{Rezension} Foul Play
(Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie)

Foul Play
(Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie)
von Laura Willud

Kyss (Rowohlt Taschenbuch Verlag)
Paperback
Romance
432 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-499-01703-2
Ersterscheinung: 17.06.2025

Inhalt:
Ein einziger Kuss mit Joshua Reed hat gereicht, um Loris Herz in Aufruhr zu versetzen. Zwei Jahre lang hat sie ihn konsequent ignoriert, bis ausgerechnet ein gemeinsames Projekt sie wieder zusammenbringt. Joshua wiederum will nur eines: Profisportler werden. Ein Sporttag für Kinder passt da ebenso wenig in seinen Plan wie die Anziehung zu Lori, der besten Freundin seiner Schwester. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto schwieriger wird es, alten Regeln treu zu bleiben und den Gefühlen aus dem Weg zu gehen.

Meinung:
Schon nach wenigen Seiten hat mich Foul Play ganz anders abgeholt, als ich es vom ersten Band gewohnt war. Die Geschichte fühlt sich reifer an – nicht, weil sie schwerer oder dramatischer wäre, sondern weil sie tiefer geht. Während ich bei Mismatch stellenweise das Gefühl hatte, dass Charakterentwicklung und Handlung nebeneinanderherlaufen, greifen hier Emotion und Handlung deutlich besser ineinander. Lori und Joshua sind zwei Menschen, die sich nicht verlieren, sondern sich selbst suchen – und dabei in der Nähe des anderen Dinge über sich erfahren, die sie vorher nicht zulassen konnten oder wollten. Was mich besonders berührt hat, war, wie leise und gleichzeitig eindringlich Lori mit ihren Gefühlen umgeht. Ihr innerer Kampf ist keine große Show, sondern zeigt sich in Momenten des Zweifels, in kurzen Gedankengängen, in Versuchen, sich selbst zu ordnen. Dass sie Listen schreibt, um wieder klarzukommen, wirkt fast naiv – aber genau das macht es so ehrlich. Diese Art, sich selbst zu reflektieren, ohne dabei melodramatisch zu werden, hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, wirklich in ihrem Kopf zu sein – nicht nur als Beobachterin, sondern als Mitfühlende. Joshua wiederum überrascht. Anfangs wirkt er wie der klassische disziplinierte Athlet: hart an sich arbeitend, durchstrukturiert, keine Ablenkung zulassend. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr wird klar, dass hinter dieser Fassade jemand steckt, der Angst hat, falsche Entscheidungen zu treffen. Jemand, der nicht scheitern will – weder sportlich noch emotional. Und genau darin liegt seine Verletzlichkeit. Es gibt eine schöne Szene, in der deutlich wird, dass Joshua gar nicht so unnahbar ist, wie er gerne tut – dass seine Art, Menschen auf Abstand zu halten, auch Selbstschutz ist. Diese Vielschichtigkeit hat ihn mir sehr nah gebracht. Was ich besonders schön fand: Die Geschichte hetzt nicht. Sie nimmt sich Zeit, lässt Zwischenräume in den Dialogen entstehen und gibt Gedanken Raum zur Entfaltung. Das ist kein überhitzter Schlagabtausch, sondern eher ein emotionales Tasten, vorsichtig und trotzdem intensiv. Auch der Schreibstil passt perfekt dazu, denn dieser ist klar, aber mit Gefühl. Immer wieder tauchen kurze, fast poetische Formulierungen auf, die etwas in einem anstoßen, ohne aufdringlich zu sein. Was mich ebenfalls sehr angesprochen hat, war die Art, wie der Sport hier eingebettet wurde. Basketball ist nicht nur Kulisse, sondern hat Substanz. Es geht nicht nur um Training und Spiele, sondern auch um das, was Sport mit einem Menschen macht: wie er Ziele formt, Selbstbilder schafft, Erwartungen verstärkt. Gerade durch Joshuas Haltung dazu, dieses permanente Streben, bekommt man ein gutes Gefühl für den Druck, unter dem jemand stehen kann, der versucht, beides zu schaffen: persönliche Nähe und berufliche Höchstleistung. Im Vergleich zum ersten Band wirkt Foul Play klarer, fokussierter, erwachsener – ohne dabei an Leichtigkeit zu verlieren. Wo Mismatch manchmal auf der Stelle trat, hat diese Geschichte eine Richtung, eine innere Dynamik, die mich ganz natürlich durch die Seiten getragen hat.

