{Rezension} Magnolia Parks

Magnolia Parks
(Bd. 1 des „Magnolia Parks Universums“)
von Jessa Hastings

Knaur TB
Paperback
512 Seiten
ISBN: 978-3-426-53079-5
Ersterscheinung: 01.08.2023

Wie oft im Leben kannst du deine große Liebe verlieren?

Inhalt:
Magnolia Parks, ein reiches It-Girl, und Baxter James David Hamish Ballentine, angeblich der schönste Typ in ganz London, sind füreinander bestimmt. Das wissen alle. Jedoch ändert sich alles, als BJ einen großen Fehler begeht und Parks das Herz bricht. Immer wieder versuchen die beiden, voneinander loszukommen. Doch trotz allem finden sie immer wieder zueinander. Als allerdings ein jahrelang gehütetes Geheimnis enthüllt wird, stellt sich für Magnolia und BJ die Frage, wie oft man ein gebrochenes Herz wieder zusammensetzen kann…

Meinung:
Nach dem Lesen musste ich erst einmal alles sacken lassen. Um ehrlich zu sein, wusste ich im ersten Moment nämlich nicht, ob ich das Buch nun gut oder gnadenlos schlecht fand. Die Meinungen hierzu gehen auch bei anderen Bloggern meilenweit auseinander, ein Mittelding scheint es nicht zu geben. Rein optisch gesehen finde ich das Buch wirklich toll, sowohl Cover als auch Buchschnitt passen hervorragend zum Gesamtbild und zur Story. Das Buch handelt größtenteils von der On-Off-Beziehung zwischen Magnolia Parks und BJ Ballentine und diese Beziehung hat es in sich, denn die beiden können weder miteinander noch ohne. Teilweise fand ich das Drama echt überzogen, auch fehlte mir das Verständnis, wie man sich in so eine toxische Liebesbeziehung begeben kann, und dennoch war ich unerwarteterweise von Anfang an gefesselt. Der Schreibstil ist leicht lesbar und unterhaltsam. Die Dialoge sind spritzig und mitreißend, was dazu beiträgt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Obwohl die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt wird, erfahren wir nicht sonderlich viel Tiefgründiges von Magnolia oder BJ. Die beiden Protagonisten sind für mich leider eine große Enttäuschung, sie wirken charakterlos. Mir fiel es daher sehr schwer, eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Auch von den Nebendarstellern erfährt man noch nicht sonderlich viel, was aber in den kommenden Bänden eventuell noch passieren könnte.

Fazit:
Mit „Magnolia Parks” schenkt uns Jessa Hastings eine Lovestory mit ganz viel Glamour und Drama. Der erste Band des „Magnolia Parks Universums“ ist ein turbulenter und toxischer Auftakt, der uns eine Achterbahnfahrt der Gefühle beschert. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Normalität ist relativ, ich weiß. Normalität für zwei gebrochene Herzen, deren Stücke ausschließlich zueinanderpassen.“ (S. 70)
und
„Ich bleibe hier stehen, weil ich genau weiß, dass sie zu mir kommen wird. Magnete. So nennen uns die Jungs. Manchmal sind wir gleichartige Pole, manchmal verschiedenartige, aber wir bewegen einander. Schieben uns weg, ziehen uns an.“ (S. 195)
und
„Und ich weiß, dass er wie ein Sonntagmorgen riecht. Entspannt, leicht, unkompliziert. Wie frischer Kaffee. Neue Handtücher und ein lichtdurchfluteter Raum. Eichenmoos, Patschuli, Bergamotte, Lavendel. Und wenn Tom wie ein Sonntagmorgen riecht, dann riecht BJ wie ein Samstagabend, den man in der Notaufnahme verbringt…“ (S. 273)
und
Die Liebe besiegt alles, heißt es.“ (S. 401)
und
Manche Arten von Liebe sind wunderschön, sie machen uns zu besseren Menschen, andere sind befreiend oder Augen öffnend, wieder andere sind wie Gift, sie blenden uns und fügen uns unsichtbare Wunden zu, die erst zum Vorschein kommen, wenn wir aufstehen und das geballte Gewicht dieser zerstörerischen Liebe unsere Knochen zermalmt.“ (S. 402)

