Conni, das Traumzimmer und andere Baustellen (Bd. 15 der „Conni & Co“-Reihe) von Karoline Sander
Carlsen Verlag Hardcover Kinder- und Jugendbuch 192 Seiten Altersempfehlung: 10-14 Jahre ISBN: 978-3-551-55715-5 Ersterscheinung: 31.05.2019
Inhalt: Endlich darf Conni ihr Zimmer renovieren. Sie findet nämlich, dass das viel zu kindlich ist. Doch wie streicht man so eine Wand? Wo soll sie während den Renovierungsarbeiten schlafen? Und was ist mit dem Praktikumstag? Am allerliebsten möchte Conni natürlich den Platz beim Tierarzt Dr. Winter haben, doch den bekommt Billi. Und als sie sich auch noch mit Philipp streitet und der scheinbar nichts mehr von ihr wissen will, ist Conni vollkommen verzweifelt. Was macht man in so einer Situation? Denn einen Rückzugsort hat sie auch nicht. In einem halb fertigen Zimmer, das total nach Farbe stinkt, da kann man ja nicht schlafen. Was nun?
Meinung: Seit ich denken kann, bin ich ein Conni-Fan. Früher waren es die Pixi- und Lesemaus-Bücher, die mich durch die Kindergartenzeit begleitet haben und nun ist es die große Conni mit den Büchern aus der „Conni & Co“-Reihe. Welche Reihe außer unserer lieben Conni begleitet einen über die ganze Kindheit hinweg? Ich kenne eigentlich keine. Und mit der „Conni 15“-Reihe geht das sogar noch bis zum 15. Geburtstag weiter. Einfach klasse! „Conni, das Traumzimmer und andere Baustellen“ fügt sich gut zu den bisherigen Bänden der Reihe ein, auch wenn ich sagen muss, dass mir tatsächlich auffällt, dass Band 14 und 15 von Karoline Sander geschrieben wurden. Nicht, dass ich was zu bemängeln hätte, aber der Schreibstil unterscheidet sich doch ein klein wenig zu den Bänden, die zuvor von Dagmar Hoßfeld geschrieben wurden. Viele kritisieren, dass es in den Conni-Büchern eher lasch und langweilig zugeht, aber lasst uns doch mal ehrlich sein, genau die normale und bodenständige Conni macht doch die ganze Reihe aus. Conni ist ein Mädchen wie du und ich. Conni hat keine Superkräfte und zaubern kann sie auch nicht, aber sie lässt die Leserin an ihrem stinknormalen Leben teilhaben, sodass ich als Leserin das Gefühl habe, Conni könnte tatsächlich eine meiner Freundinnen sein. Übrigens gibt es am Ende des Buches eine richtig coole DIY-Anleitung, wie man aus einer einfachen Obstkiste einen bewegbaren Beistelltisch selber machen kann.
Fazit: Mit „Conni & Co: Conni, das Traumzimmer und andere Baustellen“ von Karoline Sander ist wieder ein neuer Band der beliebten Reihe erschienen, der diesmal sogar eine pfiffige DIY-Anleitung beinhaltet. Ich empfehle diese Reihe Mädchen im Alter zwischen 10 und 14, die gerne Familien- und Freundschaftsgeschichten lesen und vergebe liebend gerne 5 von 5 Sternchen.
Herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
Wunschbüro Edda Der Oma-Sissi-Fall (Bd. 2) von Suza Kolb mit Illustrationen von Daniela Kunkel
Magellan Verlag Hardcover mit Relieflack Kinderbuch 112 Seiten Altersempfehlung: ab 7 Jahren ISBN: 978-3-7348-4121-7 Ersterscheinung: 17.07.2019
Inhalt: Ab sofort kümmert sich Edda mit ihrem Freund Noah um die Herzenswünsche anderer. Oma Sissi möchte sich gerne wieder mit ihrer Freundin vertragen. Aber wer ist denn überhaupt Oma Sissis beste Freundin? Edda und Noah machen sich sofort auf die Suche, denn es gibt viel zu tun in Eddas Wunschbüro…
Meinung: Es ist tatsächlich kaum möglich, aber die Fortsetzung der zauberhaften Reihe „Wunschbüro Edda“ ist wahrhaftig sogar noch besser als Band 1. Das Cover ist wie auch beim ersten Band ein Traum. Auch die Illustrationen im Buch sind wunderschön gestaltet, bis ins kleinste Detail fein ausgearbeitet. Von der ersten Seite an war ich entzückt und verzaubert. Der Schreibstil der Autorin ist harmonisch und gefällt mir unglaublich gut. Die Kapitel sind übersichtlich und die Schrift ist angenehm groß. Die Protagonistin Edda muss man einfach gern haben. Auch ihre Freunde Noah und Oma Sissi sind äußerst sympathisch. Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich diese Reihe weiterlesen möchte.
Fazit: Ich bin ganz entzückt. „Wunschbüro Edda: Der Oma-Sissi-Fall“ von Suza Kolb ist eine liebenswerte Geschichte für Mädchen und Jungs ab 7 Jahren. Die detailreichen und farbenfrohen Illustrationen ergänzen die Geschichte perfekt. Liebend gerne vergebe ich deshalb 5 von 5 Sternchen und freue mich jetzt schon auf Band 3.
Herzlichen Dank an den Magellan Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
Wunschbüro Edda Eine Kiste voller Wünsche (Bd. 1) von Suza Kolb mit Illustrationen von Daniela Kunkel
Magellan Verlag Hardcover mit Relieflack Kinderbuch 112 Seiten Altersempfehlung: ab 7 Jahren ISBN: 978-3-7348-4120-0 Ersterscheinung: 17.07.2019
Inhalt: Die 8-jährige Edda hat einen großen Wunsch, einen Herzenswunsch. Sie wünscht sich so sehr ein Pony, jedoch erfüllt sich dieser Wunsch nicht. Auch eine echte Freundin zu haben, wäre schön, denn ihre Freundin Pari ist leider nur eine imaginäre Freundin. Wie gut, dass Frau Schmittke aus dem Buchladen Edda eines Tages vom Wunschtausch erzählt. Wenn man anderen nämlich einen Wunsch erfüllt, klappt das mit dem eigenen Herzenswunsch.
Meinung: Das Cover und auch die zahlreichen Illustrationen von Daniela Kunkel sind traumhaft schön und herrlich bunt. Auch die Straßenkarte vorne und hinten im Buch ist wunderschön gestaltet. Der Schreibstil der Autorin ist harmonisch, kindgerecht und leicht zu lesen. Die Kapitel sind übersichtlich und die Schrift ist angenehm groß. Die Geschichte rund um die sympathische Protagonistin Edda ist liebevoll und herzerwärmend erzählt. Das Cover mag rein optisch vielleicht eher Mädchen ansprechen, jedoch ist das Buch auch bestens für Jungs geeignet. Am Ende der Geschichte gibt es eine Bastelanleitung für eine eigene Herzwunschkiste. Ich habe es mir hierbei allerdings etwas einfach gemacht und den Bastelbogen des Verlages verwendet. 😉 Themen wie Freundschaft, Kreativität und Mut stehen bei dieser Reihe im Vordergrund und ich freue mich nun auf Band 2, der zeitgleich mit dem Reihenauftakt erschienen ist.
Fazit: Mit „Wunschbüro Edda: Eine Kiste voller Wünsche“ ist Suza Kolb ein wunderschöner Reihenauftakt gelungen. Diese lustige, aber dennoch lehrreiche Geschichte für Kinder ab 7 Jahren mag Mädchen vielleicht eher ansprechen, jedoch ist sie auch bestens für Jungs geeignet. Ich wurde bestens unterhalten und vergebe daher liebend gerne 5 von 5 Sternchen.
Herzlichen Dank an den Magellan Verlag für dieses Rezensionsexemplar.