Fazit:
„Foul Play“ von Laura Willud ist eine gelungene, emotional aufgeladene Sports-Romance, die viel mehr ist als nur knisternde Spannung zwischen zwei gegensätzlichen Charakteren. Der Fokus auf Basketball als integraler Bestandteil der Handlung war für mich ein echtes Highlight und hat dem Buch eine besondere Tiefe gegeben. Lori und Joshua sind authentische Figuren, deren innerer Zwiespalt nachvollziehbar und berührend erzählt wird. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen – für eine gefühlvolle, sportlich-dynamische Lovestory, die das Herz genauso anspricht wie den Kopf.

Lieblingszitate:
„Du hast kein Recht dazu, so etwas zu tun. Du hast kein Recht dazu, mein Liebesleben zu sabotieren. Genauso wenig, wie du das Recht hattest, mein verdammtes Herz zu berühren und es damit für immer zu verfluchen.“ (S. 109 f.)
und
„Was zusammengehört, findet einen Weg. Egal, wie viele Extrameilen es manchmal sind, und egal, wie viele Felsen es zu überwinden gibt. Man darf nur nicht aufgeben, weil die Strecke einem gerade so holprig und schwierig erscheint.“ (S. 349)

{Rezension} Lessons in Forgiving
(Bd. 2 der „Hall Beck University“-Reihe)

Lessons in Forgiving 
(Bd. 2 der „Hall Beck University“-Reihe)
von Selina Mae

LYX Verlag
Paperback
New Adult
416 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7363-2367-4
Ersterscheinung: 28.02.2025

Inhalt:
Paula Castillo studiert Journalismus an der Hall Beck University – und steht kurz davor, ihr Studium zu verlieren. Ihre letzte Chance ist ein Artikel über einen aufstrebenden Fußballstar: Henry Parker Pressley. Allerdings ist Henry nicht nur der neue Liebling der Profivereine, sondern auch Paulas Ex-Freund. Während sie beruflich funktionieren muss, holen sie die emotionalen Schatten der Vergangenheit ein. Alte Gefühle flammen auf, aber auch alte Verletzungen. Zwischen Interviews, Rückblicken und der Suche nach Wahrheit müssen Paula und Henry herausfinden, ob sie sich vergeben und eventuell auch neu vertrauen können.

Meinung:
Ich bin mit gemischten Erwartungen in diese Second-Chance-Romance gestartet. Was mich besonders berührt hat, war Paulas innere Stärke. Sie will für ihre Karriere kämpfen, trotz aller Rückschläge, und wirkt dabei nie überzeichnet. Ihre Zweifel und ihr Ehrgeiz machen sie sehr greifbar. Auch Henry wächst einem beim Lesen ans Herz, obwohl man seine Sicht leider nicht direkt erlebt. Er bleibt etwas geheimnisvoll, aber man spürt, wie viel er für Paula empfindet. Die Dynamik zwischen den beiden ist authentisch – mal knisternd, mal verletzlich, immer emotional aufgeladen. Die Rückblenden in ihre Vergangenheit sind ein echtes Highlight, sie sind sinnvoll eingebaut, schaffen Tiefe und helfen, die emotionale Spannung nachvollziehbar zu machen. Es geht hier nicht nur um Liebe, sondern auch um Selbstzweifel, Erwartungen von außen, verpasste Chancen und das Ringen um Vergebung. Das Thema Fußball ist präsent, aber angenehm dosiert als Kulisse, nicht als Hauptfigur. Schön fand ich auch, wie viele Nebenfiguren eigene Farben bekommen und das Unileben lebendig machen. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich, dass die Geschichte anfangs etwas langsam startet und Henrys Perspektive fehlt – das hätte der Beziehung noch mehr Tiefe gegeben. Trotzdem nimmt die Geschichte zur Mitte hin Fahrt auf und wird emotional sehr mitreißend.