„Magnolia Parks Universum”, die Liebesroman-Reihe um Londons High Society, ist in folgender Reihenfolge erschienen:
Magnolia Parks (Bd. 1)
Daisy Haites (Bd. 2)
The Long Way Home (Bd. 3)
The Great Undoing (Bd. 4)
Into The Dark (Bd. 5)

{Rezension} So, this is Christmas

So, this is Christmas
von Tracy Andreen

cbt
Taschenbuch
Jugendbuch
480  Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-570-31505-7
Ersterscheinung: 11.10.2023

Weihnachten in Christmas, Oklahoma:
Chaos, Küsse und die große Liebe

Inhalt:
Als die sechzehnjährige Finley Brown über die Weihnachtsfeiertage nach Hause fährt, ist nichts mehr, wie es war. Ihre Eltern haben sich scheinbar getrennt, ohne ihr auch nur ein Wort davon zu erzählen, und ihre beste Freundin Mia hat sich auch noch ihren Ex geangelt, obwohl das gegen den Freundinnen-Kodex verstößt. Als dann auch noch ihr Klassenkamerad Arthur, ein wohlhabender Brite mit den allerfeinsten Manieren, in Begleitung seiner Tante im Inn ihrer Grandma erscheint, nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Arthur und Tante Esha möchten in Christmas eigentlich ein perfektes amerikanisches Weihnachtsfest feiern und eventuell hat Finley den Internetauftritt ihrer Heimatstadt aufgepeppt, um bei den anderen Mädchen der Barrington, einem Eliteinternat, Eindruck zu schinden. Und eventuell muss sie nun Arthur und seiner Tante die perfekten Weihanchtsferien organisieren, damit Arthur niemandem von ihrem kleinen Schwindel erzählt…

Meinung:
Das Cover ist relativ schlicht und obwohl dieser Roman keinen derzeit so gehypten Farbschnitt hat, hat mich dieses Buch dennoch angesprochen. Als ich dann den Klappentext gelesen habe, war ich tasächlich vollkommen entzückt. Eine jugendliche Liebesgeschichte mit dem absolut perfekten Setting – die idyllische Kleinstadt Christmas in Oklahoma. Dass Christmas nicht ganz so idyllisch ist und eigentlich auch keine der Attraktionen zu bieten hat, die auf der städtischen Homepage angepriesen werden, merkt Arthur ziemlich schnell – das war Finleys Werk, damit die Klassenkameraden nicht merken, aus welch verschlafener Einöde Finley tatsächlich stammt. Finley versucht gerade, das Beste aus ihrem Leben zu machen, denn irgendwie läuft gerade nichts, wie es sollte. Eigentlich müsste sie sich glücklich schätzen, an der Eliteschule angenommen worden zu sein, doch sie hat große Angst davor, zu versagen. Und Freunde hat sie auch noch keine gefunden. Außerdem kommen auch noch die Eheprobleme ihrer Eltern hinzu. Schade, dass sie niemanden mehr zum Reden hat, denn ihre ehemals beste Freundin Mia ist mächtig sauer auf sie, wo doch eigentlich Finley eher Grund hätte, sauer auf Mia zu sein. Das ganze Chaos entwickelt eine Eigendynamik, die nicht amüsanter sein könnte. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass so einfach geschrieben war und mich dennoch – oder eventuell auch gerade deshalb – so sehr gefesselt und unterhalten hat wie dieses. Dieses Buch vereint eine Liebesgeschichte und emotionale Themen einfach perfekt miteinander. Auch die Nebencharaktere sind der Autorin wirklich gut gelungen – so leidenschaftlich, authentisch und echt. Das Setting und all die liebenswerten und sympathischen Charaktere machen das Buch zu einem kurzweiligen Leseerlebnis. Für mich war dieser Roman eine willkommene Abwechslung und perfekt für ein paar gemütliche Lesestunden.

