Die beste Zeit ist am Ende der Welt
von Sara Barnard
Arctis ein Imprint der Atrium Verlag AG
Hardcover
Jugendbuch
400 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: Destination Anywhere
ISBN: 978-3-03880-046-0
Ersterscheinung: 20.08.2021
Manchmal musst du alles hinter dir lassen, um deinen Platz in der Welt zu finden.
Inhalt:
Die siebzehnjährige Peyton hat genug von ihrem Leben in Großbritannien. Nach einer Reihe enttäuschender Erfahrungen steigt sie alleine in ein Flugzeug nach Vancouver, fest entschlossen, ihrem alten Ich zu entkommen. In Kanada trifft sie auf eine bunte Gruppe von Backpackern und begibt sich auf einen unvergesslichen Roadtrip durch das Land. Doch während die atemberaubenden Landschaften Kanadas sie zunehmend faszinieren, muss Peyton sich auch ihrer Vergangenheit stellen. Auf der Reise zu sich selbst lernt sie, was wahre Freundschaft bedeutet, und findet schließlich den Mut, sich ihren größten Ängsten zu stellen.
Meinung:
„Die beste Zeit ist am Ende der Welt“ von Sara Barnard ist ein Coming-of-Age-Roman, der nicht nur von einer Reise durch Kanada erzählt, sondern auch von der Reise zu sich selbst. Es ist eine Geschichte über Selbstfindung, Mut und die heilende Kraft der Freundschaft, die vor allem Jugendliche ansprechen soll. Die siebzehnjährige Peyton flieht nach einer Reihe von Misserfolgen und schlechten Erfahrungen in ihrem Leben nach Kanada. Ohne konkretes Ziel und voller Ängste stürzt sie sich in ein Abenteuer, das ihr Leben nachhaltig verändern wird. Der Roman begleitet sie durch die Zeit eines Roadtrips mit einer Gruppe Backpacker, wobei die wunderschöne kanadische Landschaft das perfekte Setting für ihre persönliche Weiterentwicklung bietet. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einerseits erleben wir Peytons Gegenwart in Kanada, andererseits wird auch ihre Vergangenheit thematisiert, insbesondere ihre Schulzeit, die von Mobbing und gescheiterten Freundschaften geprägt ist. Diese Rückblicke sind entscheidend, um Peytons Motivation und ihren inneren Konflikt zu verstehen, und geben der Geschichte eine tiefere emotionale Dimension. Sara Barnard versteht es meisterhaft, Peytons Gedanken und Gefühle darzustellen. Ihre Unsicherheit, die tiefe Zerrissenheit und die Suche nach einem Platz in der Welt sind nachvollziehbar. Die Entwicklung der Protagonistin ist spürbar, auch wenn sie nicht immer in dramatischen Szenen stattfindet. Stattdessen zeigt sich der Wandel in kleinen, aber bedeutsamen Momenten: durch Gespräche, durch das Vertrauen in neue Freunde und durch die Erkenntnis, dass es immer einen Weg gibt, sich selbst neu zu erfinden. Ein zentraler Bestandteil der Geschichte ist der Roadtrip durch Kanada, der nicht nur die äußere Reise von Peyton symbolisiert, sondern auch ihre innere. Die wechselnden Landschaften und die verschiedenen Städte dienen als Kulisse für ihre wachsende Einsicht in ihre eigene Vergangenheit und Zukunft. Besonders gut gefallen hat mir, wie die Autorin das Setting nutzt, um die emotionale Reise von Peyton zu unterstreichen. Die Landschaften sind so bildhaft und detailliert beschrieben, dass man förmlich selbst in die kanadische Weite eintaucht und die Freiheit und Selbstfindung, die Peyton erfährt, nachempfinden kann. Was das Buch besonders ausmacht, ist die feine Balance zwischen einer ruhigen, gefühlsbetonten Erzählweise und der Action eines Roadtrips. Im Gegensatz zu typischen Abenteuerromanen liegt der Fokus hier nicht auf dramatischen Ereignissen, sondern vielmehr auf der emotionalen Tiefe der Erlebnisse und der persönlichen Entwicklung der Hauptfigur. Wer also eine Geschichte sucht, die mehr auf Charakterentwicklung und Reflexion als auf einen schnellen Plot setzt, wird hier genau das Richtige finden. Die Nebencharaktere der Reisegruppe fügen sich gut in die Geschichte ein, auch wenn sie im Vergleich zu Peyton eher im Hintergrund bleiben. Es ist die Mischung aus verschiedenen Persönlichkeiten, die Peyton hilft, Vertrauen zu fassen und sich selbst neu zu entdecken. Die Freundschaften, die entstehen, wirken authentisch, und die zarte, aber sehr bedeutungsvolle Liebesgeschichte ist ein weiterer schöner Aspekt der Erzählung. Trotz dieser positiven Elemente gibt es jedoch auch Schwächen: Der Übergang zwischen den Rückblicken und der Gegenwart ist nicht immer ganz fließend, und manchmal könnte der Spannungsbogen etwas stärker sein. Besonders in der ersten Hälfte des Buches hätte ich mir mehr Dynamik in der Handlung gewünscht. Doch dies ist vielleicht auch dem gewählten ruhigen Erzählstil geschuldet, der nicht jedem liegt. Insgesamt ist dieser Roman ein tiefgründiges, emotionales Buch über Selbstfindung, die Bedeutung von Freundschaften und das Finden eines Platzes in der Welt. Es ist ein ideales Buch für Jugendliche, die sich mit den Themen Mobbing, innerer Unsicherheit und Selbstakzeptanz auseinandersetzen möchten. Der Roadtrip durch Kanada ist nicht nur eine äußere Reise, sondern auch eine metaphorische, die Peyton auf ihrem Weg der Heilung begleitet. Wer ruhige, introspektive Geschichten zu schätzen weiß, wird dieses Buch lieben.
Fazit:
„Die beste Zeit ist am Ende der Welt“ von Sara Barnard ist eine berührende Geschichte, die vor allem durch die tiefgründige Darstellung der Protagonistin und das wunderschöne Setting besticht. Wer eine emotionale und authentische Geschichte sucht, wird hier fündig – auch wenn das Buch eher leise statt laut daherkommt. Ein großartiger Roman für das Lesealter ab 14 Jahren und Fans von Selbstfindungsgeschichten und Roadtrip-Abenteuern. Ich vergebe liebend gerne 4 von 5 Sternchen.