mentor. Ist es in deinem Job so, dass man seine Kenntnisse gerne mit anderen teilt und sein Fachwissen sozusagen weitergibt? Oder halten sich die meisten Künstler eher bedeckt und du hattest, wie du eben gesagt hast, einfach nur Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, als du Richard Webster kennengelernt hast?

Timon Krause: Beides so ein bisschen, früher war das ganz krass, dass es so Mentoren und Schüler*innen gab – wobei meistens Mentor und Schüler übrigens, es ist eine sehr stark männlich dominierte Sparte, Freunde von mir versuchen oft, die weiblich gelesene Person noch mit einzubringen, ich auch, aber es ist aktuell einfach stark männlich dominiert. Aber es war früher einfach oft so, dass es dieses klassische „Ich gebe dir etwas weiter“ von einer Person zur nächsten gab, heute weniger. Einfach wegen der Verfügbarkeit von Ressourcen und der Verfügbarkeit von Material online: YouTube, Bücher und so. Da mache ich ja auch selber mit, dass ich da Sachen und vor allem so die Basics weitergebe. Also es gibt eine Szene, die teilt Sachen miteinander, und es gibt Menschen, die halten sich sehr zurück. Aber ich teile gern.

Leo: Ich bin ja quasi nur zufällig Buchbloggerin geworden, was sich irgendwie während Corona intensiviert hat. Davor war ich eigentlich Kinderreporterin, also Nachwuchsjournalistin. Ich wollte schon immer schreiben und als Journalistin kommt man gut um die Welt und lernt viele Menschen kennen. Ich rede zwar sehr viel, aber ich höre tatsächlich auch gerne zu. Und deshalb höre ich mir gerne spannende Geschichten von ganz unterschiedlichen Personen an. So lernt man nicht nur was über andere, sondern auch tatsächlich viel über sich selbst. Wie ist das bei dir? Du triffst ja nicht nur bei deinen Shows auf Menschen, sondern auch im ganz normalen Alltag. Als Mentalist musst du aber immer fokussieren und beobachten, was wahrscheinlich sehr anstrengend und kräftezehrend ist. Inwiefern nutzt du deine Gabe dann im Alltag? Analysierst du im Supermarkt andere Leute oder versuchst du, im Privatleben „abzuschalten“?

Timon Krause: Ne, umgekehrt, ich schalte das auf der Bühne an. Im Alltag bin ich vermutlich weniger aufmerksam als du gegebenenfalls, das weiß ich nicht. Es ist sehr kräftezehrend. Wenn ich das spezifisch für die Bühne übe, geht natürlich ein bisschen was in den Habitus über. Ich vergleiche das immer mit einem Tänzer, der tanzt nicht immer, aber der läuft immer gerade und man sieht ihm vielleicht eine gewisse Grazie in seinen Bewegungen an, weil man sich damit natürlich intensiv beschäftigt. Du vergisst das ja nicht, das ist ja immer irgendwie da, ein bisschen was wird also in meinen Habitus übergehen. Ich habe es dann gefühlt auch manchmal leichter, mit Menschen Rapport aufzubauen, das ist dann schön, aber ich mache das nicht bewusst. Viele der Techniken, die ich auf der Bühne benutze, sind manipulativ, und da benutze ich sie eben nur zur Veranschaulichung und zum Entertainment. Das würde ich aber im Alltag niemals machen und ich möchte mich im Alltag entspannen können. Ich bin eigentlich sehr introvertiert und möchte dann eben einfach mit Menschen chillen können und nicht solche Sachen machen müssen. Wenn ich irgendwo auf einer Party eingeladen bin und Leute kennenlerne, die wissen, was ich mache, und die hätten gerne, dass ich was mache, dann mache ich das meistens nicht. Das verstehen die dann auch, weil ich halt sage, dass das mein Job ist und ich aber privat hier bin und chillen möchte.

Leo: So ähnlich hat mir das Carolin Kebekus mal erzählt. Sie meinte, dass sie privat in ihrem Alltag nicht lustig sein muss, weil sie es auf der Bühne ist.

Timon Krause: Ja, genau. Ich glaube, das ist genau das gleiche. Und ich merke auch, desto mehr ich auf der Bühne bin, desto weniger habe ich zum Beispiel privat das Bedürfnis, rauszugehen oder unter Menschenmassen zu sein, weil ich so ein bisschen die Balance brauche. Ich muss manchmal einfach auch nur für mich sein oder mit einer Person oder mit zwei Menschen sein, aber dann eher wenig und ruhig.

Leo: Du hast ein neues Buch geschrieben. „Das Versunkene Theater: Magical Realismus Roman – träum Dich in die fantastische Welt des Theaters“ ist etwas ganz anderes als deine bisherigen Bücher. Wie kam es zu dieser Geschichte?

Timon Krause: Das war so ein bisschen mein Selbsttherapie-Projekt. Ich war während Corona tatsächlich schwer depressiv und habe ganz, ganz lange auch einfach nur im Bett gelegen. Und dann habe ich gedacht, weil es auch schwer war, einen Therapieplatz zu kriegen, „Okay, was weiß ich über den menschlichen Geist und was wären die Tipps, die ich meinen Freunden geben würde, wenn sie in so einer Situation wären?“. Und dann habe ich mir quasi ein Trajekt geschrieben bzw. zusammengebaut. Also ein Programm, bei dem ich sage, dass ich diese Sachen jeden Tag konsistent mache, weil ich weiß, dass sie auf dem Papier helfen. Im Best Case geht es mir nach ein paar Monaten besser, im Worst Case geht es mir immer noch schlecht, aber dann habe ich nichts verloren. Ob ich jetzt im Bett liege oder das mache, ist egal. Ein Teil davon ist eben kreativ sein, kleine Ziele setzen und gewisse Strukturen in den Tag einbauen. Dafür habe ich das Buch gewählt und ich habe mir gesagt, dass ich mich jeden Tag von elf bis eins an einen Roman setze. Entweder bis der Roman fertig ist oder bis die Shows wieder losgehen und ich da wieder irgendwo Erfüllung finde. Auf die Geschichte kam ich im Gespräch mit meinen Lieben, ich habe verschiedene Ideen vorgeschlagen und dann ein bisschen weiter gebrainstormt. Im Grunde ist der Gedanke dahinter, dass ich wollte, dass wenn ich keine Shows geben kann, dass ich das Gefühl, das ich dem Publikum in einer Show mitgebe, in einem Buch mitgebe. Ich habe das Buch auch so ähnlich geschrieben wie ich eine Show anfange. Wenn ich eine Show schreibe, dann fange ich ganz hinten an, weil ich weiß, dass ich hierhin mit einer Show hin will und das das Finale sein soll, so soll sie enden. Ich arbeite mich dann quasi von vorne nach hinten durch und gucke, wie und wo ich die Puzzleteile der Show verpacke, sodass am Ende alles Sinn ergibt und dass die Leute dann denken: „Ah, krass, Alter, das war ja alles von Anfang an irgendwie durchgeplant – crazy!“ Und das habe ich im Buch auch so gemacht, dass ich gesagt habe, wo ich im Buch rauskommen will, wie das Gesamtkunstwerk am Ende funktionieren soll. Ganz viel Inspiration kommt aber aus dem Theater, das Buch hat nichts mit meiner Show zu tun. Es ist nicht so, dass du eine Timon Krause-Show liest. Aber das Gefühl soll das gleiche sein. Wenn du dann die Show gesehen und das Buch gelesen hast, kannst du mir gern sagen, ob es das erreicht hat oder nicht, aber ich glaube, du verstehst, was ich meine. Es soll eben diesen Zauber vom Theater einfangen und ganz viele der Figuren, die in dem Buch sind, sind Menschen, die ich getroffen habe und die es auch wirklich gibt. Auch Acts, die es wirklich gibt, die ich da beschrieben habe oder angeschnitten werden, von Leuten, weil ich das da reinpacken wollte. Es ist keine Biografie, aber es ist ganz stark aus meiner Erfahrung im Theater produziert und dann in einen Fiction-Fantastic-Roman verarbeitet.

Leo: Das klingt sehr cool, da freue ich mich auf jeden Fall schon sehr aufs Lesen.

