{Rezension} The Lesbiana’s Guide to Catholic School

The Lesbiana’s Guide to Catholic School
von Sonora Reyes

Karibu (ein Verlag der Edel Verlagsgruppe)
Paperback
Jugendbuch
400 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-96129-464-0
Ersterscheinung: 02.04.2025

Inhalt:
Yamilet, 16 Jahre alt, wechselt gemeinsam mit ihrem Bruder an eine katholische Privatschule. Ihr größtes Ziel: nicht aufzufallen. Denn sie ist nicht nur eines der wenigen mexikanischen Kinder an der Schule, sondern auch queer – etwas, das nach einem schmerzhaften Outing an der alten Schule niemand mehr erfahren soll. Zwischen familiären Verpflichtungen, neuen Freundschaften und der charmanten, offen lesbischen Bo gerät ihr Vorsatz jedoch ins Wanken. Yami steht vor der schwierigen Aufgabe, sich selbst treu zu bleiben, ohne alles zu verlieren, was ihr wichtig ist.

Meinung:
Selten hat mich ein Jugendbuch so unmittelbar gepackt wie dieses. Sonora Reyes gelingt es, mit einer einfachen, jugendnahen Sprache komplexe Themen zu verhandeln: Queerness, kulturelle Identität, Glaube, psychische Gesundheit, Familienkonflikte und systemische Ungleichheiten. Und obwohl das viel klingt, wirkt es nie überladen. Ich habe mich sofort in Yami eingefühlt – ihre Stimme ist so lebendig, echt und roh, dass ich beim Lesen nicht nur einmal das Gefühl hatte, sie säße mir gegenüber und würde mir ihre Geschichte direkt erzählen. Die Gegensätze, die das Buch prägen – Humor und Schmerz, Selbstschutz und Offenheit, Glaube und Zweifel – machen es emotional so intensiv. Besonders bewegt hat mich die Familiendynamik. Die Beziehung zu ihrem Bruder César ist liebevoll und gleichzeitig voller unausgesprochener Lasten. Noch stärker trifft aber die Beziehung zur Mutter, die zwischen Kontrolle, Angst und starren religiösen Vorstellungen schwankt – und sich erst langsam und glaubhaft entwickelt. Die Liebesgeschichte zwischen Yami und Bo ist sanft, zart und ungezwungen – kein großes Drama, sondern eine Annäherung, die Raum lässt für Unsicherheit und Ehrlichkeit. Es ist kein Kitsch, sondern etwas, das sich verdient anfühlt. Ich war auch beeindruckt von der Darstellung der mexikanischen Kultur, nicht nur durch die Sprache, sondern auch durch Konzepte wie „In lak’ech“, die das Buch mit einem tieferen philosophischen und spirituellen Unterton bereichern. Einziger kleiner Kritikpunkt: Manche Wendungen, besonders bei Nebenfiguren, kamen etwas plötzlich. Und gelegentlich hätte ich mir im Mittelteil etwas mehr Tempo gewünscht. Aber diese Kleinigkeiten verblassen angesichts der emotionalen Tiefe und Relevanz des Romans.

Fazit:
„The Lesbiana’s Guide to Catholic School“ von Sonora Reyes ist ein kluges, bewegendes und zutiefst authentisches Jugendbuch über Identität, Familie und den Mut, sich selbst zu zeigen – auch wenn die Welt nicht bereit dafür scheint. Die Mischung aus Humor, Schmerz und Hoffnung hat mich nachhaltig berührt. Mit seiner starken Hauptfigur und wichtigen gesellschaftlichen Themen ist es nicht nur für queere Jugendliche ein wichtiges Buch. Ich vergebe sehr gerne 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Luzie Alvenstein – Erbin der Duftapotheke
Ein Geheimnis zieht durch die Zeit (Bd. 1)

Luzie Alvenstein – Erbin der Duftapotheke
Ein Geheimnis zieht durch die Zeit (Bd. 1)
von Anna Ruhe
mit Illustrationen von Claudia Carls

Arena Verlag
Hardcover
Kinderbuch
304 Seiten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-401-60805-1
Ersterscheinung: 26.03.2025