Fazit:
Selina Mae erzählt mit „Lessons in Forgiving“ eine gefühlvolle Second-Chance-Romance, die berührt, ohne zu kitschig zu sein. Besonders die emotionale Entwicklung von Paula und Henry, das stimmungsvolle Campus-Setting und die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren machen das Buch lesenswert. Auch wenn der Einstieg etwas zäh ist und die männliche Perspektive fehlt, überzeugt die Geschichte mit viel Herz, Tiefe und glaubwürdigen Emotionen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Summer in the City
Ein Deal, keine Gefühle

Summer in the City
Ein Deal, keine Gefühle
von Alex Aster

‎FISCHER Taschenbuch
Paperback
Romance
400 Seiten
ISBN: 978-3-596-71175-8
Ersterscheinung: 28.05.2025

Inhalt:
Elle bekommt die Chance ihres Lebens: Sie soll das Drehbuch für eine große romantische Komödie schreiben. Doch sie steckt in einer hartnäckigen Schreibblockade fest – und die Zeit läuft. Um neue Inspiration zu finden, kehrt sie über den Sommer widerwillig nach New York zurück, obwohl sie die Stadt eigentlich meidet. Dort trifft sie unerwartet auf Parker Warren, einen charmanten Tech-Milliardär und alten Bekannten. Er schlägt ihr einen Deal vor: Sie spielt sein Fake-Date für die Öffentlichkeit, damit sein Image aufpoliert wird – im Gegenzug hilft er ihr, das perfekte Skript zu entwickeln. Ein klarer Deal, ganz ohne Gefühle. Nur dass sich dieser Deal bald als ziemlich schwierig erweist…

Meinung:
Dieses Buch ist pures Sommer-Feeling in Romanform – prickelnd, gefühlvoll und mit genau der richtigen Dosis an Romantik und Knistern. Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte gepackt. Elle ist eine starke, aber verletzliche Figur, mit der man sofort mitfühlt. Ihre Angst, sich zu verlieren, wenn sie sich auf andere verlässt, hat mich tief berührt. Gleichzeitig ist Parker kein typischer Bad-Boy-Milliardär, sondern ein überraschend nahbarer Charakter, der Elle mit seiner Geduld und seinem feinen Gespür langsam aus ihrer emotionalen Reserve lockt. Was mir besonders gefallen hat, ist die Balance zwischen RomCom-Leichtigkeit und emotionaler Tiefe. Die Dialoge sind pointiert, oft humorvoll und doch nie oberflächlich. Und New York ist mehr als nur Kulisse – die Stadt wird regelrecht zur dritten Hauptfigur. Die Fake-Dating-Dynamik zwischen Elle und Parker funktioniert wunderbar. Man leidet, lacht und verliebt sich beim Lesen direkt mit. Natürlich folgt die Handlung den typischen Genre-Mustern, aber genau das ist hier keine Schwäche, sondern eher eine Stärke. Alex Aster versteht es, vertraute Tropes so frisch und liebevoll zu inszenieren, dass man sich fühlt, als wäre man in seinem Lieblingsfilm.

