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{Rezension} Aufstiegskampf:
Vom Seitenrand in die Primetime

Aufstiegskampf:
Vom Seitenrand in die Primetime
von Lena Cassel

Tropen
Paperback
Biografie
224 Seiten
ISBN: 978-3-608-50268-8
Ersterscheinung: 12.04.2025

Inhalt:
In „Aufstiegskampf“ erzählt Lena Cassel ihre ganz persönliche Geschichte – ehrlich, mutig und mitreißend. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen entdeckt sie früh ihre Liebe zum Fußball – ein Ort, an dem sie sich stark fühlt und der ihr Halt gibt. Als queere Frau in einer männerdominierten Sportwelt kämpft sie sich mit Beharrlichkeit, Talent und klarer Haltung in den Journalismus vor. Ihr Weg führt sie von der vermeintlichen Reservebank in der Archiv-Redaktion bis vor die Kameras großer Sportsendungen. Offen spricht sie über Herausforderungen, Ausgrenzung und Selbstzweifel – aber auch über erste Liebe, Verlust und das Gefühl, sich immer wieder behaupten zu müssen. Lena Cassels Geschichte ist dabei nicht nur ihr ganz persönlicher Aufstiegskampf, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen – und eine Hommage an den Fußball als Kraftquelle, Heimat und Bühne der Vielfalt.

Meinung:
Dieses Buch hat mich nicht nur berührt – es hat mich in vielen Momenten richtig gepackt. Als jemand, die selbst mit dem Ball groß geworden ist und davon träumt, irgendwann in der Fußballberichterstattung zu arbeiten, war dieses Buch für mich weit mehr als eine Biografie: Es war ein Spiegel, ein Mutmacher, ein Weckruf. Lena Cassel schreibt mit einer Klarheit und Offenheit, die mich oft schlucken ließ. Ihre Geschichte ist keine Heldenreise im klassischen Sinn, sondern ein ehrlicher, verletzlicher und gleichzeitig kämpferischer Bericht einer Frau, die sich weder in die zweite Reihe drängen noch die eigene Stimme leiser stellen lässt. Die Anekdoten aus ihrer Kindheit – etwa die Nächte allein mit ihrer Schwester, während die Mutter arbeitete – geben ihrem Weg eine emotionale Tiefe, die weit über sportliche Erfolge hinausgeht. Besonders eindrücklich fand ich ihre Beschreibung der eigenen Queerness und der ersten Liebe – das war so mutig und so wichtig. Und ja: Ich habe mich in vielen Momenten wiedererkannt. In dem Gefühl, als Mädchen im Fußball unterschätzt zu werden. In der Sehnsucht, ernst genommen zu werden, nicht als „zu laut“ oder „zu viel“ abgestempelt zu werden, sondern einfach man selbst sein zu dürfen. Lena zeigt mit jeder Seite: Authentizität ist keine Schwäche, sondern Stärke. Dass sie heute eine prominente Stimme im Sportjournalismus ist, fühlt sich beim Lesen nicht wie ein Zufall, sondern wie ein hart erkämpfter Sieg an – und genau darin liegt die Inspiration. Ihre Geschichte ist ein Beweis dafür, dass Herkunft, Gender oder sexuelle Orientierung keine Hindernisse sein dürfen, sondern Vielfalt eine Bereicherung ist. Und dass man sich Gehör verschaffen kann – mit Haltung, Herz und Entschlossenheit.

Fazit:
„Aufstiegskampf: Vom Seitenrand in die Primetime“ von Lena Cassel ist ein intensives, bewegendes und zutiefst authentisches Buch. Es erzählt nicht nur vom persönlichen Werdegang einer Sportjournalistin, sondern vom Kampf um Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung – im Fußball und darüber hinaus. Für junge Frauen wie mich, die selbst eine Zukunft in der Fußballberichterstattung anstreben, ist Lena Cassel eine echte Inspiration. Dieses Buch berührt, bestärkt und motiviert – und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Lieblingszitate:
„Und dabei war es nie mein Plan gewesen, in einem TV-Studio zu landen. Nie mein Traum gewesen, einmal Millionen von Zuschauern ein Fußballspiel näher zu bringen. Zuerst war da einfach diese große Liebe für den Sport. Für den Fußball.“ (S. 14)
und
„Es ist wichtig, dass Frauen endlich ihre Geschichten erzählen können. Dass die zahlreichen unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen Platz bekommen, nicht nur im Fußball, sondern in der ganzen Gesellschaft. In Talkshows sollte nicht länger nur eine Frau eingeladen werden, damit man in der Runde eben den Frauenplatz besetzt hat und sich nichts vorwerfen lassen muss. Als wären mit einer Frau alle Frauen abgedeckt, dabei muss es auch für Frauen Raum für Individualität geben. Wir müssen der Vielfalt, der Verschiedenartigkeit von Frauen Platz schaffen, um Repräsentation in allen Bereichen unserer Gesellschaft zu er-möglichen. Wir brauchen Diversität, um einen nachhaltigen Wandel zu vollziehen. Wenn wir auf eine größere Bandbreite von Geschichten zugreifen können, dann fühlen sich auch mehr Frauen angesprochen. Wenn sich mehr Frauen angesprochen fühlen, dann fühlen sich vielleicht auch mehr Frauen ermutigt, inspiriert und animiert, ihren Platz in dieser Gesellschaft einzufordern. Damit wir bald nicht mehr nur eine, sondern viele sind.“ (S. 215 f.)