{Rezension} Meat Market
Schöner Schein

Meat Market
Schöner Schein
von Juno Dawson
übersetzt von Christel Kröning

Carlsen Verlag
Broschiert
Jugendbuch
416 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Meine persönliche Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-551-58418-2
Ersterscheinung: 30.04.2020

Inhalt:
Die sechzehnjährige Jana Novak wird in einem Freizeitpark von einem Modelscout angesprochen. Janas Welt wird auf den Kopf gestellt, als quasi über Nacht der Erfolg des jungen Mädchens durch die Decke geht. Jana wird der Star der Modebranche. Zunächst ganz fasziniert vom Leben als erfolgreiches Model, muss sie schnell feststellen, dass das Modelbusiness auch Schattenseiten hat.

Meinung:
Diese fiktive, aber unglaublich authentische Geschichte über das Leben als Model, zeigt ungeschönt und gnadenlos ehrlich die negativen Seiten der Glitzer- und Scheinwelt. Janas Geschichte ist zwar mitreißend, jedoch konnte ich mich nicht sonderlich dafür begeistern. Mir hat der Schreibstil der Autorin überhaupt nicht gefallen, denn die Ausdrucksweise ist echt heftig, derb und vulgär. Mag sein, dass es die Realität der Modebranche widerspiegelt, jedoch ist das nicht der „normale“ Sprachgebrauch eines durchschnittlichen Jugendlichen – zumindest nicht in meinem Umfeld. Diese pseudo-jugendliche Fäkalsprache gehört meiner Meinung nach nicht in ein Jugendbuch, das vom Verlag ab 14 Jahren empfohlen wird. Was ich auch nicht verstanden habe, ist das Nichtvorhandensein der Eltern. Mag sein, dass ich da relativ naiv an die Sache rangehe, aber ich bin der Meinung, dass Eltern zumindest bis zum achtzehnten Lebensjahr für ihre Kinder Sorge tragen sollten. Janas Eltern scheinen in ihrem Leben aber keine tragende Rolle zu spielen. Wer sich mit Themen wie Essstörungen und sexueller Gewalt nicht gerne auseinandersetzen möchte, dem rate ich definitiv von diesem Roman ab.

Fazit:
„Meat Market – Schöner Schein“ von Juno Dawson ist ein Jugendroman mit einer starken Heldin. Die ungeschminkte Wahrheit über das Leben als Nachwuchsmodel empfehle ich Leserinnen ab 16 Jahren, die gerne einen Blick hinter die Kulissen der Modebranche werfen möchten. Von mir gibt es leider nur 3 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

{Rezension} Beat it up
(Bd. 1 der „Stars and Lovers“-Reihe)

Beat it up
(Bd. 1 der „Stars and Lovers“-Reihe)
von Stella Tack

Knaur TB
Broschiert
384 Seiten
ISBN: 978-3-426-52524-1
Ersterscheinung: 03.08.2020

Inhalt:
Summer Price ist eine junge Studentin und steht kurz vor der Aufnahme ins New York-Orchestra. Sie ist nicht nur begabt, sondern aufgrund ihres absoluten Gehörs als Klavier-Wunderkind bekannt. Allerdings ist sie mit ihrem überempfindlichen Gehör in vielen Situationen überfordert und deswegen vermeidet sie Partys und zieht sich lieber mit ihrem Klavier vor der Öffentlichkeit zurück. Niemand ahnt, dass Summers Zwillingsbruder Xander seine Songs nicht selbst schreibt, sondern Summer immer wieder heimlich Melodien beisteuert. Eher unfreiwillig begleitet sie dann ihren Bruder auf das Beat it up-Festival, wo sie dem DJ-Rivalen ihres Bruders immer näher kommt…

Meinung:
Bei diesem Buch hat rein optisch alles gepasst: das Cover ist ein Traum, der Titel vielversprechend und der Klappentext humorvoll-prickelnd. Dieser verrückte Roadtrip quer durch Amerika ist ein wahnsinnig witziges, romantisches und auch ein wenig dramatisches Abenteuer. Gefühlsstark, tiefgründig und vor allem lustig geht es auf eine musikalische Reise. Der Schreibstil der Autorin ist leicht, flüssig und unkompliziert. Die Charaktere sind charmant und authentisch ausgearbeitet. Der Schluss gefiel mir allerdings nicht so gut, denn die Story wurde mir persönlich viel zu schnell und auch viel zu einfach beendet. Mein Highlight waren die Dialoge.

