{Rezension} Siebenmeter für die Liebe
(Spielen, aber nicht küssen!)

Siebenmeter für die Liebe
(Spielen, aber nicht küssen!)
von Dora Heldt

dtv
Taschenbuch
Jugendbuch
224 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-423-71911-7
Ersterscheinung: 18.05.2022

Volltreffer Liebe!

Inhalt:
Paula ist entsetzt, fassunglos und mega sauer! Nur weil ihr Vater nun Karriere machen will, muss die ganze Familie nach Hamburg ziehen – und darauf hat sie mal so gar keinen Bock! Das lässt sie ihre Eltern auch nur allzu gerne wissen und auch spüren. Um aber in den Herbstferien zu einem zehntägigen Handball-Camp nach Malente fahren zu dürfen, geht sie mit ihren Eltern einen Deal ein: Paula wird die nächsten Wochen über lieb und nett sein, nicht ständig an allem und an jedem in Hamburg rummäkeln und sie wird auch in der neuen Schule ihren Mitschülern eine Chance geben. Freundinnen hat sie eigentlich noch in Mackelstedt und einen Verein hatte sie dort auch, deshalb kommt ein neuer Handballverein in Hamburg gar nicht in Frage. Als sich Paulas Lieblingshandballer allerdings als ihr neuer Sportlehrer entpuppt, kann sie sich doch noch für die Handball-AG begeistern. Allmählich merkt sie, dass doch nicht alles und vor allem auch nicht jeder in Hamburg doof ist…

Meinung:
Dieser kurzweilige Jugendroman ist witzig und die ideale Lektüre für ein paar entspannte Lesestunden. Der Schreibstil der Autorin ist jugendlich frisch, sehr authentisch und daher nah dran am Leben eines Teenagers. Leider finde ich die Altersangaben aber nicht sonderlich gut gewählt, denn die Protagonistin Paula und ihre Klassenkameraden und Freundinnen sind alle 12 Jahre alt, verhalten sich aber, als wären sie bereits 14 oder 15. Ich bin ja selbst im Frühjahr 13 Jahre alt geworden und denke, dass ich daher schon recht gut mitreden kann, was das Teenagerleben angeht. Komisch, dass Erwachsenen so etwas nie auffällt. Man hört zwar ständig Sprüche, dass man sich Zeit lassen soll mit der Liebe und allem, was da noch so dazugehört, und dann das… Ich bin nicht sonderlich prüde oder spießig, aber dass irgendwie alle zwölfjährigen Mädchen in diesem Buch in einer Beziehung mit älteren Jungs stecken, finde ich schon etwas seltsam und fern von jeglicher Realität. Ansonsten fand ich die Story klasse, denn sie ist amüsant, fröhlich und locker und zwischendrin sogar spannend. Schön fand ich übrigens, dass aus einem „wilden Hühnerhaufen“ am Ende eine richtige Mannschaft wurde. Wir lernen, dass in jedem von uns Talente schlummern, die entdeckt werden wollen, und dass auch unsportliche Personen wie beispielsweise Frieda eine große Bereicherung für ein Team sein können.

Fazit:
„Siebenmeter für die Liebe“ von Dora Heldt ist eine humorvolle Geschichte über Teenagerfreundschaften und die erste Liebe für Jugendliche ab 12 Jahren. Ich wurde bestens unterhalten und vergebe daher sehr gerne 4 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an die dtv Verlagsgesellschaft für dieses Rezensionsexemplar.

Goldener Spatz 2022
SpatzTopia

Pünktlich zum Festivalstart am 29. Mai 2022 öffnet SpatzTopia wieder seine Tore für große und kleine Festivalgäste. SpatzTopia ist die interaktive Ausstellungs- und Erlebniswelt beim Goldenen Spatz. In der SpatzTopia-Welt kann man die nominierten Medienangebote des Wettbewerbs DIGITAL erleben und ihre Macher*innen und das Team treffen – alles kostenlos und digital.

Als kleiner Avatar kann man die Ausstellungswelt erkunden, die nominierten Angebote testen, die Macher*innen hinter den Projekten kennenlernen und das virtuelle Kino oder Labyrinth besuchen. Mittels Audio- und Videochat kann man sich auch mit anderen Besucher*innen der Welt austauschen.


{Rezension} Das Avery Shaw Experiment
(Bd. 1 der „Science Squad“-Dilogie)

Das Avery Shaw Experiment
(Bd. 1 der „Science Squad“-Dilogie)
von Kelly Oram
übersetzt von Stephanie Pannen

One Verlag
Paperback
Erzählendes für junge Erwachsene / Jugendbuch
272 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: The Avery Shaw Experiment
ISBN: 978-3-8466-0129-7
Ersterscheinung: 30.07.2021

Hör auf dein Herz!

