Chaos Witches
Die falsche Auserwählte
von Caroline Brinkmann
dtv
Hardcover
Jugendbuch
416 Seiten
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-423-76504-6
Ersterscheinung: 14.03.2024
Zwei Mädchen, eine Krone und ein viel zu charmanter Feind
Inhalt:
Bereits vor sehr langer Zeit haben die Alchemisten alle Hexen mittels eines Fluchs entmachtet. Laut Prophezeiung ist Adelina Lighttower die auserwählte Hexe, die mächtig genug sein soll, den Fluch zu brechen. Doch leider kann Adelina keinen Funken Magie in sich entdecken, dabei wurde sie doch ihr ganzes Leben darauf vorbereitet, die nächste Hexenkönigin zu werden. Währenddessen erkennt Echoline Everglade, eine Waise, die von einer Pflegefamilie zur nächsten abgeschoben wird, dass sie offensichtlich über magische Fähigkeiten verfügt. Als Adelina und Echoline schließlich aufeinandertreffen, wird plötzlich allen klar, dass Adelina ihr Leben lang die falsche Auserwählte war. Und dann taucht auch noch der charmante Alchemist Tristan auf, der Adelina ein Angebot unterbreitet, das den Untergang der Hexen bedeuten könnte…
Meinung:
Caroline Brinkmann hat mich tatsächlich überrascht, denn diesen Plottwist sah ich nicht kommen… Aufgrund des Titels machte ich mir ein erstes Bild, weshalb in meinem Kopf zwei junge Hexen, die von einem Fettnäpfchen ins nächste treten, zum Leben erwachten. Neben dem fantastischen Cover überzeugte mich dann auch der Klappentext, sodass ich mir sicher war, dass dieses Buch grandios werden könnte. Nach zwei Kapiteln kamen mir allerdings Zweifel, denn die Geschichte verlief in meinem Kopf eigentlich irgendwie anders. Dass direkt am Anfang das Pulver verschossen wird, indem wir erfahren, dass Adelina, die felsenfest an die Prophezeiung glaubt, dass sie eines Tages die nächste Hexenkönigin werden soll, nun doch die falsche Hexe ist, hat mich regelrecht enttäuscht. Erst da fiel mir der Untertitel auf: „Die falsche Auserwählte“. Okay… Wieso gibt man auf dem Cover schon preis, dass die Protagonistin doch eher die tragische Heldin der Geschichte ist? Weil die Autorin es schlichtweg kann! Denn dieses Buch sprüht nur so vor Geschehnissen, Überraschungen und Wendungen. Ab Kapitel drei kommt dann die „richtige“ Auserwählte ins Spiel – was für ein genialer Schachzug. Mit Echoline hatte Adelina so ganz und gar nicht gerechnet. Und ich irgendwie auch nicht. Also nicht auf diese Weise. Die beiden Mädchen sind einzeln ganz nett, aber als Team einfach unschlagbar. Wie Schwestern halt so sind. Nun denn, ein Dream-Team allein macht noch lange kein Highlight aus diesem Buch, deshalb glaubt mir, da ist noch so viel mehr. Neben dem Antagonisten Blacky oder Tante Corentine, die mit allen Mitteln versucht, den Fluch mithilfe der Auserwählten – egal mit welcher – zu brechen, fand ich die tierischen Sidekicks einfach grandios. Einen Waschbären namens Unfug oder einen Wasserdrachen könnte ich mir auch ganz gut als Haustier vorstellen. So richtig umgehauen hat mich aber Tristan, der Alchemist mit den meeresblauen Augen. Kein Wunder, dass sich Adelina denkt: Mein Leben war so verdammt kompliziert und dieser Kuss hatte alles nur noch viel schlimmer gemacht.
Und als ob das nicht schon ausreichend wäre: Kaum merklich nickte er mir zu, als wollte er sagen. „Keine Sorge. Ich lass dich nicht im Stich.“
Dieser Tristan ist also absolutes (Book-)Boyfriend-Material. Und das Schlimme ist, dass er das ganz genau weiß: „Was soll ich sagen? Ich bin halt ein unglaublich liebenswerter Kerl.“
„Blödmann.“
Ich verdrehte die Augen, aber insgeheim stimmte ich ihm zu. Er war für mich dagewesen, als es sonst niemand war…
Und wenn ihr noch immer nicht so ganz von diesem Buch (und von Tristan) überzeugt seid, dann habe ich da noch ein letztes Zitat, das euch umhauen könnte:
„Ich mag dich… Ja, du siehst umwerfend aus. Selbst wenn du mit Schlick bedeckt bist, aber das ist nicht das, was ich meinte. Ich mag dich. … Ich mag deine Klugheit. Deinen Ehrgeiz. Deinen Mut. Deinen Fleiß. Dein großes Herz. Und deine weiche Seite, die du so gut versteckst.“ Seine Worte klangen nach allem, wonach ich mich sehnte. Gesehen zu werden als die Person, die ich war. Gemocht zu werden mit allmeinen Ecken und Kanten.