Timon Krause: Ja, da freue ich mich auch, wenn du dir die Zeit nimmst.

Leo: Du hast zwischen deinem ersten Buch und deinem zweiten Buch eine Sache geändert. Während du den Leser zuerst siezt, wechselst du im zweiten Buch zum Du. Warum?

Timon Krause: Das war auf Wunsch des Verlags. Die wollten gerne, dass im ersten Buch gesiezt wird. Ich wollte auch da schon, dass geduzt wird. Das Buch heißt ja auch „Du bist Mentalist!“, es ist also eigentlich ein bisschen dumm, dass da gesiezt wird. Darum habe ich auch ganz am Ende den Bogen zum Du gemacht. Ich glaube, im Nachwort sage ich irgendwo „Ja, Sie sind jetzt mit dem Buch durch und weil wir uns jetzt so gut kennen, würde ich dir an dieser Stelle gerne das Du anbieten. Herzlichen Glückwunsch, du bist Mentalist.“ So endet es ungefähr. Ich wollte das Duzen, sie haben gesagt, dass bei ihnen im Verlag einfach Etikette ist, dass in ihren Büchern die Leser gesiezt werden. Beim zweiten Buch hatte ich einfach schon ein bisschen mehr ein öffentliches Profil in Deutschland aufgebaut. Da war ich ja erstmalig aus den Niederlanden nach Deutschland rübergekommen. Und dann habe ich gesagt, dass mein Publikum vor allem irgendwie Studentenpublikum ist und die Leser alle ein bisschen jünger sind, ich würde gerne duzen. Und dann haben die gesagt, dass das jetzt auch alles Sinn ergibt und wir auf jeden Fall duzen.

Leo: Du bist fast erlöst, aber mich interessiert noch eine Sache. Ich habe dich ja am Anfang gefragt, ob du irgendetwas über mich erzählen, mich kurz „lesen“, kannst. Und innerhalb eines Gesprächs kann man ja auch viel über sein Gegenüber herausfinden. Erinnerst du dich noch halbwegs, was du vorher gesagt hast?

Timon Krause: Ja, ich erinnere mich noch, was ich vorhin gesagt habe.

Leo: Okay, gibt es jetzt noch irgendetwas, das du dem hinzufügen oder anders sagen würdest?

Timon Krause: *überlegt kurz* Ich könnte mir vorstellen, dass du Klassensprecherin bist. Ich habe dich ja auch nicht durch analysiert, während ich hier sitze. Du hast eine gewisse Ruhe, die ich in deinem Alter – das klingt so herablassend, das meine ich nicht – nicht gehabt habe, die ich auch heute manchmal nicht habe. Die ist bei dir schon da. Du hast trotzdem eine gewisse Angespanntheit in dir, ich glaube nicht negativ, aber du bist quasi aktiviert. Du hast eine gewisse Spannung, aber ich glaube, dass du ein Stück weit alles, was du sagst, bevor du es sagst oder während du es sagst, überdenkst. Ich glaube, du bist ein Stück weit… nicht auf deine Außenwirkung fokussiert, aber du bist dir deiner Außenwirkung bewusst. Dass du auch weißt, was du sagst, wie du rüberkommst und wie du rüberkommen möchtest. Ich glaube, dass du neben deinem Blog vermutlich auch Fiction schreibst oder gerne Fiction schreiben würdest oder irgendwann wirst.

Leo: Ich bin tatsächlich schon Autorin.

Timon Krause: Okay, das wusste ich nicht, das tut mir leid. Dann habe ich mich nicht eingängig genug mit dir beschäftigt an dieser Stelle.

Leo: Alles gut!

Timon Krause: Aber das hätte ich mir auf jeden Fall sehr gut vorstellen können, dass du das machst oder mal machen wirst. Ich glaube, du hast mal ein Instrument angefangen und dann aufgehört.

Leo: Das ist ein bisschen gruselig. *lacht* Ich habe mal Gitarre gespielt.

Timon Krause: Ich wollte gerade sagen Gitarre oder Geige, eins von beidem.

Leo: Ich habe vor etwa einem Jahr aufgehört. Es hat auch fast alles gestimmt. Das ist sehr beeindruckend. Auch leicht gruselig, aber auf eine gute Weise.

Timon Krause: *lacht*

Leo: Das Einzige, was nicht gestimmt hat, ist, dass ich nicht Klassensprecherin bin. Aber sonst war eigentlich fast alles richtig.

Timon Krause: Ich weiß auch nicht, warum ich Klassensprecherin dachte. Da war ich mir auch unsicher, aber vielleicht habe ich mal eine Klassensprecherin gehabt, die mich an dich erinnert hat oder so. Ich weiß nicht genau, wo das herkam und warum ich das dachte. Ist das so, dass du dich ein bisschen abschottest oder abgeschottet bist manchmal?

Leo: Teilweise. Ich mache auch Mannschaftssport, ich spiele seit ich fünf bin Fußball. Ich würde auch sagen, dass ich relativ extrovertiert bin. Aber schon einfach bedingt dessen, dass beispielsweise mein Blog relativ viel Zeit einnimmt, fokussiere ich mich da eben auch sehr drauf.

Timon Krause: Okay, so lange du es bewusst machst. Für mich war das nie ein Problem, ich weiß, dass ich ganz viel verpasst habe – auch in meiner Studentenzeit – und das ist okay, weil ich das so wollte. Also ich wollte das nicht verpassen, aber ich habe gesagt, dass ich diesen Moment packen und diese Sachen machen will. Und dann war das eben ein bewusstes Opfer, das ich gebracht habe. Ich habe da sehr viel Zeit reingesteckt, ich habe sehr viele Gigs gemacht und bin rumgefahren und so. Und das ist okay, aber weil das bewusst war. Ich glaube, ich hätte es bereut, wenn ich das an mir hätte vorbeiziehen lassen und dann gedacht hätte: „Crazy, ich wollte das eigentlich anders.“ Denk da ab und zu mal drüber nach, ob du das so oder so machst. Ich glaube, das eine ist nicht besser als das andere. Es gibt so dieses Ideal, das gibt es dann vielleicht auch im Journalismus, als Autorin, ist ja dann auch alles Kunst. Es gibt dieses Ideal vom verhungernden Künstler bzw. von der verhungerten Künstlerin, die alles da reinstecken und sich selbst zerstören. Das habe ich irgendwann losgelassen, weil ich denke, dass das mega dumm ist. Denn wen du verhungert bist, kannst du keine Kunst mehr machen. Dann arbeite halt bei Aldi an der Kasse, wenn es sein muss. Dann mach das halt so, dann hast du zumindest Essen und kannst weitermachen. Deshalb habe ich dieses Ideal irgendwann losgelassen, dieses Selbstzerstörerische. Aber den Eindruck machst du nicht. Ich habe den Hang zur Obsession und den Hang zur Sucht. Und darum muss ich da bei mir immer aufpassen, bis ich sage: „Hey, okay, sei noch vernünftig und pass mal ein bisschen auf dich auf.“ Aber denk auf jeden Fall ab und zu bewusst darüber nach. Du hast nicht nach Ratschlag gefragt, aber das wäre der, den ich dir mitgeben würde. Und überhaupt allen Menschen, die jung mit ihrer Leidenschaft anfangen. Das habe ich für mich richtig gemacht und ich glaube, das ist gut, wenn man das so macht, wenn man das bewusst macht.

Leo: Dann danke ich dir für dieses doch relativ tiefgründige Gespräch.

Timon Krause: Danke dir, das hat Spaß gemacht! Ich mache jetzt seit Juli oder so viel Promo für die neue Tour, die kommen wird – also ganz viele Pressereisen und so. Und das hier war auf jeden Fall eins der angenehmeren, ich würde mal sagen Top 3 der angenehmeren Interviews, die ich gehabt habe. Das hast du fantastisch gemacht, wirklich gut. Nicht dass du mein Lob brauchst, aber es war einfach wirklich angenehm.

Interview mit Nina Bilinszki

Bereits vor einigen Wochen haben Nina Bilinszki und ich uns zu einem kleinen Pläuschchen getroffen. Ich mag Ninas „Love Down Under“- und „Between Us“-Reihen und für mich stand deshalb schon länger fest, dass ich Nina unbedingt persönlich kennenlernen möchte.

