{Rezension} Just for the Summer
Sie wollen sich verlieben – bloß nicht ineinander

Just for the Summer
Sie wollen sich verlieben – bloß nicht ineinander
von Abby Jimenez

dtv
Paperback
Romance
480 Seiten
ISBN: 978-3-423-26428-0
Ersterscheinung: 15.05.2025

Inhalt:
Ein viraler Reddit-Post bringt zwei Fremde zusammen: Justin und Emma. Beide glauben an einen eigenartigen Fluch – jedes Mal, wenn sie eine Beziehung beenden, finden ihre Ex-Partner sofort ihre große Liebe. Um diesen Fluch zu brechen, beschließen sie, sich gegenseitig zu daten – mit der klaren Absicht, sich wieder zu trennen. Emma, die als reisende Krankenschwester durchs Land zieht, nimmt einen Sommerjob in Minnesota an, wo Justin lebt. Doch was als kalkuliertes Spiel beginnt, entwickelt sich zu etwas viel Tieferem – trotz traumatischer Vergangenheit, familiärer Verpflichtungen und der Erkenntnis, dass der Sommer vielleicht zu kurz ist für eine Zukunft.

Meinung:
Der Roman hat mich mehr berührt, als ich erwartet hatte. Der Einstieg mit dem augenzwinkernden „Dating-Fluch“-Konzept war herrlich originell und versprach eine leichte RomCom – aber was ich bekommen habe, war ein Roman mit erstaunlicher Tiefe, sensibel erzählten Schicksalen und emotionaler Wucht. Besonders beeindruckt hat mich, wie Abby Jimenez komplexe Themen wie Kindheitstrauma, Bindungsängste, mentale Gesundheit und familiäre Verantwortung mit Leichtigkeit und Respekt integriert. Emma und Justin sind keine klassischen Hochglanz-RomCom-Charaktere, sondern verletzliche, vielschichtige Menschen, die sich in ihrer Zerrissenheit begegnen. Während Emma als rastlose Krankenschwester mit tief verwurzelten Ängsten kämpft, steht Justin kurz davor, Verantwortung für seine drei jüngeren Geschwister zu übernehmen – ein Gegensatz zu Emmas Ungebundenheit, der für echte Spannung sorgt. Die Chemie zwischen ihnen? Knisternd. Die Dialoge? Mal süß, mal frech, oft tiefgründig. Besonders Justin hat mein Herz im Sturm erobert – mit seiner Geduld, seinem Humor und seiner Offenheit. Er ist kein Klischeeheld, sondern jemand, der sich nicht zu schade ist, Verantwortung zu übernehmen, Liebe zu zeigen, und sich verletzlich zu machen. Seine Geduld mit Emma, sein Umgang mit seinen Geschwistern und selbst mit seinem Hund Chad (!) – das alles machte ihn zu einem der charmantesten männlichen Hauptfiguren, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Emma hingegen war für mich zwiespältiger. Ihre emotionale Mauer und ihre Fluchtreflexe waren zwar nachvollziehbar, haben mich aber zwischendurch frustriert – gerade, weil sie gleichzeitig so klug und einfühlsam ist. Aber gerade das macht sie glaubwürdig: Sie ist nicht perfekt, sie ist menschlich. Was das Buch für mich so besonders gemacht hat, war diese seltene Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit. Ich habe laut gelacht, geschmunzelt, aber auch mit einem Kloß im Hals gelesen. Abby Jimenez hat eine Art zu schreiben, bei der man sich mitten im Geschehen fühlt – so nah an den Charakteren, dass man glaubt, sie persönlich zu kennen. Es war, als würde ich nicht einfach ein Buch lesen, sondern einen Sommer lang Teil von Justins und Emmas Leben sein. Das Wiedersehen mit Figuren aus den ersten beiden Bänden war ein besonderes Highlight – nicht zwingend notwendig, aber für Fans der Reihe definitiv ein Wohlfühlmoment.

Fazit:
Mit „Just for the Summer“ beweist Abby Jimenez einmal mehr, wie klug, witzig und emotional tief Liebesromane sein können. Die Geschichte von Emma und Justin beginnt mit einem humorvollen Ausgangspunkt und entwickelt sich zu einer berührenden Reise über Heilung, Vertrauen und die Frage, ob man ankommen kann, selbst wenn man gelernt hat, ständig weiterzuziehen. Die Autorin trifft den perfekten Ton zwischen Romantik, Humor und echtem Leben. Von mir gibt es deshalb 4,5 von 5 Sternchen.

