{Rezension} Not My Problem

Not My Problem
von Ciara Smyth

Magellan Verlag
Paperback
Young Adult-Romance
384 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7348-507–8
Ersterscheinung: 18.01.2024

Inhalt:
Aideen ist ein ganz normales Teenagermädchen – zumindest auf den ersten Blick. Doch hinter ihrem scharfen Humor und ihrer coolen Fassade verbirgt sich ein ganzes Bündel ungelöster Probleme: Ihre Mutter trinkt, in der Schule kommt sie kaum mit, und ihre soziale Welt ist auf eine einzige (nicht ganz gesunde) Freundschaft beschränkt. Als sie mitbekommt, wie die überforderte Musterschülerin Meabh kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht, bietet sie Hilfe an – auf ihre eigene schräge Art. Ein kleiner, eigentlich verrückter Gefallen wird zum Anfang einer seltsamen Art von Problemlöser-Service, der Aideen nicht nur neue Aufgaben, sondern auch neue Freundschaften und eine unerwartete Liebe bringt.

Meinung:
Ich habe Aideen von der ersten Seite an geliebt. Nicht, weil sie perfekt ist, sondern gerade, weil sie es nicht ist. Sie ist sarkastisch, widersprüchlich, impulsiv, klug und manchmal gnadenlos unfair. Aber sie ist auch verletzlich, loyal und wahnsinnig echt. Diese Art von Figur, die man sofort in den Arm nehmen oder anschreien will – je nach Szene. Was mich besonders bewegt hat, ist die Art, wie die Autorin mit schweren Themen wie Alkoholismus, Einsamkeit, soziale Unsicherheit umgeht. Das Buch macht kein großes Drama daraus, sondern lässt all das einfach da sein. Wie im echten Leben. Und trotzdem ist die Geschichte durchzogen von einem ganz eigenen Humor, der nie respektlos, aber oft bitter-komisch ist. Ich habe stellenweise laut gelacht und dann eine Seite später mit einem Kloß im Hals weitergelesen. Die Dynamik zwischen Aideen und Meabh hat mir sehr gefallen. Keine klischeehafte Feindin-wird-zur-Freundin-Geschichte, sondern eine Entwicklung, die in kleinen Schritten geschieht. Mit Missverständnissen, unausgesprochenen Gefühlen und Momenten echter Nähe. Dass es queer ist? Ja. Aber nicht auf eine Art, die sich plakativ anfühlt. Es ist einfach ein Teil dieser Geschichte – so selbstverständlich, wie es sein sollte. Und dann ist da noch Kavi. Wenn Aideen das Herz ist, dann ist Kavi die Seele dieser Geschichte. Eine Figur, die man nie wieder vergessen möchte, weil sie mit ihrer Wärme, Energie und Offenheit alles heller macht. Ciara Smyth hat ein echtes Talent dafür, Charaktere so zu schreiben, dass sie sich anfühlen wie Menschen, die man kennt.

Fazit:
„Not My Problem“ von Ciara Smyth ist ein klug erzählter und gleichzeitig humorvoller Coming-of-Age-Roman, der wichtige Themen wie Familie, Freundschaft und Selbstwertgefühl sensibel behandelt. Die queere Liebesgeschichte ist zart, authentisch und selbstverständlich eingebettet. Eine Geschichte mit viel Witz, einer wunderbar widersprüchlichen Hauptfigur und berührenden Momenten, die sowohl unterhält als auch nachdenklich macht. Ich vergebe 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Küsse im Sommerregen sind auch nur nass

Küsse im Sommerregen sind auch nur nass
von Ciara Smyth

Magellan Verlag
Taschenbuch
Young Adult-Romance
400 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7348-8229-6
Ersterscheinung: 13.02.2025