Inhalt:
Avery und Aiden sind seit jeher die besten Freunde, doch als sie ihm endlich gestehen will, dass sie in ihn verliebt ist, bricht er ihr das Herz und stößt sie von sich weg. Mit Hilfe der Wissenschaft will Avery nun die sieben Phasen der Trauer durchlaufen, um ihr gebrochenes Herz zu heilen. Dabei bekommt sie unerwartete Unterstützung von Aidens Bruder Grayson, der sich ihr als Projektpartner anbietet. Im Gegenzug erhält er von ihr Nachhilfe in Physik und plötzlich passiert etwas, womit Avery am allerwenigsten gerechnet hat…

Meinung:
Nachdem ich ganz begeistert von „Cinder & Ella“ oder auch von „Girl at Heart“ von Kelly Oram war, musste ich mir dieses Buch unbedingt kaufen. Leider blieb es dann sehr lange ungelesen auf meinem SuB liegen, weil ich einige negative Meinungen dazu gehört hatte. In der Regel lasse ich mich nicht beeinflussen und lese die Bücher trotzdem, weil ich mir selbst ein Bild machen möchte. Und genau darüber bin ich nun froh, denn das Buch ist absolut lesenswert. Bereits die ersten Seiten haben mich gefesselt und ich verliebte mich in die beiden Protagonisten Avery Shaw und Grayson Kennedy. Avery ist ein absolut faszinierendes Mädchen. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass Grayson das auch endlich merkt und sie nicht nur als siamesischen Zwilling seines Bruders Aiden sieht. Grayson ist für mich übrigens der absolute Star dieses Romans, denn er bestreitet wohl die größte Entwicklung dieser Geschichte. Vom heiß begehrten Sportler, der eigentlich schon fast jedes Mädchen der Schule gedatet hat, macht er eine 180-Grad-Drehung. Verblüffend, aber ich habe ihm den Sinneswandel wirklich abgenommen und geglaubt. Vor allem habe ich seine Aufmunterungen geliebt. Grayson ist einfach ein Typ, der weiß, wie er andere Menschen glücklich machen kann. Das hat mich sehr für Avery gefreut, denn sie hat einen guten Menschen an ihrer Seite verdient. Insgesamt ist diese zuckersüße High School-Romanze wirklich klasse, auch wenn mir der wissenschaftliche Aspekt doch etwas zu kurz kam. Gerne hätte ich einen kleinen Blick in Graysons Aufzeichnungen, die er nicht ganz so wissenschaftlich niedergeschrieben hat, gelesen. Denn wenn dieser Bericht sogar Averys Mutter zum Weinen bringt, müssen seine Worte und sein Liebesgeständnis der absolute Wahnsinn gewesen sein. Grundsätzlich bin ich mehr als begeistert von der Story und natürlich auch von den beiden Protagonisten, die ich so lieb gewonnen habe, dass ich im Normalfall eigentlich die volle Bewertungspunktzahl vergeben hätte. Ich kann es aber nicht. Zum einen gibt es in diesem Buch sehr, sehr viele Fehler, die den Lesefluss stören, denn es sind nicht nur Flüchtigkeitsfehler, sondern auch gravierende Fehler wie unvollständige oder komplett verdrehte Sätze – und das nicht nur einmal. Hierbei handelt es sich übrigens um Fehler, die vom Verlag nicht ausgebessert wurden, als das Buch in die zweite Auflage ging. Außerdem wäre da aber noch die Tatsache, dass mir diese Geschichte wie ein billiger Abklatsch von „The Kissing Booth“ erscheint. Der Schreibstil der Autorin ist charmant, witzig und federleicht und Kelly Oram hat die einzigartige Gabe, mir beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, aber wenn wir ehrlich sind, dann ist der gesamte Anfang dieser Geschichte eins zu eins von „The Kissing Booth“ kopiert worden. Von einer Autorin wie Kelly Oram erwarte ich Einzigartigkeit und Originalität. Deshalb gibt es für diesen liebenswerten Roman nicht die Höchstbewertung, sondern leider nur mittelmäßige drei Sternchen und das sind eigentlich auch noch drei Sternchen zu viel, denn wenn ich in der Schule bei einer Klausur von meinen Mitschülern abschreiben würde, dann gäbe es ohne Diskussion eine Sechs – durchgefallen und nicht bestanden!

Fazit:
„Das Avery Shaw Experiment“ von Kelly Oram ist eine herzerwärmende und überaus lustige Lovestory mit liebenswerten und äußerst sympathischen Charakteren. Dieser romantische Young Adult Roman ist leicht vorhersehbar und verläuft ohne große Überraschungen oder unvorhergesehene Wendungen, ist aber dennoch unterhaltsam und absolut lesenswert. Von mir gibt es aber aufgrund der zuvor genannten Gründe leider nur 3 von 5 Sternchen.

Interview mit Stefanie Hasse

Als ich hörte, dass die Premierenlesung zu Stefanie Hasses neuem Roman „Bad Influence. Reden ist Silber, Posten ist Gold“ in meiner Lieblingsbuchhandlung stattfinden würde, war ich sofort Feuer und Flamme. Zwischenzeitlich war ich bereits einige Male bei Wittwer-Thalia in Stuttgart zum Shoppen, aber schon recht lange nicht mehr bei einer Veranstaltung. Die letzten zwei Jahre war es pandemiebedingt einfach recht schwierig. Allerdings habe ich gemerkt, dass mir das tatsächlich irgendwie gefehlt hat. Ich gab mir also einen Ruck und orderte die Tickets – glücklicherweise früh genug, denn diese waren in Nullkommanix ausverkauft. Nach der Lesung stellte ich Stefanie dann meine Fragen und was sie mir geantwortet hat, erfahrt ihr nun im folgenden Interview.