Inhalt:
In einem alten, geheimnisvollen Haus mit einer verborgenen magischen Duftapotheke wird Luzie zur Wächterin über mächtige und gefährliche Düfte, die keinesfalls in falsche Hände geraten dürfen. Als ein unbekannter Flakon auftaucht und sich jemand unbemerkt an der Destille zu schaffen macht, beginnt ein rätselhaftes Abenteuer. Luzie und ihre Freunde stoßen auf Spuren, die sie ins Rom des Jahres 1871 führen – und auf eine riskante Zeitreise, bei der nicht sicher ist, ob der Weg zurück überhaupt offenbleibt…

Meinung:
Dieses Buch war für mich wie das Wiedersehen mit alten Freunden. Obwohl ich mit der ursprünglichen „Duftapotheke“-Reihe vertraut bin, fühlte sich dieses Spin-off nicht wie ein bloßer Aufguss an, sondern wie eine eigenständige, lebendige Erweiterung der Welt – mit frischem Schwung, aber der vertrauten Magie. Die Ich-Perspektive, aus der Luzie erzählt, schafft eine besonders enge Bindung zur Hauptfigur. Man taucht so tief in Luzies Gedankenwelt ein, dass man sich fast wie ein Teil ihres Abenteuers fühlt. Luzie ist dabei keine überzogene Heldin, sondern eine glaubhafte, vielschichtige Jugendliche mit Mut, Zweifeln und Verantwortungsbewusstsein. Besonders begeistert hat mich das Konzept der Zeitreise. Rom 1871 ist ein ungewöhnlicher, spannender Schauplatz, der detailreich beschrieben wird, ohne sich in historischen Fakten zu verlieren – genau richtig für die Zielgruppe ab 10 Jahren. Die magischen Düfte sind fantasievoll benannt und mit einer Logik versehen, die innerhalb der Geschichte wunderbar funktioniert. Es ist ein Kunststück, eine Magie zu erschaffen, die sich gleichzeitig wundersam und gefährlich anfühlt, ohne zu düster zu werden – und das gelingt Anna Ruhe erneut meisterhaft. Auch die Dynamik zwischen den Figuren, insbesondere zwischen Luzie, Mats und Elodie, ist feinfühlig gezeichnet. Ihre Freundschaft wirkt ehrlich und stärkend, ohne je kitschig zu werden. Der Humor blitzt an passenden Stellen durch, und auch die Spannung bleibt konstant hoch. Kleine Momente der Nachdenklichkeit – etwa zur Verantwortung über Macht oder den Wunsch nach Unsterblichkeit – verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe, ohne belehrend zu wirken. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich, dass einige Wendungen doch recht vorhersehbar waren, vor allem für Lesende, die schon viele Abenteuerbücher kennen. Auch die neuen Charaktere hätten teilweise noch etwas mehr Raum verdient – da schlummert Potenzial für die nächsten Bände.

Fazit:
Mit „Luzie Alvenstein – Erbin der Duftapotheke: Ein Geheimnis zieht durch die Zeit“ ist Anna Ruhe ein stimmungsvoller und spannender Auftakt gelungen, der sowohl alte Fans als auch neue Lesende begeistert. Die Geschichte verbindet Magie, Freundschaft und Zeitreiseabenteuer auf eine kluge und fantasievolle Weise. Die Figuren wachsen einem schnell ans Herz, und das Setting der Duftapotheke entfaltet erneut seinen ganz besonderen Zauber. Ein rundum gelungenes Kinderbuch mit viel Atmosphäre und einem starken Erzählstil.

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{Rezension} Aufstiegskampf:
Vom Seitenrand in die Primetime

Aufstiegskampf:
Vom Seitenrand in die Primetime
von Lena Cassel

Tropen
Paperback
Biografie
224 Seiten
ISBN: 978-3-608-50268-8
Ersterscheinung: 12.04.2025