Fazit:
„Chaos Witches – Die falsche Auserwählte“ von Caroline Brinkmann ist eine humorvolle Hexen-Fantasy mit frischem Erzählton und starken Mädchenfiguren im Top-Setting Oxford für das Lesealter ab 13 Jahren. Die Geschichte einer designierten Thronfolgerin ohne magische Kräfte und einer Außenseiterin mit unerkannter Hexenpower hat mich unfassbar gut unterhalten, weshalb es von mir 5 von 5 Sternchen gibt.
Lieblingszitate:
„Man kann wohl nicht finden, was nie da war.“ (S. 66)
und
„Alle lachten. Ich hingegen fand meine Krone plötzlich viel zu schwer für meinen Kopf.“ (S. 182)
und
„Königinnen machen keine Fehler.“ „Natürlich tun sie das. Jeder tut das und das ist auch nicht schlimm, denn es zeigt, dass wir alle menschlich sind.“(S. 183)
und
„Weil wir alle etwas brauchen, an das wir glauben können.“ (S. 189)
und
„Ich spürte seinen Blick im Nacken, aber ich würde ihm nicht den Gefallen tun, über die Schulter zu sehen. Eine Königin drehte sich nie um.“ (S. 190)
und
„Eine gute Königin weiß, wann es an der Zeit ist, den Kopf zu senken, und wann es an der Zeit ist zu kämpfen. Manchmal muss Mann sich ergeben, um später Feuer zu spucken.“ (S. 195)
und
„Kaum merklich nickte er mir zu, als wollte er sagen: Keine Sorge. Ich lass dich nicht im Stich.“ (S. 240)
und
„Er war für mich da gewesen, als es sonst niemand war, aber auch wenn er mir Sicherheit gab, die ich mir so sehr wünschte, wollte ich mich nicht vollends fallen lassen. Ich konnte es nicht…“ (S. 244)
und
„Ich mag dich“, unterbrach er mich und drückte meine Hand etwas fester. Bestimmter. „ Ich meine, ja, ich weiß, dass ich gut aussehe, aber …“ Er räusperte sich verlegen. „Ja, du siehst umwerfend aus. Selbst wenn du mit Schlick bedeckt bist, aber das ist nicht das, was ich meinte. Ich mag dich …“ „Ich mag deine Klugheit.“ Bevor ich dazu einen Spruch bringen konnte, fuhr er fort: „Deinen Ehrgeiz. Deinen Mut. Deinen Fleiß. Dein großes Herz. Und deine weiche Seite, die du so gut versteckst.“ War das echt? Oder ein weiteres Spiel? Seine Worte klangen nach allem, wonach ich mich sehnte. Gesehen zu werden als die Person, die ich war. Gemocht zu werden mit all meinen Ecken und Kanten.“ (S. 290 f.)
und
„Ich öffnete meine Augen wieder und erwiderte seinen Blick, der sich in mein Herz geschlichen hatte. Und dieses Lächeln, etwas verwegen, etwas arrogant und trotzdem voller Zuneigung. „Das war …“ „ Ganz nett“, neckte ich ihn, bevor ich ihn näher an mich zog. „ Ganz nett“, flüsterte er und lachte. Ich mochte dieses Geräusch. Es war wie seine Stimme. Tief und warm. Und irgendwie erdete es mich. Meistens hatte ich das Gefühl, unter Strom zu stehen, aber jetzt, in diesem Moment war ich seltsam entspannt. (S. 292)
und
„Mein Leben war so verdammt kompliziert und dieser Kuss hatte alles nur noch viel schlimmer gemacht.“ (S. 308)
und
„Warum machst du das?“ Ich schluckte schwer, denn die nächsten Worte steckten mir im Hals fest. „Einmal Hexe, immer Hexe.“ (S. 334)