Interview mit Yvonne Greitzke

Meine größte Leidenschaft gehört dem Lesen und dem Schreiben, aber es gibt so Momente, da wäre es einfach praktisch, wenn man jemanden hätte, der einem ein Buch vorlesen könnte. Wenn man so jemanden aber nicht hat, gibt es für dieses Problem selbstverständlich eine ziemlich einfache Lösung: Hörbücher! Mittlerweile sind meine Schwester und ich richtige Hörbuch-Fans geworden, wir sitzen manchmal stundenlang einfach nur rum und hören uns gemeinsam magische, lustige oder auch spannende Abenteuer an. Dabei ist uns aufgefallen, dass wir Stimmen erkennen und einem Sprecher bzw. einer Sprecherin zuordnen können. Klar haben wir auch ein paar Lieblingssynchronsprecher und eine davon ist auf jeden Fall Yvonne Greitzke. Sie ist die Stimme, die meine Kindheit geprägt hat. Ich war noch keine 5 Jahre alt, als der Disney-Film „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ ins Kino kam, und ich war vollkommen begeistert. Auch an mir ging das Merchandising nicht vorbei. Während meine kleine Schwester die Eiskönigin Elsa vergötterte, brannte ich für Anna. Lebenslustig und immer gut gelaunt – das gefiel mir. Ich weiß nicht, wie oft ich mir den Film angeschaut oder das Hörbuch und das Hörspiel angehört habe, aber es war wohl ausreichend genug, um den Text mittlerweile mitsprechen zu können. Diese eine Stimme würde ich unter tausenden von Stimmen wiedererkennen. Aber die Person selbst? Bis vor Kurzem kam mir nie in den Sinn, dass die Person hinter der Stimme nicht „Anna“, sondern tatsächlich ein echter Mensch sein könnte. Schon komisch. Als ich dann hörte, dass Yvonne Greitzke auch das Hörbuch zu „Lia Sturmgold“ eingelesen hat, wusste ich, dass ich dieses unbedingt haben muss. Und ich habe mich nicht geirrt, denn es war einfach fantastisch gelesen. Als ich dann auch noch gefragt wurde, ob ich Interesse hätte, Yvonne Greitzke mal zu interviewen, bin ich vor Freude fast an die Decke gesprungen. Ich meine, wer kann schon von sich behaupten, er hätte Prinzessin Anna von Arendelle interviewt? Tja, ich kann’s jetzt! 😉

(Foto: © Sonja Hornung)

Leo: Bei meiner Recherche zu diesem Interview habe ich gelesen, dass Sie bereits als Kind zum Synchronsprechen kamen. Haben Sie sich da beworben oder hat Sie zufällig jemand entdeckt?

Yvonne Greitzke: Man kann tatsächlich sagen, ich wurde „entdeckt“. Ich war damals Mitglied in einer Kinder-Musical-Gruppe, bei einer Aufführung wurde jemand auf mich aufmerksam und hat im Anschluss meine Eltern angesprochen.

Leo: Ihre erste Sprechrolle war die eines Jungen. War das für Sie damals in Ordnung oder haben Sie schon ein wenig mit den Augen gerollt, weil Sie sich eigentlich eine andere Rolle gewünscht hätten?

Yvonne Greitzke: Ich war damals acht Jahre alt und es war eine lustige Rolle, sie hat Spaß gemacht und daher war es völlig in Ordnung für mich. Bei Kinderstimmen kann man oft noch nicht unterscheiden, ob es Mädchen oder Jungen sind, oft werden Jungen von Mädchen oder anders herum gesprochen.

Leo: Hat man eigentlich ein „Abo“ auf eine Stimme oder muss man sich jedes Mal aufs Neue für die Sprechrollen bewerben?

Yvonne Greitzke: Ein „Abo“ hat man nicht direkt, aber es wird schon darauf geachtet, dass die Schauspieler*innen immer von denselben Sprecher*innen synchronisiert werden. Man wird dann für den neuen Film / die neue Serie angefragt. Sollte man aber gerade verreist sein oder krank oder einfach keine Zeit haben, kann es schon sein, dass die Rolle jemand anders spricht.