Inhalt:
In „Aufstiegskampf“ erzählt Lena Cassel ihre ganz persönliche Geschichte – ehrlich, mutig und mitreißend. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen entdeckt sie früh ihre Liebe zum Fußball – ein Ort, an dem sie sich stark fühlt und der ihr Halt gibt. Als queere Frau in einer männerdominierten Sportwelt kämpft sie sich mit Beharrlichkeit, Talent und klarer Haltung in den Journalismus vor. Ihr Weg führt sie von der vermeintlichen Reservebank in der Archiv-Redaktion bis vor die Kameras großer Sportsendungen. Offen spricht sie über Herausforderungen, Ausgrenzung und Selbstzweifel – aber auch über erste Liebe, Verlust und das Gefühl, sich immer wieder behaupten zu müssen. Lena Cassels Geschichte ist dabei nicht nur ihr ganz persönlicher Aufstiegskampf, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen – und eine Hommage an den Fußball als Kraftquelle, Heimat und Bühne der Vielfalt.

Meinung:
Dieses Buch hat mich nicht nur berührt – es hat mich in vielen Momenten richtig gepackt. Als jemand, die selbst mit dem Ball groß geworden ist und davon träumt, irgendwann in der Fußballberichterstattung zu arbeiten, war dieses Buch für mich weit mehr als eine Biografie: Es war ein Spiegel, ein Mutmacher, ein Weckruf. Lena Cassel schreibt mit einer Klarheit und Offenheit, die mich oft schlucken ließ. Ihre Geschichte ist keine Heldenreise im klassischen Sinn, sondern ein ehrlicher, verletzlicher und gleichzeitig kämpferischer Bericht einer Frau, die sich weder in die zweite Reihe drängen noch die eigene Stimme leiser stellen lässt. Die Anekdoten aus ihrer Kindheit – etwa die Nächte allein mit ihrer Schwester, während die Mutter arbeitete – geben ihrem Weg eine emotionale Tiefe, die weit über sportliche Erfolge hinausgeht. Besonders eindrücklich fand ich ihre Beschreibung der eigenen Queerness und der ersten Liebe – das war so mutig und so wichtig. Und ja: Ich habe mich in vielen Momenten wiedererkannt. In dem Gefühl, als Mädchen im Fußball unterschätzt zu werden. In der Sehnsucht, ernst genommen zu werden, nicht als „zu laut“ oder „zu viel“ abgestempelt zu werden, sondern einfach man selbst sein zu dürfen. Lena zeigt mit jeder Seite: Authentizität ist keine Schwäche, sondern Stärke. Dass sie heute eine prominente Stimme im Sportjournalismus ist, fühlt sich beim Lesen nicht wie ein Zufall, sondern wie ein hart erkämpfter Sieg an – und genau darin liegt die Inspiration. Ihre Geschichte ist ein Beweis dafür, dass Herkunft, Gender oder sexuelle Orientierung keine Hindernisse sein dürfen, sondern Vielfalt eine Bereicherung ist. Und dass man sich Gehör verschaffen kann – mit Haltung, Herz und Entschlossenheit.

Fazit:
„Aufstiegskampf: Vom Seitenrand in die Primetime“ von Lena Cassel ist ein intensives, bewegendes und zutiefst authentisches Buch. Es erzählt nicht nur vom persönlichen Werdegang einer Sportjournalistin, sondern vom Kampf um Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung – im Fußball und darüber hinaus. Für junge Frauen wie mich, die selbst eine Zukunft in der Fußballberichterstattung anstreben, ist Lena Cassel eine echte Inspiration. Dieses Buch berührt, bestärkt und motiviert – und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Lieblingszitate:
„Und dabei war es nie mein Plan gewesen, in einem TV-Studio zu landen. Nie mein Traum gewesen, einmal Millionen von Zuschauern ein Fußballspiel näher zu bringen. Zuerst war da einfach diese große Liebe für den Sport. Für den Fußball.“ (S. 14)
und
„Es ist wichtig, dass Frauen endlich ihre Geschichten erzählen können. Dass die zahlreichen unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen Platz bekommen, nicht nur im Fußball, sondern in der ganzen Gesellschaft. In Talkshows sollte nicht länger nur eine Frau eingeladen werden, damit man in der Runde eben den Frauenplatz besetzt hat und sich nichts vorwerfen lassen muss. Als wären mit einer Frau alle Frauen abgedeckt, dabei muss es auch für Frauen Raum für Individualität geben. Wir müssen der Vielfalt, der Verschiedenartigkeit von Frauen Platz schaffen, um Repräsentation in allen Bereichen unserer Gesellschaft zu er-möglichen. Wir brauchen Diversität, um einen nachhaltigen Wandel zu vollziehen. Wenn wir auf eine größere Bandbreite von Geschichten zugreifen können, dann fühlen sich auch mehr Frauen angesprochen. Wenn sich mehr Frauen angesprochen fühlen, dann fühlen sich vielleicht auch mehr Frauen ermutigt, inspiriert und animiert, ihren Platz in dieser Gesellschaft einzufordern. Damit wir bald nicht mehr nur eine, sondern viele sind.“ (S. 215 f.)