Leo: Im Zuge meiner Recherche habe ich gelesen, dass du im Jahr 2011 mit dem Schreiben angefangen hast und es eigentlich nie geplant war. Wenn du jetzt zurückblickst, was war dein persönliches Highlight in den letzten 11 Jahren? Die Veröffentlichung des ersten Buches, eine Veranstaltung oder ein besonderes Ereignis, das dich als Autorin berührt hat?

Stefanie: Die Highlights werden irgendwie immer mehr, aber mein größtes Highlight ist jedes Mal die Buchmesse. Das ist einfach immer wieder krass, wie viele Leute da in den Signierschlangen stehen, das ist einfach Wahnsinn! Das hätte ich auch nie erwartet, aber es ist total genial!

Leo: Ich war bisher nur einmal auf der Buchmesse, 2019 war das. Da habe ich dich tatsächlich auch schon mal getroffen…auf dem Klo. Ich hab dir zugelächelt, aber ich dachte, es ist ein bisschen komisch, wenn ich dann auf der Toilette nach einem Selfie frage.

Stefanie: Ach, nein. Mich sprechen dort auch ganz viele auf dem Klo an. Buchmessen sind tatsächlich der einzige Ort, auf dem ich erkannt werde, bei mir zuhause beim Einkaufen ist das ja nicht so. Bei mir im Dorf kennt sich ja jeder, da spricht mich dann niemand darauf an. Das einzige, was mal echt schräg war, dass es bei mir zuhause an der Haustür geklingelt hat. Da standen plötzlich zwei Mädchen davor, ich schätze mal, so um die 12 Jahre alt, und haben gefragt, ob ich ihre Bücher signieren kann. Die waren irgendwie zu Besuch bei irgendeiner Cousine im Dorf und bei uns im Dorf weiß jeder, wer wo wohnt. Das war aber irgendwie seltsam, aber trotzdem auch niedlich.

Leo: Ich schaue ab und zu mal in deine Instagram-Story und ich gebe zu, dass ich das nicht regelmäßig mache, denn ich bekomme wirklich immer ein schlechtes Gewissen dabei. Du bist so diszipliniert und hast ein sagenhaftes Zeitmanagement. Da müsste ich mir eine riesengroße Scheibe davon abschneiden. Ich bin beispielsweise ein Mensch, der alles auf den letzten Drücker erledigt. Leider. Deshalb darf ich morgen von meinem Stipendium her an einem Online-Workshop teilnehmen, damit ich das alles lerne. Ich hoffe, es bringt was. Warst du schon immer so diszipliniert oder musstest du das auch erst lernen, weil man sonst das Schreiben und die Familie nicht unter einen Hut bringen kann?

Stefanie: Ich war früher definitiv flexibler und auch weniger verplant. Das ändert sich dann aber natürlich mit Kindern, das kann wahrscheinlich jede Mama bestätigen. Und Kinder, die immer alle Pläne durcheinander werfen, zeigen, dass man Pläne machen muss, um dann mal überhaupt irgendetwas zu Ende zu bringen. Beim Schreiben habe ich ganz am Anfang ohne Plan geschrieben, aber da hatte ich ja viel mehr Zeit. Jetzt habe ich Abgabetermine und muss zu diesem und jenen Zeitpunkt fertig sein. Wenn ich dann aus dem Bauch heraus schreiben und nach Dreiviertel der Story feststellen würde, dass das eine totale Sackgasse ist, müsste ich alles nochmal ändern. Das kann ich mir zeitlich gar nicht leisten. Deswegen plane ich lieber im Voraus. Manche Kleinigkeiten werden dann im Lektorat nochmal geändert, aber manche Dinge könnte ich einfach gar nicht so abgeben. Und deswegen: lieber vorher planen, das spart einem viel Arbeit. Bei mir ist es normalerweise so, dass ich bloß einen Lektoratsdurchlauf habe. Bei den meisten, die aus dem Bauch heraus schreiben oder sich nicht an ihr Exposé halten, die kriegen bloß die groben Änderungen aus dem Lektorat, bevor der Text geändert wird und Kleinigkeiten, also z.B. Wortdopplungen usw. Das ist bei mir eben nicht der Fall. Ich spare mir im Normalfall den ganzen Lektoratsdurchgang durch die Planung vorab und das ist viel angenehmer. Aber die Planung und das Zeitmanagement lernt man. Ich versuche, das meinen Kindern auch zu zeigen, aber… Ich war ja aber auch nicht immer so, man lernt das. Mein Großer ist da schon besser, der ist jetzt 17, aber mein Kleiner…keine Chance! Ich glaube, wenn ich nicht immer so wäre „mach das, mach das, mach das“, dann würde er gar nichts machen… Aber die Einsicht kommt irgendwann.