Inhalt:
Saoirse hat sich fest vorgenommen, in ihrem Leben nichts mehr dem Zufall oder der Hoffnung auf Happy Ends zu überlassen. Ihre Mutter leidet an Demenz und erkennt sie nicht mehr, ihr Vater will neu heiraten, ihre Ex hat sie verlassen. Das Leben hat ihr deutlich gemacht, dass Vertrauen und Liebe nur wehtun. Auf einer Party begegnet sie Ruby, einem freigeistigen, strahlenden RomCom-Fan. Ruby schlägt ihr einen Deal vor: Ein Sommer voller typischer romantischer Dates, aber ohne Verpflichtungen. Nur ein Spiel, ganz ohne echtes Risiko. Aber wie romantische Komödien eben so enden, bleibt es natürlich nicht nur bei der Spielerei…

Meinung:
Ich bin mit recht hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, nicht nur, weil der Titel sofort ins Auge sticht, sondern auch, weil ich Geschichten liebe, die queere Liebesgeschichten selbstverständlich und natürlich erzählen. Und obwohl ich anfangs mit Saoirse als Figur zu kämpfen hatte, wurde sie im Laufe der Geschichte zu einer der komplexesten Protagonistinnen, die mir seit Langem begegnet sind. Saoirse ist kein einfacher Charakter. Sie ist verbittert, scharfzüngig, manchmal absichtlich verletzend. Sie misstraut allem und jedem – aus gutem Grund. Ihre Lebenssituation ist emotional zermürbend, und sie hat gelernt, sich durch Ironie und Abstand zu schützen. Diese Haltung macht es zunächst schwer, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Doch je mehr man sie begleitet, desto mehr spürt man, wie viel Schmerz unter ihrer rauen Oberfläche liegt, und wie sehr sie sich eigentlich nach Nähe und Sicherheit sehnt. Gerade deshalb war ihre Entwicklung im Laufe des Buches so glaubhaft und bewegend. Ruby als Kontrastfigur war für mich eine echte Wohltat: offen, chaotisch, voller Liebe für die kleinen, kitschigen Momente des Lebens. Ihre Idee, RomCom-Momente im echten Leben nachzustellen, klingt erst albern, ist aber ein cleverer erzählerischer Kniff. Denn genau dadurch kann man zusehen, wie Saoirse sich öffnet, wie ihre Angst, verletzt zu werden, an Relevanz verliert, weil da plötzlich jemand ist, der sie trotz (oder gerade wegen) ihrer Widersprüche sieht. Was mir besonders gut gefallen hat, war die Vielschichtigkeit der Geschichte. Es geht hier nicht nur um Verliebtheit. Es geht um familiäre Verantwortung, um den Umgang mit Krankheit, um Angst vor der Zukunft und letztlich darum, wie man sich selbst wiederfindet, wenn alles um einen herum ins Wanken gerät. Die Beziehung zwischen Saoirse und ihrer Mutter hat mich tief bewegt, gerade weil sie nicht idealisiert wird. Es ist schmerzhaft, ehrlich und real. Auch der Humor war genau mein Geschmack: sarkastisch, mit klugen Wortgefechten und pointierten Dialogen. Und obwohl ich ein kleines bisschen gebraucht habe, bis mich die Geschichte richtig gepackt hat, wurde ich am Ende mit einem bittersüßen, aber passenden Abschluss belohnt, der nicht in die typische RomCom-Falle tappt. Was der Geschichte zu einem perfekten Leseerlebnis gefehlt hat, ist schwer zu sagen. Vielleicht hätte ich mir an manchen Stellen noch mehr Tempo gewünscht oder ein paar emotionalere oder intensivere Szenen. Aber unterm Strich überwiegt ganz klar die Begeisterung.

Fazit:
Ciara Smyth erzählt in „Küsse im Sommerregen sind auch nur nass“ eine ungewöhnliche, charmante Liebesgeschichte, die den RomCom-Klischees nicht blind folgt, sondern sie clever bricht. Für alle, die nicht nur eine süße Lovestory, sondern auch ein bisschen Herzschmerz und Charakterentwicklung suchen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Falling Like Leaves

Falling Like Leaves
von Misty Wilson

Dragonfly Verlag
Paperback
Jugendbuch
352 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7488-0301-0
Ersterscheinung: 26.09.2025

Inhalt:
Als Ellis aus ihrem vertrauten Leben in New York herausgerissen wird, weil ihre Eltern eine Beziehungspause einlegen, landet sie bei ihrer Tante, ihrer Cousine und einem völlig neuen Alltag in der Kleinstadt Bramble Falls. Statt Studienvorbereitung und Großstadttrubel heißt es jetzt Erntefestival, Familiendrama und eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit. Denn ausgerechnet Cooper, ihr ehemals bester Freund und erster Kuss, lebt hier. Während der Herbst langsam über Bramble Falls zieht, beginnt für Ellis ein innerer Wandel, der mehr mit Kürbissen, Zimtaroma und zweiten Chancen zu tun hat, als sie je erwartet hätte.