Leo: Sie sind die deutsche Stimme von Alicia Vikander, Britt Robertson und Hilary Duff. Was würde passieren, wenn tatsächlich alle drei Frauen einen gemeinsamen Film drehen?

Yvonne Greitzke: Das wäre eine sehr schwierige Situation. 😉 Wahrscheinlich würde ich in diesem Fall die Schauspielerin synchronisieren, die ich am häufigsten gesprochen habe. Bei diesen drei Frauen wäre das Alicia Vikander. Sie wäre tatsächlich auch meine erste Wahl. Ich habe auch schon von einem Kollegen gehört, bei dem dieser Fall eingetreten ist. Er durfte sich entscheiden, welche Rolle er am liebsten sprechen wollte.

Leo: Ich stamme ja aus der Generation, die quasi mit dem Film „Eiskönigin“ groß geworden ist. Das war einer meiner ersten Kinofilme. Danach war ich immer die Anna und meine Schwester die Elsa. Deshalb habe ich auch das Hörspiel sicherlich 197mal angehört, wenn nicht sogar öfter. Ich kann dementsprechend die Rolle der Anna tatsächlich auch mitsprechen. Die Stimme ist mir so vertraut, dass ich – obwohl ich bereits das Buch gelesen hatte – unbedingt auch das Hörbuch zu „Lia Sturmgold“ haben musste. Ich fand das Buch tatsächlich schon recht gut, aber das Hörbuch war richtig klasse. Eigentlich wollte ich nebenher mein Zimmer aufräumen, dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich in den 6 Stunden einfach nur Löcher in die Wand gestarrt hatte, weil ich dem Hörbuch so fasziniert gelauscht habe. Wie bereitet man sich denn auf solch eine Sprechrolle eigentlich vor? Diese 6 Stunden werden ja sicherlich nicht an einem Stück aufgenommen – wie lange hat das Synchronisieren von „Lia Sturmgold“ gedauert?

Yvonne Greitzke: Das freut mich, dass dir „Lia Sturmgold“ so gut gefallen hat! Wenn ich ein Hörbuch lese, bekomme ich einige Wochen vorher das Buch zugeschickt und lese es dann erst einmal in Ruhe durch. Dabei kommen mir meist schon Ideen, wie ich die Rollen gern gestalten möchte. Ich mache mir dazu Notizen, markiere Dinge, die mir besonders auffallen oder zu denen ich Fragen habe. Dann lese ich das Buch noch einmal und diesmal laut, um mir die Rollen und wie sie klingen sollen, besser einprägen zu können. Für die Aufnahmen zu „Lia Sturmgold“ war ich zwei Tage im Tonstudio. Besonders herausfordernd ist es immer, wenn es sehr viele verschiedene Rollen gibt, die dann natürlich auch alle anders klingen sollen, wie es bei „Lia Sturmgold“ der Fall ist. Da kann es schon vorkommen, dass ich am Ende des Buches nicht mehr weiß, wie eine Elfe geklungen hat, die nur kurz zu Beginn vorkam. Zum Glück kann man dann im Tonstudio kurz reinhören, was man am Tag zuvor aufgenommen hat. 😉

Leo: Haben Sie eine Lieblings-Synchronrolle?

Yvonne Greitzke: Prinzessin Anna ist mir tatsächlich sehr ans Herz gewachsen, ich habe mich sehr gefreut, als ich vom zweiten Teil hörte.

Leo: Ist das Synchronisieren von Hörbüchern/-spielen einfacher als das Synchronisieren von Filmen, wo man eher auf die Lippenbewegungen achten muss?