Inhalt: In einem grünen und sonnigen Tal lebten einst die kleinen Mucksmäuschen. Sie waren stets fleißig und rücksichtsvoll. Die Mucksmäuschen sprachen sehr wenig und waren eher ein zurückhaltendes und leises Volk. Leider waren sie so still und leise, dass die anderen Tiere keine Rücksicht mehr auf die Mucksmäuschen nahmen – sie hörten sie nicht einmal mehr. Nicht einmal dann, als ein großes Unheil bevorstand…
Meinung: Da „Das Mucksmäuschen“ von Monika Augustin 2019 mit dem Deutschen Selfpublishing-Preis in der Kategorie „Belletristik & Kinder- und Jugendbuch“ ausgezeichnet wurde, war ich neugierig und gespannt, was mich erwarten würde. In meiner Mucksmäuschen-Box war nicht nur das Buch enthalten, sondern noch ein Mucksmäuschen-Malbuch mit Stiften und ein zauberhafter Mucksmäuschen-Keksausstecher inklusive Rezept. Wer mich kennt, weiß, dass ich Mäuse seit jeher liebe und mit süßen Leckerlis hat man mich sowieso schon auf seiner Seite. Abgesehen von diesen Goodies versuchte ich, objektiv und neutral das Buch zu lesen und war dennoch sofort entzückt. Das Buch ist farbenfroh illustriert und erzählt uns die Geschichte der höflichen und zurückhaltenden Mucksmäuschen, die schlichtweg von allen anderen übersehen und überhört werden – ein Abbild unserer Gesellschaft. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass heutzutage nur die „lauten“ Menschen im Leben vorankommen und die Lieben und Netten im Vergleich immer den Kürzeren ziehen. Dennoch soll dieses Buch Kindern Mut machen, sich nicht alles gefallen zu lassen. Wenn Kinder früh genug lernen Rücksicht aufeinander zu nehmen und den Mut haben, über sich hinauszuwachsen, können auch die, die sonst immer still und leise sind, sich Gehör verschaffen. Die Sätze sind für die Zielgruppe tatsächlich manchmal etwas zu lang gewählt, jedoch ist der Schreibstil der Autorin kindgerecht und leicht verständlich. Ich persönlich würde eine Altersempfehlung für Kindergartenkinder zwischen 3 und 6 Jahren aussprechen. Mit dieser Geschichte lernen selbst die kleinsten Kinder, dass man manchmal etwas Mut benötigt, um sich die notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Fazit: „Das Mucksmäuschen“ von Monika Augustin ist ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch, das ich als Vorlesegeschichte für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren empfehlen würde. Von mir gibt es für dieses Mutmachbuch 5 von 5 Sternchen.
Bereits vor einem Jahr hatte ich das Vergnügen, einer Lesung von Ralph Caspers lauschen zu dürfen. Ich kann euch sagen, ein wahrhaftiges Vergnügen – nicht nur für die kleinen Zuhörer! Ich habe mittlerweile schon unzählige Lesungen besucht, aber keine war so lustig wie die von Ralph Caspers. Ob Groß oder Klein, alle Augen strahlten am Ende. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Ralph Casper nun sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement für die Bildung ausgezeichnet wurde. Als Moderator der „Sendung mit der Maus“ und „Wissen macht Ah!“ erklärt er uns Kindern Interessantes und Wissenswertes aus der ganzen Welt und das nicht nur lustig und urkomisch, sondern tatsächlich auch lehrreich. Klar, dass ich nun die Gelegenheit genutzt habe, um noch mehr über ihn zu erfahren.
Leo: Liest du eigentlich gerne?
Ralph: Ja, sehr gerne.
Leo: Und was war dein Lieblingsbuch in der Kindheit?