Leo: Im Zuge meiner Recherche habe ich gelesen, dass du jeden Morgen vor deinem Vollzeitjob eine Stunde schreibst. Machst du das tatsächlich jeden Tag? Ich stelle mir das wahnsinnig schwierig vor.

Nina: Ja, eine Stunde bis eineinhalb Stunden, je nachdem, wieviel Zeit ich habe. Ich kriege es nicht immer hin, ich arbeite ja im Außendienst und manchmal muss ich dann schon um 7 Uhr los. Dann stehe ich nicht extra um 5 Uhr auf, damit ich noch schreibe. Aber an den Tagen, an denen ich so zwischen 8 Uhr und 9 Uhr erst los muss, stehe ich um halb sieben auf. Dann gehe ich mit dem Hund raus und um 7 Uhr sitze ich dann am Laptop. Und dann schreibe ich eben, je nachdem, wieviel Zeit ich habe, bis halb neun oder neun.

Leo: Das ist wirklich echt diszipliniert!

Nina: Ja, ich weiß! (lacht) Aber es funktioniert sonst nicht anders.  

Leo: Deine „Love Down Under“-Reihe ist an der australischen Südwestküste, im Örtchen Eden, angesiedelt. Es geht natürlich um eine romantische Lovestory mit Wohlfühlsetting, um die Schönheit des Landes, um einen Roadtrip und um die Liebe zum Meer. Wie kam dir die Idee dazu? Verbindest du etwas Bestimmtes mit Australien?

Nina: Das ist tatsächlich ein bisschen zweigeteilt, wie ich zu dieser Reihe gekommen bin. Einmal habe ich eine sehr gute Freundin, deren Bruder Work & Travel in Australien gemacht hat, sich ins Land verliebt hat und mittlerweile dort lebt. Er ist auch verheiratet und seine Frau kriegt bald ein Kind. Und das war schon immer etwas, bei dem ich dachte, dass ich das super gern in eine Geschichte einbauen würde. Gut, Lilly Lucas hat das ja jetzt auch gemacht, aber es ist gerade im New Adult-Bereich einfach nicht so typisch. Die zweite Sache ist, dass mir diese grobe Idee eigentlich gekommen ist, weil 2019 ja diese schlimmen Buschbrände in Australien waren. Da wurde ja auch bei uns immer in den Nachrichten drüber berichtet, auch mit den Koalas und so. Und da kam mir die Idee, wie das denn wohl wäre, wenn man in einem Koalareservat arbeitet. Das ist dann dieser Funke gewesen. Ich verbinde also nicht unbedingt selbst etwas mit Australien.

Leo: Das ist ja cool. Ich finde Koalas super süß!

Nina: Jaaa, ich auch! Ich glaube, dass jeder Koalas süß findet!

Leo: Das Örtchen Eden existiert ja tatsächlich, das heißt, dass du selbst noch nicht dort warst?

Nina: Nein, ich war noch nicht dort, aber meine Freundin, die im April ihre Freundin besucht hat, die ist dort vorbeigefahren und hat mir dann ganz viele Bilder geschickt.

Leo: Soweit ich mich erinnern kann, wurden von dir bisher nur New Adult Romane veröffentlicht. Ist das das Genre, in dem du dich einfach am wohlsten fühlst?

Nina: Also ich mag Liebesromane generell, jetzt kommt ja dieses Weihnachtsbuch, das quasi etwas älter wäre, da sind die Protagonisten Ende 20. Ich hätte aber auch mal voll Bock, einen Thriller zu schreiben! Ich habe bloß noch keine Idee dazu (lacht).

Leo: Also hast du bisher keine Geschichten in anderen Genres geschrieben?

Nina: Ich habe etwas in Fantasy geschrieben, aber das wollte leider keiner haben, das ist überall abgelehnt worden. Deswegen versauert es gerade in meiner Schublade.  

Leo: Um was geht es in der Geschichte?

Nina: Ich nenne es meine Schutzengel-Story, wobei es nicht wirklich Schutzengel sind. Aber es würde in Chicago spielen.

Leo: Das ist ja schade, dass das niemand angenommen hat. Das würde ich gern lesen!

Nina: Ja, ich finde es auch mega schade, mein Agent versteht es auch nicht so ganz. Aber wir haben es jetzt erstmal wieder in die Schublade gepackt und dann werden wir es irgendwann nochmal anbieten, wenn alle vergessen haben, dass sie es schon abgelehnt haben (lacht).

Leo: Wenn du eine Idee hast, von der du denkst, es könnte eine gute Story abgeben, wie funktioniert das dann weiter? Entscheidest du dann, dass du daraus ein Buch machen willst? Oder holst du dir erst einmal Rat von jemandem?

Nina: Tatsächlich pitche ich das meinem Agenten, ich schicke ihm dann so klappentextartig, was ich mir vorstelle, und frage ihn, ob das funktioniert. Und dann sagt er: „Jo, mach mal, schreib ein Exposé!“ oder er sagt: „Funktioniert aus dem und dem Grund nicht.“ Ich schicke tatsächlich immer alle meine Ideen erst meinem Agenten, weil der besser weiß, was die Verlage gerade suchen und was generell auf dem Markt gebraucht wird. Ich hatte mal eine Story, in die ich gern Cheerleading eingebaut hätte, aber er meinte, dass das auf dem deutschen Markt überhaupt nicht geht und dass das auch niemand einkauft.

Leo: Echt? Das ist überraschend. Das gibt mir totale Highschool-Vibes aus diesen ganzen Filmen.

Nina: Jaaa, genau, richtig! Das wäre auch ein Jugendbuch gewesen, aber da sagt mein Agent, dass das nicht funktioniert. „Mach Streetdance draus“ oder was auch immer.

Leo: Was aber auch eine sehr coole Idee wäre.

Nina: Ja, grundsätzlich schon.

Leo: Auf deinem Instagram-Kanal sieht man immer wieder einen Bildausschnitt deines Bücherregals. Du schreibst also nicht nur, sondern du liest auch viel. Wenn du mir so ganz spontan ein Buch aus deinem Regal empfehlen müsstest, welches wäre es dann?

Nina: „Malibu Rising“ von Taylor Jenkins Reid – ich habe letztes Jahr angefangen, Bücher von ihr zu lesen und bin absolut verliebt in die Art und Weise, wie sie schreibt.  

Leo: Ich war auf der Buchmesse auch am Stand von Ullstein und habe das Buch dort gesehen. Ich war tatsächlich kurz davor, es zu kaufen.

Nina: Ja, das ist wirklich ein ganz tolles Buch!

Leo: Gibt es Bücher, die dich mitnehmen und beeinflussen und von denen du dir die Ideen nimmst, wodurch dann Ideen für deine eigenen Bücher einfallen?

Nina: Meinst du als Inspiration? Ja, auf jeden Fall. Manchmal übernehme ich schöne Ausdrücke, die ich in Büchern finde, beispielsweise Vergleiche. Dass ich sowas einfach im Hinterkopf behalte, um es selbst dann anzuwenden. Ansonsten bin ich immer sehr vorsichtig damit, Sachen zu übernehmen. Aber das mit dem Inspirieren, auf jeden Fall. Und ich denke mir immer so: „Wenn ich groß bin, würde ich auch gern mal so schreiben können!“ (lacht)

Leo: Gibt es irgendein bestimmtes Buch, das dich zu einem deiner Bücher inspiriert hat?

Nina: Jein, ich plotte gerade an einem Thriller, aber das ist alles noch gar nicht spruchreif, deswegen kann ich da nicht so wirklich was dazu sagen.

Leo: Was hast du in den letzten Wochen und Monaten gelesen, was ich unbedingt auch lesen sollte?

Nina: Ich habe „Elternabend“ von Fitzek gelesen, das fand ich unheimlich amüsant. Ich fand aber auch, dass er am Ende noch so eine schöne Message drin hat. Das kann ich auf jeden Fall empfehlen. Was habe ich denn noch gelesen? (überlegt kurz) Ich habe „In jedem Atemzug nur Du“ von Jennifer Wiley gelesen, das fand ich auch sehr gut. Es ist eine sehr ruhige Story, aber sehr romantisch und da geht es um Mukoviszidose und Organspende und so. Das hat mir auch sehr gut gefallen. Und dann habe ich noch „Die letzte Party“ von Clare Mackintosh gelesen, das war auch sehr geil, das ist auch wieder ein Thriller.