Fazit:
„Summer in the City – Ein Deal, keine Gefühle“ von Alex Aster ist ein mitreißender Sommerroman, der das Herz erwärmt und die Seele streichelt. Mit cleverem Witz, einer ehrlichen Heldin und einem unwiderstehlichen Love Interest bietet der Roman alles, was man sich von einer modernen Billionaire-Romance wünscht. Wer eine romantische Auszeit voller Großstadtflair, Herzklopfen und Happy-End sucht, wird hier fündig. Für mich ein echtes Highlight – ich vergebe deshalb liebend gerne 5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Es fühlt sich gut an. Ich kann es nicht fassen, dass ich kurz davor war, mir eine Ausrede einfallen zu lassen und damit das Ganze verpasst hätte. Es gibt Momente im Leben, bei denen ich tatsächlich froh bin, nicht in meinem Zimmer geblieben zu sein.“ (S. 148)
und
Mit dir bin ich zu allem bereit, will ich sagen, tue ich aber nicht. Stattdessen nicke ich bloß.“ (S. 238)
und
»Du schläfst nicht zum ersten Mal auf mir ein«, sagt Parker, als er mich weckt. »Ich frage mich, ob ich deshalb beleidigt sein sollte.«
Ich lache und gähne dann. »Ich habe gelesen, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn man bei jemandem einschlafen kann, weil es bedeutet, dass man demjenigen vertraut. Es bedeutet, dass man sich sicher fühlt.«
Ich wiederhole nur, was ich mal im Internet aufgeschnappt habe, aber die Art und Weise, wie er mich ansieht, als würde er sich plötzlich geehrt fühlen, dass ich ihm die letzte Dreiviertelstunde die Schulter vollgesabbert habe, löst etwas in mir aus.“
(S. 241)
und
»Haben alle Bücher vorne Landkarten drin?«, fragt er.
»Nein« erwidere ich. »Nur die besten.«
(S. 343)
und
»Ich weiß«, erwidert er und küsst mich auf die Schulter. Drückt die Lippen an meine Schläfe. »Ich werde an jeder Abzweigung für dich da sein. Ich bin die Karte, die dir hilft, deinen Weg zu dir selbst zu finden.«“ (S. 395)

{Rezension} When in Rome

When in Rome
Liebesglück und Kuchenträume
von Sarah Adams

‎FISCHER Taschenbuch
Taschenbuch
Romance / New Adult
400 Seiten
ISBN: 978-3-596-70955-7
Ersterscheinung: 27.03.2024

Eine erfolgreiche Popsängerin, ein grummeliger Kleinstadt-Bäcker und romantische Verwicklungen

Inhalt:
Amelia ist eine erfolgreiche Popsängerin und müde vom Leben im Rampenlicht, sie braucht dringend eine Auszeit. Ohne festen Plan landet sie in der Kleinstadt Rome, wo ihr Auto prompt den Geist aufgibt – ausgerechnet in Noahs Vorgarten. Der ist von Gesellschaft zwar wenig begeistert, doch gezwungenermaßen bietet er ihr ein Gästezimmer an. Was als Zufallsbegegnung beginnt, entwickelt sich langsam zu einer unerwarteten Verbindung: Zwischen Kleinstadtidylle, Kuchenduft und liebevollen Familienbanden entdecken zwei gegensätzliche Menschen, dass sie sich vielleicht gerade dort am meisten finden, wo sie es nie erwartet hätten.

Meinung:
Ich hatte bei diesem Buch genau das bekommen, was ich mir erhofft hatte – und vielleicht sogar ein kleines bisschen mehr. Die Geschichte ist wie eine warme Decke an einem regnerischen Tag: vertraut, tröstlich, ein bisschen klischeehaft, aber genau richtig. Amelia ist keine naive Tagträumerin, sondern eine Frau, die spürt, dass sie dringend eine Pause braucht – nicht nur vom Ruhm, sondern auch von sich selbst. Ihre Sehnsucht nach einem normalen Leben, fernab von Blitzlichtgewitter und Dauerdruck, war für mich sehr nachvollziehbar.
Noah bildet dazu den idealen Gegenpol – still, zurückgezogen, mit einer gewissen Skepsis gegenüber allem, was von außen kommt. Gerade das macht ihre Begegnung so reizvoll. Natürlich war vieles vorhersehbar, aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan – im Gegenteil. Ich habe mich auf diese kleine Stadt und ihre Bewohner sehr gerne eingelassen. Besonders Noahs Schwestern und das ganze Setting rund um die Bäckerei haben die Geschichte lebendig gemacht.
Was mir besonders gefallen hat, war die ruhige, fast entschleunigte Erzählweise. Es gibt kein künstlich aufgebauschtes Drama, keine überzogenen Spannungsbögen – dafür viel Atmosphäre, Humor und spürbare Nähe zu den Figuren. Ein kleines bisschen mehr Tiefgang an der einen oder anderen Stelle hätte das Ganze vielleicht noch abgerundet. Aber auch so ist es ein Roman, der beim Lesen einfach guttut. Der Schreibstil von Sarah Adams ist flüssig, charmant und bringt genau die richtige Mischung aus Leichtigkeit und Gefühl mit.