{Rezension} The One I Left Behind
(Bd. 1 der „Plain Daisy Ranch“-Reihe)

The One I Left Behind
(Bd. 1 der „Plain Daisy Ranch“-Reihe)
von Piper Rayne

Forever by Ullstein
Paperback
304 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-95818-834-1
Ersterscheinung: 02.05.2025

Inhalt:
Ben Noughton, ein ehemaliger Footballstar, kehrt nach dem Ende seiner Profikarriere zurück in die Heimat – eine Ranch in Nebraska, die er mit seiner Familie teilt. Dort trifft er auf Gillian, die er einst zurückließ, seine erste große Liebe, die inzwischen alleinerziehende Mutter ist. Die Vergangenheit steht zwischen ihnen, ebenso wie ihr Sohn, der ihn bewundert hat – bis er die Wahrheit erfährt. Doch mit seiner Rückkehr beginnt auch ein vorsichtiger Neuanfang – sowohl beruflich als auch emotional. Eine zweite Chance scheint möglich, wenn beide bereit sind, alte Wunden heilen zu lassen.

Meinung:
Ich habe eine Schwäche für Second-Chance-Romances in Kleinstadt-Settings – und genau das liefert dieser Reihenauftakt. Die Geschichte von Ben und Gillian hat mich von der ersten Seite an abgeholt, denn manchmal braucht es gar nicht viel mehr als eine gute Portion Herz, ein glaubwürdiges Paar und eine authentische Umgebung, damit man sich in einem Buch zu Hause fühlt. Ben war für mich ein absoluter Pluspunkt: verletzlich, aber nicht schwach, verantwortungsvoll, ohne perfekt zu sein. Seine Entwicklung vom gefeierten NFL-Star zum Coach mit Heimatsehnsucht ist nachvollziehbar und hat Tiefe. Besonders gelungen fand ich seine Bemühungen, nicht nur Gillians Herz zurückzugewinnen, sondern sich auch das Vertrauen ihres Sohnes Clayton zu erarbeiten. Diese Vaterfigur-Dynamik war rührend und emotional gut platziert. Gillian ist ebenfalls stark gezeichnet. Sie ist keine Frau, die gerettet werden muss, sondern eine, die gelernt hat, alleine durchs Leben zu gehen. Ihr innerer Konflikt, zwischen Selbstschutz und aufkeimender Hoffnung, ist glaubwürdig und hat mir gut gefallen. Sie trägt emotionale Narben mit sich, ist aber nicht bitter. Besonders ihre Entwicklung im Hinblick auf ihre Zukunftspläne und die Offenheit gegenüber einem neuen Kapitel im Leben wirkte reif und stimmig. Was das Buch besonders macht, ist weniger die Originalität der Handlung, sondern vielmehr die Art, wie Piper Rayne die Atmosphäre in Willowbrook einfängt: Das Kleinstadtleben, die Ranch mit all ihren Brüdern, die Verbundenheit der Familie – das alles wirkt wie eine warme Decke. Die Nebenfiguren sind nicht bloß Staffage, sondern geben der Geschichte Tiefe und Potenzial für kommende Bände. Dennoch hätte die Story an einigen Stellen mutiger sein dürfen. Es fehlte mir ein bisschen der Konflikt, der Schmerz, das Drama – gerade bei einer Second-Chance-Geschichte. Alles verläuft ein wenig zu glatt. Auch die Cowboy-Vibes, die ich mir erhofft hatte, waren dezent statt präsent. Der „Spice“-Anteil ist da, aber bleibt angenehm eingebettet, nie überladen. Trotzdem hätte ich mir etwas mehr Knisterspannung oder Überraschungen gewünscht, um dem Buch mehr Eigenständigkeit zu verleihen.

Fazit:
„The One I Left Behind“ von Piper Rayne ist eine gefühlvolle, leicht zugängliche und sehr charmante Small-Town-Romance mit einem sympathischen Cast, einem herzerwärmenden Setting und zwei Hauptfiguren, denen man ihre zweite Chance gerne gönnt. Auch wenn die Handlung keine großen Überraschungen bietet, ist der emotionale Kern authentisch und liebevoll erzählt. Wer ruhige, romantische Wohlfühllektüre mit Kleinstadtflair und etwas Spice sucht, wird hier fündig. Von mir gibt es 4 von 5 Sternchen.