Ralph: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe früher total viel gelesen. Natürlich habe ich sowas wie „Die drei ???“ oder „TKKG“ und „Burg Schreckenstein“, diese typischen Kinder- und Jugendbücher gelesen. Und ich habe total gerne „Edgar Allen Poe“ gelesen. Es war nämlich so, dass wir bei irgendeinem Familienfest waren, da war ich so alt wie du, gerade 10 und mir war wahnsinnig langweilig, weil die Familienfeste früher einfach so unglaublich langweilig waren. Das war bei meinem Onkel und da bin ich einfach zum Bücherschrank gegangen, habe geschaut, was es da für Bücher gibt und habe da irgendein Buch herausgezogen. Das war eben von Edgar Allen Poe und aus diesem Buch habe ich dann Geschichten gelesen. Die waren echt super! Und seitdem bin ich ein großer Edgar Allen Poe-Fan.
Leo: Und was ist heutzutage dein Lieblingsbuch?
Ralph: Heutzutage? Hmm…
Leo: Es kann auch dein eigenes sein. 😉
Ralph: Ja, natürlich ist mein eigenes Buch mein Lieblingsbuch. Das
Tolle ist ja, wenn man ein eigenes Buch hat, dann kann man genau die
Geschichten schreiben, die man selbst lesen möchte oder die Geschichten, die
man selber gerne vorlesen möchte. Das ist schon echt angenehm. Ansonsten habe
ich nicht unbedingt DAS Lieblingsbuch. Das wechselt immer. Ich versuche immer,
das Buch, das ich gerade lese, am liebsten zu lesen.
Leo: Wie bist du eigentlich zum Bücherschreiben gekommen?
Ralph: Aus Langeweile. Ich habe meiner Tochter immer Sachen
vorlesen müssen zum Einschlafen. Als sie ganz klein war, war das eben hauptsächlich
Conni. Und Conni wird irgendwann echt langweilig.
Leo: Ich erhebe Einspruch. Conni ist echt genial! Es gibt z.B.
auch eine Conni 15-Reihe, d.h., man kann es von klein bis groß lesen.
Ralph: Ja, aber es ist echt nicht toll, wenn man fünfzehnmal hintereinander „Conni geht zum Zahnarzt“ oder „Conni kommt in den Kindergarten“ liest. Dann ist es mir passiert, dass ich die Bücher schon auswendig konnte und beim Vorlesen eingeschlafen bin. Trotzdem habe ich aber weitergesprochen, weil ich sie eben schon auswendig konnte. Irgendwann habe ich selbst Sachen dazuerfunden. Das kam aber nicht so gut an. Dann habe ich Conni weggelegt und gesagt „Ich erzähle dir jetzt was ganz anderes“. Also habe ich was ganz anderes erzählt. Das waren nach einer Weile aber so viele Geschichten, dass ich diese nur noch aufschreiben musste.
Leo: Wem liest du als Erstes deine Texte vor?
Ralph: Mir. Beim Schreiben. Und dann lach‘ ich mich meistens kaputt. Aber ansonsten kommt es darauf an, was es für Texte sind. „Wissen macht Ah!“-Texte, die ich ja auch schreibe, die lese ich nur mir vor. Aber wenn ich Geschichten schreibe, dann sind meine Kinder eigentlich die ersten, denen ich davon erzähle und das dann vorlese.
Leo: Du machst ja Lesungen mit Kindern. Fällt dir dazu spontan ein Erlebnis ein?
Ralph: Ja, da fallen mir viele ein. An was hast du denn gedacht?
Leo: Vielleicht an was Witziges?
Ralph: Das, was ich da immer vorlese, sind ja
Gute-Nacht-Geschichten. Und ich versuche immer, so langweilig und monoton wie
nur möglich vorzulesen, damit alle einschlafen. Das ist mir bis heute aber noch
nicht geglückt.
Leo: D.h., das ist dein Ziel bei deinen Lesungen?
Ralph: Ja. Mein Ziel ist es, dass alle einschlafen. Ich arbeite
daran und vielleicht klappt es ja hier bei dieser Lesung. Das Schöne ist ja,
dass die Chance, je später man liest, steigt, dass die Leute schon müde sind. Aber
wir werden es ja sehen, ob heute jemand einschläft. Also ist es vollkommen
okay, wenn du einschläfst. Ich nehme es nicht persönlich.