Fazit:
„So, this is Christmas“ von Tracy Andreen ist eine zauberhafte Weihnachts-RomCom zum Dahinschmelzen für Jugendliche ab 14 Jahren – meiner Meinung nach aber auch gut ab 12 Jahren lesbar. Von mir gibt es zuckersüße 5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„In gewisser Weise waren wir beide so was wie menschliche Satelliten, auf unterschiedlichen Seiten der Welt ins All geschossen – er in London, ich in Oklahoma – und beide im selben unwahrscheinlichen Orbit gelandet.“ (S. 21)
und
Manchmal, wenn man jemanden wirklich liebt, muss mann ihn ziehen lassen.“ (S. 358, Die Eiskönigin)

{Rezension} Seaside Hideaway – Unseen
(Bd. 2 der „Seaside Hideaway“-Dilogie)

Seaside Hideaway – Unseen
(Bd. 2 der „Seaside Hideaway“-Dilogie)
von Leonie Lastella

dtv
Paperback
Jugendbuch / Romantic Suspense
416 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-423-74100-2
Ersterscheinung: 12.10.2023

Seine Vergangenheit: düster.
Seine Zukunft: ungewiss.
Seine Liebe: gefährlich?

Inhalt:
Miller trinkt und feiert gerne. Doch was kaum einer weiß, sind die Hintergründe für das exzessive Feiern. Allein Blake schafft es, ihn zum Lächeln zu bringen. Mit ihr kann er die Vergangenheit zumindest zeitweise vergessen und glücklich sein. Doch dann holt ihn die Vergangenheit ein…

Meinung:
Während es in „Unsafe“, dem ersten Band der „Seaside Hideaway“-Dilogie, um Nevah und Jax geht, widmet sich dieser Roman nun Nevahs Bruder Miller und ihrer neuen besten Freundin Blake. Im Grunde sind „Unsafe“ und „Unseen“ zwei unabhängig voneinander lesbare Geschichten, aber um die Bedrohung aus der Vergangenheit und die Familien- und Freundschaftsverhältnisse richtig deuten zu können, würde ich auf jeden Fall dazu raten, beide Bände zu lesen. So emotional und spannungsgeladen wie der erste Band endet, reißt uns die Lovestory rund um Miller und Blake direkt wieder ins Geschehen der großen Gefühle und gefährlichen Geheimnisse mit. Nevah scheint die düstere Vergangenheit, die zum Umzug von New York ins Küstenstädtchen Rockaway Beach geführt hat, gut verarbeitet zu haben, doch Miller plagen noch immer schlaflose Nächte und unberechenbare Panikattacken. Und weil er sich die Schuld an allem zuschreibt, erlaubt er sich auch nicht, glücklich zu sein. Viel mehr versucht er, mithilfe von Alkohol und Partys die furchtbaren Ereignisse zu verdrängen. Miller weiß nämlich nur zu genau, dass jeder, der ihm zu nahe kommt, in tödlicher Gefahr schwebt. Wenn da nur nicht diese Gefühle für Blake wären, die er einfach nicht unterdrücken kann… Den ersten Band fand ich übrigens gut und ich hatte nicht erwartet, dass mich Millers Geschichte begeistern könnte, denn er erschien mir eher unsympathisch, ein unreifes und verwöhntes Stadtkind, egoistisch und aufgeblasen, nur auf sein eigenes Wohlergehen bedacht. Aber tatsächlich musste ich bereits nach wenigen Kapiteln meine Meinung revidieren. Manchmal muss man Menschen einfach eine zweite Chance geben, um zu erkennen, was hinter der Fassade steckt. Blake hat ihm diese Chance gegeben, denn Blake ist nicht nur liebenswert und feinfühlig, sondern auch selbstbewusst und stark – ich spoilere also nicht allzu viel, wenn ich jetzt erzähle, dass er sie nicht so leicht loswird. Und seien wir doch mal ehrlich, Miller wäre schön blöd, eine Frau, die Snoopy mag, einfach so gehen zu lassen, denn Snoopy ist und bleibt einfach der Beste!