{Rezension} Betting on you

Betting on you
von Lynn Painter
übersetzt von Stefanie Retterbush

Goldmann Verlag
Paperback
448 Seiten
ISBN: 978-3-442-49614-3
Ersterscheinung: 19.03.2025

Inhalt:
Ein neuer Sommerjob in einem chaotischen Wasserpark – und ausgerechnet ER ist auch da: Charlie, der unverschämt charmante Draufgänger, der Bailey vor drei Jahren schon einmal ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Seitdem hat sie ihn erfolgreich verdrängt – bis jetzt. Doch obwohl die beiden unterschiedlicher kaum sein könnten, treffen sie nun täglich aufeinander. Zwischen hitzigen Diskussionen, bissigen Kommentaren und ungeahnten Momenten der Nähe entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft – oder doch mehr? Als Charlie mit ihr wettet, dass Jungs und Mädchen niemals nur befreundet sein können, nimmt Bailey die Herausforderung an. Eine harmlose Wette, denkt sie. Aber was, wenn plötzlich mehr auf dem Spiel steht als nur der Sieg?

Meinung:
Lynn Painter schafft es erneut, mit ihrem scharfen, jugendlichen Dialogwitz und charmanten Figuren eine Welt zu erschaffen, in die man mit einem Lächeln eintaucht. Besonders gelungen ist die Chemie zwischen Bailey und Charlie: Ihre Wortgefechte wirken nie gezwungen, sondern herrlich spontan und lebensnah. Man spürt die Spannung zwischen den beiden und gleichzeitig das langsame Wachsen einer tiefen Verbindung, die über das übliche Knistern hinausgeht. Bailey als Protagonistin ist ein echter Gewinn – sie hat ihre Macken, steht dazu, und wirkt dadurch umso glaubhafter. Ihre Art, mit Emotionen umzugehen, wirkt reflektiert, ohne unnatürlich erwachsen zu sein. Dass sie einen Bookstagram-Account hat, ist ein süßes Detail, mit dem sich viele Lesende identifizieren können. Charlie wiederum ist das perfekte Gegenstück: frech, witzig, aber auch überraschend einfühlsam. Die Tatsache, dass beide mit der Scheidung ihrer Eltern und den Folgen kämpfen, verleiht der Geschichte Tiefe, ohne sie unnötig schwer zu machen. Trotzdem bleibt das Buch leichtfüßig – fast zu sehr. Denn gerade am Ende hätte ich mir ein bisschen mehr Raum für das große emotionale Finale gewünscht. Der Spannungsbogen löst sich etwas abrupt auf, sodass man sich fragt: War’s das schon? Ein paar Seiten mehr hätten der Story gutgetan, um die emotionalen Entwicklungen wirklich wirken zu lassen. Trotzdem ist das keine Schwäche, die das Leseerlebnis trübt – eher ein Zeichen dafür, wie sehr man sich in der Geschichte zu Hause gefühlt hat.

Fazit:
Mit „Betting on you“ ist Lynn Painter erneut eine warmherzige, humorvolle und herzerwärmende YA-RomCom gelungen, die vor allem durch ihre lebendigen Figuren und die glaubwürdige Liebesentwicklung überzeugt. Wer Bücher liebt, die sich wie eine gute romantische Teenie-Komödie anfühlen – voller Neckereien, emotionaler Tiefe und einem ordentlichen Funken Magie – wird hier fündig. Insgesamt bietet der Roman richtig gute Unterhaltung, weshalb ich sehr gerne 4 von 5 Sternchen vergebe.