Leo: Liest du dann momentan, wenn du am Plotten bist, auch eher Bücher, die in die Richtung von dem, was du plottest, gehen?

Nina: Ich lese eh immer Thriller, aber ich wechsle das immer ab. Zwei Bücher hier und dann zwei Bücher da… (lacht)

Leo: Ich lese meistens alles querbeet auf einmal durch.

Nina: Das geht natürlich auch sehr gut. Aktuell habe ich wieder mit etwas Fantasymäßigem angefangen. Ich bin momentan eher so: „Oh Gott, ich muss mehr Fantasy lesen, das habe ich schon so lange nicht mehr!“

Leo: Wie hoch ist dein SuB (Stapel ungelesener Bücher)?

Nina: Wir reden nicht über solche Dinge. Ich habe keine Ahnung. (lacht) Der SuB ist schön verteilt im Regenbogenregal und ich sehe ihn nicht. Also ich weiß, welche Bücher ich gelesen habe und welche nicht, aber ich habe keine Ahnung, was für eine Anzahl das ist.

Leo: Das ist bei mir aber auch so, es ist total ausgeartet. Die Bücher in meinem Bücherregal habe ich alle gelesen, aber da gibt es ja noch die riesigen Bücherstapel drum herum…

Nina: (lacht) Ja, das habe ich auch. Ich habe auch überall solche Stapel, neben meinem Bett ist dann auch immer noch so ein Stapel mit zwei bis drei Büchern.

Leo: Wenn du jetzt zurückblickst, was war dein persönliches Highlight in den letzten Jahren? Die Veröffentlichung des ersten Buches, eine Veranstaltung oder ein besonderes Ereignis, das dich als Autorin berührt hat?

Nina: Tatsächlich war es die Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr, das war ja quasi meine erste Messe als Autorin, wo meine Bücher da waren. Ich hatte da auch diesen Romance Talk und diese krasse Signierstunde. Wir haben einfach signiert, bis die Messe zugemacht und uns rausgeschmissen hat. Das war sehr krass. Damit hätte ich aber auch gar nicht gerechnet. Es war total überwältigend, wie viele Menschen da hinkommen. Gerade nachdem ja vorher Corona und somit drei Jahre nichts möglich war, haben wir nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen.

Leo: Du hast es vorher bereits angesprochen, im Herbst erscheint dein Weihnachtsbuch „Roadtrip Richtung Weihnachtswunder“. Ich selbst liebe ja Weihnachtsromane und bin schon sehr gespannt auf diesen Adventskalender mit 24 Kapiteln. Erzähl mir doch mal, was uns in dem Roman erwartet!

Nina: Es geht dort um Olivia und Callum und es ist der 20. Dezember. Beide wollen über die Feiertage zu ihren Familien nach Hause – von Manchester nach Schottland, aber in unterschiedliche Regionen. Es gibt einen Schneesturm und die Flüge werden gestrichen, sie teilen sich daher den letzten verfügbaren Mietwagen, um nach Schottland zu fahren. Sie kommen dann natürlich irgendwann nicht mehr weiter und landen dann auf einer Farm für Hochlandrinder und müssen sich ein Zimmer und ein Bett teilen und es wird sehr romantisch. Ich freue mich da schon sehr drauf, es hat auch sehr viel Spaß gemacht, das zu schreiben. Es ist auch ein Hardcover mit Illustrationen und es ist ein wunderschönes Buch geworden. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wenn ich es in den Händen halten darf.

Leo: Du bist ja auf sämtlichen Social Media Kanälen wie Facebook, Twitter, Instagram und TikTok aktiv. Setzt du dir da ein tägliches Zeitlimit? Ich verliere mich sehr oft und vergesse dabei meist die Zeit. Wie ist das bei dir? Ist Social Media ein Fluch oder ein Segen?

Nina: Tatsächlich sind meine Social Media Kanäle etwas, das immer hinten runterfällt, wenn ich Stress habe. Ich weiß auch gar nicht, wann ich das letzte Mal so richtig auf TikTok aktiv war. Bei Instagram versuche ich es wenigstens noch, dass ich ein bis zweimal die Woche etwas poste. (lacht) Ich weiß auch gar nicht, wann ich das letzte Mal auf Facebook war. Bei Twitter ist es so, dass ich da durchscrolle und diese Kurznachrichten lese. Ansonsten…Instagram ist wirklich noch so die Plattform, die ich am meisten nutze.

Leo: Kriegst du das dann wirklich so diszipliniert hin, dass du sagst, jetzt ist Stopp?

Nina: Nein, nein, ich prokrastiniere auch schon mal und hänge dann eine halbe Stunde auf Twitter, Instagram oder TikTok ab. Aber tatsächlich eher bei meinem Brotjob als beim Schreiben, einfach weil ich weiß, dass ich nur dieses kurze Zeitfenster zum Schreiben habe und ich mich dann wirklich darauf konzentriere, etwas zustande zu kriegen.

Leo: Ich meine, mich zu erinnern, dass ich bei dir in einer Story auf Instagram gelesen habe, dass du etwas traurig bist, dass du dich noch nicht Spiegel Bestseller Autorin nennen darfst. Angenommen, du hättest einen Wunsch frei, entweder einmal auf der Spiegel Bestseller Liste ganz oben stehen oder vom Autorendasein leben zu können, wofür würdest du dich entscheiden?

Nina: Tatsächlich will ich gar nicht vom Schreiben leben. Ich mag meinen Job und ich mag vor allem die Sicherheit, die mir mein Job bietet mit monatlichem Gehalt und solchen Sachen. Spiegel Bestseller wäre ganz nice. Das ist tatsächlich auch etwas, das auf meiner Bucket List steht – einmal irgendwann mit irgendeinem Buch auf der Spiegel Bestseller Liste zu stehen.

Leo: Wäre das dann eher mit einer Romance Geschichte oder würdest du da eher einen Thriller von dir sehen?

Nina: Das ist mir eigentlich total egal. (lacht)

Leo: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen könntest, wer wäre das? Ganz egal, ob jemand aus dem echten Leben oder ein fiktiver Charakter.

Nina: Ich glaube, ich würde gern mit Captain Jack Sparrow tauschen.

Leo: Das ist ja cool! Ich liebe „Fluch der Karibik“!

Nina: Ja, ich auch!

Leo: Die Filme sind echt mega cool.

Nina: Ja und er ist vor allem auch so ein cooler Charakter! Eigentlich total drüber, aber ich glaube, genau deswegen mag ich den. Ich glaube, mit dem würde ich gern tauschen und dann durch die Karibik schippern.

Was ihr jetzt aus diesem Interview nicht herauslesen könnt, ist der private Teil unseres Gesprächs – und ich kann euch sagen, ich bin echt beeindruckt. Mit Nina kann man nicht nur über Bücher, sondern auch über Fußball reden. Wahnsinn! 🙂 Nina ist im wahren Leben tatsächlich genauso sympathisch, wie man sie auch von Instagram kennt. Zwei Dinge nehme ich auf jeden Fall aus diesem Interview mit: Ich muss mir unbedingt „Roadtrip Richtung Weihnachtswunder“ vorbestellen und definitiv auch den Rat beherzigen, endlich mal ein Buch der Autorin Taylor Jenkins Reid zu lesen. Danke für den Tipp, liebe Nina!