Fazit:
„When in Rome – Liebesglück und Kuchenträume“ von Sarah Adamsist eine zauberhafte Wohlfühlromanze, die mit viel Herz, liebenswerten Charakteren und charmantem Kleinstadtflair punktet. Die Geschichte von Amelia und Noah erzählt nicht nur vom Verlieben, sondern auch vom Loslassen, Ankommen und der Sehnsucht nach einem echten Leben. Wer Cosy-RomComs liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Für mich ein echtes Highlight – ich vergebe deshalb liebend gerne 4,5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Ihr Duft ist wie ein Riesenradiergummi, der meine normalen Ich-bin-glücklich-allein-Gedanken auslöscht und widerwärtige kleine Herzchen darüberkritzelt.“ (S. 29 f.)
und
Man kennt solche Freunde ja. Sie fragen dich Wie geht es dir? Und du antwortest Großartig. obwohl dein Leben gerade in Scherben liegt. Definitiv nicht die Art von Freunden, die man vom Badezimmer eines fremden Hauses aus anrufen kann, weil man versehentlich die Toilette verstopft hat und nun dringend ein Fluchtauto braucht.“ (S. 55 f.)
und
…aber heute will ich einfach nur jemanden haben, der Scrabble mit mir spielt und neben dem ich mich unter eine Decke kuscheln kann.“ (S. 61)
und
Wie hat diese Frau es fertiggebracht, mein Leben so schnell auf den Kopf zu stellen? Ich habe schon Tornados erlebt, die langsamer durch diese Stadt gefegt sind. Und wahrscheinlich auch weniger Schaden angerichtet haben, als sie es vermutlich tun wird.“ (S. 103)
und
…Und die Welt will immer nur Rae Rose.« Eine lange Pause, dann seufzt sie tief. »Ich ertrinke, und keiner sieht mich.«“ (S. 136)
und
Es ist nicht Verliebtheit. Nicht einmal Lust. Sondern das Schlimmste aller Gefühle… Sie bedeutet mir etwas.“ (S. 136)

{Rezension} Funny Story

Funny Story
von Emily Henry
übersetzt von Katharina Naumann und Silke Jellinghaus

Knaur TB
Paperback mit Klappen / Limitierte Auflage mit Farbschnitt
464 Seiten
ISBN: 978-3-426-28432-2
Ersterscheinung: 02.05.2024

Zwei Fremde.
Eine Gemeinsamkeit.
Und der Beginn einer FUNNY STORY
.

Inhalt:
Daphne steht vor den Trümmern ihres Lebens: Ihr Verlobter Peter verlässt sie kurz vor der Hochzeit – ausgerechnet für seine Kindheitsfreundin Petra. Zurück bleibt Daphne in Peters Heimatort, ohne Familie, ohne Freundeskreis – aber mit einem neuen Mitbewohner: Miles, Petras ebenfalls frisch verlassener Ex. Zwei gebrochene Herzen in einer Zweck-WG, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch aus vorsichtiger Distanz entwickelt sich eine Freundschaft, und bald auch mehr – begleitet von einem kleinen Plan, der ihre Ex-Partner eifersüchtig machen soll. Nur: Was, wenn aus dem Spiel plötzlich echte Gefühle werden?