Fazit:
„Unseen“ ist der zweite Band der „Seaside Hideaway“-Reihe von Leonie Lastella, eine Romantic Suspense für das Lesealter ab 14 Jahren. Eine düstere Vergangenheit, gefährliche Geheimnisse und große Gefühle inmitten eines wunderschönen Settings sorgen für pure Spannung und sehr viel Herzbeben, weshalb es von mir sehr gute 4,5 von 5 Sternchen gibt.

Lieblingszitate:
„Ich liebe das Shirt. Mom hat es mir geschenkt, weil niemand so weise ist wie Snoopy.“ (S. 108)
und
Eines Tages werden wir alle sterben. Aber an allen anderen Tagen nicht.“ (S. 109, Charlie Brown & Snoopy)

{Rezension} Winterzauber in London
(Bd. 8 der „Winterzauber in“-Reihe)

Winterzauber in London
(Bd. 8 der „Winterzauber in“-Reihe)
von Mandy Baggot
übersetzt von Claudia Franz

Goldmann Verlag
Taschenbuch
480 Seiten
Originaltitel: ‎Wishing on a Star
ISBN: 978-3-442-49462-0
Ersterscheinung: 20.09.2023

Die Liebe ist das schönste Geschenk…

Inhalt:
Anna lebt seit ihrer Scheidung alleine mit ihrer Tochter Ruthie. Den Glauben an die Liebe hat sie schon längst verloren. Aber Ruthie soll ein unvergessliches Weihnachtsfest bekommen, weshalb sich Anna in Weihnachtsvorbereitungen stürzt. Daraufhin begegnen die beiden Footballstar Sam und nehmen diesen kurzerhand bei sich auf. Schließlich passiert genau das, was an Weihnachten passieren sollte: die Stadt erstrahlt im Glanz der Lichter und es liegt auf einmal ganz viel Liebe in der Luft…

Meinung:
Jedes Jahr im Herbst warte ich sehnsüchtig auf eine neue Fortsetzung der „Winterzauber in“-Reihe. Der rote Regenschirm, der auf fast jedem Cover der Reihe zu finden ist, und die glitzernden Schneeflocken darauf sind einfach zauberhaft. Tatsächlich hatte ich bisher einen Lieblingsband, denn mit „Winterzauber in Mayfair“ konnte ich die junge Lehrerin Emily Parker und den skandalumwitterten Popstar Ray Stone ins winterliche London begleiten. Und obwohl London meine Lieblingsstadt schlechthin ist, war ich noch nie im Winter dort. Eventuell lese ich deshalb gerne Weihnachtsgeschichten mit diesem Setting. Mandy Baggot hat mich mit diesem Roman daher sehr glücklich gemacht und jedes Mal, wenn ich einen Roman aus dieser Reihe lese, denke ich, dass Weihnachten tatsächlich das Fest der Liebe ist. Der Schreibstil ist wie immer locker und humorvoll und deshalb gleitet man von einer Seite zur nächsten. Die feine Ausarbeitung der Charaktere ist der Autorin ebenfalls gelungen, sodass Anna und Sam, aber auch Ruthie authentisch und sehr sympathisch erscheinen. Für mich ist die Mischung aus Weihnachtsstimmung und Romantik einfach grandios, eine ganz zauberhafte Liebesgeschichte mit einem schönen Ende.

Fazit:
„Winterzauber in London“ von Mandy Baggot ist bereits der 8. Band dieser bezaubernden Reihe. Wer auf der Suche nach Winterromantik mit perfekter Weihnachtsstimmung ist, sollte unbedingt diese Reihe lesen. Von mir gibt es sehr gute 5 von 5 Sternchen.

{Rezension} Tokioregen

Tokioregen
von Yasmin Shakarami

cbj
Paperback
Jugendbuch
400 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-570-16659-8
Ersterscheinung: 20.09.2023

Wer sucht, der findet Wege in die Welt hinaus und Wege zu sich selbst.
Wer sucht, der findet Orte voll Schönheit, Fülle und magischer Bedeutsamkeit.
Wer sucht, der findet Menschen, die der ganzen Unendlichkeit des Herzens Sinn verleihen.
Wer sucht, der findet Liebe, die für immer bleibt.