Yvonne Greitzke: Ich würde nicht sagen, dass es einfacher ist, es ist eine ganz andere Art zu arbeiten. Bei Hörbüchern und Hörspielen kann man die Rollen gestalten, wie man möchte, man hat viel mehr Freiheiten. Bei Filmen muss man immer auf die Lippenbewegungen achten und sich nach der Vorlage (dem Original) richten.

Leo: Sie sind ja nicht nur Synchronsprecherin, sondern auch ausgebildete Schauspielerin und Sängerin. Wieso haben Sie die „Anna“ in „Eiskönigin“ nur gesprochen? Wieso hat Pia Allgaier den Gesang übernommen? Kam denn niemand auf die Idee, dass Sie die Lieder singen könnten?

Yvonne Greitzke: Ja, das finde ich auch sehr, sehr schade. Ich hätte wahnsinnig gern auch den Gesang übernommen. Als ich jedoch für die Sprache gecastet wurde, war der Gesang schon aufgenommen. Dass viele Sprecher*innen auch singen können, scheint (noch) nicht so bekannt zu sein.

Leo: Gab es jemals eine Situation beim Einkaufen (beispielsweise beim Bäcker oder Metzger), dass jemandem Ihre Stimme aufgefallen wäre? Kam je die Frage: „Sie kommen mir so vertraut vor? Kennen wir uns von irgendwoher?“

Yvonne Greitzke: Ich wurde mal auf dem Spielplatz von einem Kind als Anna erkannt, das war eine verrückte Situation, ich konnte es gar nicht glauben.

Leo: So, mehr fällt mir spontan nicht ein und deshalb bedanke ich mich nun für das Interview.

Yvonne Greitzke: Es freut mich sehr, dass du dich für unsere Arbeit interessierst. Danke für deine tollen Rezensionen auf deinem Blog und vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview, mit wirklich spannenden Fragen.

Fasching 2014: Meine kleine Schwester und ich als Eiskönigin Elsa und Prinzessin Anna verkleidet.

{Rezension} Zauberhaft verliebt
(Bd. 1 der Zauberhaft-Reihe)

Zauberhaft verliebt
(Bd. 1 der Zauberhaft-Reihe)
von Sonja Kaiblinger
mit Illustrationen von Carolin Liepins

Oetinger Verlag
Taschenbuch
Jugendbuch
320 Seiten
Altersempfehlung: 12 – 15 Jahre
ISBN: 978-3-8415-0647-4
Ersterscheinung: 23.03.2020

Inhalt:
Ophelia Sedgewick ist eigentlich ein ganz normales, fünfzehnjähriges Mädchen, das in Schottland lebt und eine mehr oder weniger normale Familie hat. Abgesehen davon, dass ihre Zwillingsschwester Lora und ihre Tanten Mildred und Rose sich mal eben in andere Menschen oder Tiere verwandeln können. Nur Ophelias Lieblingstante Helly kann sich nicht verwandeln. Doch als Ophelia sich plötzlich in der Schule nach einem peinlichen Zusammentreffen teilweise in den Trainer der schulischen Fußballmannschaft verwandelt und einige Merkmale wie seinen Bart übernimmt, steht ihre Welt Kopf. Das Oberhaupt der Familie verordnet daher, dass Ophelia ihre Verwandlungen trainieren muss. Sie soll sich innerhalb von zwei Wochen perfekt in ihr Verwandlungsobjekt verwandeln können. Doch das ist nicht gar so leicht. Um sich perfekt in Cliff MacAllister, den Schulschwarm der Schule, verwandeln zu können, muss Ophelia sehr viel über ihn wissen und dabei weiß sie eigentlich rein gar nichts über ihn. Doch ist Cliff tatsächlich der, für den ihn alle halten? Und wird Ophelia ihre Aufgabe bestehen? Und dann ist da ja auch noch Adrian, der mit Ophelia die Hauptrolle im Schultheaterstück spielt und in den sie total verschossen ist. Ein spannendes und vor allem lustiges Abenteuer beginnt…