Meinung:
Dieses Buch hat mich mit einem Augenzwinkern angelockt – und mit leiser Tiefe überrascht. Emily Henry gelingt es einmal mehr, Figuren zu erschaffen, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Eigenheiten sofort nahbar wirken. Daphne war für mich von Anfang an greifbar: verletzt, überfordert, aber nicht bereit, sich unterkriegen zu lassen. Besonders gelungen fand ich, wie die Autorin Daphnes emotionale Entwicklung schildert – sie ist nicht einfach „die Verlassene“, sondern eine Frau, die ihr Leben reflektiert, sich neu sortieren muss und sich zaghaft wieder öffnet. Miles ist dabei nicht nur ein charmanter Love Interest, sondern ein vielschichtiger Charakter, der seine eigene emotionale Geschichte mitbringt. Anfangs wirkt er wie das Gegenteil von Daphne – ein bisschen verplant, leicht melancholisch, ein Mensch, der in Lovesongs Trost sucht. Doch nach und nach zeigt sich, wie feinfühlig er ist, wie er Daphne zuhört, sie sieht – und wie ihre Gegensätze nicht trennen, sondern verbinden. Die Friends-to-Lovers-Dynamik ist wunderbar erzählt. Es ist kein „Knall und alles ist anders“-Moment, sondern eine stille, langsame Annäherung, bei der jede gemeinsame Szene leise knistert. Besonders gut hat mir gefallen, wie natürlich sich die Gefühle zwischen ihnen entwickeln – nicht trotz, sondern wegen ihrer emotionalen Altlasten. Ja, der Anfang ist gemächlich. Und ja, einige Nebenhandlungen hätten straffer erzählt werden können. Aber vielleicht ist genau das auch ein Teil des Charmes: Diese Geschichte nimmt sich Zeit, um sich zu entfalten. Der Humor ist nicht vordergründig laut, sondern oft subtil – ein sarkastischer Gedanke, ein schräger Dialog, ein unausgesprochener Blick. Waning Bay als Setting fühlt sich dabei fast wie eine Figur an – ruhig, mal ein bisschen langweilig, aber voller kleiner Momente, die das Herz berühren. Die Ausflüge, die Gespräche im Halbdunkel, die kleinen Schritte aufeinander zu: Das alles ergibt eine romantische Geschichte, die mehr ist als ein bloßer Zeitvertreib.

Fazit:
Emily Henry beweist mit „Funny Story” erneut ihr Gespür für tiefe Gefühle, leisen Witz und fein gezeichnete Figuren. Die Friends-to-Lovers-Romanze zwischen Daphne und Miles ist zart, berührend und trotz aller melancholischer Untertöne auch einfühlsam witzig. Zwar hat die Geschichte kleine Längen und bleibt etwas ruhiger als mancher Vorgänger, aber sie trifft dafür genau die Zwischentöne, die oft übersehen werden. Für Fans von gefühlvoller Romantik mit Herz und Humor. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
Auf die besten Dinge im Leben lohnt es sich zu warten.“ (S. 10)
und
Das Leben ist wie eine Drehtür. Die meisten Dinge, die hereinkommen, bleiben nicht allzu lange.“ (S. 27)
und
Er hat dir gesagt, du sollest ihm vertrauen, und das hast du getan. Das ist es, was man bei Leuten, die man liebt, auch tun sollte. Aber sie können dem manchmal eben nicht gerecht wer
den.“ (S. 104 f.)
und
Das Kribbeln in meiner Brust verschwindet, stattdessen ist jetzt Blei drin.“ (S. 179)
und
Verlass dich auf Handlungen, nicht auf Worte.
Liebe niemanden, der nicht bereit ist, dich zurückzulieben.
Lass die Menschen los, die nicht an dir festhalten.
Warte nicht auf Menschen, die sich für dich nicht beeilen.“ (S. 195 f.)
und
Lass mich nicht fallen. … Niemals.“ (S. 345)
und
Es ist leicht, mit Leuten zusammen zu sein, die dich nicht kennen. Aber sobald jemand anfängt, dich zu durchschauen – sobald du nicht mehr perfekt sein kannst -, ist es einfacher, weiterzuziehen. Jemand Neuen finden, für den du wieder der coole, lustige, entspannte Typ sein kannst.“ (S. 356)
und
Du, mein Mädchen, bist, was auch immer du sein willst. Aber ich hoffe, dass du dir immer ein Stück von dem Mädchen erhältst, das am Fenster gesessen und auf das Beste gehofft hat. Das Leben ist zu kurz, um uns jede Hoffnung auszureden und den Versuch zu machen, jedem schlechten Gefühl auszuweichen. Manchmal muss man Unangenehmes aushalten, anstatt davonzulaufen.“ (S. 394)
und
Wie sich herausstellt, ist eine Überraschung etwas anderes, wenn sie von jemandem kommt, der einen kennt und liebt.“ (S. 429)