Interview mit Fynn-Luca Nicolaus

Da ich selbst seit meinem fünften Lebensjahr Fußball spiele, gehört mein Herz natürlich dem Volkssport Nummer 1. Dennoch interessiere ich mich auch für andere Sportarten. Obwohl ich noch immer nicht alle Regeln des Handballs kenne, bin ich gerne bei Heimspielen des TVB Stuttgart in der Porsche-Arena dabei und lasse mich von der Stimmung mitreißen. Ich muss zugeben, dass Handballfans meist mit einem größeren Torspektakel belohnt werden, während ein Fußballspiel auch gut und gerne mit einem langweiligen 0:0 ausgehen kann. Wer wie ich am 1. Juni beim Relegationsspiel des VfB Stuttgart gegen den HSV in der Mercedes-Benz Arena war, weiß aber auch, wie grandios die Atmosphäre live sein kann – besonders bei so einem wichtigen Spiel. Ob nun Fußball oder Handball, wer den Sport liebt und lebt, weiß wie viel Herz und Leidenschaft nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler und Spielerinnen in ihren Sport stecken. Ich finde es daher immer wieder interessant, wenn mir Profis ihre Geschichte erzählen. Deshalb habe ich mich kurz vor Saisonabschluss mit Fynn-Luca Nicolaus zu einem Interview getroffen. Er zählt im Moment zu den besten deutschen Handballspielern. Außerdem ist er der jüngste Spieler in der Bundesligageschichte und derzeit auch noch im Elitekader des DHB.

Leo: Als du das erste Mal im Alter von 16 Jahren eingewechselt wurdest, warst du da nervös oder eher gechillt, weil du wusstest, was du kannst?

Fynn: Als der Trainer gesagt hat: „Du kommst jetzt gleich rein!“, war ich schon nervös. Der Moment, als ich draußen an der Bank stand und gewartet habe, dass ich reinkomme. Aber man muss ja auch sagen, dass es die letzte Minute im Spiel war. Das Spiel war bereits entschieden. Als ich dann aufs Feld gerannt bin, habe ich eigentlich gar nicht mehr nachgedacht. Da war ich dann nicht mehr nervös. 

Leo: Im Zuge meiner Recherche habe ich nach Informationen zu deiner Person gesucht – aber du machst es einem nicht gerade leicht. Nun denn, ich habe dennoch einen für mich interessanten Eintrag gefunden. Die Stuttgarter Nachrichten haben am 27.12.2019 geschrieben: „Nicolaus’ Vertrag läuft bis 2022, das korrespondiert mit der Schule – wobei der strebsame Handballer seine Pläne geändert hat und nun schon ein Jahr früher sein Abitur machen will…“ Heißt das, dass du neben dem Handball noch dein Abitur vorgezogen hast? Also die Oberstufe nicht in zwei Jahren, sondern in einem Jahr gemacht hast?

Fynn: Nein, das war so, dass ich damals von dem Gymnasium, auf dem ich in meinem Heimatort war, nach Stuttgart auf das Sportgymnasium gewechselt bin. Ich hatte damals ein G9-Gymnasium und das Gymnasium, auf das ich gewechselt bin, war ein G8-Gymnasium. Das habe ich aber tatsächlich bis kurz davor, als meine Mutter mich anmelden wollte, nicht gewusst. Dann wäre es ja so gewesen, dass ich ein Jahr weniger Schule habe. Es gab aber auch die Möglichkeit, das war so ein Sportlerprogramm, das doch auf drei Jahre zu strecken, also das Abitur anstatt in zwei Jahren in drei Jahren zu machen. Das wollte ich eigentlich machen, habe dann aber kurz nach Schuljahresbeginn gesagt, dass ich es doch lieber in zwei Jahren durchziehen will.

Leo: Du bist zwar nicht der jüngste Spieler im Team, aber es gibt bei euch ja schon ein paar, die deutlich älter sind. Wie ist allgemein die Situation im Team? Geben dir die gestandenen Mitspieler da vielleicht auch Tipps und nehmen dich manchmal an die „Hand“? Oder spielt das Alter gar keine Rolle und das Einzige, was zählt, ist die Leistung auf dem Platz?

Fynn: Doch, natürlich spielt das eine Rolle. Es gibt schon eine gewisse Hierarchie und vor allem in meinem ersten Jahr bzw. in den ersten zwei Jahren, als ich wirklich noch ganz neu in der Bundesliga war, da habe ich natürlich schon sehr viele Tipps von den erfahrenen Spielern bekommen und auch angenommen. Inzwischen würde ich jetzt sagen, dass ich mir ein ganz gutes Standing in der Mannschaft erarbeitet habe, aber es gibt trotz allem so eine gewisse Hierarchie. Also auch neben dem Feld und zwischenmenschlich und so lässt man sich natürlich auch was von den „Alten“ sagen…ab und zu mal. (lacht)

Leo: Du hast vorletztes Jahr Abitur gemacht und wolltest ein Jahr Auszeit nehmen und eventuell danach studieren. Was ist aus diesen Plänen geworden?

Fynn: Ich habe im ersten Jahr nichts gemacht, da kam dann ja auch noch meine Schulterverletzung rein und dann habe ich angefangen, in Präsenz zu studieren. Das hat aber nicht ganz so gut funktioniert, weil ich dann doch nicht so oft dort sein konnte, wie gedacht. Das war mir eigentlich von vorne hinein klar, aber mein Plan war, zuhause dann so viel wie möglich nachzuarbeiten. Das Angebot von der Uni war da aber nicht ganz so gut, weil nicht alle Unterlagen hochgeladen wurden und mir hat es eigentlich fast nie in die Vorlesung gereicht, weshalb ich jetzt gerade aktuell umgeschwenkt bin auf ein Fernstudium. 

Leo: Interessant, und was studierst du?

Fynn: Psychologie.

Leo: Das ist aber sehr spannend!

Fynn: Ja, es ist nur zu empfehlen.

Leo: Psychologie steht bei mir tatsächlich auch ganz hoch im Kurs. Aber ich habe ja noch zwei Jahre Zeit, um mich dann endgültig zu entscheiden. Wolltest du schon immer Handball spielen? Ich meine gelesen zu haben, dass du auch Fußball gespielt hast. Wann hast du erkannt, also so richtig realisiert, dass dein Herz eher für den Handball schlägt und dass es wirklich was werden könnte mit dem Profisport?

Fynn: Ja, ich habe früher Fußball gespielt. Meine Eltern haben beide Handball gespielt und ich habe zu denen immer gesagt: „Ne, ich geh niemals zum Handball! Nur über meine Leiche!“ Das habe ich als kleiner Junge immer gesagt. Dann habe ich irgendwann angefangen, beides zu spielen – und dann hat mir der Handball irgendwie doch mehr Spaß gemacht. Es ist mir irgendwie ein bisschen besser gelegen und ich war im Handball auch besser als im Fußball. Dann habe ich irgendwann nur noch Handball gespielt und wie ich dann zum Profisport gekommen bin, das hat sich dann alles so ein bisschen entwickelt. Es gibt da Auswahlen, erst auf Bezirksebene, dann die württembergische Auswahl und da war ich überall drin. Dann war es kurz vor der DHB-Sichtung, also von der Jugendnationalmannschaft, dass es aufkam, dass ich vielleicht doch noch ein paar Trainingseinheiten pro Woche mehr machen müsste. Und dann ging es eben in Richtung DHB-Sichtung, wo es sich entschieden hat, ob ich in die Nationalmannschaft reinkomme, da bin ich dann auch zum TVB gewechselt und tatsächlich eben auch in die Jugendnationalmannschaft reingekommen. Ich habe auch die Schule gewechselt und bin aufs Sportgymnasium gegangen. So hat dann irgendwie alles seinen Lauf genommen.

Leo: Also war das dann der Moment, dass du realisiert hast, dass das mit dem Profisport das ist, was du machen möchtest?

Fynn: Naja, ich habe das, um ehrlich zu sein, nie wirklich hinterfragt und mir überlegt, ob ich das mit dem Profisport machen will oder nicht, sondern habe es einfach gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat und ich so erfolgreich sein wollte wie möglich. Ich habe mir aber nie wirklich gedacht: „Oh, ich werde jetzt Profi.“ Wie gesagt, dass hat sich dann alles so entwickelt. Als dann auch die ersten Angebote kamen, war es für mich schnell klar.

Leo: Wie sieht ein typischer Spieltag bei dir aus? Hast du bestimmte Rituale vor einem Spiel?