Meinung:
Als ich das Cover zum Auftakt der „Zauberhaft“-Reihe von Sonja Kaiblinger zum ersten Mal erblickt habe, war es um mich geschehen. Es muss wohl Magie im Spiel gewesen sein, denn ich war „Zauberhaft verliebt“. Als ich dann noch den Klappentext gelesen habe, wusste ich es: Das wird ein Highlight! Von der ersten Seite an war ich gefesselt. Der magische Schreibstil von Sonja Kaiblinger ist locker und humorvoll, lebhaft und mitreißend. Die Kombination aus dem ganz normalen Wahnsinn eines Teenagers und einer Prise Magie finde ich einfach fabelhaft. Die Protagonistin Ophelia ist liebenswert, sympathisch und etwas tollpatschig. Ihr Verwandlungs- und Gefühlschaos hat mich sehr oft zum Lachen gebracht. Ophelias Tante Helly mochte ich auch sehr, aber das pupsende Hausschwein Mr Darcy ist mein absoluter Lieblingscharakter. Ich selbst würde mich auch gerne wie Ophelia und ihre Familie verwandeln können, auch wenn es anscheinend einige düstere Geheimnisse gibt, von denen ich erwarte, dass diese in der Fortsetzung gelüftet werden.

Fazit:
„Zauberhaft verliebt“ von Sonja Kaiblinger hat mich von der ersten Seite an verzaubert. Typische Probleme eines Teenagers, die erste Liebe und ein wenig Magie haben mich begeistert. Diesen lustigen, romantischen und spannenden Auftakt der „Zauberhaft“-Reihe lege ich deshalb allen Mädchen ab 12 Jahren sehr ans Herz. Ich bin total gespannt auf den zweiten Band und vergebe für eine meiner neuen Lieblingsreihen natürlich 5 von 5 Sternchen.

{Rezension} myNOTES Notizbuch A6
The magic is in you

myNOTES Notizbuch A6
The magic is in you

arsEdition
Hardcover
Notizbuch
192 Seiten
GTIN: 4014489123736
Ersterscheinung: 24.08.2020

Inhalt:
Dieses kleine Notizbuch bietet auf 192 Seiten sehr viel Platz zum Festhalten fabelhafter Ideen, kleiner Glücksmomente, künstlerischer Abenteuer und To-do-Listen.

Meinung:
Ob als Bullet Journal, Reisetagebuch, Terminplaner oder zum Tagebuchschreiben, dieses Notizbuch eignet sich hervorragend für kreative Köpfe. Vor allem ist es aber auch sehr praktisch und äußerst ansprechend gestaltet. Ausgestattet mit einem Lesebändchen und einer Einstecktasche für lose Zettel ist dieses schöne Notizbuch im DIN A6-Format ein super Allrounder.

Fazit:
„The magic is in you“ ist ein wunderschönes Notizbuch im praktischen Taschenformat. Ich mag es gar nicht mehr hergeben, denn für mich ist dieses kleine Buch mittlerweile ein wichtiger Begleiter. Von mir gibt es auf jeden Fall 5 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an arsEdition für dieses Rezensionsexemplar.

{Rezension} myNOTES Notizbuch A5
Aloha Sommer

myNOTES Notizbuch A5
Aloha Sommer

arsEdition
Hardcover
Notizbuch
192 Seiten
GTIN: 4014489123699
Ersterscheinung: 24.08.2020

Inhalt:
Dieses kleine Notizbuch bietet auf 192 Seiten sehr viel Platz zum Festhalten fabelhafter Ideen, kleiner Glücksmomente, künstlerischer Abenteuer und To-do-Listen.

Meinung:
Ob als Bullet Journal, Reisetagebuch, Terminplaner oder zum Tagebuchschreiben, dieses Notizbuch eignet sich hervorragend für kreative Köpfe. Vor allem ist es aber auch sehr praktisch und äußerst ansprechend gestaltet. Ausgestattet mit einem Lesebändchen und einer Einstecktasche für lose Zettel ist dieses schöne Notizbuch im DIN A5-Format ein super Allrounder.