Fazit:
„Beat it up” von Stella Tack ist ein humorvoller New-Adult-Roman mit Festivalfeeling. Prickelnde Romantik trifft auf freche Dialoge! Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an den Droemer Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

{Rezension} To Me and You.
Grace & Adam

To Me and You.
Grace & Adam
(Bd. 1 der „To Me and You“-Reihe)
von Mimi Heeger

Impress (Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH)
eBook / Taschenbuch
New Adult
325 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-551-30330-1
Ersterscheinung eBook: 10.09.2020
Ersterscheinung TB: 01.12.2020

Inhalt:
Grace Handerson sitzt auf der Fähre von England nach Holland. Die Reise nach Rotterdam soll eigentlich eine Flucht vor der Familie sein, um endlich in Ruhe herauszufinden, was sie eigentlich vom Leben will. Allerdings hat Grace nicht damit gerechnet, dass Adam, der Adoptivsohn ihrer Tante Emily, sie begleiten soll. Einen Begleiter, der nicht mehr von ihrer Seite weicht, kann sie gerade nicht gebrauchen. Grace und Adam waren früher aufgrund der familiären Verhältnisse eng befreundet, doch in den letzten Jahren haben sie sich mehr und mehr voneinander entfernt. Sowohl Grace als auch Adam haben ihre Geheimnisse und so wird die Reise nach Rotterdam zur Reise ihres Lebens…

Meinung:
Rein zufällig kam ich Anfang des Jahres zur „Secret“-Reihe von Mimi Heeger und es war definitiv nicht Liebe auf den ersten Blick, denn das Cover zu „Secret Kiss“ fand ich einfach schrecklich. Aber glücklicherweise wagte ich doch noch den entscheidenden Blick auf den Klappentext. Ein bisschen Fußball gemischt mit einer Prise Liebe und verdammt guten Protagonisten. Ich habe Maggie und Sam vom ersten Moment an in mein Herz geschlossen. Maggie, die den Fußball und die Welt der Bücher liebt, und Sam, der unnahbare Sam, der Maggies Leidenschaften teilt und sie auf Händen trägt. Mimi Heegers Schreibstil ist frisch und jugendlich und vor allem fesselnd. Im Nu war das erste Buch gelesen, also mussten umgehend auch „Secret Crush“ und „Secret Match“ bei mir einziehen. An Maggie und Sam Handerson kamen Lauren & Scott und Emily & Greg leider nicht ran, denn ich hatte mein absolutes Traumpaar bereits gefunden. Als mich dann Mimi Heeger aber überraschenderweise in ihr Bloggerteam für ihr neues Buch eingeladen hatte, bin ich aus allen Wolken gefallen. Nicht nur, dass mich dieses traumhafte Cover förmlich umgehauen hat, war ich auch inhaltlich begeistert, denn diese neue Reihe ist sozusagen ein Spin-off der „Secret“-Romane. Diesmal geht es um die Kinder der „Secret“-Paare. Also stürzte ich mich Hals über Kopf in die erste Geschichte der zweiten Generation, in der wir Grace Handerson auf ihrem Weg zur Selbstfindung und Selbsterkenntnis begleiten dürfen. Grace, völlig planlos und ohne jegliches Ziel im Leben, macht eine wunderbare Entwicklung und lernt sehr viel über das Erwachsenwerden und die erste große Liebe. Die Wahl des Settings ist übrigens grandios durchdacht, denn „Rotterdam ist seinen eigenen Weg gegangen“, den Weg, den auch Grace und Adam gehen müssen, um festzustellen, dass es immer ein Morgen gibt. Für mich persönlich war es dann doch etwas zu dramatisch, dass Adam Grace genau in dem Moment von sich weist, als Grace erkennt, dass sie komplett ist, dass sie angekommen ist, dass sie da ist, wo sie sein sollte. Das reinste Gefühlschaos – und ich natürlich mittendrin! Ich war so gefesselt und wütend, dass ich kurz davor war, das Buch nicht mehr weiterzulesen, denn ich konnte Adams Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen. Ich war natürlich befangen, denn Grace ist eine Handerson und somit automatisch mein Lieblingscharakter, außerdem ist sie unfassbar planlos und ziellos, dass ich tatsächlich mit ihr mitfühlen konnte. Adam hingegen ist der ruhige Part, in sich gekehrt und verschlossen. Den steinigen Weg zu sich selbst mit den beiden zu gehen, fand ich absolut gefühlvoll und mitreißend.