Leo: Ich gebe zu, als ich dein Bücherregal erblickt habe, bin ich echt vor Neid erblasst. Mir sagt man ja nach, ich hätte immens viele Bücher, aber dein Regal ist im Vergleich dazu gigantisch.

Stefanie: Und ich muss ständig aussortieren…

Leo: Das geht mir genauso. Ich habe meine 3 riesigen Billy-Regale, dann neben dem Schrank mehrere Stapel und überall im Haus liegen auch noch welche rum.

Stefanie: Ja, das ist bei mir auch so.

Leo: Weißt du, wie viele Bücher du besitzt?

Stefanie: Ich habe sie mal irgendwann gezählt, da waren es 450. Aber das ist ja dann immer wieder so ein Wechsel, wenn ich aussortieren muss, außerdem stapeln sich überall Bücher, bis ich dann eben mal wieder aussortiere.

Leo: Ich kann mich von meinen Büchern nur so schlecht trennen, ich habe mal vor anderthalb Jahren gezählt, da waren es ungefähr 600.

Stefanie: Ja, das sind ja auch nur die aus meinem Regal. In den Kinderzimmern stehen auch noch welche… Und gerade „Percy Jackson“ oder so, das kommt alles, wenn ich es dann gelesen habe, zu meinem Großen. Und der Kleine hat zwar eigentlich nur zwei Kallax-Regale, aber die Bücher stehen darin dreireihig. Alleine diese „Warrior Cats“ sind ja gefühlt tausend Bücher, die nehmen Platz weg ohne Ende, das ist nicht mehr normal.

Leo: Wie hoch ist dein SuB?

Stefanie: 3 Bücher.

Leo: *geschockt* 3?! Das nenne ich mal Disziplin!

Stefanie: Ja, aktuell sind es tatsächlich 3. Es war die ganze Zeit lang ein Buch, es sind dann mehrere dazugekommen, aber zwei davon habe ich im Januar nicht geschafft, deswegen liegen da jetzt aktuell drei.

Leo: Das ist echt krass. Ich habe mindestens 100, wenn nicht sogar fast 200 Bücher auf meinen SuB. Vor allem habe ich direkt etwas anderes in deinem Regal erblickt. Ich sammle ja auch Funkos und deshalb habe ich ein Auge für schöne Funkos. Und ich kann dir sagen, ich bin ich so richtig neidisch, denn du hast die Twilight-Funkos, die ich gerne hätte. Ich habe leider nur Jacob im letzten Sommer in Kroatien in einer Buchhandlung ergattern können. Aber Bella und Edward fehlen mir noch immer.

Stefanie: Gibt es die nicht mehr? Das ist immer das Dramatische, wenn die nach kürzester Zeit weg sind.

Leo: Die sind halt leider schon etwas älter, deswegen kosten die beispielsweise auf eBay bis zu 100€.

Stefanie: Ich habe nach einem Britney Spears Funko gesucht, den aus dem „Oops! … I did it again“-Video. Danach wollte ich suchen, aber den hatte es nicht, nur in anderen Versionen. Weiter unten habe ich dann gesehen, dass der Amy Winehouse-Funko 300€ kostet. Da dachte ich mir auch „Sind die nicht ganz dicht?!“. Alles, was limitiert ist, geht nachher irgendwann mal hoch. Das ist halt echt krass.

Leo: Wie viele Funkos besitzt du ungefähr?

Stefanie: Die habe ich tatsächlich noch nie gezählt… Aber allein von Disney sind es bestimmt über 20. Und ich habe ganz, ganz viele Aladdin-Funkos, ich mag den Disney-Film so sehr.

Leo: Welchen? Den Zeichentrick-Film oder den Live Action-Film?

Stefanie: Den Zeichentrick-Film. Ich glaube, ich habe allein 5 verschiedene Jasmins.

Leo: Ich habe so einen richtig schönen Funko aus dem Live Action-Film, wo Aladdin und Jasmin zusammen auf dem Teppich sitzen.

Stefanie: Den habe ich auch! Den habe ich letztes oder vorletztes Jahr von meinem Sohn zum Geburtstag geschenkt bekommen. Und ich habe aus dem Zeichentrick-Film noch Aladdin und Genie mit diesem Counter da. Ja, also Aladdin-Funkos habe ich einige.

Leo: Ich finde es ziemlich praktisch, dass dein Mann deine Buchbegeisterung teilt. Wie sieht es mit deinen Kindern aus? Sind die beiden auch lesebegeistert? Oder hält sich das eher in Grenzen. In meiner Klasse gibt es beispielsweise einige Mitschüler, die besitzen kein einziges Buch außer der Schullektüre.