Fazit:
„Aloha Sommer“ ist ein wunderschönes Notizbuch im praktischen Taschenformat. Ich mag es gar nicht mehr hergeben, denn für mich ist dieses kleine Buch der perfekte Reisebegleiter. Von mir gibt es auf jeden Fall 5 von 5 Sternchen.

Herzlichen Dank an arsEdition für dieses Rezensionsexemplar.

Interview mit Stefanie Gerstenberger

Ich beteilige mich sehr gerne an Leserunden wie z.B. bei LovelyBooks oder bei der Lesejury, weil ich ganz großen Spaß daran habe, zu erfahren, was die anderen Leser an einem Buch gut finden oder auch nicht. Manche Textstellen werden ja auch ganz anders wahrgenommen und interpretiert. Ganz spontan kam es dann im Mai dazu, dass ein paar junge Buchbloggerinnen gemeinsam mit mir das Buch „Die Wunderfabrik: Keiner darf es wissen!“ von Stefanie Gerstenberger lesen wollten. Wir waren so begeistert von dem Buch, dass wir uns entschlossen haben: „Das müssen wir wieder tun!“ Deshalb lesen wir ab sofort „Die Wunderfabrik: Nehmt euch in Acht!“ Das schöne an unserer kleinen Leserunde ist aber die Tatsache, dass uns die Autorin abermals begleitet. Stefanie Gerstenberger hat uns auch schon während der ersten Runde mit Hintergrundinformationen versorgt und ich möchte euch natürlich nicht vorenthalten, welche Fragen ich der Autorin zwischenzeitlich gestellt habe. 😉

Leo: Ich bin überrascht, was du alles gemacht hast, bevor du Autorin geworden bist. Wie kam es denn dazu, dass du dich dann entschlossen hast ein Buch zu schreiben und dann gleich einen Bestseller? War „Das Limonenhaus“ tatsächlich dein erstes Werk oder hast du früher auch schon geschrieben?

Steffi: Nachdem ich mit 26 Jahren zwei Sommer hintereinander auf Elba verbracht habe, dort habe ich in einer kleinen Bar (aber eigentlich war’s eine Eisdiele), gearbeitet, und beim zweiten Mal dann in einer Diskothek an der Kasse, dachte ich: Mensch, jetzt hast du so viele tolle Sachen erlebt, die schreibst du jetzt mal auf! Und das tat ich. Und kam nach 60 Seiten nicht weiter, und konnte auf einmal nicht mehr schreiben und hatte keinen Plan … Dann las ich mehrere Bücher über das Schreiben und schrieb weiter, am selben Buch, ungefähr sechs Jahre lang. Kein Witz! Irgendwann war der Roman fertig, aber niemand wollte ihn haben, keine Agentur, und auch kein Verlag. Er war einfach noch nicht gut, aber das wusste ich nicht und war ziemlich frustriert.
Eine Freundin sagte dann, schreib doch noch ein zweites Buch, da ging ich erstmal wütend an die Decke, denn so einfach ist das alles nicht…
Aber: Sie hatte recht! Nachdem ich auf Sizilien war, hatte ich wieder eine Idee und begann…, diesmal besser vorbereitet, und ich schrieb auch nicht über meine Erlebnisse, sondern über die anderer Menschen: Das Limonenhaus. Die Agentur Schlück wollte das Manuskript sofort haben, obwohl noch ca. 200 Seiten fehlten, und siehe da, sogar einige Verlage waren interessiert und es wurde ganz erfolgreich.

Leo: Nach einigen Büchern für Erwachsene hast du gemeinsam mit deiner Tochter Marta ein paar Jugendbücher geschrieben. Erzähl doch mal, wie es dazu kam. Hat sich das nach und nach ergeben, weil du ihren Rat gebraucht hast, oder war die Zusammenarbeit tatsächlich geplant?