Fazit:
Mit „Grace & Adam“ ist Mimi Heeger ein wunderschöner erster Band der romantischen Buchserie „To Me and You“ gelungen. Diesen fesselnden New Adult Roman über das Erwachsenwerden und die erste große Liebe empfehle ich Leserinnen ab 14 Jahren, die bereit für eine emotionale Geschichte mit authentischen Protagonisten sind. Von mir gibt es sehr gute 4,5 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an Mimi Heeger für dieses Rezensionsexemplar.

{Rezension} Keine Ahnung, was für immer ist (Lesung)

Keine Ahnung, was für immer ist
gesprochen von der Autorin Julia Engelmann

der Hörverlag (Verlagsgruppe Random House GmbH)
Vollständige Lesung
1 CD
Laufzeit: ca. 1 Std. 8 Min.
ISBN: 978-3-8445-3500-6
Ersterscheinung: 21.09.2020

Inhalt:
In diesem Werk der bekanntesten Poetry-Autorin Deutschlands erwarten uns wieder gefühlvolle Gedichte mit Tiefsinn. Die neuen Texte über die Liebe und das Leben berühren das Herz und regen zum Nachdenken an.

Meinung:
Julia Engelmanns Worte sind grandios. Die gefühlvollen Texte, die mitten ins Herz treffen, begeistern mich immer wieder aufs Neue. Aber es sind nicht nur die berührenden Gedichte, die mich faszinieren, sondern auch die zahlreichen kleinen Zeichnungen der Autorin, die mit viel Liebe zum Detail, diesen Gedichtband bereichern. Gedichte wie „10 Dinge, die ich am Leben hasse“ oder „Liebe für mich mit“ waren meine Highlights.

Fazit:
„Keine Ahnung, was für immer ist“ von Julia Engelmann ist ein Poetry-Band mit gefühlvollen Texten, die den Leser zum Nachdenken anregen, zum Lachen bringen und manchmal auch zu Tränen rühren. Auch wenn mich nicht jedes Gedicht vollkommen überzeugt hat, hat mich die Mehrzahl der wunderschönen Texte berührt und deshalb erhält dieses Büchlein sehr gute 4,5 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar.

Interview mit Stine Oliver

Stine Oliver kenne ich schon sehr, sehr lange. Fast zwei Jahre ist es her, dass sie mich gefragt hatte, ob ich nicht Lust hätte, ihr Kinderbuch zu lesen. Ich war damals noch weit davon entfernt, mich Buchbloggerin nennen zu dürfen. Vor allem hatte ich ja noch nicht einmal einen eigenen Blog. Aber als ich das Cover zu „Miep & Moppe“ gesehen habe, war ich einfach hin und weg. Es war Liebe auf den ersten Blick. Teenager Miep und Zwergkaninchen Moppe haben mich vom ersten Moment an begeistert und diese Begeisterung für das ungewöhnliche, aber äußerst unterhaltsame Team teilen mittlerweile auch viele andere – und das nicht erst seit der Nominierung für den Deutschen Selfpublishing-Preis 2019. Stine Oliver war damals sehr nervös und wir drückten uns gegenseitig die Daumen auf der FBM 2019, denn nicht nur sie war nominiert. Auch ich hatte es geschafft, zu den Nominierten zu gehören – allerdings in einem anderen Wettbewerb, denn ich kam damals ins Finale des Buchblog-Awards 2019 in der Kategorie „Bester Newcomer“. Leider hat es weder für Stine, noch für mich zum Sieg gereicht – zwei Debütantinnen, zwei Nominierte und zwei glückliche Nicht-Gewinnerinnen 😉 . Wir haben uns an diesem Tag dennoch gefreut, denn endlich konnten wir uns mal persönlich, live und im realen Leben sehen. (Liebe Stine, ich werde den Jubel und Aufschrei, als mein Name beim #bubla19 genannt wurde, nie vergessen. Danke! Du bist die Beste!) Als Stine dann im Frühsommer auf mich zukam, um mich zu fragen, ob ich Zeit und Lust hätte, Testleserin der Fortsetzung des flauschigen Duos zu sein, war ich natürlich gleich Feuer und Flamme. Nun bin ich nicht nur Mitglied des ersten Fanclubs, sondern auch Testleserin und Teil des „Miep & Moppe“-Bloggerteams. Da ich aber im Grunde nur rein zufällig Buchbloggerin wurde und eigentlich eher das kleine Journalistinnenherz in mir schlägt, war es nur eine Frage der Zeit, dass auch Stine von mir zum Interview gebeten wurde.