Stefanie: Früher wahnsinnig viel. Aber der Große muss mittlerweile viel zu viele komische Sachen für die Schule lesen. Aber der Kleine liest im Prinzip noch die angefangenen Reihen: „Schule der magischen Tiere“, „Schule der magischen Tiere – Endlich Ferien“ und die „Bitte nicht öffnen…“-Reihe. Diese Reihen liest er weiter, wenn da was Neues kommt. Aber ansonsten liest er meine, wenn er Korrektur liest. Einer von beiden liest immer Korrektur bei meinen Büchern, die Druckfahne dann. Vor allem der Kleine, der sieht jeden Fehler, die springen ihm irgendwie ins Auge. Es kommen, egal, wie viele es lesen, aber immer trotzdem welche durch, man findet nie alle. In „Bad Influence“ ist auch ein Namensfehler drin. Aber wenn ich meine Manuskripte abgebe, dann sind sie normalerweise fast fehlerfrei.

Leo: Wenn du eine Idee hast, von der du denkst, es könnte eine gute Story abgeben, wie funktioniert das dann weiter? Entscheidest du dann, dass du daraus ein Buch machen willst? Oder holst du dir Rat von deinem Mann oder deiner Agentur beispielsweise?

Stefanie: Also, wenn ich irgendwie so einen Ideenfunken habe, dann reift der normalerweise immer. Und erst, wenn es irgendwie irgendwelche Twists oder Besonderheiten hat, spreche ich es mit meiner Agentin ab. Vorher mache ich allein in die Richtung gar nichts. Und mein Mann darf dann das Exposé lesen, ob es in sich logisch ist, auch wenn man nicht in meinen Kopf gucken kann. Das ist bei mir häufig der Fehler, dass ich immer schreibe und schreibe und die Hälfte noch in meinem Kopf feststeckt und wenn das dann andere Leute lesen, gar nicht logisch ist.

Leo: Gibt es Momente, wo du denkst: „Mensch, die Idee ist der absolute Hammer!“, du dann aber merkst, dass die anderen es nicht so toll finden?

Stefanie: Bis jetzt hatte ich immer ein gutes Gespür und das Glück, dass wenn ich das gut fand, die anderen es auch gut fanden. Ich bin auch manchmal gehypt von irgendwelchen Sachen und finde die am Anfang ganz toll, aber wenn ich dann genauer darüber nachdenke, verliert sich die Begeisterung und dann ist es langweilig. Dadurch, dass ich das dann schon selber in meinem Kopf prüfe, kommt normalerweise alles gut an. Bisher zumindest, toi toi toi!

Leo: In „Bad Influence“ geht es hauptsächlich um Social Media. Tara Dawson hat beispielsweise negative Erfahrungen mit Instagram in der Vergangenheit gemacht. Mittlerweile gehören Instagram und TikTok aber zum Leben eines Jugendlichen. Du, als Mutter von zwei Kindern, machst du dir da auch Sorgen, dass vielleicht mal irgendwelche blöden Kommentare kommen könnten, die Auswirkungen auf deine Kinder haben könnten? Wie gehen die beiden damit um, dass du eine bekannte Autorin bist? Oder spielt das in deren Umfeld gar keine Rolle?

Stefanie: Also so privat um uns rum spielt das gar keine Rolle. Aber auf was ich halt viel sensibler bin, ist: stellt keine Fotos von euch ins Internet, ladet eure Daten nicht hoch! Ich zeige die beiden ja auch nicht. Ich frage selbst meinen Großen, ob er irgendwo sein will, der hat auch Instagram, aber komplett ohne Bilder und alles. Er ist 17, er könnte rein theoretisch schon alles machen, aber er kriegt vermutlich auch zu viel von mir mit, was bei irgendjemandem schiefläuft. Immer, wenn ich dann irgendwelche Posts oder Storys von irgendjemandem sehe, der oder die negative Erfahrungen gemacht hat, das erzähle ich ihm immer fleißig weiter. Deswegen sind die beiden ganz anders sensibilisiert als vermutlich alle anderen Kinder in ihrer Klasse.

Leo: Gibt es vielleicht so Situationen, wo deine Kinder aus der Schule kommen und dir erzählen, dass sie plötzlich neue Freunde haben, weil du nicht nur deren Mutter, sondern auch die Autorin Stefanie Hasse bist?

Stefanie: Gar nicht, wir haben eine einzige Freundin, die liest. Die kriegt auch immer meine ausgemisteten Bücher, das ist die Freundin von meinem Kleinen und die liest und findet das ganz toll. Die fragt mich immer ganz viele Sachen, aber alle anderen interessiert das gar nicht. Das ist für die nichts Besonderes. Für meine Kinder ist das auch nichts Besonderes. Da könnten tausend Bücher ankommen, die Mama signieren muss und die Kinder wären nur so „Hm. Okay.“. Das sind die eigenen Kinder, das ist echt schrecklich. *lacht*

Leo: Ich stelle mir das ganz lustig vor, wenn die Eltern beim Elternabend dann zu dir hinkommen und nach signierten Büchern fragen, aber das ist gar nicht der Fall, oder?

Stefanie: Nein. Ich habe von meinem Großen, das war noch vor der Kursstufe, Bücher mitbekommen und ich glaube, dem war das wahnsinnig peinlich, dass ihm irgendjemand aus seiner Klasse ein Buch mitgegeben hat, damit Mama das signiert.

Leo: Social Media ist manchmal eine schwere Last, aber als erfolgreiche Autorin gehört das einfach auch mit zum Job. Wie viel Zeit verbringst du mit Social Media?