Fynn: Ich habe keine bestimmten Rituale und bin auch nicht wirklich abergläubisch oder sowas. Mir ist es aber wichtig, dass ich nicht zu nah vor dem Spiel esse. Ich würde sagen, dass ich so fast fünf Stunden davor nichts mehr esse. Dann gucke ich auch, dass ich sehr kohlenhydratreich esse und an dem Tag kein Fett zu mir nehme. Und was ich in letzter Zeit auch öfter mache, ist noch ein ganz kleines Krafttraining an dem Spieltagsmorgen. Für so 20-30 Minuten.

Leo: Das ist aber auch ein sehr straffes Programm! Und wie sieht so ein typischer Tag aus, wenn du spiel- bzw. trainingsfrei hast?

Fynn: Meistens natürlich ausschlafen, das ist ganz wichtig. Und dann Verschiedenes, das kommt auch ein bisschen darauf an. Wir haben meistens unter der Woche frei, das ist dann natürlich ein bisschen blöd, weil die meisten Freunde und Familienmitglieder arbeiten. Ansonsten wie gesagt ausschlafen, etwas zu Essen machen und dann etwas mit der Familie oder mit Freunden unternehmen. So verbringe ich dann meistens meine Zeit. Aber ich gehe auch gerne in die Sauna an einem freien Tag, einfach zum Regenerieren. 

Leo: Wenn du dich entscheiden müsstest, was für dich der wichtigste Moment in deiner bisherigen Karriere war, welcher wäre das? Die erste Einwechslung, dein erstes Tor? Oder doch was ganz anderes?

Fynn: Schwer zu sagen, ich würde nicht unbedingt sagen, dass es die erste Einwechslung war, weil das tatsächlich dann doch eher so ein Zuckerle vom Trainer war, etwas, was ich mir im Training verdient habe. Aber ich würde sagen, dass es eher dann die Zeit war, als ich dann auch wirklich was zum Team und zu den Siegen beigetragen habe, als ich dann merkte, dass ich der Mannschaft auch wirklich mit dem, was ich auf dem Feld mache, richtig helfe.

Leo: In die Porsche-Arena passen 6.000 Leute, bei einer ausverkauften Halle kommt also ganz schön gute Stimmung auf. Was ist das für ein Gefühl, wenn man gerade ein wichtiges Tor gemacht hat und dann alle Leute voll abgehen und einen bejubeln? Kannst du das eventuell in drei Worten beschreiben?

Fynn: Hm, schwierig, das in Worte zu fassen. Es geht alles sehr schnell. Im Handball geht‘s ja sofort zum Gegenstoß wieder in die Mitte, da greift der Gegner direkt wieder an und man muss schnell sein, zurückrennen und hat eigentlich kaum Zeit zum Jubeln. Natürlich schon ein bisschen und dann ist alles extrem laut. Da freut man sich natürlich, aber es ist schwer zu beschreiben, weil man versucht, schnell zurückzukommen. Aber es gibt auf jeden Fall so einen Push für die nächste Abwehraktion und es beflügelt einen, würde ich sagen.

Leo: Ja, das habe ich mitbekommen. Ich war ja bereits bei ein paar Spielen und es ist dann wirklich sehr, sehr laut, wenn alle jubeln. 

Fynn: Genau, das ist echt krass. Man hört eigentlich auch gar nicht so richtig, was die Mitspieler so schreien, weil es dann auf einen Schlag total laut wird. 

Leo: Du hast mit dem deutschen Nationalteam die U19-EM 2021 in Kroatien gewonnen. Wenn du daran zurückdenkst, was fällt dir als Erstes ein? Was ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Fynn: Tatsächlich fällt mir da nichts Positives ein, sondern eher was Negatives. Ich hab mich direkt im zweiten Spiel verletzt und mir die Schulter ausgekugelt. Das heißt, dass ich bereits nach dem zweiten Gruppenspiel abreisen musste. Ich bin dann zurück nach Deutschland, um mich operieren zu lassen und habe dann eben gar nicht mehr bei der Mannschaft sein können. 

Leo: Hast du dann alles vom Fernseher aus verfolgt?

Fynn: Nein, tatsächlich auch nicht. Ich war irgendwie einfach mit mir selbst und mit meiner Verletzung beschäftigt und lag stationär im Krankenhaus. Ich habe dann aber natürlich noch die Nachrichten in der Gruppe verfolgt.

Leo: Du musst auf diese Frage nicht antworten, wenn du nicht möchtest. Aber als angehende Sportjournalistin muss ich zumindest mal den Versuch wagen… Also, dein Vertrag beim TVB läuft jetzt nicht mehr so lang, was planst du danach? Würdest du gern hier in der Heimat bleiben oder könntest du dir vorstellen oder wünschst du dir sogar, zu einem anderen Verein zu wechseln?

Fynn: Nein, ich fühle mich auf jeden Fall wohl beim TVB und habe sowieso noch ein Jahr Vertrag. Ich habe mich tatsächlich auch nicht damit beschäftigt, weil ich einfach schaue, was jetzt kommt. Ich plane wie gesagt nichts, beim TVB bin ich schon seit vielen, vielen Jahren und es ist für mich auch ein sehr wichtiger Verein. Ich bin gerade eher damit beschäftigt, mit meinem Positionswechsel voranzukommen. Der TVB unterstützt mich auch dabei, deswegen ist alles gut. 

Leo: Du bist nun 19 Jahre alt und hast schon einiges erreicht in deiner Handballkarriere. Was steht noch so auf deiner persönlichen Liste der Lebensziele, die du in deiner Karriere oder auch privat erreichen möchtest?

Fynn: Schwere Frage, darüber habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken gemacht. (kurze Pause) Im Handball einfach, dass ich Spaß dran behalte, was ich jetzt im letzten halben Jahr auch wieder zurückgewonnen habe. Ich möchte allgemein einfach lang Handball spielen können und mir auch vor allem im Angriff und gerade im Rückraum, meine Position behaupten. Ansonsten einfach viel spielen dürfen und auch wirklich wichtig fürs Team zu sein. Und ansonsten im Leben habe ich auf jeden Fall als Ziel, dass ich mein Studium und meine duale Karriere nebenher auch gut vorantreibe, weil ich finde, dass man auch einen Ausgleich braucht. Nur Sport, Sport, Sport, da wirst du dann ja auch irgendwann verrückt. Damit ich auch irgendetwas habe, mit dem ich mich gern beschäftige und auch auseinandersetze, wenn es mit dem Handball vielleicht auch irgendwann vorbei ist. Sodass ich dann auf jeden Fall etwas habe, dass mich auch mit Leidenschaft erfüllt, so ähnlich oder genauso wie der Handball, wo ich mich dann auch richtig reinfuchsen kann. 

Leo: Du hast eben gesagt, dass du erst seit einem halben Jahr deinen Spaß am Handball zurückgewonnen hast. Woran lag das denn? Was war davor?

Fynn: Das ist jetzt vielleicht etwas hart gesagt, aber ich habe meine Energie, mein Feuer zurückbekommen durch den Positionswechsel. Vor dem Positionswechsel hat es mir auf jeden Fall zu schaffen gemacht und es hat mich auch sehr beschäftigt, weil mein Herz mir irgendwie immer gesagt hat, dass ich lieber im Rückraum spiele. Und seit ich diesen Schritt auch wirklich gewagt habe, habe ich irgendwie wieder sehr viel mehr Power.

Leo: Du spielst in der „stärksten Liga der Welt“ und bist somit ein Vorbild für viele junge Handballspieler und -spielerinnen. Wer war denn früher dein Vorbild?

Fynn: Ich würde jetzt mal zwei nennen. Einerseits meinen Papa, weil ich bei ihm die ersten Male bei den Jungseniorenspielen mitgegangen bin. Da bin ich dann oft mit ihm mitgereist und habe ihm zugeschaut. Der war auch Abwehrspezialist, deswegen auf jeden Fall mein Papa, ich eifere ihm auch immer noch hinterher. Von der Weltbühne war ich ein Fan von Nikola Karabatić. 

Leo: Was würdest du jungen Handballspielern und -spielerinnen raten, die selbst gerne Profi werden möchten?

Fynn: Dass sie auf jeden Fall auf ihr Gefühl hören und natürlich Kritik und Verbesserungsvorschläge annehmen sollten, sich aber nicht von anderen einreden lassen, dass sie etwas nicht können. Einfach auf sein Gefühl und auf sein Herz vertrauen!