(Foto: © Stine Oliver)

Leo: Wie bist du eigentlich auf die Idee zu „Miep & Moppe“ gekommen? Ich meine, es gibt ja schon unzählige fantastische Bücher, in denen sich die Protagonisten unsichtbar machen oder in ein riesengroßes und furchteinflößendes Monster verwandeln können. Du aber hast ein dreizehnjähriges Mädchen gewählt, das sich nach einem Schluckauf in ein Eichhörnchen verwandelt. Wieso gerade ein Eichhörnchen?

Stine: In vielen Büchern geht es dramatisch und aufregend zu. Alles ist – wie in Filmen und Serien – mittlerweile eher groß, laut, effekthaschend. Dabei können schon kleine, feine, flauschige Dinge – oder Tiere – für viel Wirbel sorgen … vor allem dann, wenn du nicht damit rechnest. Als Teenie hast du naturgemäß andere, vielleicht sogar genug Sorgen und wärest am liebsten auf irgendeine Weise unauffällig und willst eher in Ruhe gelassen werden. Oder du wärest gern cool und hast alles im Griff. Ich wollte ein Tier, das ganz andere Attribute besitzt. Es gab außerdem die Voraussetzung der rothaarigen Protagonistin, zu der die Fellfarbe passen sollte. Also kam ich auf ein knuffig-niedliches, hektisches Eichhörnchen. Ich mag Eichhörnchen!

Leo: Und warum ist Moppe ein Zwergkaninchen? Es gibt ja immerhin noch eine Menge anderer Tiere.

Stine: Es sollte ebenfalls eines meiner Lieblingstiere sein, in Sachen Größe zum Eichhörnchen passen und einen Überbiss haben, denn das Lispeln war gesetzt. So ist Moppe: klein, wendig, und höchstwahrscheinlich ständig charmant plappernd …

Leo: Die meisten Autoren übernehmen eigene Charaktereigenschaften in die ihrer Protagonisten. Bist du eher Miep oder eher Moppe?

Stine: Da bin ich eher Miep: Ihre Zurückhaltung, das ab und zu Bockige sowie den trockenen Humor hat sie von mir. Außerdem teilen wir die Vorliebe für Bücher, blau-weiß geringelte Kleidung, den Musikgeschmack. Im Gegensatz zu ihr mochte ich Tiere aber schon immer und musste es nicht erst lernen. Moppes extreme Wissbegierde ist übrigens auch typisch Stine …

(Foto: © Stine Oliver)

Leo: Wie bist du auf die Namen der Charaktere gekommen? Miep und Moppe sind ja eher Namen, die nicht gerade alltäglich sind.

Stine: Seit ich in der Grundschule im Tagebuch von Anne Frank von Miep Gies las, die zu den Helfern der untergetauchten Familie gehörte, wusste ich: Dieser Name kommt irgendwann in eine Geschichte von mir. Es handelt sich um die niederländische Version von „Maria“. Der Sidekick sollte ebenfalls einen Namen mit M bekommen. Und da ich mich vor vielen Jahren in die Bezeichnung einer weltweit sehr beliebten Mini-Kommode schockverliebt habe, kam eins zum anderen. Das gesamte Buch steckt voller ungewöhnlicher Namen wie Tjard, Hedy, Hinni.

Leo: Wie bist du darauf gekommen, Plattdeutsch in dein Buch einzubinden? Kannst du selbst Platt sprechen?