Meinung:
Ich wusste schon nach wenigen Seiten, dass dieser Roman genau das Richtige für mich ist – nicht, weil es laut oder spektakulär ist, sondern weil es mit feinem Gespür erzählt, was Veränderung wirklich bedeutet. Ellis ist keine typische Protagonistin, die sich sofort in ihr neues Leben fügt. Ihre Frustration ist nachvollziehbar, ihre Reaktionen ehrlich und ungeschönt. Man leidet mit ihr, man spürt, wie sie zwischen Pflichtgefühl, Wut und Sehnsucht nach Stabilität hin- und hergerissen ist. Misty Wilson gelingt es hier, aus einem klassischen „Stadtkind-trifft-Kleinstadt“-Setting etwas Eigenes zu machen – mit Figuren, die nicht nur süß oder charmant sind, sondern Ecken und Kanten haben. Und dann ist da natürlich Cooper… Er ist kein Klischee-Bad-Boy, sondern still, tiefgründig und mit genau der richtigen Portion Verletzlichkeit ausgestattet. Die Dynamik zwischen ihm und Ellis ist zurückhaltend, langsam entflammend – und gerade deshalb so glaubwürdig. Es ist eine Geschichte, in der jede Berührung, jedes Gespräch zwischen den Zeilen wirkt. Was mich besonders berührt hat, ist der Subtext: das Loslassen alter Vorstellungen, das Wiederentdecken von Nähe und Vertrauen – nicht nur romantisch, sondern auch familiär. Die Konflikte mit der Mutter, die Zerrissenheit zwischen alter und neuer Welt, die leise Rebellion gegen Erwartungen – das alles verleiht der Geschichte Tiefe. Und ja, das Herbst-Setting ist ein Traum: Die Gerüche, die Farben, das Festival – man möchte sofort nach Bramble Falls ziehen. Der Farbschnitt und die liebevolle Buchgestaltung machen das Ganze nur noch magischer. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wie es mit den Nebenfiguren weitergeht – vor allem Sloane & Asher, und Jake & … (aber keine Spoiler!). Diese Figuren schreien regelrecht nach eigenen Geschichten.

Fazit:
„Falling Like Leaves“ von Misty Wilson ist eine herzerwärmende, atmosphärisch dichte Second-Chance-Romance, die perfekt in den Herbst passt – melancholisch, romantisch und mit einem liebevollen Blick auf Familie, Neuanfänge und das Wiederfinden alter Verbindungen. Ellis und Cooper sind zwei Figuren, die unter die Haut gehen, weil sie nicht perfekt sind, sondern echt. Wer herbstliche Kleinstadtgeschichten und das Kribbeln erster Gefühle liebt, wird dieses Buch verschlingen. Ich hoffe sehr, dass wir bald weitere Bände aus Bramble Falls erleben dürfen – ich wäre sofort wieder dabei. Von mir gibt es 5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Red Flags
Was, wenn die falsche Person die richtige ist?

Red Flags
Was, wenn die falsche Person die richtige ist?
von Sophie Jo
übersetzt von Jana Körner

‎Insel Verlag
Paperback
Jugenduch
348 Seiten
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-458-64539-9
Ersterscheinung: 18.08.2025

Inhalt:
Poppy ist 18, schlagfertig und kompromisslos – vor allem, wenn es ums Dating geht. Ihre Liste mit No-Gos ist lang, und sobald ein Typ auch nur eine klitzekleine Red Flag zeigt, ist sie weg. Cam tickt ähnlich – Beziehungen enden bei ihm, sobald es ernst wird. Beide haben also keine große Erfolgsbilanz in Sachen Liebe. Doch als ihre Freunde sie jeweils zu einer Dating-Challenge herausfordern, kreuzen sich ihre Wege: Zwei Monate durchhalten, ohne selbst Schluss zu machen. Was als eine Art Spiel beginnt, entwickelt sich zu einem komplizierten Balanceakt zwischen Prinzipien, Gefühlen und der Frage: Was, wenn man sein Perfect Match ausgerechnet in der Person findet, die man eigentlich direkt aussortieren wollte?