Leo: Ein sehr guter Rat! Sag mal, was war eigentlich dein persönlicher Torrekord in einem Spiel?

Fynn: In einem Bundesligaspiel habe ich einmal vier Tore gemacht, aber ich glaube, dass es nie mehr waren. In der C-Jugend in einem Quali-Spiel waren es einmal aber sogar 16 Tore.

Leo: Okay… so viele Tore habe ich gefühlt in meiner ganzen Fußballkarriere insgesamt nicht geschossen. 

Fynn: Auf welcher Position spielst du?

Leo: Ich spiele in der Abwehr, da ist das okay, ich bin ja für andere Dinge als Tore schießen zuständig. Aber weißt du, obwohl mein ganzes Herz dem Fußball gehört, bin ich gegenüber anderen Sportarten nicht abgeneigt. Ich wäre beispielsweise gerne mal beim Super Bowl oder bei einem Basketballspiel der NBA dabei. Welches Sportevent, es muss nicht Handball sein, möchtest du unbedingt mal live erleben?

Fynn: Ich muss offen sagen, dass ich tatsächlich in meiner privaten Zeit recht wenig Sport schaue, weil ich einfach zum Abschalten einen Ausgleich brauche. 

Leo: Dann switchen wir um. An welchem Handballereignis würdest du gerne mal teilnehmen? Die Weltmeisterschaft?

Fynn: Ich glaube, dass die Champions League fast noch krasser wäre, weil es ja ein ganzjähriges Event ist. Aber um nochmal auf die Frage davor zurückzukommen, ich glaube, dass so ein Fußballspiel, wenn es komplett ausverkauft ist und richtig gute Stimmung herrscht, das schaue ich mir doch auch gern mal live an. Einfach aufgrund der Atmosphäre. Beim VfB waren wir tatsächlich auch schon mit dem TVB.

Leo: Das ist ja cool!

Fynn: Ja, ab und zu mal. Da waren wir zwar auf der Gegentribüne, aber ich glaube, dass es in der Kurve auch mal echt cool wäre.

So einen Besuch beim VfB mit der ganzen Mannschaft muss ich direkt meinem eigenen Trainer als Teambuildingmaßnahme vorschlagen. Oder eventuell einen Besuch bei einem Heimspiel des TVB in der Porsche-Arena in der kommenden Saison. Immerhin gibt es bei Spielen des TVB sehr viele Tore zu sehen. Mich hat es auf jeden Fall sehr gefreut, beim Saisonfinale dabei sein zu dürfen. Danke, lieber Fynn, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast und auch fürs handballerische Fachwissen. 😉🙈

Hier geht’s zum Mini Vlog vom Saisonfinale der HBL (TVB Stuttgart vs TSV Hannover-Burgdorf)!

Interview mit Christina Schollerer

Ich war auch dieses Jahr wieder beim größten Deutschen Kinder Medien Festival Goldener Spatz als Spatz Insiderin unterwegs. Beim Goldenen Spatz werden die beliebten Festivalpreise in zwei verschiedenen Wettbewerben vergeben, dem Wettbewerb Kino-TV und dem Wettbewerb Digital. Christina Schollerer leitet den Wettbewerb Digital, daher habe ich ihr als kleinen Abschluss des diesjährigen Festivals ein paar Fragen dazu gestellt.

Leo: Wie lange bist du schon beim Goldenen Spatz tätig?

Christina: Ich bin seit 2019 beim Spatz. Also direkt bevor Corona losging. Dieses Jahr ist also tatsächlich mein viertes Jahr. Es ist dennoch das allerallerallererste, in dem u.a. meine Paneldiskussionen für das Fachpublikum vor Ort stattfanden. Und auch unsere Ausstellung konnte dieses Jahr das erste Mal im Kino aufgebaut werden. 

Leo: Was ist für dich das Schönste am Festival?

Christina: Für mich ist es immer das Schönste am Festival, die Menschen zusammenzubringen. Sowohl Kinder als auch das Fachpublikum mit den Macherinnen und Machern der Werke zusammenzubringen. D.h., dass ich beim Panel die Möglichkeit habe, das Fachpublikum für Inhalte, die mir sehr, sehr wichtig sind, zu erreichen, und auch diese Bühne zu haben für diese Inhalte. Aber ich habe auch die Chance, die Menschen mit dem Thema „Digitales Erzählen“ zu vereinen und Diskussionen dazu anzuregen, das finde ich sehr wichtig und auch ganz toll.

Leo: Du leitest ja auch den Wettbewerb Digital – worauf freust du dich dieses Jahr beim Wettbewerb Digital besonders bzw. worauf hast du dich sehr gefreut?

Christina: Ich fand es dieses Jahr großartig, dass wir sowohl in Gera als auch in Erfurt eine echt tolle Ausstellung zum Wettbewerb Digital erschaffen konnten und dass dadurch sowohl Kinder als auch Erwachsene alle nominierten Beiträge vor Ort ausprobieren konnten. Und ich freue mich dieses Jahr vor allem darüber, dass die sechs ausgewählten Projekte qualitativ hochwertig sind und es toll ist, anderen Menschen zeigen zu können, was bei uns in Deutschland so Cooles entsteht, das man spielen, lesen oder gucken sollte. Für diesen Austausch zu den Projekten einen Ort zu haben, darauf freue ich mich und habe ich mich am meisten gefreut.

Leo: Du arbeitest ja nicht nur beim Goldenen Spatz. Insgesamt dreht sich aber alles ums digitale Storytelling, das Erschaffen neuer Welten zum Erzählen und Menschen-Zusammenbringen – was magst du an deinem Job im Allgemeinen am meisten?

Christina: Da wiederhole ich mich aber. (lacht) Mit Menschen zu arbeiten zu digitalem Storytelling, das ist eigentlich das, was ich am schönsten finde an meinem Job.

Leo: Also auch Menschen an das Thema heranzuführen?

Christina: Absolut. Ich unterrichte auch an einer Uni zu dem Thema, das finde ich auch super. Aber ich mag es auch, selbst Geschichten zu erzählen. Ich erschaffe selbst Geschichtenwelten für verschiedene Kunden oder auch direkt für Kinder. 

Leo: Du hast doch auch SpatzTopia mitdesignt, richtig?

Christina: Genau, konkret designt, also die wirkliche Gestaltung, habe ich nicht, das hat ein externes Team übernommen, aber das ganze Konzept, also dass wir eine virtuelle Ausstellung machen wollen und so, das habe ich produced. 

Leo: Dann wäre das also auch ein Beispiel für die Geschichtenwelten, die du erstellst.

Christina: Ja, absolut, das ist eine der Geschichtenwelten. Teilweise war das aber auch in Form von Buchmarketing, da habe ich davor auch ganz viel gemacht. Das waren große transmediale Kampagnen, wo man Fans zu ihren Lieblingsautorinnen oder -autoren auf die Reise schickt, z.B. Schnitzeljagden für Sebastian Fitzek.

Leo: Das ist ja cool!

Christina: Genau, oder auch für Kommissar Kluftinger, also alles ganz verschiedene Projekte, die aber immer gemein haben, dass sie möglichst im Inhalt was Schönes – auch wenn das wie bei Fitzek bedeutet, dass man sich gruselt bzw. man vor Angst fast stirbt, aber das wollen die Fans ja so (lacht) – beinhalten. Das ist für mich immer das Beste, zu schauen, dass man Leute mit den Formaten erreicht und ob das dann Unterricht, wo man über solche Inhalte wirklich so sprechen kann, ist oder ob das bedeutet, dass ich die Leute direkt mit Geschichten erreiche, das ist mir eigentlich fast egal. Ich finde es eher schön, diese mannigfaltigen Möglichkeiten zu haben und mit Leuten zu diesem Thema zu reden. Der Spatz ist eben eine ganz andere Form davon und so kommt diese Wettbewerb Digital-Leitung mit dem Unterricht, über die Stoffe zu reden und die Projekte selbst zu machen, zusammen. Und das ist einfach etwas, das mir der Wettbewerb Digital ermöglicht, weil ich hier eigentlich alles gleichzeitig machen kann. Insbesondere jetzt in den letzten Jahren, wo der Wettbewerb Digital eben auch stark digital war, war es im Prinzip nichts anderes, als wenn ich eine digitale Kampagne fahre und mir da beispielsweise rund um ein Buch digitale Welten ausdenke. Nur dass es hier eben im Kern um digitale Medienangebote geht.