~ Epilog, S. 388 ~

Inhalt:
Malu muss weg. Weg aus ihrem alten Leben. Weit weg von zu Hause. Deshalb kommt ihr der Schüleraustausch gerade ganz gelegen. Im Glauben bestens auf die Kultur und die Sprache vorbereitet zu sein, reist sie nach Japan und muss dann ziemlich bald erkennen, dass sie sich getäuscht hat und dass sie eventuell doch ein wenig Hilfe benötigt. Zum Glück lernt sie Kentaro zufällig kennen, der ihr sein ganz eigenes Tokio zeigt. Doch dann bebt plötzlich die Erde und eine verheerende Katastrophe sucht Tokio heim. Wird Malu Kentaro jemals wiedersehen?

Meinung:
If you are looking for a sign to read this book – here we go! This ist it. Read it. Just read it.
Diese Rezension wird eventuell etwas länger als üblich, aber ich muss dieses Mal etwas weiter ausholen, um euch zu erklären, was in mir vorging, als ich dieses Buch gelesen habe. Um ehrlich zu sein, war es eher ein Verschlingen als ein Lesen – und dennoch war es anfangs keine Liebe auf den ersten Blick. Das Buch habe ich als eine der ersten Buchbloggerinnen Mitte April bei einem Besuch im Verlagshaus bei der Penguin Random House Verlagsgruppe in München erhalten. Kristina, die für die Betreuung der Kinder- und Jugendbücher zuständig ist, meinte, dass ihr das Buch sehr am Herzen liegt. Kristina würde mir nie ein Buch empfehlen, das nicht zu mir passt, denn immerhin kennt sie bereits seit Jahren meinen Buchgeschmack. Aber bei diesem Buch war ich mir nicht ganz so sicher. Ich las den Titel, dann den Klappentext und dachte mir nur, wie ich der lieben Kristina nun sagen soll, dass ich mit Japan überhaupt nichts anfangen kann. Und dann ging es auch noch um einen Teenager weit weg von zu Hause, um eine verheerende Katastrophe in Tokio, um irgendwelche Geheimnisse und um die Bekämpfung von Verlusten. Puh, das klang alles düster und negativ und somit eigentlich gar nicht mein Fall. Aber ich lese ja viel, auch viel querbeet. Und da ich offen für neue Dinge bin, wollte ich Kristina nicht direkt das Herz brechen – also nahm ich das Buch mit. Im Anschluss an den Besuch in München ging es für mich direkt nach Leipzig zur Buchmesse und als ich dann abends im Hotelzimmer geplättet vom ersten Messetag auf dem Bett lag, erblickte ich Tokioregen ganz oben in meinem Koffer. Eventuell ein Zeichen? Ich nahm das Buch zur Hand und wurde erschlagen – erschlagen von vielen neuen Eindrücken und von immens vielen neuen japanischen Vokabeln. Total übermüdet vom ersten Messetag war ich nicht bereit, dieses Buch zu lesen. Ich legte Tokioregen daher nach nur zwei Kapiteln wieder zurück in den Koffer. Einige Tage später, zu Hause und frisch erholt, wollte ich dann einen zweiten Versuch wagen. Und was soll ich sagen? Mir offenbarte sich eine ganz neue Welt. Dieses Mal ließ ich mich nämlich vollständig ein auf das Abenteuer in Tokio. Malu als Protagonistin muss man einfach lieben – selbst mit Zahnlücke. Von der ersten Seite an spürt man zwar die Traurigkeit, die sie mit sich trägt, aber im Grunde erkennt man auch, dass sie eigentlich nur auf der Suche nach dem Weg aus der Dunkelheit ist. Nicht ohne Grund hat sie sich mit ihren jungen sechzehn Jahren auf diese große Reise um die halbe Welt begeben. Bei ihrer Ankunft in Japan ist Malu allerdings leicht überfordert, der Jetlag und die Reizüberflutung kommen noch hinzu. „Ich bin mutterseelenallein in Tokio, einer Stadt, in