Meinung:
Dieser Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen, weil es genau das liefert, was eine gute YA-RomCom braucht: Witz, Herz und Tiefe – aber auch den Mut, Themen wie emotionale Reife, Beziehungsangst und Selbstschutz aufzugreifen, ohne ins Kitschige oder Predigende abzudriften. Die Hauptfiguren sind keine klassischen Stereotypen. Poppy mit ihrem kontrollierten Perfektionismus und Cam mit seiner Fluchtreflex-Mentalität stehen sich nicht nur auf Augenhöhe gegenüber – sie halten sich auch gegenseitig einen Spiegel vor. Und genau das macht ihre Dynamik so spannend. Ihre Reibungspunkte sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch zutiefst menschlich. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Art, wie Sophie Jo mit emotionalen Themen umgeht, ohne dass es je belehrend wirkt. Es ist ein Jugendbuch, ja – aber eines, das Teenager ernst nehmen. Die Dialoge wirken nie aufgesetzt, die Gedankengänge der Figuren sind nachvollziehbar, und es gibt immer wieder Momente, in denen man sich selbst ertappt fühlt – sei es in Poppys Bedürfnis nach Kontrolle oder in Cams Angst vor Verletzlichkeit. Hinzu kommt, dass die Nebencharaktere nicht einfach nur dekoratives Beiwerk sind. Besonders Opa Stan sticht hervor: warmherzig, weise, und mit genau dem richtigen Maß an trockener Lebensklugheit. Auch die freundschaftlichen Beziehungen sind authentisch und tragen viel zur Geschichte bei. Es wird schnell deutlich: Dieses Buch geht nicht nur um romantische Beziehungen, sondern auch um Selbstbild, Erwartungen und die oft unbequeme Erkenntnis, dass man selbst manchmal die größte Red Flag im eigenen Leben ist. Ein kleiner Kritikpunkt: An wenigen Stellen wird die Botschaft des Buchs – der Unterschied zwischen gesunden und toxischen Beziehungsmustern – ein wenig zu sehr in den Vordergrund gestellt. Diese Momente wirken minimal konstruiert und nehmen dem sonst sehr natürlichen Erzählfluss etwas an Leichtigkeit. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit:
„Red Flags“ von Sophie Jo ist eine warmherzige, clevere und stellenweise schmerzlich ehrliche Enemies-to-Lovers-RomCom, die sich traut, die unbequemen Seiten von Dating, Selbstschutz und emotionaler Reife zu beleuchten. Mit viel Humor, einer Prise Drama und authentischen Charakteren trifft sie genau den Nerv ihrer Zielgruppe – und darüber hinaus. Ein wunderbares Buch für alle, die an zweite Chancen glauben und bereit sind, sich auch mit den eigenen Red Flags auseinanderzusetzen. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Manchmal laufen dir Leute über den Weg, die nett anzuschauen sind. Aber dann laufen dir Leute über den Weg, bei denen »nett« einfach nicht ausreichend ist. Die haben es in eine völlig neue Sphäre von »unverschämt heiß« geschafft.“ (S. 62)
und
„Auf die Zukunft. Auf dass sie wundervoll und aufregend wird, und niemals scheiße. Sollte sie aber doch mal scheiße sein, wozu es vermutlich irgendwann kommen wird, stehen wir das zusammen durch.“ (S. 288)

{Rezension} Say You’ll Remember Me
Perfektes Date – miserables Timing

Say You’ll Remember Me
Perfektes Date – miserables Timing
von Abby Jimenez

dtv
Paperback
Romance
432 Seiten
ISBN: 978-3-423-26440-3
Ersterscheinung: 10.07.2025