Lesung vom 07. Dezember 2019 in Stuttgart aus dem Buch „Wenn Riesen reisen“
Leo: Gibt es bei dir so etwas wie einen typischen Arbeitstag?
Ralph: Ja, den gibt es. Wenn ich für „Wissen macht Ah!“ arbeite, sieht mein typischer Arbeitstag so aus, dass ich um 9 Uhr im Studio anfange. Dann mache ich erst mal eine Besprechung mit allen Leuten, die irgendwie mithelfen, wie der Drehtag aussehen soll. Anschließend werde ich geschminkt, während die dann schon mal die erste Moderation einrichten, also das Licht aufbauen, die Requisiten hinstellen und so. Wenn Clarissa und ich dann fertig sind, gehen wir ins Studio und machen eine Probe mit Kamera, Ton und allen Requisiten. Das wiederholt sich dann ein paar Mal, bis eine ganze Sendung fertig ist. Zusammen sind das sechs Moderationen, die sich wiederholen. Am Abend gegen 18 Uhr schminke ich mich dann ab und fahre nach Hause. Das ist dann so der typische Arbeitstag, wenn ich für „Wissen macht Ah!“ im Studio bin. Wenn ich aber schreibe und nicht ins Studio fahre, dann gibt es keinen typischen Tag. Manchmal bleibe ich einfach im Bett liegen. Manchmal stehe ich auf, ziehe mich aber nicht an und schreibe in der Küche. Manchmal setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Manchmal fahre ich ins Büro und arbeite da. Manchmal gehe ich mit dem Hund spazieren und überlege mir da neue Geschichten. Manchmal fahre ich irgendwo hin und lese vor. Es gibt also keinen typischen Arbeitstag, den ich jeden Tag habe.
Leo: Welche Arbeit magst du am meisten? Bücher schreiben, im Studio drehen oder die Arbeit zusammen mit Kindern und Jugendlichen, denen du etwas beibringen oder auch vorlesen kannst?
Ralph: Ich mag alles. Also, ich kann nicht sagen, was ich lieber
mag. Tut mir leid.
Leo: Ist ja aber auch schön, wenn dir deine Arbeit Spaß macht.
Ralph: Ja, das finde ich auch! Ich habe kein Hobby. Hobbys sind
ja immer solche Sachen, die man braucht, um den Arbeitstag zu kompensieren,
damit man da einen Ausgleich hat. Aber weil meine Arbeitstage immer so schön
sind, brauche ich keine Hobbys zum Ausgleich.
Leo: Ich brauch‘ meine Hobbys, damit mir nicht langweilig wird. Ich
hasse es, wenn ich Freizeit und nichts zu tun habe.
Ralph: Aber ehrlich gesagt, finde ich Langeweile total angenehm. Als ich angefangen habe, zu studieren, hat der Rektor der Hochschule gesagt „Ihr habt hier alles, was ihr euch vorstellen könnt. Ihr habt die neuesten Geräte und ihr habt eine Codekarte, mit der ihr – egal, wann euch die Muse küsst – zu uns an die Hochschule kommen und eure Arbeiten machen könnt.“ Das war nämlich eine Kunsthochschule. „Ihr könnt jederzeit hier rein und euch auch zu Tode arbeiten“, hat der gesagt, „aber das Allerwichtigste, das, was ihr niemals vergessen dürft, ist, dass ihr regelmäßig die weiße Wand anstarren müsst“ Und das fand ich – ich bin ja eher faul – sehr angenehm. Ich dachte mir damals, dass endlich jemand sagt, dass es völlig okay ist, nichts zu tun. Das mache ich eigentlich auch total gerne. Natürlich tue ich nicht nichts, weil man ja trotzdem denkt. Oder selbst wenn man nicht das Gefühl hat, dass man denkt, arbeitet das Gehirn trotzdem irgendwie weiter. Bei mir zumindest ist es oft so, dass ich, wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, das okay finde und einfach was anderes mache. Ich fange z.B. an, zu zeichnen oder ich mache eben gar nichts. Irgendwann ist es dann so wie bei einer Mikrowelle. Wenn man ein Fertiggericht in die Mikrowelle reingetan hat und die Mikrowelle anschaltet, macht es irgendwann „Pling!“ und es ist fertig. Genauso ist es auch, wenn ich über etwas nachdenke und keine Lösung habe. Ich mache etwas anderes und vergesse es bald, aber mein Gehirn arbeitet weiter daran. Und irgendwann macht es dann eben „Pling!“ und dann muss ich es nur noch aufschreiben und dann war’s das.