Steffi: Das war eine Idee, die schon sehr früh, beim gemeinsamen Spielen mit Marta entstanden ist. Wir spielten mit Puppen und mit Playmobil; wir haben wunderbare Phantasiewelten miteinander entworfen. Ich überlegte, was wäre, wenn ich wieder sechs, sieben oder acht Jahre alt wäre, und Marta als Kind treffen würde? Jetzt, in ihrer Kindheit, oder früher, in meiner Kindheit? Und habe diese Vorstellung einmal durchgespielt. Wir wären ziemlich beste Freundinnen geworden, ganz sicher!
Die Idee, so eine Geschichte einmal aufzuschreiben, habe ich nicht vergessen und als ich Marta dann 2013, zu den Dreharbeiten zum 2. Teil der Vampirschwestern-Filme begleitet habe, ging es los…
Im Zug nach München haben wir die ersten Figuren entworfen, festgelegt, wie sie „ticken“ sollten, natürlich sollten sie jetzt älter sein, nicht mehr sieben, sondern 15! Und es waren auch nicht wir (nur ein bisschen). Marta hat die Hauptfiguren in unsere schöne leere Schreib-Kladde gezeichnet. Wir haben die Familie Zimt und ihr wunderbar nach Schokolade duftendes Café ins Leben gerufen (wir lieben beide Schokolade, und Kuchen sowieso), und einen Grundriss davon gezeichnet. Ach, ich könnte noch seitenweise davon erzählen…
So wuchs die Geschichte in den nächsten Wochen. Als wir wieder zu Hause waren, ging es natürlich weiter. Und nach dem Erfolg des ersten Buches, wollte der Arena Verlag dann auch ein zweites und drittes… Für alle ab 12, traut euch, es sind auch tolle Geschichten!

Leo: Dann kam die Anfrage vom Fischer Verlag für ein Kinderbuch. Wie war das dann? Hattest du sozusagen nur eine Vorgabe, ein Kinderbuch zu schreiben? Du hast unserer Lesegruppe zu Band 1 erzählt, dass es eigentlich ein Kinderbuch mit dem Thema „Rollschuh laufen“ sein sollte. Wie hat der Verlag reagiert, als du dann gesagt hast, dass es doch was ganz anderes wird? Hat der Verlag dir einfach mal blind vertraut?

Steffi: Nach sechs Romanen für Erwachsene und 5 Jugendbüchern zusammen mit Marta kam die Anfrage vom Fischer Verlag, nachdem ich dort ein sehr süßes Bilderbuch rausbringen durfte. Ich habe die Rollschuhidee ablehnen müssen, dazu fiel mir echt nichts ein, und habe nur aufgezählt, was mich dagegen interessiert: Kinder ohne Eltern, ein dunkles Kinderheim, eingesperrt, Flucht, der Bösewicht, Ungerechtigkeit, Schokolade!
Und habe das dann auf zwei kurzen Seiten beschrieben. Henry war ursprünglich ein Mädchen (!), aus der Schokolade wurden Bonbons… aber sonst war schon viel Verrücktes aus der Wunderfabrik mit dabei.
Und mit diesem Entwurf haben wir dann gearbeitet, das war super, die „Bücherfrauen“ von Fischer waren nicht das kleinste bisschen irritiert, sondern haben mir echt vertraut!

Leo: In „Die Wunderfabrik“ geht es um Lakritze und was viele nicht wissen, du magst Lakritze nicht besonders – was ich übrigens vollkommen verstehe, denn ich esse wirklich alles, nur keine Lakritze. Wieso also Lakritze?

Steffi: Weil kurz bevor die Wunderfabrik herauskommen sollte, unheimlich viele Bücher mit diesem Bonbonthema & Magie ebenfalls herauskommen sollten…
Also wurde ich gefragt, ob ich mir statt Bonbons auch Lakritze vorstellen könnte. Ich sagte: Nein. Aber jetzt im Nachhinein, finde ich Lakritze viel besser! So schön dunkel und zäh in der Herstellung, und sie wird bunt, was Bonbons ja bereits gewesen wären. Perfekt also. Und manche Lakritzesorten mag ich auch. Zum Beispiel, die Schnecken, die man so schön ausrollen kann.