Stine: Ich stamme aus einem kleinen Dorf im Elbe-Weser-Dreieck, wo noch einige Menschen Plattdeutsch „schnacken“, also reden oder sprechen. Auch in meiner Wahlheimat Bremen ist das zu hören, vor allem bei Älteren, aber Jüngere kommen in den letzten Jahren wieder auf den Geschmack. Es gibt nicht umsonst den Spruch „Platt is nich uncool“. Ich höre die Sprache wahnsinnig gern, verstehe sie sehr gut, verwende selbst aber nur einzelne Worte wie „figgeliinsch“ für „knifflig“ oder „gnaddelig“ für „schlecht gelaunt“. Es ist eine sehr amüsante, schöne Sprache, in der sogar Flüche zuckersüß klingen und die ich mit dem Buch bekannter machen möchte. Moppe ist zum Beispiel ein „Klookschieter“ – klingt doch viel liebenswerter als Klugscheißer, oder?

Leo: Wenn du dich wie Miep in ein Tier verwandeln könntest, welches wäre es?

Stine: Definitiv in eine Katze: viel schlafen, viel beobachten, sich selbst genug sein, jemand serviert dir Leckereien – klingt ziemlich perfekt.

Leo: Du als Autorin liebst ja wahrscheinlich jeden einzelnen Charakter, aber hast du einen Lieblingscharakter aus Miep & Moppe?

Stine: Abgesehen vom flauschigen Duo könnte ich niemals ohne Mieps Mama Linn. Aber auch der leicht schnöselige Hamster Hinni und die philosophierenden Tauben sind mir sehr nahe. Irgendwie hat Jede/Jeder etwas Liebenswertes, selbst die auf den ersten Blick eher seltsamen, nervigen Charaktere.

Leo: Ich finde die Illustrationen von Elli Brockmann richtig toll und total niedlich. Habt ihr euch da ewig lang abgesprochen oder wusste Elli sofort, was du dir vorstellst und hat sie es dann so umgesetzt?

Stine: Da ich ihre Arbeiten vorher kannte und sehr mochte, hatte ich die Vermutung, dass das mit uns perfekt passen könnte. Nach einer Leseprobe und einem kurzen Gespräch über meine Vorstellungen brachte Elli das flauschige Duo dann quasi perfekt zu Papier. Ich hatte bisher bei jeder neuen Illustration für „Miep & Moppe“ Freudentränen in den Augen, das spricht wohl Bände.

Leo: Wie kam es überhaupt zum zweiten Band? Ich habe nämlich gelesen, dass es eigentlich gar keinen zweiten Band hätte geben sollen?

Stine: Stimmt, „Miep & Moppe“ waren anfangs nicht als Reihe geplant. Aber die Nominierung für den Deutschen Selfpublishing-Preis 2019 beziehungsweise die damit ausgedrückte Wertschätzung hat mich sehr motiviert. Gleichzeitig haben viele Leserinnen nach einer Fortsetzung gefragt. Zum Glück hatten und haben die beiden Hauptfiguren noch einiges mitzuteilen, die machen im Grunde, was sie wollen.

Leo: Nachdem dein Debüt bei der Zielgruppe sehr gut angekommen ist und der Schrei nach einer Fortsetzung immer lauter wurde, wie hast du dich da persönlich gefühlt? Überwiegt die Freude, dass Miep & Moppe geliebt werden oder war die Angst größer, dass man dem Druck einer Fortsetzung nicht gewachsen sein könnte? Immerhin war die Erwartungshaltung deiner Leser groß.

Stine: Während ich geschrieben und überarbeitet habe, überwog die Freude. Ich hatte Spaß, las das Meiste auch in der dritten Korrekturrunde noch gern. Aber als das Ganze dann ans Testleserteam rausging, wurde ich unglaublich nervös. Zum Glück gefällt dem Großteil Band zwei sogar noch ein bisschen besser.

Leo: Ich habe gelesen, dass Stine Oliver ein Pseudonym ist. Wieso hast du diesen Namen gewählt? Und wieso hast du überhaupt ein Pseudonym gewählt?