Leo: Wenn ich nichts tue, dann kommen mir immer die
verrücktesten Ideen. Dann fange ich sogar manchmal an, ohne Anforderung mein
Zimmer aufzuräumen.
Ralph: Das ist krank. Wenn ich müde bin und wenn mir langweilig
ist – langweilig ist mir oft, wenn ich eine stupide Arbeit habe oder irgendwo
zu Gast bin – dann mache ich meistens Unsinn und Quatsch. Die Leute sind dann
meistens sehr irritiert, aber das ist auch sehr lustig. Bei Müdigkeit und Langeweile
passiert das bei mir häufig. Da habe ich oft auch am meisten Spaß.
Leo: Warst du früher in der Schule der typische Klassenclown?
Ralph: Nein. Ich war in der Schule total unauffällig. Ich glaube,
die meisten Lehrer erinnern sich gar nicht mehr an mich, weil ich so
unauffällig war. Ich war immer sehr blass, meine Hautfarbe entsprach der weiß
getünchten Wand. Ich konnte super Mimese machen, also ich konnte praktisch eins
werden mit meiner Umgebung und keiner hat mich bemerkt. Darin war ich echt gut.
Leo: Wie bei Harry Potter dieser Zauberumhang, mit dem man
unsichtbar wird.
Ralph: Ja, genau so. Ich brauchte nur keinen Umhang, dafür habe
ich selbst gereicht.
Leo: Was fällt dir als erstes ein, wenn du an deine Abi-Zeit zurückdenkst?
Ralph: Ich glaube, das Schönste war das Austauschjahr, das ich in
der elften Klasse in den USA gemacht habe. Das war super!
Leo: Cool!
Ralph: Aber ansonsten fallen mir als erstes die Leute ein, mit
denen ich Abi gemacht habe. Mit den meisten meiner Freunde, das sind zwar nicht
so viele, aber mit denen habe ich immer noch Kontakt. Das war echt schön. Ich
fand die Abi-Zeit eigentlich ganz angenehm. Wenn man Abitur macht, ist es ja
eigentlich so, dass man weiß, wann die Klausuren sind und man teilt sich den
Lernstoff ein bisschen ein.
Leo: Auch wenn ich weiß, wann ich meine Arbeiten schreibe, lerne
ich eh nicht drauf.
Ralph: Ja, das ist das große Problem. Das habe ich auch nicht
gemacht. Ich habe meistens in der Nacht vorher versucht, irgendwie noch was zu
lernen…
Leo: Genau das mache ich auch immer.
Ralph: Das Problem dabei ist, dass man nie, wenn’s immer klappt
und funktioniert, die Motivation hat, etwas zu ändern.
Leo: Das sagt meine Mutter auch immer zu mir.
Ralph: Aber das ist echt doof. Wichtig ist aber, dass man
irgendwann auch auf die Arbeiten lernt. Dass man lernt, wie man sich Sachen
einprägt und im Gedächtnis behält. Irgendwo kommt nämlich ein Punkt, an dem sich
nicht mehr durchwurschteln kann. Tja…
Leo: Genau so klingt meine Mutter immer!
Ralph: Ja. Die hat Ahnung.
Leo: Stell‘ dir mal vor, du wärst noch einmal 18. Was würdest du nach dem Abi machen? Würdest du etwas anders machen?
