Die im Mittelrheintal geborene Autorin Sarah Nisse begann während ihres Studiums der Geschichte, Politikwissenschaft und Publizistik Romane zu schreiben, vorwiegend für Jugendliche – nun aber auch für Kinder. Mit „Lilous Wundergarten“ ist bereits im Frühjahr der erste Band der Reihe voller botanischer Ideen, mit farbenfrohen Illustrationen und einer spannenden Handlung erschienen. Dieser magische Reihenauftakt hat mich entzückt und vollkommen begeistert. Ich war so gespannt auf die Fortsetzung, die uns diesmal nach Südfrankreich reisen lässt, dass ich unbedingt noch ein paar Hintergrundinformationen zu „Lilou“ in Erfahrung bringen wollte. Wie gut, dass Sarah neben ihrer Arbeit als Lehrerin und Autorin etwas Zeit hatte, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Leo: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Sarah: Ich habe erst 2010 während meines Studiums begonnen, Geschichten zu schreiben. Damals habe ich nach einer langen Leseflaute endlich den letzten Harry Potter-Band gelesen und plötzlich hat mich der Wunsch gepackt, selbst solche fantasievollen Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben. Ich habe erst einmal ziemlich viel übers Romanschreiben recherchiert und Schreibratgeber gelesen und dann hat es noch ein paar Jahre gedauert, bis ich tatsächlich meinen ersten Jugendroman „Dunkelherz“ fertiggestellt hatte. Aber seitdem hat mich das Schreiben nicht mehr losgelassen und ist zu einem festen Teil meines Lebens geworden, den ich nicht mehr missen möchte.
Leo: Was war dein Lieblingsbuch in deiner Kindheit?
Sarah: In meiner Kindheit habe ich alles von Enid Blyton verschlungen, aber auch Reihen wie „TKKG“ oder Pferdebücher wie „Bille & Zottel“. Bücher, die mich geprägt haben, waren „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende, oder auch „Der goldene Kompass“ von Philip Pullman, und später in meinen Jugendjahren natürlich „Harry Potter“.
Leo: Welche Bücher gehören heute zu deinen Lieblingsbüchern? Was liest du gerne?
Sarah: Ich lese noch immer sehr gerne fantasievolle Geschichten, so liebe ich zum Beispiel die Bücher von Cornelia Funke. Zu meinen Lieblingsbüchern gehören auf jeden Fall „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak und „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ von Ali Shaw. Im Kinderbuchbereich hat mich die „Nevermoor“-Reihe von Jessica Townsend sehr begeistert.
Leo: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus? Gibt es einen speziellen Arbeitsplatz? Wie arbeitest du am liebsten? Und wo schreibst du?
Sarah: Einen festen Arbeitsplatz habe ich gar nicht – ich wechsle immer zwischen Wohnzimmertisch, Sofa oder Balkon hin und her. Ich schreibe auch sehr gerne im Zug oder im Café, das finde ich besonders inspirierend. Da ich beim Schreiben Musik höre, werde ich auch nicht von den Gesprächen um mich herum abgelenkt. Am produktivsten war ich bisher allerdings immer, wenn ich in der Uni-Bibliothek geschrieben habe – da arbeiten einfach alle so fleißig und konzentriert, dass man gar nicht anders kann, als sich auf seinen Text zu konzentrieren 😉
Leo: Wie sieht so ein typischer Arbeitstag aus? Hast du überhaupt einen typischen Alltag? Du bist ja „nebenher“ auch noch Lehrerin, wie viel Zeit bleibt einem dabei, um an einem Buch zu schreiben?
Sarah: Ich habe tatsächlich keinen typischen Schreiballtag. Das Schreiben ist neben dem Lehrerdasein mein Nebenberuf und so versuche ich mich regelmäßig an meine Texte und Geschichten zu setzen, wenn die „Lehreraufgaben“ abgearbeitet sind. Das ist dann oft am Abend oder am Wochenende für ein paar Stunden der Fall, zwischendurch in einer Freistunde oder im Zug auf dem Weg zur Arbeit.
Leo: Was machst du, um Ideen zu sammeln? Wann kommen dir die besten Ideen? Gibt es Tage, an denen dir gar nichts einfällt? Tage, an denen du einfach ideenlos bist? Und vor allem, was machst du, wenn dir nichts einfällt?
Sarah: Die Sache mit den Ideen fasziniert mich selbst immer wieder, denn meist suche ich gar nicht aktiv nach ihnen, sondern sie überfallen mich aus dem Hinterhalt und ich kann oft gar nicht sagen, wo sie genau herkommen. Dinge, die ich im Alltag erlebe, können mich genauso inspirieren wie Erinnerungen, Recherche zu einem bestimmten Thema, Essen, Bücher, Filme, Serien oder sonstige Kunst. Sehr stark werde ich auch vom Reisen inspiriert – wenn ich einen neuen Ort bereise, will ich am liebsten die Atmosphäre aufsaugen und eine neue Geschichte dort ansiedeln. Alle Ideen, die etwas taugen, notiere ich in einem Notizbuch. Das hilft dann auch über die Phasen hinweg, in denen ich ideenlos bin, denn natürlich kommen neue Ideen nicht ständig und regelmäßig, sondern meist dann, wenn man gar nicht mit ihnen rechnet.
Wenn ich aus einer groben Idee eine Geschichte entwickeln will und dabei einfach nicht weiterkomme, hilft es mir, die Handlung der Geschichte aufzuschreiben oder mit Freunden und Familie zu brainstormen – das weckt meistens neue Ideen und löst den Knoten im Gehirn.
Leo: Wie lange hast du insgesamt gebraucht bis zur Fertigstellung von Lilous Wundergarten?
Sarah: Für Teil 1 von Lilous Wundergarten habe ich etwas länger gebraucht, denn ich habe zunächst die Idee entwickelt, ein Exposé, also eine Inhaltsangabe, und eine lange Leseprobe für meine Agentur geschrieben und dann ist Lilou auf Verlagssuche gegangen. Da es mein erstes Kinderbuch ab 8 war, musste ich zunächst in die Erzählstimme finden, da ich vorher nur Jugendbücher geschrieben hatte – es waren einige Überarbeitungen nötig, bis ich zufrieden war. Während der Verlagssuche lag das unfertige Manuskript dann erst einmal in meiner Schublade, bis sich die Chance bei Schneiderbuch ergeben hat.
Da ich mir bereits im Voraus Gedanken um ein Konzept für Teil 2 gemacht hatte, ging das Schreiben von „Feigenmut und Lavendelduft“ wesentlich schneller – da konnte ich die Rohfassung innerhalb von ein bis zwei Monaten fertigstellen.
Leo: Welche Projekte planst du? Wie sieht die buchige Zukunft aus?
Sarah: Ich habe viele neue Ideen für Kinder- und Jugendbücher und möchte in den nächsten Jahren auf jeden Fall weiter in diesem Bereich veröffentlichen. Gerade arbeite ich mit meiner Agentur an einer neuen fantastischen Kinderbuchidee ab 10, zwei neue Kinderbuchkonzepte sind schon ausgearbeitet und aktuell auf Verlagssuche und vor ein paar Tagen hat mich im Urlaub in Brügge plötzlich eine ganz neue Idee „überfallen“, zu der ich jetzt ein Notizbuch vollschreibe 🙂 Ich bin selbst sehr gespannt, was sich in den nächsten Jahren ergeben wird!