{Rezension} In Richtung Stoppelfelder

In Richtung Stoppelfelder
von Lene Jansen

BoD (Books on Demand)
Roman
184 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-755702238
Ersterscheinung: 15.11.2021

Mein Lieblingszitat:
„Menschen wie du hätten Dauerkarten fürs Leben verdient.“ (S. 146)

Inhalt:
Auf dem Weg zur Beerdigung der besten Freundin begegnet Jule ihrer ersten großen Liebe Hannes. Die beiden sitzen ausgerechnet im gleichen Abteil auf der Zugfahrt von München ins Münsterland. Vor einem halben Leben haben die beiden gemeinsam die Heimat verlassen – nun sind sie seit etwas mehr als zehn Jahren getrennt. Diese siebenstündige Reise ist nicht nur eine Reise quer durch Deutschland, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit – vor allem aber auch eine Reise zu sich selbst.

Meinung:
Ich bin sprachlos – und wer mich kennt, weiß, dass dies äußerst selten geschieht. Aber dieses Buch hat mit mir etwas gemacht, was ich bisher so noch nicht kannte. Ohne jegliche Erwartung habe ich mich auf diese Zugfahrt eingelassen und ein wahres Sahnestückchen entdeckt. Ich habe nicht nur geschmunzelt, sondern Tränen gelacht. Der arme Hannes, der es immer und immer wieder auf die nette Art versuchte, ein friedliches Gespräch einzuleiten, und dann Jule, die immer und immer wieder zum Rundumschlag ausholte. Natürlich nicht ohne Grund, denn die Vorgeschichte, die die beiden Protagonisten haben, hat es schon in sich. Teilweise hatte ich wirklich großes Mitleid mit Hannes. Doch andererseits habe ich Jules Schlagfertigkeit bewundert und nur darauf gewartet, dass sie noch einen weiteren Spruch raushaut. Allerdings habe ich auch unsagbar viel geweint, denn auf diese Vielzahl der Emotionen war ich nicht gefasst. Dieses Auf und Ab der Gefühle erlebe ich sehr selten. Meistens sind die Geschichten so vorhersehbar, dass mich kaum noch etwas überraschen kann. Aber damit hatte ich nicht gerechnet… Ich meine, irgendwie denkt man immer, man weiß wie die Geschichte endet und nach ein paar Wirrungen und Wendepunkten kommt es schließlich zum Finale, dem Happy End. Diese Geschichte war aber so ganz anders – und auch wenn ich nicht mein mir erwünschtes Happy End erhalten habe, bin ich dennoch zufrieden, denn es war das beste Happy End für Jule – vielleicht auch für Hannes. Es hätte keinen besseren Schluss für diese Geschichte geben können. Genau dieses Ende macht diesen Roman so authentisch und real. Nachdem ich also einige Male während der Zugfahrt von München ins Münsterland das Taschentuch gezückt hatte und schließlich auch noch ein weiteres Taschentuch für das Zusatzkapitel aus der Sicht von Hannes benötigt habe, musste ich mich erst einmal sammeln. Ich würde euch so gerne vom Zelt und den vier Sturmschnüren oder von Riga erzählen, aber das sind alles Szenen, die ihr selbst lesen und erleben solltet. Diese Zugfahrt war für mich eine gefühlvolle und tiefgründige Reise, stellenweise auch äußerst unterhaltsam und vor allem sehr lehrreich, denn ich habe sehr viel für mich, für mein Leben und für meine Zukunft mitnehmen können. Manchmal braucht man selbst einen kleinen Stupser, um sich über einige Dinge im Leben klar zu werden und darüber nachzudenken, ob man zufrieden mit allem ist oder ob man doch vielleicht etwas ändern sollte und könnte. Vor allem Hannes‘ Worte beschäftigten mich sehr, denn „Jeder Tag mit einer Kommunikation, einer Konfrontation, einer Entscheidung setzt etwas in Bewegung, was wiederum andere Dinge nach sich zieht. Man kann diesem Einfluss auf der Welt nicht entkommen. … Selbst wenn man einen Tag mal nichts tut, hat das Konsequenzen.“ Aber auch unzählige andere Momente ließen mich aufhorchen und nachdenken. Einfach eine Geschichte fürs Herz, für die Seele und für den Kopf.

Fazit:
„In Richtung Stoppelfelder“ von Lene Jansen ist ein sehr emotionaler und äußerst berührender Roman. Diese Geschichte über die erste Liebe, wahre Freundschaft und Heimatverbundenheit hat mich sehr ergriffen und mächtig überrascht. Ich könnte das Buch jetzt mit 5 von 5 Sternchen bewerten, aber um ehrlich zu sein, ist das nicht genug. Dieses Debüt der Autorin war tatsächlich mein persönliches Lesehighlight des Jahres 2021.