Inhalt:
Samantha verbringt ihren letzten Abend in Minneapolis und rechnet nicht damit, dass ihr ein Date mit einem grummeligen Tierarzt das Herz brechen könnte – aber genau das passiert. Xavier, hinter dessen rauer Schale sich ein fürsorglicher, emotional tiefgründiger Mensch verbirgt, ist alles, was sie sich je gewünscht hat. Doch gleich am nächsten Morgen zieht Sam nach Kalifornien, um sich um ihre demente Mutter zu kümmern – und für eine Fernbeziehung fehlt beiden die Zeit, Energie oder Hoffnung. Trotzdem bleibt die Verbindung bestehen. Über tausende Meilen hinweg kämpfen sie mit Distanz, Alltagslast und der Frage: Ist eine Liebe, die zeitlich wie räumlich kaum Raum bekommt, es dennoch wert?

Meinung:
Ich bin mit hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, nicht zuletzt, weil ich „Just for the Summer“ sehr mochte – und wurde emotional anders, aber auf eine eigene Weise berührt. Die Geschichte von Samantha und Xavier ist keine klassische Lovestory mit ständigem Knistern, dramatischem Streit und kitschiger Versöhnung – sondern eine stille, reife, oft erschütternde Auseinandersetzung mit dem, was Liebe im echten Leben bedeutet. Abby Jimenez gelingt es, durch den Wechsel zwischen Sams und Xaviers Perspektiven eine Nähe zu schaffen, die mich direkt in ihre Gefühlswelten gezogen hat. Xavier war für mich dabei die Figur, die ich am stärksten empfunden habe: Ja, ein bisschen zu perfekt vielleicht – aber auch gebrochen, müde, zutiefst menschlich. Dass er sich so aufopfernd um Tiere kümmert, dabei mit seiner eigenen Vergangenheit ringt und dann trotzdem für Sam da sein will, hat mich wirklich berührt. Samantha hingegen ist tough, witzig, voller Selbstironie – aber innerlich zunehmend zerrissen zwischen Pflicht, Schuld und Sehnsucht. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter wurde nicht nur emotional, sondern sehr realistisch geschildert: Die Frustration, das Loslassen, die Suche nach Momenten, in denen noch etwas wie Nähe spürbar ist. Das hat mich persönlich getroffen – nicht, weil ich es eins zu eins kenne, sondern weil ich das Gefühl hatte, einer echten Tochter beim Trauern zuzusehen. Was mir im Mittelteil ein wenig fehlte: Luft und Raum für Zweisamkeit. Es reiht sich ein Schicksalsschlag an den nächsten, die Dialoge werden schwerer, die Momente der Leichtigkeit seltener. Die Popkultur-Referenzen (vor allem Rhysand – ja, wir lieben ihn, aber muss er immer als Maßstab herhalten?) waren für meinen Geschmack manchmal ein bisschen drüber. Auch mit dem Humor bin ich nicht immer warm geworden – die Senfwitze fand ich eher bemüht als charmant. Und dennoch: Ich habe jede Seite mit einem Gefühl von Nähe gelesen. Das liegt an Abby Jimenez’ großem Talent, emotionale Wahrhaftigkeit zu erzählen – ohne Kitsch, ohne künstliches Drama, aber mit all den Zwischentönen, die das echte Leben schreibt. Die Liebesgeschichte zwischen Xavier und Samantha mag sich langsam entfalten, aber sie ist ehrlich, tief und voller stiller Kraft.

Fazit:
Abby Jimenez erzählt in „Say You’ll Remember Me“ eine berührende Geschichte über Nähe trotz Distanz, Liebe inmitten von Verantwortung – und das Bedürfnis, sich Erinnerungen zu bewahren, bevor alles zerbricht. Die emotionale Tiefe ist eindrucksvoll, die Charaktere glaubwürdig und liebevoll gezeichnet, auch wenn der Humor nicht immer trifft und einige Passagen etwas überfrachtet wirken. Wer Liebesromane mit echtem Leben, echten Hürden und einem bittersüßen Happy End mag, wird hier fündig. Ich vergebe 4 von 5 Sternchen.