Leo: Bevor es mit dem Schreiben zum ersten Band anfing, warst du extra in England und in Wales. Welche Eindrücke konntest du sammeln und was konntest du dann verwerten? Hattest du einen richtigen Plan, was du alles in Wales recherchieren möchtest, oder war das Sammeln von Eindrücken eher spontan?

Steffi: Ich muss zugeben, ich kannte England gar nicht…! Nur aus vielen Büchern und Filmen, wie z.B. Harry Potter, aber das zählt ja nicht wirklich.
Und nach Wales wollte ich, seitdem ich mit 12 Jahren bei einem Schwimmaustausch nicht mit nach Cardiff durfte … wie gemein! Da war also auch noch eine Rechnung offen.
Als ich endlich in London aus dem Zug stieg, dachte ich: WOW! So habe ich es mir tatsächlich vorgestellt!
Aber die kleinen Details, die in Büchern so wichtig sind, die habe ich natürlich nicht gekannt, und dann wie wild um mich fotografiert und notiert. Es war herrlich!
Porridge probiert, U-Bahn gefahren, walisische Schafe beschnuppert, walisischen Eintopf gegessen… Ich konnte alles „gebrauchen“! Wales ist übrigens noch mal sehr speziell, ich bin mit dem Auto (auf der falschen Straßenseite) an die Küste gefahren, um ein hübsches Plätzchen für meine Villa zu finden und die Fabrik irgendwo unterzubringen. Warum nicht unter einer Düne, die ich dort entdeckte…?
Das ist meine Erfahrung: Ich darf nicht zu früh losfahren, sondern muss die Geschichte schon einigermaßen im Kopf haben, um zu wissen, wonach ich suche…
Die Fotos habe ich dann immer über meinem Schreibtisch hängen, um auch zu Hause noch in dieser Atmosphäre zu bleiben.

Leo: Übrigens finde ich die Geschichte, wieso die Reihe in Wales spielt, ganz zauberhaft. Ein lang gehegter Wunsch selbst mal nach Wales zu reisen, ging also hiermit für dich in Erfüllung. Ich bin gespannt, welche Länder du in Zukunft noch bereisen möchtest. Ist denn schon irgendetwas in Planung? Band 3 erscheint im Frühjahr und was kommt danach?

Steffi: Das weiß ich noch nicht genau. Der 3. Teil ist übrigens echt toll geworden, ich war beim Schreiben selber überrascht, wie gut es flutschte und welchen Spaß ich wieder mit allen Figuren hatte. Besonders mit… oh, ihr werdet euch wundern…
Ein viertes Buch darf ich für den Fischer Verlag noch schreiben, aber weil der dritte Teil der Wunderfabrik so ein geniales, abschließendes Ende hat, (meine bescheidene Meinung) wollen wir es zunächst mal dabei belassen und keinen 4. Teil dranhängen. Es sei denn, eine von meinen Leserinnen hat eine tolle Idee für eine Fortsetzung… dann heraus damit!
„Die Wunderfabrik“ war ja von Anfang an auf 3 Teile ausgelegt, aber ich finde, eine eigenständige Geschichte wäre jetzt ganz erfrischend, die dann eventuell noch ausgebaut werden kann.

Leo: Zum Abschluss des Interviews möchte ich mich natürlich recht herzlich bei dir bedanken, dass du ein Teil unserer ersten Leserunde warst. Toll, dass du uns mit Hintergrundinformationen „gefüttert“ und uns Einblicke ins private Fotoalbum gewährt hast. Ich freue mich nun sehr auf die zweite Leserunde.

Steffi: Danke, liebe Leo! Es hat mir viel Spaß gemacht und bin sehr gespannt, wie ihr Leserunden-Teilnehmerinnen den 2. Teil findet!