Ralph: Nein. Ich fand es nach dem Abi immer richtig schlimm, dass
ich nicht wusste, was ich machen sollte. Aber jetzt, rückblickend betrachtet, war
das total gut, dass ich überhaupt keinen Plan hatte. Dadurch habe ich nämlich
das alles gemacht, was ich gemacht habe und sitze jetzt hier. Und das ist ganz schön.
Leo: Hast du deine Karriere also nicht geplant? Bist du da also eher irgendwie „reingerutscht“?
Ralph: Ja. Ich habe überhaupt nichts geplant. Es war ein Zufall
nach dem anderen und ich bin einfach nur immer weitergerutscht. Das Tolle, wenn
man keinen Plan und kein Ziel vor Augen hat, ist, dass man dann eher guckt, was
sich rechts und links vom Weg noch so ergibt. Dann hat man nicht immer so einen
Tunnelblick und ist ganz auf das Ziel fixiert. So ein Tunnelblick sorgt dafür,
dass man gar nicht richtig mitbekommt, was sich neben einem noch ergibt. Wenn
man aber keinen Plan hat – zumindest war das bei mir so – dann habe ich immer
geguckt, was sonst noch so da ist und habe Sachen gesehen, die ich sonst vielleicht
gar nicht bemerkt hätte. So konnte ich jede Gelegenheit, die sich so ergab,
beim Schopfe greifen.
Leo: Wann wurde daraus ein konkreter Berufswunsch?
Ralph: Ich hatte nie einen konkreten Berufswunsch. Ich wollte
auch nie Moderator werden, das ist einfach so durch Zufall passiert. Ich
glaube, man muss viele Sachen ausprobieren. Es gibt ja eine große Anzahl an
Tätigkeiten, die man gerne macht, aber da ist man nicht unbedingt überall gut
drin. Dann gibt es wiederum Sachen, die kann man gut, aber die macht man nicht
gerne. Ich kann z.B. sehr gut Zimmeraufräumen, aber ich hasse es. Ich mache das
nicht sehr gerne. Auf der anderen Seite backe ich total gerne, aber das kann
ich nicht so besonders gut. Aber wenn man viele Sachen ausprobiert, dann hat
man irgendwann eine Schnittmenge. Dann findet man irgendwann etwas, das man
gern macht und das man gut kann. Und wenn man das gefunden hat, dann ergibt
sich der Rest meistens von ganz alleine.
Leo: Heutzutage kennen dich sehr viele Kinder, teilweise auch Jugendliche oder auch Erwachsene. Wie fühlt sich das an?
Ralph: Die Menschen, die die Sendungen gucken, die ich mache, die
sind sehr nett und sehr offen und freundlich. Das bedeutet, dass es, wenn ich
angesprochen werde, immer sehr positiv ist.
Leo: Wirst du oft auf der Straße angesprochen?
Ralph: Ich bin sehr schnell. Ich habe sehr lange Beine und gehe
meistens sehr zielstrebig irgendwo hin. Dann bin ich meistens zu schnell wieder
weg, als das mich jemand abfangen könnte.
Leo: Träumst du manchmal von deinen Buchfiguren?
Ralph: Nein, bisher habe ich das noch nicht getan. Na ja, sagen wir es anders. Wenn ich träume, dann sind das manchmal Geschichten. Die wandle ich dann um und die kommen dann ins Buch rein.
Leo: Kommen dir also im Schlaf die besten Ideen?
Ralph: Im Schlaf kommen einem gute Ideen. Zumindest denkt man,
dass sie gut sind. Dann schreibt man das aber auf, guckt am nächsten Morgen auf
den Zettel, den man beschrieben hat und denkt sich, dass das total langweilig
ist. Im Schlaf wirken die Sachen also immer viel, viel besser. Manchmal ist
aber trotzdem eine gute Idee dabei. Oder eben ein Bild, das toll ist und aus
dem man was machen kann. Ansonsten kommen mir die Ideen einfach immer und
überall. Alles, was ich erlebe, hat das Potenzial, mich zu einer Idee für eine
Geschichte oder eine Moderation zu bringen. Das ist wirklich das Tolle an den
Sachen, die ich mache. Denn alles bringt mich irgendwie einen Schritt weiter.