{Rezension} Der Sommer, der nur uns gehörte

Der Sommer, der nur uns gehörte
(Bd. 3 der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie)
von Jenny Han

dtv
(Reihe Hanser)
Taschenbuch
Jugendbuch
336 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originaltitel: We’ll always have Summer
ISBN: 978-3-423-08683-7
Ersterscheinung: 12.06.2025

Inhalt:
Zwei Jahre sind vergangen, seit Belly sich für Jeremiah entschieden hat – sie sind ein Paar, studieren gemeinsam in Boston und planen plötzlich ihre Hochzeit. Während sie in die Vorbereitungen eintaucht, beginnen jedoch Zweifel zu wachsen: Ihre Eltern sind alles andere als begeistert, alte Konflikte brechen auf, und Belly fühlt sich zunehmend unsicher. Als sie wieder an den Ort ihrer schönsten Sommer zurückkehrt, begegnet sie Conrad – und mit ihm ihrer Vergangenheit und den Gefühlen, die sie nie ganz losgelassen haben.

Meinung:
Ich muss ehrlich sagen, ich habe diesen letzten Band mit gemischten Gefühlen gelesen. Die Trilogie hat mich über drei Bücher hinweg durch viele Emotionen begleitet – durch Jugendschwärmerei, erste Liebe, Verlust, Reifeprozesse – und ich war sehr gespannt, wie Jenny Han die Geschichte zu Ende bringt. Und auch wenn ich viel Kritisches anmerken muss, ist mir klar, dieses Buch hat mich berührt, weil ich mit diesen Figuren gewachsen bin. Was mir gefallen hat, ist der Perspektivwechsel. Die Kapitel aus Conrads Sicht geben der Geschichte mehr Tiefe, auch wenn ich mir gewünscht hätte, noch stärker in seine Gedankenwelt eintauchen zu dürfen. Endlich verstehen wir mehr von seinem inneren Konflikt – der Kontrast zu dem impulsiven, oft unreifen Jeremiah wird dadurch noch spürbarer. Und genau hier beginnt mein Dilemma mit diesem Band: Ich konnte Bellys Entscheidung für Jeremiah nie ganz nachvollziehen – und spätestens mit der völlig überhasteten Verlobung wird das emotionale Ungleichgewicht der Beziehung deutlich. Dass sich Belly von der Vorstellung, „alles müsse perfekt sein“, treiben lässt, obwohl sie spürt, dass es das nicht ist, ist einerseits authentisch (sie ist jung, überfordert, sucht Halt), andererseits auch frustrierend. Die Hochzeitsvorbereitungen nehmen einen zu großen Raum ein und drängen die eigentliche Entwicklung der Figuren manchmal zu sehr in den Hintergrund. Auch die Konfrontation mit ihren Eltern hätte mehr emotionale Tiefe verdient. Stattdessen bleibt vieles an der Oberfläche oder wird in Dialogen abgehandelt, die sich nicht wirklich entfalten. Dennoch bleibt Jenny Hans Schreibstil ein großer Pluspunkt. Sie schafft es mit wenigen Worten, Atmosphäre zu erzeugen – das Strandhaus, das Licht, die Erinnerungen an vergangene Sommer. Diese Stimmung ist es, die mich durchgetragen hat, auch wenn ich die Handlung streckenweise als zu vorhersehbar und konstruiert empfand. Ich hätte mir mehr innere Konflikte, weniger äußeres Drama gewünscht. Aber vielleicht ist genau das Teil des Konzepts: Dass man mit 19 manchmal keine großen Antworten braucht, sondern das Chaos zulassen muss, um herauszufinden, wer man wirklich ist.

Fazit:
„Der Sommer, der nur uns gehörte“ von Jenny Han ist ein emotionaler Abschluss der „The Summer I Turned Pretty“-Trilogie, der vor allem durch seine stimmungsvolle Sprache und die vertrauten Charaktere lebt. Die Geschichte rund um Belly, Conrad und Jeremiah bleibt bewegend, auch wenn das letzte Kapitel ihrer Dreiecksgeschichte nicht ganz die Tiefe erreicht, die man sich gewünscht hätte. Trotz mancher erzählerischer Schwächen ist der Roman ein schöner Schlusspunkt einer Jugendbuchreihe, die Herz und Sommergefühl vereint. Von mir gibt es für den Abschluss der Trilogie 4 von 5 Sternchen und eine absolute Leseempfehlung.

{Rezension} Write your own story
Mein Weg vom Bolzplatz in die Weltspitze

Write your own story
Mein Weg vom Bolzplatz in die Weltspitze
von Giulia Gwinn und Julien Wolff

Mosaik
Paperback
272 Seiten
ISBN: 978-3-44239-436-4
Ersterscheinung: 21.05.2025

Inhalt:
Bereits als kleines Kind wusste Giulia Gwinn, was sie wollte – Fußball spielen, am liebsten mit den Jungs. Schritt für Schritt kämpfte sie sich nach oben, wurde Nationalspielerin, feierte große Erfolge mit dem FC Bayern München und dem DFB-Team – auch zwei Kreuzbandrisse warfen sie nicht dauerhaft aus der Bahn. Ihre Geschichte erzählt von Mut, Ausdauer und der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, für seine Ziele zu kämpfen – ganz egal, was andere sagen.