Stine: Stine ist einerseits der Spitzname, den ich früher gern gehabt hätte, der aber nie hängenblieb. Oliver passt gut dazu und hat für mich eine sehr emotionale Bedeutung. Da ich seit vielen Jahren im Bereich Text für Agenturen, Redaktionen und Unternehmen arbeite, ist das Pseudonym eine Abgrenzung zum Alltag. Ich wollte mich als Autorin neu erfinden und sehen, was passiert. Sobald ich diesen Nom de Plume gefunden hatte, beflügelte mich das ungemein, ich habe mich erstmals als Buchautorin gefühlt.

Leo: Ich weiß aus ganz guten Quellen 😉 , dass du schon Ideen für einen dritten Band hast. Mich würde interessieren, wie diese in der Praxis tatsächlich umgesetzt werden. Hast du beim zweiten Band alle Ideen umgesetzt? Plottest du? Und wie genau hältst du dich dann an diesen Plan? Oder bist du eher spontan und schreibst einfach los und schaust, wohin es dich führt?

Stine: Einige meiner Ideen und Notizen zu Band zwei habe ich tatsächlich auf Band drei „verschoben“, sonst wäre er doppelt so lang geworden. Außerdem wollte ich unbedingt wieder einen Cliffhanger am Ende, da kommt der Serien-Fan durch. Ich schreibe extrem gern mit der Hand und besitze mehrere Notizbücher, in denen ich mögliche Szenen, Themen und vor allem besondere Worte sammele. Eins liegt neben meinem Bett, eins neben dem Lesesessel, eins habe ich in der Handtasche, eins trage ich von hier nach dort, verlege es, kaufe ein neues, finde das alte wieder … und dann ist da noch die Schublade mit weiteren Notizheften voller Ideen. Du merkst schon: Es herrscht eher ein kreatives Chaos. Organisiert, ins Reine und vor allem „richtig“ geschrieben wird erst später. Irgendwann packt es mich nämlich, ich sammele alle Notizen zusammen und starte endlich mit der Umsetzung. Die beiden ersten Bücher habe ich geplottet und kapitelweise in ein bis drei Sätzen strukturiert: In Kapitel x passiert y und so weiter. Ich arbeite parallel gern mit gezeichneten Mindmaps, einer Art Stichwortsammlung, so komme ich meinen Charakteren, den jeweiligen Storylines und Konflikten näher. Das alles hilft super gegen Schreibblockaden, weil ich mit dem Schreibprozess erst beginne, wenn ich diesen Plan habe. Bei beiden Büchern hat sich die Story allerdings etwa ab der Mitte verselbstständigt und wich manchmal stark vom ursprünglichen Plan ab, was sich allerdings richtig anfühlte. Es passiert ab und zu, dass ich später etwas lese und denke: „Woher kommt DAS denn jetzt? Habe ICH das geschrieben? WANN habe ich das geschrieben?“ Ohne Spontaneität geht es bei mir also ebenso wenig wie ohne Plan, ich mag einfach den Mix.

Leo: Es gibt Autoren, die sitzen in einem Café und lassen sich durch nichts stören, andere wiederum lieben die Ruhe. Welcher Autorentyp bist du? Wie können wir uns Stine Oliver beim Schreiben von „Miep & Moppe 3“ vorstellen?

Stine: Die Ideen kommen eher, wenn ich allein bin, zum Teil auch nachts. Dann liege ich wach und formuliere im Kopf vor mich hin. Ideen fliegen mich durchaus mal an, wenn es um mich herum trubelig ist, grundsätzlich reagiere ich aber eher empfindlich auf äußere Einflüsse und bin dann schnell abgelenkt oder sogar gestresst. Musik hören funktioniert leider nie, denn da singe oder summe ich automatisch und mindestens innerlich immer mit. Wenn ich schreiben will oder im Idealfall im Schreibflow bin, brauche ich absolute Ruhe. Dann wird neben mir der grüne Tee kalt und bin hinterher zwar glücklich, aber etwas verspannt – weil ich die Zeit vergessen, mich stundenlang in der Schreibwelt verloren und nicht von der Stelle gerührt habe.

Stine Oliver, Miep & Moppe mit mir auf der FBM 2019

Liebe Stine, vielen Dank für das Interview und ich hoffe sehr, dass du es irgendwie arrangieren kannst, dass Miep & Moppe vielleicht auch mal zum Interview bei mir vorbeischauen. Zu Band 3 vielleicht? Ich würde mich riesig freuen. 😉