Leo: Mir ist neulich aufgefallen, dass du den „Atlas Obscura“ auf CD eingesprochen hast. Man merkt, dass dir das liegt und dass du das gerne machst.
Ralph: Das macht einfach total Spaß! Ich mache das bei „Wissen macht Ah!“ oder auch bei der „Sendung mit der Maus“ auch. Da vertone und spreche ich die Beiträge und irgendwie ist das eine total schöne Arbeit. Man kann einfach reden und erzählen und ich erzähle ganz gerne.
Leo: Das merk‘ ich!
Ralph: Oh Gott! Ich rede zu viel, oder?
Leo: Nein, nein. Das passt schon!
Ralph: Gut.
Leo: Wie lange musstest du dich fürs Einlesen des „Atlas Obscura“ vorbereiten?
Ralph: Ähm… Das muss jetzt aber unter uns bleiben! Beim „Atlas Obscura“ habe ich einfach so abgelesen. Da habe ich mich überhaupt nicht vorbereitet. Ich wollte mir das Buch vorher mal durchlesen, aber da gab es das noch nicht. Und dann habe ich das vergessen. Aber die Texte sind ja sehr gut geschrieben und die kann man auch sehr gut lesen, insofern ist das nicht so schlimm. Wenn ich anspruchsvolle Literatur sprechen würde, dann müsste ich mich anders vorbereiten.
Leo: Wenn du dein Leben mit jemandem tauschen müsstest, wer wäre
das?
Ralph: Das kann ich so spontan gar nicht sagen. Aber ich glaube,
dass es mal ganz interessant wäre, mein Leben mit einer Frau zu tauschen, weil
ich glaube, dass die Welt da ganz anders aussieht und ganz anders auf einen
reagiert. Es wäre natürlich aber auch schön, wenn man das wieder rückgängig
machen könnte. Ansonsten müsste ich da erstmal überlegen. Mit wem würdest du
denn tauschen?
Leo: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn es gibt viele tolle
Menschen, aber es kommt natürlich immer darauf an, wie lange das anhält.
Ralph: Genau, das stimmt.
Leo: Erzähle mir doch zum Schluss noch deinen Lieblingswitz!
Ralph: Ich habe viele Lieblingswitze. Aber einer meiner Lieblingswitze ist der da: Ein Huhn steht an einer Straße und sieht auf der anderen Straßenseite ein anderes Huhn und fragt das Huhn: „Hey! Wie komm‘ ich rüber auf die andere Seite?“ Worauf das andere Huhn antwortet: „Du bist auf der anderen Seite!“ Okay, der war jetzt wohl nicht so lustig. Gut, ein anderer. Wusstest du das Jungs schlauer sind als Mädchen?
Leo: Wieso?
Ralph: Mist! Du hättest sagen müssen: „Nee, wusste ich nicht!“ Dann hätte ich gesagt: „Siehst du?“ Aber eigentlich gehört der Witz eigentlich anders herum: Die kleine Schwester sagt zu ihrem großen Bruder: „Wusstest du, dass Mädchen schlauer sind als Jungs?“ Der dann so: „Nee, wusste ich nicht!“ und sie dann so: „Siehst du?“
Leo: Ich selbst kann zwar sehr schlecht Witze erzählen, aber mein
Lieblingswitz ist: Was sagt der große Stift zum kleinen Stift? Wachs-Mal-Stift!
Ralph (lacht): Sehr gut!
Selfie-Time die Erste: Mein Arm ist zu kurz! Aber mit Ralphs Hilfe klappt’s dann doch noch.
Abschließend kann ich nur sagen, dass nicht nur die Lesungen von Ralph Caspers der absolute Wahnsinn sind, sondern auch das Interview. Es war herrlich lustig und sogar mein 13. Interview im Jahr 2019. Mal schauen, was das neue Jahrzehnt noch so alles mit sich bringt. Ich kann es kaum erwarten.