Stefanie: Viel zu viel. *lacht* Viel zu viel!

Leo: Hast du ein Zeitlimit, dass du dann sagst: „Nun ist gut. Der Rest wird morgen kommentiert und beantwortet!“?

Stefanie: Ich habe kein Zeitlimit, ich will tatsächlich immer alles beantworten. Bis jetzt klappt‘s auch. Ich verbinde das aber so, dass ich sage „Im Sitzen gibt‘s kein Instagram.“. Also ich gehe entweder im Kreis, gehe spazieren oder bin auf dem Laufband, weil sonst verbummelt man erst recht seine Zeit. So hat‘s dann wenigstens was Produktives und ich bin in Bewegung. Aber vor allem jetzt gerade rund um die Veröffentlichung ist es zu viel. Normalerweise hält es sich in Grenzen und ich bin relativ schnell im Tippen, längere Nachrichten diktiere ich. Aber anderthalb bis zwei Stunden bin ich schon pro Tag am Handy, auch ohne Erscheinungstag-Chaos oder irgendwelche Vorbereitungen.

Leo: Das Setting deines neuen Romans befindet sich ja auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff. Warst du denn selbst schon mal auf einer Kreuzfahrt?

Stefanie: Nein. Ich wollte immer, aber mein Mann ist seekrank. Ich kann nicht gehen.

Leo: Das legt sich nach 3 Tagen.

Stefanie: Das sagen alle. Oder dass man es bei großen Schiffen nicht so ganz merkt. Seit ich dieses Buch jetzt geschrieben habe, bin ich am Überreden, dass er es mal probiert. Und jetzt neuerdings will sogar mein Großer, der schon seit einigen Jahren jammert, dass er nicht mit uns irgendwo hin will, dass er auch eine Kreuzfahrt machen würde. Der hat Korrektur gelesen bei „Bad Influence“. Vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich mal, wenn Corona vorbei ist. Meine Freundin macht 3 bis 4mal pro Jahr eine Kreuzfahrt. Die war praktisch auf Dauerleitung, wenn ich wegen irgendwelchen Kleinigkeiten Fragen hatte, die YouTube mir nicht beantworten konnte.

Leo: In welcher Buchwelt fühlst du dich wohler? In der realistischen oder in der Fantasy-Welt?

Stefanie: Ich brauche beide. Wenn ich ein realistisches Buch beendet habe, bin ich so froh, wenn ich endlich wieder Fantasy schreiben darf. Ich brauche die Abwechslung. Nach kürzester Zeit fehlt mir das Übernatürliche. Nach so vielen menschlichen Verwirrungen und irgendwelchen bösen Intrigen, brauche ich dann wieder Fantasy. Und wenn ich dann aber Fantasy habe, dann ist mein Gehirn so verknotet, dass es sich dann wieder freut, einfach nur in unserer Welt zu sein und nicht an irgendwelche Logik-Sachen zu denken, aber da muss man halt echt mehr denken.

Leo: Ich lese gerne authentische und realistische Geschichten aus dem Leben, es darf aber auch gerne ein klein wenig Magie oder Fantasy im Spiel sein. Wenn du mir so ganz spontan ein Buch empfehlen würdest, welches wäre es denn? Was hast du in den letzten Wochen und Monaten gelesen, was ich unbedingt auch lesen sollte?

Stefanie: In den letzten Monaten…

Leo: Es kann auch allgemein ein Lieblingsbuch von dir sein.

Stefanie: Ich fand „Game Changer“ richtig gut. Das habe ich gerade drinnen in der Buchhandlung wieder gesehen. Es war halt anders und anders ist immer gut und überraschend, das macht dann viel Spaß. Hmm… Was habe ich denn alles gelesen? Was echt Spaß macht beim Lesen oder wo der Anfang auf jeden Fall echt faszinierend war, ist „American crown“. Das höre ich gerade und das finde ich total faszinierend. Da geht es darum, dass damals in den USA keine Demokratie bzw. Republik ausgerufen wurde, sondern ein Königreich. Und die Washingtons regieren dort noch immer. Von da an ist es eine süße Royal-Geschichte, aber eben immer mit diesem Hintergrund in der heutigen Zeit mit amerikanischer Monarchie. Das finde ich auch echt spannend. Das sind so die aktuellen Bücher, die ich empfehlen würde. Und „From Blood to Ash“, das fand ich mega.

Leo: Dein Hund heißt Loki. Wegen dem Loki aus der Mythologie oder wegen dem Marvel-Loki?

Stefanie: Wegen dem Marvel-Loki natürlich. Die Frage war, wie nennen wir ihn und dann kam gleich „Thor! Er sieht aber nicht aus wie ein Thor. Dann nennen wir ihn Loki!“ Und genauso verhält er sich auch. Total hinterlistig und macht dann solche Augen.

Leo: Ich liebe Loki aber wirklich!

Stefanie: Ja, ich auch! Thor hätte nicht gepasst, obwohl ich Thor auch mag.