Meinung:
Wenn ein aktiver Fußballstar seine Lebensgeschichte aufschreibt – oder mitschreiben lässt –, sind Erwartungen meist hoch: Emotionen, persönliche Einblicke, große Momente, aber auch ehrliche Rückblicke auf harte Zeiten. All das bietet „Write your own story“ grundsätzlich auch, allerdings in einer sprachlich sehr einfachen, fast schon kindlich wirkenden Form. Der Schreibstil ist geprägt von kurzen, knappen Sätzen, was das Lesen für mich persönlich eher zäh gemacht hat. Es erinnerte mich stark an Julien Wolffs frühere Projekte mit Thomas Müller, bei denen das Buchformat bewusst auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten war – hier hätte ich mir stilistisch deutlich mehr Tiefe und Dynamik gewünscht. Dennoch gibt es auch berührende, nachvollziehbare Passagen. Besonders in Giulias Schilderungen ihrer Anfänge habe ich mich selbst wiedergefunden: Ich habe bereits mit fünf Jahren in einer Jungsmannschaft gespielt und bekam sehr oft eine eigene Umkleide – weil einige Eltern kein Mädchen in der Kabine ihrer Söhne haben wollten. Man bedenke, dass wir im Bambini-Alter bereits in Trainingskleidung zum Sportplatz kamen und eigentlich nur noch die Fußballschuhe angezogen werden mussten. Da geht einem tatsächlich der Teamgeist verloren, bevor er sich entwickeln kann. Insofern ist es absolut nachvollziehbar, wenn Giulia über diese Zeit schreibt. Allerdings fand ich es persönlich etwas ermüdend, wie oft sie betont, als „das Mädchen“ abgestempelt worden zu sein. Ja, es war schwer. Ja, das war verletzend. Aber sie hat sich durchgesetzt – mit Bravour sogar – und das hätte für mich mehr im Fokus stehen dürfen als das ständige Wiederholen des Labels, das ihr einst verpasst wurde. Was positiv heraussticht, sind die wiederkehrenden Botschaften: sich selbst treu bleiben, Werte leben, an sich glauben. Diese Aspekte sind sicher besonders für jüngere Lesende inspirierend. Auch die Einblicke in ihr Privatleben, ihr Studium und ihre Interessen außerhalb des Platzes machen die Person Giulia Gwinn greifbarer und nahbar. Doch trotz dieser gelungenen Elemente bleibt der Eindruck eines Buchs zurück, das mehr verspricht, als es inhaltlich wirklich einlöst.

Fazit:
„Write your own story: Mein Weg vom Bolzplatz in die Weltspitze“ von Giulia Gwinn und Julien Wolff ist ein ehrliches und motivierendes Buch über den Weg an die Spitze des Frauenfußballs. Wer Giulia Gwinn bewundert oder sich für ihren Werdegang interessiert, wird hier viele persönliche Einblicke und inspirierende Gedanken finden. Sprachlich bleibt das Buch jedoch sehr einfach, was es besonders für ein jüngeres Publikum geeignet macht. Insgesamt ein lesenswertes Werk mit kleinen Schwächen, weshalb ich 3,5 von 5 Sternchen vergebe.

{Rezension} Foul Play
(Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie)

Foul Play
(Bd. 2 der „Hopeville Dragons“-Dilogie)
von Laura Willud

Kyss (Rowohlt Taschenbuch Verlag)
Paperback
Romance
432 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-499-01703-2
Ersterscheinung: 17.06.2025

Inhalt:
Ein einziger Kuss mit Joshua Reed hat gereicht, um Loris Herz in Aufruhr zu versetzen. Zwei Jahre lang hat sie ihn konsequent ignoriert, bis ausgerechnet ein gemeinsames Projekt sie wieder zusammenbringt. Joshua wiederum will nur eines: Profisportler werden. Ein Sporttag für Kinder passt da ebenso wenig in seinen Plan wie die Anziehung zu Lori, der besten Freundin seiner Schwester. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto schwieriger wird es, alten Regeln treu zu bleiben und den Gefühlen aus dem Weg zu gehen.