Ich bin schon sehr gespannt, wer dieses Jahr einen Goldenen Spatz im Wettbewerb Digital mit nach Hause nehmen darf. Liebe Christina, vielen Dank für das Interview und bis zum nächsten Mal!

Interview mit Stefano Zarrella

In meiner Freizeit backe ich sehr gerne und mittlerweile beherrsche ich nicht nur einfache Desserts und Muffins, sondern auch schon aufwendigere Kreationen wie Motivtorten. Das Backen macht mir wahnsinnig viel Spaß und ich kann dabei sehr gut entspannen. Leider bezieht sich mein Talent nur auf den Süßkram in der Küche, denn als Köchin bin ich tatsächlich etwas unbeholfen. Ich bin daher immer wieder auf der Suche nach neuen Kochbüchern mit einfachen und leicht umsetzbaren Rezepten. Fündig geworden bin ich dann vor einiger Zeit auf TikTok und Instagram. Stefano Zarrella ist aktuell einer der angesagtesten deutschen Food-Shootingstars und mit seinen kurzen und lustigen Kochvideos unterhält er nicht nur seine Fans, sondern motiviert diese auch zum Selberkochen. Nun, da Stefano sein erstes Kochbuch veröffentlicht hat, liegt es nahe, dass ich ihn persönlich nach ein paar Tipps und Tricks fragen wollte, denn die Rezepte aus seinem Kochbuch „Unglaublich lecker“ sind alltagstauglich und somit auch für Küchenamateure wie mich bestens geeignet.

Leo: Im Jahre 2020 – während Corona – hast du mit dem Foodbloggen angefangen. Wenn du an die letzten Jahre zurückdenkst, was war das Krasseste, was du seit da an in der Zwischenzeit erlebt hast? Gibt es eventuell ein bestimmtes Event oder ein nennenswertes Ereignis?

Stefano: Das Krasseste, was ich erlebt habe, ist, dass ich mein Kochbuch rausgebracht und all die Liebe der Community vor Ort bei den Signierstunden gespürt habe. Was noch krasser ist, dass meine Bindung zu meiner Familie noch stärker wurde.

Leo: Die Rezepte in deinem Buch sind im Allgemeinen sehr einfach gehalten, sodass jeder die Gerichte nachkochen kann – auch diejenigen, die nicht so viele Erfahrungen in der Küche haben. Ich bin eher so die Baking Queen und eine etwas weniger talentierte Köchin – welches deiner Rezepte aus dem Buch würdest du mir ans Herz legen, was sollte ich unbedingt nachkochen?

Stefano: Das ist eine sehr gute Frage. Ich kann dir die No-bake-Rezepte sehr ans Herz legen, da du innerhalb kürzester Zeit einen Kuchen backen kannst, ohne einen Kuchen zu backen.

Leo: Mir persönlich liegt das Backen eher, wie sieht es bei dir aus? Kochst du lieber oder bereitest du lieber kleinere Snacks oder Desserts vor? Was macht dir mehr Spaß?

Stefano: Ich bin ein sehr abwechslungsreicher Typ und es kommt wirklich darauf an, was gerade benötigt wird. Manchmal passt eine One-Pot-Pasta eher, da ich weniger Zeit habe, manchmal aber auch ein Kuchen, weil ich Mama überraschen möchte. Ich liebe es einfach, für andere zu zaubern.

Leo: Wovon lässt du dich inspirieren? Woher nimmst du die Kreativität für deine vielen Rezepte?

Stefano: Ich lasse mich tatsächlich überall inspirieren. Sei es in Restaurants, Zeitschriften, auf Social Media oder (und das ist die größte Inspiration) bei Mama! Ich bin ganz einfach gestrickt und teste sehr vieles aus. 

Leo: Deine TikTok-Videos sind richtig gut. Da ich selbst auf TikTok unterwegs bin, weiß ich mittlerweile, dass hinter hochwertigen Videos auch Arbeit steckt. Kurz im Vorbeigehen gedrehte Videos sind einfach nicht high quality. Wie zeitaufwendig ist das bei dir? Wie viel Zeit benötigst du im Schnitt für so ein Video?

Stefano: Es kommt wirklich darauf an, was ich drehe: Ein ASMR Video kann bis zu vier Stunden gehen, aber ich hatte auch Rezepte, in die ich „nur“ eine Stunde investiert habe. Es sieht natürlich immer so einfach aus, allerdings steckt sehr viel Zeit und Leidenschaft dahinter.

Leo: Ich bin ein großer Disney-Fan und deshalb weiß ich auch, dass du im Film „Luca“ eine Synchronrolle hattest. Der Film spielt ja an der italienischen Riviera, deswegen passt das vom Thema her auch total gut zu dir. Du synchronisiert da im Prinzip die rechte Hand des Dorf-Rüpels, der wiederum von deinem Bruder synchronisiert wurde. Wie war das für dich? War es eine große Herausforderung?

Stefano: Das war mit die schönste Erfahrung, die ich gemacht habe! Ich liebe Disney und als ich diese Anfrage erhalten habe, konnte ich es erst mal nicht fassen. Die größte Herausforderung war: „Nicht ich selbst zu sein“, sondern den Charakter zu verkörpern. Mit der Zeit hat es sehr gut geklappt und es machte mir unfassbar viel Spaß. 

Leo: Wenn man so durch dein Kochbuch blättert, dann stellt man sehr schnell fest, dass du ein Familienmensch bist, denn hier steckt nicht nur viel von dir, sondern auch sehr viel von deiner Familie drin. Mit vielen Rezepten verbindest du wahrscheinlich besondere Ereignisse. Was ist denn eins der Gerichte, das bei euch auf jeden Fall auf den Tisch kommt, wenn die ganze Familie zusammenkommt?

Stefano: Ein sehr typisches Gericht ist natürlich die Pizza. Meine Eltern sind damals mit einem Koffer voller Hoffnung nach Deutschland gekommen und haben ihr Restaurant eröffnet. Die Pizza, die ebenfalls auf dem Cover meines Kochbuchs zu sehen ist, war der Einstieg in die Gastronomie. Im Prinzip hat die Pizza unser Leben verändert.

Leo: So wie ich das gesehen habe, sind die Zarrellas eine fußballbegeisterte Familie. Ich spiele selbst seit meinem 5. Lebensjahr Fußball und deshalb würde es mich sehr interessieren, welcher Verein denn dein Lieblingsverein bzw. wer dein Lieblingsspieler ist?

Stefano: Es gibt für mich nur einen Verein, nämlich AS Rom! Mein Lieblingsspieler ist definitiv Cristiano Ronaldo. Ich bewundere ihn für seine Leidenschaft, sein Mindset und für sein Durchhaltevermögen.

Leo: Zum Abschluss unseres Interviews möchte ich noch gerne von dir wissen, wenn du beispielsweise Freunde zu Besuch hast und ihr euch einen Film gemeinsam anschauen wollt oder aber einfach nur so zusammen abhängt, bist du dann immer fürs Essen zuständig? Und wenn ja, was würdest du an einem perfekten Filmabend mit Freunden kochen?

Stefano: Tatsächlich bin ich oft derjenige, der sich um das Essen kümmert. Vor Kurzem war ich bei dem Song Release von Pietro Lombardi dabei und er wollte unbedingt Chicken & Ramen. Somit habe ich beides kombiniert und ein cooles Rezept gezaubert. (Das Rezept und mehr findet ihr übrigens unter folgendem Link: https://www.instagram.com/p/Cp8ZNhhg0FI/)

Und wer nun Lust bekommen hat, einige seiner Rezepte nachzukochen, darf gern in Stefano Zarrellas Kochbuch „Unglaublich lecker“ oder auf seinen Social Media-Kanälen nachgucken. Ich werde jetzt auf jeden Fall die No-bake-Rezepte, die er mir empfohlen hat, ausprobieren!