Leo: Ich habe erst gestern wieder einen Thor-Film geguckt. Nun möchte ich zum Abschluss des Interviews noch von dir wissen, wie du dich selbst in drei Worten beschreiben würdest.

Stefanie: Offensichtlich sehr gesprächig. *lacht* Ich hasse sowas…

Leo: Ansonsten kannst du mir auch gerne deinen Lieblingswitz erzählen.

Stefanie: Im Witze erzählen bin ich noch schlechter als im Wörter finden. Nein, mal im Ernst. Sich selbst zu beschreiben ist immer ganz schrecklich. Mein Mann hatte neulich so ein Coaching, die haben so einen Workshop online gemacht, und da musste ich aus einer Liste von Adjektiven fünf für ihn raussuchen. Dann habe ich aber festgestellt, die passen auf mich auch. Das waren…*überlegt kurz* loyal, hoffentlich humorvoll – also ich habe ihn so beschrieben und mich dann eigentlich irgendwie auch *lacht* – und diszipliniert.

Leo: So, das war es von meiner Seite aus auch schon. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview.

Und hier geht’s zu meiner Rezension zu „Bad Influence. Reden ist Silber, Posten ist Gold“.

Interview mit Christina Zierk
(Lektorin bei GOYAlibre)

Im Rahmen der großen JUMBO Verlag Jubiläumstour haben wir schon einige spannende Berufe entdecken können. Bei Ally fing die Tour mit einem Interview mit der Synchronsprecherin Julia Nachtmann an, Sandra hat sich mit Tontechniker Jonas unterhalten und bei Janett lernten wir Isabell Kumpe kennen, die die Social Media Kanäle des Jumbo Verlags betreut. Bei mir lernt ihr heute Christina Zierk kennen, sie ist Lektorin bei GOYAlibre und bearbeit zusätzlich auch ein paar Projekte im Audio- und Buchbereich von JUMBO. Im Interview erzählte mir Christina, was zur täglichen Arbeit einer Lektorin gehört.

(Foto: © Lisann Matusek)

Leo: Wie wird man Lektorin? Welchen Ausbildungsweg muss man einschlagen? Ist ein bestimmtes Studium notwendig?

Christina Zierk: Eine extra Studienausrichtung für Lektor*innen gibt es nicht, wie es beispielsweise Medizin für Ärzt*innen gibt, aber viele Personen, die im Lektorat arbeiten, haben geisteswissenschaftliche Studienabschlüsse, wie z. B. in Germanistik oder Literaturwissenschaften. Zusätzlich zum Studium ist es immer sehr gut, über Praktika in Verlage reinzuschnuppern und so die Lektoratsarbeit kennenzulernen und schon einmal ein wenig Erfahrung zu sammeln. Nach dem Studium habe ich ein Volontariat im Lektorat gemacht und so die Verlagsarbeit noch einmal sehr viel intensiver kennengelernt.

Leo: Welche Fähigkeiten muss man als gute Lektorin besitzen? Was ist sozusagen deine „Superkraft“?

Christina Zierk: Auf jeden Fall braucht man ein Gespür für gute Texte und als Hörbuchlektorin zusätzlich ein gutes Ohr und eine gute Vorstellungskraft, welche Stimme für welche Texte funktionieren. Meine „Superkraft“ sind also meine Ohren, die jedes Schmatzen und Magengrummeln sofort hören.

Leo: Welchen Teil deines Jobs magst du am liebsten? Gibt es etwas, das dich an deiner Arbeit stört?

Christina Zierk: Am liebsten mag ich die Vielfältigkeit meiner Arbeit. Als Hörbuchlektorin habe ich unglaublich viele verschiedene Aufgaben. Ich lese viele Manuskripte von anderen Verlagen, die uns als Hörbücher angeboten werden, dann muss geguckt werden, wie Texte am besten umgesetzt werden. So haben wir uns bei „Love is for Losers“ z. B. für eine szenische Lesung mit vielen Stimmen entschieden, damit die kecke und rasante Art des Textes auch auditiv super funktioniert, während wir uns bei „Night of Crowns“ für eine Umsetzung mit einer Sprecherin entschieden haben, um Alices‘ Geschichte spannend und authentisch umzusetzen. Und wenn wir uns für eine Umsetzung entschieden haben, muss ich Audiofassungen bearbeiten und erstellen und mich auf die Aufnahmen vorbereiten. Die Aufnahmen selbst machen auch immer unglaublich viel Spaß, einerseits die Regie der Texte zu übernehmen und andererseits mit so tollen Sprecher*innen zusammenzuarbeiten. Wenn ich sagen muss, was mich stört, dann ist es vielleicht, dass mir die Texte und Geschichten sehr ans Herz wachsen, ich verbringe ja quasi meine komplette Zeit mit ihnen, und es dann schade ist, wenn sie sich dem Ende nähern und abgeschlossen werden. Aber dafür steht dann meistens das nächste Projekt vor der Tür.

Leo: Wie sieht ein normaler Tagesablauf in deinem Beruf aus?