Meinung:
Schon nach wenigen Seiten hat mich Foul Play ganz anders abgeholt, als ich es vom ersten Band gewohnt war. Die Geschichte fühlt sich reifer an – nicht, weil sie schwerer oder dramatischer wäre, sondern weil sie tiefer geht. Während ich bei Mismatch stellenweise das Gefühl hatte, dass Charakterentwicklung und Handlung nebeneinanderherlaufen, greifen hier Emotion und Handlung deutlich besser ineinander. Lori und Joshua sind zwei Menschen, die sich nicht verlieren, sondern sich selbst suchen – und dabei in der Nähe des anderen Dinge über sich erfahren, die sie vorher nicht zulassen konnten oder wollten. Was mich besonders berührt hat, war, wie leise und gleichzeitig eindringlich Lori mit ihren Gefühlen umgeht. Ihr innerer Kampf ist keine große Show, sondern zeigt sich in Momenten des Zweifels, in kurzen Gedankengängen, in Versuchen, sich selbst zu ordnen. Dass sie Listen schreibt, um wieder klarzukommen, wirkt fast naiv – aber genau das macht es so ehrlich. Diese Art, sich selbst zu reflektieren, ohne dabei melodramatisch zu werden, hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, wirklich in ihrem Kopf zu sein – nicht nur als Beobachterin, sondern als Mitfühlende. Joshua wiederum überrascht. Anfangs wirkt er wie der klassische disziplinierte Athlet: hart an sich arbeitend, durchstrukturiert, keine Ablenkung zulassend. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr wird klar, dass hinter dieser Fassade jemand steckt, der Angst hat, falsche Entscheidungen zu treffen. Jemand, der nicht scheitern will – weder sportlich noch emotional. Und genau darin liegt seine Verletzlichkeit. Es gibt eine schöne Szene, in der deutlich wird, dass Joshua gar nicht so unnahbar ist, wie er gerne tut – dass seine Art, Menschen auf Abstand zu halten, auch Selbstschutz ist. Diese Vielschichtigkeit hat ihn mir sehr nah gebracht. Was ich besonders schön fand: Die Geschichte hetzt nicht. Sie nimmt sich Zeit, lässt Zwischenräume in den Dialogen entstehen und gibt Gedanken Raum zur Entfaltung. Das ist kein überhitzter Schlagabtausch, sondern eher ein emotionales Tasten, vorsichtig und trotzdem intensiv. Auch der Schreibstil passt perfekt dazu, denn dieser ist klar, aber mit Gefühl. Immer wieder tauchen kurze, fast poetische Formulierungen auf, die etwas in einem anstoßen, ohne aufdringlich zu sein. Was mich ebenfalls sehr angesprochen hat, war die Art, wie der Sport hier eingebettet wurde. Basketball ist nicht nur Kulisse, sondern hat Substanz. Es geht nicht nur um Training und Spiele, sondern auch um das, was Sport mit einem Menschen macht: wie er Ziele formt, Selbstbilder schafft, Erwartungen verstärkt. Gerade durch Joshuas Haltung dazu, dieses permanente Streben, bekommt man ein gutes Gefühl für den Druck, unter dem jemand stehen kann, der versucht, beides zu schaffen: persönliche Nähe und berufliche Höchstleistung. Im Vergleich zum ersten Band wirkt Foul Play klarer, fokussierter, erwachsener – ohne dabei an Leichtigkeit zu verlieren. Wo Mismatch manchmal auf der Stelle trat, hat diese Geschichte eine Richtung, eine innere Dynamik, die mich ganz natürlich durch die Seiten getragen hat.

Fazit:
„Foul Play“ von Laura Willud ist eine gelungene, emotional aufgeladene Sports-Romance, die viel mehr ist als nur knisternde Spannung zwischen zwei gegensätzlichen Charakteren. Der Fokus auf Basketball als integraler Bestandteil der Handlung war für mich ein echtes Highlight und hat dem Buch eine besondere Tiefe gegeben. Lori und Joshua sind authentische Figuren, deren innerer Zwiespalt nachvollziehbar und berührend erzählt wird. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternchen – für eine gefühlvolle, sportlich-dynamische Lovestory, die das Herz genauso anspricht wie den Kopf.

Lieblingszitate:
„Du hast kein Recht dazu, so etwas zu tun. Du hast kein Recht dazu, mein Liebesleben zu sabotieren. Genauso wenig, wie du das Recht hattest, mein verdammtes Herz zu berühren und es damit für immer zu verfluchen.“ (S. 109 f.)
und
„Was zusammengehört, findet einen Weg. Egal, wie viele Extrameilen es manchmal sind, und egal, wie viele Felsen es zu überwinden gibt. Man darf nur nicht aufgeben, weil die Strecke einem gerade so holprig und schwierig erscheint.“ (S. 349)