der ich noch nie war, in einem Land, das ich nicht kenne, auf einem Kontinent, der endlose Kilometer weit weg von zu Hause ist“ (S. 11). Das machte es mir aber als „Asia-Neuling“ etwas einfacher, mich in die japanische Sprache und Kultur einzufinden. Mit Malu habe ich dann die Liebe zu Tokio entdeckt, denn die Stadt ist einfach magisch. Die Autorin hat es tatsächlich geschafft, nicht nur authentische Charaktere zu erschaffen, sondern auch noch Tokio als Setting so bildlich zu beschreiben, dass ich nach Beenden des Buches das Gefühl hatte, all die Schauplätze selbst besucht zu haben. Natürlich war nicht alles rundum perfekt, denn ich erinnere mich an eine Szene gegen Ende, ein Wettrennen gegen die Yakuza – also nicht gegen die guten Bösen, sondern gegen die bösen Bösen, diese Szene fand ich etwas arg übertrieben und ließ bei mir direkt Gedanken aufblitzen, dies könnte eine Szene aus einem neuen Film der „Fast & Furious“-Filmreihe sein. Lässt man aber diese eine kleine Sequenz aus, gibt es eigentlich nichts, was ich kritisieren könnte. Neben Tokio habe ich ziemlich viel über die japanische Kultur gelernt – natürlich wusste ich, dass Menschen im asiatischen Raum eher etwas diskreter und ruhiger sind, was für mich persönlich eine riesige Herausforderung wäre, da ich selbst sehr direkt und äußerst kommunikativ bin. Ich rede nicht gerne um den heißen Brei herum und sage meine Meinung meist frei heraus, erwarte aber auch im Gegenzug, dass man mir gegenüber ebenfalls ehrlich ist, weshalb ich es auch niemandem verüble, wenn man mich kritisiert, wenn ich mal was Falsches getan oder gesagt habe. Eventuell würde ich daher in jedes Fettnäppfchen in Tokio treten, in das man nur treten kann. Nicht nur eventuell, eher ganz sicher! Wenn ich dabei aber einen Kentaro zur Seite stehen hätte, der mir nicht nur die Gepflogenheiten der japanischen Kultur erklärt, mich an die schönsten Orte Tokios führt, mir sein Kokuhaku ausspricht und mich ganz liebevoll Dojikko nennt, dann würde ich wahrscheinlich sterben vor Glück. Auf Seite 201 sagt Chiyoko zu Malu „Manchmal genügt ein kurzer Augenblick und schon verändert sich alles. Was du daraus machst, bleibt dir überlassen.“ Für mich war dieser Augenblick der Moment, als ich mich entschlossen habe, das Buch zu lesen, obwohl es auf den ersten Blick nicht wirklich zu mir passte. Zum Glück habe ich die richtige Entscheidung getroffen.

Fazit:
„Tokioregen“ von Yasmin Shakarami ist eine Liebeserklärung an eine Stadt, die einfach magisch ist. Ich habe das Buch gelesen, am Ende zugeklappt und dann eigentlich nur einen Wunsch gehabt: Ich will nach Tokio! Diese fesselnde Story mit großartigen Protagonisten empfehle ich Jugendlichen ab 14 Jahren. Für mich ist dieses Buch ein ganz besonderes Highlight und deshalb gibt es auch 5 von 5 Sternchen.

Lieblingszitate:
„Ich muss ihn finden, weil er mich gefunden hat, als ich verloren war.“ (S. 7)
und
„Ich dachte, ich wäre vorbereitet. Ich lag noch nie so falsch.“ (S. 16)
und
„Außerdem schert sich das Leben sowieso nicht um Pläne und Wunschvorstellungen. Einem in den Hintern zu treten – darin ist es gut.“ (S. 68)
und
„Dojikko hat ein reines Herz. Man möchte sie beschützen, für sie da sein. Wenn dich jemand so nennt, kannst du davon ausgehen, dass du demjenigen wichtig bist. (S. 91)
und
Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(S. 195)