Christina Zierk: Morgens werden erst einmal die E-Mails gelesen und beantwortet und je nachdem, in welchem Stadium sich die Projekte befinden, muss ich mich dann auf die Regie der Aufnahme vorbereiten oder fertig geschnittene Masterdateien, die wir von unseren Tontechniker*innen bekommen, abhören. Momentan stecken wir auch in der Planung unserer kommenden Projekte und hierfür muss ich Manuskripte prüfen, Bilddaten anfordern und wir bereiten unseren Vorschaukatalog vor, in dem die Titel vorgestellt werden.

Leo: Was sind deine Hauptaufgaben als Lektorin?

Christina Zierk: Kurz gefasst bestehen meine Hauptaufgaben vor allem im Hörbuchbereich aus dem Prüfen von Manuskripten, den Vorbereitungen der Aufnahmen, die Regie der Aufnahmen selbst und dem Abhören von Masterdateien, die dann schließlich zu CDs gepresst und in den Download-Bereich gestellt werden.

Leo: Wie lange braucht man ungefähr, um ein Manuskript zu lesen und zu bewerten?

Christina Zierk: Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich je nach Manuskript und vor allem, welche Zielgruppe die Manuskripte haben, nimmt das unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Wenn ich für JUMBO für den Mini-Bereich Bilderbücher mit 30 Seiten prüfe, geht das deutlich schneller, als wenn ich für GOYAlibre einen Jugendroman mit 400 Seiten prüfe.

Leo: Du musst ja aus beruflichen Gründen sicher viel lesen. Endet dein Arbeitstag irgendwann oder liest du in deiner Freizeit auch mal für die Arbeit weiter?

Christina Zierk: Ich versuche natürlich immer, alle Manuskripte in der Arbeitszeit zu lesen, aber bei der zweiten Folge von „Night of Crowns“ war ich so in der Handlung drin, dass ich abends zu Hause noch das Ende lesen musste. Und es gibt auch einige Überschneidungen. So kommt es schon mal vor, dass ich ein englisches Jugendbuch privat lese und es am nächsten Tag von einem deutschen Verlag zur Prüfung im E-Mail-Postfach habe.

Leo: Arbeitest du eigentlich von zu Hause aus? Oder gehst du lieber ins Büro, weil du dich da vielleicht besser konzentrieren kannst?

Christina Zierk: Vor allem durch Corona arbeiten wir momentan sehr viel von zu Hause aus. Spätestens zu den Aufnahmen müssen wir dann ins Studio. Aber vor allem die Abwechslung von Homeoffice und Büro passt sehr gut, so kann ich zu Hause sehr viel konzentrierter und schneller ohne Ablenkungen Manuskripte prüfen oder Audiofassungen bearbeiten. Im Büro freue ich mich immer wieder, alle Kolleg*innen zu sehen.

Leo: Kannst du privat ein Buch lesen, ohne dass dir die kleinen Fehler auffallen, die öfters in Büchern zu finden sind?

Christina Zierk: Beim Lesen klappt das sehr gut, ich lese bei der Arbeit aber auch anders als privat. Privat schweifen meine Gedanken mal schneller ab oder ich bin so in der Handlung drin, dass ich ganze Passagen schnell überfliege, um das Ende zu erfahren, während ich bei der Arbeit sehr viel genauer auf den Text achte. Beim Hören von Hörbüchern klappt das nicht immer so gut, da frage ich mich häufiger, warum sich für welche Stimme entschieden wurde, und hier fallen mir kleine Störgeräusche viel öfter auf, aber das ist wohl eine „Berufskrankheit“.

Leo: Wie viele Manuskripte liest du durchschnittlich im Monat?

Christina Zierk: Das kommt ganz auf die Zeit an. Wenn wir unsere Programme für die nächsten Halbjahre planen und von anderen Verlagen Manuskripte zum Prüfen bekommen, kann man sich manchmal gar nicht vor der Flut der Texte retten, während es zu anderen Zeiten zwar auch immer etwas zu Prüfen gibt, aber deutlich weniger.

Leo: Woran erkennst du ein gutes Manuskript?

Christina Zierk: Bei GOYAlibre achten wir vor allem darauf, dass die Manuskripte authentisch geschrieben sind und die Gefühlswelt der Hörer*innen wiedergeben und auch verantwortungsvoll mit ihren Problemen und Fragen umgegangen wird. Der Schreibstil ist dabei auch sehr wichtig und muss in den Bann ziehen. Ein Schema F für gute Manuskripte gibt es nicht, aber dann wären ja auch alle Texte gleich.

Leo: Gibt es typische Fehler, die dir beim Lektorieren sofort auffallen?

Christina Zierk: Es gibt ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler, die sich immer wieder in Texte einschleichen, aber so etwas ist schnell behoben. Vor allem bei Hörbüchern achten wir darauf, dass es nicht zu viele Wort- und Satzwiederholungen in einem Text gibt. Die fallen beim Sprechen viel mehr auf als beim Lesen. Beim Sprechen und Hören lernt man einen Text nochmal ganz anders kennen.

Leo: Liebe Christina, vielen Dank für das Interview und für den spannenden Einblick in deinen Beruf als Lektorin bei GOYAlibre.